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THEMA: Technik und biologische Evolution
23 Antwort(en).
Dietmar
begann die Diskussion am 19.12.04 (13:35) :
Oder: Ersetzt die Technik die biologische Evolution?
Mit seinem Kopf, seinen Gliedmaßen und Sinnesorganen ist der Mensch das Ergebnis der Millionen Jahre andauernden biologischen Evolution. Als wesenlicher Unterschied zur Tierwelt hat er es schon sehr früh verstanden, Werkzeuge anzufertigen und zu gebrauchen. Dies war der Ausgangspunkt für die in den vergangenen zweihundert Jahren sich explosionshaft entwickelte, heutige technische Welt.
Dabei sehe ich technische Geräte im Sinne der Evolution als Weiterentwicklungen der natürlichen Gegebenheiten. Z.B. ist das menschliche Auge nur in der Lage, einen kleinen Ausschnitt des elektromagnetischen Spektrums in einer begrenzten Entfernung wahrzunehmen. Fernglas, Nachtsichtgeräte, Radargeräte, Fernrohre, Radiowellenempfänger u.s.w. haben die Möglichkeiten des Sinnesorgans "Auge" wesentlich erweitert. Die Möglichkeiten unserer Gehwerkzeuge haben wir über den Pferdewagen, die Schienenfahrzeuge und das Auto auch entsprechend ausgebaut. Es ließen sich noch viele weitere Beispiele bringen. Interessant als technische "Weiterenwicklung" unseres Gehirns ist die Informationsverarbeitung mit der Reihe: Schrifttafeln - Papyrusrollen - Buch - Computer zur Weitergabe und Verarbeitung unserer Erfahrungen.
Wieviel Millionen Jahre hätte die biologische Evolution gebraucht, um entsprechende "Sinnesorgane" hervorzubringen? Hätte sie sich überhaupt in diese Richtung entwickelt? Ist die biologische Evolution des Menschen damit zum Stillstand gekommen? Können wir Gesetze aus der natürlichen Evolution (materiell, biologisch, kulturell) übernehmen? Oder bildet die "technische Evolution" eine neue Ebene mit neuen Gesetzmäßigkeiten? Bis zu welchen Grenzen sollen wir die technische Evolution treiben? Brauchen wir überhaupt diese technische Evolution oder sollten wir uns mehr auf die natürlichen Gegebenheiten besinnen?
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schorsch
antwortete am 19.12.04 (18:15):
@ Dietmar: "...Wieviel Millionen Jahre hätte die biologische Evolution gebraucht, um entsprechende "Sinnesorgane" hervorzubringen?..."
WIR SIND die Evolution, Dietmar - oder sind wenigstens ein massgeblicher Teil davon!
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Karl
antwortete am 19.12.04 (22:00):
So kann man das sehen, Schorsch. Unsere Technik ist auch Teil der Evolution. Die Frage aber ist, laufen die Menschen in Zukunft alle als Cyborgs herum? Wer hat sich keinen Gedächtnischip einpflanzen lassen? Wer ist sensorisch noch nicht mit dem Cochlear Implant Version 100X ausgerüstet, das unser Hörvermögen auf Fledermaus-Ultraschallniveau verändert, aber auch wahlweise auf hundespezische Frequenzempfindlichkeit umschaltbar ist? Wer wird noch nicht die Vorteile des neuen Retinamodells 414X13 mit eingebautem Internetfenster nutzen und sich dem Fortschritt verweigert haben? Ja, gibt es eventuell sogar noch Menschen, die den altertümlichen Skelettbewegungsapparat nutzen, wo es doch inzwischen die komfortablen ultraschnellen Hirntransporter gibt? ;-))
@ Dietmar,
ja, ich glaube - provokativ formuliert - die biologische Evolution des Menschen in der Zukunft hat nur noch eine degenerative Richtung. Die biologischen Organe außer dem Gehirn werden bei Fehlfunktion ohne Hemmung durch sehr bald überlegene technische Apparate ersetzt. Beim Gehirn selbst wird man mit größerer Vorsicht an die Aufrüstung gehen, sie aber keinesfalls vernachlässigen. Sowohl pharmakologisch mit neuen, gentechnisch hergestellten zielgenauen "Drogen" als auch kybernetisch mit Chiptechnologie. Letzteres wird zunächst zur Steuerung bei Prothesen und zum Ersatz verlorener Sinne (Hören, Riechen, Tasten, Sehen) eingesetzt, bevor die technologisch überlegen werdenden Lösungen auch hier für Gesunde interessant werden, die sich im Wettbewerb mit den reinen Robots sehen. :-((
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Dietmar
antwortete am 19.12.04 (23:48):
Hallo Karl,
Du zeigst eine Reihe von faszinierenden Möglichkeiten auf, die zu einer Weiterentwicklung unserer technischen Welt in Bezug auf den Menschen führen können. Ich muß ehrlich gestehen, daß ich diese technische Abhängigkeit von "Zahnrädern" und "Chips" für sehr bedenklich halte:
"Ein Stromausfall in New York über ein paar Stunden führte zu einer Katastrophe."
Ich würde eher erwarten, daß aus biologischer Sicht eine Weiterentwicklung z.B. durch die Gentechnik stattfindet. Warum sollte man nicht krankhafte oder verbrauchte Organe durch körpereigene Züchtungen ersetzen, die gegenüber Krankheiten weniger anfällig sind? Oder ist es nicht möglich, auf biologischem Wege Sinnesorgane aus Körperzellen so zu züchten, daß sie erweiterte Wahrnehmungsfähigkeiten besitzen und sie dann transplantieren? Warum sollte es nicht möglich sein, Computer zu entwickeln, die anstatt aus Halbleitern aus Gehirnnervenzellen mit angepaßten Strukturen bestehen? Vielleicht ist es auch möglich, durch entsprechende Medikation das Gehirnwachstum während der Entwicklungsphase zu beinflussen und zu vergrößern? Kann der Mensch die biologische Evolution in dieser Richtung vielleicht beeinflussen und beschleunigen? Ich sehe in der biologischen Weiterentwicklung, die auf der "Naturebene" stattfindet, eher eine Chance als in der technisch, maschinellen Weiterentwicklung. Das setzt allerdings voraus, daß wir die Naturgesetze, die die Evolution bestimmen, genau kennen und auch in der Lage sind, sie umzusetzen.
Außerdem spielen dabei ethische Probleme mit dem Eingriff in die menschlich Persönlichkeit eine ganz entscheidende und gravierende Rolle, zu denen man klar Stellung beziehen muß. Ein äußerst heikles und sensibles Thema. Allein dieser Punkt führt zu der Erkenntnis, der Natur ihren freien Lauf zu lassen und die Möglichkeiten, die der Mensch theoretisch vielleicht besitzt, nicht zu verwirklichen und klare Grenzen zu sehen. Aber wer entscheidet darüber?
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Karl
antwortete am 20.12.04 (00:36):
Die Möglichkeiten und die Tendenzen in einer Entwicklung erkennen ist noch keine Bewertung. Ich stimme dir zu, dass die möglichen Entwicklungen enorme ethische Probleme aufwerfen. Die einen werden die Chancen, die es ohne Frage gibt, sehen, die anderen nur die Risiken. Deshalb wird es sehr viel Diskussionen geben, aber m. E. werden sich die neuen Technologien nicht unterdrücken lassen. Auf die Art der Anwendungen wird es ankommen.
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schorsch
antwortete am 20.12.04 (09:31):
Stellt euch mal vor, da stirbt ein Mensch - und seine Chips zwingen ihn, immer noch in der freien Wildbahn herum zu rennen!
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Dietmar
antwortete am 20.12.04 (12:07):
Hallo schorsch,
stell Dir umgekehrt vor, die Chips werden durch Fernsteuerung von irgendeiner Zentrale abgeschaltet und der Mensch stirbt.
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greisi
antwortete am 21.12.04 (01:06):
Muss ich doch noch zu später Stunde zu einem meiner 5 Lieblingsthemen meinen Senf dazu geben:
Ich stelle mir vor, dass die technischen Entwicklungen insbesondere der letzen paar Generationen zwar beeindruckend sind und sicher in Zukunft noch beeindruckendere Sachen bringen werden, aber ich glaube sie sind nur der sichtbare Ausdruck einer ganz anderen Entwicklung, die dahinter steht und sehr wohl was mit Evolution und Selektion zu tun hat, nämlich die Entwicklung des menschlichen Geistes. Das was die biologische Evolution als derzeitige uns bekannte Spitze tatsächlich hervorgebracht hat, ist ein Wesen, das ein Organ hat (praktischerweise kurz hinter den Augen und zwischen den Ohren platziert), welches zu Imagination, Vision, kritischer Abwägung, Unterscheidungsvermögen, blancker Spinnerei, tiefgehendem Mitgefühl, potentiell objektivierenden Urteilsvermögen, globaler - Individuen überschreitender - Zusammenarbeit und vielem anderem fähig ist. Das ist doch der eigentliche evolutive Schritt den die Menscheit gerade angefangen hat zu machen. Das ist doch die eigentlich herausragende Neuerung. Die technischen Leistungen sind da eher ein Nebenergebnis, welches nicht zu verachten ist. Denn auch das ist eine "Arbeitsweise" der Evolution, aus Nebenprodukten eine weiter Entwicklungslinie zu schmieden. Aber noch viel staunenswerter als der Computer an dem ich jetzt sitze und andere materialisierten Ideen, ist doch die Existenz von Ideen überhaupt.
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Roby
antwortete am 21.12.04 (08:24):
Ach du meine Güte!
Was wird denn hier alles durcheinander gebracht?!
Habt ihr keine anderen Sorgen, als zu rätseln ob und wie die Evolution weitergeht? Der liebe Gott hebt so nebenbei lächelnd und leicht drohend seinen Zeigefinger „He Jungs! Das ist mein Problem, das geht euch nichts an!“
Karl sagt „Unsere Technik ist auch Teil der Evolution.“. Zuvor hat Dietmar fast unbemerkt den Kardinalfehler eingebaut: „sehe ich technische Geräte im Sinne der Evolution als Weiterentwicklungen der natürlichen Gegebenheiten.“
Ich denke, dass Evolution die biologische Weiterentwicklung im Sinne von Anpassung auf Veränderungen der Natur zum Zweck des Überlebens ist. Und das wird nie abgeschlossen sein, weil die Natur sich ständig verändert (Hegel irrt, wenn er sagt „Was ist, ist vernünftig“,denn schon die alten Griechen wussten: „Alles ist in fluss“). Das hat nichts mit technischen Entwicklungen und Erfindungen des Lebewesens Mensch zu tun. Der liebe Charles Darwin würde euch böse anschauen, wenn ihr die Ergebnisse seiner Studien weiter so falsch interpretiert. Aber das müsst ihr nicht so ernst nehmen. Charles guckt nur so grimmig, weil es sich für einen Biologen so geziert. In Wirklichkeit lacht er innerlich und freut sich das er nicht vergessen ist.
Es ist amüsant, was sich ältere Herren so alles ausdenken, wenn sie gedankenversunken aus dem Fenster schauen und über die Natur und den Menschen grübeln.
Was meinst du, lieber Gott? Wollen wir ihnen weiter zu hören wenn ihre Phantasien Purzelbäume schlagen? Habt ihr gesehn? Er hat genickt – also macht weiter so, Jungs!
Robert
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schorsch
antwortete am 21.12.04 (09:17):
Vielleicht denkt er ja so: "Ich habe euch den Verstand gegeben - nun nutzt ihn"?
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Roby
antwortete am 21.12.04 (09:54):
Ich zwinker dir mal lachend mit dem linken Auge zurück, Schorschi
Erstens: „Er“ denkt nicht. Wenn er diese Fähigkeit hätte, sehe vieles anders (besser) aus auf unserem schönen blauen Planeten.
Zweitens: „Er“ ist kein männliches Wesen. Auch kein weibliches. Sächlich schon gar nicht!
Drittens: gehöre ich auch zu „euch“ – oder wolltest du mich ärgern?
Und Viertens: der Zusatz „nun nutzt ihn“ suggeriert untätige, faule Gehirne. Hm?... wen meinst du?
Du, Karl – ich war neulich beim Doktor. Hab so ein Formular ausfüllen müssen:
Geschlecht: a)männl. b) weibl. c) anderes
Hab zwischen Lachkrämpfen- und Tränen überlegt, ob ich bei c ein Kreuz mache. Was sagt der Biologe dazu?
Aber nehmt das alles nur nicht zu ernst, was ich hier pinsele. Ich bin ein Spaßvogel und heiße mich hier herzlich willkommen - sagt R. mit vorwurfsvollen Blick zu Schorsch, der mich gleich mit freundlichem Meckern begrüßt, statt „herzlich Willkomen“ zu sagen (oder wenigsten „grüß dich, Alter (54))
...und was den da Oben betrifft (hör mal weg, lieber Gott) – den gibt es nach meiner atheistischen Weltanschauung nicht... grinst
Robert
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Dietmar
antwortete am 21.12.04 (12:34):
Hallo Robert,
ich begrüße Dich hier in diesem Kreis und freue mich über Deine Diskussionsbeiträge. Das Thema "Evolution" ist in diesem Forum nicht neu und wurde bereits unter verschiedenen Aspekten diskutiert, weil es immer wieder interessant ist. Das zeigen auch die Artikel in populärwissenschaftlichen Zeitschriften wie z.B. "Spektrum der Wissenschaft".
Du hast recht mit Deiner Meinung, daß einiges durcheinander geworfen wird. Das hängt aber damit zusammen, daß der Begriff "Evolution" eigentlich vorher definiert werden müßte und man sich einigen müßte, über welche Ebene man spricht. Der aus dem Lateinischen abgeleitete Begriff (lat. evolvere = sich aus etwas herausentwickeln) wird wohl heute (als Erweiterung der Darwinschen Thesen) etwas allgemeiner gesehen. Man spricht (und das habe ich hier gelernt, siehe auch wikipedia) von einer
materiellen Evolution biologischen Evolution kulturellen Evolution und technologischen Evolution
Warum sollte man die technische Evolution nicht weiter unterteilen nach der "physikalischen Technik" und der "Biotechnik"?
Ich gebe zu, daß Ideen zu einer Zukunftsentwicklung oft reine Spekulation sind, aber warum sollte man darüber nicht auch einmal nachdenken und der Phantasie freien Lauf lassen? Die Naturwissenschaften haben schon immer Modelle entworfen, die die bestehenden Phänomene beschreiben aber auch zukünftige Entwicklungen voraussagen können. Eine Sonnenfinsternis oder die Stellung des Planeten Jupiter am Himmel können wir heute sehr genau für die nächsten hundert Jahre vorausberechnen. Auch die Entwicklung unserer Sonne als Fixstern zu einem "roten Riesen" in den nächsten Jahrmillionen ist mit den heute bekannten Modellvorstellungen möglich.
Ich freue mich über weitere Beiträge von Dir!
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Roby
antwortete am 21.12.04 (13:09):
Ok, Dietmar. Wenn dann der Karl auch noch zustimmt – dann geselle ich mich ab und zu in euren Kreis.
Evolution. Ihr habt also schon lange und ausführlich darüber geredet? Aha. Soso. Vielleicht bin ich etwas altmodisch – aber ich würde den Begriff gern dort lassen, wo er herkommt – in der Biologie. Alles andere... (Karl?! – sag doch auch mal was! Hilf mir mal) ... alles andere würde ich anders nennen. Also:
materiellen Entwicklung biologischen Evolution kulturellen Ausbreitung/Vielfalt o.ä. und technologische Weiterentwicklung
so in etwa. Damit stehe ich dem hochverehrten Herrn Darwin hilfreich zur Seite, um die Reinheit seiner Lehre, deren Sinn und Bedeutung zu wahren. Wenn ich aber toleriere, dass der Begriff Evolution für alle möglichen Veränderungen herhalten soll, dann komme ich letzten Endes zu solch lustig / komischen Konstruktionen, die Karl aufgezählt hat. Ich füge mal spaßeshalber hinzu:
wer hat noch kein kryptogimatesisches Pupsogoralimplantat? Damit kann man künstlich pupsen. Die Alleinanstrengung entfällt künftig. Gibt es noch Männer, die kein sexolitaxonisches Xykohochmachofon nutzen? .... verrat ich nich, was man damit machen kann ;-)))
Robert listig, fröhlich lachend und sich die Hände vor Kälte reibend...
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Felix
antwortete am 21.12.04 (18:45):
Ich weiss nicht recht, ob Robert wirklich ernsthaft mit uns diskutieren will ... oder eher seinen Spass mit uns treiben möchte?
An einer andern Stelle habe ich schon einmal darauf hingewiesen, dass die Evolution auf den verschiedenen Ebenen des Seins stattgefunden hat. Man könnte diese Ebenen auch als immer höhere komplexere Integrationsstufen bezeichnen. Fängt vielleicht schon im subatomaren Bereich bei der Entstehung der Elementarteilchen an. Ich erinnere da an die Stringtheorie. Später kommt es zur Bildung von Atomen mit Kern und Elektronenhülle. Ein langer Prozess führt von einfachen Molekülen bis zu komplexen Eiweissen und andern Riesenmolekülen. Dann beginnt erst die Entstehung des Lebens mit seinen spezifischen Kriterien. Nach der Zellbildung mit seinen Organellen beginnen sich diese zu Zellkollonien oder sogar zu Mehrzellern zu entwickeln. Die biologische Evolution im engeren Sinne lässt komplexe Lebewesen entstehen, die mit Hilfe von Sinnesorganen und Effektoren sich in die Umwelt integrieren und sie verändern. Es entstehen überindividuelle soziale Gebilde, die als Gesellschaft Kultur entwickeln und tradieren. Individuelle Lernprozesse werden so der nächsten Generation weitergegeben. Kulturtechniken wie Sprache und Schrift bis zu den heutigen elektronischen Medien helfen dabei. Eine Weiterentwicklung ist durch Genmanipulation oder Hybridisierung denkbar. Kybernetische Systeme, die ein direktes Zusammenspiel von Nervensystem und Elektronik darstellen. (Siehe auch meine Hirnlinge, die mit einem Minimum an Stoffwechsel und Energie auskommen)
Ja, ja .. Robert "Es ist amüsant, was sich ältere Herren so alles ausdenken, wenn sie gedankenversunken aus dem Fenster schauen und über die Natur und den Menschen grübeln. "
Bist du wirklich so überheblich?
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Herbstlicht
antwortete am 21.12.04 (19:26):
Hallo allerseits! Ihr könnt ganz schön spinnen. Das finde ich aber ausgezeichnet und bestätigt die kreative Evolution. Ich will also auch spinnen und wiederhole meine Vision, bei der ich zunächst bleibe. Ich sehe das so: Nachdem Karl mich auf die Systemtheorie hingewiesen hat, drehe ich das Ganze etwas um. Die evolutionäre Forderung an die Gehirne als System, interaktiv zu kommunizieren, könnte über Jahrmillionen eine elektromagnetische Vernetzung derselben gestalten und zwar derart, dass sich auf biochemische Weise allerfeinste Resonanzkreise (wie ich sie im Groben aus dem Amateurfunk kenne) bilden, unter gleichzeitiger Bildung von ganz feinen biochemischen Spulen (Induktivität)und Kondensatoren (Kapazität)die sich natürlich "automatisch" während ihrer Entstehung so zusammenschalten, dass sie in der Lage sind,als Schwingkreise elektromagnetische Schwingungen zu erzeugen. Die bereits vorhandenen Mikroströme könnten so mitbenutzt werden. Die technische Entwicklung wird dagegen einen unvorstellbaren Aufwärtstrend erfahren und eine ungeheure Entwicklung durchlaufen, die es uns eines ganz, ganz fernen Tages ermöglichen wird, komplexe Biosphären ins All zu schicken, die dann anstelle von Planeten der Menschheit neue Lebensbedingungen geben könnten und nun auf "unendliche" (?) Reisen gehen. Der Mensch wird Maschinenmenschen entwickeln, die durch Sicherheitsmechanismen davor bewahrt werden, die Führung zu übernehmen, und nur als Diener fungieren. Also eine Parallelentwicklung von Mensch und Maschine. Das alles muss noch vor dem Aufblähen der Sonne zu einem roten Riesen geschehen, aber wir haben ja noch Zeit. Wieviel? Eine Milliarde Jahre vielleicht? Oder? Das ist meine Vision, mehr nicht!
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Dietmar
antwortete am 21.12.04 (20:27):
Hallo zusammen, wehret den Anfängen! Ich habe versucht, eine sachliche Diskussion in Gang zu setzen und auch auf individuelle Meinungen einzugehen. Wenn ich allerdings merke, daß man in einzelnen Beiträgen versucht, die Dinge unsachlich, ironisch, lächerlich oder persönlich diskriminierend zu kommentieren, dann empfehle ich, diese Meinungen zu ignorieren nach meinem Managementgrundsatz: "Unrat vorbeischwimmen lassen!" Es wäre doch gelacht, wenn es in diesem neuen, elektronischen Medium nicht auch gelänge, daß sich letztendlich kultivierte, unter intelligenten Menschen übliche Umgangsformen durchsetzen.
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greisi
antwortete am 21.12.04 (23:53):
@herbstlicht Hm, also sicherlich werden die fernen Nachkommen der Menschen mal in ihrer Existenz nicht auf diesen Planeten beschränkt sein müssen. Ob sie allerdings in Biosphären durch die Räume gondeln kann man nicht wissen.
Ich habe mal ein Gedankenexperiment gemacht: Man denke sich einen Ingenieur vor sagen wir mal 150 Jahren. Man stelle ihn an das Ufer des Grand Canyen und sage ihm: "In 150 jahren wird es viele Menschen geben, die diese Stromschnellen so zum Spass herunterfahren. Wie wird wohl ein geeignetes Schiff dafür aussehen?". Möglicherweise denkt der Ingenieur dann darin irgend ein stahl-gepanzertes Monstrum zu bauen. Ob er auf die Idee kommen würde, dass ein ganz leichtes, kleines Boot, welches nur aus dünner Gummihaut und Luft besteht das geeignete Gefährt ist, halte ich für unwahrscheinlich. Genauso geht es uns. Wir überlegen wohin dies und jenes führt, ob die Menscheit ihre Probleme löst und wenn ja wie, ob sie nicht nur zum Mond sondern auch zu den Sternen oder Galaxien reisen wird und wie. Die letztendliche Zukunft ist dann doch ganz anders. Wahrscheinlich viel phantastischer, aber wohl auch technisch einfacher und unaufwendiger als wir es uns vorstellen können.
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Dietmar
antwortete am 22.12.04 (00:12):
Hallo Herbstlicht,
ich finde Deine Ausführungen hochinteressant, habe aber doch einige Bedenken anzumelden: Gehirnströme als Spannungsschwankungen haben eine Frequenz um die 20 Hz, also in einem sehr niedrigen, nicht hörbaren Frequenzbereich. Entsprechend dazu passende Schwingkreise aus Kondensatoren und Spulen hätten eine Dimension, die nicht in unsere Gehirne passen würden. Ich sehe bei der zukünftigen Evolution des Menschen eher die Biotechnik als die physikalisch-chemische Technik als Schrittmacher. Aber das ist Ansichtsache.
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Herbstlicht
antwortete am 01.01.05 (15:41):
In das Thema der biologischen Evolution in Verbindung mit Technik passt z.B. sehr gut die Entwicklung der Computer, die ja auch Roboter steuern, die dann wiederum den Menschen zunehmend unterstützen werden usw. Deshalb wird m.E. die künstliche Intelligenz (KI), die von der Informatik hauptsächlich in LISP geschrieben wird, künftig einen ganz bedeutenden Anteil an dieser Entwicklung haben. Doch sind die heutigen Rechner noch zu langsam, um z.B. eigenständig Problemlösungen zu finden etc. Rein numerisch aufgebaute Schachprogramme beispielsweise würden Zeiträume benötigen, für die das Lebensalter eines Schachspielers nicht ausreichen würde. Ein Schachcomputer, so habe ich gelesen, verwendet ab dem Zeitpunkt X heuristische Methoden, um eine streng mathematisch zu begründende Lösung zun erreichen, weil er zum einen nicht schnell genug ist, zum anderen aber die Algorithmen mit grösser werdenden Zahlen zunehmen. So gibt es 10 hoch 120 Züge beim Schach, aber 10 hoch 761 beim GO. Eine Möglichkeit, solch grosse Datenmengen bewältigen bzw. mathematischen Probleme lösen zu können, würden vielleicht Quantencomputer bieten. Da ergeben sich gegenwärtig zwei Möglichkeiten: Einerseits die Methode der Verschränkung zweier Partikel, wobei sich die Veränderung eines Patikels auf das andere auswirkt. Benannt als ERP-Paradoxon nach ihren Entdeckern Einstein, Podolsky und Rosen. Andererseits die Methode der Superposition und Dekohärenz. Es wären tausende von Quantenbits erforderlich, die zu so genannten Quantengattern verknüpft werden etc. Solche Quantencomputer könnten die KI unterstützen und wären für die bereits von Karl erwähnte Verschränkung der kulturellen mit der technischen Evolution ggf. von grosser Bedeutung. Die Entwicklung der Quantencomputer bilden derzeitig jedoch noch grosse Probleme, werden aber wahrscheinlich in Zukunft nicht mehr vernachlässigbar sein? Vielleicht kann jemand von Euch mehr als ich dazu sagen?
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Herbstlicht
antwortete am 01.01.05 (16:14):
Hallo Dietmar, ich komme noch einmal auf die Gehirnströme zu sprechen. Natürlich hast Du recht, wenn Du die niedrige Frequenz der Hirnströme bzw. Spannungsschwankungen ansprichst. Ich stelle mir jedoch vor, dass biologische Oszillatoren eine hohe Grundfrequenz als Trägerfrequenz erzeugen, die dann mit der niedrigen Hirnfrequenz moduliert wird, wie das gegenwärtig auch in der Sende/Empfangstechnik üblich ist. Im VHF-Bereich (UKW) mit Frequenzen von 30 - 300 MHz braucht man nur noch Spulen mit ganz wenigen Windungen aus dickem versilberten Draht. Besser jedoch wäre der UHF-Bereich mit 300 MHz - 3 GHz geeignet. Dort nimmt man keine Spulen, weil die Wellenlängen z.T. kleiner als die Bauteile sind und der Skin-Effekt eine aüsserst grosse Rolle spielt und die damit verbundene Strahlung etc. Deshalb verwendet man hier Topf- Rohr- und Leitungskreise. Ohne auf diese Kreise im einzelnen einzugehen, kann ich mir gut vorstellen, dass Topfkreise sich biologisch besser entwickeln würden als Schwingkreise aus Spule und Kondensator. Vielleicht wird sich das aber alles ganz anders entwickeln und Du könntest mit Deine chemisch-physikalischen Technik recht haben; wer weiss das schon. Ich denke bei all dem nur an 'meine' Theorie mit der parallelen Vernetzung der Gehirne, die dadurch ein steigendes Weltwissen gemeinsam besser verarbeiten könnten, da die Gehirne (Köpfe) nicht "unendlich" gross zu werden bräuchten. Das war's eigentlich von meiner Seite zu diesem Thema!
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schorsch
antwortete am 01.01.05 (19:21):
Möchte daran erinnern: In unserer Jugendzeit bastelten wir aus feinem isoliertem Draht und einem billigen Kristall einen so genannte Dedektor. Mit diesem konnten wir - ohne Stromquelle - Radio hören. "Ohne Strom" ist zwar nicht ganz richtig. Denn wenn man einen Kristall presst, erzeugt er einen schwachen Strom, der gerade reicht, um die Membran im Kopfhörer zum Vibrieren zu bringen.
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Dietmar
antwortete am 02.01.05 (14:11):
Hallo Herbstlicht,
zunächst noch alles Gute zum Neuen Jahr und vielen Dank für Deine Ausführungen.
Das Thema "Vernetzung von Gehirnen" ist schon öfter angesprochen worden. Wir können uns über die Sprache, Gesten und Schriftzeichen verständigen, aber stell Dir vor, das würde auch durch "Gedankenübertragung" funktionieren. Dann würde es ja möglich sein, in Erfahrung zu bringen, was der andere gerade denkt. Vielleicht ist diese individuelle Abschirmung der Gehirne von der Evolution sogar gewollt?
Wobei ich wieder bei einer der Anfangsfragen gelandet bin: Kennen wir überhaupt die Gesetze, Prinzipien und Regeln der Evolution? Nur dann sind Voraussagen für zukünftige Entwicklungen möglich.
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Dietmar
antwortete am 02.01.05 (14:19):
Hallo schorsch,
auch Dir alles Gute zum Neuen Jahr. Bei Deinem letzten Beitrag muße ich etwas schmunzeln. Auch ich habe mir als Bub einen Detektorempfänger gebaut, der keine Batterien benötigt, sondern nur über eine Antenne von der Senderleistung betrieben wird. Dieses Gerätchen steht heute noch in meinem Bücherschrank.
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