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THEMA: Chance oder Alptraum?
13 Antwort(en).
Margit
begann die Diskussion am 08.12.04 (07:56) :
Sensormütze liest Gedanken
so berichtet eine Schlazeile in Spiegel-online. Erstmals sei es Forschern gelungen, mit Signalen aus dem menschlichen Hirn einen Computer zu steuern, ohne den Testpersonen Chips oder Elektroden zu implantieren. Dank einer Sensormütze könnten vier Menschen allein Kraft ihrer Gedanken einen Cursor zielgenau bewegen.
Sicher ist das eine große Chance für Menschen mit schweren Behinderungen.
Mir kommt aber auch gleich eine Geschichte von Roald Dahl (in Küßchen, Küßchen) in den Sinn, in der das Gehirn eines Forschers nach seinem Tod (bzw. dem Tod seines übrigen Körpers) isoliert am Leben gehalten wird. Seine Witwe besucht den Rest ihres Mannes regelmäßig, um ihn zu ärgern - seine Möglichkeiten, sich zu wehren, sind äußerst begrenzt....
Wie lässt sich eine solche Sensormütze weiterentwickeln für den Gebrauch von totalitären Regimen oder militärisch nutzen?
Eine Menge Fragen, bei denen Wissenschaft und Technik Science fiction Geschichten ein- oder überholen?
Internet-Tipp: https://kuerzer.de/U1Z4nRQfy
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DorisW
antwortete am 08.12.04 (14:07):
Obwohl eher skeptisch und gewiss nicht blind fortschrittsgläubig, finde ich diese Möglichkeiten erst mal faszinierend und denke dabei nicht gleich an Missbrauchsmöglichkeiten.
Wo siehst du die Gefahren, Margit?
Eine gedankengesteuerte Rakete ist jedenfalls nicht schlimmer als eine per Knopfdruck gestartete :-(
An die Geschichte von Roald Dahl erinnere ich mich übrigens auch gut. Ich glaube, von dem armen Kerl war neben dem Gehirn auch noch ein Auge übrig, so dass er z.B. hilflos mitansehen musste, wie seine Frau ihm voller Genuss den Zigarettenrauch entgegenpustete (was ihr zu seinen "Leb"zeiten nicht erlaubt war...) :-)
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Karl
antwortete am 10.12.04 (09:06):
Ich sehe beides. Der Zusammenfluß der Neurowissenschaften mit den Informationswissenschaften ist eine Revolution ungeahnten Ausmaßes. In evolutiven Zeitmaßstäben gerechnet ist es ein Explosion. Niemand weiß heute, was am Ende herauskommt und ob ein Ende überhaupt existiert.
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wanda
antwortete am 11.12.04 (18:31):
für mich zeigen sich in erster Linie die positiven Seiten. Ich kannte Menschen , die nur durch die Bewegung des Kinns Buchstaben auslösen konnten und damit Briefe schrieben. Wer das nie gesehen hat, kann sich nicht vorstellen, wie mühsam so etwas ist. Totale Regime werden sich immer durchsetzen - leider - und militärisch nutzen läßt sich auch fast alles - deshalb darf man nicht auf die Fortschritte der Neurowissenschaften verzichten.
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seewolf
antwortete am 12.12.04 (01:30):
"Angst essen Seele auf..."
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Karl
antwortete am 13.12.04 (07:39):
Sehe ich nicht so, Seewolf. Die Folgeabschätzung zum technologischen Wandel ist absolut notwendig. Auch negative Folgen dürfen erwähnt werden, wenn sie möglich sind.
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Felix
antwortete am 14.12.04 (01:17):
Die Zukunft kommt uns näher. In den 60er Jahren schilderte ich in einem Essay, das im Rahmen einer Einführung in die Kybernetik als futurologische Glosse gemeint war, folgendes zukünftiges Szenario:
Die Menscheit muss sich zwangsläufig im Verbrauch von Energie und Rohstoffen beschränken. Das am Lebenerhalten eines ganzen Körpers mit all seinen Organen konnte man sich nicht mehr leisten. Das Gehirn wird separat mit einem geschlossenen Kreislauf am Leben erhalten. Ein Minimum an Energie und Nährstoffen genügt dazu. Eine Adapterhaube ermöglicht den Informationsaustausch mit der Aussenwelt. Alle reizvollen Sinneseindrücke und Gefühle lassen sich als Belohnung für gute Leistungen aufs Hirn übertragen. Besonders erlebnisfähige Ganzmenschen leben diese Reizsituationen vor. Ihre dabei erlebten Sinneseindrücke und Emotionen werden abgezapft und auf Datenträgern festgehalten. Ein köstliches Mahl, ein erotisches Erlebnis, des Gefühl eines Seiltänzlers, eines Skirennfahrers, einer Balletteuse oder eines mutigen Stierkäpfers kann so stimuliert werden, dass das Erleben vom echten nicht unterscheidbar ist. Ja natürlich ... auch grausam bestrafen könnte man ... ohne Spuren zu hinterlassen. Solche Hirnwesen liessen sich auch auf sehr lange Streifzüge durchs Weltall schicken. Ganzmenschen braucht es dann nur noch in beschränkter Anzahl als Operateure und für die Wartung des Systems. Für die Vermehrung geht man schon lange andere Wege! Ganzmenschen werden nach Ablauf einer bestimmten Zeit zu Hirnwesen umgestaltet. Sie fassen dies sogar als verdiente Würdigung ihres Arbeitslebens auf.
Denkbar wäre ja, dass ich bereits nur noch als Hirnwesen existiere. Meine realistische Erfahrungen als Ganzmensch hat man vor meiner Entkörperung jahrelang aufgezeichnet ... und nun bin ich nur noch hirnstimuliert .... &:>)))
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schorsch
antwortete am 14.12.04 (14:03):
Wohl nicht ganz unrecht, dieses Szenarium, Felix. Es erinnert mich an die Phantomschmerzen, die einen Beinamputierten glauben lassen, sein Bein sei noch vorhanden. Warum sollte also der Körperamputierte nicht noch seinen Körper fühlen können? Zudem: Es wird in vielen Büchern beschrieben, dass ein Kopf, der durch Enthauptung von seinem Körper getrennt wurde, immer noch fähig ist, mit den Augen und dem Mund zu reden.
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DorisW
antwortete am 14.12.04 (16:24):
Alle Achtung, noch nach der Enthauptung mit den Augen zu reden - das kann ich ja noch nicht mal zu Lebzeiten, Schorsch...
Obwohl - wenn ich's mir recht überlege, kann ich's doch - manche verstehen's, manche nicht ;-)
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mart
antwortete am 14.12.04 (16:24):
Kürzlich Diplomarbeit in Automationstechnik am NBI in der Schweiz gesehen:
Außenanliegende Elektroden am gelähmten Arm - damit konnte drei Finger einer Greifhand, die natürlich auch meter- bis kilometer- bis .....meter entfernt sind, gesteuert werden.
Es ist tatsächlich enorm, was in dieser Technik noch alles drinnen stecken mag - und ich würde sagen, die positiven Möglichkeiten für gelähmte Menschen überwiegen hundertprozentig!
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schorsch
antwortete am 15.12.04 (11:20):
Doris, schau mal dieses Zeichen (;--))). So kannst auch du noch zwinkern und damit eine Botschaft aussenden (= reden), wenn Kopf und Rumpf sich selbständig gemacht haben!
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Felix
antwortete am 16.12.04 (17:01):
Ich könnte mir in Zukunft auch eine Gesellschaft vorstellen, die die Leistungen ihrer Mitglieder nicht mit Geld sondern mit Befriedigung durch einen Hirnadapter entlöhnt.
Geld ist ja ein Mittel zur Befriedigung diverser Bedürfnisse. Die Grundbedürfnisse wie Ernährung, Flüssigkeits- und Luftzufuhr oder Schutz vor Witterungseinflüsse etc. wären für alle gleichermassen garantiert und abgedeckt. Aber Lustgefühle, Genüsslichkeiten, Erlebnissreichtum, Nervenkitzel, Kunstgenuss etc. würden als Belohnung für Arbeit und persönlichen Einsatz leistungsabhängig gewährt.
Die Uebertragungsprogramme, vorgelebt von dazu besonders begabten Personen, wären auf Datenträgern aufgezeichnet und nur nach abgesicherten Verfahren, wie bei einem Bankomaten, abrufbar.
Oekologisch wirkungsvoll wäre die Beschränkung des Energiebedarfs und der Rohstoffe auf ein lächerliches Minimum. Bedarf nach eigener Mobilität oder Luxusverhalten gäbe es keinen mehr! Die noch vorhandenen Ressourcen würden dann für lange ausreichen!
Auch Lustempfindungen des anderen Geschlechtes oder der Nervenkitzel eines Extremsportlers oder Kampfpiloten würden nacherlebbar.
Das Risiko somatischer Schäden wäre minim. Ich kann mir bei extremen Empfindungen und Erlebnissen das Auftreten psychosomatischer Reaktionen und Neurotisierungen vorstellen.
Ein Grenzfall mit einem gewissen Risiko wären z.B. die aufgezeichneten Empfindungen eines sterbenden oder tödlichverletzten Menschen ........
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schorsch
antwortete am 17.12.04 (09:31):
Vermutlich ginge das, Felix. Aber warum dann nicht gleich den Körper entsorgen, den Kopf zusätzlich an einer Maschine anschliessen, die Sauerstoff-gesättigtes Blut in die Gehirnwindungen strömen lässt? Das käme doch viiiiel billiger als Altersheime (;--))))
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malte
antwortete am 18.12.04 (23:53):
Das wäre Horror plus. Erinnert mich an den Film Matrix.
Internet-Tipp: https://www.epilog.de/Film/M_Mb/Matrix_USA_1999.htm
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