Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"
THEMA: Zum Film „Die Flucht“
2 Antwort(en).
DietrichStahlb
begann die Diskussion am 08.03.07 (18:22) :
Es ist wichtig, auf die Ursachen hinzuweisen, die schließlich dazu geführt haben, dass auch wir Ostpreußen gezwungen waren, unsere Heimat zu verlassen, um unser nacktes Leben zu retten. Die Kausalkette, die Kette von Ursachen und Wirkungen, reicht tief in die deutsche Geschichte hinein.
Ich habe selber als Siebzehnjähriger gesehen – ich muss sagen: unkritisch wahrgenommen, dass der ostpreußische Adel in den Nationalsozialismus ebenso verstrickt war wie das Bürgertum, und erinnere mich an eine junge Baroness, die HJ-Führer auf das Rittergut ihrer Schwiegereltern geladen hatte, um den „Heldentod“ ihres Mannes zu feiern. Ein Leutnant war es gewesen, kaum viel älter als wir, ein ehemaliger Mitschüler, ein paar Klassen über uns. Die junge Soldatenwitwe führte uns zu einem eigens für diese Feier errichteten Hausaltar, und stolz zeigte sie uns alles, was sich darauf befand: Briefe, Fotos, Uniformstücke und Orden.
"Er ist für den Führer gefallen", sagte sie. Der Stolz hatte ihre Trauer verdrängt. Mich hat dieses Erlebnis in meinem Glauben an „Führer, Volk und Vaterland“ bestärkt. Erst nach 45 wurden mir die Augen geöffnet – von jüdischen Emigranten, die nach Deutschland zurückgekehrt waren, Sozialdemokraten und Kommunisten…
Internet-Tipp: https://www.dietrichstahlbaum.de
|
dutchweepee
antwortete am 08.03.07 (18:59):
die rechten freikorps (aus denen sich später die SS formierte) haben sich nach dem ersten weltkrieg vor allem in den deutschen ostgebieten formiert und organisiert - das war nur durch die unterstützung der dortigen landjunker möglich.
wahrscheinlich war dieser teil deutschlands der reaktionärste überhaupt und vor allem der landadel versprach sich den grössten vorteil von der eroberung neuer gebiete im osten.
interessante literatur in diesem zusammenhang: "der tod ist mein beruf" von robert merle (es geht um den lagerkommandanten von auschwitz).
|
Carlos1
antwortete am 08.03.07 (20:39):
Dass ein Gefreiter aus Österreich deutscher Reichskanzler werden konnte, obwohl der Herr auf Gut Neudeck den "böhmischen" Gefreiten nicht leiden konnte, haben wir nicht nur aber u.a. auch den Einflüsterungen der Gutsnachbarn des Reichspräsidenten zu verdanken besonders einem Herrn Oldenburg-Januschau. Die Inhaber der defizitären Großgüter des deutschen Ostens sahen in der Osthilfe des Staates, mit der dieser die Agrarpleitiers aufzukaufen versuchte und das Land an Kleinbauern gab, nur "Agrarbolschewismus", eine völlige Verkennung der Realität.
|
|