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THEMA: Der Polizei ihren Respekt
24 Antwort(en).
gerald
begann die Diskussion am 14.02.07 (20:22) :
Wo sind wir hingeraten?! Da jagt in Leipzig nach einem Fußballspiel eine Horde von Schlägern die Polizei durch die Straßen, wirft mit Steinen, schießt gezielt, verletzt Beamte. Diese sind mit 300 zu 800 in der Unterzahl, und sehen keinen anderen Weg, als den des Davonlaufens. Die Staatsmacht kapituliert vor dem organisierten Mob, mir wird schlecht dabei. Diese Randalierer interessiert weder Fußball noch anderer Sport, DIE wollen nur Krawall, Zerstörung und nicht ganz nebenbei - den Angriff auf unseren Staat. Es ist bedauerlich, dass unsere Polizei ganz offensichtlich nicht so darf, wie sie könnte und auch will. Normalerweise gehören solche Verbrecher zunächst mal ordentlich durchgeprügelt, und anschließend von Schnellgerichten, die sinnvollerweise gleich in den Stadien stationiert werden sollten, verurteilt. Schnelle Bestrafung zieht erwießenermaßen recht gut. Dabei kämen nämlich auch solche scheinheiligen Argumente, wie schwere Kindheit, oder als Jugendlicher mal zu heiß gebadet usw. gar nicht erst zum tragen. In dieser Beziehung kann unser antiautoritärer alt-68-er Staat noch ne ganze Menge von der Straffheit des Durchgreifens in der "DDR" lernen. Mit solchen Verbrechern wäre dort nicht zimperlich umgegangen worden. Und - ein bißchen Bautzen täte diesem asozialen Pack sehr gut.
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dutchweepee
antwortete am 14.02.07 (20:29):
alle in´s arbeitslager stecken! ...oder besser: rube ab!
jetzt schreit der bürger schon nach den zonen-VOPOs ...ich glaub´s nicht.
gerald - du disqualifizierst dich selbst!
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gerald
antwortete am 14.02.07 (21:47):
Ich weiß ja dutchweepee, dass Du, wie Du selbst einmal sagtest, aufgrund Deiner Ausbildung als OaZ in der vorteilhaften Lage bist, diesen Schlägern massenhaft Arme und Beine zu brechen, und bruce willis-ähnlich wehrhaft deinem Mann zu stehen. Prima für Dich. Blöd ist nur, dass der eine oder andere Mitbürger nicht über diese Mittel verfügt, und deshalb den Polizist zu seinem eigenen Schutz ganz gern präsent wüsste. Das hat ganz und gar nichts mit dem ewigen "Arbeitslager-" und "Rübe-ab" -Gesülze gemein.
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pilli
antwortete am 14.02.07 (21:52):
abgesehen vom *haut-sie-haut-sie-auf die schnauze* jargon, das du gerald mit diesem beitrag vorbildlich präsentierst, sind laut Netzeitung und anderen diese szenen im östlichen teil der nation eher eine ausnahme:
...
"Problematische Szene
Johannes Stender: So ein Vorfall wie in Leipzig ist, wenn man die letzten Jahre betrachtet, eher die unrühmliche Ausnahme, oder zumindest ein Ausschlag nach oben. Dass die Szene von Lok Leipzig nicht ganz einfach ist, ist nichts Neues. Das Hakenkreuz, das einige Anhänger bei einem Jugendspiel gebildet haben, ging ja durch die Presse. Es ist sicher eine problematische Szene, die sich da wieder gebildet hat, nachdem der Verein sich wieder neu gegründet hat. Ich finde es aber schwierig, so einen Vorfall zu verallgemeinern. Man sollte das als einen - wenn auch extremen - Ausnahmefall sehen.
Netzeitung.de: Erst im Oktober vergangenen Jahres hat es in Dresden, in Zwickau und in Berlin ähnliche Auseinandersetzungen gegeben. Von einem Einzelfall zu sprechen, erscheint schwierig. Hat nicht vielmehr der ostdeutsche Fußball ein massives Gewaltproblem?"
mehr dazu im u.a. link
Internet-Tipp: https://www.netzeitung.de/sport/530750.html
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gerald
antwortete am 14.02.07 (22:02):
Mag sein, es ist eine Ausnahme. Möglich aber auch, es ist ein Beginn.
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pilli
antwortete am 14.02.07 (22:30):
meiner persönlichen erfahrung nach, leisten polizeibeamte und hier besonders die für die fan-betreuung in den clubs verantwortlichen gute arbeit am rande des spielfeldes und auch "unerkannt" in der Hooligan-Szene.
die "aufmischer" sind in vielen fällen bekannt und werden beobachtet; stadion-verbote augesprochen und ordentliche gerichtsverfahren eingeleitet...und das ist gut so!
diese polizisten "prügeln auch nicht durch" sondern versuchen...oft mit erfolg, mit den ihnen zur verfügung stehenden rechtlichen mitteln...zu überzeugen, warum gewalt nicht eskalieren darf; und dafür gebührt ihnen respekt.
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gerald
antwortete am 14.02.07 (22:39):
Na dann ist ja alles supi-gut. Dumm nur, dass sich die Hools in Leipzig nicht durch die deeskalierende Worte von ihrer Gewalt-Ideologie abbringen lassen. Ich erwarte das auch nicht von Schlägern und potentiellen Mördern. Du etwa?
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dutchweepee
antwortete am 14.02.07 (22:49):
deeskalation ist in der tat die einzige antwort. wenn die "staatsmacht" aufrüstet, werden das die hooligans auch machen. für 250 euro kann man (nicht nur) unweit des brandenburger tores eine AK-47 kaufen.
deeskalation ist der einzige weg!
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pilli
antwortete am 15.02.07 (00:31):
ja gerald
erwarte ich!
nach jahren der angst und sorge um meinen neffen, der mit jungen jahren, von der familie erst unbemerkt, sich der szene zugehörig fühlte, die mit gewalt meinte, gewinn oder verlust begleitend zu "feiern", wie sich später zeigte.
niemand von uns wäre auf die idee gekommen, diese honorige runde von jungen bankern, ingenieuren und "braven" familienväter, die ihn und seine freunde mitnahm zu auswärts-spielen, würde im gemieteten bus schlips und sakko tauschen gegen lederjacken und schlagringen.
erst als die ersten anzeigen eintrafen und stadion-verbote ausgesprochen wurden, suchten "wir" hilfe, weil uns erst da bekannt wurde, wie sehr er beteiligt war.
offen wurde das problem mit ihm und allen in der familie angesprochen, nix unter den teppich gekehrt und selbst die mum, seine grossmutter nicht geschont.
wir wollten ihm damit zeigen, dass wir da sind für ihn, auch in schwierigen zeiten; aber gleichzeitig haben eltern und wir auch signalisiert, das es keinerlei verständnis hat für diese art der so eskalierenden fan-begeisterung.
unabhängig davon habe ich mit der hilfe von seinerzeitigem partner und bekannten, kontakt aufnehmen können mit beamten der Kölner Polizei, die im bereich der fan-betreuung arbeiten und erfuhr auf diesem wege, wie die beamten mit ihren kollegen in den anderen städten zusammenarbeiten, welche listen geführt werden über "macher" und "mitläufer" aber auch, wie infrage kommende störer bis in den privaten bereich beobachtet werden.
wenn damit auch geklärt wurde, dass mein neffe nicht dem kreis der rechtsradiklen Hools angehörte und eher als "mitläufer" eingeschätzt wurde, verkannte niemand von uns, wie gross die gefahr seinerzeit des "abrutschens" gegeben war.
ein spiel des FC Köln gegen Rostock, bei dem mein neffe bei einer prügelei einen handbruch hatte und von dem Rostocker polizisten, der kontakt mit den Kölner Kollegen hatte und ihn sowie die angereiste fan-gruppe "beobachtete", aus dem "gemenge" holte und persönlich erst ins krankenhaus fuhr und dann zum bahnhof mit der ankündigung, dass Kölner beamte ihn dort in empfang nehmen und nach haus geleiten würden, brachte die wendung.
seit jahren ist aus meiner sicht dank vieler gespräche und dem mehr als nur dienstlichen kontakt mit den fan-betreuern der polizei, das alles vergangenheit; mein neffe hat geheiratet, ist liebevoller vater und fussball-spiele werden vor dem fernseher angeschaut und eine für uns alle schwierige zeit wurde seinerzeit durch das "miteinander wirken" mit den polizeibeamten erträglicher.
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dutchweepee
antwortete am 15.02.07 (01:49):
wir reden hier oft über süchte: rauchen, alkohol, heroin ...auch diese schlägereien können dazu gehören. es gibt nahezu einen "schlägerei-tourismus". für die beteiligten kommt es weniger darauf an, ob wismut aue spielt, ein castor transport gestoppt werden muss, oder die NPD aufmarschiert.
wir haben das selbst als ANTIFA realisieren müssen. während wir organisiert einen lautstarken, störenden protest aufgebaut haben, gab es immer wieder "fremde" die schlagend auf die polizisten losgegangen sind. diese wurden dann meist im TV als "autonome" gezeigt.
ich bin ein wenig ratlos gegenüber dieser gewaltbereitschaft, da ich nie mit dem willen zur schlägerei eine demonstration besuche. aber verhaun lass ich mich auch nicht.
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Medea.
antwortete am 15.02.07 (06:33):
"niemand von uns wäre auf die idee gekommen, diese honorige runde von jungen bankern, ingenieuren und "braven" familienväter, die ihn und seine freunde mitnahm zu auswärts-spielen, würde im gemieteten bus schlips und sakko tauschen gegen lederjacken und schlagringen." (Pilli)
"diese honorige Runde", bewaffnet mit Schlagringen, wird doch nicht nur zugeschlagen, sondern auch Gegenprügel eingesteckt haben, die zu Verletzungen führten (blaues Auge etc.) Da muß es doch, wieder in Schlips und Sakko, Erklärungsbedarf zu Hause gegeben haben?
Was Polizeibeamte leisten, welchem Streß sie täglich ausgesetzt werden, ist mir ebenfalls aus erster Hand bekannt. Ihnen gehört seit Jahren auch mein Respekt.
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pilli
antwortete am 15.02.07 (08:50):
Medea
bereits 2003 schrieb ich zum thema "asozial" folgenden beitrag; ich kopiere mal im zusammenhang aus diesem threat:
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pilli antwortete am 07.05.03 (23:30):
Medea. antwortete am 05.05.03 (19:36): Ich kann manchmal auch so richtig a-sozial sein, wenn ich einem Widerling heftig in den Hintern treten möchte. :-)
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zu diesem beitrag möchte ich einen ausschnitt der folgenden hp anbieten. ich wohne in der nähe eines fußball-stadions und meide an den spieltagen eine bestimmte straßenkreuzung...hier treffen sich vor beginn des spieles radikale fan-gruppen unter den augen zahlreicher polizisten und "stimmen" sich auf das spiel ein. eine gemeinschaft, die, so wie ich in einem gespräch mit einem der "fan-betreuer" erfuhr, enge kontakte pflegt und eindeutig gleiche absichten "radikal" dokumentiert.
"Hooligans" a-sozial?
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ich möchte einen teilausschnitt dieser seite zitieren:
Über die Geschichte des Begriffes Hooligan gibt es keine eindeutige Zuordnung. Eine Version sieht darin einen Kunstbegriff aus dem Englischen, sinngemäß wird es mit Straßenrowdy oder Halbstarker übersetzt. Eine andere Variante: Das irische Wort hooley (Sauforgie) wurde zu Hooligan verdreht..
Die Faszination der Gewalt kennt keine gesellschaftlichen Grenzen. Deutsche Soziologen wissen, daß unter ihren Hooligans auch die Mittel- und Oberschicht zu finden ist. Ärzte, Juristen, Kaufleute, Ingenieure und fast immer Familienväter. Biedere Deutsche, die während der Woche hart arbeiten und am Wochenende am Fußballplatz die Sau raus lassen, wie Gunther Pilz von der Universität Hannover analysiert. Sie erleben beim Prügeln den Kick, den andere beim Bungeejumping oder Abenteuerurlaub suchen. Gewalt ist für diese Menschen eine Art Droge. Sie brechen aus den Zwängen des Alltags aus, sie sprengen ihr Korsett und befriedigen so ihre gewaltbetonten Gefühle. Zuschlagen, der ultimative Kick für brave Bürger. Das Landeskriminalamt Düsseldorf schätzt die Zahl der gewaltbereiten deutschen Hools auf 4000 bis 6000.Selbstverständlich, jedoch in deutlicher Minderheit, sind darunter auch Jugendliche, die für rechtsradikale Tendenzen empfänglich sind. Das im Grunde unauffällige Äußere der Hools in T-Shirt, Jeans und Turnschuhen gleicht einer Uniform im Tarnlook und gehört zu ihrem Konzept. Sie wollen aus dem anonymen Nichts auftauchen, wahllos oder zielgerichtet (ohne Waffe) prügeln und dann, nach dem Kick, im Nichts wieder verschwinden. Heimkehren zur Familie. Kraft getankt und Lust befriedigt.
fortsetzung
Internet-Tipp: https://www.hooligans.de/forum/
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pilli
antwortete am 15.02.07 (08:51):
Diese anonymen Hools wollen aber noch etwas: Der Haß von möglichst vielen Seiten ist ihnen wichtig, schrieb die Süddeutsche Zeitung, es kommt ihnen darauf an, von möglichst wenigen Seiten akzeptiert zu werden. In dieser Rolle wird nichts von einem erwartet - außer Ärger.
Also exakt das Gegenteil, das von den rund 30jährigen, in ihren Berufen durchaus erfolgreichen Akademikern in ihrem Alltag erwartet wird.
Der amerikanische Ethnologe Bill Buford, heute 38, hat acht Jahre lang ein bemerkenswertes Doppelleben geführt. Während er unter der Woche eine Londoner Zeitschrift für Literatur herausgab, begleitete er an den Wochenenden die Fans von Manchester United auf ihren Kriegszügen durch Europa. Der Cambridge-Absolvent, ein Schöngeist durch und durch, kroch mit den Hooligans in Pub-Höhlen und betrank sich mit ihnen bis zur Besinnungslosigkeit. Immer dabei sein Notizblock. Penibel zeichnete er (nüchtern) seine Erfahrungen auf, alptraumartige Szenen voll scheußlicher Einzelheiten. Sein Buch Geil auf Gewalt. Unter Hooligans ist 1992 im Hanser-Verlag erschienen. Es ist von einer eisigen, amoralischen Präzision, die an die Kriegstagebücher Ernst Jüngers erinnert, schrieb der Spiegel...."
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gewalt als nicht nur "gewünschte" kick-droge, Medea.
wie in deinem seinerzeitigen beitrag zu lesen ist, real zu erleben, das sind mit die gründe der Hooligans, dazu dann die durch massenveranstaltungen aufgeputschte liga der rechtsradikalen...da wird deutlich, warum die psyscho-jungs und mädelz so eingehend diese problematik thematisieren.
wenn du interessiert bist, klick mal den u.a. link an. dort findet jeder, der sucht, zahlreiche links zu den "Ultras" aus der europaweiten "Ultra-Szene"; auch die Polizei :-); die wissen schon sehr gut, wann sie wo den einsatz planen.
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pilli
antwortete am 15.02.07 (09:31):
dutchie :-)
für dich habe ich gestern nacht noch bissi recherchiert; guck mal link!
sorry gerald,
ich verkenne deine sorge bestimmt nicht und habe aus allernächster nähe gesehen, wie ich dir gerne geschildert habe, dass die polizeibeamten eben nicht hilflos den problemen gegenüberstehen. sie handeln im rahmen ihres gesetzlichen auftrages und als tochter eines ehemaligen polizisten, weiß ich gut, wie sehr die Polizei angewiesen ist auf die mitarbeit von allen, deren demokratie es zu schützen gilt.
nicht immer nur nach schnellgerichten und dem henker schreien hilft m.e. dabei.
dutchie, diese hausarbeit fand, aus der ich zitieren möchte:
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"Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit Dresden (FH) Seminar: Aggression und Gewalt WS 2006/2007, 9. Januar 2007
Aggression und Gewalt im Fußball – Die Ultra-Fanszene
von: Eric Schley"
Vorwort
Im Rahmen des Seminars „Aggression und Gewalt“ haben wir uns als Projektgruppe das Thema „Gewalt im Fußball“ ausgesucht und ein Referat dazu gehalten. Die vorliegende schriftliche Ausarbeitung befasst sich mit dem von mir gehaltenen Referatsteil „Gewalt und Fußball – Die Ultra-Fanszene“. Ich habe versucht mich mit einer spezifischen Fangruppe, den Ultras, unter dem Aspekt Aggression und Gewalt auseinanderzusetzen. Diese Fangruppe stellt in zweierlei Sicht eine junge Fanszene in deutschen Stadien dar.
Um zu verstehen warum Aggression und Gewalt von dieser Fanszene ausgeht habe ich einen umfassenden Blick auf diese Jugendkultur gelegt. Im zweiten Teil habe ich mich mit Aggressionsmotiven auseinandergesetzt und versucht Lösungsansätze zu erläutern. Um den Rahmen nicht zu sprengen, konnte ich mich mit dem Problem Rassismus und Rechtsextremismus nur am Rande auseinandersetzen. Ich habe es jedoch für wichtig gehalten zu thematisieren, nicht nur weil im Zusammenhang mit Gewalt im Stadion auch Rassismus und Rechtsextremismus behandelt werden. Beim Studium der vorhandenen Literatur zum Thema Ultras und Gewalt war es mir kaum möglich unterschiedliche Autoren zu finden. Ein Großteil der Erkenntnisse geht auf die wissenschaftliche Arbeit des Prof. Gunter A. Pilz zurück. Einen Großteil der Recherche habe ich im Internet, in unterschiedlichen Internetforen der Ultraszene, durchgeführt."
...
Internet-Tipp: https://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/64496.html
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gerald
antwortete am 15.02.07 (10:20):
Danke pilli, für die ausführliche Erklärung. Gerade auch deshalb, weil es sich bei der Mehrzahl dieser brutalen Schläger eben nicht um frustierte arbeitslose Jugendliche handelt, sondern um Menschen mit Bildung und soliden Berufen, schreit es ja förmlich nach Schnellgerichten, die noch am Tatort Haftstrafen verhängen dürfen. Stell Dir vor, ein 30-jähriger Banker wird an Ort und Stelle zu 3 Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt. Dazu noch ein halbes Jahr Führerscheinentzug. Das ist für den dann das jähe Ende seiner Karriere. Und sowas zieht auch als Abschreckung.
@ dutchweepee
Hools kann man nicht mit Deeskalation beikommen. Deeskalation funktioniert nur dort, wo die Gewalt nicht das eigentliche Ziel ist. Bei friedlichen Demos, die sich aufgrund bestimmter Umstände stimmungsmäßig aufschaukeln bspw. Meinetwegen auch bei den Truppen der Antifa. Da kann man gegenseitig "Zurückfahren". Nicht so bei Hooligans. Die können nur Hass und Gewalt aussenden, und benötigen im Gegenzug die Gewalt des Staates. Und weil dann gehobelt wird, dürfen auch Späne fallen.
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mart
antwortete am 15.02.07 (10:52):
Standgerichte?
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eko
antwortete am 15.02.07 (19:20):
Ich halte absolut nichts von so genannten "Schnellgerichten", also Aburteilung an Ort und Stelle. Da fallen zuviele Späne, meine ich.
Nach meiner Einschätzung ist die ganze Gesellschaft gefragt! Alle diejenigen, die einschreiten könnten, es aber nicht tun, weil sie sich auf den Standpunkt stellen, das ginge sie nichts an und der Polizei die Drecksarbeit überlassen. Es ist doch überall dasselbe, bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit wird nach "dem Staat" gerufen, der es richten soll. Dabei sind wir doch alle gleichermaßen "der Staat".
Aber sich den Gewaltbereiten in den Weg zu stellen, da gehört schon auch ein bisschen Mut dazu und daran gebricht es der Gesellschaft. Gewiss, wenn es schon bis zu einem gewissen Punkt eskaliert ist, ist es schon auch riskant, sich da noch einzumischen. Das müsste von Anfang an geschehen, diese Kerle müssten sehen, dass sie nicht von feigen Hasenfüssen umgeben sind, von denen sie nichts zu befürchten haben, sondern von entschlossenen Mitbürgern, die das nicht dulden wollen.
Man muss allerdings auch in Betracht ziehen, dass diese Szene mit diesem einen Spiel in Sachsen in Deutschland schon eine Ausnahme ist. In anderen Städten komt es gar nicht soweit, da tun die Fanklubs sehr viel, sodass es erst gar nicht zu solchen schlimmen Ausschreitungen kommt.
Oder liege ich da falsch?
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gerald
antwortete am 15.02.07 (20:35):
eko: "Nach meiner Einschätzung ist die ganze Gesellschaft gefragt! ... Es ist doch überall dasselbe, bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit wird nach "dem Staat" gerufen, der es richten soll. Dabei sind wir doch alle gleichermaßen "der Staat"."
Das ist extrem seichtes bla-bla, eko. Da hätte ich von Dir besseres erwartet. Man kann von seinen Bürgern nicht verlangen, sich den Gewaltexzessen von Hooligans entgegenzustellen. Das ist etwas anderes, als Lichterketten bilden. DIE schlagen Dich tot, und lachen dabei. Was mich extrem ärgert, ist die Tatsache, dass die Polizei in Leipzig den Schwanz einkneifen musste, und vor den Randalierern davon lief. Ich stehe nach wie vor auf dem Standpunkt, dass der Staat jegliches Gewaltmonopol haben muss. Alles andere würde Anarchie bedeuten.
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mart
antwortete am 16.02.07 (00:25):
Obwohl ich nichts Näheres über die geschilderten Vorkommnisse weiß, bezweifle ich sehr stark, daß die Aussage, "...Mehrzahl dieser brutalen Schläger eben nicht um frustierte arbeitslose Jugendliche handelt, sondern um Menschen mit Bildung und soliden Berufen." stimmt.Aber das ist für mich nicht der springende Punkt, warum ich mich hier einmische, sondern dein irgendwie verständlicher, aber höchst gefährlicher Vorschlag, an Ort und Stelle Verurteilungen durchzuführen.
Du hast recht, das „Gewaltmonopol des Staates bezeichnet die ausschließlich staatlichen Organen vorbehaltene Legitimation, physische Gewalt auszuüben oder zu legitimieren. Es ist ein Prinzip aller modernen Staaten und gilt als eine der Grundlagen für das Funktionieren des Rechtsstaates.“ (lt.wikipedia) „Die Idee des Gewaltmonopols sieht vor, dass die Angehörigen eines Gemeinwesens darauf verzichten, Gewalt (z.B. Selbstjustiz) auszuüben, d.h. tatsächliche oder vermeintliche Rechte und Ansprüche durch individuelle Ausübung von Zwang durchzusetzen. Vielmehr übertragen sie deren Schutz und Durchsetzung ganz auf die staatlichen Justiz- und Exekutivorgane; also an Gerichte, Polizei und Verwaltung. Diese wiederum sind in einem demokratischen Staat an das von der Legislative sanktionierte Recht und Gesetz gebunden.“
In diesem Zusammenhang ist der letzte Satz der wichtigste. Wenn das Gewaltmonopol des Staates heute Fehde und Blutrache als Mittel der Rechtsdurchsetzung als düstere, mittelalterliche Zustände erscheinen lassen, würde die von dir vorgeschlagene an Ort und Stelle zu erfolgende Verurteilung eine Rückkehr zu einem eben nicht demokratischen, sondern einem diktatorischen Unrechtstaat bedeuten. Willst du das Recht zu veruteilen den Polizisten oder anderen Wachorganen übertragen? – oder willst du, daß im Fall der Fälle Gerichte einen Notdienst (samt Richter, Staatsanwalt und Verteidigung) einrichten um schnell aburteilen zu können? Wo bliebe die Beweisführung und das Recht des solchermaßen im Schnellverfahren abgeurteilten auf ausreichende Verteidigung? Und vor allem, wie könnte hier Mißbrauch und willkürliche Machtausübung, verhindert werden? Sollte man die wesentlichen Erungenschaften des demokratischen Staates so leichtfertigt aufgeben?
Sollte man nicht eher dahingehend argumentieren, daß diejenigen Machtmittel, die der Staat zur Verfügung hat, streng angewandt werden und die doch mancher Orts herrschende Stimmung „Scheißbullen“, siehe RAF, kritisieren?.
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seewolf
antwortete am 16.02.07 (00:54):
mart - Du hast im Prinzip Recht. Dennoch: es gibt eben ganz simple Sachverhalte und Tatbestände. Nicht nur bei Fußball-Exzessen. Auch bei ganz alltäglichen Vorfällen.
Heute Ladendiebstahl. Nachweis per Video usw liegt vor.
Heute Angriff auf irgendwas/irgendwen. Nachweis ... liegt vor.
Heute Verkehrs-Straftat. Nachweis ... liegt vor.
Ein "Ordentliches Verfahren" kommt Monate später - oder noch später. Der Zusammenhang zwischen Tat und Verhandlung ist längst verwässert.
Die Installierung von Ordentlichen Gerichten für solche juristischen Simpel-Fälle wäre möglich. Diese könnten kurz nach der Tat verhandeln.
Das ist etwas ganz anderes als frühere "Schnell-" oder "Stand-" oder "Sondergerichte".
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eko
antwortete am 16.02.07 (01:36):
@ gerald:
Nix "seichtes bla-bla!"
Ich bleibe dabei, dass die Gesellschaft sich darum kümmern muss und nicht alles der Polizei überlassen. Die hat schließlich anderes zu tun.
Ich habe auch ausdrücklich geschrieben, dass man schon den Anfängen wehren muss, wenns erst mal knallt, ist es sowieso schon zu spät.
Alles nur "dem Staat" zu überlassen, ist altes DDR-Denken! Wir sind alle gefragt, etwas zu tun! Ich bin nicht dafür, der Polizei solche Kompetenzen einzuräumen, das geht mir zu weit, da ist schnell Missbrauch im Spiel.
Ausserdem ist das mit Leipzig keinesfalls Alltag, sondern eine - wenn auch sehr unrühmliche - Ausnahme. Das ist noch lange kein Grund, gleich derart dagegen zu schlagen.
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sammy07
antwortete am 16.02.07 (08:55):
ja eko, dann mache doch mal praktikable Vorschläge...., wenn dir beim Spaziergehen 3-4 "Gewalttäter" entgegenkommen und auf ihrem Weg..... verwüsten und eventuell noch Passanten angreifen....! Desgleichen gehe ich auch mit Seewolfs Beitrag konform,...es gibt etliche "Vergehen", die würden sich ohne Verletzung der Rechtsstaatlichkeit viel schneller abhandeln,ja wenn eben nicht Fall für Fall der Reihe nach abgehandelt werden würden...,nach einer aufwendigen Strafprozessordnung...
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schorsch
antwortete am 16.02.07 (10:18):
Zwischen Sofortjustiz/Lynchjustiz und verludern lassen einer Straftat mittels Jahre dahinplätschernder Schlafjustiz einer Behörde liegen Welten. Wenn z.B. ein Kleinkrimineller Jahre lang in Untersuchungshaft hockt, weil die Justiz ihn einfach vergisst, wäre die Justiz härter zu verurteilen als der Kleinkriminelle. Wenn aber jemand einen Mord begeht, er Jahre lang in Untersuchungshaft sitzt, der Verteidiger dann argumentiert, der Täter habe inzwischen seine Tat eingesehen und bereue sie, und dann gibt ihm das Gericht genau so lange Knast, wie er schon abgesessen hat, dann hat die Justiz ihren Zweck verfehlt. Würde sie nämlich innert nützlicher Zeit ein Urteil sprechen, könnte der Täter nicht mit dem Argument kommen, er habe inzwischen Zeit gehabt zum Nachdenken und bereue die Tat....
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pilli
antwortete am 17.02.07 (19:50):
nun gerald
nach dem tritt- und prügelfesten Staat hast du zu beginn der diskussion gerufen und die "Machtlosigkeit" des Staates bekrittelt, einer "Machtlosigkeit", deren fehlen ich nicht zustimmen kann und ich meine auch nicht, "die Gesellschaft", also wir, seien nur verantwortlich.
einen grossen teil der verantwortlichkeit möchte ich bei den vereinen sehen, deren finanzielle transaktionen sich nicht nur auf den einkauf neuer und torbringender spieler beschränken darf. für entsprechende sicherheitsvorkehrungen sorge zu tragen, sollte schon in den unteren ligen selbstverständlich sein; bereits hier entstehen die ersten kontaktaufnahmen zur szene.
dass nun "Anarchie" sich nicht ausbreitet :-), zeigen die massnahmen des Sächsischen Verbandes und "erste Folgen"; 60 gesperrte spiele:
"Nach Krawallen in Leipzig"
Sächsischer Verband sagt Spiele ab
Die verheerenden Ausschreitungen am Sonnabend in Leipzig haben erste konkrete Folgen. Der Sächsische Fußballverband hat rund 60 Spiele in seinem Zuständigkeitsbereich für das kommende Wochenende gestrichen. Diese erste für den Fan spürbare Maßnahme soll der Auftakt zu einer Reihe von Schritten zur Bekämpfung der Gewalt sein. Mit der Absage reagierte der Verband auf die Krawalle nach dem Pokalspiel zwischen dem 1. FC Lok Leipzig und dem FC Erzgebirge Aue II am Wochenende in Leipzig. Abgesetzt wurde neben der Landesliga Sachsen und den Pflichtspielen auf Bezirks- und Kreisebene in Leipzig auch das Pokal-Viertelfinale zwischen Sachsen Leipzig und dem VfB Auerbach.
"Spiele auszusetzen, ist ein symbolischer Akt. Wir mussten Zeichen setzen", sagte SFV-Präsident Klaus Reichenbach. Zudem sagte er, dass Lok Leipzig der Ausschluss aus seiner Spielklasse droht. "Wir müssen überlegen, ob wir es uns auf Dauer erlauben können, so einen Verein in so einer Spielklasse zuzulassen. Das muss auch den Fans klar werden. Wenn sie das nicht akzeptieren, müssen wir den Verein in dieser Liga eliminieren", sagte Reichenbach."
...
auch von der möglichkeit der "Schnellverurteilungen" ist im u.a. link, aus dem ich zitiere, zu lesen: "Der Freistaat Sachsen hat unterdessen eine härtere Gangart gegen Fußball-Hooligans angekündigt. Demnach sollen bei brisanten Spielen sachsenweit so genannte Sport-Staatsanwälte zum Einsatz kommen, die bei Bedarf an Ort und Stelle Haftbefehle beantragen können. Selbst Gesetzesänderungen schloss Sachsens Innenminister Albrecht Buttolo nicht aus. Von den Vereinen erwarte er deutlich härtere Einlasskontrollen. Zudem sei es dringend geboten, dass die von den Vereinen eingesetzten Sicherheitsdienste durch den DFB oder den SFV zertifiziert werden."
https://www.mdr.de/sport/fussball_ol/4121749.html
dazu interessant sind m.e. auch die meldungen der Tagesschau:
...
"Zudecken und Schweigen gilt nicht mehr"
Nach den schweren Ausschreitungen in Leipzig hat Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble die deutschen Fußballvereine ermahnt, mit aller Macht gegen Hooligans vorzugehen. "Zudecken, Beschwichtigen und Schweigen gilt nicht mehr. Die Klubs müssen sich bekennen, Gewalttäter aktiv ächten und in die Jugendarbeit investieren", sagte Schäuble der "Bild am Sonntag". Probleme dürfen nicht verharmlost werden
Fußball-Vereine, die sich daran nicht halten würden, drohe "der Ausschluss aus der Fußballfamilie." Nur gemeinsam mit den Klubchefs und den echten Fans, könne im Kampf gegen die Gewalt "der Durchbruch gelingen", sagte Schäuble. Die deutschen Fußballfans seien "zum allergrößten Teil friedliche Mitbürger". Damit die "Hooligan-Seuche" jedoch nicht weiter um sich greife, dürfe man die Probleme in unteren Ligen nicht verharmlosen."
du erkennst vielleicht jetzt gerald, dass nur das "durchprügeln" sicherlich kein rechtmässiges mittel ist aber es andere möglichkeiten hat?
Internet-Tipp: https://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6423542,00.html
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gerald
antwortete am 17.02.07 (22:04):
hi pilli, die Reaktion des Freistaates Sachsen, so ganannte Sport-Staatsanwälte einzusetzen, gibt mir wieder ein Fünkchen Hoffnung, dass unser System noch nicht völlig verloddert, und solchen blind-wütenden Chaoten die Stirn zu bieten imstande ist. Bravo für diesen mutigen Schritt. Dann könnten auch keine noch so gewieften Winkeladvokaten auf unverzüglichen Freispruch dieses asozialen Mobs plädieren, nur weil diese evtl. eine schwere Kinheit hatten, in der "DDR" aufwachsen mussten, mal als Kind missbraucht wurden, oder was sonst heutzutage noch alles an fadenscheinigen Ausreden herhalten muss.
Im übrigen, ich zitiere mal aus dem eigentlich recht gut gelungenen Eingangsbeitrag: " Normalerweise gehören solche Verbrecher zunächst mal ordentlich durchgeprügelt, und anschließend von Schnellgerichten, die sinnvollerweise gleich in den Stadien stationiert werden sollten, verurteilt."
Im Anschluss an das Durchprügeln empfahl ich justament das, was der Freistaat Sachsen ganz offensichtlich einzuführen gedenkt. Die Schnellverurteilung nämlich! In Anlehnung an Goethe möchte ich ausrufen: "Mein Leipzig lob ich mir!"
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