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THEMA: Gern mal ein Auge spenden
23 Antwort(en).
emilwachkopp
begann die Diskussion am 09.01.07 (08:00) :
Das ist, weil die Sache doch einen moralischen und einen politischen Aspekt hat. Deshalb ist das, sonst würde ich doch hier ins politische Forum nicht schon wieder Dampf ablassen. Edmund wollte seine Organe vermachen. Na, ich sag mal in aller Heimlichkeit: Das war doch bloß, weil er wieder Geld zun Saufen brauchte. Ich hab ihn jedenfalls ausdrücklich aufgetragen, den Vertrag mit der Klausel „außer meine Leber“ zu versehen. „Warum das denn?“ „Weil die durch und durch zersoffen ist.“ „Ja, aber vielleicht kann ein Penner die noch gebrauchen.“ Edmund ist nu mal büschen begriffsstutzig. Und wenn die Götter das nicht ändern konnten, denn braucht unsereiner das gar nicht erst versuchen. Er fuhr ins Krankenhaus und wollte seinen Blinddarm verschachern. Es wurde ihm aber gesagt, dass Blinddärme nicht gebraucht würden. „Na, denn eben ein Ohr oder eine Eichel.“ Man klärte ihn darüber auf, dass man nicht einzelne sondern nur alle brauchbaren Organe vermachen könne. „Ich kann doch nicht alle Organe auf einmal weggeben. Aber ihr könnt schon mal die rausrupfen, die zun Leben nicht gebraucht werden.“ Da ging den verwunderten Krankenhausleuten ein Lichtlein auf und man erklärte Edmund sanftmütig, dass die Organe erst nach seinem Tode dem Körper entnommen werden dürfen. „Denn muss ich also erst abkratzen?“ Wenn er es so ausdrücken wolle. „Ich brauch aber das Geld jetzt, nicht wenn ich tot bin!“ Ob man ihm für seine Organe einen Vorschuss geben könne? Man bekäme kein Geld für seine Organe, man gäbe sie freiwillig aus Nächstenliebe. „Das ist ja das reinste Pleitegeschäft.“ Wenn er es so sähe. „Wo gibt’s denn so etwas?“ Nirgendwo sonst. Da blieb Edmund nur noch die alte Masche: Er musste wieder Blut spenden. Damit war er immer gut entlohnt, denn wenn man später den Alkohol von Blut absonderte, blieb immer nur wenig Blut übrig. Er hätte eigentlich Alkohol spenden müssen und dafür mehr viel Geld fordern können.
Ich finde das jedenfalls gut, dass man Organe spenden kann. Ich sag mir immer: Es ist wichtiger Leben zu schenken als wie im Grabe vollständig zu sein. Man muss das ja auch nicht gleich zu doll übertreiben, find ich. Ich sehe manchmal – in meiner Fantasie - Edmunds Grab vor mir. Edmund ist ganz und gar, mit Haut und Haar, gespendet worden. Im Grab liegt allen seine Säuferleber. Aber wie gesagt: Man darf nichts übertreiben. Ich spende jedenfalls gern, falls von meinem alten Gerümpel noch was brauchbar ist. Aber auch mein Vertrag enthält eine Klausel: „Außer mein Gehirn.“ Ich will nümlich meine Geheimnisse für mir behalten. Deshalb ist das.
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eko
antwortete am 09.01.07 (11:57):
Einfach köstlich (;-))))
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matti
antwortete am 09.01.07 (12:07):
Tja Emil,
so ähnlich denke ich auch. Sollen sie mich doch zerpflücken, was noch brauchbar ist, können sie gern haben. Aber da ich immer voll ins Leben gegriffen und mir nichts versagt habe, wird es wohl schwierig mit dem 'Gebrauchtwarenlager'.
Auch als Plastinat darf mich der Herr v.H. gern haben, vielleicht kann ich dann als Ausstellungsstück noch einmal durch die Welt reisen?
Nur habe ich dann wenig davon, - eigentlich schade.
Grüsse für einen schönen Tag von Matti
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nasti
antwortete am 10.01.07 (09:03):
herrlich geschrieben,
möchte ich gerne so ein Buch mit Emil deine Erzählungten bevor du zerpflückt wirsd.
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Arno_Gebauer
antwortete am 10.01.07 (09:59):
Hallo, emilwachkopp,
Menschen, denen Organe entnommen werden, leben! Sie werden vor der Organentnahme betäubt. Das Ausschlachten eines noch lebenden Menschen würde ich als Arzt immer ablehnen! für mich ist die Organspende nur ein Geschäft, deshalb lehne ich so etwas ab.
Viele Grüße Arno
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eleisa
antwortete am 10.01.07 (10:54):
genau, so sehe ich das auch
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Karl
antwortete am 10.01.07 (14:30):
@ arno,
so etwas wäre kriminell. Meines Wissens müssen in Deutschland (und hoffentlich anderswo auch) Organspender hirntot sein. Das zu transplantierende Gewebe muss natürlich noch leben, aber der Mensch, welcher spendet, ist tot.
Organsspenden können Leben retten, deshalb sollten wir Falschinformationen nicht verbreiten.
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Arno_Gebauer
antwortete am 10.01.07 (18:04):
Hallo, Karl,
ich verbreite keine Falschinformationen, aber meine Einstellung zur Organtransplantation!
Der Hirntod -als Tod bei Bedarf- ist nicht der Tod des Menschen!!!!! Der Hirntod ist die Geschäftsgrundlage, bzw. die Legitimation für eine properierende Translantations- Industrie mit ständig steigenden Zuwachsraten.
Zur Organentnahme wird der Hirntode beatmet! (Frage an Dich: "Können Leichen überhaupt beatmet werden?")
Der beatmete Hirntote liegt auf dem OP-Tisch und bekommt unter Aufrechterhaltung der ionalen Homöostase (=Regelung des Kreislaufs, der Körpertemperatur, des pH-Wertes, des Wasser- und Elektrolythaushaltes, Steuerung des Hormaonhaushaltes u. a.) neben Narkotika und Muskelrelaxantien energiereiche Zellsubstrate zugeführt. Dann wird ihm die Bauchdecke vom Hals - zwei Fingerbreit unterhalb des Brustbeins - bis zur Symphyse (Scharmbeinfuge) aufgeschnitten. Zwei weitere Schnitte folgen vom Brustbein aus zum rechten und linken Beckenkamm. Die spitzwinkligen Bauchdeckenlappen werden seitlich so fixiert, daß ein Gefäß entsteht, welches bis zu 15 Liter Eiswasser faßt, mit dem die Organe gekühlt werden sollen. Ein Spezialteam legt die Abdominalorgane, die große Schlagader (Aorta) und die große Hohlvene (Vena cava ) frei. Dann wird das Brustbein mit einer Säge der Länge nach durchtrennt. Miteiner Sperre wird der Torax (Brustraum) aufgedehnt. Mit dem Öffnen des Herzbeutels wird das schlagende Herz sichtbar!!!!!! usw., usw..
Jeder potentielle, in aller Regel unfreiwillige "Organspender", desssen Angehörige einer Multiorganent- nahme zugestimmt haben, stellt eine Wertschöpfung durch Verwertung seiner Organe von fast einer Million Euro in Aussicht, sofern seine Organe noch brauchbar sind. Die entnommenen Organe sind zwar kostenlos, aber die Organtransplantationskosten dürften nicht unerheblich sein.
Viele Grüße Arno
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Arno_Gebauer
antwortete am 10.01.07 (18:17):
Hallo, Karl,
ich möchte nur noch ergänzen, daß DPA am 26. März 1997 veröffentlicht hat, daß ein hirngeschädigtes Unfallopfer aus Großbritannien, welches nach Ansicht der Ärzte nur noch dahindämmerte und keine Reaktionen mehr zeigte, nach 8 Jahren aufgewacht ist! Der damals 30 Jahre alte Andrew Divine nahme seine Umwelt in begrenztem Umfang wahr und verständigte sich anfangs per Knopfdruck mit seinen Angehörigen.
Organspende ist und belibt ein moralisches und klinisches Minenfeld !
Viele Grüße Arno
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pilli
antwortete am 10.01.07 (18:26):
hirnbeschädigt oder hirntot
ist das nicht ein unterschied Arno?
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Arno_Gebauer
antwortete am 10.01.07 (18:34):
Hallo, pilli,
bei Komapatienten wird der Hirntod verabredet (Mehrere Ärzte). Er erfolgt in der Regel für einen fremdnützigen Eingriff. Mit einer Gehirnangiographie wird häufig das herbeigeführt, was man zu diagnostifizieren beabsichtigt, nämlich den Hirntod.
Viele Grüße Arno
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Karl
antwortete am 10.01.07 (18:59):
Hallo Arno,
Organspende und auch Hirntod ist ein wichtiges Thema, ich eröffne deshalb unter Naturwissenschaft und Technik ein neues Thema "Wann ist der Mensch tot?". Ich teile deine Meinung zur Organsspende nicht. Ich kenne Leute, junge Leute, die auf eine Organspende angewiesen waren.
Internet-Tipp: https://www.organspende-kampagne.de/
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sammy07
antwortete am 10.01.07 (20:03):
Arno_Gebauer; du magst ja deine Meinung zu dem Thema niederschreiben, aber wenn derart abstrusen vermengt wird...ist das schon mehr als fahrlässig..gelinde gesagt.
Zitat Arno_Gebauer;"Der Hirntod -als Tod bei Bedarf- ist nicht der Tod des Menschen!!!!! Der Hirntod ist die Geschäftsgrundlage, bzw. die Legitimation für eine properierende Translantations- Industrie mit ständig steigenden Zuwachsraten."
"bei Komapatienten wird der Hirntod verabredet (Mehrere Ärzte). Er erfolgt in der Regel für einen fremdnützigen Eingriff. Mit einer Gehirnangiographie wird häufig das herbeigeführt, was man zu diagnostifizieren beabsichtigt, nämlich den Hirntod."
Internet-Tipp: https://organspende-kampagne.de/
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Medea.
antwortete am 10.01.07 (20:09):
Arno, ich teile seit langem Deine Meinung - ich möchte für mich im kritischen Fall keine Organspende, ich lehne es auch ebenso ab, selbst bei Hirntod ausgeschlachtet zu werden. Ich würde allerdings eine meiner Nieren, wenn lebensspendend, an meine Tochter oder meine Enkelinnen herausnehmen lassen, das aber bestimme ich dann selbst.
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Arno_Gebauer
antwortete am 10.01.07 (20:24):
Hallo, Medea,
Deine Entscheidung ist nachvollziehbar und findet meine volle Zustimmung. Nach wie vor verbietet die Deutsche Verfassung die Organentnahme von Sterbenden, denn hierum handelt es sich bei Hirntoten. Bei fremdbestimmten Organspenden findet eine Güterabwägung statt: Leben gegen Leben !
Viele Grüße Arno
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Karl
antwortete am 10.01.07 (21:07):
Hallo Arno,
wann ist denn für dich ein Mensch tot? Wenn das Herz nicht mehr schlägt? Deine Anschauung scheint mir doch etwas seltsam zu sein. Was macht uns denn zum Menschen? Ich wollte gerade schreiben, was sind wir ohne Gehirn? Aber diese Frage ist sinnlos, weil es kein "wir" oder "ich" ohne Gehirn gibt.
Die Güterabwägung sollte m. E. zum Vorteil der Lebenden ausschlagen.
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Senhora
antwortete am 11.01.07 (08:47):
Ist es Leben, nur weil ein Bruchteil von mir noch funktioniert, alles andere aber dauerhaft ausgefallen ist? Das kann ich nicht so sehen. Wenn im Ernstfall ein Teil von mir einem jüngeren Menschen noch zu vielen Jahren erfüllten Lebens verhelfen kann, soll man es haben. Mir sind manche hier geschilderten Ängste fremd, eher bedrückt mich der Gedanke, als lebende Tote verwaltet zu werden.
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Arno_Gebauer
antwortete am 11.01.07 (09:55):
Hallo, Karl,
eine kurze Antwort: Die Gene machen uns zum Menschen, mehr nicht. Ich bin kein Mediziner, aber für mich ist ein Mensch tot, wenn er nicht mehr beatmet werden kann!
Viele Grüße Arno
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schorsch
antwortete am 11.01.07 (11:01):
Arno, man kann/könnte eine Leiche sogar über Monate beatmen. Trotzdem ist sie eine Leiche.
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matti
antwortete am 11.01.07 (20:17):
Arno,
schon mal davon gehört, dass man schwangere hirntote Frauen (1 oder 2?) so lange beatmet hat, bis das Kind reif für eine Geburt war?
Nur durch Beatmung, künstl. Ernährung und anderer techn. Hilfsmittel wurde das erreicht.
Dennoch waren diese Frauen eindeutig tot.
Grüsse für einen schönen Abend von Matti
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Arno_Gebauer
antwortete am 11.01.07 (20:54):
Hallo, matti,
eine kleine Korrektur Deines letzten Satzes: Dennoch waren diese Frauen eindeutig für tot erklärt worden.
Viele Grüße Arno
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vitia
antwortete am 18.01.07 (22:38):
hallo Arno,
als ich deine Zeilen gelesen habe wurde mir richtig schlecht. du hast wohl alles aus der Presse entnommen oder den medien. Meinem Mann wurde ein Spenderherz eingesetzt und was meinste wie froh wir waren, das er nicht mit 40 jahren schon sterben musste. ich habe es von vorne bis zum Schluss mit durchgestanden und weiss wie sowas läuft-
du musst nicht hier erzählen wie die OP vor sich geht, das ist genauso wenn jemand einen Beipass bekommt, da muss auch das Brustbein durchtrennt werden.
Ich wäre froh wenn es mehr Spender geben würde, da könnten noch einige leben gerettet werden.
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dutchweepee
antwortete am 19.01.07 (00:56):
da ich davon ausgehe, daß mein körper nach meinem tot nichts anderes als kompost wird, habe ich nichts dagegen, wenn sämtliche brauchbaren organe menschenleben retten.
ich trage auch einen entsprechenden blutspender/organspender ausweis mit mir rum. allerdings ist der noch von 1988 und ich hoffe, daß der im nichtsozialistischen wirtschaftssystem rechtskräftig ist.
allerdings wird wohl gunther von hagens aus meiner leber nur noch abschreckende beispiele plastinieren können - damit wäre ich auch einverstanden.
zum hirntot: ich hasse diese gesamte coma-diskussion. mein leben soll lebenswert sein und ich wünsche mir einen guten freund oder arzt, der die maschinen rechtzeitig ausschaltet, anstatt mich jahrelang bewegungsunfähig in windeln zu verpacken.
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plumpudding
antwortete am 19.01.07 (20:17):
nach dem ausschlachten, weiss ich wenigstens, dass ich wirklich tot bin - und das ist auch gut so.
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