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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Abschied eines jungen Amokläufers

 20 Antwort(en).

Elfenbein begann die Diskussion am 21.11.06 (17:41) :

Schul-Amok im Münsterland:

Als ich diesen Brief las, dachte ich, bezogen auf den jungen Verfasser, an ein Wort von Kurt Tucholsky und habe es nachgeschlagen:

„Er ist ebenso dumm, wie er ehrlich ist. Und er ist der ehrlichste Mensch, ich jemals gesehen habe.“ (1930)

– Nein, ich kenne diesen Bastian B. nicht; aber ich finde seinen Abschiedsbrief abgrundtief ehrlich – und ungeheuerlich, schamlos, fast unergündlich. Er ist schriftliches Dokument eines (sicherlich kleinen) Teils der jungen Generation unserer Jugend, die sozial verlassen, politisch ortlos und geistig ohne Werte dasteht. Aber technisch, militärisch und medial absolut "geil" drauf.

Da haben wir Glück, dass wir so ein Zeugnis kennenlernen können.

n-tv hat zuerst den Brief vollständig veröffentlicht, samt Rechtschreib- und Denkfehlern:
„Wir dokumentieren im Wortlaut von der Internet-Seite des mutmaßlichen Amokläufers. Die Polizei stuft das Dokument nach ersten Erkenntnissen als authentisch ein“:

Internet-Tipp: https://www.n-tv.de/734961.html


 Karl antwortete am 21.11.06 (18:52):

Der letzte Satz zeigt, dass es auch anders hätte laufen können, denn es gab sie wohl doch, die Menschen, die ihm etwas bedeutet haben.


 gerald antwortete am 21.11.06 (19:47):

Der Abschiedsbrief ist tatsächlich ein sehr bemerkenswertes Dokument. Es wäre sicher nützlich, wenn er in den Schulen von Lehrern und Schülern ausführlich besprochen würde, stecken doch in den Gedanken des Amokläufers Vorstellungen, die teilweise als Ursache für gesellschaftliche Deformationen angesehen werden können.
Die folgenden Tage werden zeigen, ob "man" sich darauf beschränkt, über ein Verbot von Ballerspielen zu palavern.


 dutchweepee antwortete am 21.11.06 (20:04):

die probleme kann der junge erstaunlich klar benennen, jedoch zieht er die falschen schlussfolgerungen. dumm war er jedenfalls nicht. danke für den link elfenbein.

p.s.: ich bin jedenfalls erleichtert, daß ich als holländer nicht vergast werden brauche.

.


 gerald antwortete am 21.11.06 (20:38):

Immerhin aber hat er kein echtes Massaker durchgezogen, wie Robert Steinhäuser aus Erfurt, der 16 Menschen erschoss. Waren da am Ende also doch Skrupel?

Entwarnung für dutchweepee! für diesem Rächer der Benachteiligten und Gedemütigten hätte sicher Dein Ossi-Bonus schon genügt, Dich zu verschonen...


 wanda antwortete am 22.11.06 (08:26):

irgendwie ist es ihm nicht gelungen, erwachsen zu werden.
Zum Erwachsen werden gehört auch, dass man mit Frustrationen umgehen lernt. jeder von uns hatte seinen ersten Liebeskummer oder auch Frust in der Schule oder im Elternhaus. Als totaler Einzelgänger fehlte ihm die Kommunikation mit anderen und er sah nur sich als absoluten Looser. Ich glaube nicht, dass die Computer-Spiele die Alleinschuld tragen.


 Karl antwortete am 22.11.06 (08:54):

Das glaube ich auch nicht, Wanda. Die Computerspiele prägen aber ein Verhaltensmuster ein, das dann in einer solchen Krisensituation umgesetzt wird. Es hat schon immer verzweifelte Menschen gegeben, die sich auch umgebracht haben, aber das Realisierungsmuster, sich Sprengstoffgürtel umzuschnallen, sich zu bewaffnen, in einer Schule Amok zu laufen, das ist aus den Medien und aus solchen Spielen übernommen.


 schorsch antwortete am 22.11.06 (09:14):

Oft schon habe ich beim Lesen hiesiger Beiträge gedacht: Gottlob wohnt der/die nicht in meiner Nähe; ich könnte ja nicht mehr ohne Sorge um mein Leben auf die Strasse gehen.....


 Gudrun_D antwortete am 22.11.06 (09:50):

Aus seinem Abschiedsbrief
glaube ich,lesen zu können,dass der Ursprung der inneren Zerissenheit dieses unglückseligen jungen Menschen nicht nur in Elternhaus,Schule,Videofilmen zu sehen ist.

Gesunde Naturen lernen mit den Gegebenheiten,
auch den Gesetzen,die unser Leben mitbestimmen müssen,umzugehen,sie richtig einzuordnen
und sich zu eigen zu machen.

Wer das nicht kann oder will,glaubt sich von der Gemeinschaft ausgeschlossen.

Flüchtet in eine Scheinwelt,"lebt" in dieser,
zu der meiner Meinung nach auch die Videofilme gehören.

Irgendein Zeitpunkt wurde versäumt,dem Heranwachsenden zu helfen,bzw.wurde erkannt,dass er eigentlich behandlungsbedürftig war!


 Elfenbein antwortete am 22.11.06 (11:36):

Wer da weiter lesen möchte, auch, was junge Menschen dazu denken:

Bastians Seite allerdings ist geräumt worden; seit einem Jahr sind da keine Einträge mehr nachlesbar; was gefälscht ist, nach journalistischen Recherchen, die noch "Meldungen" vom Sonntag mitteilten.

Da hat der Staatsanwalt wohl Einspruch erhoben!


https://resistantx.livejournal.com

https://www.bastian-b.de.vu/

https://www.uni-protokolle.de/foren/viewt/97499,0.html

*

Internet-Tipp: https://resistantx.livejournal.com


 Elfenbein antwortete am 22.11.06 (12:03):

Einblick in Jugendszene, über Gewaltspiele usw. gibt es auch hier:

Internet-Tipp: https://www.keinmensch.de/index.php


 Tabaiba antwortete am 22.11.06 (15:50):

@wanda
Zum Erwachsen werden gehört auch, dass man mit Frustrationen umgehen lernt.

Mit 18 sind die Jugenlichen zwar volljährig, aber noch lange nicht erwachsen zund m. E. tragen die brutalen Computerspiele sschon dazu bei, sich solch kranke Sachen auszudenken, ein Vorbild muss er ja gehabt haben.


@Gudrun
Flüchtet in eine Scheinwelt,"lebt" in dieser,
zu der meiner Meinung nach auch die Videofilme gehören.

Irgendein Zeitpunkt wurde versäumt,dem Heranwachsenden zu helfen,bzw.wurde erkannt,dass er eigentlich behandlungsbedürftig war!

So sehe ich das auch, da hat nicht alleine der Amokläufer versagt, sondern auch sein Umfeld.


 Arno_Gebauer antwortete am 22.11.06 (20:06):

Hallo, Forumsbeteiligte,

es ist bekannt, daß häufig Mobbing durch Lehrer verursacht
wird.
Copmputerspiele sind nicht die Ursache für ein
Fehlverhalten junger Menschen, sondern meistens
das Fehlverhalten unfähiger Lehrer!
Wenn die Klassentür zu ist, passieren die unglaublichsten
Dinge!

Viele Grüße
Arno Gebauer


 Arno_Gebauer antwortete am 23.11.06 (09:41):

Hallo, Forumsbeteilgte,

einen interessanten Link zu dem Thema
habe ich vergessen anzugeben.

Viele Grüße
Arno Gebauer

Internet-Tipp: https://www.zeit.de/online/2006/47/Interview-Bergmann


 schorsch antwortete am 23.11.06 (09:43):

@Gudrun:
"...Flüchtet in eine Scheinwelt,"lebt" in dieser,
zu der meiner Meinung nach auch die Videofilme gehören..."

Man darf nicht alles in 1 Topf werfen, liebe Gudrun. Oder meinst du mit "Videofilme" auch Heimatfilme, Liebesfilme, Filme über die Natur.....?


 Tabaiba antwortete am 23.11.06 (13:45):

@Arno_Gebauer
Copmputerspiele sind nicht die Ursache für ein
Fehlverhalten junger Menschen, sondern meistens
das Fehlverhalten unfähiger Lehrer!


Wieso eigentlich nur die Lehrer, die Jugendlichen haben doch auch ein Elternhaus, man kann nicht immer alles auf die Lehrer abwälzen, das wäre zu einfach.


 Marina antwortete am 23.11.06 (14:26):

Diese Probleme allein auf "die falschen Lehrer" zurückzuführen ist mal wieder eine so primitive Vereinfachung, dass ich mich weigere, die Quelle überhaupt zur Kenntnis zu nehmen.

Unsere Gesellschaft ist krank, dazu gehören Lehrer selbstverständlich dazu. Aber was ist mit den Elternhäusern und anderen gesellschaftlichen Einflüssen außerhalb der Schule? Es geht um Kinder und Jugendliche, die von keiner Seite Interesse an ihrer Person erleben, sich nirgendwo angenommen fühlen, depresiv werden und nicht wissen, wo sie Hilfe bekommen. Diese scheinbare Hilfe holen sie sich von "geilen" Killerspielen und rutschen damit immer mehr in eine Isolation, aus der sie nicht herauskommen.
Wenn die Mittel für Kinder- und Jugendarbeit immer mehr gekürzt werden, muss man sich nicht wundern, dass es immer mehr gesellschaftliche Fehlentwicklungen gibt. Dazu gehören dann auch so Geschichten wie die von Kevin oder sadistische Spiele in Gefängnissen, die bis zum Mord gehen. Alles das kann man zusammennehmen als Resultate einer Politik, die mehr Geld für Kriegseinsätze (um unser Land am Hindukusch zu verteidigen z.B.)ausgibt als für soziale Belange.
Das Problem ist deshalb ein politisches und ein gesamtgesellschaftliches, dem man nicht beikommt mit so einfach gestrickten Pauschalisierungen. Die finde ich im höchsten Maße ärgerlich, weil sie keinerlei Lösungsmöglichkeiten beinhalten, im Gegenteil, das Problem nur verstärken, weil man meint, Sündenböcke gefunden zu haben, und weil einfache Lösungen vorgegaukelt werden.
Es müssen Ganztagsschulen und mehr Betreuung für Kinder und Jugendliche geschaffen werden, damit sie sinnvoller und in Gemeinschaft mit anderen beschäftigt werden, statt allein vor diesen Kriegsspielen zu sitzen und sich in eine Scheinwelt zu flüchten. Das alles aber kostet Geld. Da wird am falschen Ende gespart, diese Fehlpolitik macht sich immer mehr bemerkbar an solchen Auswüchsen. Wenn niemand mehr Zeit hat für Kinder und Jugendliche, braucht man sich über nichts mehr zu wundern. Zeit aber ist Geld, denn dazu braucht es Sozialarbeiter, Pädagogen und Lehrer, die sich kümmern, wenn die Eltern dazu unfähig sind.


 seewolf antwortete am 23.11.06 (14:32):

Der von Arno angegebene Link ist nützlich. In dem "Zeit"-Gespräch wird deutlich gemacht, an was es - besonders zuhause - vielen Kindern fehlt.


 Marina antwortete am 23.11.06 (14:48):

Danke Seewolf, jetzt habe ich es mal überflogen und finde einiges wieder, was ich auch geschrieben habe.
Z. B. "Diese Kinder haben niemanden, der ihnen Halt gibt. In der Familie nicht, und in der Schule schon mal gar nicht, denn dort sind sie ja an Wand gedrängt worden. Aber gerade Jugendliche, die mit 18, 19 Jahren daherkommen wie die Kleiderschränke, haben oft eine ganz weiche Mentalität. Die brauchen Erwachsene in den Schulen, mit einem gelebten Leben, die ihnen in Notsituationen Halt geben, wie gute Vertrauenslehrer. Das müssen nicht Psychologen oder Pädagogen sein.
Wir brauchen an unseren Schulen, in unseren Beratungsstellen Erwachsene mit einem gelebten Leben, die auch einem 18-Jährigen gegenübertreten mit der Ausstrahlung: Ich gebe Dir Halt, wir stellen uns der Welt und wir schaffen das. Und wenn ich dir das verspreche, dann ist das auch so. Der Jugendliche soll denken: Ich kann ja doch was, ich bin ja etwas wert, aber auch Respekt haben können . Wenn mich jemand lobt oder lobend anguckt, den ich respektiere, dann geht das unmittelbar ins Selbstwertgefühl über."

Damit gehe ich konform, aber die Behauptung, dass die Lehrer an allem allein schuld sind, ist an primitiver Vereinfachung nicht zu überbieten. Lehrer können nicht allein die ganzen gesellschaftlichen und politischen Fehlentwicklungen ausgleichen. Sie sollen lehren und erziehen und Psychotherapeuten spielen und Verwaltungshengste sein und was weiß ich sonst noch alles. Und wenn etwas nicht klappt, wird immer auf ihnen herumgeprügelt. Ich selber bin sehr kritisch Lehern gegenüber, weil ich glaube, dass es viele gibt, die unfähig sind, aber längst nicht alle. Ich möchte heute kein Lehrer sein, kein Wunder, dass die meisten nicht bis zum Ende arbeiten, sondern vorher ausscheiden, weil sie es kräftemäßig nicht durchhalten.
Die ganze moderne Gesellschaft ist krank, weil es nur noch um Geld und Macht geht. Woher kommen noch gute Vorbilder für die Jugend, die sie dringend brauchen?


 eleisa antwortete am 23.11.06 (14:56):

Das sehe ich auch so. Die Eltern, tragen die größte Verantwortung für ihre Kinder.

für mich unvorstellbar meine Söhne hätten Waffen in ihren Zimmern gelagert!

Die Waffen hatte der Täter ja schon länger. Siehe Selbstdarstellungen mit diesen im Internet.

Alles kann nicht der „ Gesellschaft“ untergeschoben werden.
Gestern Abend, in der Sendung „hart aber fair“ gab es viel Gerede und Bessermachen wollen aber die Eltern wurden kaum erwähnt.


 seewolf antwortete am 23.11.06 (15:51):

"Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm".
"Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr".

Da ist (immer noch!!!) was dran...