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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   40 Milliarden Steuermehreinnahmen

 8 Antwort(en).

heinzdieter begann die Diskussion am 06.11.06 (11:23) :

Die Bundesregierung beabsichtigt diese zusätzlich eingenommenen Steuern nicht zur Schuldentilgung sondern auch teilweise für zusätzlichen Subventionen zu verwenden.
Wie beabsichtigen denn diese Regierung und auch zukünftige
den Schuldenberg von inzwischen 1,6 Billionen zu tilgen ??


 klaus antwortete am 06.11.06 (11:43):

@heinzdieter,
mit dem Geld will der Bund seine Neuverschuldung im nächsten Jahr um 2,4 Milliarden Euro auf 19,6 Milliarden Euro reduzieren. Dies ist der niedrigste Wert seit der Wiedervereinigung.
So - die Absicht der Bundesregierung.
Damit wird zwar die Neuverschuldung verringert, aber der Schuldenberg nicht abgebaut.Das ist zwar schon ein gewisser Fortschritt, aber immer noch ein Dilemma.
Die Frage solltest du der Regierung stellen.
Hast du denn einen Vorschlag ?


 hugo1 antwortete am 06.11.06 (11:50):

da sollte man auf den ersten Blick tatsächlich verwundert dreinblicken, aber bei genauerem Hinsehen bin ich der Meinung dass es Sinn machen kann.
Beispiel, nehmen wir mal an, Du hast bei Deiner Bank Geld gut angelegt, zwar längerfristig aber mit sehr hohen Zinsen. Nun hast Du Geldbedarf und die Möglichkeit ein sehr günstiges Darlehen zu bekommen. Was würdest Du machen? Ökonomisch gesehen wäre es doch blöd, wenn Du Deine Geldanlage auflösen würdest um deinen Gläubiger zu bedienen. Da kommst Du doch viel besser, wenn du dein gut arbeitendes Geld lässt wo es ist und auf günstige Kredite zurückgreifst.
Der Staat hat ähnliche Möglichkeiten. So lange er das flüssige Geld in Projekte (Investitionen) steckt die mehr abwerfen und Nutzen bringen als der Schuldenberg Zinsen kostet ist die Entscheidung doch klar. Sobald des Geld jedoch in die Konsumtion, den Verbrauch und längerfristig keinen hohen Nutzen abwerfende Geschäfte und Ausgaben fließt also "zerrinnt" würde ich Stopp sagen und vorrangig Schulden bedienen.


 klaus antwortete am 06.11.06 (14:46):

hugo1,
bin ganz deiner Meinung, wobei ich glaube, dass es nicht ganz einfach ist, die richtigen Relationen zu finden. Eigentlich müsste das aber bei Experten möglich sein.


 heinzdieter antwortete am 07.11.06 (14:41):

Die Steuereinnahmen dienen zur Aufstockung von Subventionen und für die Platzierung neuer Subventionen im Sozialbereich.
Wenn HUGO 1 mit seinen Überlegungen richtig liegt, so wäre die Steuererhöhung zwar akzeptabel, wenn auch nicht in dieser Höhe.
Was geschieht, wenn der Steuersegen in 2 oder 3 Jahren auf Null zurück geht ?? Ja, dann muss man die jetzt gewährten zusätzlichen Subventionen zurück nehmen, weitere Schulden machen oder aber die Mehrwertsteuer nochmals erhöhen.
Es ist doch naheliegend , dass ganz strickt die Steuermehreinnahmen zum Schuldenabbau verwendet werden, dann hat man in schlechten Zeiten wieder etwas Luft.


 hugo1 antwortete am 07.11.06 (16:52):

heinzdieter, wenn Mehreinnahmen NUR zur Schuldentilgung und NICHT für Investitionen und zur Absicherung zukünftiger Steuermehreinnahmen Verwendung finden, wird nach meiner Meinung vermutlich Folgendes passieren.
Diejenigen die dem Staat ihr Geld bisher (zu guten Konditionen)geborgt haben, bekommen Ihr Geld nun ungeplant schnell zurück.- (falls sie es tatsächlich auch sofort zurücknehmen müssen, was ich nicht glaube da z.B. Staatsanleihen an Fristen und Laufzeiten gebunden sind, vermutlich verlangen sie sogar Vorfälligkeitsentschädigung *gg*)
Aber, mal angenommen Die Gläubiger bekommen Riesenmengen flüssiges Geld vom Staat plötzlich zurück. Was werden die damit tun? Natürlich versuchen, den vorherigen für sie günstigen Zustand wieder Herstellen und dazu wird es wohl auch Möglichkeiten geben.
Aber leider sind wir momentan noch lange nicht soweit. Jetzt geht es ja erstmal darum, den Schuldenberg etwas langsamer anwachsen zu lassen. Als nächste Etappe, nächstes Ziel muss ein Stopp dieses Wachstums erfolgen, ja und erst dann kann an den Abbau ernsthaft herangegangen werden und auch daran muss heute schon gedacht, müssen heute schon die Voraussetzungen geschaffen werden, nämlich, eine florierende, wachsende Wirtschaft.


 schorsch antwortete am 08.11.06 (09:55):

hugo, du hast den Kern der Sache erfasst. Kann der Staat nämlich seine Anleihen zu schnell zurück zahlen, suchen die Geldgeber hektisch nach neuen Investitionsmöglichkeiten; das Geld wird zuhauf auf den freien Markt geworfen; wo zu viel Geld im Umlauf ist, da entsteht Inflation; Immobilienpreise schnellen in die Höhe; die Zinsen steigen; statt zu sparen gibt auch Otto Normalverbraucher das Geld mit beiden Händen aus; die Wirtschaft wird zwar angekurbelt, aber auch dort steigen die Preise......


 hugo1 antwortete am 08.11.06 (10:24):

schorsch, das wär ja ok, wenn sofort neue Investitionen in Angriff genommen würden. Aber das meiste von diesen Geldern geht in Geldanlagen und eine (die größte davon) ist die Staatsanleihe und hier wird das Geld eben nicht hauptsächlich für die Pruduktionserweiterung und Erneuerung sondern für andere Zwecke gebraucht und mißbraucht. (Militär, Staatsdiener, Aktienkauf um marode Betriebe zu retten, Schulden tilgen, Zinsen bezahlen,,)
übrigens sparen die Leute viel zu viel, wenns nach den Wünschen der Wirtschaft ginge sollten wir uns da zurückhalten und für mehr Umsatz sorgen. Aber da beisst sich die Katze,,denn wo solls herkommen?:Von 1992 bis 1997 stiegen die Netto-Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen um 44,1 Prozent, die Löhne dagegen nur um drei Prozent und dieser Trend verstärkte sich noch.


 heinzdieter antwortete am 08.11.06 (15:16):

1. Es steht doch fest, dass für die Staatsschulden von 1,6 Billionen Euro Zinsen gezahlt werden müssen.Diese belaufen sich doch auf ca 48 bis 60 Milliarden Euro/ Jahr.
2. Es wäre somit doch sinnvoll diese Steuermehreinnahmen zur Zinstilgung mitzuverwenden.
3. Wenn man die andere Seite betrachtet, so wird durch erneute Kreditaufnahme die Geldmenge erhöht.Hieraus resultiert ansteigende Inflation. Um das zu verhindern, erfolgt eine Geldmengen-Überwachung. Vor der EURO-Einführung war dies einer der wichtigsten Regularien der Bundesbank, die Währung stabil zu halten.
4. Wenn eine Rückzahlung der Staatsverschuldung zu den von HUGO 1 und SCHORSCH aufgeführten Auswirkungen führt, dann wäre eine Tilgung nicht möglich.