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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Todesurteil für Saddam

 57 Antwort(en).

Gerdi begann die Diskussion am 05.11.06 (12:42) :

Wird es durchgeführt werden?

Internet-Tipp: https://www.zeit.de/news/artikel/2006/11/05/79541.xml


 elena antwortete am 05.11.06 (13:24):

Gerdi, es ändert sich nicht. Ich bin nach wie vor gegen die Todesstrafe, egal gegen wen.

Nur befürchte ich, sollte er lebenslang ins Gefängnis kommen, es würden Straftaten folgen, um ihn freizupressen. Aber damit wird man leben müssen.

Ich glaube nicht, dass die Strafe vollstreckt wird und ehrlich gesagt: ich hoffe es.

Grüsse von Elena


 Gerdi antwortete am 05.11.06 (14:12):

*Ich bin nach wie vor gegen die Todesstrafe*

ich auch
und lebenslang hinter Gittern ist sicher eine Tortur -
soll man ihm die ersparen?


 kreuzkampus antwortete am 05.11.06 (14:23):

Ich bin auch gegen die Todesstrafe; aber nicht bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Ich ziehe den Hut vor diesem Gericht. Das war in diesem Moment mutiger als "der Rest der Menschheit". für mich ist es allerdings nur eine Frage der Zeit, bis der Richter oder seine Beisitzer ermordet werden. Und spätestens dann schliesst sich wohl der Kreis bei der Frage der Sinnhaftigkeit der Todesstrafe für Saddam. Niemand wird sie "richtig" beantworten können.


 Medea. antwortete am 05.11.06 (14:51):

Der alte Zwiespalt wird hier wieder einmal offenbar - ein Massenmörder wie Saddam Hussein hat sie zigfach verdient, angeklagt wurde er dafür, daß er fast 150 Einwohner eines Dorfes als Vergeltungsmaßnahme für einen Attentatsversuch gegen ihn hängen ließ, nun entschieden sich die Richter ebenfalls für den Strang. Als zivilisierter Mensch bin ich gegen die Todesstrafe, sie ist ein archaisches Strafmittel und gehört eigentlich nicht mehr in unsere Zeit -
aber ......
und dann kommen mir die vielen grausamen Aktionen in den Sinn, deren sich Saddam schuldig machte, auch wenn sie hier noch nicht angeklagt waren - hat so ein "Mensch" nicht sein Leben verwirkt?


 hugo1 antwortete am 05.11.06 (17:01):

kreuzkampus meint, das Gericht war mutig. ok, aber was wär wohl dabei rausgekommen wenn das Gericht "feige" gewesen wäre und einen Freispruch ausgesprochen hätte, und dies bei einem Umfeld wo Mord und Todschlag allgegenwärtig und tägliche Praxis sind? Ich denke auch das dieses Urteil nicht das Ende der Gewalt ist, sondern noch etliche "Nachspiele" haben wird.


 Marina antwortete am 05.11.06 (17:05):

"Wie kann das Töten eines Menschen den Respekt vor dem Leben fördern? Ein zum Tode Verurteilter in den USA hat diese Absurdität in einer Frage auf den Punkt gebracht: „Warum töten wir Menschen, die Menschen getötet haben? Um zu zeigen, dass es Unrecht ist, Menschen zu töten?“ Es ist widersprüchlich, mit Verbrechern genau das zu tun, wofür diese verurteilt wurden. Der Staat darf sich nicht mit Mördern auf eine Stufe stellen und ihrem schlechten Beispiel folgen.

Hinzu kommt, dass ein Strafmaß wie die Tötung eines Menschen im Widerspruch zu grundlegenden Menschenrechten steht. „Jeder Mensch hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person“ lautet Artikel 3 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen. Und Artikel 5 bestimmt: „Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden“. Die Todesstrafe ist wie die Folter ein nicht zu rechtfertigender Eingriff des Staates in die unverletzlichen Rechte des Individuums. Vor allem deswegen lehnt ai die Todesstrafe uneingeschränkt ab und verurteilt jede Form der Hinrichtung. Wenn selbst der Staat tötet, zeigt er, dass er das Töten unter gewissen Umständen durchaus billigt und dass er es mit den Verfassungsgrundsätzen selbst nicht so genau nimmt, wenn er das Recht auf Leben zugunsten von Sicherheitsbedürfnissen verletzt. Damit führt er den Menschen die Relativität des Rechts auf Leben vor. Ein solches Verhalten untergräbt den Respekt vor menschlichem Leben und schürt ein Klima der Rache und Brutalität. Das senkt die Hemmschwelle für Gewaltanwendung und trägt immer auch zu einer gewissen Verrohung bei."

Damit stimme ich haargenau überein. Mord mit Mord bestrafen? Welch ein Widersinn. Die, die das tun, machen sich dadurch gleichermaßen zu Mördern und sind damit nicht ein Jota besser als der Mörder, den sie verurteilt haben. Was nicht heißt, dass er nicht schuldig ist und man ihn nicht bestrafen soll. Natürlich soll man ihn bestrafen, aber nicht, indem man selber "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" verübt.

Internet-Tipp: https://www2.amnesty.de/internet/deall.nsf/AlleDok/5DF672364549049EC1256EF90036C5CD?Open


 Felix antwortete am 05.11.06 (17:20):

Ich betrachte Saddam für seine Greueltaten für schuldig und entsprechend zu bestrafen.
Die Todesstrafe ist für mich eindeutig abzulehnen. Was ihm zustehen würde, wäre er eine Art von Sühne. Er müsste für den Rest seines Lebens miterleben, was für ein Elend er durch sein Verhalten angerichtet hat.
Er müsste selber mit seinem körperlichen Einsatz denen dienen, die er geschädigt hat. Die Art und Form müsste man im Detail noch an die besonderen Umstände anpassen.

Dieses Strafprinzip sähe ich auch verallgemeinert für andere Straftaten.

z.B. müsste einer, der im Rausch einen Menschen verletzt hat, für eine angemessene Zeit den Opfern solcher Vergehen dienlich sein.
Ein Brandstifter müsste zu Räumungs- und Aufbauarbeiten verpflichtet werden können.
Ein Umweltsünder müsste zu Aufräum- und Entsorgungsarbeiten aufzubieten sein.


 schorsch antwortete am 05.11.06 (17:39):

....und wer das Leben anderer als null und nichtig betrachtet, soll selber null und nichtig werden.....


 kreuzkampus antwortete am 05.11.06 (18:25):

Ich frage mal etwas anderes: Angenommen, Adolf Hitler hätte nicht Selbstmord begangen und wir könnten ihn heute verurteilen. Wäre eine lebenslange Haftstrafe gerechtfertigt? Nicht vergessen: Lebenslang bedeutet in unserer heutigen Rechtsordnung: 25 Jahre-abzüglich ein Drittel....Und nun bin ich sehr gespannt....


 Mulde antwortete am 05.11.06 (18:31):

Bei aller Schuldhaftigkeit der nun Verurteilten, bleibt die Frage - für uns Europäer- ist das Urteil wirklich von einem unabhängigen Gericht gefällt worden ?

Oder gab - gibt - es "Berater" - "Einflüsterer" - die eigentlich den Willen einer ganz anderen politischen Gruppierung verwirklicht sehen wollten ?
Politische Prozesse haben immer einen faden Beigeschmack!
ODER ??


 kreuzkampus antwortete am 05.11.06 (18:40):

@mulde: Diese hypothetische Frage stellt sich mir nicht, weil mir die irakische Rechts-Welt so fremd ist, wie die Welt der Pygmäen. Oder glaubst Du, dass (Normal)Iraker in der Lage wären, sich ein Bild über unser Rechtssystem machen können. Was Du schreibst, ist nur Spekulation. Ebenso könnte ich schreiben, dass die Saddam-Richter von Allah beeinflusst worden sind. versteh' mich bitte richtig: Ich will Deinen Beitrag nicht "schelten".


 Ursula_J antwortete am 05.11.06 (18:44):

"Angenommen, Adolf Hitler hätte nicht Selbstmord begangen und wir könnten ihn heute verurteilen. Wäre eine lebenslange Haftstrafe gerechtfertigt? Nicht vergessen: Lebenslang bedeutet in unserer heutigen Rechtsordnung: 25 Jahre-abzüglich ein Drittel....Und nun bin ich sehr gespannt...."

Die Antwort auf deine Frage: Auch bei Hitler wäre die Todesstrafe Mord. Unter Mord versteht man eine geplante
Tötung und eine Hinrichtung ist immer geplant.


 Felix antwortete am 05.11.06 (18:53):

Auch gerade Adolf Hitler hätte eine Strafe verdient, die nachhaltiger hätte sein sollen .... als den Tod, den er sich ja sogar frweiwillig gewünscht hat.


 navallo antwortete am 05.11.06 (19:41):

Mich bestürzt, daß sich jederzeit Vollstrecker von Todesurteilen bereit finden würden – auch bei uns. Die Richter selbst halten sich da raus.


 wiseman antwortete am 06.11.06 (01:17):

wie viel Menschenleben haben eigentlich Gschorg Dableju Bush und die zustimmenden Führungseliten nebst Toni Blärr etc. im Kampf für die amerikanischen Menschenrechte auf dem Gewissen?

wiseman


 kreuzkampus antwortete am 06.11.06 (08:36):

@ursula und Felix: Ihr seid meiner Frage ausgewichen. Sie war schon konkret gemeint: Hättet Ihr maximal 25 Jahre für Hitler als schuldangemessen gehalten. Mehr würde es ja heute nicht geben. Es würde, insofern muss ich mich selbst korrigieren, die besondere Schwere der Schuld festgestellt werden, und deshalb wäre eine 2/3 - Haft ausgeschlossen.....Ist nicht einfach...auch für mich nicht.


 pilli antwortete am 06.11.06 (08:41):

nun...wer so so viele menschen auf dem gewissen hat wie der verbrecher Bush, dem sehe ich nach, dass er seine freude über das todesurteil via TV verbreiten darf.

aber nicht verstehen kann ich, dass gleiche denke sich breitmacht, auch nur einen gedanken daran zu verschwenden, die todesstrafe vollstrecken zu lassen!

und hier möchte ich besonders Medea. fragen:

"Der alte Zwiespalt wird hier wieder einmal offenbar -"

welcher Zwiespalt?

ich war nie zwiegespalten und bin gegen die todesstrafe...du denn nicht?


 Ursula_J antwortete am 06.11.06 (09:05):

Hallo Kreuzkampus,

deine Frage: Hättet Ihr maximal 25 Jahre für Hitler als schuldangemessen gehalten.

Meine Antwort: Ja


 Gerdi antwortete am 06.11.06 (09:32):

Hitler war wie nachgewiesen geistig/seelisch krank.
Ist es Saddam auch?
Bush ja wohl nicht.


 rolf antwortete am 06.11.06 (10:16):

Wenn die schwere der Schuld festgestellt wird, ist lebenslänglich = bis zum Tod.
Die 25 Jahre sind nur eine Hilfsgröße, die der Berechnung der 2/3-Regelung dient, also der Feststellung, wann eine Entlassung geprüft werden kann.
Prüfung heißt nicht automatische Entlassung nach 16 Jahren.


 Medea. antwortete am 06.11.06 (10:34):

"Als zivilisierter Mensch bin ich gegen die Todesstrafe" schrieb ich - mehr gibt es zu diesem Punkt nicht zu sagen.

Aus vielen Gesprächen mit den unterschiedlichsten Menschen weis ich aber um die Zwiespältigkeit für oder gegen die Todesstrafe bei Tätern zu sein, wenn eigene Familienangehörige dahingemordet wurden und es um die Strafe für den Täter ging.


 Mulde antwortete am 06.11.06 (10:59):

Die international Medienwelt ist sich ziemlich einig´,das dieses Todesurteil pünktlich zum Wahlkampf in den USA Kam?
War es also doch im voraus schon bestellt?

Mister Bush spricht volltönig von einem Sieg für die Demokratie im Neuen Irak!
er betonte vollmundig es sei ihm eine Genugtuend, dieses Urteil!!
Bei uns Eurpäern und dem Nichtwissen über die Gesetzlickeit im Nahen Osten bleibt die Frage offen wer hat die grösste Interesse/ Nutzen vom Tode des Sadam Hussain?

Müssen wir jetzt unser Wissen und Verständnis zur und über
die Demokratie überdenken und nur noch eine US-amerikanische Lesart zur Demokratie verwenden ?


 Felix antwortete am 06.11.06 (11:27):

Nein kreuzkampus ,

ich wich deiner Frage nicht aus. Auch für die grössten Verbrechen ist die Todesstrafe meiner Meinung nach keine Lösung.
Ich habe weiter oben vorgeschlagen, dass der Schuldige für seine Verbrechen Sühne leisten muss. Er muss am eigenen Leib erfahren, was er mit seinem Fehlverhalten angerichtet hat. Dazu würde eine völlig andere Art des Strafvollzugs nötig sein. Einfach in einer Zelle ... womöglich mit Komfort ... sein restliches Leben abzusitzen, ist keine optimale Strafform.


 gerald antwortete am 06.11.06 (12:04):

Demnach hätte sich das Nürnberger Kriegsverbrechertribunal, welches einige Nazi-Größen zum Tode verurteilte, unmenschlich verhalten.


 hugo1 antwortete am 06.11.06 (12:15):

oh felix, das dürfte schwierig werden. Ein Schänder wird geschändet, ein Folterer gefoltert, Schmuggler und Betrüger ?? Terroristen, Bombenleger, Attentäter, Räuber, Großkriminelle,,alle alle einer Strafe zuführen welche auf die Untaten zugeschnitten wäre, ist unmöglich.
Das Schwierigste ist wohl dem Anspruch "Angemessen" gerecht zu werden. da gehen bestimmt (wie schon alleine hier im Forum zu sehen) die Meinunge der Menschen und auch der Juristen weit auseinander. Die Zielstelung in weiter Ferne sollte sein, ein welltweites vergleichbares und abestimmtes Agieren und Werten von Unrecht anzustreben und damit auch ein allseits gültiges Bewerten von Untaten zu ermöglichen.
Auch schon in Hinsicht auf Wirtschaftsverbrecher, die derzeit noch durch einen einfachen Grenzübertritt zu Straffreiheit und Verfolgungsnachlass gelangen können.


 klaus antwortete am 06.11.06 (14:42):

Es ist so ziemlich egal, was mit dem Hussein passiert. Ob er Lebenslänglich( ohne Begnadigung) bekommt, oder ob er hingerichtet wird. Die Strafe muss immer "zu gering" für seine Untaten ausfallen.
Zum Märtyrer wird er von bestimmten Kreisen ohnehin hochstilisiert und es werden weitere Attentate und Bombenanschläge im Sinne Husseins stattfinden.
Das war schon immer so und wird so bleiben. Siehe auch die jährlichen Demos der Nazis zum "Hesstodestag" oder "Führergeburtstag" ...
Sich den Kopf zu zerbrechen, ob hier eine Todesstrafe angebracht ist oder nicht, halte ich für sinnlos, weil keine Strafe diesen Verbrechen gerecht werden kann.
Bei "Normalverbrechern" halte ich eine Todesstrafe, wie sie z.B. in den USA angewendet wird, für nicht zeitgemäß, überholt und unmenschlich, auch wenn bei mir manchmal z.B. bei Kindesschändung
mit Todesfolge die "Schlinge in der Hand" zuckt.


 Felix antwortete am 06.11.06 (15:18):

Obwohl mir völlig klar ist, dass es im Einzelfall schwierig sein wird, eine Strafe auf ein Fehlveralten abzustimmen, glaube ich doch, dass man wenigstens tendenziell den Strafvollzug sinnvoller gestalten könnte.
Ich meine damit nicht, dass man wieder zu einer mittelalterlichen Strafpraxis zurückkehrt wo dem Taschendieb die Hand abgehackt wird, dem Lügner wird die Zunge ausgerissen, der Schänder wird entmannt, der Mörder auf die gleiche Weise wie das Opfer umgebracht etc.

Der Freiheitsentzug oder die Geldbusse sind doch nicht die einzigen Möglichkeiten.


 seewolf antwortete am 06.11.06 (15:24):

Tristan da Cunja - eine Insel im Südatlantik...

Ein menschenwürdewahrendes Domizil - unter UN-Aufsicht gestellt - für solche Delinquenten ... ?


 Claude antwortete am 06.11.06 (17:38):

Tristan da Cunja - eine Insel im Südatlantik...

Ein menschenwürdewahrendes Domizil - unter UN-Aufsicht gestellt - für solche Delinquenten ... ?


Aber bitte mit einem Monatlichen Puffbesuch und einen Obmann für Beschwerden!!
Claude


 wanda antwortete am 06.11.06 (18:10):

@gerald - seitdem sind gute 60 Jahre vergangen - ich denke, dass heute mehr Menschen gegen die Todesstrafe sind, als unmittelbar nach dem Krieg. Ich bin auch dagegen.


 Marina antwortete am 06.11.06 (18:28):

Pressemitteilung

Todesurteil gegen Saddam Hussein vergibt Chance, ein Zeichen für Gerechtigkeit und Rechtsstaatlichkeit im Irak zu setzen

Berlin, 6. November 2006 - Das Verfahren und das Urteil des Obersten Irakischen Strafgerichts gegen Saddam Hussein haben die Chance vergeben, ein Zeichen für den Rechtsstaat im neuen Irak zu setzen und den Hunderttausenden von Opfern des Saddam-Regimes Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, sagte amnesty international. Gerade weil Hussein für vielfache schwerste Menschenrechtsverletzungen verantwortlich ist, muss der irakische Staat seinen Bürgern und der Welt signalisieren, dass er konsequent einen rechtsstaatlichen Weg beschreitet.

Von Beginn an unterlag der Prozess unzulässigen Interventionen von politischer Seite, die die Unabhängigkeit und Unparteilichkeit des Gerichts in Zweifel gezogen haben. So musste der ersternannte Richter zurücktreten, die Berufung eines zweiten wurde verhindert. Die Sicherheit der Prozessteilnehmer war nicht gewährleistet: Drei Anwälte der Verteidigung wurden ermordet, weitere bedroht. Der Hauptangeklagte Saddam Hussein hatte erst ein Jahr nach seiner Verhaftung erstmals Zugang zu juristischem Beistand. Die Verteidigung beschwerte sich wiederholt, keine Kenntnis von Beweismitteln gehabt zu haben, die die Anklage im Prozess vorlegte. Eine Expertengruppe der Vereinten Nationen erklärte aus diesen Gründen am 1. September 2006 das Verfahren gegen Hussein für unfair.

amnesty international spricht sich ausdrücklich dafür aus, dass Saddam Hussein für seine Verbrechen angemessen bestraft wird. Gerade aus Sicht der Opfer und ihrem Anrecht auf Gerechtigkeit wäre es unabdingbar, die weiteren gegen Hussein anhängigen Prozesse in fairen Verfahren durchzuführen. Nur so kann die wahre Dimension der Verbrechen des Hussein-Regimes erkennbar und angemessen aufgearbeitet werden.

Die Todesstrafe lehnt ai grundsätzlich und daher auch gegen Hussein ab. Sie ist die schlimmste Form grausamer und unmenschlicher Bestrafung und eine Verletzung des Rechts auf Leben. Besonders gravierend ist es, wenn die Todesstrafe als Ergebnis eines Verfahren verhängt wird, das die international gültigen Standards unterläuft.

Internet-Tipp: https://www2.amnesty.de/internet/deall.nsf/AlleDok/3DD2133EB46A798EC125721E0048C6E6?Open


 gerald antwortete am 06.11.06 (18:33):

Ist mir nicht entgangen, wanda...
Vermutlich hat sich das kollektive Bewusstsein über die Todesstrafe innerhalb dieses Zeitraums verändert, wobei ich nicht einschätzen kann, ob die Urteile von Nürnberg auch von den Menschen damals unterschrieben worden wären, also die Todesstrafe als angemessen betrachtet wurde.
Kreuzkampus sah eine 25-jährige Haft für Hitler, so er überlebt hätte, als zu milde an.


 hugo1 antwortete am 06.11.06 (19:18):

Was soll ein Einheimischer dort denken und fühlen, wenn sein Bruder wegen "Nichtstun, Feigheit vor dem Feind, Fahnenflucht" usw. standrechtlich erschossen wurde, eben weil er nicht mitmorden wollte und die Mörder von damals nun von einer durch die Amerikaner (welche selber tagtäglich nicht zimperlich sind im Umgang mit Waffen) eingesetzten Gerichtsbarkeit einer milde Strafe entgegensehen könnten?
In einigen arabischen Ländern war es -und ist vermutlich noch- üblich, das nach dem Freitagsgebet einige Köpfe rollten. Es gab Enthauptungen vor versammelter Bevölkerung. Solch Anblick (einschließlich Folter)und solch Geschehen war/ist dort also nicht unüblich, so dass die Frage nach Humanität als Deutschland und a.i. auf Unverständnis stoßen müssen.
Ich an Stelle eines betroffenen Irakers würde ich sehr wohl sofort an Ungerechtigkeit, an Schwäche der Neuen, an Korruption u.ä. denke wenn ich von einer milden Strafe Saddams erfahren würde.
Ich an Stelle eines ehemalig von Saddams Regierungspraktiken Begünstigten und selber Schuldbeladen, würde natürlich gegenteilige Wünsche hegen. (aber von a.i. haben wohl beide noch nie was gehört und haben sicherlich kein Verständnis für deren Forderungen.
ps.die Formulierung "Freitags Köpfe rollen" hab ich heute früh beim Frühstücksfernsehen von Peter-Scholl-Latur aufgeschnappt.


 Silhouette antwortete am 06.11.06 (21:59):

"Lebenslänglich" bedeutet nicht automatisch 25 oder gar nur 16 Jahre. In Bruchsal sitzt ein mehrfacher Mörder schon seit über 40 Jahren. Er erhielt seinerzeit keine Resozialierungsmaßnahmen, wie sie heute jedem noch so hoffnunglosen Fall gewährt, manchmal aufgedrängt werden. Und dieser alte Lebenslängliche ist längst nicht mehr in der Lage, das Leben draußen zu meistern. Also behält man ihn drinnen, auch damit er nicht vollends verkommt.

Die Todesstrafe auszusprechen und auch noch zu vollziehen, halte ich für eine Kulturschande eines zivilisierten Staates. Und die Basis unserer Kultur und Ethik bildet neben der Aufklärung die Bibel, ich kanns's auch nicht ändern, und die Bibel ist in diesem Punkt eindeutig. Zitate, wenn gewünscht.


 uki antwortete am 06.11.06 (22:10):

Ich bin gegen die Todesstrafe. Da kann ich nicht ernstlich darüber nachdenken, ob es für diese oder jene Straftat doch angemessen wäre, sie anzuwenden.
Welches Urteil die Iraker für gut oder schlecht halten, kann ich mit meiner Einstellung nicht ändern. Was ich kann; zu meiner Einstellung stehen. "Keine Todesstrafe"


 hugo1 antwortete am 06.11.06 (22:15):

da haste recht Silhouette, allein unter Moses Buch 1 bis 4 gibts dutzende Beispiele für Anstiftung oder Aufforderung zum Mord.

Internet-Tipp: https://www.bibelkritik.ch/


 Marina antwortete am 06.11.06 (22:30):

"Zitate, wenn gewünscht."

"Wie kann ein Staat, der die gesamte Gesellschaft repräsentiert und die Aufgabe hat, die Gesellschaft zu schützen, sich selbst auf die gleiche Stufe stellen wie ein Mörder?" - Kofi Annan


 seewolf antwortete am 07.11.06 (03:27):

Mörder allenthalben:

wir verstehen euch. Ihr seid Menschen wie wir. Wir wollen euch nicht wehtun.

Hihihi...


 schorsch antwortete am 07.11.06 (08:20):

Wer, wie Saddam zum hundertfachen Mörder geworden ist, dann nicht hingerichtet wird, ist Hoffnung für jeden anderen Massenmörder. Denn wenn ein Massenmörder von Saddams Art weiss, dass er vielleicht von seinen Anhängern in ein paar Jahren wieder aus dem Knast geholt wird und dann aus Rache weitere Hunderttausende vergasen oder sonstwie umbringen lassen kann, wird keine Skrupel oder Reue entwickeln. Und dies wäre doch der Zweck von hinter Gitter bringen: Dem Delinquent die Möglichkeit geben, sich zu bessern. Erwartet oder glaubt vielleicht jemand hier, dass Saddam sich je bessern wird oder dass er gar fähig wäre, Reue zu zeigen?


 kreuzkampus antwortete am 07.11.06 (08:31):

In Wikipedia wird, auch wenn es nicht einfch zu erklären ist, die lebenslange Haftstrafe erklärt https://de.wikipedia.org/wiki/Lebenslange_Freiheitsstrafe
Was Silhouette meint, ist die anschließende Sicherungsverwahrung. Die kann und wird in der Regel auch bis zum Lebensende dauern. Das dürfte aber in einer Anstalt stattfinden.+++Zur Verurteilung von Saddam sind mir noch andere Gedanken gekommen: 1. Wir sehen die Verurteilung mit deutschen Augen und, über die Jahre nach dem Kriege hinweg, mit aufgeklärtem Verstand. Ich denke aber, wie auch schon geschrieben wurde, dass Iraker eine ganz andere Einstellung zur Todesstrafe haben. für die meisten ist sie Normalität. Da unterscheiden sie sich gewiss vom amerikanischen Volk. Mir fällt dazu noch das Todesurteil gegen den Kurdenführer Özalan in der Türkei ein. Fachleuten war aber von vornherein klar, dass das Urteil zwar gesprochen werden würde, dass das Parlament diese Urteil dann aber in eine lebenslange Haftstrafe umwandeln würde. Insofern war die öffentliche Aufregung damals umsonst. Bei Saddam gibt es solche Hinweise zwar nicht; aber warten wir's ab.++Und dann fällt mir noch Rumäniens Ceauşescu ein. Der wurde gleich nach seiner Verurteilung hingerichtet. Die komplette Hinrichtungszeremonie wurde sogar einmal bei uns im TV gezeigt (hinterher sah man nur das Ehepaar vor und nach der Exekution). Ich erinnere mich nicht daran, dass damals wochen- oder monatelange Diskussionen stattgefunden hätten.++Übrigens: Ich finde, dass unsere Diskussion hier gut; alleine schon, weil niemand auf anderen rumhackt.


 hugo1 antwortete am 07.11.06 (09:51):

kreuzkampus, die Art und Weise wie die Ceauşescus "entsorgt" wurden war zwar keine Demonstration demokratischen Tuns, aber für die damalige Zeit wohl für das Volk die optimalste und billigste Variante. Ein übe Jahre laufender Prozess hätt dem Volk Millionen gekostet und einige Anwälten wären steinreich geworden. Das waren diese Leute nicht wert, obwohl man in diesen Fällen und im Zusammenhang mit Menschen überhaupt nicht von Wert oder Unwert sprechen sollte.
So gesehen wärs vielleicht nicht unklug gewesen den Saddam "auf der Flucht" zu erschiessen man hätte dem Volk einiges ersparen können. Aber was mir sehr mißfällt, nun dient er dem Busch noch als Wahlkampfhelfer.


 Silhouette antwortete am 07.11.06 (09:51):

Nein, Kreuzkampus,
das meine ich nicht, und ich kenne den Unterschied. Pommerenke ist "Vollmitglied" in der JVA:

https://www.welt.de/data/2004/09/29/339046.html?prx=1


 Felix antwortete am 07.11.06 (10:56):

Ich erlaube mir an dieser Stelle noch eine allgemeinere Feststellung anzubringen:

Bevölkerungsschichten, politische Organisationen oder Staaten, in welchen grosse Anteile der Bevölkerung die Todesstrafe befürworten, neigen auch dazu politische oder soziale Probleme mit radikalen Mitteln zu lösen.
Gewaltbereitschaft auch für militärische Interventionen sind wahrscheinlicher und historisch auch nachzuweisen.

Schon als junger Mann nahm ich in den 50er-Jahren an Demos gegen die Todesstrafe in den USA und später gegen den Vietnam-Krieg aktiv teil.
Mit Siebdruck wurden mühsam Plakate hergestellt und dann unter Vermeidung der Ordnungshüter in der Stadt angebracht.

Von den rechtsbürgerlichen Kreisen wurde man als linksintellektuelle Weicheier, Warmduscher und heute als "Gutmenschen" verspottet.

Interessanterweise wurden wir von Organisationen der christlichen Kirchen kaum unterstützt ... dabei wäre die Gewaltlosigkeites ein urchristliches Anliegen.
Aber eben ... zwischen Schönreden und Handeln besteht auch heute noch der entscheidende Unterschied!


 hugo1 antwortete am 07.11.06 (11:10):

oh felix da überschätzt Du den Willen der heutigen Kirche und Gläubigen zur Entkrampfung und Befriedung beizutragen gewaltig.
Nehmen wir nur mal die ach so gläubigen amerikanischen Regierungsmitglieder. Die bejubeln dieses Todesurteil sie freuen sich aufs Schauspiel: Hängen (anscheinend)
Busch spricht sogar von Demokratiebeweis und die Rice hat heute die Europäer aufgefordert bei diesem Thema hre Klappe zu halten.

Internet-Tipp: https://www.kleinezeitung.at/nachrichten/politik/258978/index.do


 kreuzkampus antwortete am 07.11.06 (13:58):

Auch wenn ich die Rice absolut nicht mag, Hugo; aber sie sagt nicht, dass Europa die "Klappe halten", sondern "Zurückhaltung" üben solle. Hier solltest Du Deinen Ärger vielleich zügeln. Wenn hier im Forum jemand in einer Sache "Zurückhaltung" fordern würde und jamand anderes würde behaupten, er habe gesagt: "Klappe halten", wäre der Teufel los. Oder?


 Silhouette antwortete am 07.11.06 (14:25):

Und selbst das ist nur die halbe Information. In den diversen Pressemeldungen liest man z.B.:

""Nachdem der Widerstand gegen das Todesurteil nicht verhallt, fordert US-Außenministerin Condoleeza Rice Amerikaner und Europäer auf, sich mit Kommentaren zurückzuhalten. "Diese Entscheidung ist Sache der Iraker", sagte Rice am Montag im US-Fernsehen. Rice hatte die Urteile nach der Verkündung am Sonntag als "Triumph über die Herrschaft der Angst" gewürdigt.""

https://www.kurier.at/nachrichten/ausland/37786.php


 Felix antwortete am 07.11.06 (15:58):

Schlimmer noch ... ich bin sogar davon überzeugt, dass ein in der Öffentlichkeit vollzogenes Todesurteil eine Menge von geilen Schaulustigen anziehen würde!
Oder schätze ich einen Grossteil der Menschen falsch ein?

Die Schweizer Bundesverfassung von 1874 schuf die Todesstrafe ab. Das Verbot der Todesstrafe blieb nicht lange unangefochten. Fünf Jahre später, am 18. Mai 1879, wurde die Bundesverfassung abgeändert und den Kantonen die Wiedereinführung der Todesstrafe ermöglicht. Die Wiedereinführung der Todesstrafe wurde relativ knapp mit 200'485 gegen 181'588 Stimmen beschlossen. Der Kanton Obwalden stimmte der Verfassungsänderung mit 1'323 gegen 257 Stimmen zu. In der Folge führten 11 Kantone die Todesstrafe wieder ein, darunter 1880 auch der Kanton Obwalden.


Das letzte Todesurteil in der Schweiz

https://www.strafurteile.ch/index.php?option=com_content&task=view&id=48&Itemid=96

Hans Vollenweider hat in der Zeit vom 15. bis 23. Juni 1939 drei Menschen getötet.
Die Hinrichtung fand am 18. Oktober 1940 mit der vom Kanton Luzern geliehenen Guillotine statt.
Zahlreiche Personen meldeten sich schriftlich beim Regierungsrat als Scharfrichter. Die Bewerbungen befinden sich in den Akten des Staatsarchivs. Der Name des Scharfrichters, der das Urteil vollzog, blieb geheim. Auch die Akten des Staatsarchivs geben darüber keinen Aufschluss.

Darüber gibt es eine soziopsychologische Untersuchung über die Motivation dieser freiwilligen Henker.
Leider habe ich bis jetzt keinen Link dazu gefunden.

Siehe auch: "Milgram-Experiment"., welches aufzeigt, wieweit ein Mensch zu gehen bereit ist, auf Geheiss einer Autorität einem Mitmenschen Schaden zuzufügen.

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/vMg2VXQ8G


 hugo1 antwortete am 07.11.06 (17:09):

Washington (dpa) - US-Außenministerin Condoleezza Rice hat allen Kritikern am Todesurteil für Iraks Ex-Machthaber Saddam Hussein zur Zurückhaltung geraten. "Das müssen die Iraker selbst entscheiden", sagte Rice dem US-Fernsehsender Fox News. Das sei "nichts, das die Amerikaner oder, offen gesagt, die Europäer kommentieren sollten".
Na, wolln wir mal nicht pingeliger sein als der Papst. Wenn ein Politiker zu uns sagt zurückhalten mit Äußerungen, mit Kommentaren, mit bestimmten Meinungen (natürlich hat sie damit nicht die zustimmenden Meinungen von Europäern zu ihrer Politik und ihrer eigenen Meinung gemeint) dann kommt dies der Aufforderung zum -auf deutsch: "Klappe halten" doch schon recht nahe oder? *g*
aber, Kreuzkampus, wir sind ja nicht auf Effekthascherei aus, ich könnt auch mit "Zurückhaltung" ganz gut leben, meinen Teil aber würd ich trotzdem dabei denken.
Darf ich Dir hinter der vorgehaltenen hohlen Hand etwas zuraunen? ( und doch hat sie bestimmt "Klappe halten" gemeint, ich kenne nur die Originalübersetzung nicht)*gg*


 schorsch antwortete am 08.11.06 (09:59):

Rice hats zwar diplomatisch milde ausgedrückt. Aber wer hintergründig die Diplomaten zu interpretieren weiss, hat kapiert: Europäer, ihr habt uns bei unserem Friedensgang nach Irak im Stiche gelassen - haltet euch nun auch raus....


 missluka antwortete am 08.11.06 (23:14):

Aber Schorsch, da muss ich der "Rice" aber unbedingt recht geben, Meinst Du nicht auch ?


 schorsch antwortete am 09.11.06 (11:09):

missluka, das ist DEINE Sicht. Ich denke, sie drückt deine Dankbarkeit dafür aus, dass Amerika dich mit offenen Armen empfangen hat. Aber: Empfängt Amerika die Armen aus z.B. Mexico auch mit offenen Armen?


 Claude antwortete am 09.11.06 (11:46):

schorsch schrieb,Empfängt Amerika die Armen aus z.B. Mexico auch mit offenen Armen?



Empfängt die Schweiz die Armen aus der Welt mit offenen Armen???
Claude


 schorsch antwortete am 09.11.06 (14:35):

Nein, Claude. Die Reichen und berühmten schon. Da sind wir wohl genau so parteiisch wie ihr....


 Claude antwortete am 09.11.06 (17:05):

schorsch antwortete am 09.11.06 (14:35):
Nein, Claude. Die Reichen und berühmten schon. Da sind wir wohl genau so parteiisch wie ihr....

So isses schorsch, die Armen sind zu Millionen in das viel geschmähte Amerika ausgewandert, Schweizer, Deutsche, Franzosen, Iren usw.
Gruß Claude


 hugo1 antwortete am 09.11.06 (19:00):

Claude antwortete am 09.11.06 (17:05):
So isses schorsch, die Armen sind zu Millionen in das viel geschmähte Amerika ausgewandert, Schweizer, Deutsche, Franzosen, Iren usw...
und ? damals war es noch viel gepriesen und nun haben sie daraus dieses momentan so geschmähte Amerika gemacht, aber das wird auch mal wieder vorübergehen, wenn sich auch manche Leute noch vehement dagegen wehren, nicht miss,,? *gg*


 Claude antwortete am 09.11.06 (19:42):

hugo1,
tscha es gibt einen ständigen Wechsel, aber das weißt du ja . :-))
Claude


 dutchweepee antwortete am 10.11.06 (04:49):

genau wie in den USA lebt die deutsche wirtschaft von einem heer von schwarzarbeitern und ein heer von beamten lebt davon diese zu jagen.

da firmen und companies länderübergreifend geschäfte machen, bin ich für ein weltweites gesetz, daß firmen (egal wo sie ihre niederlassung haben) ihren mitarbeitern gleiche bedingungen bieten müssen - das gilt auch für erwiesene tochterfirmen.

p.s.: ich weiss - ich bin ein träumer, aber hab schonmal eine mauer umgeworfen.

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