Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"
THEMA: Werbung easy Credit
10 Antwort(en).
Tabaiba
begann die Diskussion am 23.10.06 (11:54) :
Ich höre täglich auf dem Weg zur Arbeit im Autoradio die Werbung von easy Credit
"Ab jetzt steht der Erfüllung Ihrer Wünsche wirklich nichts mehr entgegen. Mit dem easyCredit erhalten Sie mehr finanziellen Spielraum für Ihre Wünsche - und das ganz schnell und unkompliziert."
Warum warten? Erfüllen Sie sich doch einfach Ihre Wünsche! Ihr neues Auto, Ihre Wohnungseinrichtung, Ihr Urlaub - mit dem easyCredit erfüllen Sie sich Ihre Träume und Wünsche - ganz schnell und unkompliziert!
Das sind nur ein paar von den Sprüchen. Meines Erachtens treibt solch eine Werbung die Menschen doch noch mehr in die Schuldenfalle oder nimmt ihnen die Hemmungen einen Kredit aufzunehmen. Das Wort easy Credit hört sich fast so an wie der Werbeslogan "it's so easy mit Alltours". Wenn man der Werbung Glauben schenken darf geht man einfach nur in eine easy Credit Filiale oder beantragt den Kredit gleich über das Internet, da ist die Hemmschwelle noch geringer.
Eure Meinung dazu würde mich interessieren!
Internet-Tipp: https://www.easycredit.de
|
greisi
antwortete am 23.10.06 (14:06):
Solche Banken sind halt Geldverkäufer. Sie verkaufen ihr Geld an dich, gegen Zinsen. Dafür machen sie auch Werbung und beauftragen die Typen von den Marketing Abteilungen. Die lassen dann die gleiche Masche laufen wie beim Verkauf von Waschpulver.
Immerhin ist die Kreditvergabe hier in Europa relativ restriktiv. Die Schuldenfalle schnappt aber erst dann zu, wenn die Leute aufgrund sog. guter Bonität einige Kredite am Laufen haben und dann arbeitslos oder arbeitsunfähig werden oder von irgend welchen anderen Geschäftemachern ruiniert werden.
|
Tabaiba
antwortete am 23.10.06 (14:50):
@Greisi Die Schuldenfalle schnappt aber erst dann zu, wenn die Leute aufgrund sog. guter Bonität einige Kredite am Laufen haben und dann arbeitslos oder arbeitsunfähig werden oder von irgend welchen anderen Geschäftemachern ruiniert werden.
Genau das meinte ich damit Greisi, außerdem ist die Werbung noch nicht mal gut gemacht sondern einfach nur nervtötend.
|
schorsch
antwortete am 23.10.06 (17:34):
Bei dieser Gelegenheit muss mal gefragt werden: "Woher nehmen diese Geldhaie eigentlich das Kapital, dass sie dann zu horrenden Zinsen an Dumme ausleihen?
Eine Antwort darauf: Rennommierte Bankinstitute gründen - möglichst ohne grosses Aufsehen - Tochtergesellschaften, denen sie ihre brach liegenden Kapitalien zur Verfügung stellen. Aus verständlichen Gründen (höhere Risikos) müssen die Schuldner viel höhere Zinsen bezahlen, als wenn das Mutterinstitut das Geld direkt geben würde. Es kann also vielfach vorkommen, dass ein solches rennommiertes Bankinstitut einem unsicheren Kunden keinen Kredit gibt, das Tochterunternehmen aber schon. Die Risiken für insolvente Schuldner bezahlen die anderen Schuldner mit den hohen Zinsen mit.
|
pilli
antwortete am 23.10.06 (18:07):
"Bei dieser Gelegenheit muss mal gefragt werden: "Woher nehmen diese Geldhaie eigentlich das Kapital, dass sie dann zu horrenden Zinsen an Dumme ausleihen?"
grübel...
sind denn die meisten häusle-bauer und besitzer, die nicht gleich alles cash zahlen, dumme?
:-)
|
hugo1
antwortete am 23.10.06 (19:07):
nee pilli, sind sie wohl nicht. Es kann sogar von Vorteil sein, mit nur wenig eigenem und relativ viel geborgtem Geld sein Eigenheim zu finanzieren. Da ist ja etwas "Bleibendes" ein sicherer Gegenwert, etwas Gewinnbringendes (wenn Du die Miete nicht mehr zahlen mußt) Den Urlaub auf Kredit, das Auto usw. haste bald aufgezehrt und nichts mehr (ausser die Erinnerung) was sich auf Dauer auszahlt. Ein Haus muss nicht schnell wertloser werden, muss nicht ruinös sein, es kann sogar vor Ruin schützen. Besonders dann, wenn im Lande die Inflation ihre Späße treibt, dann stehste auf der richtigen Seite mit den Schulden und kommst so richtig groß aus. Eigentlich sollte ein gut funktionierendes und florierendes finanzielles Gebaren auf Guthaben auf Schulden und möglichst auf verborgtem Geld aufgebaut sein. Auf alle Fälle bekommt derjenige der eigentlich keinen Kredit benötigt, da er selber noch Guthaben und feste ständige Einkünfte hat mit Sicherheit den günstigsten Kredit, aber derjenige der ihn dringend benötigt weil er gerade keiner hohe Bonität obliegt muss natürlich viel mehr draufzahlen. *g* easyCredit bietet Ihnen diese Produktvorteile: * schon ab 4,10% effektiver Jahreszins ( B O N I T Ä T S A B H Ä N G I G ) * Wunschbetrag ab,,,,,,,,,,,,,,,,,,, * Laufzeiten von,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, * individuelle Ratenhöhe,,,,,,,,,,,, * sofortige Kredit-Entscheidung,,,,, * Sondertilgungen: schnell, einfach und unkompliziert beachte den ersten "Produktvorteil" der ist der Hammer.
|
pilli
antwortete am 23.10.06 (19:43):
schon klar hugo :-)
aber ein logisches weiterdenken des beitrages von schorsch führt natürlich dazu, einiges in frage zu stellen, was hier im thema genannt wurde. *zwinker*
natürlich gefällt mir der beitrag nur eine türe weiter, sehr viel besser und vorallem logischer, den schorsch auch geschrieben hat:
der passt doch gut zur "meinungsumfrage" von Tabaiba:
... zitat_
"schorsch antwortete am 23.10.06 (17:47):
Klaus, bitte nicht vergessen: Nach dem Krieg konnte die rapide Konjunkturverbesserung nur damit geschaffen werden, dass alle - auch der Staat - auf Pump lebten. Als dann der Wiederaufbau beendet war, die Menschen wieder zu einigem Vermögen gekommen waren, hatten sie sich - insbesondere eben auch der Staat - so sehr daran gewöhnt, dass man auf Pump ganz gut leben kann, dass gar niemand mehr ernsthaft daran dachte, das System zu ändern. Würde man es nämlich von heute auf morgen ändern, würde die Wirtschaft zusammenkrachen.
Beispiel: A schuldet B 1000 €, dieser schuldet C auch 1000 €, dieser dem D auch undsoweiter bis irgendeiner A 1000 € schuldet. Also im Kreis herum alle allen etwas schulden. Würde nun D von C verlangen, die Schuld morgen zu bezahlen, müsste dieser von B das gleiche verlangen und B von A. usw.. Da aber keiner zurück bezahlen kann, weil er von diesem Pumpsystem lebt, gäbe es einen Rattenschwanz von Betreibungen mit Schuldscheinen; das Ende des Wohlfahrtstaates wäre gekommen; der ganze Staat wäre bankrott!
Dieses Beispiel zeigt nur die Verflechtungen im eigenen Land. Nun müssen wir dieses System aber auch noch auf die Staaten untereinander durchdenken..."
...
:-)
|
hugo1
antwortete am 23.10.06 (21:20):
nochmals nee pilli Schorsch geht von absolut falschen Voraussetzungen aus, das Jeder Schulden aber auch andererseits Guthaben hat und gleichzeitig auch Gläubiger ist. Das gibts in der Praxis nicht (solch geschlossenen Kreislauf sondern höchstens Zweierbeziehungen) Es ist dummerweise für uns noch viel ungerechter. Denn Diejenigen die dem Staat einen Teil ihres Geldes leihen, bekommen es ja sofort wieder zurück. Es bleibt ja nicht beim Staat und seinen Unter-, und Mittelschichten, sondern durch Kauf, Verkauf von Waren und Dienstleistungen, also Umsatz, wird dieses Geld spontan wieder auf die Konten der reichen Oberschicht umverteilt. Wenn dem nicht so wäre, würden ja die Schulden ständig abnehmen und damit der Sumpf des Geldgebens eintrocknen. Die Reichen bekommen durch den jetzigen sich selbst vermehrenden Geldkreislauf eine immer größer werdende Geldmenge zugeteilt, bei zunehmenden Schulden auf der Staatsseite und somit Verarmung der Unterschicht. Momentan ist dieses "Geschehen" noch nicht weiter gefährdet. Da es z.B. in der BRD Millionen Menschen gibt, die sich an schlechtere persönlichen Zeiten noch gut erinnern, mit Ihrer gegenwärtigen Situation tatsächlich oder scheinbar zufrieden sind, sich vom Begriff Unterschicht nicht angesprochen fühlen und darauf hoffen, das es noch lange für Sie so relativ Abgesichert bleibt. Also. Pilli, noch kannst Du Dich sicherlich nicht in die Situation eines Menschen hineinversetzen der einen Easy-Kr. wegen einer (für Dich) Kleinigkeit benötigt und entsprechend schlechte Bedingungen in Kauf nehmen würde. Du kannst vermutlich solche Dinge aus dem Guthaben begleichen oder kaufst ein Auto auf Pump wegen der bequemen Abwicklung des Geschäfts oder der günstigen Konditionen usw. aber nicht aus dringender Notwendigkeit heraus. Leider nimmt aber die Menge dieser -so unbekümmert leben dürfenden Menschen- ständig ab und die in die Unterschicht abdriftenden nimmt zu, und genau dies ist das wahre Problem unseres Landes.
|
schorsch
antwortete am 24.10.06 (10:56):
hugo1, ich denke und rechne in grösseren Dimensionen. Obiges von mir eingesetzte beispiel sollte im kleinen Kreise etwas darstellen, was auch für die grösseren Kreise gilt.
Sogar ein Sozialhilfeempfänger ist einerseits Schuldner - wenn er z.B. einen Kleinkredit aufnimmt - , aber auch Gläubiger des Staates, von dem er von Gesetzes wegen Unterstützung erwarten darf. Wenn nun so viele Bürger dieses Staates zahlungsunfähig werden, kann er seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen; er versucht, sich um die Unterstützungspflicht gegenüber seinen Ärmsten zu drücken; er verkleinert die Unterstützungsgelder; die Verarmten nehmen weitere Kleinkredite auf und bezahlen ihre Steuern nicht mehr. Irgendwann beisst sich die Katze immer in den eigenen Schwanz.
|
wiseman
antwortete am 24.10.06 (16:30):
Wer "easy Credit" mit "leichtem Kredit" übersetzt, ist zu kurz gesprungen. Nur wer auch noch "Kredit" übersetzt, kommt der Wahrheit ein bißchen näher: "leichtgläubig". Hier ist aber nicht die Bank leichtgläubig, sondern der Kreditnehmer. Solange er regelmäßig bezahlt, verdient die Bank Zinsen (da Zinsen UStfrei sind, erhöhen diese erst einmal den Gewinn). Wenn er nicht mehr bezahlt, kommen regelmäßig Inkassokosten hinzu; wenn nach "Offenbarungseid" (jetzt) nichts mehr zu holen ist, bucht die Bank erst "zweifelhafte Forderung" und im zweiten Jahr kann sie dann "abschreiben" d.h sie darf den "Verlust" als Kosten von ihrem normalen Gewinn abziehen. Das Schuldnerkonto aber wächst. Da die "Verluste" der Bank schon vorher in die Zinsen einkalkuliert waren, hat sie tatsächlich überhaupt nichts verloren. Wenn der dann wieder in die Lage kommt, in kleinen Beträgen abzustottern, bucht es die Bank als "außerordentliche Erträge" (Kleinvieh macht auch Mist!) und hat einen weiteren Kreditjunkie jahr(zehnte)lang am Schuldentropf. Und diese Schuldner haben auch noch ein schlechtes Gewissen, weil sie nicht zahlen können.
Unternehmer kriegen solche Kredite nicht! Denn entweder haben sie sich per Unternehmensform abgesichert und gehn bei Notlage rechtmäßig in Konkurs, dann kriegt die Bank gar nichts mehr, oder sie werden wieder so erfolgreich, daß sie sich nicht jahrelang melken lassen müssen, sondern den Kredit schneller ablösen können.
Zum Schluß fällt mir noch die alte Scherzfrage ein: "Was ist der Unterschied zwischen einer Bank und der Mafia?"
"Die Mafia hat einen Ehrenkodex!"
wiseman
|
Tabaiba
antwortete am 24.10.06 (17:10):
wiseman, Dein Beitrag bringt es auf den Punkt, genau so fasse ich auch die Werbung auf, Verdummung der Kreditnehmer. Easy hört sich ja so gut an und dann auch noch Kredit und die Bezeichnung easyCredit Shop, gaukelt dem potentiellen Kreditnehmer doch etwas vor. Es soll lt . Werbung deutschlandweit 40 von diesen easyCredit Shops geben. Hört sich für meinen Geschmack nicht gerade seriös an, aber die Verbrauchergruppe der jungen Leute ist von dieser Formulierung bestimmt begeistert, da "denglisch" doch in ist :-)))
Die Scherzfrage gefällt mir übrigens sehr gut und trifft den Nagel auf den Kopf.
|
|