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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Wer von Billig-Ladenketten profitiert sollte auch ihre verwerflichen Methoden kennen!

 43 Antwort(en).

Felix begann die Diskussion am 04.10.06 (18:33) :

Der Sender ARD brachte diese Tage in "DIE BILLIGHEIMER UND IHRE METHODEN" einen DOK-Bericht über die menschenverachtenden Methoden, wie die Grossverteiler wie SCHLECKER, ALDI, NETTO u.a. ihre Mitarbeiter am Zügel halten.
Kritische Gewerkschafter, Arbeitervertreter, Betriebsräte oder Angestellte werden sofort mundtot gemacht.
Die Methoden erinnern an die Mafia. Man beschuldigt sie grundlos einen Diebstahl oder sonst etwas Unkorrektes verbrochen zu haben. Sie werden mit Androhung einer Anzeige oder Entlassung dazu genötigt, eine Schuldanerkennung zu unterzeichnen und für den Schaden aufzukommen.
Der Konzern mit seinen gutbezahlten Staranwälten hat in einem Gerichtverfahren ein leichtes Spiel gegen das mittellose Fussvolk.
Wenn Medien sich gegen diese Geldsäcke für Gerechtigkeit einsetzen, werden ihnen ganze millionenschwere Inseratenkampagnen entzogen.
Dass Geld die Welt regiert, ist keine neue Erkenntnis. Dass aber jeder, der diese Geschäfte nicht boykottiert, sich mitschuldig macht, dürfte für mancheine/r ein neuer Aspekt sein.

Was meint ihr dazu?


 hugo1 antwortete am 04.10.06 (18:57):

hallo felix, ich glaub dem Berichterstatter vom ARD jedes Wort in Sachen Netto, Lidl, Aldi usw.
Aber ehrlich, sag mal was zum Boykott, gib mal einen Tip wie das zu handhaben sei. Hier gibts nur noch solche Geschäftemacher Geschäfte, nix mehr mit Tante Emma oder Konsum usw.
Schon während der Wende begannen diese Discounter die hiesigen alteingesessenen Geschäfte an die Wand zu drücken. Sie mieteten/pachteten alles was sich anbot, warfen die vorherigen Anbieter raus, kamen mit komplettem Westwarenangebot, warfen also auch sämtliche hiesigen Zulieferer usw. raus und sorgten dafür das diese so gut wie keinen Fuss mehr in diese Läden bekamen. Bei dem
mörderischen Konkurrenzkampf, der zwischen den Handelsketten ausgetragen wird, die ihre Rabatte bei den Herstellern einfordern, Regalmiete verlangen, den Einkaufspreis vorschreiben, die Liefermengen diktieren usw.konnten bisher nur extrem wenige altbekannte (sogenannte Traditionsprudukte) den Wiedereinstieg schaffen. Aber total abhängig vom guten Willen der Discounter sind sie allemal.


 dutchweepee antwortete am 04.10.06 (19:58):

auf der einen seite klage ich natürlich immer, daß es in den niederlanden nicht inflationär diese einkaufstempel auf der grünen wiese gibt, wie in deutschland. GEIZ IST GEIL ist kein thema in holland. den käse kauf ich im käseladen, fisch im fischladen und whisky bekomme ich NUUUUR in der sluiterij ...im supermarkt gibts nicht über 16%.

andererseits macht es spass durch die (selbst am sonntag) belebten innenstädte bummeln zu gehen und sich selbst beim kauf einer wäscheklammer beraten zu lassen. mal ganz davon abgesehen, daß das geheimnis der geringen arbeitslosigkeit in den niederlanden, wahrscheinlich vor allem in den vielen kleinen geschäften liegt.

ich gebe allerdings beschämt zu, daß ich gern die deutschen billigheimer angebote (vor allem im elektronik-bereich) wahrnehme und mir von besuchern und freunden mitbringen lasse, oder online bestelle.

.


 jolli antwortete am 04.10.06 (20:39):

Felix,
du kannst doch nicht Boykott von jenen Käufern erwarten, die solche Ladenketten erst zu dem machten, was sie jetzt sind. Es geht doch nach Angebot und Nachfrage. Wenn der Käuferansturm nicht so groß wäre, die würden sich hüten immer mehr neue Filialen zu eröffnen.


 idurnnamhcab antwortete am 04.10.06 (21:17):

Hallo, die erwähnten Machenschaften der genannten Ladenketten gegenüber ihrem Personal sind "zumindest" verwerflich, nach meiner Meinung schon kriminell. Das ist die eine Seite.

Ich möchte jedoch einwerfen, als andere Seite, dass "die Käufer", es sind zu einem großen Prozentsatz wohl Leute, die mit ihrem immer geringeren Einkommen leben müssen, (Anm.: Kommen jedoch mittlerweile auch aus den "gehobenen Bevölkerungskreisen), eben nur das ausgeben können, was sie auch haben. Und das Einkaufen im "kleinen Einzelhandel" ist halt "etwas" teurer.


 Tabaiba antwortete am 04.10.06 (22:16):

@idurnnamhcab

Ich möchte jedoch einwerfen, als andere Seite, dass "die Käufer", es sind zu einem großen Prozentsatz wohl Leute, die mit ihrem immer geringeren Einkommen leben müssen, (Anm.: Kommen jedoch mittlerweile auch aus den "gehobenen Bevölkerungskreisen), eben nur das ausgeben können, was sie auch haben. Und das Einkaufen im "kleinen Einzelhandel" ist halt "etwas" teurer.


Das ist richtig, habe selber die Erfahrung gemacht, dass inzwischen Menschen aller Gesellschaftsschichten z. B. bei ALDI oder Walmart kaufen. Gehe selber auch zu ALDI, warum nicht, bevor es bekannt wurde, dass ALDI und Co. ihre Mitarbeiter ausbeuten, hat sich auch keiner darüber aufgeregt, dass die Leute dort einkaufen. Heute ist es nun mal Usus, dass Menschen aller Gesellschaftsklassen in Läden dieser Art einkaufen. Mal ehrlich, was bleibt einem denn auch übrig, die kleinen Drogerien, Metzgereien/Bäckereien und Tante Emma Läden etc. sind von der Bildfläche verschwunden und irgendwo muss ich ja meinen Bedarf decken und sei es bei Aldi oder Rewe. Letzterer gehört zu meinen bevorzugten Discountern, da ich dort ziemlich alles für den täglichen Bedarf bekomme.

Es ist leider so, dass bei den steigenden Arbeitslosenzahlen die Firmen und das sind nicht nur Discounter, sich das zunutze machen, um ihre Mitarbeiter unter Druck oder gar auf die Straße zu setzen, siehe aktuell BenQ. Was wäre denn, wenn wir nun alle die besagten Geschäfte Boykottieren würden? Dann gab es noch mehr Leute, die ihren Arbeitsplatz verlieren, denn wenn der Umsatz zurückgeht, wie z. B. bei Walmart, schließt man eben das Geschäft, was wäre damit gewonnen?.


 Felix antwortete am 05.10.06 (11:12):

Alle angeführten Gründe, weshalb es sehr schwer ist, als Konsument/in Einfluss auf das rücksichtslose Geschäftsgehabe von Grossverteilern zu erlangen, sehe ich ein.
Gibt es eigentlich in Deutschland keine genossenschaftlich organisierten Verteilerketten wie z.B. in der Schweiz der Coop oder die Migros? Oder zumindest solche, die mit ihren Angestellten humaner umgehen? (Usego, Denner etc.)
D i e müsste man allgemein bevorzugen. Schliesslich hat doch allmählich ein Gerechtigkeitsempfinden durch einige Medien Platz gefunden, die den himmeltraurigen kinderfeindlichen Hintergrund von Billigprodukten aus Entwicklungsländern anprangern.
Aber andererseits gab es immer Profiteure, denen es Wurst ist, dass sie durch Sklavenarbeit ihr Geld sparen können!
Es gäbe auch einen gesetzgeberischen Weg, um die wildesten Auswüchse anzugehen.
Dies könnt doch auch zu einem politischen Programm einer menschenfreundlichen Partei werden.


 pilli antwortete am 05.10.06 (11:43):

es hat genügend gute bis sehr gute einkaufsmöglichkeiten; nur wollen muss menschlein, diese auch zu besuchen! :-) mal bissi verzicht üben und dann halt gerne watt mehr zahlen...:-) aber:

ich gestehe, ich bin auch dabei...ab und an wennz besonders günstiges hat bei den *billigheinis* z.bsp. meine diggi von aldi!

:-)


 Tabaiba antwortete am 05.10.06 (12:28):

@Felix

Gibt es eigentlich in Deutschland keine genossenschaftlich organisierten Verteilerketten wie z.B. in der Schweiz der Coop oder die Migros? Oder zumindest solche, die mit ihren Angestellten humaner umgehen? (Usego, Denner etc.)

Meines Wissens gibt es Coop gibt noch, aber nicht in unserer Region. Ein zu Coop gehörender Supermarkt (Plazza) ist erst in unserer Nachbarstadt zu finden und da ich berufstätig bin, für mich auf der Zeitachse zu aufwändig.
Auch wenn ich mein Brot nach wie vor beim Bäcker kaufe, sind das aber auch schon Bäckereiketten mit vielen Filialen, den kleinen privaten Bäcker gibts fast schon gar nicht mehr, komme nur bei einem auf dem Weg ins Büro vorbei, aber da kann man nicht parken:-). Früher waren in meiner Nähe ein Bäcker und ein Metzger, den Bäckerladen gibts nicht mehr, da hat man eine Wohnung draus gemacht und im Metzgerladen ist jetzt ein Zeitungskiosk und wo früher der Coop war ist jetzt Schlecker drin :-(.

Schlimm ist es für die älteren Leute in unserer Wohngegend, die kein Auto haben, die müssen mit dem Bus fahren, um ihren Bedarf zu decken. Erinnere mich noch gerne an die Zeit der "Tante Emma Läden", aber die verschwinden immer mehr, ich könnte keinen mehr benennen, weder in meinem Wohnort, noch wo ich arbeite.

Diese Marktlücke haben Verkaufswagen für sich entdeckt, die schon seit einigen Jahren regelmäßig 1 x in der Woche bei uns in der Straße stehen und immer gut besucht sind.

Es ist keine Faulheit, beim Discounter zu kaufen, sondern es bleibt einem nichts anderes übrig.


 mea antwortete am 05.10.06 (13:10):

Gibt man bei Google " Discounter " ein , sieht man bei Wikipedia in D gibts über 20 Discounter , in Ö 7 und in der Schweiz nur 2 . Sind die Deutschen nun besonders geizig oder sparsam ? Tatsache ist , es gibt fast nur noch " Billigläden hier . Ich kaufe gern bei Edeka ein , da gibts auch ein Voll-Sortiment , ist etwas teurer , aber manchmal auch bei Penny .

Ob der Gesetzgeber was ändern kann ? Die Gewerkschaften sind , soviel ich weis , machtlos , weil die Verkäuferinnen sofort gekündigt werden , sobald sie Mitglied werden . Solange es soviel Arbeitslose gibt , wird sich das auch nicht ändern . Eine * menschenfreundliche Partei * ? gibt es die ?
Wir haben freie Marktwirtschaft (und keine soziale ). Geld regiert die Welt !!!

Zum Thema zurück : boykottieren können sich viele nicht leisten ! Und mitschuldig möchte ich auch nicht sein an der miserablen Behandlung der Verkäuferinnen ? Wie kann man das ändern ?


 mart antwortete am 05.10.06 (13:16):

"Alle, die die Sendung nicht gesehen haben, können dies am Samstag, dem 10. Dezember nachholen: Um 14:20 wird der Film noch einmal auf SWR ausgestrahlt."

Internet-Tipp: https://www.swr.de/betrifft/2005/12/05/index.html


 kreuzkampus antwortete am 05.10.06 (16:56):

Nochmal: """Gibt es eigentlich in Deutschland keine genossenschaftlich organisierten Verteilerketten wie z.B. in der Schweiz der Coop oder die Migros? Oder zumindest solche, die mit ihren Angestellten humaner umgehen? """" Das GAB es mal mit coop und, ähnlich, Edeka. Coop = Plaza und Sky gibt's noch---auch Edeka (-Center). Nur: Die haben nichts, aber auch gar nichts mehr mit der Ursprungsfirma gemein. Die Zeiten sind endgültig vorbei. Was idurnnamhcab (gut, dass man diesen Nick kopieren kann :o))) sagt, trifft es: Menschen, die zunehmend weniger haben (@pilli) können und werden sich kein Geschäft aussuchen, in dem die Sachen auch nur 10 % teurer sind. Ich weise in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die "Tafeln" enorme Zuwachsraten haben. Auch Geschäfte, wie McGeiz, Ernstings Family, Kik und Tedi (Tengelmann) werden immer mehr an Bedeutung gewinnen. Es ist halt so....die Goldenen Jahre sind vorbei, und wir werden nach meiner festen Überzeugung noch ganz andere Sachen erleben als die jetzigen Geschäftsmethoden der Discounter; und kein Mensch wird sich mehr dafür interessieren.


 heinzdieter antwortete am 05.10.06 (17:43):

Mir ist bekannt, dass bei diesen Handelsketten die Gewerkschaft in den meisten Fällen nicht präsent ist.
Vielleicht hat einer der Dikutanten oder in dessen Verwandt- bzw Bekanntschaft in einem solchen Unternehmen gearbeitet und kann uns ensprechend über diese angeblich "verwerflichen Methoden" berichten.
Im TV wird viel berichtet. Es kommt immer darauf an aus welcher Perspektive dies geschieht.


 Tobias antwortete am 05.10.06 (17:47):

Kreuzkampus, meinst du damit, dass die Deutschen in absehbarer Zeit nach Frankreich oder Polen zum betteln gehn ? :-))

Wir sollten doch hier etwas ehrlicher sein und klar sagen, auch ich gehe in den Ladenketten zum Einkauf weil es gar keine Tante Emma Läden mehr gibt. Feinkosttempel ja die gibt es, aber hier sind die Preise nicht für Jedermann bezahlbar.


 eleisa antwortete am 05.10.06 (19:05):

Auch ich, habe nur zwei Billiganbieter , die per Fußweg zu erreichen sind.

Aber auch eine Metzger und Bäcker Filiale . Dort kann ich auch „ Single Portionen“ kaufen.
Hoffentlich noch lange...


 Juan antwortete am 05.10.06 (22:13):

Hallo an Alle,

ich war ja eine ganze Weile abstinent, :-) hier bin ich mal wieder.

Recht habt ihr alle, aber boykottieren? Die lachen sich doch kaputt, wenn mal ein paar Kunden wegbleiben.

Ein anderer Punkt wurde aber noch nicht erwähnt. Nicht nur das Personal wird genknechtet, auch die Zulieferer werden so unter Druck gesetzt, dass die, um einen Großkunden zu halten sicher alles tun um die - man kann oft schon sagen erpresserischen Preisvorgaben zu erfüllen die der Kunde verlangt. Es stellt sich die Frage, wieviel mittlere Firmen wegen mangelnder Alternative schon in Bankrott getrieben wurden.

Juan


 pilli antwortete am 05.10.06 (22:42):

"Es stellt sich die Frage, wieviel mittlere Firmen wegen mangelnder Alternative schon in Bankrott getrieben wurden."

erfahren habe ich vor jahren von einem mittelständischen betrieb, der aufgrund eines auftrages eines billigheimers seinen maschinenpark entsprechend vergrössert hat, um den angeforderten liefermengen entsprechen zu können. ein jahr nach der erfolgten investition wurde er bei preis-verhandlungen förmlich "gezwungen", einen preis zu akzeptieren, der nicht mehr wirtschaftliches handeln erlaubte.

ich weiss nicht zu schreiben, ob er mittlerweile "bankrott" ist, vermute es aber fast, da ich den entsprechenden artikel nicht mehr entdecke in den regalen der billig-kette.


 seewolf antwortete am 06.10.06 (01:17):

Gottseidank können sich all die Leute, die auf die Billiganbieter angewiesen sind, ja auch schon die Billigflieger aussuchen. Selbstverständlich dürfen sie dann für ihre Kinder auch Ausbildungsplätze in Billiglohnländern suchen (finden ist nicht!).

Meine Anlageempfehlung:
Wertpapiere von Importeuren aus Billiglohnländern
Wertpapiere von Logistik-Unternehmen mit Größt-Schiffen.
Wertpapiere von Billigst-Touristikern.
Anteile an Altersheimen im Kaukasus mit Vorverträgen deutscher Träger.


 Boogie antwortete am 06.10.06 (02:28):

irgendwie denke ich beim lesen der Beiträge hier an Krokodiltränen.
Nicht, das die meisten hier beklagten Missstände nicht stimmen würden, doch die vielfachen Ursachen scheinen wenigen bewußt zu sein.

Ein paar Fakten über die man auch mal nachdenken könnte.

Deutschland ist Exportweltmeister, was heißt das?
Wir verkaufen wesentlich mehr Produkte ins Ausland als wir importieren. Dadurch haben wir einen riesegen Überschuß in der Handelsbilanz. Das bedeutet aber auch, dass wir mehr Arbeitsplätze "importieren" als wir "exportieren", also ins Ausland verlieren. Darüber beklagen wir uns natürlich nicht.
Dass es Tante-Emmaläden kaum noch gibt liegt auch nicht an den Discountern, sondern an unserem kaufverhalten. Wir wollen billiger (Geiz ist eben geil) und das ist nunmal aldi und Lidl etc.
Dass die Arbeitsbedingungen bei Discountern so schlecht sind liegt auch nur vordergründig bei den Discountern. Tatsächlich hängt es auch mit "Billigstpreisen" zusammen. Aldi und die anderen könnten nicht so billig sein, würden sie mehr Personal einstellen und besser bezahlen. Wir würden dann eben bei anderen Discountern kaufen (die weniger Kosten haben und knapper kalkulieren können).

Wen dem aber so ist, kann es doch nur besser werden wenn der Gesetzgeber die Rahmenbedingungen richtig setzt. z.B. Mindestgehälter, Arbeitszeitregeln usw., die natürlich für alle gelten müssen und nicht zuletzt,
Ein Kontrollsystem und Gerichtswesen mit dessen Hilfe die gesetzlichen Regeln auch eingehalten und eingeklagt werden können.

Natürlich spielen auch Importbedingungen eine Rolle, doch beschränken wir Importe die oft durch Kinderarbeit und Ausbeutung der Arbeiter in Entwicklungs- und Schwellenländern nur möglich sind, würden eventuell auch unsere Exporte ins Ausland beschränkt und das täte uns mehr weh. Keiner beklagt, dass der Pullover oder die Schuhe weniger als 5,- oder 10,- Euro kosten.

Der allgemeine Tenor in Deutschland hört sich zudem auch so an, dass jeder Unternehmer, erst recht ein erfolgreicher, ein "Schwein" ist. Man könnte fast glauben, dass der Staat hier die Jobs schafft und nicht Unternehmen.
Und wo kommen die Steuern, also die Gelder des Staates her?
Einige werden nun meinen oder sagen, dass die Lohnsteuer der größte Brocken ist. Richtig, aber ohne Jobs durch Unternehmen gäbs auch keine Lohnsteuer.
Wirtschaft ist sicher nicht alles, aber ohne funktionierende Wirtschaft ist alles nichts. Das sollte uns etwas bewußter sein.
Gruß, Boogie


 Tabaiba antwortete am 06.10.06 (14:26):

Es sind nicht nur die Discounter, die ihre Leute schlecht behandeln, auch große amerikanische Investoren hier in Deutschland, die sogenannten Heuschrecken, fallen sozusagen über Firmen her, wirtschaften sie runter und machen dann dicht und das ist kein Einzelfall, wie ich aus eigener Anschauung weiß. In den USA zählt nur der Umsatz und dass die Aktionäre zufrieden gestellt werden, alles weitere ist nicht von Bedeutung, wenn's nicht klappt schließt man eben ein Werk, na und. Man sollte deshalb nicht nur auf den Discountern rumtrampeln und abgesehen davon, wer hat nicht schon mal selber bei ALDI & Co. gekauft? Ohne die Discounter wären z. B. Hartz IV-Empfänger, kinderreiche Familien oder Kleinrentner schlecht dran, die können die Preise im Tante Emma Laden oder beim Metzger um die Ecke nämlich nicht bezahlen.


 Felix antwortete am 06.10.06 (15:18):

Ich frage mich manchmal nur, ob wir als Wähler es nicht in der Hand hätten, vorallem die Politiker zu wählen, die eine sozialere Parteilinie vertreten.
Dieser Raubtierkapitalismus der Geldsäcke grassiert vorallem in einer vom Geld regierten bürgerlichen Politlandschaft. Leider bekommen diese kapitalistischen Kreise noch einen viel zu hohen Wähleranteil, indem sie dem Volk die Vorteile einer wirtschaftsorientierten Gesellschaft vorgaukeln ... und alles Linke verteufeln!

Nach dem bekannten Motto:
NUR DIE ALLERDÜMMSTEN KÄLBER ... WÄHLEN IHRE METZGER SELBER!


 Boogie antwortete am 06.10.06 (15:40):

Die Wähler haben es durchaus in der Hand, Felix.
Offenbar wissen aber viele nicht, was eine "sozialere Politik" ist.
Auch Du sagst darüber ja nichts weiter als das "Schlagwort" ohne konkret Vorschäge zu machen wie etwas anders, (besser?), gemacht werden könnte.
Wernn Du wirtschaftliches Denken verdammst, welches Denken wäre denn vonnöten? Du behauptest auch, dass "alles Linke" verteufelt würde. Sowohl aus den letzten Wahlen, wie auch hier aus den meisten Beiträgen geht genau das Gegenteil hervor. Auch Du verteufelst einen "Raubtierkapitalismus" und die "Geldsäcke", was immer du darunter verstehen magst. für mich ist das verteufeln Andersdenkender immer nur billige Polemik ohne Verständnis der tatsächlichen Problematik, geschweige auch nur ansatzweise der Aufzeig einer möglichen Lösung.
Gruß, Boogie


 rolf antwortete am 06.10.06 (15:45):

Felix,
in Deutschland können wir keine Politiker, sondern nur Parteien wähle.
Die Auswahl der Kandidaten liegt einzig und allein in der Hand der Parteien, wer sich dort bewährt hat, kommt auf einen guten Listenplatz, der Rest bleibt draußen.


 mary antwortete am 08.10.06 (17:01):

Ohne die Billigketten brauchten wir noch mehr Suppenküchen und Tafeln. Mit einer nicht gerade üppigen Rente kann ich nicht in teuren Feinkostgeschäften einkaufen. Und Ausbeutung und andere negative Machenschaften gibt es da wohl auch. Zumal es den freundlichen Bäcker in meiner Gegend kaum noch gibt.


 pilli antwortete am 08.10.06 (17:37):

"Mit einer nicht gerade üppigen Rente kann ich nicht in teuren Feinkostgeschäften einkaufen."

stimmt! aber zwischen Feinkostladen und Billigheimer hätte es noch die alternative, auf den heimischen wochenmärkten zu kaufen? auch die bauernhöfe der umgebung bieten sich an, sie zu besuchen?

für mich eine gute gelegenheit, dort auch mal zu moderaten preisen, nach dem einkauf und dem blick in die ställe, kaffee und kuchen zu geniessen.

:-)


 Giovanni antwortete am 09.10.06 (10:29):

mea antwortete am 05.10.06 (13:10):
''Gibt man bei Google " Discounter " ein , sieht man bei Wikipedia in D gibts über 20 Discounter , in Ö 7 und in der Schweiz nur 2 . Sind die Deutschen nun besonders geizig oder sparsam?''

Setz doch die Anzahl der Discounter mal ins Verhältnis zur Bevölkerung:

Deutschland: 20 Discounter pro 80 Millionen Einwohner
Schweiz: 2 Discounter pro 7 Millionen Einwohner
Österreich: 7 Dicounter pro 8 Millionen Einwohner

So gesehen ist das Verhältnis in Deutschland und der Schweiz ähnlich und Österreich stünde mit Abstand an der Spitze.


 mea antwortete am 09.10.06 (14:55):

@ Giovanni

Deine Antwort vom 09.10.06.(10.29) hat mich nachdenklich gemacht , ich denke inzwischen , die Zahlen haben so keinen Aussagewert . Jeder Discounter hat ja viele Filialen z.B. nur Aldi in D Nord und Süd = ca 4000 Filialen , die Schweiz hat nur 2 Discounter , Aldi 15 Filialen und Denner ca. 350 . Und Ö rechne ich jetzt nicht mehr .....( bei Wikipedia gelesen )

Hier gehts ja um die miserablen Arbeitsbedingungen des Personals und das ist schwierig im positiven Sinne zu beantworten ....

Übrigens , wen es interessiert : heute Abend wird in 3sat wiederholt um 20.15 - bis 21.00 Uhr

" Die Billigheimer - Discounter und ihre Methoden "


 Lars antwortete am 09.10.06 (15:38):

Du hast recht mea, hier gehts um die miserablen Arbeitsbedingungen!
Sie diktieren den Lieferanten auch den Preis, bis geht nicht mehr.
Die werden so unter Druck gesetzt, dass sie noch mehr automatisieren müssen, die Angestellten billiger entlöhnen oder sogar entlassen .
Aber leider ist es schon so, dass viele bereit sind billiger einzukaufen, auch bei uns, egal wie die Angestellten von diesen Billiganbieter behandelt werden, wie sollen sie sonst Ferien im Ausland finanzieren, mit teuren Autos fahren usw.?
Alles passt einfach nicht unter einem Hut. Aber der "Rubel muss rollen", sagt der Volksmund, ob das längerfristig gut geht, bezweifle ich!


 hugo1 antwortete am 09.10.06 (18:24):

hallo ihr Österreicher, Schweizer, Ex-Westdeutsche,,,,sagt mal: Hat es: "DIE BILLIGHEIMER UND IHRE METHODEN" schon vor 1989 gegeben?
ich denke ja. Damals hätten wir alle zusammen auf diesen Erfahrungen aufbauen und gegenhalten sollen. Das Beitrittsgebiet wär einen Vesuch wert gewesen. Aber das Bestreben der Ossis ganz schnell Wessis zu werden, die damalige momentane Freude über das Geschehen (Einheit) die überschwänglichen Erwartungen führten wohl zu der Gleichgültigkeit und fehlenden Aufmerksamkeit was sich da anbahnte und die Macht dieser Handelsriesen war wohl schon damals zu groß um irgend was Neues/Altes entgegenzusetzen und diese Macht dürfte heute noch weitaus größer sein.


 serra antwortete am 09.10.06 (21:46):

Billigheimer gibt es nicht nur im Handel. Ich kenne einen jungen Mann (25), der arbeitet bei einer Zeitarbeitsfirma für 5,75€ die Stunde. Er ist Werkzeugmacher von Beruf.

Da tut sich was in Deutschland.


 Giovanni antwortete am 09.10.06 (21:54):

@mea:

Klar haben die Zahlen so keinen (bzw. wenig) Aussagewert, denn sie sagen ja nichts darüber aus, wie viele Kunden jede einzelne Filiale hat. Interessanter wäre natürlich ein Vergleich des Gesamt-Umsatzes solcher Laden-Ketten im Verhältnis zum Bruttosozialprodukt des jeweiligen Landes. Zudem müsste man wissen, ob die Arbeits-Verhältnisse in jedem Land gleich (miserabel) sind, oder ob es da markante Unterschiede gibt.

Ich selber habe übrigens lange Zeit vermieden, Waren zu kaufen, wenn mir bekannt wurde, dass deren Hersteller oder Händler miese Methoden anwenden.

Das ging sogar so weit, dass ich Produkte aus bestimmten Ländern, die für Ausbeutung bzw. Kriegstreiberei bekannt sind, nicht mehr gekauft habe. Durch die zunehmende Globalisierung der Märkte ließ sich das aber nicht mehr durchziehen, da man gar nicht mehr überblicken kann, aus welchem Land eine Wahre denn nun wirklich stammt.

Laden-Ketten wie Aldi, Schlecker und Co. meide ich zwar nach Möglichkeit immer noch, doch wie auch Andere schon schrieben, ist das heute, speziell wenn man in einem kleinen Ort wohnt, nicht mehr ganz so einfach.

''Kleine'' Fach-Einzelhändler können mit den Discountern einfach nicht mehr mithalten und werden vom Markt verdrängt.

Es ist halt rationeller, zum Beispiel Backwaren vollautomatisch in einer Fabrik statt in einem kleinen Betrieb von Hand herzustellen. Und es ist billiger, ein paar Regale in einen Supermarkt mit Selbstbedienung für diese Waren zu reservieren, als ein Fachgeschäft mit Bedienung zu betreiben.

Besonders in der heutigen Zeit, wo das Geld immer knapper wird, können es sich immer weniger Menschen leisten, nach sozialen Aspekten die Produkte auszuwählen.


 hugo1 antwortete am 09.10.06 (22:47):

Besonders in der heutigen Zeit, wo das Geld immer knapper wird, können es sich immer weniger Menschen leisten, nach sozialen Aspekten die Produkte auszuwählen.
Giovanni, Du meinst das bestimmt nicht allgemein sondern auf bestimmte betroffene Menschen bezogen.
Denn weltweit und besonders auf den Dollar bezogen steigt die gedruckte und visuelle Geldmenge leider sehr sehr stark. Viel stärker als es im Verhältnis zur adäquaten Warenmenge nötig und wünschenswert wäre.
Also wenn Du deine Kröten sichern willst, dann kauf nicht nur bei Aldi ein, sondern kauf werthaltige Dinge und dich selbst bei Aldi ein.*g*


 gerald antwortete am 10.10.06 (00:21):

@ Giovanni
Du hast oben geschrieben:"Das ging sogar so weit, dass ich Produkte aus bestimmten Ländern, die für Ausbeutung bzw. Kriegstreiberei bekannt sind, nicht mehr gekauft habe."

Immer wieder mal bin auch ich auf diesem Trip. Das schüttet zwar reichlich Endorfine aus, nur mit dem Erfolg haperts meistens.
Als vor einigen Jahren der Franzmann in einem seiner Kolonialatolle mal einfach so ne Atombombe platzen ließ, und damit sämtliches Unterwasserleben in die Urzeit zurück strahlte, folgte ich dem Aufruf von greenpeace und anderer wackerer Vereine, von nun an keine französischen Produkte mehr zu kaufen, um damit dem Elysee zu zeigen, wo der Bartel den Most herholt, resp. der gerald den Wein. In die Knie wollte ich die Franzosen zwingen, durch meinen Wirtschaftsboykott sie zur außenpolitischen Umkehr bewegen. Einen Monat lang verzichtete ich auf Rothschilds Traubensaft, und hatte nur Verachtung für Croissants übrig. Ich resümiere lieber nicht darüber, was das ganze gebracht hat...
Als die amerikanischen Truppen illegal Afghanistan penetrierten, war für mich sofort klar: keine amerikanischen Waren mehr! Keine McD-Fettboller mehr, keine muffins, keine shopping-Flüge nach NY und vor allem -nie mehr Al Bundy!
Ich war mir ziemlich sicher, diesmal den ökonomischen Würgegriff wirksam angesetzt zu haben, doch was musste ich erleben? Kurze Zeit später marschieren dieselben Krieger ganz ungeniert in den Irak ein! Ich konnte es kaum glauben! Ich hatte sie doch schließlich boykottiert! Sie müssen doch durch meine Maßnahmen unmittelbar vor dem wirtschaftlichen Kollaps gestanden haben (diese Perspektive hatte mir jedenfalls greenpeace verklickert). Aber wie durch ein Wunder schien dies allen an denen abzuprallen. Nun bin ich verständlicherweise ein wenig unsicher, was ein ALDI/Lidl/netto/spar/schlecker/plus...Boykott so bewirken könnte. Ach was, ich zieh das jetzt gnadenlos durch, den Gebrüdern Albrecht zittern schon die Knie, da bin ich mir ganz sicher.


 Marieke antwortete am 10.10.06 (06:32):

Gerald- wunderbar, Dein Posting so früh am Tage!!
Bei mir war es irgendwann mal die südafrikanische(?)-weiss nimmer genau-, Orangenmarmelade, die ich eisern boykottierte.."lach"...
Es wäre gescheiter gewesen, damals schon ein wenig mehr mich mit Marktwirtschaft zu befassen....


 Medea. antwortete am 10.10.06 (07:51):

Hallo Gerald und Marieke,
wie ist es mir bekannt aus alten Zeiten, in denen ich auch meinte, durch meinen Boykottierungseinkauf mir eigentlich recht lieber Produkte würde ich die Welt verändern. ;-))
Und an die südafrikanische "bittere" Orangenmarmelade erinnere ich mich ebenfalls sehr gut - da ich die besonders gerne mochte, war es ein echter "Verzicht" für mich und meine sensiblen Geschmacksnerven. Und das alles, weil ich tatsächlich hoffte, damit etwas zu bewegen......
:-)


 Giovanni antwortete am 10.10.06 (08:20):

@ hugo1:

Wenn das Geld so knapp ist, dass man fast schon bei Aldi und Co. kaufen MUSS, um überhaupt über die Runden zu kommen, dann stellt sich wohl kaum die Frage, ob man dort Anteils-Eigner werden will.


 Giovanni antwortete am 10.10.06 (08:24):

Stimmt, Gerald, um ein Land zu boykottieren reichen Einzelmaßnahmen nicht aus. Und wenn man es nur im stillen Kämmerlein tut, dann merkt's nicht mal der Nachbar. Denoch gibt es einem das gute Gefühl ''die da'' nicht zu unterstützen.


 hugo1 antwortete am 10.10.06 (10:27):

hallo Giovanni. Vielleicht sollten wir das nicht so absolut sehen, vonwegen Armut, normale Armut, besondere Armut und Aldikunde auf einer Armutsskala von a bis x,,,
Gestern war ich im ärmsten Bundesland bei einem Aldiladen. Auf dem Parklplatz dort sah ich die Kundenautos eines Eigenheimneubagebietes. Da kam ich ins Grübeln. Diese schmucken Nicht billigen Häuser, diese neuen nichtbilligen Autos, diese gut und nichtbillig gekleideten Leute mit den tüchtig gefüllten Aldieinkaufswagen deren Inhalte sie in die großen Kofferräume verstauten, konnten mein Aldibild nicht eindeutig und endgültig abrunden.
Der normale Bürger wird sich zwar durch Aldieinkauf nicht reichsparen, kann das weitere Verarmen jedoch hinauszögern.
Zusammen mit anderen Taktiken (z.B. die fünf Kinder hungern lassen -wie ein Herr Frick das mal vorschlug-), als Mietnomade die Ausgaben für die Wohnung einsparen, Konsumentenkredite von Versandhäusern usw. platzen lassen, als Stammgast bei den Tafeln und Suppenküchen auftauchen, die Geizkragenseiten im Internet alltäglich auf Neuerungen abgrasen usw. sollte sich der Sparstrumpf unterm Kopfkissen allmählich füllen lassen.
übrigens, gewinneinfahrende Aldiläden solls sogar in den reichsten gegenden Deutschlands geben oder bin ich da falsch informiert worden?
Wer von Billig-Ladenketten profitiert sollte auch ihre verwerflichen Methoden kennen!
Wer Perserteppiche kauft, Porsche fährt und in mehreren Ländern eigene Villen als Wohnsitze unterhält, braucht sich um verwerfliche Methoden und Geschäftstätigkeiten nicht zu sorgen,,oder ?


 Giovanni antwortete am 10.10.06 (11:17):

Hugo1, ich rede nicht von gut gestylten Porsche fahrenden Villen-Besitzern, sondern von Otto Normalverbraucher. Obwohl mein Einkommen im Vergleich sicher nicht schlecht ist, stelle ich zum Beispiel fest, dass ich mir von Jahr zu Jahr immer weniger leisten kann. Und das, obwohl wir unsere Ausgaben schon weitgehend reduziert haben.

Noch vor wenigen Jahren habe ich mich zum Beispiel nicht darum gekümmert, wie teuer Versicherungen sind, sondern blieb einfach dort, wo ich schon immer war. Das ist heute anders. Ich vergleiche alle ein bis zwei Jahre meine Tarife mit anderen und trage mir die möglichen Kündigungstermine in den Kalender ein, um nicht versehentlich in eine automatische Vertragsverlängerung zu geraten.

Noch vor wenigen Jahren gingen wir an fast jedem Wochenende zum Essen aus (womit ich nicht den Griechen oder Italiener um die Ecke meine, sondern schon etwas gehobenere Lokalitäten). Solche Ausgaben haben wir mittlerweile gänzlich gestrichen.

Noch vor wenigen Jahren machten wir regelmäßig Weinproben und bestellten, was uns schmeckte, ohne groß darüber nachzudenken, ob Wein wirklich so teuer sein muss. Heute kaufe ich meinen Wein bei Rewe, weil ich dort mittlerweile welchen gefunden habe, der zwar mit einem Spitzenwein nicht wirklich mithalten kann, aber trotzdem lecker ist und vor allem nur ein Zehntel(!) kostet.

Noch vor wenigen Jahren kaufte ich mir im Schnitt jede Woche eine neue Musik-CD (bzw. davor halt LPs). Heute kann ich mich kaum daran erinnern, wann ich die letzte CD gekauft habe.

Noch vor wenigen Jahren besuchte ich spontan Freunde, die hundert oder mehr Kilometer entfernt wohnen. Heute frage ich mich zunächst, ob das Spritgeld dafür nicht an anderer Stelle bessere Dienste leisten kann.

Noch vor wenigen Jahren hatte ich mehrere Fachzeitschriften (HiFi und Computer) im Abo, obwohl etliche davon ungelesen blieben. Heute kaufe ich solche Zeitschriften am Kiosk, und zwar nur noch dann, wenn mir der Inhalt wirklich mal wichtig ist.

Noch vor wenigen Jahren machte ich bzgl. HiFi und Computer Spontankäufe, wenn mir ein Gerät gefiel. Heute tausche ich Geräte nur noch dann aus, wenn sie ihren Zweck nicht mehr erfüllen können und das auch nur dann, wenn ich sie wirklich benötige.

Noch vor wenigen Jahren kaufte ich alle paar Jahre einen Neuwagen. Heute fahre ich mit meinem mittlerweile arg in die Jahre gekommenen Gebrauchtwagen - hoffend, dass er noch möglichst lange seinen Dienst tut.

Die Liste ließe sich noch um Einiges erweitern.

Doch trotz all dieser Einsparungsmaßnahmen ist, im Gegensatz zu früher, am Ende unseres Geldes immer öfter noch etwas Monat übrig.

Ich kaufe also nicht nur deshalb bei Aldi und Co., um mir an anderer Stelle MEHR leisten zu können, sondern um ÜBERHAUPT einigermaßen gut über die Runden zu kommen.

Übrigens ... vor ''unserem'' Aldi-Markt ist mir noch kein Porsche aufgefallen und die dort stehenden BMW, Mercedes usw. sind eher die Ausnahme und in der Regel eher Vorvorgänger-Modelle, also von deutlich geringerem Wert, als Neuwagen der Mittelklasse.


 sammy07 antwortete am 10.10.06 (12:13):

...habe selten so widersprüchliches gelesen, wie unter diesem Thread....

Zitat Felix: "Dass aber jeder, der diese Geschäfte nicht boykottiert, sich mitschuldig macht, dürfte für mancheine/r ein neuer Aspekt sein."

Zitat pilli: "mal bissi verzicht üben und dann halt gerne watt mehr zahlen...:-

Zitat Seewolf:"Gottseidank können sich all die Leute, die auf die Billiganbieter angewiesen sind, ja auch schon die Billigflieger aussuchen."

Zitat Boogie:"Offenbar wissen aber viele nicht, was eine "sozialere Politik" ist."

Zitat Lars: "Aber leider ist es schon so, dass viele bereit sind billiger einzukaufen, auch bei uns, egal wie die Angestellten von diesen Billiganbieter behandelt werden, wie sollen sie sonst Ferien im Ausland finanzieren, mit teuren Autos fahren usw.?"

Zitat hugo1:"Wer von Billig-Ladenketten profitiert sollte auch ihre verwerflichen Methoden kennen!"

Möchte zu gerne wissen,ob hier einer ist, der NICHT darüber Bescheid weiß, unter welchen Umständen oft Produkte im Ausland geerntet, erstellt usw. werden....,egal ob Kaffee, Zucker,Textilien,Rohstoffe usw.
und trotzdem, in Kenntnis dieser Dinge hat sich wohl jede(r) dennoch auf die sich hochdrehende Pyramide "Lebensstandard" gesetzt und mehr oder weniger eine Gesellschaft im "Überfluss" ermöglicht...


 Tobias antwortete am 10.10.06 (13:07):

Wie man es gerade braucht. Es wird gejammert und auch gleichseitig geprotzt. Ob bei Aldi, Rewe, Kaufland oder wo immer gekauft wird, ist es doch nicht mehr eine Frage des Einkommens sondern der Auswahl die heute von den Supermärkten angeboten wird. Alle Schichten der Bevölkerung trifft man in diesen Großmärkten und wenn man Gespräche belauscht erfährt man wo sie im Sommer oder Herbst ihren Urlaub verbracht haben. Nicht nur Kunden, sondern auch die Lebensmittelfachverkäuferrinnen reden sehr stolz darüber. Also in die Suppenküche gehen diese bestimmt nicht.

Giovanni, bei uns in der Stadt sind Gourmettempel auch in italienischer Hand und man kann sehr gut, für viel Geld, dort speisen. Die können wirklich ausgezeichnet kochen :-))


 Giovanni antwortete am 10.10.06 (13:17):

Ja, Tobias, solche Italiener gibt es bei uns in der Stadt auch - allerdings liegt diese Stadt etwa 25 km von uns entfernt. Der Italiener hier auf dem Dorf gleich ''um die Ecke'' dagegen betreibt lediglich eine ganz simple Pizzeria. Aber wie gesagt, Letzterer reicht völlig aus, wenn's mal wirklich was Fertiges sein soll. *s*


 hugo1 antwortete am 10.10.06 (16:32):

hallo giovanni, Danke für diese Aufzählung von Einsparpotentialen. Das könnte der Ausschnitt der Empfehlungen einer sozialen Hilfsdienstserviceeinrichtung sein.
Damit hast Du Dich schon halbwegs auf einen Weg begeben, den in meinem Umfeld schon sehr viele Menschen seit 1990 abrupt erreichten. Sie hatten diesen Knick in der Lebensstandardkurve wie Du Ihn hier andeutest gar nicht nötig, weil Ihre Ausgangsposition auf einem sehr viel niedrigerem Niveau begann. Das war vorerst auch nicht weiter schlimm, zumal für Sie sparen, sowie relativer und absoluter Mangel und Mängel eine bekannte alltägliche Größe darstellten. Nur die damaligen Erwartungshaltungen -geschürt auch von der großen deutschen Politik- waren natürlich völlig andere und sind das eigentliche Problem.
Eine wenn auch nur allmählich aber stetig steigende- in die andere Richtung verlaufende Kurve, würde wohl Niemanden bedenklich stimmen und verzweifeln lassen.
Leider kann ich mit einer solchen, von Einsparpotentialen dieser Qualität begleiteten, Erfahrung nicht berichten, bin jedoch deshalb auch persönlich nicht zu sehr vom Leben in der BRD enttäuscht worden und kann dieser Entwicklung noch relativ gelassen entgegensehen. (ich schreibe KANN, muss ich aber nicht, falls jemand meint, dann hätte ich ja kein Recht zum Kritisieren) *g*


 Medea. antwortete am 11.10.06 (11:06):

Hallo Giovanni, wie sich die Bilder gleichen, Dein posting vom 10.10., 11.17 Uhr, hätte auch von mir sein können ......
seit der Euro-Umstellung (auch wenn es stets offiziell bestritten wird) hat sich mein realer Lebensstandard verändert und das, was so mal eben nebenbei gekauft wurde, ist so locker wie damals gewohnt nicht mehr drin. Da heißt es nun genau hinzusehen und den Einkauf bei Rewe, Spar oder Aldi habe ich bisher nicht als blamabel empfunden.