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THEMA: Immer mehr zurückweichen?
30 Antwort(en).
Medea.
begann die Diskussion am 27.09.06 (09:19) :
für Empörung hat die Absetzung von Mozarts "Idomeneo" an der Deutschen Oper Berlin aus Furcht vor islamistischen Anfeindungen gesorgt. Da es eine Warnung der Berliner Sicherheitsbehörden gegben habe, hat die Intendantin Kirsten Harms ein unkalkulierhbares Sicherheitsrisiko darin gesehen, die Oper aufführen zu lassen. "Inakzeptabel und lächerlich" sagte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble dazu, "Kniefall vor Terroristen" äußert sich Wolfgang Bosbach, auch Jutta Limbach fordert, "uns nicht Angst einjagen zu lassen, für die Grundfreiheiten einzustehen, uns davor hüten, nicht andere Staaten oder Religionen um Erlaubnis zu bitten, in unserem Lande gibt es die Kunst- und Wissenschaftsfreiheit, die wir auch behalten wollen".
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schorsch
antwortete am 27.09.06 (09:45):
Man könnte natürlich sagen und denken: "Jetzt erst recht!!!"
Man kann aber auch denken: "Sollen wir denn noch weiteres Öl in die Flammen giessen?"
Alles hat seine Zeit. Aber jeder sollte nebst der Zeit auch noch die nötige Geduld und Einsicht haben zu warten bis sich die Wogen, die unbedachte Äusserungen hervorgerufen haben, wieder geglättet haben.
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Karl
antwortete am 27.09.06 (09:59):
Nein, nicht zurückweichen, standhaft sein. Das bedeutet aber eben gerade nicht vorpreschen, den Kulturkampf anheizen. Ich bin hier voll auf der Seite von Schorsch (und auf der Seite des nun um Versöhnung bemühten Papstes).
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pilli
antwortete am 27.09.06 (10:04):
die nachrichten, die ich gestern auf einem der weniger gut differenzieren mögenden fernsehkänale...auf VOX hörte und sah und zu meiner verwunderung wurde auch hier jetzt lesen kann, ähnlich wie von benedikt in einem anderen thread, wird mit keinem wort informiert, dass es sich um die "Neuenfels-Inszenierung" handelt, die, so schrieb es die Zeit bereits vor jahren, einen "ausgedachten Epilog" beinhaltet:
"Der Epilog, mit dem Hans Neuenfels seine Inszenierung von Mozarts Idomeneo an der Deutschen Oper in Berlin enden lässt, steht natürlich nicht im Libretto, den hat der Regisseur sich nur ausgedacht..."
weiter zitiert aus der Zeit (siehe auch u.a.link):
"...Nachdem der letzte Ton der Musik verklungen ist, betritt Idomeneo, der König von Kreta, noch einmal die Bühne, allein, mit einem blutigen Sack über der Schulter. Schwer geschlagen ist er vom Schicksal, ein gebrochener Mann. Aber nun, bei seinem allerletzten Auftritt, ist sein Herz ganz leicht, weil der Sack, den er bei sich trägt, so schwer ist – schwer von abgeschnittenen Köpfen. Grausames hatte der Meeresgott Poseidon einst vom Kreterkönig verlangt: Ans Ufer seiner Heimat ließ er ihn nur zurückkehren gegen den Schwur, den ersten Menschen zu opfern, der ihm dort begegnete. Das war Idamante, Idomeneos Sohn, der den Vater sehnsüchtig am Strand erwartete. Und jetzt tritt der König, mitten in die Stille des Opernschlusses hinein, noch einmal an die Rampe, um zu zeigen, wen er wirklich geopfert hat. Er greift in den Sack und zieht, laut auflachend, den blutigen Kopf Poseidons hervor. Idomeneo hat nicht seinen Sohn, sondern den Gott enthauptet! Und nicht nur den: Auch die Köpfe der großen Religionsstifter Jesus, Mohammed und Buddha hält er triumphierend in die Höhe. Der Kreterkönig hat allen nur denkbaren überirdischen Instanzen den Garaus gemacht und die Fesseln seiner Fremdbestimmtheit gekappt. Jetzt ist er endlich frei. Und das Licht erlischt.
Der Epilog, mit dem Hans Neuenfels seine Inszenierung von Mozarts Idomeneo an der Deutschen Oper in Berlin enden lässt, steht natürlich nicht im Libretto, den hat der Regisseur sich nur ausgedacht..."
...
ein winziger hinweis nur auf Neuenfels, und der zusatz, das er , als "Skandalregisseur" und "Regieberserker»" bereits im jahre 2000 bezeichnet, und seine inszenierten aufführungen, nicht zum ersten male heftige tumulte auslösen beim publikum, das hätte mich gefreut...
gestern bei den nachrichten und heute im forum!
ich zitiere zu den überlegungen, warum es neue tumulte haben könnte aus dem u.a. link:
"An der Deutschen Oper in Berlin haben sich die Geister der Zuschauer an der Inszenierung des Verdi-Klassikers «Nabucco» zerstritten. Während die einen von einer Verschandelung des Werkes durch den Regisseur Hans Neuenfels sürachen, amüsierten sich andere köstlich.
Unkonventionelle Aufführung
Flüchtende Juden im schwarzen Kaftan, Soldaten im Biene-Maja- Kostüm, Babylons hängende Gärten als Feld von Sonnenblumen - Neuenfels wurde bei den eher konservativen Zuschauern seinem Ruf als «Skandalregisseur» und «Regieberserker» durchaus gerecht. Mit immer neuen Einfällen ließ er den «Nabucco»-Fans wenig Zeit und Muße, sich dem Wohlklang von Arien und Chören hinzugeben. Da rollen Jaffa- Orangen auf die Bühne, wird Nabucco in einem Kleiderschrank eingesperrt, der Kampf um die Führung des jüdischen Volkes wird zu einer «Reise nach Jerusalem» - wer übrig bleibt, wird Chef."
nur mal so zu beginn einer diskussion erwähnt!
:-)
Internet-Tipp: /seniorentreff/de/pillis_link
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benedikt
antwortete am 27.09.06 (10:05):
@Karl
Da wird sich der Papst herzlich freuen!
Benedikt
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eko
antwortete am 27.09.06 (11:45):
Ich möchte dem Satz von schorsch zustimmen!
Zitat: "Alles hat seine Zeit. Aber jeder sollte nebst der Zeit auch noch die nötige Geduld und Einsicht haben zu warten bis sich die Wogen, die unbedachte Äusserungen hervorgerufen haben, wieder geglättet haben."
Vielleicht ist es zum gegenwärtigen Zeitpunkt tatsächlich besser, eine Inszenierung, die zu unterschiedlichen Meinungen in der Gesellschaft führt, für eine gewisse Zeit aus dem Fokus zu nehmen.
Das muss ja nicht unbedingt heißen, sie ganz und für alle Zeiten vom Programm zu nehmen. Sollten sich die Wogen der gegenwärtigen Erregung tatsächlich geglättet haben ( und keine neuen hinzugekommen sein!!), kann man das Stück ja wieder in den Spielplan aufnehmen.
Ich würde darin kein Zurückweichen sehen, sondern eher Klugheit. Zurückweichen wäre dann der Fall, wenn man es endgültig streichen würde.
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Dunkelgraf
antwortete am 27.09.06 (11:49):
@pilli, danke für deinen Beitrag. Diese scheußliche Scene mit den Köpfen hat mich auch ganz schön irritiert. Ich habe gleich mal nachgeschaut, ob das wirklich von Mozart ist, ... und es war nicht, sonst hätte mich der gute alte Mozart schon sehr enttäuscht. Ich finde es (nur aus diesem Grunde) richtig, daß soetwas nicht mehr auf unseren Bühnen aufgeführt wird. Ich bin zwar immer für eine kleine Gotteslästerung zu haben, aber es muß schon oberhalb einer bestimmten Geschmacksgrenze bleiben. Noch ein Wort zu der Intendantin. Man sollte sie aus der Schußlinie nehmen. Wie aus der Pressekonferenz hervorging, haben politische Kräfte sie indirekt zu dieser Absetzung gezwungen. Immerhin ist sie nur ein kleines Licht, der man solche eine Verantwortung nicht aufbürden kann. Wenn hier wer feige war, dann war es nicht die Intendantin, sondern die Beamten, die sich mit lauen Sicherheitsbedenken aus der Verantwortung ziehen wollten. Das Palavere von Schäuble und Merkel zu dem Thema finde ich auch nicht angebracht. Erst schüren sie im Lande eine Hysterie der Terrorbedrohung, und dann schütten sie ihre Empörung über eine kleine Theaterintendantin aus, die sich in einer Gewissensklemme befand.
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klaus
antwortete am 27.09.06 (11:57):
Was mich an der ganzen Sache ärgert ist, dass auf die Intendantin eingehauen wird.(Fernsehen, Presse...). Von ihr verlangt man mehr Mut. Das ist doch wohl der Hammer. Da wird die Intendantin offiziell vom Innensenator Körting(SPD) über einen anonymen Anruf informiert und auf ein Sicherheitsrisiko hingewiesen. Sie handelt auf Grund dieses Sicherheitshinweises. Einen Tag später hält Berlins regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) "bei allem Verständnis für die Sorge um die Sicherheit von Besuchern und Künstlern" die Entscheidung der Intendantin für falsch. "Wowereit betonte, die Vorstellungen von Offenheit, Toleranz und Freiheit müssten offensiv gelebt werden. Eine freiwillige Selbstbeschränkung gebe denen, "die unsere Werte bekämpfen, eine vorauseilende Bestätigung, die wir ihnen nicht zugestehen sollten". Verlogener geht's ja wohl nicht mehr.Erst eine Sicherheitswarnung ausgeben und dann große Töne "spucken" und so tun, als hätten sie damit nichts zu tun. Interessant, was "Dunkelgraf" dazu schreibt."Das Palavere von Schäuble und Merkel zu dem Thema finde ich auch nicht angebracht. " Beide haben die Sicherheitswarnung nicht erstellt. Da scheinst du etwas zu verwechseln.
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Dunkelgraf
antwortete am 27.09.06 (12:29):
@klaus, ich stimme mit deinem Beitrag völlig überein. Das mit Schäuble und Merkel war ein Mißverständnis. Natürlich haben sie diese Sicherheitswarnung nicht erstellt. Aber sie sind mitverantwortlich für die angeheizte Stimmung im Land. Und unangebracht fand ich ihre Äußerungen auch deshalb, weil sie politischen Nutzen daraus zienen wollen, indem sie auf der allgemeinen Empörungswelle mitschwimmen.
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gosi
antwortete am 27.09.06 (12:53):
ARD Umfrage
Umfrage-Resultate: Finden Sie es richtig, dass die Deutsche Oper Berlin die Mozart-Inszenierung "Idomeneo" aus Furcht vor Anfeindungen von Islamisten aus dem Programm genommen hat? Ja: 1092 Stimmen, dies entspricht circa 10.8% Nein: 8923 Stimmen, dies entspricht circa 87.9% Keine Meinung: 132 Stimmen, dies entspricht circa 1.3% Stimmen gesamt: 10147 Das Ergebnis dieser Umfrage ist nicht repräsentativ.
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Dunkelgraf
antwortete am 27.09.06 (13:00):
Interessant wäre es bei dieser Umfrage zu wissen, wieviele der 10147 Stimmen diese Oper überhaupt kannten. ;-)
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pilli
antwortete am 27.09.06 (13:32):
"Diese scheußliche Scene mit den Köpfen hat mich auch ganz schön irritiert. Ich habe gleich mal nachgeschaut, ob das wirklich von Mozart ist, ... und es war nicht, sonst hätte mich der gute alte Mozart schon sehr enttäuscht."
Herr Graf :-)
ich bin mir da nicht so sicher, ob Mozart nicht vielleicht auch nur zu klug und zu berechnend gewesen ist, eine derart offensichtliche gotteslästerung (verschiedener gottheiten) anzudenken?
war er doch abhängig...auch von den kirchenfürsten, seine werke aufführen zu dürfen? *zwinker*
aus dem u.a. link:
"Als Musiker war Mozart in Salzburg Teil des erzbischöflichen Hofstaates, stand in hausrechtlicher Abhängigkeit und versah dort eine besoldete Stelle...!"
ja...ja...datt liebe geld!
:-)
Internet-Tipp: https://www.mozart.mediathek.at/Seite_2_2/text_version.htm
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mart
antwortete am 27.09.06 (14:54):
Henryk M. Broder fühlt sich von Neuenfels' "Idomeneo"-Inszenierung unglaublich diskriminiert......
.."Und schon bin ich als säkularer, ungläubiger Jude beleidigt. Ich fühle mich verletzt, diskriminiert und ausgegrenzt. Wieso ist der Kopf von Moses nicht dabei? Was soll diese Missachtung einer Weltreligion?"
Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,439367,00.html
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Medea.
antwortete am 27.09.06 (15:07):
Henryk M. Broder orakelt u.a.: "Was passiert als Nächstes? Nicht nur der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke, ein liberaler Katholik, ist der Ansicht, dass religiöse Gefühle nicht verletzt werden dürfen. Wenn sich diese Haltung durchsetzt, werden es Theater, Kunst und Literatur schwer haben. Voltaire, Spinoza, Heine werden aus den Bibliotheken verbannt, sogar ein so harmloses Stück wie "Nathan, der Weise" könnte Anlass zur Empörung geben, weil der Christ, der Jud und der Muselmann keinen Dialog auf gleicher Augenhöhe führen."
Vielleicht fällt dann auch die Oper "Die Entführung aus dem Serail" der Zensur zum Opfer - gehen wir jetzt lausigen Zeiten entgegen?
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klaus
antwortete am 27.09.06 (15:52):
@Dunkelgraf, genau das habe ich gemeint.Wir stimmen überein in den Grundfragen des Vorgangs. Die Schuldigen für diesen Vorgang allerdings sind meines Erachtens im Berliner Senat zu suchen. Da gehen unsere Meinungen auseinander.Tatsachen sollte man anerkennen und nicht automatisch die Schuldigen am "rechten Ufer" suchen. Linke Politiker machen auch Fehler. Es ist etwas zu billig für jede Sache , die schiefgeht, Merkel und ...automatisch die "A....-Karte" zuzuweisen. Wenn man etwas zu stark an den Haaren herbeizieht und die Tatsachen verdreht oder ignoriert, macht man sich unglaubwürdig.Mit unangebrachten Vermutungen ("politischen Nutzen daraus zienen wollen, indem sie auf der allgemeinen Empörungswelle mitschwimmen")kommt man der Wirklichkeit kaum näher.Immerhin versucht Frau Merkel einen Dialog mit den Muslimen anzukurbeln, was bisherigen Regierungen nicht gelungen ist. Ist es denn so schwer, über seinen Schatten zu springen?
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pilli
antwortete am 27.09.06 (15:58):
auch gelesen:
"Kein katholischer Würdenträger regte sich auf, als der Kölner Kardinal Meisner im Karneval als Frauen verbrennender Inquisitor dargestellt wurde"
watt der gute Henryk aber verschweigt ist, dass die "Stunker" aber sowatt von angriffen zu spüren bekamen...bis hin zur zensur!
nicht ordentlich recherchiert Herr Broder oder nur zündeln wollen?:
"Rechtliche Schritte gegen die Stunksitzung
In der Stunksitzung 2006 wurden der Papst und der Kölner Kardinal als schwule „Ratze und Meise“ im Bett dargestellt. Dies erfüllte nach Meinung einiger Bürger den Straftatbestand der Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen. Die Strafanzeige einer Privatperson löste ein staatsanwaltschaftliches Ermittlungsverfahren aus, das jedoch im März 2006 eingestellt wurde. Bereits 1993 gab es eine Anzeige, weil in einer Stunksitzung ein Kruzifix mit der Aufschrift „Tünnes“ gezeigt wurde. Die darauf erfolgte Beschlagnahme dieser Requisite erwies sich im Nachhinein als nicht haltbar: Ebenso wie der Sketch „Ratze und Meise“ war auch diese Aktion nach Auffassung des Gerichts durch die Kunstfreiheit gedeckt.
Zensur
Der WDR zensierte die Fernsehübertragung der Stunksitzung mehrmals. 1992 bezeichnete der Kabarettist Jürgen Becker den Kölner Kardinal Meisner in einer Rede als "Arschloch". Bei der Ausstrahlung der Aufzeichnung wurde das Wort elektronisch übertönt. 2006 wurde der Sketch "Ratze und Meise" aus der Aufzeichnung herausgeschnitten." (zitiert aus wikipedia)
tja...wer da wohl empfindlich reagiert hat? ich weiss es; einer der *sehr gut katholischen* ist mir und anderen kölnern gut bekannt, der anzeige erstattet hat!
sollten wir jetzt aufrechnen, wer da auf dem westlichen diwan sitzend, grössere empfindlichkeit beweist?
:-)
Internet-Tipp: https://de.wikipedia.org/wiki/Stunksitzung
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Silhouette
antwortete am 27.09.06 (16:59):
Die Reaktionen, die hier von der jeweils beleidigten Seite zu befürchten sind, sind allerdings höchst unterschiedlich: die einen erstatten Anzeige, die anderen drohen mit Terroranschlägen. Letzteres hat ja die Intendantin durchblicken lassen.
Diese Gesellschaft darf sich nicht von Terroristen erpressen und einschüchtern lassen. Zu Zeiten eines Helmut Schmidt ist das gegen die RAF noch möglich gewesen. Heute darf anscheinend jeder, der mit "Beleidigung des Islam" hausieren geht, in unsere Grundfreiheiten eingreifen.
Interessant: bei der Premiere dieser Inszenierung in 2003 gab es keine Drohanrufe aus der islamistischen Szene. Also geht in diesem Land etwas anderes ab.
Geschmacklose Inszenierungen mag ich auch nicht. Aus der Premiere würde ich rausgehen, auch wenn es erst die letzte Szene ist, da würde ich mir den Schlussapplaus verkneifen. Während der späteren Spielzeit gehe ich in sowas nicht rein. Fertig. Das ist meine Freiheit gegenüber der Kultur.
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dutchweepee
antwortete am 27.09.06 (17:55):
ich habe mir meine freiheiten die ich nun habe, selbst erkämpfen müssen. ich bin dem NEUEN FORUM 1989 beigetreten, daß ich nicht länger hinter vorgehaltener hand die wahrheit sagen muss. an videorecordern, westrente, marlboro und daimler-autos war ich nicht interessiert.
deshalb sehe ich auch nicht ein, warum ich mich nun durch mittelaterliche religiöse vorschriften einschränken lassen sollte. ethische und moralische grenzen sind etwas anderes, aber selbst die dürfen in meinen augen bei kunst und satire fallen.
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jeden freitag mache ich bei einem collagen-wettbewerb einer holländischen satirezeitschrift teil. die stellen eine aufgabe zu aktuell-politischen themen und die "amateure" und leser sind aufgefordert eine collage dazu anzufertigen. es winken hochwertige preise und der gewinner wird in der zeitung abgedruckt. ALLES IST ERLAUBT.
seit ich mitmache, maile ich ausgewählten leuten auf meiner mailing list sowohl meine beiträge, als auch die links zu den restlichen einsendern. mir fällt auf, daß GERADE AUS DEUTSCHLAND dann reaktionen kommen wie: "pass blos auf, daß die dir nichts antun", oder: "dürft ihr denn das?" oder: "das gibt doch bestimmt ärger!"
FREIHEIT heisst für mich, keine angst haben vor nix und niemand! (constantin wecker)
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webtipp: die einsendungen zum thema "der NL-justizminister P.H.Donner meint, daß in holland die islamische SHARIA eingeführt werden könnte. wie würde dann holland aussehen."
Internet-Tipp: https://www.geenstijl.nl/feauteaufuck/manches/44/index.html
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pilli
antwortete am 27.09.06 (18:20):
wie mein beispiel zeigt, darf versucht werden von "anscheinend jedem" in unsere "Grundfreiheiten" einzugreifen; nicht nur dann wenn der Islam thema ist!
"Interessant: bei der Premiere dieser Inszenierung in 2003 gab es keine Drohanrufe aus der islamistischen Szene. Also geht in diesem Land etwas anderes ab."
interessanter für mich waren die tumulte der inszenierung 2003 aus opernheimischen ecken! dass, innert dieser szene, dem Islam hörige besucher, die mehrzahl der opernbesucher gewesen sind, wage ich zu bezweifeln!
:-)
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Silhouette
antwortete am 27.09.06 (19:03):
Und, hat es nach der Premiere Terroranschläge von beleidigten Katholiken gegeben? Oder nach dem Film "Das Leben des Brian" usw. usw.? Darauf wollte ich hinaus.
Es geht übrigens weiter mit der "Inszenierung" dieses neuen Theaterstücks "Kotau vor Terroristen, nur weil sie sich auf eine Religion berufen": für heute abend wurde der für 20.15 Uhr bei der ARD vorgesehene Film "Wut" abgesetzt. Er soll zu einem späteren Zeitpunkt im Nachprogramm gesendet werden. Er handelt von gewalttätigen Banden unter den Schülern in der Schule. Ein Anführer von ihnen ist Türke.
Reicht es noch nicht?
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Silhouette
antwortete am 27.09.06 (19:04):
Statt Terroranschläge bitte: Terrordrohungen
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dutchweepee
antwortete am 27.09.06 (19:07):
@silhouette ...natürlich gab es brandanschläge von fundamentalistischen christen auf kinos, in denen zum beispiel der film "die letzte versuchung christi" von martin scorsese lief.
ich habe selbst ein programmkino für studenten betrieben und wir mussten 5.000 DM strafe zahlen, weil wir "das leben des brian" an ostern gespielt haben. IN DEUTSCHLAND!
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Silhouette
antwortete am 27.09.06 (19:13):
Oops, davon habe ich nichts mitgekriegt. Liegt wohl daran, dass die Stimmung in diesem Land zwischen Katholiken und Nichtkatholiken nicht so hysterisch aufgeheizt ist.
Warum hat sich eigentlich der Zentralrat der Juden noch nicht gegen die Operninszenierung beschwert? Der Moses wurde doch tatsächlich vergessen bei den Vätern der Religionen, von denen sich der Protagonist mit dieser derben Geste befreien will.
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Silhouette
antwortete am 27.09.06 (19:49):
@ pilli, nur halb beantwortet vorhin. Aus deiner letzten Schlussfolgerung darf man also entnehmen, dass derzeit viele, dem Islam hörige Besucher in die Berliner Oper gehen??? ;-))
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dutchweepee
antwortete am 27.09.06 (20:10):
@silhouette ...denk mal bitte über "dem islam hörig" nach!
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dutchweepee
antwortete am 27.09.06 (20:12):
@silhouette ...die sind nicht nur islam-hörig, sondern sogar mozart-hörig. (siehe webtipp)
Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,439605,00.html
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Silhouette
antwortete am 27.09.06 (21:11):
Diese Aufforderung zum Nachdenken, dutchwp, gebe ich direkt an pilli weiter. Denn dieser Ausdruck war ihre Erfindung, ich habe sie lediglich zitiert.
Bzgl. link: das finde ich super, dass man Stellung bezieht und dass sich das bestätigt, was schon in solchen Radiosendern wie Deutschlandfunk x Mal von moslemischen Sprechern oder von Reportern aus moslemischen Ländern zu hören war, was sehr kurz so zusammenzufassen ist: die wundern sich über derlei Aufregung und haben ganz andere Sorgen (alle diejenigen, die nicht in ein wohlhabendes Land emigriert sind, in dem überdies auch noch Frieden herrscht).
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pilli
antwortete am 27.09.06 (22:50):
natürlich nicht Silhouette!
aber was nicht ist, darf doch noch werden? *zwinker*
und da ich vermute, du besuchst ein opernhaus sicherlich noch öfter als ich, sind dir die publika (gerade bei zwiebelfisch gelesen) bekannt? :-)
im *Hillige Kölle* hat es nicht erst seit heute vielversprechende connections zwischen DITIB und den kirchlichen verbänden, guck mal im link u.a. unter "Publikationen" und ich meine mal, solange die auf hatz versessenen, laut gröhlen, geschieht manches...wenn auch nicht so gerne bemerkt...
aber dennoch nicht wirkungslos!
:-)
Internet-Tipp: https://www.diyanet.org/de/startseite/index.php
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dutchweepee
antwortete am 28.09.06 (03:36):
sorry silhouette - ich hatte überlesen, daß pilli der urheber dieser blöden formulierung war.
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pilli
antwortete am 28.09.06 (08:01):
stop... dutchie
nicht die urheberin bin ich, nur übernommen habe ich es bei einer kabarett-sendung im tv!
:-)
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utelo
antwortete am 28.09.06 (08:56):
Habe mich gestern abend gewundert, dass der Film "Wut" im ARD nicht gezeigt wurde, aber weiter nicht drüber nachgedacht. Diese Art Filme muss ich mir nicht ansehen, weil quasi vor unserem Fenster sich diese Szenen fast täglich abspielen und das ist die bittere Realität und kein Film. Aber was soll´s, in ein paar Jahren sind wir Deutschen eh in der Minderzahl und haben gar nichts mehr zu sagen.
Die Frage war: Reicht es noch nicht? Die Antwort: Nein, offensichtlich noch nicht.
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