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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Das Ende des Ärztestreiks hat Folgen!

 7 Antwort(en).

Arno_Gebauer begann die Diskussion am 18.08.06 (08:21) :

Hallo, Forumsbeteiligte,

Der Ärtzestreik ist zu Ende. Eine halbe Milliarde Euro
mussen durch die ohnehin finanzschwachen Kommunen jetzt
zusätzlich aufgebracht werden.
Von den seinerzeit 1000 Krankenhäusern existieren jetzt
noch ca. 700 Krankenhäuser, wobei diese Zahl noch weiter
reduziert werden wird. Dies ist auch bei einer ständig
älter werdenden Bevölkerung mit einem weiteren
Personalabbau verbunden. Wer gesund bleiben oder werden
will, wird wohl in Zukunft auch sein privates Vermögen
einsetzen müssen!

Viele Grüße
Arno Gebauer


 NIL antwortete am 18.08.06 (09:24):

und ausserdem wird wohl medizinische gute Versorgung zunehmend ländliche Gegenden verlassen, ZUzug zu Städten kann die Folge sein.


 Arno_Gebauer antwortete am 18.08.06 (10:59):

Hallo, Forumsbeteiligte,

habe gerade im WDR gehört, daß die Verwaltungen der
kommunalbetriebenen Krankenhäuser die anstehende
Reduzierung der teuren Ärzte durch eine
Höherqualifizierung des Pflegepersonals langfristig
kompensieren wollen.

Viele Grüße
Arno Gebauer


 Tobias antwortete am 18.08.06 (11:40):

Warum schreiben kommunale Krankenhäuser / Kliniken rote Zahlen und Private, wie zum Beispiel das Rhönklinikum mit Hauptsitz in Bad Neustadt / Saale, bezahlen Dividende an ihren Aktionären . Hat das vielleicht auch etwas mit der Organisation einer solchen Klinik zu tun ? Werden die Krankenhäuser der Städte / Gemeinden zu aufwendig verwaltet ?

Übrigens nimmt die Rhön - Klinik alle Kassenpatienten auf.


 navallo antwortete am 19.08.06 (00:21):

@Tobias,
du fragst, inwieweit arbeitsorganisatorische Mängel für die roten Zahlen einiger kommunaler Krankenhäuser verantwortlich zu machen sind?

Das von dir zur Illustration angeführte private Rhön-Klinikum Bad Neustadt behandelt nur gewinnbringende Krankheitsbilder – Beispiel Herzchirurgie. Das freilich wie am Fließband, in großen „Stückzahlen“ und in ausgezeichneter technischer Qualität. für menschliche Zuwendung außerhalb der Routineabläufe bleibt da allerdings kaum Zeit.

Hinsichtlich deiner Anmerkung, das Rhön-Klinikum nimmt „alle Kassenpatienten“ auf, müßte hinzugefügt werden „an denen es ausgezeichnet gut verdienen kann“. Patienten, deren Erkrankung nicht genügend einbringt, werden nicht aufgenommen bzw. in regionale Krankenhäuser abgeschoben. Diese können das aus rechtlichen Gründen nicht ablehnen. Das kann soweit gehen, daß wenige Tage nach Herzoperation ein Patient ins kommunale Krankenhaus der Umgebung verlegt wird, um die Kosten der Nachsorge nicht übernehmen zu müssen. Der Zustand des Patienten ist dabei von nachgeordneter Bedeutung. Ein schlechter Zustand scheint wegen des kostenträchtigen Aufwands ein Grund mehr, den Patienten rasch wieder los zu werden. Falls er dort stirbt, belastet das zudem die Erfolgsstatistik des Rhön-Klinikums nicht mehr. Was nützt es dem armen Kerl dann noch, daß er von einem handwerklich ausgezeichneten Chirurgen operiert wurde, wenn dieser sich bei Spätkomplikationen nicht mehr um ihn kümmert. Auch bei erkrankten Mitarbeitern machen sie da kaum Ausnahmen. Ausbeutung und Fluktuationsrate sind hoch - müssen es sein, um den Aktionären Dividende und den Chefs Traumgehälter zahlen zu können.

Kommunale und kirchlich geführte Krankenhäuser haben andere Voraussetzungen. Sie können aus moralischen, juristischen und politischen Gründen die beutebringende „Rosinenpickerei“ (mancher!) privater Kliniken nicht übernehmen. Schließlich muß es noch wen geben, um nebenbei den Furunkel an Opas Gesäß aufzuschneiden oder Omas gebrochenes Nasenbein zu richten, auch wenn das kaum was einbringt. Die sind keineswegs zu dumm, Arbeitsabläufe sinnvoll zu rationalisieren, und sie tun das auch. Nur unterscheiden sich wichtige Details und wohl auch einige ethische Ansprüche von denen privater Klinikbetreiber oder an Gewinnmaximierung orientierter Unternehmensberater.


 Tobias antwortete am 19.08.06 (10:34):

Hallo Navallo,

du solltest dich etwas besser informieren über dieses Klinikimperium. Sie nehmen auch den Opa mit dem Farunkel auf nur nicht in ihren hochspezialisierten Häusern, dazu haben sie Einrichtungen im eigenen Krankenhausverbund die solche Fälle behandeln. Du wirst mir keinen einzigen Patienten nennen können, der von von der Rhönklinikum AG abgewisen wurde.


 navallo antwortete am 19.08.06 (16:50):

@Tobias

Meine Quellen zu Rhöns Unternehmensphilosophie entstammen unmittelbaren eigenen Erlebnissen über lange Zeiträume. Insofern weiß ich auch ohne deinen wohlgemeinten Rat (mich besser zu informieren), worüber ich geschrieben habe.


Neben beeindruckenden Hochglanzprospekten, virtuosem Umgang mit Medien und sonstigen werbewirksamen Auftritten gibt es nämlich auch eine Kehrseite der Medaille. Davon kannst du dir im unten stehenden Link einen Eindruck verschaffen.
Mein persönliches Fazit: wer sich um Führungspositionen bei Rhön bewirbt, sollte zuvor sein soziales Gewissen gegenüber Mitarbeitern an der Garderobe abgeben. Wer als nachgeordneter Mitarbeiter dort tätig ist, muß sklavisch kuschen können. Und Ärzte sollten außer dem Motiv Mammon tunlichst nicht noch irgendwelchen altruistischen Flausen nachhängen. Sie würden vom Vorstand dafür bestenfalls belächelt.


Dort ist man nicht zimperlich im Versuch, Politiker "legal" zu korrumpieren. Z. B. wird Herr Professor Lauterbach, Berater der Gesundheitsministerin und MdB, von Rhön mit einem Aufsichtsratsvorsitz entschädigt - wer wird denn da gleich Argwohn schöpfen?

(https://zeus.zeit.de/comments/online/2006/12/aerztestreik?comment_id=12347&base=/online/2006/12/aerztestreik).

In Ministerien der Länder und anderen Entscheidungsgremien installiert man beim Tanz ums goldene Kalb ebenso zuverlässige Leute. Betriebsräte oder Mitarbeitervertretungen weiß man mit gewissen Vorteilen ruhig zu stellen. Wer würde sich nicht über eine besonders günstige Miete oder einen Dienstwagen freuen? Und bei Verhandlungen steckt man wichtigen Partnern schon mal ein dickeres Kuvert "für die Kosten der Anfahrt" zu. Oder wie meinst du, erreichten diese Leute die Zustimmungen zur Übernahme von Universitätskliniken gegen einen derart lächerlichen Kaufbetrag (12 Millionen bei einem Gegenwert von 700 Millionen)? Was mich aufbringt, ist, mit welchen Mitteln und auf wessen Knochen die Rhön-AG zu ihren Gewinnen kommt. Ein Modell für die Zukunft des Deutschen Gesundheitswesens mag ich darin nicht zu entdecken. Da hilft es auch nicht, daß Patienten qualifiziert behandelt werden. Das tun andere auch! Gott sei Dank!


Da haben es kirchliche Klinikbetreiber weitaus schwerer, weil denen bei überbordender Geschäftstüchtigkeit schon mal der Bischof mit einem Veto die Tour vermasselt. Und Gemeindevertreter, die wiedergewählt werden möchten, sollten sich keine Sklaven leisten. Und das ist gut so! Insofern können kommunale oder konfessionelle Krankenhäuser mit derartig ungebremsten Unternehmensstrategien auch nicht mithalten. In einem aber gebe ich dir Recht: es gibt in diesem Bereich oft zu viele, die unqualifiziert mitreden und damit wirkliche Fortschritte ausbremsen.


https://www.attac.de/marburg/cms/?id=Thema.Privatisierung.Unikliniken&version=128

Internet-Tipp: https://www.attac.de/marburg/cms/?id=Thema.Privatisierung.Unikliniken&version=128


 rumpelstilzchen antwortete am 02.09.06 (22:57):

Folge des Ärztestreiks über Wochen und Monate: ein guter Freund von uns muß nach schockierender Krebsdiagnose 14 Tage auf einen dringenden OP Termin warten! Ich bin wütend auf die Ärzte,-auch aus meinen Erfahrungen neuerdings als Privatpatient: die sind nur hinterm Gelde her, sahnen ab , wo sie können, berechnen Faktoren, die kaum überprüfbar sind.Nicht alle. Es gibt auch Rechnungen, die man als reell ansieht,--aber viele schlagen richtig zu. Dabei gehört die Berufsgruppe zu den Bestverdienenden; sie nehmen uns Patienten als Geisel, weil sie wissen, jeder braucht irgendwann im Leben einen Arzt!