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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Günter Grass: Nicht freiwillig, sondern zur Waffen-SS „einberufen“?

 27 Antwort(en).

DietrichStahlb begann die Diskussion am 12.08.06 (18:43) :

Nicht freiwillig, sondern zur Waffen-SS „einberufen“? Davon höre und lese ich zum ersten Mal. „Einberufen“ wurden wir alle, ob freiwillig oder nicht. Auch ich habe im Juni 44 einen Einberufungsbefehl erhalten und wurde als Freiwilliger zur Fallschirmtruppe nach Gardelegen eingezogen. Dienstantritt am 1. Juli 44. Ich war siebzehn. Jahrgang 26. Im Oktober geboren. Grass war ein Jahr jünger als ich.

Die Begeisterung für „Elitetruppen“ ist uns schon als Kinder eingeimpft worden. Die Jugend in Preußen wurde seit dem „Soldatenkönig“ militaristisch erzogen - staatlicherseits. Die Geschichts- und Deutschbücher waren voll davon. Und wo die Kritik im Elternhaus fehlte, waren wir dem Bellizismus ausgeliefert. „Krieg ist der Vater aller Dinge“, hieß es damals. Nach Heraklit, welcher hinzufügte: „und aller Dinge König. Die einen erweist er als Götter, die andern als Menschen; die einen macht er zu Sklaven, die andern zu Freien.“


Schamgefühl hat Grass davon abgehalten, über 60 Jahre lang seine Zugehörigkeit zur Waffen-SS zu verschweigen. Ich kann das verstehen. Schade, dass ihm der letzte Mut gefehlt hat, sein Geheimnis 60 Jahre früher zu lüften.
Mit diesem Wissen, das sein Gewissen so lange belastet hat, saß er 1983 neben Heinrich Böll, Oskar Lafontaine, Walter Jens, Petra Kelly und mehreren tausend anderen in Mutlangen auf der Straße und blockierte den Zugang zum US-Camp, um gegen die Stationierung von Pershing-II-Raketen zu demonstrieren, bis die Polizei ihn wegtrug. Auch ich habe damals an einer dieser Sitzblockaden teilgenommen. Grass war ein Mann der Friedensbewegung, der sich mit Wort und Tat für eine friedliche Lösung des Ost-West-Konflikts eingesetzt hat.

Siehe auch Seite Pazifismus im ZEITFRAGENFORUM I: Link unten!

Internet-Tipp: https://www.dietrichstahlbaum.de


 Marina antwortete am 12.08.06 (19:06):

Danke, Dietrich Stahlbauer. Vielleicht haben Sie gesehen, dass dieses Thema unter "Allgemeines" schon diskutiert wurde und dass ich mich gewehrt habe gegen Grass' Verurteilungen. Sie schreiben zu Recht "Grass war ein Mann der Friedensbewegung, der sich mit Wort und Tat für eine friedliche Lösung des Ost-West-Konflikts eingesetzt hat."

Richtig. Und die, die ihn verurteilen, kennen ihn zum großen Teil gar nicht und wissen das alles leider nicht. Dabei gibt es im Gegensatz zu Grass genug ewig Gestrige, die immer noch im Rückblick diese Zeit verherrlichen oder zumindest rechtfertigen. Von denen unterscheidet Grass sich ganz gewaltig. Er selber empfindet Schuldgefühle wegen seiner Vergangenheit, viele sind nicht einmal dieser Empfindung fähig. Und er hat mit seinem ganzen Lebenswerk die Demokratie und den Frieden geholfen zu befördern in Deutschland.
Es war gut, dass Sie das alles einmal genauer ausgeführt haben.


 Andja7 antwortete am 12.08.06 (22:26):

Ich finde schade, dass er sich erst so spät offenbart hat, er hätte vielen, die damals ebenfalls wie er gehandelt haben, helfen können. für "Spätgeborene" ist es immer einfach zu urteilen, weil sie eben nicht in der Zeit aufgewachsen sind. Die Diskussion wäre bei seinem Ruf vielleicht dann doch oft sachlicher verlaufen.
Ich finde den Beitrag von Dietrich Stahlbauer gut.


 Tobias antwortete am 13.08.06 (22:34):

Mein Gott was wird hier zusammen geschrieben. 3 Monate als Jugendlicher in der SS und damit wird er als Charakterloser Mensch abgestempelt. Vielleicht hat er auch beim ersten Schuss den er abgab in die Hose gepinkelt und nur weil er dies vielleicht mit ins Grab nimmt, werden manche hier nicht ruhig schlafen können.

Wir waren eine Jugend die zum größten Teil auf dieses 3. Reich eingeschworen war, weil wir nur dies und nichts anderes kannten und hörten. Es ist leicht über etwas herzuziehen, was man nicht selbst erlebt hat. Die meisten Mitschreibern /Innen hier wurden in eine Demokratie hinein geboren. Es gab aber auch welche, die Demokratie erst lernen mussten und dazu gehörte auch ich. Da ich jung war ging dies sehr schnell, mich in dieser neuen Gesellschaft zurecht zu finden. Ich möchte diese Art zu leben nicht mehr missen .


 Claude antwortete am 14.08.06 (12:41):

Herr Grass war mit "17 Jahren in Worten siebzehn" für einige Zeit in der Waffen SS, du meine Güte was ist daran denn schlimm? Die Waffen SS die war schlimm, das stimmt wohl, aber die Jungs die von einer mörderischen Ideologie vergiftet sich dafür begeisterten sind doch eher als Opfer zu sehen. Opfer wie Kindersoldaten oder so ähnlich wie solche!

Nun Herr Grass mauserte sich dann doch sehr achtbar zum Demokraten und machte sich verdient, sein moralisch erhobener Zeigfinger war legendär, vor diesem Hintergrund hätte er der ja so hohe moralische Eckpunkte setzte mit der Wahrheit früher rausrücken können. Eine menschliche Schwäche die ihn wohl auf den Teppich zurückholt, unser Günter ein Mensch wie du und ich! :-)))
Sein literarisches Werk bleibt unangetastet, aber Hand aufs Herz wie wichtig ist das eigentlich für die Masse der Deutsche?
Claude


 Ursula_J antwortete am 14.08.06 (14:32):

Grass wird nicht angekreidet, dass er als 17jähriger ein paar Monate bei der SS war, sondern dass er früher damit hätte rausrücken können.
Vielleicht wäre es dem einen oder anderen auch eingefallen, sich zu outen.

Tobias: "Wir waren eine Jugend die zum größten Teil auf dieses 3. Reich eingeschworen war, weil wir nur dies und nichts anderes kannten und hörten. Es ist leicht über etwas herzuziehen, was man nicht selbst erlebt hat. Die meisten Mitschreibern /Innen hier wurden in eine Demokratie hinein geboren. Es gab aber auch welche, die Demokratie erst lernen mussten und dazu gehörte auch ich. Da ich jung war ging dies sehr schnell, mich in dieser neuen Gesellschaft zurecht zu finden. Ich möchte diese Art zu leben nicht mehr missen ."

Wissen hätte man auch damals gekonnt, auch mit 17 wenn man gewollt hätte. Es ist ja viel leichter der Obrigkeit zu glauben, als sie kritisch zu sehen. Denn Letzteres bedeutet Auseinandersetzung, die nicht immer einfach ist, der auch heute wieder viele aus dem Weg gehen.


 Claude antwortete am 14.08.06 (14:46):

Ursula schrieb,
Wissen hätte man auch damals gekonnt, auch mit 17 wenn man gewollt hätte. Es ist ja viel leichter der Obrigkeit zu glauben, als sie kritisch zu sehen. Denn Letzteres bedeutet Auseinandersetzung, die nicht immer einfach ist, der auch heute wieder viele aus dem Weg gehen.

Vielleicht stimmt das, ich weiß es nicht ich war nie in der Lage mich mit einer Obrigkeit in einer Diktatur auseinandersetzen zu müßen, jetzt geht das ja, aber unter dem Naziregimes konnte so etwas tödlich enden.

Claude


 Felix antwortete am 15.08.06 (00:56):

VERZETTELUNG EINES THEMAS:

Schade, dass es immer wieder vorkommt, dass das gleiche Thema an zwei verschiedenen Stellen eröffnet wird.
Bevor man ein Thema ins Forum stellt, sollte man sich doch vergewissern, dass es nicht schon läuft.
Diese Verzettelung wäre durchaus zu vermeiden gewesen!


 seewolf antwortete am 15.08.06 (01:19):

Ich bin davon überzeugt, daß die "Schreibtisch-SS" viel schlimmer war als die "Waffen-SS". Letztere hat militärische Einsätze als kämpfende Truppe zur Aufgabe gehabt. Die "andere" hat den Führer vor seinem Volk schützen sollen - oder?


 Tobias antwortete am 15.08.06 (13:07):

Claude, so etwas kann nur jemand schreiben der oder die diese Zeit nicht erlebt hat. Wir wurden als Jugendliche begeistert und waren begeistert, an Vaterlandsverrat haben die meisten überhaupt nicht gedacht, wir haben es so wahrgenommen wie es war. Viele Eltern mussten sich vor ihren fanatisierten Sprösslingen im acht nehmen, denn diese hätten auch ohne Hemmung ihre eigenen Eltern ans Messer geliefert.

Ja Ursula, vielleicht wärst du ein zweite Sophie Scholl geworden, eine jugendliche die vom Elternhaus her geprägt war. Es war aber nur eine ganz winzig kleine Schar die damals aufgeklärter, nach damaliger Auslegung Volksverrätern wurden und dafür eine Strafe erhielten die mehr als abschreckend war. Ohne Zweifel, sie war eine Heldin aber das wurde mir erst nach 1945 klar.

Wir aber haben damals gesungen :

Wo wir stehen steht die Treue
unser Schritt ist ihr Befehl
wir marschieren nach der Fahne
so marschieren wir nicht fehl.

Und das haben Millionen 10 – 14 jährige Buben damals so gelernt.


 pilli antwortete am 15.08.06 (14:49):

schlimm genug Tobias

und sicherlich kein grund, diesen dreck von singsang heute noch weltweit zu veröffentlichen? :-(


 Marina antwortete am 15.08.06 (15:04):

Von Grass kann man wenigstens behaupten, dass er sich schämt und Schuldgefühle hat. Deshalb kann ich ihn auch nicht dafür verurteilen, zumal es sich bei ihm nur um einige Monate gehandelt hat und er danach superkritisch immer gegen neue Revanchisten und Revisionisten und gegen Autoritätshörigkeit auf den Plan getreten ist.
Es wäre schön, wenn alle anderen auch aus ihrer Vergagenheit gelernt hätten, kritischer zu werden gegen offizielle Lügen.
Nach dem, was ich hier oft lese, möchte ich das doch sehr bezweifeln. Autoritätshörig bleibt autoritätshörig, damals wie heute. Nur dass es heute nicht mehr so schlimm ist, weil wir zufällig in einer gut funktionierenden Demokratie leben, die nicht solche Verbrechen in diesem Ausmaß hervorbringt.
Wenn es um Verbrechen anderer Staaten geht, sieht man weiterhin nicht so genau hin bei den Lügen, die sie auftischen, denn es sind ja Autoritäten, von denen sie aufgetischt werden (s. Bush oder Olmert).
Da werden dann eher mal die Kritischen, die es ablehnen, sich belügen zu lassen, als "Hetzer" beschimpft.
Ja, ja, da frage ich mich dann doch schonmal: Was haben sie aus ihrer Vergangenheit gelernt? Grass zumindest hat seine Lehren daraus gezogen.


 klaus antwortete am 15.08.06 (18:47):

Es geht hier nicht um irgendein 17-jähriges Mitglied der Waffen SS, sondern um den Nobelpreisträger und mehrfachen Ehrenbürger ausländischer Städte Günter Grass.
Es geht hier um eine "öffentliche Institution", die nicht nur 60 Jahre seine Mitgliedschaft in der Waffen SS verschwiegen hat, sondern seine Biografie wissentlich verändert hat ( b.z.w. nicht richtiggestellt hat - Gespräche über seine Biografie v. M. Jürgs- er war hier Flakhelfer ).
Es geht hier um einen Mann, der jahrelang als Moralapostel fungierte und alle anprangerte, die in der Nachkriegszeit ihre Vergangenheit verschwiegen haben.
Günter Grass muss sich gefallen lassen, dafür kritisiert zu werden, denn das hat er jahrzehntelang gemacht.
Er muss es wahrscheinlich auch hinnehmen, dass der glänzende Lack eines Nobelpreisträgers ab ist.
@Marina,
da nützt es auch nichts, wenn du gebetsmühlenartig immer wieder auf Busch,Olmert ... zurückkommst, denn die haben mit dieser Thematik nichts zutun.
Übrigens - Grass hat auch dich belogen ! Ich finde von dir an keiner Stelle beider Grass-Diskussionen auch nur den Anflug von Kritik. Im Gegenteil - du schreibst in der Paralleldiskussion : "Dass Grass es bisher verschwiegen hat, erweist sich als richtig, wenn ich jetzt Reaktionen wie deine( Meinung von "sokrates" d.V.) sehe. Besser wäre gewesen, er hätte es weiter verschwiegen und sich nicht geoutet."
Das halte ich mindestens für sehr bedenklich, wenn nicht sogar gefährlich.


 hugo1 antwortete am 15.08.06 (19:07):

mal eine Frage zwischendurch. Warum wohl, konnten diese Details aus seinem Leben (besonders da er eine Institution und kein Alltagsmensch war) bisher verborgen bleiben?
lag das an einem allgemeinen laschen Umgang in Sachen Vergangenheitsbewältigung, einer zufälligen Überwachsung von alten Informationen, einer erfolgreich gewollten Vertuschung oder gibts andere Gründe ?
Vielleicht war zu bestimmten Zeiten ein solcher Tiefpunkt einer Biographie,ein nicht erwähnenswerter Lapsus und wurde erst mit seiner zunehmenden Popularität zu einem Politikum?
Ob da die ansonnsten so perfekte bürokratische Registrierungswut der Nazi schon versagt hatte, oder die anschließende Suche der Geheimdienste der Amis und Sowjets nach brauchbaren SS-Größen usw, ihn wegen Belanglosigkeit in die hinterste Schublade aussortierte?


 Gevatter antwortete am 15.08.06 (19:13):

PILLI schrieb:
"und sicherlich kein grund, diesen dreck von singsang heute noch weltweit zu veröffentlichen? :-("

Nana, wer wird denn gleich so pillinig sein...
Wenn Grass nun schon SS-Mann war, dann kann doch dieses vergleichsweise harmlose Pimpf-Lied nicht wirklich böse sein, oder?

Gevatter


 Marina antwortete am 15.08.06 (23:07):

Klaus, du hast leider etwas nicht verstanden, wenn du schreibst: "da nützt es auch nichts, wenn du gebetsmühlenartig immer wieder auf Busch,Olmert ... zurückkommst, denn die haben mit dieser Thematik nichts zutun."

Sie haben sehr wohl etwas damit zu tun. Ich hatte dieses Beispiel deshalb angeführt, weil ich anhand dessen die Autoritätshörigkeit demonstrieren wollte. Die Autoritätshörigkeit derer, die da meinen, man dürfe die aktuell Herrschenden, die jetzt wieder große Kriege anzetteln, nicht kritisieren, und die Kritisierer als "Hetzer" verunglimpfen. Denn(noch nicht gemerkt?) es gibt auch zur Zeit Kriege, die gab es nicht nur in unserer unseligen Vergangenheit. Und die Frage ist, ob man da wieder die Augen zumacht wie damals, weil die Autoritäten immer recht haben. Capito? Nein, ich glaube nicht. Deine bisherigen Einlassungen lassen nicht gerade auf eine große Differenzierungs- und Kritikfähigkeit schließen. Also vergiss es.
Ich hoffe, du kannst so viel politisches Friedensengagement wie Günter Grass in deiner Biographie aufweisen. Meine Befürchtung geht dahin, dass du zwar unheimlich viel drauf hast, wenn es darum geht, von oben herab den Richter über andere zu spielen, aber damit hat es sich auch schon.
Ein Vorschlag: Versuch's mal bei einer Friedensbewegung. Da kannst du ne Menge lernen über's Kritisieren hinaus. :-)


 elvi antwortete am 16.08.06 (00:39):

Glaubst du wirklich, Marina, wenn man bei einer Friedensbewegung *mitläuft*, dass das ein Garant für eigene Kritikfähigkeit ist ?

Hast du dir mal deine Kritik-Beiträge hier ein, zwei Tage später durchgelesen ... ?


 Sokrates antwortete am 16.08.06 (05:59):

Hallo Klaus,

vergess´Deine Bemühungen.

Einige user können oder wollen nicht verstehen!

Gruss - sokrates


 klaus antwortete am 16.08.06 (08:46):

@marina,
das hast du aber wieder fein gemacht.
Leider Thema verfehlt! Ansonsten scheint es sinnlos zu sein, deine Einlassungen zu kritisieren, da deine Fähigkeit, Kritik anzunehmen gegen 0 geht.


 Tobias antwortete am 16.08.06 (09:51):

Pilli, das nächste mal lege ich zur Durchsicht erst dir meinen Beitrag vor und bitte dich dann um Freigabe :-)))


 rolf antwortete am 16.08.06 (10:06):

Jeder, der sich wirklich informieren wollte, hätte die Zugehörigkeit des 17-jährigen Herrn Grass zur Waffen-SS im Wehrmachtsarchiv schon seit Jahrzehnten nachlesen können.
Zumindest für sorgfältig arbeitende Journalisten sollte die selbstverständlich sein.
Also doch nur von Neid geprägtes Niedermachen eines erfolgreichen Menschen?


 hugo1 antwortete am 16.08.06 (11:00):

wenn das stimmt, das dieses "Geheimnis" um welches diese Krämerei gemacht wurde, eigentlich gar keines war, sondern nur der laienhaften schlampigen Ermittlungen der Journalisten und Historiker zuzuschreiben ist, die sich mehrfach mit der Grass-Biographie befassten, ohne diese Details zur Kenntnis zu nehmen, wer kann denn dann noch dem Schriftsteller an die Karre fahren? Hat er doch weiter nix getan als zu einem bestimmten Thema sich viele Jahre bedeutsam zurückgehalten und nicht seine Klappe unnötigerweise aufgerissen.
Es ist fast so gekommen wie ich es schon gestern vermutete und nachfragte,,,Also hat die Bürokratie der Amis genau so gut funktioniert wie die der Nazis und nichts ist verlorengegangen, es wurde nur nicht danach gesucht, oder wurde es gewollt nicht gefunden??
Übrigens liegt die Lesedurchschrift seines neuen Zwiebelromanes schon seit Monaten den Verlagen zur Begutachtung vor, aber interessiert hat diesen "Lapsus" keine Sau. Aber das Grass mal in Gefangenschaft mit dem jetzigem Past Skat spielte, das sollte groß rauskommen,,,
Da mußte der Herr Grass extra ein Interwiew bemühen mit der Extrabetonung auf diesen Fakt, damit es die Öffentlichkeit endlich-endlich erreichte und nun kann aus diesem lauem Lüftchen ein Riesensturm gekünstelte Empörung hervorgezaubert werden.*g*


 Marina antwortete am 16.08.06 (18:40):

Gastbeitrag von Hans Mommsen
Grass' Spießrutenlauf
Die Empörung ist so typisch wie verlogen

Das Eingeständnis, das Günter Grass in seinem vor der Veröffentlichung stehenden autobiographischen Werk Beim Häuten der Zwiebel gemacht hat, mit 17 in die SS-Panzerdivision "Frundsberg" eingezogen worden zu sein, hat eine breite öffentliche Diskussion ausgelöst. Neu daran ist nicht, dass er als Jugendlicher unter dem Einfluss der NS-Propaganda an den "Endsieg" geglaubt hat. Er hat daraus keinen Hehl gemacht. Die aufbrandende Polemik richtet sich allein dagegen, dass Grass dieses Detail seiner Biographie bislang für sich behielt.

Denn der Einberufungsbefehl zur Waffen-SS im Spätsommer 1944, der den noch nicht ganz 17-Jährigen im Arbeitsdienstlager erreichte, war in dieser Phase des Krieges nichts Ungewöhnliches. Das von der Waffen-SS bis 1942 aufrechterhaltene Prinzip der Freiwilligkeit der Zugehörigkeit war zunehmend durchlöchert worden und wurde 1943 schließlich formell aufgehoben. Ein beträchtlicher Anteil der Wehrpflichtigen des Jahrgangs 1928 wurde ohne jede Formalität zur Waffen-SS einberufen. Bei dieser Entwicklung gingen das zunehmende Ausbleiben von Freiwilligenmeldungen und das Bestreben Himmlers, das Heer mit der Waffen-SS zu verschmelzen, Hand in Hand. Somit ist die öffentliche Erregung über die Mitgliedschaft von Günter Grass in der bereits in Auflösung befindlichen Elitetruppe des NS-Regimes unangebracht. Ebenso wenig kann man dem jugendlichen Heißsporn Grass - dessen Bewerbung als 15-Jähriger zur U-Boot-Waffe abgelehnt worden war - abfordern, sich noch 1944 über den kriminellen Charakter der SS und des NS-Regimes hinreichend klar geworden zu sein. In den wenigen Wochen seines militärischen Einsatzes, die mit seiner Verwundung endeten, kam er mit den Verbrechen nicht in Berührung, die von Einheiten der Waffen-SS gegen die zivile Bevölkerung, gegen Kriegsgefangene und ausländische Zwangsarbeiter begangen wurden.

Rest s. Link-Tipp

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/xYTpCnW8p


 Gevatter antwortete am 16.08.06 (21:23):

Na wenn das so ist, wie Herr Mommsen es definiert, dann bin ich ja beruhigt.
Dann ist ja alles wieder in Ordnung. *Gevatter wischt sich den Angstschweiß von der Stirn*.
Ich hatte schon die Befürchtung, Herr Grass hätte seinerzeit irgendwas Verruchtes getan. Nur so ein Gefühl von mir, weil er all die anderen, die selbiges taten, ständig mit dem politisch-correct-Maßregel-Zeigefinger zu drangsalieren beliebte.

Gevatter


 hugo1 antwortete am 16.08.06 (23:36):

Gevatter es ist wohl ein Unterschied ob Grass diejenigen kritisierte die so waren wie er selber (wie Du so selbstsicher behauptest, ich würde gerne Beispiele dazu lesen) oder diejeneigen die nichts gelernt haben und immernoch zu gleichem oder ähnlichem Denken und Handeln bereit sind.
Es sind nicht die schlechtesten Sozialarbeiter im Kampf gegen Aids und Prostitution und Drogen, welche selbst mal schlimme Erfahrungen gemacht haben. Oft sind gerade sie es die am überzeugendsten und erfolgreichsten agieren.
Was ich die letzten Jahre von Grass lesen und hören konnte-besonders zur USA-Aussenpolitik, war die Wahrheit und nichts als die reine Wahrheit- und gefiel mir ausserordentlich gut, auch wenn es den Buschfreunden missfallen mußte. *g*


 Ursula antwortete am 20.08.06 (21:27):

Heute in der F.A.Z. von Louis Begley "Lügen in Zeiten des Friedens" (Internet-Tipp)

Auch der amerikanische Schriftsteller Louis Begley ("Lügen in Zeiten des Krieges" - 1991) macht sich Gedanken über Grass' Schweigen und fragt nach dem Grund ....

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/QlcVfQj2G


 rumpelstilzchen antwortete am 02.09.06 (23:08):

Ich finde, daß oft sehr hart und vorschnelll geurteilt wird.

Ich habe nach anfänglicher Empörung über Grass sein Buch gelesen, und habe danach meine Meinung über bzw. gegen ihn revidiert.
S. Link
https://www.amazon.de/exec/obidos/tg/cm/member-reviews/-/AXYIG93RIJXSO/1/ref%3Dcm%5Fcr%5Fauth


 schorschie2 antwortete am 03.09.06 (19:29):

Er war schon immer einer,der den Balken im Auge nur bei dem anderen sah.