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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Erinnerungen - Angstgefühle - Krieg

 24 Antwort(en).

utelo begann die Diskussion am 30.07.06 (22:19) :

Wieder mal hört, sieht und liest man von Krieg, abgebombten Menschen und Häusern. Man sieht die Bilder der Flüchtenden, die Kinder an der Hand oder sich am wenigen Hab und Gut festhaltend.
Dann kommt einer von vielen Fliegern, aber dieser pfeift wie damals die Tiefflieger (Stuckas?). Er fliegt dicht übers Haus. Der Ton hängt noch lange in der Luft und wieder kommt Angst in mir hoch, so wie damals als Kind. Wäre am liebsten in den Keller abgehauen, aber die Vernunft befahl mir oben zu bleiben. Es ist ja nichts wirkliches -eben nur ein Gefühl. Und dann knallten auf der Straße auch noch zwei Autos aufeinander -wie so oft damals. Aber diesmal sind es Autos und keine Schüsse, die in die Fassade einschlagen.

Es steckt also immer noch in einem drin und kommt nur selten wieder hoch. Ich hoffe, dass es nie, nie wieder Krieg bei uns gibt.
Hat jemand von euch auch schon solche Angstgefühle bei bestimmten Anlässen verspürt?


 Marina antwortete am 31.07.06 (05:35):

Utelo, ich habe den Krieg nicht mehr bewusst erlebt, bin 1943 geboren. Aber ich frage mich manchmal, ob man die Nächte im Keller, die man trotzdem mit erlebt hat, unbewusst gespeichert hat, denn ich bin extrem schreckhaft und kann nicht einmal Sylvesterknaller ertragen. Mir geht es da wie den Tieren, am liebsten würde ich mich dann verkriechen.
Ich habe zur Zeit keine Angst vor Krieg, der zu uns kommen könnte, aber ich leide mit denen, die Krieg ertragen müssen. Ich hasse den Krieg und ich kann nie Rechtfertigungsgründe dafür finden, denn ich weiß eines ganz genau: Kein Krieg ist eine Lösung, egal aus welchem Grund er stattfindet.
Warum nur lernen Menschen nicht aus ihrer Vergangenheit? Gab und gibt es nicht schon genug Kriege, deren Sinnlosigkeit sie längst eines Besseren hätte belehren müssen?
Man komme mir nicht mit der Weisheit, dass unsere Geschichte gezeigt habe, dass Kriege manchmal zur Befreiung nötig sind. Denn dieser Krieg war nur deshalb nötig, weil wir der Aggressor waren und damit angefangen haben.
Gewalt erzeugt Gegengewalt, was für eine Binsenweisheit!


 lielo antwortete am 31.07.06 (09:59):

Es gibt hier Mitschreiber, die können darüber noch ironisieren.


 Dunkelgraf antwortete am 31.07.06 (11:48):

Liebe utelo, marina, lielo,

wenn es solch Menchen wie euch nicht geben würde, wäre noch alles viel schlimmer.
Es ist schlimm, daß man Angst und schlaflöse Nächte wegen dieser schlimmen Ereignisse haben muß.
Aber was wäre es für eine kalte Welt, wenn man bei diesen Bildern noch genüßlich im Lehnstuhl bei Bier und Chips noch ironisieren kann.


 Mulde antwortete am 31.07.06 (11:58):

Utelo - Marina - lielo
Jeder Krieg hinterlässt Spuren, auch wenn man als Kind oder
halbwüchsiger anscheinend leichter darüber hinweg kommt!

Habe selber den Krieg in Deutschland in seiner grausamsten
Art mit allen seinen Begleiterscheinungen kennen gelernt.

Viele Geschehnisse obwohl direckt miterlebt gewannnen
viel mehr an Bedeutung Monate und Jahre später - weil
man nun bereits eigen Erfahrungen bei den Gesprächen
mit den "erwachsenen" beitragen konnte!
Damals am Ende des Krieges war ich knapp 14 Jahre
nach den Bomben nächten kam die Angst vor den Besatzern hinzu.
Heute nach rund 60 Jahren hat man andere Erkenntnisse über
schändlichkeit eines Krieges egal wo er auf diesem Erdenrund stattfindet.
Heute weis ich der Verlierer ist immer der "Otto Normalo"
ihm wird am ende die Last des Wiederaufbaus angelastet !
Utelo
Hast Du wirklich mal ein Tieffliegerangriff von Jabos ( Jagdbomber) auf die als kleiner Knirps erlebt?
Glaube mir meine Hose mußte gewaschen werden- ob das nun Amis oder Engänder waren - das werde ich nie erfahren wurum
Die auf eine allein radfahrenden Knirps geschossen haben.
nur nebenbei die Stukas waren keine Tiefflieger es war Sturzkampfbomber JU 86 die Punktziele angriffen-// das nur nebenbei
Nach Ende des Krieges die Eltern brauchten keine Angst mehr
vor der Gestapa haben , begann der Kampf des überlebens mit all seine guten schlechten Erlebnissen.
Nur wer hat dann die Schäden beseitigt werr hat die Wirtschaft wieder zum laufen gebracht ?
Der " Otto Normalo"
Da bin ich mit euch einer Meinung wer das Ironisiert
weis nicht von was er redet - hat das alles aber nie persönlich erleben müssen, er redet nur vom Hörensagen!
Ja als Kinder haben wir das relátiv schnell überwunden.
Die wahre Erkentnis die kam später um so härter!


 Carlos1 antwortete am 31.07.06 (12:45):

@ utelo

"Es steckt also immer noch in einem drin und kommt nur selten wieder hoch. Ich hoffe, dass es nie, nie wieder Krieg bei uns gibt.
Hat jemand von euch auch schon solche Angstgefühle bei bestimmten Anlässen verspürt?" Utelo

Hallo Utelo, die Bilder, die wir einmal gesehen haben. lassen uns so schnell nicht mehr los. Sie kommen immer wieder hoch. Ich bin sehr glücklich darüber, dass wir in Europa seit 61 Jahren keinen Krieg mehr hatten (von den Jugoslawienkriegen in den 90ern abgesehen). Das bedeutet, dass die jüngere Generation von den Vorkommnissen nur vom Hörensagen, den Großeltern, dem Schulunterricht, aus Fernsehberichten etwas über den Krieg erfährt. Die Kriegsereignisse mit ihren grausamen Bildern unterliegen bei Betroffenen (wie mir) einem Verdrängungsprozess. Verdrängt heißt aber nicht beseitigt. Sie sind immer gegenwärtig, auch in Träumen. Nur ein Beispiel: Als in den 80er Jahren die Pershingraketen hier in unmittelbarer Nähe herumgefahren und aufgestellt wurden, machte ich mir keine Illusionen über mögliche Auswirkungen im Falle eines Konfliktes. Das verfolgte mich bis in die Träume. Es gab viel Anlässe. Bei all dem wusste ich sehr gut, dass die Gegenseite genau so das Leben liebte und die atomare Vernichtung vermeiden wollte wie wir. Das Prinzip der Abschreckung, der Mutually Assured Destruction (MAD), der gegenseitig sichergestellten Vernichtung also, basierte auf Rationalität, war also berechenbar. Wer als erster die Bombe wirft, stirbt als zweiter, dieser Grundsatz gilt jedoch nicht mehr für einen Heiligen Krieg, in dem es gilt die Ungläubigen zu verbrennen. Auf den Märtyrer warten die Genüsse des Paradieses. Es wird alles möglich sein bei Leuten, die den Tod lieben. Eine Abschreckung wird es für sie kaum geben. Vor einem Jahr etwa sagte El Barradei, der ägyptische Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde, dass die Welt noch nie so nahe vor einem Atomkrieg stand wie heute. Ich sehe keine Anzeichen dafür, dass sich irgendetwas zum Besseren gewandelt hat oder wandeln wird.

Ich hoffe, dass du mit deiner Hoffnung, dass es nie wieder Krieg bei uns geben wird, Recht behältst. Mein Glaube daran steht auf schwachen Füßen.


 Marieke antwortete am 31.07.06 (13:11):

Moment mal,
gibt es das noch, dass die städtischen Sirenen "ausprobiert" werden? Ich habe, meine ich mal, schon lange keine mehr gehört. Aber wenn ich sie jeweils hörte- dann war alles von ca.1943 wieder da.
Der Schreck fuhr mir in die Glieder.


 Tobias antwortete am 31.07.06 (13:30):

Ja Marieke,

die gibt es nach wie vor und sie heulen auch noch wie damals. Was ich dabei fühle muß Gott sei Dank hier niemand mit durchmachen.


 Mulde antwortete am 31.07.06 (13:50):

marike!
Korektur zu Tobias
Das ist sehr unterschiedlich in den einzelnen Bundesländern
je nach dem wie die Innenmistereien das jeweils einschätzen!
Wie es beim Tobias in Bamberg also "Bayern" gehandhabt wird kann ich nicht beurteilen.
In den neuen Ländern ist es je nach Innenmisterium nicht mehr üblich.
In Sachsen- Anhalt sind diese nach der Wende
unter sehr verschiedenen Begründungen abgebaut worden.
Die FFW auf den Dörfern wird heutzutage mit Alarmpieper
aus der Zentrale heraus alarmiert!
Eigentlich Schade so erfährt man es erst am nächsten Tag
wo es im Dorf bei wem gebrannt hat.
Was jetzt nun das besserer System ist kann ich nicht beurteilen- steht mir auch nicht zu !
Schildere nur den Fakt in Sachsen - Anhalt!


 dutchweepee antwortete am 31.07.06 (14:45):

in holland lässt man die sirenen an jedem ersten montag des monats 12 uhr testweise laufen ...der ton ist aber sehr merkwürdig und hat nichts mehr mit dem heulen der sirenen im 2ten WK zu tun. das ist sicherlich aus den von euch genannten traumatischen gründen beabsichtigt.


 rolf antwortete am 31.07.06 (14:56):

Auch bei uns (SH) wird überwiegend per Funkmelder alarmiert, erst wenn Verstärkung gebraucht wird, per Sirene (Großalarm).
In vielen Gemeinden wird aber immer per Sirene alarmiert.
Daher werden die Sirenen auch noch jeden Samstag um 12:00 Uhr mit dem Signal "Entwarnung" getestet.


 Tobias antwortete am 31.07.06 (15:35):

Mulde wann mach ich denn in deine Augen einmal etwas richtig ? Ich weiß du bist L-Meister aber bei uns in Bayern heulen die Sirenen nach wie vor, wenn es brennt oder zur Übung und Kontrolle. Enschuldige Mulde aber es ist wirklich so. *g*

Dutch, du bist ein Wunderkind, kennst heute noch Ton der Sirene von damals und bist dabei noch so jung.*g*


 hugo1 antwortete am 31.07.06 (15:55):

oh da bin ich aber froh, ich hab weder mulde noch dutch mißverstanden.
In der DDR gabs wohl eine Alarmzentrale seit 1970/71.Dadurch konnten bis zu 35.000 Sirenen landesweit in gleichzeitige Stimmung gebracht werden (Mittwochs 13 Uhr)
Ich glaub, die konnte auch unteschiedliche Alarmarten androhen. Feuer, Kathastrophe, Atomalarm,,,aber die Tonarten und deren bestimmten Sinn hab ich vergessen. Heute läuten hier hin und wieder die Glocken, aber die Polizei, Erste-Hilfe und Feuerwehrklänge hört man fast täglich an alle Ecken und Enden. An Krieg denke ich dabei nicht, das verbindet sich mit dem auf-, und abheulenden Sirenengeheul für Fliegeralarm und das dröhnen der Bomberstaffeln.


 utelo antwortete am 31.07.06 (16:24):

Mulde, ich weiß nicht was für Flieger das waren. Ich meine, die Großen hätten immer von Stuckas gesprochen. Jedenfalls flogen die immer wieder mit diesem furchtbaren Heulen rum. Auf unserem Straßenabschnitt wurde jedes zweite Haus zerstört. Bei uns flog "nur" eine Granate durchs Dach, deckte es halb ab, brach durch alle Etagen bis in den Keller. Die Straßenseite war ziemlich gespickt mit Kugeln etc. Wir sind oft durch den Luftschutzschacht durch den Keller der Nebenhausruine wieder raus gekommen.

Die Alarmsirenen werden glaube ich, einmal pro Jahr getestet. Aber das wird vorher in Zeitung und Radio verkündet. Aber auch dann kommt dieses fiese Gefühl oft wieder hoch. Den Sinn der Tonfolge weiß ich auch nicht mehr.


 schorsch antwortete am 31.07.06 (16:36):

Hier ein Link

https://www.repres.iatp.org.ua/statti/gak_de/gak_de_1.htm

Internet-Tipp: https://www.repres.iatp.org.ua/statti/gak_de/gak_de_1.htm


 Karl antwortete am 31.07.06 (17:32):

Eine sehr eindrucksvolle Schilderung seiner Kriegserlebnisse hat hier im ST Peter Kurtenbach publiziert. Inzwischen sind diese Texte auch als Buch erschienen.

Ich war zutiefst vor allem über das Kapitel "Pik Bube: Die Toten von Klenak" erschüttert. Wie glücklich ist doch meine Generation (geb. 1948). Wie wichtig, dass wir uns dafür einsetzen, dass unseren Kindern und Enkeln das Schicksal unserer Eltern erspart bleibt.

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/autoren/Peter_Kurtenbach/pikbube/PB4.htm


 Marieke antwortete am 31.07.06 (17:36):

Tobias und Mulde und all,
danke für die Infos.
Ja, ich weiss jetzt-(ich hätte gleich meinen Mann fragen können!) dass die "Sirenenabschaffung" in den Bundesländern verschieden ist bzw. war-, bei uns in Ba-Württ. sind sie schon jahrelang nimmer in Betrieb.

Mulde: Deine "Innenmistereien" (13.50 Uhr) sind herrlich!!(?)


 rolf antwortete am 31.07.06 (18:33):

Wer die noch gebräuchlichen Signale sucht, einfach nach "sirenensignale" googeln.


 Mulde antwortete am 31.07.06 (18:39):

Rolf natürlich hast Du recht!
Die haben sich in beiden Teilen Deutschlands nie gändert
nur der Atomarlarm Kamm dazu.
Wer mag das mal alles ausgeheckt haben?


 rolf antwortete am 31.07.06 (19:16):

Ich habe zwar gefunden, daß es bis 1995 im gesamten Bundesgebiet Luftschutzsirenen gab, die vom Bund installiert worden waren. Mit diesen Sirenen sollte die Bevölkerung in Katastrophenfällen oder bei Bombenangriffen gewarnt werden. Nach Wegfall der Mauer und in der allgemein entspannten politischen Weltlage hat der Bund die Sirenensysteme an die Kommunen weitergegeben. Wann die ersten Sirenen eingesetzt wurden und wann der ABC-Alarm dazu kam, habe ich nicht gefunden.
Von den Signalen Feuer-, Katastrophen-, Luft- und ABC-Alarm gibt es nur noch Feueralarm und den allgemeinen Alarm (Heulton) als Aufforderung, das Radio einzuschalten.


 Mulde antwortete am 31.07.06 (20:34):

Rolf
Wegenn der Einführung der Sirenen !
Das könnte in die Jahre der Wiederaufrüstung so um 1936-37
fallen Luftschutzbund!!!!
Erinnere mich 1938 im / auf dem Nachbarhaus wurde für mich erkennbar die erste Sirene gesetzt.
Der furchtbare Heulton füer mich als 7 jährigen erschreckend-- aber dsnn ab 1943 fast jede Nacht
Das möchte ich nie wieder erleben.
Am 07.03.45 ertönte diese "meine " zum letzten mal-
danach war unser Wohnviertel nur noch ein Trümmerfeld!
Sowas sollte sich nie wiederholen!


 lielo antwortete am 31.07.06 (20:44):

Danke dir Mulde für die Mitteilung Deiner Erinnerungen. Ich bin am Ende des Krieges geboren, hatte noch das Glück an der Schweizer Grenze zu leben, hatte trotzdem eine voll traumatisierte Mutter. Wie lange dauerte es, bis dies alles bewältigt war! Immer wieder die Erinnerungen. Was Menschen anderen Menschen antun ist so unerbittlich und grausam.


 schorsch antwortete am 01.08.06 (09:11):

In der Schweiz ertönen sämtliche Sirenen einmal im Jahr um sie zu testen. Wer sie während des Krieges gehört hat - und das unheimliche Brummen der "Fliegenden Festungen" der Amerikaner Stunden lang - dazu dem läuft es auch heute noch kalt den Rücken runter....

Wer übrigens glaubt, die Schweiz sei vor Luftangriffen total verschont geblieben, irrt sich: Die Amerikaner haben mehrmals ihre Bomben "irrtümlich" über Schweizer Gebiet fallen lassen. Und zwar immer dann, wenn sie wieder mal den Eindruck hatten, die Schweiz verletze ihre Neutralität zugunsten der Deutschen. Die "irrtümlichen" Beschüsse der Blauhelm-Stützpunkte durch die Israelis ist also nichts Neues, sondern nur von den Amis abgeguckt....


 elvi antwortete am 01.08.06 (12:55):

Nanu, schorsch -- das erzähl` doch mal dem Felix.... der hatte mir die Schweiz als ein Paradies von Toleranz und völkerrechtlicher Anerkennung empfohlen, dass das(die Neutralität) nicht immer von anderen anerkannt wird, das hat er mir verschwiegen .... Tztztz ...

*gg*


 schorsch antwortete am 01.08.06 (16:17):

elvi, Felix ist aufgeklärt genug, die Schweiz nicht nur durch die rosarote Brille zu betrachten....