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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Fieberfantasien

 4 Antwort(en).

emilwachkopp begann die Diskussion am 11.07.06 (01:53) :

Von einer Grippe kann man Fieberfantasien bekommen.
In Kopp.
Das is das Fieber, das die auslöst, hat mein Arzt gesagt. Na, darauf wäre ich beinahe auch selber gekommen. Natürlich kann das auch mal genau umgekehrt sein: Fantasien lösen ein Fieber aus. Aber denn befindet man sich auf das Gebiet sexueller Fantasien und darüber will ich mir nich auslassen, weil ich davon die Nase doch voll hab. Wenn man Fieberfantasien hat, denn schwirren einem die Bilder anders durch den Kopf als wie bei Normalfantasien. Und das is, weil man sich nie darüber klar is, wie und ob überhaupt die Bilder zusammengehören. Alles is ein einziges Wirrwarr, Realität und Fantasie fließen ineinander und man kann nich sicher sein, dass man die reine Wahrheit geschaut hat, wie ich es sonst immer zu tun pflege.

Ich weiß noch, dass ich an Edmund dachte in mein Fieberdusel. Der hat doch früher mal Blut gespendet, weil er Geld zun Saufen brauchte. Die Brühe hat denn jemand bekommen, der bei einem Verkehrsunfall viel eignes Blut verloren hatte. Schon Minuten nach die Transfusion war der ins Delirium. Überstanden hat er es gut, bloß eben dass er danach nur noch rumgesoffen hat. Allerdings wusste der zuerst gar nich, was mit ihn los war. Wie hätte er das auch wissen sollen, wo er doch sein ganzes Leben lang Asket gewesen is? Er zwang mit vorgehaltener Pistole einen Taxifahrer, in geradezu irrer Eilfahrt ins Krankenhaus zu fahren, wo er mit Nachdruck – aber ohne Pistole, die er inzwischen dem Taxifahrer zum Schutz gegen sich selber geschenkt hatte – „noch ’ne Bluttransfusion“ forderte. „Vom selben!“ Als man ihm eine solche verweigerte, wurde er gewalttätig und schlug kurzerhand alles in Trümmern.
Darauf sperrte man ihn in eine Gummizelle, damit die Ärzte Zeit und Ruhe hatten, über diesen ungewöhnlichen Fall nachzugrübeln. Weit gekommen sind sie damit nich, sondern haben das komische Verhalten erst maal provisorisch „Vampirsyndrom“ getauft. Das musste so gemacht werden, denn ohne Begriff kann man sein Unwissen nich präzisieren. Deshalb war das.
Erst ein Rohrschachtest hat Aufklärung gebracht, weil der Patient in allen Klecksen verdurstende Säufer in die Wüste gesehen hat. Das war also doch was Orales.


 emilwachkopp antwortete am 11.07.06 (01:57):

Dass ich des Mordes angeklagt war, wollte mir gar nicht in den Sinn. Da aber das Opfer selbst mir bei die Polizei verpetzt hatte, war ich ganz verdattert. Der Edmund, dieser alte Saufbruder, der war das. Der war Opfer und Zeuge in eigner Sache. Das wurde denn auch auf Mordversuch umgemodelt, um den Fall nich unnötig zu komplizieren. Aber dennoch: ich war immer noch büschen muksch und habe dem Edmund deshalb bei die Gegenüberstellung nich die Hand gereicht. Mal kurz in seine Richtung genickt, das war alles.
„Das is der Täter, Herr Kommissar“, hat er gebrüllt und dabei einen Duft verbreitet, den man ehrer von einer Tankstelle als von einem Trinker erwartet hätte.
„Sind Sie sicher?“
„Und ob! --- Außer das war sein Zwillingsbruder, der Jens Wachkopp, denn is er das nich.“
„Ja, erkennen Sie denn den Beschuldigten nicht wieder?“
„Doch, den da ja. Das is Emil. Emil Wachkopp.“
„Aber Sie sind sich nicht sicher, ob Emil Wachkopp oder ob Jens Wachkopp die Tat begangen hat?“
„Nich hundertprozentig.“
„Und warum nich?“
„Weil ich doch halluziniert hab.“
„Halluziniert?“
„Das war doch bloß deshalb, weil ich in meiner Verzweiflung den Reservekanister ausgesoffen hab. Ich hatte doch nichts andres ins Haus. Aber das war den da seine Schuld. Wenn ich zu Schaden gekommen wäre, Herr Kommissar, denn hätte ich ihn jetzt nich mal anzeigen können, weil doch denn in Dauerdusel wäre.“
„Nun aber langsam bitte. Einen Reservekanister haben Sie ausgetrunken, sagen Sie. Was enthielt denn dieser Kanister?“
„Benzin.“
„Benzin?“
„für das Moped. Aber was sollte ich denn machen, wenn der Wachkopp, der falsche Fuffziger, mir mit Gewalt trockenlegt? Ich wäre fast bei hopsgegangen, Herr Kommissar. Das is amtlich. Ich muss täglich meine fünfzig Liter haben, sonst frisst sich die Motorik fest. Hier is das Attest. Schwarz auf Weiß. Und die hat der freche Kerl mir gewaltsam entzogen. Oder sein Zwillingsbruder. Aber einer von die beiden war das.“
„Jetzt versteh ich gar nichts mehr. Also noch einmal von vorn.“


Es dauerte noch vier Nächte, vier Tage, noch eine Nacht und den halben darauf folgenden Tag, ehe der Kommissar sich ein Bild – wenn auch falsches Bild – von den Vorgängen gemacht hatte. Ich schlief in der Zwischenzeit ununterbrochen auf dem Schreibtisch des Kommissars, was von diesem gar nich bemerkt wurde, weil er doch so intensiv mit Edmund beschäftigt war. Ich hätte auch unbemerkt nach Hause gehen können, aber die Beine waren mir zu schwer. Das war die Schuld, die mir die Beine lähmte. Denn ich war der Tat schuldig, wenn auch unschuldig schuldig.


 emilwachkopp antwortete am 11.07.06 (01:58):

Wie jede Woche habe ich, der Oberbierkutscher Emil Wachkopp, 350 Käste Bier in Edmunds Keller getragen. Edmund bekam sie zum Einkaufspreis und auf Kosten meines guten Rufes in die Firma, denn ich war ja der offizielle Abnehmer. Es war mir aber ein schicksalsschwerer Patzer unterlaufen, denn die 350 Kästen sind verwechselt worden und enthielten alkoholfreies Bier. Als Edmund beim fünfunddreißigsten Kasten immer noch stocknüchtern war, sind ihm die Sicherungen durchgebrannt. Er ist in den Keller gestürzt und hat sich über den Reservekanister hergemacht. Nicht dass ihm, dem gehärteten Trinker, dies hätte schaden können. Aber Benzin haut natürlich büschen anders hin als Bier. Was die meisten vielleicht auch selber wissen.
Die Worte des Kommissars weckten mir:
“Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?“
„Ich sage kein Wort ohne meinen Anwalt.“
„Das ist Ihr gutes Recht.“
„Ich sage trotzdem kein Wort.“

Mein Anwalt (falls der Begriff „Anwalt“ überhaupt angebracht ist) war der Jura-Ontologe Hubert Krach. Von die Gesetze versteht er eigentlich überhaupt nichts, sondern sein Gebiet ist die metaphysische Grundlage des Rechts als solchem. Außerdem war er mittlerweile arg verlottert und vertüdert, weil ihn wohl das lange Klosterleben dem Weltlichen etwas entfremdet hatte.
„Mord! Der Wachkopp! Das ich nicht lache! Ha! Haha! Hahaha!“, grölte Hubert Krach seinem triumphalen Einzug voraus. Er war in einen langen, schwarzen Nosferatumantel gehüllt und trug einen ebenso schwarzen Zylinder auf dem Kopf. Mit einem Stock fuchtelte er wild in der Luft herum, als würde er seiner Rede so den Takt vorgeben.
„Na, da bist Du ja, Wachköppelchen. Was drehst Du mir bloß wieder für Dinger. Und gleich Mord. Du legst aber fein los, muss ich sagen.“
„Mordversuch.“
„Bloß Mordversuch? Was hat Dich gehindert?“
„Dass ich bei die Tat gar nich zugegen war.“
„Nicht zugegen? Nun, verlass Dich da ganz auf mich. Wir ändern das in fahrlässige Tötung im Zustand geistiger Abwesenheit um und Du bekommst den Jagdschein und ein festes Dach über den Kopf.“
„Aber wie denn Tötung, wenn das Opfer noch lebt?“
„Wie, was, das Opfer lebt?“
„Der Dicke da, der is das Opfer. Der so nach Benzin riecht.“
„Und diese Benzinsäule sagt aus, dass sie noch lebt?“
„Das nich, aber sie kann das Gegenteil nich beweisen.“
„Dann müsstest Du die Tat allerdings erst einmal nachholen, um mir die Verteidigung zu ermöglichen oder … Halt nein, wir machen das anders: Absichtlich fahrlässiger Tötungsversuch ohne Todesfolge.“
„Aber wozu der Umstand, wo ich doch unschuldig bin?“
„Unschuldig? Ist das erwiesen?“
„Du sollst es beweisen.“
„Das werde ich auch. Aber ich muss davon überzeugt sein, dass Du schuldig bist. Ich kann keine Unschuld beweisen, wo eine solche wirklich gegeben ist. Das brächte mein ganzes Konzept arg durcheinander.“
„Denn bin ich eben schuldig.“
„Wunderbar! Wo ist der Zeuge?“
„Hier.“
„Setzen Sie sich auf den Stuhl dort.“
Dann setzte er dem Edmund eine dicke Brille auf, nahm einen Ordner vom Schreibtisch des Kommissars und hielt ihn dem Edmund unter die Nase.
„Sehen Sie, was ich hier in der Hand halte.“
„Nur ganz verschwommen.“
„Nur ganz verschwommen!! Nur ganz verschwommen!!! Er sieht – und zwar mit Brille – einen großen Ordner aus einem halben Meter Entfernung nur ganz verschwommen, gibt aber vor, meinen Mandanten ohne Brille und aus viel größerer Entfernung klar und deutlich erkennen zu können.“
Es herrschte eine Totenstille im Raum.
„Ha!“ grölte Hubert Krach, knallte den Ordner auf den Tisch, nahm Edmund die Brille ab und verließ wie ein siegreicher Gladiator die Polizeiwache.


 Felix antwortete am 11.07.06 (03:00):

Na ... wenn das nicht echte Fieberfantasien sind ... dann muss ich mich zuerst einmal richtig ausnüchtern ... !

Internet-Tipp: " target="_blank">


 schorsch antwortete am 11.07.06 (10:13):

Ein echter Wachkopp (:-)