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THEMA: Ist der Ärztestreik gerechtfertigt?
14 Antwort(en).
elfie
begann die Diskussion am 09.07.06 (20:05) :
Vor ca. 8 Wochen haben wir unsere Tageszeitung.gekündigt. Anlass war ein Artikel mit Einkommensvergleichen Ärzte und übrige Berufe. Verglichen werden die Einkommen von Ärzten, fein abgestuft nach Asssistenzärzten, Fachärzten, Oberärzten und Leitenden Ärzten, mit Lehrern, abgestuft nach Studienrat und Schulleiter, aber vor allem mit Krankenschwester im 1. Berufsjahr sowie Arzthelferin im 3. Berufsjahr.
Der Vergleich zwischen Krankenschwester im ersten Berufsjahr und Assistenzarzt hinkt schon insofern, als die Krankenschwester im 1. Berufsjahr mit ca. 21 Jahren beginnt, Geld zu verdienen. Zu diesem Zeitpunkt hat der angehende Mediziner gerade seinen Zivildienst hinter sich und wenn er ein Top-Abitur gemacht hat befindet er sich im 3. Semester seines Studiums ohne Einkommen, in Zukunft muß er (in Wahrheit seine Eltern) zu diesem Zeitpunkt sogar Studiengebühren bezahlen. Erst 5 Jahre später, wenn alles optimal läuft, fängt er an, Geld zu verdienen. Zu diesem Zeitpunkt ist die Krankenschwester schon im BAT höher gestuft worden und hat in diesen 5 Jahren auf der Basis ihres Anfangsgehaltes bereits ca.100 000,- verdient. In dieser Zeit hat der Student der Medizin in der Regel seinen Eltern auf der Tasche gelegen oder für die Finanzierung seines Studiums Schulden angehäuft..
Den Facharzt kann man nun schon gar nicht mit der Krankenschwester im ersten Berufsjahr vergleichen, hier müßte in etwa ein Vergleich gezogen werden zu einer Stationsleitung im Pflegedienst. Hier handelt es sich in der Regel um Schwestern oder Pfleger mit einem Alter von mindestens 30 Jahren mit entsprechender Einstufung im BAT und höherer Eistufung im BAT auch wegen der Leitungsposition.
Den Oberarzt wiederum müßte man vergleichen mit der Pflegedienstleitung eines Krankenhauses. Ohne zu wissen, was eine Pflegedienstleitung verdient, vermute ich, daß deren Gehalt schon deutlich über dem eines Assistenzarztes liegen dürfte, vielleicht sogar über dem eines Facharztes, zumindest wenn man die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden berücksichtigt.
Beim Leitenden Arzt wäre wiederum ein Vergleich mit dem Leitenden Verwaltungsdienst des Krankenhauses sinnvoll gewesen, auch hier natürlich unter Berücksichtigung der geleisteten Arbeitszeit. Hier eine Krankenschwester im ersten Berufsjahr gegenzurechnen ist so unseriös, daß sich der Vorwurf der Manipulation geradezu aufdrängt.
Damit kommen wir zu nächsten Punkt, in dem dieser Einkommensvergleich deutlich manupulativ und verzerrend vorgenommen wird. Der Assistenzarzt im Krankenhaus arbeitet deutlich mehr als 38,5 Wochenstunden, er arbeitet auch nachts und oft 24 Stunden am Stück. Die Schätzungen der wöchentlichen Arbeitszeit schwanken je nach Krankenhaus zwischen 60 und 90 Stunden. Überstunden, die zur Erledigung der anfallenden Arbeit erforderlich sind, werden oft nicht vergütet. Krankenschwestern haben in der Regel eine tarifliche Arbeitszeit, die auch weitgehend eingehalten wird. Hier wäre also einVergleich des tatsächlichen Stundenlohnes sinnvoll gewesen.
Beim Vergleich mit den Lehrern müßte unbedingt berücksichtigt werden, daß der Assistenzarzt in der Regel einen Urlaubsanspruch von 25 Arbeitstagen hat, der Lehrer bei 12 Wochen Jahresurlaub einen Urlaubsanspruch von 60 Arbeitstagen. Auch hier wäre somit ein Vergleich des Stundenlohnes bezogen auf die tatsächliche Jahresarbeitszeit die einzige sinnvolle und ehrliche Vergleichsmöglichkeit.
Elfie
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Arno_Gebauer
antwortete am 10.07.06 (08:55):
Hallo, Elfie,
wie sieht denn Dein Vergleich der im gesamten Berufsleben erarbeiteten Einkommen Deiner im medizinischen Bereich beispielhaft aufgeführten Beschäftigten aus?
Ich glaube kaum, daß am Berufsende einer Krankenschwester diese sich dann mit irgendeinem pensionierten Arzt finanziell vergleichen kann!!!!
Deine Beispiele hinken gewaltig!
Die Ausbildungskosten einer Krankenschwester sind um ein Vielfaches geringer als die Ausbildungskosten eines Arztes. Wenn Du schon Vergleiche anstellst, sollten diese vollständig und richtig sein.
Erkläre uns doch mal, warum bei einer zunehmenden Verschlechterung des Gesundheitszustandes der Bevölkerung (siehe steigende Krankenkassenkosten), ständig ganze Krankenhäuser und Fachabteilungen bundesweit geschlossen und überall Krankenbetten abgebaut werden? War da nicht ein teuerer, ständig mitzufinanzierender Überhang über Jahrzennte aufgebaut worden? War das im Überhang beschäftigte medizinische Personal überhaupt ausgelastet?? Sollen durch den Ärztestreik nicht auch diese Dinge kaschiert werden? Ich bin mal gespannt auf Deine Anwort! Viele Grüße Arno Gebauer
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rolf
antwortete am 10.07.06 (10:04):
Aus Sicht der Streikenden ist jeder Streik gerechtfertigt. Da jeder Streik auch mit Einkommensverlusten verbunden ist, wird sich wohl jeder gründlich überlegen, ob er streiken wird.
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elfie
antwortete am 10.07.06 (21:24):
Zitat: Ich bin mal gespannt auf Deine Anwort! Viele Grüße Arno Gebauer
Tja, lieber Arno, da kannst du lange gespannt sein, denn auf deinen Beitrag werde ich nicht antworten. Warum? Es ist mir einfach zu blöd mit jemandem zu diskutieren, der ganz offensichtlich meinen Beitrag nicht richtig gelesen hat und dann - aus welchem Grund auch immer - sehr emotional und am Thema vorbei Mißstimmung verbreiten will.
Gruß Elfie
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elvi
antwortete am 11.07.06 (15:44):
Zitat:
**Tja, lieber Arno, da kannst du lange gespannt sein, denn auf deinen Beitrag werde ich nicht antworten.**
Buuuuh ....
ENDE EINER FORENDISKUSSION !
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Arno_Gebauer
antwortete am 11.07.06 (19:42):
Hallo, Elvi,
teile uns doch mal mit, wer die geforderte über 20%-ige Gehaltserhöhung der Ärzte letztlich bezahlen wird ? Das ist nicht der Bund, das Land, das bist Du! Allein, wenn Du die Krankenkassenkarte im Vorzimmer abgibst, kassiert der Arzt, ohne daß Du diesen gesehen hast, ca. 40 Euro!! Ich halte das für maßlos übertrieben!!
Viele Grüße Arno Gebauer
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Catty
antwortete am 11.07.06 (19:50):
"Allein, wenn Du die Krankenkassenkarte im Vorzimmer abgibst, kassiert der Arzt, ohne daß Du diesen gesehen hast, ca. 40 Euro!!"
Das glaubst Du doch selber nicht! --------------------------------------- Und soweit ich das mitbekommen habe, geht es bei den Streiks nicht um eine Gehaltserhöhung von Praxis-Ärzten. Die bekommen kein "Gehalt".
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Arno_Gebauer
antwortete am 11.07.06 (20:13):
Hallo, Catty,
erkundige Dich doch mal bei einer Krankenkasse!
Viele Grüße Arno Gebauer
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Catty
antwortete am 11.07.06 (22:44):
Hallo Arno Gebauer, besser wär's, Du gäbest Quellen für Deine Behauptungen an.
Wonach sollte man sich denn bei einer *Krankenkasse* erkundigen? Könnte es sein, Du meinst die KVen??
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navallo
antwortete am 12.07.06 (20:50):
Die 40 . die Arno Gebauer mit der Abgabe seiner Chipkarte - also ohne direkten Kontakt und ohne Leistung - in die Tasche seines Arztes zu spülen meint, entspringen wohl einer etwas zu gallsüchtigen Fantasie? Der Arzt liefe Gefahr, wegen Abrechnugsbetruges seinen Beruf aufgeben zu müssen., Wenn überhaupt etwas "abkassiert" wird, dann vielleicht 80 -90 ct Verwaltungsaufwand.
Die bürokratischen Entgeltsysteme sind für Außenstehende schwer verständlich. für gesetzlich Versicherte gilt überwiegend der EBM ( =Erweiterter Bewertungsmaßstab, siehe Link). Dort ist für jede ärztliche Leistung ein Punktwert festgelegt. Dieser wird je nach Fachrichtung und Bundesland mit einem Geldwert multipliziert- im Osten etwa zwischen 2,7 -3,3 ct. Damit kann sich jeder anhand des EBM (s. Link) ausrechnen, wie hoch in etwa der Betrag sein könnte, den sein Arzt von seiner KV zu erwarten hat. Den kriegt der aber nicht unbedingt. Problem ist, daß jede Praxis ein "gedeckeltes" Budget hat. Hat der Doktor mehr Patienten (Beispiel Grippeepidemie) , als ihm seine KV zugesteht, so erhält er dafür keinen Cent mehr, hat er weniger, so wird ihm das abgezogen. Hat er sein Budget Mitte November bereits ausgeschöpft, so arbeitet er den Rest des Jahres für Gottes Lohn. Und überzieht er sein Arzneimittelbudget z. B. wegen eines Patienten mit krankheitsbedingt hohen Kosten, so droht ihm, hierfür selbst aufkommen zu müssen. Hat er überdurchschnittlich viele Patienten, dann sinkt in seiner Fachgruppe der Geldwert der erreichten Punkte und alle bekommen weniger.
Die dieses Entgeltsystem verwaltenden Institutionen heißen Kassenärztliche Vereinigungen (KVen). Sie wurden (1931?) als Interessenvertretung niedergelassener Ärzte (Selbstverwaltung, Aushandeln von Honoraren, Zulassungsbestimmungen ....) gegenüber den mit "Teile und herrsche!" agierenden Kassen geschaffen. Dafür übernahmen sie die Pflicht zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung und verzichteten auf das Streikrecht. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelten sich innerhalb der KVen kartellähnliche Strukturen, die kraft ihrer Monopolstellung ökonomisch motivierte Kleinkriege innerhalb der Ärzteschaft (Hausärzte gegen Fachärzte, Niedergelassene gegen Krankenhausärzte, Orthopäden gegen Unfallchirurgen, Radiologen gegen Ärzte mit Röntgenkenntnissen ... ) führen - auch heute noch. Deshalb streiken Ärzte getrennt und unter anderen Schirmherren (Marburger Bund, Hartmannbund, verdi...).
Andere europäische Staaten haben keine KVen. Dort klappt das meiste besser. Somit erhebt sich die Frage nach der Notwendigkeit einer KV. Die nachvollziehbare Angst niedergelassener Ärzte, den Kassen und der Politik mit einer Abschaffung ihrer Kassenärztlichen Vereinigung schutzlos preisgegeben zu sein, hält diesen bürokratischen Wasserkopf weiter am Leben. Besser wäre es, wenn jeder Patient von seinem Arzt eine Rechnung bekäme, die er von seiner Kasse begleichen läßt, wie das ja auch sonst im Versicherungsalltag üblich ist.
Das von den Kassenärztlichen Vereinigungen und Krankenkassen überwiesene Honorar entspricht nicht dem persönlichen Einkommen, sondern ist Umsatz. Diesen kleinen aber feinen Unterschied scheinen viele nicht zu kennen. Die Ärzte müssen von diesen Einnahmen auch ihr Personal, Praxismiete (- oft weit über 2500/Monat - ), Verbrauchsmaterial, Reinigungskosten, Entsorgung, Sondermüll (infektiöses Material), Wartungsarbeiten, Post, Strom, Wasser, Telefon, Modernisierungen, Geräte usw. usw. finanzieren.
Internet-Tipp: https://www.kbv.de/ebm2000plus/EBMGesamt.htm
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elfie
antwortete am 12.07.06 (21:42):
@ navallo : ich nicke kräftig !
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Catty
antwortete am 12.07.06 (22:52):
Die Frage ist nur, ob Arno Gebauer auch "kräftig nickt" :-(
Es kommt öfter einmal vor, daß er widerlegt wird und dann nie wieder zu dem betreffenden Thema etwas äußert.
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Catty
antwortete am 17.07.06 (14:25):
"Im Polikum im Berliner Stadtteil Friedenau arbeiten 40 Mediziner zufrieden unter einem Dach in demselben Gesundheitssystem, das ihre Kollegen in den Ausstand treibt."
Internet-Tipp: https://www.zeit.de/2006/24/Aerztetitel_xml
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elfie
antwortete am 17.07.06 (21:40):
Interessant dein Link ! Ein wirklich sehr interessanter Denkansatz.
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schorsch
antwortete am 18.07.06 (08:15):
Irgendwo habe ich gelesen, dass es immer dann, wenn Ärzte streiken, weniger Tote gebe in den Spitälern.....
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