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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Saddams Verteidiger ermordet

 8 Antwort(en).

kreuzkampus begann die Diskussion am 21.06.06 (19:55) :

Dere dritte Verteidiger Saddams wurde ermordet. Auf Befehl der derzeitigen Regierung? Wohl kaum. Von seinen politischen Gegnern? Glaube ich nicht. Dafür sind die Verteidiger zu bedeutungslos. Durch die Amerikaner? Macht keinen Sinn. Auf Befehl Saddams? Glaube ich. Hat jemand noch andere Ideen?


 Carlos1 antwortete am 21.06.06 (21:19):

Du fragst, warum ein Mensch - einer der Verteidiger Saddams in dessen Prozess - im Irak ermordet wurde. Du könntest auch fragen, warum bis jetzt 2300 amerikanische Soldaten seit dem Ende des Krieges 2003 starben, oder 4150 irakische Polizisten und Soldaten der neuen irakischen Armee, oder die rund 30000 Zivilisten. Jeden Tag werden es mehr. Was steckt dahinter? Wer tut das? Wer ist an dem Morden beteiligt?

Das Ziel der US-Politik war die Beseitigung eines Despoten, die Installation von Freiheit und Demokratie wie wir sie im Westen verstehen. Die Modernisierung der rückständigen arabischen Welt sollte ihren Ausgangspunkt vom Irak nehmen. Stattdessen regiert im Irak das Chaos. Allgemeine Unsicherheit, Angst beherrschen die Szene. Klar ist nur eines, - so die arabische Sicht- dass alles seinen Ausgangspunkt nahm mit dem Einmarsch der Amerikaner und Briten. Der Irak, aber nicht nur er, sondern auch andere arabische Länder befinden auf dem besten Wege, in einen Malstrom ethnischer, religiöser und tribalistischen Kömpfe zu geraten. Das ist im Moment ein Haupttrend der Entwicklung im Nahen Osten. Mit Bestimmtheit ist er besorgniserregend und wird Folgen haben. Religiöse Milizen, Widerstandsgruppen im sunnitishen Teil der Bevölkerung des Iraks, Terrozellen, die aus dem Ausland unterstützt werden. Terrorzellen der Shiiten (mit iranischer Unterstützung) sowohl als auch der Sunniten, sie alle töten in großen Mengen. Wer soll dabei den Überblick behalten?

Bush und Blair verbreiten die Hoffnung, dass die freiheitliche Idee, der Parlamentarismus im Irak schließlich siegen werden. Aber der tatsächliche Weg mündet eher in einen allgemeinen Bürgerkrieg, der den einstmals nach außen sichtbaren gesellschaftlivhen Zusammenhalt zerbröseln lässt. Das Schicksal des Libanons mit seinem 30jährigen Bürgerkrieg kommt in der Erinnerung auf. Auch dort war es die Folge einer unangemessenen westlichen Intervetnion. Vor einem Jahr wiederum übten die USA Druck auf Syrien aus und zwangen es sich aus dem Libanon zurückzuziehen. Ergebnis: Der Druck hat dazu geführt, dass Iran, Syrien und die Hizbollah gemeinsame Sache machen und nun offen Widerstand leisten. Der Libanon hat im eigenen Land starke pro-syrische Elemente, die sich imer stärker in den Vordergrund schieben. Die Unruhe in Ägypten und Tunesien nimmt nach amerikanischem Druck zu. Menschenrechtsaktivisten und Verfechter einer säkularen Demokratie meiden immer stärker die Zusammenarbeit mit den USA. Spektakulär ist das Scheitern Washingtons in den Palästinensergebieten. Der Versuch die legal gewählte Hamasregierung finanziell auszuhungern und zu isolieren, beschädigt den demokratischen Gedanken. Die Unterstützung des Fatah-Präsidenten Abbas mittels der Diplomatie, mit Geld und mit Waffen, wird nur dazu führen, dass der Bürgerkrieg angeheizt wird und die vorhandene Regierungsautorität weiter untergraben wird.

Verschiedene Länder, aber gleiche Ergebnisse einer verfehlten Politik.

Ich habe die arabische Sicht für diese Darstellung gewählt.


 kreuzkampus antwortete am 21.06.06 (22:24):

Das ist leider am Thema vorbei, Carlos. Das hatten wir hier schon bis zum Geht nicht mehr. Ich frage mich einfach nur, wer ein Motiv hat, diese Verteidiger zu ermorden.


 Marina antwortete am 21.06.06 (22:45):

"Das Ziel der US-Politik war die Beseitigung eines Despoten, die Installation von Freiheit und Demokratie wie wir sie im Westen verstehen."

Kleine Korrektur: Das Ziel war, die angeblichen Massenvernichtungswaffen aufzuspüren oder zu beseitigen oder zu verhindern, wie auch immer, die es nie gab. Das von dir benannte Ziel wurde nachgeschoben. Dieser Krieg begann mit einer Lüge und wurde mit Lügen weitgegeführt. Denn auch das nachgeschobene Ziel war eine solche. In Wahrheit geht es den Amerikanern einzig und allein um imperialistische Machtziele zwecks Hoheit über Energievorkommen etc.

Aber wir hatten das tatsächlich schonmal, ich wollte es nur schnell korrrigieren, damit kein Missverständnis aufkommt.


 dutchweepee antwortete am 22.06.06 (03:35):

ich frage mich bei jedem attentat als erstes:

WEM NÜTZT DAS?

in diesem fall, allen kräften die den iraq destabilisieren wollen. (insofern er jemals stabil war)

die USA wollen nicht´s mehr als "ruhe" ...also traue ich denen das nicht zu (so blöd sind selbst DIE nicht).

das waren irgendwelche extremistischen blödkanister, die nicht soweit denken, wie die nase lang ist.

.


 Karl antwortete am 22.06.06 (08:33):

@ carlos1,

"Das Ziel der US-Politik war die Beseitigung eines Despoten". Das war es eben nicht. Die USA unterstützen Despoten gern, wenn es ihnen nutzt. Sie unterstützen Saddam z. B. so lange wie er den Iran bekriegte.

Die wahren Ziele der USA waren und sind völlig andere, aber das ist hier im ST bereits x-mal geschrieben und bereits lange vor dem Überfall auf den Irak hier festgehalten worden. (s. o. auch Marina).


 schorsch antwortete am 22.06.06 (08:46):

Ich neige zu dutchweepees Antwortet:

"...ich frage mich bei jedem attentat als erstes: WEM NÜTZT DAS? in diesem fall, allen kräften die den iraq destabilisieren wollen..."

Und solche Kräfte gibts leider mehr als jene, die dem neuen Demokratieverständnis eine Chance geben möchten.


 Carlos1 antwortete am 22.06.06 (10:05):

@Karl

Ich ging nicht auf die amerikanischen Kriegsziele ein, sondern bezog mich ausdrücklich auf die negativen Folgen der amerikanischen Intervention im Irak und die Prämissen der US-Außenpolitik. Selbstverständlich hat auch Marina Recht, wenn sie die auf die Bedeutung der Massenvernichtungswaffen im Vorfeld der proapgandistischen Vorbereitung des Kriegs hinweist. Das ist aber nicht das Problem, das mit der Eröffnungsfrage von Kreucampus angeschnitten wurde. Ihm ging es um die Motive des Mordes am dritten Saddam-Verteidiger. schorsch weist auf den Destabilisierungsfaktor hin, der mit dem Terror verbunden ist. Nichts anderes wollte ich mit meinem Beitrag auch tun. Er stützt sich auf einen Beitrag des Chefredakteurs Khouri vom Daily Star in Beirut.

Es gibt vielerlei Möglichkeiten, die Vorstellungen der Täter auszuleuchten: Es könnte eine Terrorzelle der Al Quaeda sein, eine sunnitische Insurgentenzelle, ein Racheakt schiitischer Kämpfer. Sehr gut möglich auch, dass der Nachfolger Zarquawis Härte und Entschlossenheit demonstrieren will. Dessen Härte in der Vergangenheit ging Al Quaeda etwas zu weit. Was soll das Massaker an schiitischen Gläubigen, was soll die Ermordung von 39 Kindern bezwecken? Der Mord an schiitischen Frauen. Verhindern soll der Terror unter allen Umständen, dass mit der Regierung gesprochen wird. Vertrauensverlust, Autoritätsverlust ist das Ziel. Erzeugung von Angst zur Stärkung der eigenen Position. Deshalb auch die Ermordung von 11 sunnitischen Stammesältesten, die Kontakt mit der Regierung hatten. Terror richtet sich als Einschüchzterung aber auch gegen Konkurrenten der Terrorszene. Letzten Samstag präsentierte die Insurgentengruppe Ansar al Sunnah ein Internetvideo, das die Enthauptung dreier angeblicher Shia death squad members zeigte.

Es ist richtig, dass die USA Saddam unterstützten, solange er ihren Interessen förderlich war. Das bedeutet nicht, das er nicht noch weiter hätte förderlich sein können. Der erste Golfkrieg kam dazwischen. Saddam hatte sich in seinen Förderern getäuscht. Das Handeln der Staaten erfolgt gemäß ihren definierten Interessen. Erdöl hat eine Rolle gespielt und wird eine immer größere Rolle spielen. Die Intervention im Irak ist der erste der kommenden Kriege, die um die knapper werdenden Enrgiereserven geführt werden. Es ist auch nicht richtig, dass die Idee der Verbreitung der westlichen Demokratie núr ein "nachgeschobenes Ziel" gewesen sei. Dies Ziel wurde offen diskutiert, wenn auch nicht in deutschen Presseorganen. In Analogie zum deutschen Beispiel glaubte man einen ähnlichen Erfolg im Irak und der arabischen Welt rasch erringen zu können. Damit wäre auch das Palästinaproblem entschärft worden, so hoffte man. Amerikaner sind grundätzlich von der Überlegenheit ihrer Werteordnung und des American way of life überzeugt und halten diese für das beste Mittel die Schwierigkeiten in der Welt zu überwinden. Der Kriegseintritt der USA im ersten Weltkrieg gegen Deutschland wurde begründet mit "to make the world safe for democracy" (die Welt sicher machen für die Demokratie).


 hugo1 antwortete am 22.06.06 (10:50):

na, nun bin ich aber verwirrt, wenn Ihr der Meinung seit, den USA nützt der Tod von Saddams Verteidigern nicht ?
aber, aber, da bin ich anderer Meinung, zumindest schadets ihr nicht wenn solche Leute die den Saddam verteidigen und schon eine ganze Menge Wissen, Kenntnisse und Fakten zu dem Fal Saddam angehäuft haben mit diesem Wissen der USA nicht mehr schaden und dem Saddam nicht mehr nützen können.
Wer die Verteidiger eines Hauptangeklagten in solch einem weltweit beachtetem Prozess nicht schützen kann oder will, na, wenn dem nicht ein Interesse, zumindest guterklärliche Gründe, angedacht werden können ?
Also ich wär mir da nicht so sicher, zumal ich speziell, was die Tätigkeit der USA im Irak (vordergründig und hintergründig)angeht, kaum eine Massnahme, einen Akt, eine überraschende Aktion, die wir hier zu sehen und zu hören bekommen, nicht vorstellen kann, zumal die USA so Busch fast alles im Griff haben und ohne ihren Willen fast nichts Unvorhergesehenes passiert.