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THEMA: Das Leben der Anderen
12 Antwort(en).
wanda
begann die Diskussion am 26.04.06 (08:18) :
Zur Zeit läuft dieser Film in unseren Kinos, ich habe ihn gestern gesehen. für alle Kultur- und Politikinteressierten ein "Muss".
Jetzt bin ich zu weit gegangen, aber ich möchte doch allen hier diesen Film ans Herz legen.
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Karl
antwortete am 26.04.06 (08:53):
Hier ist der Link zum Film:
Internet-Tipp: https://www.movie.de/filme/dlda/
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Marina
antwortete am 26.04.06 (11:43):
Dieser Film ist ein absolutes Muss vor allem für die ewigen Ost-Nostalgiker und -Verklärer. Einer der besten Filme, die ich je gesehen habe und schauspielerisch hervorragend. Er hat mich so in seinen Bann gezogen, dass ich währenddessen vor Spannung manchmal fast den Atem angehalten habe. Ein großes Plädoyer für eine humane Gesellschaft und eine Anklage gegen jegliche Diktatur, sei sie von Osten oder Westen.
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Marina
antwortete am 26.04.06 (12:20):
Hier der Auszug einer Kritik aus der SZ:
Film: "Das Leben der Anderen" In der Lauge der Angst
Florian Henckel von Donnersmarck macht in seinem Spielfilmdebüt spürbar, wie sich die DDR-Diktatur im Orwell-Jahr 1984 anfühlt. Ohne Ostalgie, Spreewaldgurken-Folklore oder Trabi-Witze. Von Rainer Gansera
". . . Von der Wandlung Wieslers erzählt Florian Henckel von Donnersmarck, 32, Absolvent der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film, in seinem Spielfilmdebüt, das ein raffinierter Mix aus Politthriller und Liebesmelo, Gewissensdrama und Gesellschaftporträt ist.
Ein Film, von dem man viele Szenen nacherzählen möchte, weil sie so prägnant gebaut sind: mit Witz und elektrisierender Spannung, aufmerksam für jede Nuance der Worte und Gesten, gefilmt in glasklaren Scope-Bildern, deren Schönheit immer der Wahrheitsfindung dient. Porträt-Galerie zynischer Machthaber Donnersmarck zeichnet eine Atmosphäre der Angst und Einschüchterung, macht spürbar, wie sich die DDR-Diktatur im Orwell-Jahr 1984 anfühlt. Keine Ostalgie, keine Spreewaldgurken-Folklore, keine Trabi-Witze. Sondern eine Porträt-Galerie der zynischen Machthaber, der Karrieristen und Mitläufer, und die Wandlung Wieslers - das Herzstück des Films.
Zu Beginn ist Wiesler der bissigste aller Stasi-Wachhunde. Er kennt jeden psychologischen Trick, mit dem man Häftlinge beim Verhör zermürben kann, bis sie zusammenbrechen, bis sie vor allem auch innerlich zerbrechen. Stolz führt er seinen Stasi-Rekruten vor, wie man Angstschweiß beim "Staatsfeind" produziert und in einem Einmachglas als "Geruchskonserve" für die Spürhunde aufbewahrt.
Künstler und Intellektuelle findet Wiesler besonders arrogant und gefährlich. Jetzt darf er einen observieren: den Schriftsteller Georg Dreyman (Sebastian Koch), der mit der schönen, berühmten Schauspielerin Christa-Maria Sieland (Martina Gedeck) liiert ist und eigentlich eine blütenweiße Weste hat."
Internet-Tipp: /seniorentreff/de/1E7EWOvLL
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dutchweepee
antwortete am 26.04.06 (15:06):
1989/90 war ich zusammen mit anderen mitgliedern des "runden tisch" von chemnitz mit der auflösung der stasi-zentrale auf dem kaßberg in chemnitz beauftragt.
ich war entsetzt, wie primitiv und billig die büroräume und einrichtungen waren. kleine muffige, überbelegte büros mit primitiven grünen stahlschränken, wie in einer schlosserwerkstatt.
und diese stasie-flachzangen hatten über aus- und dienstreise anträge von naturwissenschaftlern und künstlern zu entscheiden. mir wurde spei-übel!
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Peter101
antwortete am 26.04.06 (21:12):
Zitat: "In einem System der Macht ist nichts privat. In einem System der Abhängigkeit ist Freiheit eine Ironie. Was muss geschehen damit Du dem System wiederstehst?"
Das Werk war sicher auch ein wenig ironisch gemeint.
Ohne Aktiengewinne ist man zwar vom Gelde befreit, aber immer noch kein Strom oder Bach und im Walde Jagen war schon zu Junkers Zeiten dem eigenen Leben nicht gerade förderlich.
https://www.saar-echo.de/de/art.php?a=31711
Dienstag, 25. April 2006 um 19:00Uhr Mohrvilla 80939 München Situlistraße 73/75 ( U6 Freimann ) Die Zukunft der Arbeit Gibt es Alternativen zur Massenarbeitslosigkeit? Finanzierungsmodelle und Globalisierung Vortrag von Martin Schmidt-Bredow Dipl.-Kfm., Wirtschaftsgeograf Veranstalter: Schumacher-Gesellschaft e.V. Eintritt 5,- €
Geht uns die Arbeit aus? Fachleute sagen, dass in Folge des technischen Fortschritts nur noch für 20% der Menschen gewerbliche Arbeit übrig bleiben wird. Wovon und wofür werden die anderen 80% Erwerbsfähigen dann künftig leben? Notwendig ist eine Wertedebatte um einen neuen Begriff von „Arbeit“. Braucht der Mensch unbedingt Arbeit? In der Antike war diese unter gebildeten Menschen verpönt.
Es werden verschiedene Zukunftsmodelle aufgezeigt: Einerseits Arbeit mit komplementärem Geld finanziert, andererseits mit einem Grundeinkommen bzw. Bürgergeld, wie es in verschiedenen Varianten bereits von drei Parteien im Bundestag diskutiert wurde, sowie das New-Work-Modell von Frithjof Bergmann, das bereits experimentell erprobt wurde. Referent: Martin Schmidt-Bredow
Ort: Mohrvilla, Situlistraße 73/75, 80939 München ( U6 Freimann ) Eintritt 5,- €
Veranstalter: Schumacher-Gesellschaft e.V. Kontakt Dr. Joyce Mayer Tel. (089) 280 96 81 eMail: joyce.mayer@t-online.de
Internet-Tipp: https://www.linkhitlist.com/cgi/LHL_D.exe?G2L&LinkNo=1497650&ListNo=57734
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wanda
antwortete am 27.04.06 (07:58):
ich bedaure es sehr, dass hier bereits Einzelheiten des Films wiedergegeben wurden. Gerade "Die Wandlung" wird doch von jedem anders empfunden und sollte individuell erlebt werden. Auch die Kritik "keine Spreewaldgurken-Folklore" finde ich unangebracht. Das soll reißerisch wirken wie bei der Bild-Zeitung, ist aber einfach nur dumm. Denn bei "Good bye Lenin" waren die Gurken filmisch unabdingbar..... und andere Filme haben keine Spreewaldgurken. Ich sehe diesen Film auch anders, nicht für "die ewigen Ost-Nostalgiker- und Verklärer", oder besser gesagt, nicht nur für diese, sondern auch für die ewigen Wessi-Besserwisser.
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schorsch
antwortete am 27.04.06 (10:02):
@ Peter101: "...Fachleute sagen, dass in Folge des technischen Fortschritts nur noch für 20% der Menschen gewerbliche Arbeit übrig bleiben wird. Wovon und wofür werden die anderen 80% Erwerbsfähigen dann künftig leben?...
Keine Bange: Tatsache ist zwar, dass wir schon heute fähig wären, mit einem Bruchteil der Menschenkraft für alle Menschen genügend Güter zu produzieren. Aber wenn man alle, die dann überflüssig würden, eliminieren würde, würden die Automaten nicht mehr ausgelastet. Was heisst, dass für die wenigen Automaten, die dann noch benötigt würden, die Serien zu klein würden um sie herzustellen.....
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Marina
antwortete am 27.04.06 (14:51):
O.K. Wanda, ich frage Dich das nächstemal um Erlaubnis, bevor ich etwas einsetze. Dann solltest Du aber auch einen Brief an alle Zeitungen, Rundfunk- und Fernsehanstalten richten mit der Bitte, keine Filme mehr vorab zu besprechen, denn dieser Film war vor Erscheinen so intensiv in den Medien diskutiert, dass eigentlich jede/r bereits lange über seine Inhalte informiert sein müsste, wenn er/sie nicht ziemlich ignorant ist. Noch eine Frage: An welcher Stelle habe ich geschrieben, dass der Film "nur" für die ewigen Ost-Nostalgiker und Verklärer ist? Übrigens: Du hast recht, dass andere Filme tatsächlich keine Spreewaldgurken haben. :-) Warum sie in "Good bye Lenin" filmisch unabdingbar waren, erschließt sich mir leider nicht. :-)
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Peter101
antwortete am 27.04.06 (22:40):
"Keine Bange: Tatsache ist zwar, dass wir schon heute fähig wären, mit einem Bruchteil der Menschenkraft für alle Menschen genügend Güter zu produzieren. Aber wenn man alle, die dann überflüssig würden, eliminieren würde, würden die Automaten nicht mehr ausgelastet. Was heisst, dass für die wenigen Automaten, die dann noch benötigt würden, die Serien zu klein würden um sie herzustellen....."
Das klingt etwas paradox. Was meinst Du aber, nur um das scheinbare Paradoxon zu lösen, wozu es Rüstungs-industrie und Kriege gibt; und wie kapitale Wirtschafts-wunder entstanden sind?
Geld ist nicht alles, sagt der Kapital-(Geld)-ist, sondern man muss, wenn man Mono-pol-y richtig zeitgemäß spielen will, in Wasserrechten, Autobahnen etc. und auch Ölquellen nach dem Währungszusammenbruch wie Phönix aus der Asche steigen. ;-) Genießen wir also: https://www.zeit.de/archiv/1997/01/kultus.txt.19971226.xml
"Wenn die industriellen Krisen auf die Perioden der Überarbeit so notwendig folgen wie die Nacht dem Tag und erzwungene Arbeitslosigkeit bei grenzenlosem Elend nach sich ziehen, so bringen sie auch den unerbittlichen Bankrott mit sich. Solange der Fabrikant Kredit hat, läßt er der Arbeitswut die Zügel schießen, er pumpt und pumpt, um den Arbeitern den Rohstoff zu liefern. Er läßt drauflosproduzieren, ohne zu bedenken, daß der Markt überfüllt wird und daß, wenn er seine Waren nicht verkauft, er auch seine Wechsel nicht einlösen kann. In die Enge getrieben, fleht er den Rothschild an, wirft sich ihm zu Füßen, bietet ihm sein Blut an, seine Ehre. »Ein klein wenig Gold würde meinem Geschäft gut tun«, antwortet der Rothschild, »Sie haben 20 000 Paar Strümpfe auf Lager, die 20 Sous wert sind; ich nehme sie für 4 Sous.« Ist der Handel gemacht, so verkauft Rothschild zu 6 und 8 Sous und steckt lebendige 100-Sousstücke ein, für die er keinem etwas schuldet; der Fabrikant aber hat seinen Aufschub nur erlangt, um desto gründlicher pleite zu gehen. Endlich tritt der allgemeine Zusammenbruch ein und die Warenlager laufen über; da werden dann so viel Waren aus dem Fenster herausgeworfen, daß man gar nicht begreifen kann, wie sie zur Tür hereingekommen sind. Nach Hunderten von Millionen beziffert sich der Wert der zerstörten Waren; im vorigen Jahrhundert verbrannte man sie oder warf sie ins Wasser. [11] Bevor sie sich aber zu dieser Maßregel entschließen, durchlaufen die Fabrikanten die Welt auf der Suche nach Absatzmärken für die angehäuften Waren; sie verlangen von ihrer Regierung, den Kongo anzugliedern, Tonking zu erobern, die Mauern Chinas zusammenzuschießen, nur damit sie ihre Baumwollartikel absetzen können. In den letzten Jahrhunderten kämpften England und Frankreich ein Duell auf Leben und Tod, wer von ihnen das ausschließliche Vorrecht haben werde, in Amerika und Indien zu verkaufen. Tausende junger, kräftiger Männer haben in den Kolonialkriegen des 16., 17. und 18. Jahrhunderts mit ihrem Blut das Meer gefärbt. Wie an Waren, so herrscht auch Überfluß an Kapitalien."
Internet-Tipp: https://www.wildcat-www.de/material/m003lafa.htm
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dutchweepee
antwortete am 28.04.06 (03:36):
@peter ...lass doch deinen trotzkistischen scheiss woanders ab!
die stasi und die tscheka wurden zum glück "vom volk" gekippt.
und das ist gut so!
es macht einfach keinen spass auf deinen wust von wirren theorien zu antworten. selbst für einen LINKEN wie mich.
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wanda
antwortete am 28.04.06 (08:19):
@marina, sei doch bitte nicht gleich eingeschnappt - natürlich kann man sich überall informieren über den Inhalt. Trotzdem finde ich das schade, denn es ist einfach spannender, wenn man völlig unwissend den Prozess miterlebt. Dein erster Satz läßt darauf schliessen, dass Du weniger an die Wessis denkst - aber ich bin auf diesem Gebiet überempfindlich und wenn ich mich täuschen sollte, dann verzeih das bitte. Bei Good-bye Lenin musste doch die alte DDR vorgegaukelt werden mit allem Drum und Dran und da gehören die Spreewaldgurken und Rotkäppchensekt dazu. Gott sei Dank sind wir uns darin einig, dass der Film absolut sehenswert ist. :-))))
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Gevatter
antwortete am 28.04.06 (15:13):
Ich hatte Gelegenheit, am 25. März die ausverkaufte Vorpremiere des Filmes in Erfurt zu sehen. Anwesend waren auch Ulrich Mühe und der Regisseur von Donnersmarck. Im Anschluss standen beide für Fragen zur Verfügung. Die Meinungen waren, und darüber war ich gar nicht mal überrascht, geteilt, vor allem über die für viele untypische Wandlung des Mfs-Majors. Mehr möchte ich im Interesse derjenigen, die den Film noch nicht kennen auch nicht weiter sagen. Mir selbst hat er sehr gut gefallen.
Weil wir gerade dabei sind, hier ein kleiner Tipp, für solche, denen die Lust am Essen noch nicht vergangen ist: "We feed the world-Essen global"
Internet-Tipp: https://www.kino-zeit.de/filme/artikel/4752_we-feed-the-world--essen-global.html
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