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THEMA: Weshalb Essen?
9 Antwort(en).
Gevatter
begann die Diskussion am 11.04.06 (22:04) :
Nun hat sich Essen also durchgesetzt im "Kampf der Kulturen" zweier deutscher Städte um die kulturelle Krone. Glückwunsch natürlich, keine Frage, und gleichzeitig tröstendes Schulterklopfen in Richtung Görlitz. Was nun qualifiziert aber diese Kulturperle namens Essen eigentlich für diese Ehre? Der fortgeschrittene Entwicklungsgrad von allerlei multi-kulti-Parallelgesellschaften? Das reichlich Dönerbuden an jeder Ecke verhanden sind?
Gevatter
Internet-Tipp: https://www.mdr.de/sachsen/goerlitz2010/
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pilli
antwortete am 11.04.06 (23:01):
weshalb informierst du dich nicht ausreichend Gevatter? es hatte m.e. sehr gute gründe! :-)
z.bsp. war einer davon, daß eben nicht nur Essen alleine, sondern das "Ballungsgebiet" Ruhrgebiet mitverantwortung trägt.
Andreas Rossmann schreibt heute in der FAZ über die hintergründe:
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"..Symbol für den Strukturwandel"
Heute stehen Zeche und Kokerei Zollverein auf der Weltkulturerbeliste der Unesco, in die sie 2001 aufgenommen wurden. Wo nur etwas mehr als fünfzig Jahre lang Kohle gefördert, auch gewaschen, sortiert und verladen wurde, ist ein kultureller Mischbetrieb mit Design-Zentrum und Design-Hochschule, Ausstellungsräumen und Künstlerateliers, Werkstätten und Labors, Denkmalpfad und Skulpturenpark, Choreographischem Zentrum und Kunstschacht, Bürgertreffpunkt und Luxusrestaurant entstanden, in das mit dem zum Ruhr Museum erweiterten Ruhrlandmuseum, für das gerade die monumenale Kohlenwäsche umgebaut wird, bis 2007 ein reflexives Fundament eingezogen wird.
Zollverein ist zum Symbol für den Strukturwandel der Region geworden, das für dessen schwerindustrielle Vergangenheit geradeso steht wie für dessen postindustrielle Zukunft. Hier wird modellhaft vorgezeigt, was das Motto, mit dem Essen gestern von einer Jury der Europäischen Union in Brüssel „um Haaresbreite” vor Görlitz zur „Europäischen Kulturhauptstadt 2010” gekürt wurde, bedeutet: „Kultur durch Wandel - Wandel durch Kultur”..."
...
die zahlreichen kulturellen ereignisse der vergangenheit in dieser region aber auch die zukünftig geplanten aktionen versprechen facettenreiches "Kunst erleben". :-)
warum also nicht Essen, stellvertretend für das Ruhrgebiet?
:-) p.s. deine interpretation bezüglich döner-geprägter kulturgesellschaft stimmt nicht so ganz Gevatter, viele der Ruhrgebietler tragen polnische namen, was aber wohl nicht bedeuten darf, da sei kein kulturelles interesse zu finden? wollte nicht Görlitz in gemeinschaft mit der polnischen stadt Zgorzelec sich auch als "Europastadt" präsentieren?
so jedenfalls las ich es in der taz. :-)
Internet-Tipp: https://www.taz.de/pt/2006/04/12/a0085.1/text
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uki
antwortete am 11.04.06 (23:28):
Die Stadt Essen steht für das Ruhrgebiet als Kulturhauptstadt 2010. Das „warum“ könnte wohl am besten die Jury beantworten, die es entschieden hat. Es war bestimmt nicht leicht. Ein Grund war vielleicht, weil das Ruhrgebiet und mit ihm die Stadt Essen, den schwierigen Wandel einer Kohle und Industrieregion in eine Region der vielseitigen kulturellen Möglichkeiten geschafft hat. Ich gratuliere Essen und drücke der Stadt die Daumen, dass es die Herausforderungen, die auf sie zukommen gut meistert. Gevatter, ob die Entscheidung der Jury deine vermuteten Gründe hatte, na, sagen wir mal so, auch von der multi-kulturellen Seite her gesehen, hat Essen was zu bieten.
Internet-Tipp: https://www.essen.de/Portalaktuell.asp
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Silhouette
antwortete am 12.04.06 (08:56):
>>viele der Ruhrgebietler tragen polnische namen<<
Das sind die (integrierten!) Nachkommen der sog. Ruhrpolen, die in der wilhelminischen Ära als billige Arbeitskräfte für den Boom in der Industrie und Landwirtschaft hereingeholt wurden. Liest man darüber in Wikipedia, dann wiederholt sich die Geschichte eben doch? Wenn diesmal beide Seiten noch ein bisschen daran arbeiten, vielleicht.
""Ab 1880 verstärkt sich die Ost-West-Wanderung aus dem preußischen Osten ins Ruhrgebiet. Die Arbeiter aus dem deutschen, österreich-ungarischen und russischen Polen gewannen immer mehr an Attraktivität für Industrie und Landwirtschaft. Polnische Saisonarbeiter arbeiten in der Industrie, vor allem in Bergbau, Hüttenwesen, Baugewerbe und Ziegelherstellung, sowie im Osten in der Landwirtschaft. Insbesondere die ostelbischen Güter verlegen sich immer mehr auf die 400.000 Billiglohnkräfte. Die Pendler waren ungelernt, saisonal, leisteten längere Arbeitszeiten und erhielten niedrigere Löhne als die deutschen Arbeitskräfte. Funktional dienten die polnischen Saisonarbeiter oft als Streikbrecher.""
https://de.wikipedia.org/wiki/Ruhrpolen
Das kulturelle Gewicht eines Ballungsraumes, der noch vor 40 Jahren das industrielle Schmuddelkind Deutschlands war, ist unbestritten.
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uki
antwortete am 12.04.06 (10:13):
Ergänzung zu polnischen Immigranten im Ruhrgebiet.
Ohne auf die Hintergründe der polnischen Immigranten, die sehr gut zu googeln sind, einzugehen, möchte ich meine Erinnerungen nach 1945 bezüglich der polnischen Immigranten kurz darbringen. Einige von ihnen zogen es vor, wieder nach Polen zurück zu kehren, was von ihren zurückbleibenden Verwandten meist ohne großes Verständnis blieb, da sie in Polen keine guten Lebensvoraussetzungen vorfanden und mehr Armut ertragen mussten als die zurückgebliebenen, die hier in Arbeit standen und den gleichen Lohn wie alle bekamen. Die, die hier blieben, es waren die meisten, legten sich zum großen Teil sehr wohlklingende Namen zu. Alle von ihnen jedoch wollten sich als Deutsche fühlen. Auch die . . . ski`s. und . . .czi´s, wie . . .ek´s. Es gab auch keine Probleme innerhalb der Immigranten und der deutschstämmigen Bevölkerung.
Wenn heutzutage von Immigranten im Ruhrgebiet gesprochen wird, mehr als 50 Jahre nach dem 2. Weltkrieg, zähle ich die dazu, die nach ungefähr 1955 von der Industrie zum größten Teil angeworben wurden und auch liebend gerne gekommen sind. Schwierigkeiten bei der Eingliederung machen davon leider noch viele aus den islamischen Ländern. Doch auch da gibt es gute Ansätze und Hoffnung.
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Tobias
antwortete am 12.04.06 (10:52):
Essen ist meiner Ansicht nach eine sehr gute Wahl. Diese Stadt konnte schon immer Menschen, nicht nur aus allen Teilen Deutschlands sonder auch aus Osteuropa integrieren und diese bestehende Kulturvielfalt trägt jetzt Früchte. Meine Glückwunsch an die Bürger von Essen, denn sie haben hauptsächlich dazu beigetragen.
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Gudrun_D
antwortete am 12.04.06 (14:59):
Hahaha
das ist doch sonnenklar!;-)
ICH habe dort gelebt und meine Kinder grossgezogen.......
sag nur : "Weltkulturerbe"
aber,ganz ernst:
Essen ist eine wunderschöne Stadt mit grüner Umgebung Vergangenheit
und vergesst den "Kumpel Anton" nicht!!
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uki
antwortete am 12.04.06 (16:25):
Kein Anspruch auf Echtheit:
Anton sachtä Cervinski für mich, Weisset auch schon, Essen isset jezz.
Watt sachtä Cervinski, wattis Essen jezz? Mannomann Cervinski, alse den Grips verteilt ham, da wase wohnich grada.
Essen hat jezz Kultur, is Kulturhauptstadt. Iss nix mehr mit Kohlenpott, Pütt und Abschlach.
Watt, kein Abschlach mehr? Wovon lebn die Kumpels denn jezz?
Datt iss jezz Hartz 4. Un watt müssen die dafür malochen, wennet doch kein Pütt mehr jibt?
Da wirse Augn machn, die lebn jezz wie Graf Koks mit Zentralheizung, gehn nich einkaufn, ne, nur noch shoppen. Malochen müssnse nich mehr. Nichma Taubenvatters Jupp hat noch für seinen Schlach zu sorgn. Abber Kultur hamse jezz. Nur die Kohle fehlt dafüa. Dafüa solln jezz die Touristen kommn, unen blaun Himmel hamse, wenne Sonne schein tut. Un bald heißt datt auch Bad Essen, wirse sehn. Inne Gruga iss schon sone Sole. Ne, ne nicht watt du meinz, hat nix mittem Pütt zu tun. da krisse jute Luft wennze atmen tust. Weisse, wie am Meer. Un übahaupt brauchsse janich mehr inne Kur. Iss allet inne Gruga jezz. Dattich datt allet noch erlebn tu, hättste dir datt ma träumen lassn?
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herrycan
antwortete am 13.05.06 (00:17):
hab ski am ende und bin kein pole
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rolf
antwortete am 13.05.06 (09:24):
Dann betreib mal Ahnenforschung.
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