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THEMA: "Die Schere im Kopf wird immer grösser"
10 Antwort(en).
kreuzkampus
begann die Diskussion am 23.02.06 (22:18) :
Das ist das Zitat eines Mitgliedes der "Kölner Stunksitzung". Ein weiteres Zitat aus anderem Mund: (Durch den Karikaturenstreit) werden Grenzen in den Köpfen von Künstlern und Narren gesetzt.++Unter diesem Blickwinkel habe ich die jüngsten Ereignisse noch nicht betrachtet. Wenn ich es nun tue, wird mir angst und bange. Glaubensextremisten können nicht nur Leben vernichten, sondern auch Gedanken----und das in einem Land, in dem sie nichts zu sagen, nichts zu suchen und nicht zu melden haben. Narren un Karikaturisten, die hierzulande (fast) alle Freiheiten der Welt haben, trauen sich faktisch in diesem Jahr nicht mehr, alles zu sagen oder in Karnevalsumzügen darzustellen. Schlimm, ganz schlimm!
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Medea.
antwortete am 24.02.06 (07:48):
D a s ist mir auch stark aufgefallen - die giftige Saat geht schon auf, eine Vernichtung bereits von Gedanken noch vor dem Formulieren, vor dem Aussprechen scheínt um sich zu greifen. Und das ist das Erschreckende daran, zu sehen was Angst in den Köpfen anzurichten im Stande ist.
Freiheit, die ich meine, die mein Herz erfüllt, komm mit Deinem Scheine, süßes Engelsbild. Magst Du Dich nicht zeigen, der bedrängten Welt? Führest Deinen Reigen nur am Himmelszelt?
Max von Schenkendorf (1783 - 1817) schrieb diesen Text, jetzt fast 190 Jahre später scheint er wieder an Aktualität zu gewinnen.
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Claude
antwortete am 24.02.06 (08:48):
Medea.
Es ist wirklich furchtbar was für Hosenscheißer Europäer sein können. Große Klappe nichts dahinter, siehe Balkankonflikt man würde heute noch über die Sitzordnung am Verhandlungstisch streiten wenn die Amerikaner nicht ausgeholfen hätten. Claude
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mart
antwortete am 24.02.06 (10:12):
Ich habe dich schon richtig verstanden, claude!
Zur "Schere im Kopf" - mir gefällt der klarere Ausdruck "Selbstzensur" viel besser. Dazu zwei zusätzliche Bemerkungen.
1.Der Karikaturist Deix äußerte sich über die Karikaturaffaire folgendermaßen. "Eine gezielte Aktion um eine aufgebauschte Nichtigkeit, damit unsere moslemischen Freunde wieder einmal so richtig in Weißglut gegen uns ungläubige Teufel geraten."
Worauf er Drohungen erhielt. "Mache ich, ich passe auf mich auf." Allerdings ärgert er sich auch: "Ich verarsche seit Jahren die Fremdenfeindlichen in meinen Cartoons und dann krieg' ich von der anderen Seite solche Schreiben." Da auch die Anhänger des hiesigen Propheten und selbst Gott Vater und Sohn schon oft seiner Spitzfeder zum Opfer fielen, die Reaktionen der gläubigen Schar auch nicht von schlechten Eltern waren, kann Deix aber ganz gut vergleichen. Dieser Vergleich schaut so aus: ,Verglichen mit den Moslems ist der Papst ein Marilyn Manson an Liberalität.‘
2.Der iranische Botschafter in Baku hat gegen die Veröffentlichung von Karikaturen über Jesus und die Jungfrau Maria in einer aserbaidschanischen Zeitung protestiert. Sie stellten "grobe und unmoralische Beleidigungen" dar. Aber auch christliche und muslimischen geistlichen Führungspersönlichkeiten in Russland mußten sich einschalten. Dabei sei darauf verwiesen worden, dass den aserbaidschanischen Journalisten offenbar nicht bewusst sei, welche Verehrung Jesus und Maria im Islam entgegengebracht wird.
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Ich frage mich, was passieren würde, wenn von den Rechtsextremen Morddrohungen wegen nicht gustierten Darstellungen in Medien verschickt ausgesprochen würden.
Hat es nicht vor nicht allzu langer Zeit einmal bereits so angefangen.
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Claude
antwortete am 24.02.06 (10:43):
Hat es nicht vor nicht allzu langer Zeit einmal bereits so angefangen.
Ja hat es
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mart
antwortete am 24.02.06 (12:54):
Max Frisch «Die Unverbindlichkeit, das Schweigen zu einer Untat, die man weiss, ist wahrscheinlich die allgemeinste Art unserer Mitschuld»
Damit werden wohl alle einverstanden sein, denke ich. Aber die gravierenden Meinungsunterschiede ergeben sich aus der unterschiedlichen Beurteilung dessen, was als Untat angesehen wird.
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dmz
antwortete am 25.02.06 (01:31):
kreuzkampus begann die Diskussion am 23.02.06 (22:18) : <...(Durch den Karikaturenstreit) werden Grenzen in den Köpfen von Künstlern und Narren gesetzt. <Unter diesem Blickwinkel habe ich die jüngsten Ereignisse noch nicht betrachtet. <Wenn ich es nun tue, wird mir angst und bange. <Glaubensextremisten können nicht nur Leben vernichten, <sondern auch Gedanken ..... ::: Da faellt mir der Text eines Lied ein - auszugsweise: ::: Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten, sie fliegen vorbei, wie nächtliche Schatten. Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen. Es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei! - Ich denk' was ich will und was mich beglückt, doch alles in der Still', und wie es sich schicket. Mein Wunsch, mein Begehren kann niemand verwehren, es bleibet dabei: Die Gedanken sind frei! ::: Und sperrt man mich ein in finstere Kerker, das alles, das sind vergebliche Werke. Denn meine Gedanken zerreißen die Schranken und Mauern entzwei, die Gedanken sind frei! :::
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mart
antwortete am 25.02.06 (13:25):
"Satiren, die der Zensor versteht, werden mit Recht verboten" (Karl Kraus)
Dann muß man eben bei Karl Kraus in die Schule gehen: Den Einfluss der katholischen Kirche auf die Justiz kommentierte Karl Kraus wie folgt:
"Ein Salzburger Bauer sollte eingesperrt werden, weil ihm der Ausruf entfahren war: "Ach was, i fürcht mi vor kein Teufel. Den Teufel hab i z'haus, mei Weib!" Nicht wegen Beleidigung des Weibes, sondern wegen Beleidigung des Teufels, wegen Herabwürdigung einer "Einrichtung der katholischen Kirche" - eine solche ist nämlich der Teufel - sollte der Salzburger Bauer verurteilt werden. Es gehört nämlich zu den unverlierbaren Rechten des österreichischen Staatsbürgers, zu jeder Stunde und bei jedem Anlaß "eingespirrt" zu werden. Jener wurde auffallenderweise freigesprochen.
"Wie schwer es trotzdem in Österreich ist, keine Religionsstörung zu begehen, zeigt der folgende Vorfall: In Olmütz warf ein Friseur bei der Beerdigung seines Freundes eine Erdscholle auf den in die Tiefe gesenkten Sarg mit den in tschechischer Sprache ausgerufenen Worten: "Lebe wohl Ferdinand, auf der ganzen Linie!" Er wurde wegen Religionsstörung angezeigt und - wiewohl er angab, daß er dem toten Freund nur dessen Lieblingswort "auf der ganzen Linie" nachgerufen habe, ohne die entfernteste Absicht, jemand zu beleidigen oder ein Ärgernis zu erregen - zu drei Tagen strengen Arrests verurteilt. Also ein Sieg auf der ganzen Linie!
"Ob das neue Strafgesetz soche Siege unmöglich machen wird? Ob es verhüten wird, daß der ahnungslose, blinde oder andersgläubige Passant, der eine Prozession nicht grüßt "eingespirrt" werde? Während der religionsstörende Kooperator, der auf dem Gang zu einem Sterbenden innehält und Sparziergängern den Hut vom Kopf schlägt, straflos bleibt? Wer kann's wissen! Rechtsgut wird wohl auch künftig nicht die Religion , sondern die Empfindlichkeit einer Betschwester sein. "Marandjosef!" lautet ein- für allemal die Klage, die der österreichische Staatsanwalt erhebt. Und was die Kirchhofwanze sinnt, wird der österreichische Richter immerdar in Tat umsetzten."
Quelle: siehe Link, mit einer Reihe weiteren Beispielen
Internet-Tipp: /seniorentreff/de/0PUUgNHCa
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hema
antwortete am 26.02.06 (10:32):
Ein gutes Gedicht (Lied) "Die Gedanken sind frei" - hat mir schon immer gefallen.
Die Gedanken bestimmen das Leben der Menschen. Was sie denken, das tun sie dann auch.
Lieben, hassen, helfen, morden, suchen, finden, ablehnen, verurteilen, gehen, kommen, geben, nehmen, usw. usw.
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mart
antwortete am 26.02.06 (12:23):
Es ist zu wenig, nur die Gedanken "zollfrei" zu stellen und sich damit zu begnügen.
Ein Weg zurück über die Selbstzensur zur amtlichen Zensur.
"Geben sie Gedankenfreiheit", läßt Schiller in seinem Don Charlos fordern. Die Gedankenfreiheit, die Marquis Posa feiert ist das, was die Paläste zerbrechen wird. Diese Gedankenfreiheit ist auch eine öffentliche Gedankenfreiheit, nicht nur die innere Freiheit zu denken, was man mag. Das war schon immer eine Produkt der Resignation, siehe die lange Zeit und Geschichte der Zensur - z.B. Metternich, Heinrich Heine, Biedermeier.
Zu denken, mir genügt die innere Gedankenfreiheit ohne die Freiheit, diese zu äußern, ist ein grandioser Rückschritt in Zeiten, deren Rückkehr doch niemand ernsthaft begehren kann.
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Peter101
antwortete am 26.02.06 (17:13):
Keine Panik, würde ich sagen...
Pressestimmen
„...furios inszenierter deutscher Cannes-Vertreter und in München zurecht Sieger des Förderpreises Deutscher Film für die beste Regie, führt exemplarisch vor, was das deutsche Kino derzeit zu sagen hat.“
Die Welt
„...amüsant und dennoch ernsthaft mit Spitzendarstellern“
AZ, München
„Rebellion ist sexy. Sie proben den Aufstand – ganz unverkrampft und unbeschwert, mit neuer Leidenschaft und Liebe. Beschwingt kommt man aus dem Kino und möchte alle Freunde hinschicken.“
Blickpunkt Film
„eine erfrischende, glänzend gespielte Anti-Globalisierungskomödie“
Frankfurter Rundschau
„DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI ist jenes seltene Ereignis, ein großartiger Film, der vor intelligentem Witz, professionellem Erzählen, bezaubernden Charakteren und erwachsenen Dialogen strotzt, wie auch vor Spannung und einem umwerfenden überraschenden Ausgang .. ein hochgradig unterhaltsamer und intelligenter Film, der Nervenkitzel, Komödie und Politik verbindet ... atmet den frischen Hauch von Originalität, der das Kinogehen zum Vergnügen macht.“
The Hollywood Reporter
“…Ein utopischer Film, doch macht er sich nicht zum Erziehungsberechtigten seiner Zuschauer. Er formuliert Fragen, die sich jeder stellt oder gestellt hat. Er durchbricht die wohlige Lethargie des Geldes mit irritierendem Frohsinn und mit einer surrealistischen Subversionskraft, die man verloren glaubte, seit Luis Bunuel bei den Chaplins zu Hause den allzu bürgerlichen Weihnachtsbaum Zertrampelte.“
Die Zeit
„Eine ehrliche und originelle Geschichte ... großartig gespielt.“
El Paris
„Voller Energie ... Voller Überraschungen ... Erfreulich!“
Telerama
https://www.diefettenjahre.de/index_flash.html
Internet-Tipp: https://www.diefettenjahre.de/index_flash.html
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