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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Stuttmann-Karikatur: Dem falschen Nagel auf den Kopf

 28 Antwort(en).

DietrichStahlb begann die Diskussion am 16.02.06 (19:54) :

Im Berliner Tagesspiegel erschien am 10. Februar eine Karikatur von Klaus Stuttmann zum Bundeswehr-Einsatz bei der WM: Link unten!

In einer solch explosiven Situation wie dieser, in der jedes falsch verstandene Wort, jedes falsch aufgefasste Bild zum zündenden Funken werden kann, müssen auch Polemiker und Karikaturisten sich zurückhalten.

Ich schätze Klaus Stuttmann sehr, aber diesmal traf er dem falschen Nagel auf den Kopf.

Ich selber habe früher gern und lustvoll polemisiert, dann aber mich dazu erzogen, darauf zu verzichten, und habe etliche Polemiken und Satiren, die mir eingefallen sind, nicht geschrieben, und einige, die ich geschrieben habe, nicht veröffentlicht, weil sie nutzlos, nicht aber wirkungslos gewesen wären. Zuletzt waren es „Die Unterhosen des Generals“, ein Kapitel aus «Der kleine Mann»; ich habe es umgeschrieben, weil es einen Sohn desselben, der den Entwurf zu lesen und zu beurteilen bekam, so verletzt hat, dass es ihm wochenlang die Sprache verschlug. Als er dann das Buch in den Händen hatte, sagte er am Telefon, bedauernd: „Schade, der Clou ist weg.“

dst.

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/vRV92EQma


 dutchweepee antwortete am 16.02.06 (20:53):

lieber dietrich

ich war selbst als journalist tätig und bin dazu noch grafiker. ich verstehe nicht, warum die menschen in europa ihre freiheit in vorauseilendem gehorsam aufgeben.

wenn ich einen witz über die gemächlichen schweizer mache, frage ich mich doch auch nicht, ob das diplomatische probleme gibt.

die franzosen essen schnecken und haben rote nasen vom rotwein - lasst uns einen witz draus machen.

die briten haben grosse nasen und ein gewaltiges gebiss ...sowas nutzt man gern für eine karrikatur.

---------------------------------------------------------

keine grenzen für den witz!

keine schranken für das feuilleton!

lasst die krakeeler im mittelalter rumgröhlen!

.


 mart antwortete am 16.02.06 (21:54):

Ich möchte Nagih Al-Obaidi, Arabische Redaktion der Deutschen Welle Berlin zitieren, der meiner Meinung nach weiß, was gespielt wird.:

"Die Unruhen werden mit Absicht geschürt

"Als ein in Berlin lebender arabischer Journalist möchte ich meine uneingeschränkte Solidarität zum Ausdruck bringen, mit ihrer Zeitung und insbesondere ihrem Redakteur Herrn Klaus Stuttmann, gegen Morddrohungen und die Einschüchterungsversuche seitens der iranischen Regierung und ihrer Botschaft in Berlin wegen der Veröffentlichung einer Karikatur. Dieser Vorfall beweist erneut, wie wichtig es ist, die Meinungs- und Pressefreiheit als ein unverzichtbares Gut gegen Fanatiker und Feinde der Demokratie in der ganzen Welt zu verteidigen. Die Eskalation in den Beziehungen zwischen der islamischen Welt und Europa in der letzten Zeit wird übrigens absichtlich von undemokratischen Regierungen und fundamentalistischen Kräften geschürt, die das Prinzip der Religionsfreiheit vehement ablehnen und mit Füßen treten."

So wie Gaddafis Sohn nach Österreich kam und zu muslimischen Demonstrationen aufrief, könnte doch ein Politiker aus Europa vice versa dasselbe machen. An Gründen für Demonstrationen fehlt es doch wirklich nicht.

Nun, und das ist der Unterschied, Gaddafi darf bei uns, und das aufgrund der Meinungs- und Redefreiheit und aufgrund des Demonstrationsrechts.

Und das macht den kleinen Unterschied aus - mit gewaltigen Folgen.


 dutchweepee antwortete am 16.02.06 (21:58):

@mart ...und wenn mir die muslime den "kleinen unterschied" wegnehmen wollen, dann greif ich auch wieder beherzt zur waffe.

das meine ich ernst.

ich lasse mir den mund nicht von den mullahs verbieten.

.


 Medea. antwortete am 17.02.06 (06:56):

Dutchweepee -
ich stehe voll hinter Deinem Beitrag von gestern, 20.53.

Meine Meinung habe ich ja in etlichen Beiträgen zu dem unsäglichen Karrikatur-Thema unmißverständlich kundgetan.
Europa und die westliche Welt sind dabei, ein unveräußerliches Recht anknabbern zu lassen - sie scheinen es bloß nicht so recht zu bemerken. ......


 Claude antwortete am 17.02.06 (10:59):

dutchweepee,
sehe ich ähnlich, ich habe es satt mir unentwegt Gedanken zu machen wie ich es vermeiden könnte ein zartes Seelchen zu kränken.Diese zarten Seelchen sind gar nicht so zart und haben die Konterbande nicht im Gepäck sondern im Kopf, die heißt Bigotterie und Unfreiheit.
Claude
Heh Dutch wenn ich dich irgendwann besuche bringe ich Schnecken und Rotwein mit.!!!lache


 Karl antwortete am 17.02.06 (18:48):

@ Dutchweepee,


ich bin doch etwas befremdet, wie leichtfertig du für einen heißen Krieg rüstest. Die dänischen Karikaturisten haben im Auftrag von Möchtegern-Kulturkriegern eine Auftragsarbeit abgeliefert, die offensichtlich hüben wie drüben Erfolg zeitigt.


 mart antwortete am 17.02.06 (20:05):

Ich habe eigentlich keine Lust mir das Fabulieren und das Gedankenmachen über das Paradies und die Jungfrauen nehmen zu lassen. - Ich tue das auch über das christliche Paradies, das Fegefeuer und die Hölle.

Zur Stuttmann-Karikatur schlage ich folgende Variante vor - Bundesheer und bewaffnete Brasilianer - Wetten, daß kein Huhn und kein Hahn danach krähen wird - vielleicht ein offizielle Protest der brasilianischen Regierung und damit hat es sich.

Oder eine Karikatur von Jesus umgeben von liebenden Frauen - Protest aus Rom, von der Kirche und den Regierungen organisierte Demonstrationen in katholischen Ländern mit Mordaufrufen

Oder eine Karikatur von einem Mann in Springerstiefeln und Bombe - hernach wütende Proteste von Neonazis, daß man ihre Gefühle nicht verletzen darf.

Sicherlich könnte man auch die Zeugen Jehovas zu Terror animieren, wenn man auf ein Friedhofsbild Kerzen zeichnet.

Aber müßte man in diesen Fällen mit Reaktionen wie Morddrohungen und Mordaufrufen rechnen? Bis auf die Neonazis sicherlich nicht.

Damit gebe ich natürlich meine Meinung kund, daß diese hier sichtbar werdende Geisteshaltung nicht so entfernt von Nazimethoden ist.


 Claude antwortete am 17.02.06 (21:03):

nun ich denke nicht das dutchweepee zum Krieg rüsten möchte Karl, aber er zeigte seine Bereitschaft für die Werte hier im Westen zu kämpfen das sind noch mehr denke ich. Wenn es den nötig wäre.Wenn sie ihm weggenommen werden sollten.
Claude


 seewolf antwortete am 17.02.06 (22:46):

Ich zB auch.


 BarbaraH antwortete am 18.02.06 (00:14):

Wisst ihr überhaupt, was ihr da schreibt? für das "Recht", Muslime beleidigen zu dürfen, zu den Waffen zu greifen?

Frieden und gegenseitige Achtung können nur unblutig gedeihen. Wenigstens das sollte hier Konsens sein.


 seewolf antwortete am 18.02.06 (00:47):

Nein - BarbaraH : ich bin offensichtlich derart verblödet, daß ich NICHT WEISS, was ich schreibe. Ich habe nicht das Recht eingefordert, Muslime beleidigen zu dürfen. Ich fordere das Recht ein, verrücktgewordene "erzürnte Massen" in ihre Grenzen zu verweisen.

Gehe hin zu Deinen "Lieben" und erkläre ihnen, wie schlimm wir sind!!!


 nasti antwortete am 18.02.06 (00:50):

Was die Welt beschäftigt, und haben Angst das laut auszusagen, machen die Karikaturisten. Jemand muss das laut zum Wort lassen, und das sind die Karikaturisten. Die Diplomatie ist Sache der Politiker.
Es ist die Angst immer das wegen Terrorismus, und rede über Bundeswehr Hilfe ist auch da.
Warum sollte das nicht gezeichnet werden? Ich sehe das angemessen für die Situation. Die Medien sollten sich nicht einschüchtern lassen. Geredet und geschrieben darüber ist erlaubt, nur karikieren ist gefährlich. Sieht so aus, das das gezeichnete weckt mehr Emotion ,als da geschriebene. Es ist eine universale Sprache.


 seewolf antwortete am 18.02.06 (01:14):

Speziell für BarbaraH noch ein Link von den zornigen Massen - siehe unten...

"Islambad - Die Wut der Demonstranten in Peschawar entlud sich in symbolischer Lynchjustiz: Die erzürnte Menge henkte mehrere Puppen. Sie sollten den dänischen Ministerpräsidenten Anders Fogh Rasmussen, den französischen Präsidenten Jacques Chirac, den norwegischen Regierungschef Jens Stoltenberg und Vizekanzler Franz Müntefering darstellen.

Völlig unklar ist bisher, warum sich der Protest gegen den in Pakistan eher unbekannten deutschen Vizekanzler und Arbeitsminister richtete. Müntefering hatte sich bisher im Karikaturenstreit öffentlich zurückgehalten. "

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,401555,00.html


 BarbaraH antwortete am 18.02.06 (01:32):

Wegen brennender Puppen zu den Waffen greifen, seewolf? Hoffentlich ist das nicht Dein Ernst...


 seewolf antwortete am 18.02.06 (01:47):

Nö - ich streichle diese armen verirrten Seelen.

:-)


 seewolf antwortete am 18.02.06 (01:49):

... ich weiß ja nicht, was ich schreibe, BarbaraH - wie Du meintest.

DA kann ich ja mal eine Papp-Neutronenbombe hochhalten.

:-)


 Claude antwortete am 18.02.06 (04:04):

Also ich kann mit bestem Willen nicht erkennen das hier zum Krieg aufgefordert wurde. Es wurde nur die Bereitschaft gezeigt für die Werte die hier im Westen Norm sind und die man als richtig erkannt hat(die meisten Bundesbürger) wenn es den nötig wäre zur Waffe zu greifen!
Claude


 Medea. antwortete am 18.02.06 (06:50):

Skurril - das trifft es,
also ist Maulhalten und Kuschen angesagt, damit die Scharia langsam Einzug halten kann in die westlichen Gesellschaften?
Dann werden allerdings die hier integrierten europäischen Muslime, die die Werte westlicher Gesellschaften schätzen, ihren Widerstand noch deutlicher dagegen artikulieren müssen.


 Claude antwortete am 18.02.06 (08:19):

medea schrieb,
also ist Maulhalten und Kuschen angesagt,

den Teufel werde ich tun!!


 schorsch antwortete am 18.02.06 (08:24):

Karrikaturen sind Überzeichnungen von etwas. Überzeichnungen grenzen an Lügen, denn sie geben nicht genau das wieder, das in Wirklichkeit ist. Dagegen ist nichts einzuwenden, so lange damit nicht Gefühle verletzt und zum Krieg provoziert wird.


 Claude antwortete am 18.02.06 (09:29):

Schorsch,
es herrscht hier doch größtenteils Einigkeit darüber das die Karikaturen nicht sehr geschmackvoll ware. Trotzdem sind die Reaktionen maßlos überzogen und brennende Botschaften nicht zu akzeptieren. Ich möchte nur wissen inwieweit diese Karikaturen zum Krieg provozieren????
Claude


 mart antwortete am 18.02.06 (10:56):

Folgendes ist bemerkenswert.

Im November gab es bereits ein Treffen von Außenminister islamischer Länder mit dem dänischen Außenminister wegen der Karikaturen.
Im November gab es aber gleichzeitig in Wien eine Konferenz „Islam in einer pluralistischen Welt“, die von hochrangigen islamischen Repräsentanten beschickt wurde und mit schönen Worten beendet wurde. Das Karikaturthema wurde nicht angeschnitten.


In Wien ist am letzten Donnerstag auf Initiative der österreichischen EU-Rats-Präsidentschaft wiederum ein Treffen abgehalten worden, das der Entschärfung des Karikaturenstreits und einer konstruktiven Lösung dienen sollte. Es nahmen viele der schon im Herbst teilnehmenden islamischen Vertreter teil. Die islamischen Geistlichen sprachen sich dabei für eine UN-Konvention aus, welche die Beleidigung jeder Religion, nicht nur der islamischen, unter Strafe stellt.

Was nun allerdings die muslimischen Repräsentanten sonst noch alles zu sagen hatten, war leider nicht zu ermitteln, da sie sich der versammelten Presse nicht für Fragen zur Verfügung stellten, nur die österreichische Außenministerin nahm ihre Aufgabe wahr.

Die Stoßrichtung ist aber durch die Frage eines Journalisten einer arabischen Zeitung vorgegeben, der von der österreichischen Außenministerin wissen, ob die EU in Zukunft nicht die freie Meinungsäußerung zu Gunsten des Schutzes der Religionen beschneiden wolle.


 dutchweepee antwortete am 18.02.06 (13:53):

ich bin dagegen, daß IRGENDEINE religion der politik forderungen stellen darf.

was haben denn die religionen gegen die grossen ungerechtigkeiten und völkermorde auf der welt unternommen, wenn sie nicht sogar selbst dafür verantwortlich waren?

die religion hat keinen platz in der politik ...seit 1789.

.


 Medea. antwortete am 18.02.06 (15:28):

Vor ein paar Tagen war eine sehr interessante Diskussion auf Phoenix zum Thema Karikaturen-Streit, an der u.a auch Bassam Tibi teilnahm. Er berichtete von einem ägyptischen Freund, der hier im Westen sehr das hohe Gut der Meinungsfreiheit lobte und es wünschenswert auch für sein Land fand.
Wieder in seine Heimat zurückgekehrt, stieß er in das allgemeine Horn der dortigen Presse. Tibi verstand das, sein Freund könne gar nicht anders, wolle er sich und seine Familie nicht gefährden.
Das ist leider die Realität.


 Tobias antwortete am 19.02.06 (14:44):

Wenn schon dann schon schaffen wir alle kirchlichen Feiertage sofort ab, denn das waren und sind die Forderungen die, die christliche Kirche an den Staat stellt dutchweepee. Hier nehmen, die Hand aufhalten und gleichzeitig die Geber in die Verdammnis schicken. Sauber sag i.

Jetzt muss ich mal laut Lachen. Sogar die große Hammer und Sichel Ersatzreligion konnte sich auch nicht ganz darüber hinwegsetzen und hat dies den Christen zugestanden.


 greisi antwortete am 19.02.06 (18:19):

Möchte auch nochmal meinen Senf dazu geben.
Das Problem ist die globalisierte mediale Aufmerksamkeit.
Ich nehme einfach an, es geht so manchem in der Welt mächtig einer ab, wenn er sieht, dass er und seine Geistesbrüder auf der halben Welt im Fernsehen erscheinen, wenn sie nur mächtig Randale machen, vorgeblich wegen irgendwelcher Bilder. Und der Boss ist auch noch ganz Stolz.

Das erinnert mich irgendwie an verblödete Halbstarke.

Die Randalierer sollte man einfach ignorieren, die grossen Aufhetzer allerdings sollten vor ein internatinales Gericht. Meiner Meinung nach sollte es eine internationale Uebereinkunft geben welche Vorlksverhetzung verurteilt.

Eine übereinkunft gegen Beleidigung einer Religion kann man sich sparen. Denn echte Beleidigungen fallen eh unter einen anderen Tatbestand (Vandalismus oder Aufruf zum Mord, beispielsweise). Eine echte Religion kann nicht durch Witze oder Zeichnungen beleidigt werden.


 DietrichStahlb antwortete am 19.02.06 (18:33):

Der nachfolgende Beitrag ist eine Antwort auf eine Kritik an Prof. Udo Steinbach, Direktor des Deutschen Orientinstituts in Hamburg, im WAZ-Forum (unter "Politik"): Link unten!

Damit beantworte ich auch einige Beiträge dieses Threads:

-> Okzident vs. Orient? <-

Ich bin zwar kein „gut bezahlter Islamwissenschaftler“, überhaupt kein Wissenschaftler, aber ich war 1949-51 und von April bis September 54 in Algerien und habe, wie in Vietnam (51-54), Landschaften erlebt und viel von den Menschen und ihrer Kultur erfahren. In Algerien waren es sowohl Juden, u .a. eine Großfamilie, als auch Araber, die uns, einem meiner Legionskameraden und mir, Gastfreundschaft gewährten. So konnten wir um 1950 in einem arabischen Dorf, das aus Lehmhütten bestand, bei Hammel am Spieß ein traditionelles Fest mitfeiern, und selbst 54, als der algerische Befreiungskampf begann, habe ich die Araberviertel in Sétif und Bône ungefährdet besuchen können, weil ich kein Hehl daraus gemacht habe, dass ich in Vietnam ein Gegner des Kolonialismus geworden war und eines Krieges, an dem auch Algerier zwangsweise teilgenommen hatten.

Es sind also eigene Erfahrung und Studium nötig, um andere, fremde Kulturen verstehen, um mit ihnen vertraut werden zu können, ohne sie gleich nach unseren Kriterien zu beurteilen. Nur so ist es möglich, zu erfahren, weshalb und wie islamistischer Terrorismus entstehen konnte, abgesehen davon, dass Bin Laden und die Taliban erst durch die USA finanziell und militärisch in die Lage versetzt worden sind, die sowjetischen Truppen aus Afghanistan zu vertreiben und dort ein islamistisches Terrorregime zu errichten.

Aus diesen Gründen traue ich einem Islamwissenschaftler mehr Urteilsvermögen zu als Botho Strauß und einer assimilierten Türkin, die ihre Wurzeln gekappt und die Rückständigkeiten in unserem Land noch nicht bemerkt hat.
Kopftuchsymbol, Zwangsheirat, Ehrenmord: anachronistische Sitten in unseren Augen. Aber auch hier bei uns müssen Frauen immer noch für ihre Rechte, für Menschenrechte kämpfen, und es gibt Rassismus, Xenophobie und Ausländerhass, Mord und Brandschatzung. Es gibt nahezu gleichgeschaltete Massenmedien, eine Medien- und eine Wirtschaftsdiktatur. Also Gegenaufklärung, Massensuggestion, -manipulation.

Wir sind zwar einigermaßen zivilisierte Menschen geworden. Aber wir haben Jahrhunderte gebraucht, um uns von unseren Atavismen zu befreien und um Gesetze geschaffen, in denen die Lebens- und Freiheitsrechte für alle Menschen festgeschrieben sind. Jetzt erwarten wir, dass Anatolien dies in einem Jahrzehnt nachholt.

Fortsetzung folgt

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/MYTXGQnYQ


 DietrichStahlb antwortete am 19.02.06 (18:36):

Fortsetzung T.2.

Nun zum Karikaturenstreit. Er ist nur die eine Seite des globalen Konflikts zwischen Okzident und Orient: die kulturelle. Die andere Seite ist die materielle. Da geht es um die Ressourcen, ums Öl, ums Erdgas, um die Transportwege, und, soweit es den Iran betrifft, auch um Atomenergie und –waffen. Ein weiterer Konflikt, der auf das Jahr 1917 zurückzuführen ist [Balfour-Deklaration], betrifft Israel und die Palästinenser. Das Ganze ist ein Komplex, der sich zu einem globalen Konflikt ausgeweitet hat. Dabei schaukeln sich okzidentaler und orientaler Fundamentalismus, besonders christlicher und islamistischer, einander derart hoch, dass ein Ende des gegenseitigen Terrors nicht abzusehen ist und nach Afghanistan und Irak auch noch Israel und der Iran in einen „heißen Krieg“ hineingezogen zu werden droht.

Deshalb kommt es, denke ich, jetzt vor allem zuerst einmal darauf an, diesen neuen Krieg, den keiner gewinnen kann, der aber verheerende Folgen für uns alle haben würde, zu verhindern. Über diese - voraussehbaren - Folgen gibt es eine britische Studie: "Iran: Konsequenzen eines Krieges": Link unten!

Der Okzident, der Westen: die ehemaligen Kolonialmächte und die USA sind ja nicht ganz unschuldig daran, dass sich im Islam ein mittelalterlicher Fundamentalismus breit macht, Gewalt predigt und „Ungläubige“ und sogar Glaubensbrüder und –schwestern unterdrückt und terrorisiert. Mit jedem wider Kriegs- und Menschenrecht gefolterten Muslimen, mit jedem bei US-Militäraktionen gegen mutmaßliche Terroristen getöteten Kind, mit jedem Wort, mit jedem Bild, das die blanken Nerven erbitterter und aufgebrachter Moslems trifft, entsteht neue Gewalt, entsteht - wie ein Krebstumor - eine neue Terrorzelle.

Die USA haben Vietnam in die Steinzeit zurückbomben wollen; nun visieren sie den Iran an und versuchen wieder, andere Staaten zu erpressen, damit sie ihnen helfen, neokoloniale Macht- und Wirtschaftsinteressen global durchzusetzen – unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung und der Demokratisierung und um zu verhindern, dass der Iran Atombomben baut – wie zuvor Israel, was im Westen wie selbstverständlich geduldet worden ist.
Ein Krieg, dieser organisierte Massenmord, ist ebenfalls ein Atavismus, ein Rückfall in die Barbarei. Sind wir nicht intelligent genug, um das Zusammenleben aller Menschen so zu regeln, dass wir in Frieden miteinander leben können?!

dst.

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/IlicOY5Yc