Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"
THEMA: "Paradise now" und "München"
1 Antwort(en).
hl
begann die Diskussion am 05.02.06 (20:44) :
Uri Avnery über zwei Kinofilme - lesenswert und zum Nachdenken.
Paradise now
"[..]Ich saß im dunklen Filmtheater und fand mich selbst in einer Situation völliger Dissonanz: wir, die Opfer sein sollten, die wir hätten leicht in diesem Bus sitzen können, sehen alles durch die Augen unserer Mörder. Da kommt einem der Gedanke: hier hilft keine Gewalt. Wenn wir diese beiden töten, werden zwei andere ihren Platz einnehmen. Die Mauer wird einige von ihnen abhalten, aber nicht alle. Der Sicherheitsdienst wird mit Hilfe von Kollaborateuren einige Angriffe verhindern, wird sie aber nicht alle verhindern können – und die Kinder von Kollaborateuren werden kommen und sie rächen. Wenn es dort Menschen wie sie gibt, die unter solchen Bedingungen aufwachsen, werden immer einige ihre Ziele erreichen.
Der Film gibt keine Lösungen. Er gibt auch nicht vor, ausbalanciert zu sein. Er konfrontiert uns mit einer Realität, die wir so nicht kennen, und aus einem Winkel, wie wir ihn nicht gewöhnt sind und quält uns mit der Spannung sich widerstreitender Gefühle.
Und vielleicht treibt uns dies an, über eine Lösung nachzudenken, die Said und Khaled in eine andere Richtung führen. Eine Lösung, die der Demütigung ein Ende setzt und der Verletzung von persönlicher und nationaler Würde, dem Elend und der Hoffnungslosigkeit. [..]"
München "[..]Die Araber haben keine Gewissensbisse, aber die Israelis haben zwischen den beiden Morden Skrupeln. Sie zögern jedes Mal, wenn sie sprengen/ schießen / eines ihrer „Ziele“ abschneiden – was sie natürlich erst tun, wenn sie Frau und Kinder des Opfers in Sicherheit gebracht haben. Das sind nicht nur Killer, es sind jüdische Killer – entsprechend einem israelisch satirischen Slogan: „Schießen und weinen!“
Die Darstellung der Affäre selbst wird äußerst manipuliert. Dem Zuschauer werden einige sehr wichtige Fakten vorenthalten. Zum Beispiel:
- dass die Untersuchungen der sterblichen Überreste zeigten, dass neun von den 11 israelischen Sportlern von Kugeln der bejammernswert untrainierten deutschen Polizisten erschossen wurden (diese Untersuchungsberichte werden bis zu diesem Tag geheim gehalten – in Israel und in Deutschland. Aber eine so mächtige Person wie Spielberg sollte davon gewusst haben) - dass es Golda Meir und ihre deutschen Kollegen waren – jede und jeder ein großer Held – die das Schicksal der Geiseln besiegelten, als sie die Forderung der Kidnapper zurückwiesen, ihre Geiseln in ein arabisches Land zu nehmen, wo sie sicher gegen palästinensische Gefangene ausgetauscht worden wären. - Dass die Palästinenser, die aus Rache für München getötet wurden, nichts mit der Angelegenheit zu tun hatten. Der Mossad schaute nach leichten Zielen und wählte PLO-Diplomaten in europäischen Hauptstädten, die ziemlich ungeschützt waren. [..]"
Quelle: Uri Avnery, "Von Rache zu Rache", 05.02.2006 https://www.uri-avnery.de/magazin/artikel.php?artikel=282&type=&menuid=4&topmenu=4
Internet-Tipp: /seniorentreff/de/UrfTX9dmM
|
wanda
antwortete am 06.02.06 (17:32):
es mag sein, dass in dem Film "München" vieles verfälscht wurde, das wäre aber nur von historischem Interesse. Ich fand den Film trotzdem wahnsinnig gut gemacht, weil er einfach die totale Unsinnigkeit aufzeigt und somit für den Frieden plädiert. Alle Palistinenser und alle Israelis müssten ihn sehen.
|
|