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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Reichs-Arbeitsdienst

 49 Antwort(en).

Florian begann die Diskussion am 04.11.05 (16:38) :

Beim derzeitigen Stand der Aussichtslosigkeit vieler Schulabgänger und anderer junger Menschen (Emigranten, die ohne Arbeit auf der Straße herumhängen, möglicherweise auch dealen), geht mir ein altes Projekt durch den Kopf.

Der Name: „Reichs-Arbeitsdienst“

Ein Dienst für zwei Jahre, wobei nicht nur Spitzhacke und Schaufel im Vordergrund stehen sollten. - Es gäbe Deiche zu reparieren und viel anderes - ABER 1€uro-Jobs wären „OUT“

Disziplin (geregelter Tages-Ablauf), könnten erlernt werden. Und und und . . .

Natürlich bräuchte das Kind heute einen neuen Namen !

Ist dieser Vorschlag eine Überlegung wert?

Haben wir heute einen „Herrn SPEER“ der solche Aufgaben meistern könnte ?

Wir Alten wissen: nicht alles im „Dritten Reich“ + in der „DDR“ war schlecht . . .


Wer mich aufgrund dieser ketzerischen Aussagen erschlagen möchte, kann beim Webmaster meine Anschrift abfragen.

grussgruss florian


 Marina antwortete am 04.11.05 (16:40):

Ich kotz gleich.


 Claude antwortete am 04.11.05 (17:04):

Florian,
befremdliche Idee für mich.Mal darüber Nachdenken.
Claude


 Lars antwortete am 04.11.05 (17:18):

Also ich finde diesen Vorschlag eine Ueberlegung wert florian, ist gar nicht so daneben!
Ist nicht zu k.....n.


 Lissi antwortete am 04.11.05 (17:32):

mir geht auch was durch den kopf:
reichs-arbeits-dienst-für aktionäre


 Karl antwortete am 04.11.05 (17:40):

Ich nehme das jetzt einmal rein beobachtend als Indikator dafür, wie es in manchen Köpfen noch immer aussieht. War es nicht so, dass ich des öfteren früher gehört habe, "die Autobahnen waren auch nicht schlecht"?

In der Tat hat der Nationalsozialismus durch die Beseitigung der Arbeitslosigkeit und die massive Erhöhung der Renten die Massen für seine verbrecherische Politik hinter sich scharen können. Nein, offensichtlich war vieles "gut", es ging ja nur dem Nachbarn an den Kragen und man wußte nicht, dass man auch selbst Gefahr lief, viel schneller zu sterben.

Die sozialen "Wohltaten" erfreuten aber von Anfang an nur die rassisch "richtige" Bevölkerung. Die rassisch "Falschen" finanzierten die Zeche, sie mussten ihr Vermögen abgeben und später auch ihr Leben.


 schorsch antwortete am 04.11.05 (17:42):

Ich denke, es würde nichts schaden, wenn ALLE EinwohnerInnen eines Landes nach der Schulzeit in ein Projekt eingebunden würden, wo sie lernen zu arbeiten. Aber wenn ich schreibe ALLE, meine ich wirklich alle, nicht nur jene, die nicht Sohn oder Tochter von Beruf sind!


 Claude antwortete am 04.11.05 (18:17):

Karl schrieb
Die sozialen "Wohltaten" erfreuten aber von Anfang an nur die rassisch "richtige" Bevölkerung. Die rassisch "Falschen" finanzierten die Zeche, sie mussten ihr Vermögen abgeben und später auch ihr Leben.

Ja und das schöne dabei war man brauchte für vorher verpöntes Verhalten nicht einmal ein schlechtes Gewissen zu haben, denn was vorher strafbar war war ja jetzt erwünscht.
Der Gedanke erfüllt mich mit Grauen.
Claude


 Tobias antwortete am 04.11.05 (18:23):

Karl noch eine Anmerkung. Angeblich gab es bei Hitler keine Arbeitslosen mehr, das ist falsch. Es gab nach wie vor gleich viele aber sie bekamen nur dann noch Arbeitslosengeld, wenn sie dafür Pickel und Schaufel in die Hand nahmen. Die das nicht taten, kamen ins Arbeitslager und wurden zu Faulenzer abgestempelt und als Volksschädlinge dort eingesperrt. Genau so und nicht anders wurde damals das Arbeitslosengeld das in Wirklichkeit eine Versicherung war, ausbezahlt.

Diese Lager waren die Vorläufer der späteren Konzentrations - Lager kurz KZ.


 Tobias antwortete am 04.11.05 (18:29):

claude, das ist richtig aber diese Zeit wurde etwas später eingeläutet.


 dutchweepee antwortete am 04.11.05 (18:53):

ich kenne das "dritte reich" nur aus hörensagen, aber es war nicht viel gutes dabei.

wo genau liegt eigentlich der unterschied zwischen dem RAD und den ein-euro-jobs? ...das die sklaven nicht kaserniert werden?

.


 eko antwortete am 04.11.05 (19:00):

Ich denke, dass dies keine gute Idee ist mit diesem "Reichs-Arbeitsdienst"

Die Zeiten haben sich - dem Schicksal sein Dank! - völlig geändert und wir sollten froh darüber sein, dass es keine Instanz mehr gibt, die uns zu solchen Dingen zwingen kann.

Ich weiß, es gibt Ewiggestrige, die im Autobahnbau oder ähnlichem etwas Positives sehen. Ich nicht ! Um möglichst viele Menschen damals zum Autobahnbau zu zwingen, war es neben anderen Scheußlichkeiten auch verboten, außer Pickel, Schaufel und Schubkarren andere Hilfsmittel zu verwenden.

Nee, diese Idee ist wirklich aus der Mottenkiste !


 Tobias antwortete am 04.11.05 (19:27):

Hallo dutch, nach der Machtübernahme gab es noch keine Baracken und auch keine Uniform für den Arbeitsdienst. Jeder Arbeitsloser musste diesen Arbeits-Dienst annehmen, es sei denn er hatte genug Geld und war nicht auf diese Mark angewiesen. Uniformen und mit Spaten statt Gewehr kam später erst.

Noch etwas, du verkennst Arbeitsdienst mit dem heutigen ein-euro-job total.


 dutchweepee antwortete am 04.11.05 (19:50):

@TOBIAS ...ich hab ja auch nur gefragt. ich habe selbst mit noch keinem gesprochen, der einen "eineurojob" macht und kann somit nicht einschätzen, ob es hilfe oder strafe ist.

es klingt nur schräg, wenn hier in holland der mindeststundenlohn für hilfsarbeiter 7,50 euro ist.

p.s.: die hitler- oder nazivergleiche hinken immer.

.


 Florian antwortete am 04.11.05 (21:09):

Hallo Karl

Etwas befremdet über Dein Posting zum Thema: Reichsarbeitsdienst.
fällt fast vom Stuhl Dein Florian...

Dein Tenor: "wie es in manchen Köpfen immer noch aussieht. . ."
kommt fast als "persönliche Beleidigung" rüber. Will nicht
glauben, daß Du mir diese politische Haltung unterstellst.

Ein Programm, das Schulabgänger die keine Lehrstelle bekommen auffängt,
in welcher Form und unter welchem Namen auch immer ist gefragt!

Habe in keiner Weise versucht, das "Dritte Reich" zu glorifizieren.
Habe auch an keiner Stelle versucht, mich mit dem Nationalsozialismus
zu indentifizieren.(Möchte auch nicht, daß wir aneinander vorbeireden)

Habe Dich bisher immer wegen deiner objektiven Haltung bewundert.

"Es ging und geht mir um die vielen jungen Menschen die von der Schule
kommen UND arbeitslos sind!"

Genau DAS meine ich; und so möchte ich es auch verstanden wissen.

Wenn das anders interpretiert wird, bin ich im falschen Forum.

Ganz herzliche Grüße
Florian


 Karl antwortete am 04.11.05 (21:19):

Hallo Florian,


danke für die Richtigstellung. Ganz egal ist es aber eben nicht unter welchem Namen man eine Idee verbreiten möchte, denn Namen, speziell solche aus dem 3. Reich wecken schlechte Assoziationen. Also marketingmässig war das keine Glanzleistung ;-)

Aber auch inhaltlich frage ich mich, was du dir genau vorstellst. für Männer gilt bereits die Verpflichtung zum Militär oder Zivildienst.

Ein Ein-Euro-Job ist doch zudem besser als ein Kein-Euro-Job.

@ dutchweepee,

die Entlohnung von einem Euro ist oben drauf auf das Arbeitslosengeld, also eigentlich mehr als "1 Euro" pro Stunde.


 utelo antwortete am 04.11.05 (21:43):

Hi Florian, der gewählte Titel ist wohl etwas ungeschickt und ruft umgehend Protest bei etlichen Leuten hervor.
Die Idee als solche wird aber bereits seit Jahren diskutiert und es gab auch einige Versuche diesbezüglich. Schlecht wäre es nicht, die Jugendlichen nach der Schule, die ohne Ausbildungs- oder anderem Arbeitsplatz sind, zu einer sinnvollen Tätigkeit zu verpflichten. Sie hängen sonst den ganzen Tag auf der STraße herum, trinken, kiffen, überfallen Leute usw. Wenn diese Jugendlichen in Jugendhäusern oder ähnlichem zusammen gebracht würden, um Pünktlichkeit, Ordnung und auch Arbeit zu lernen, wäre die für alle eine gute Lösung. Die Eltern sind oft überfordert oder haben kein Interesse an ihren Kindern und überlassen dise sich selbst ohne jegliche Kontrolle.
Solche Maßnahmen sehe ich in keiner Weise als irgendetwas mit dem 3. Reich verwandtem an.
Mindestens lohnt es, sich über solche Programme Gedanken zu machen.


 York65 antwortete am 04.11.05 (21:44):

@Florian
Die Grundidee ist nicht schlecht,aber das wort "Reichsarbeitsdienst" ist das falsche Wort.In Hamburg ist jetzt ein Pilotprojekt gestartet worden,wo Arbeitslose
ein Cafe gegründet haben,wo sich die Arbeitslosen treffen können,um einige Charaktermerkmale sich wieder aneignen können,wie Pünklichkeit Zuverlässigkeit und auch Arbeitswillen,um wieder die Chance zu haben einen neuen Job zu bekommen.
Ich hoffe,andere Städte sollten diesem Beispiel folgen.


 Claude antwortete am 04.11.05 (21:53):

Tobias, diese Zeit ging kurz nach der Machtergreifung los, erst in kleinen Dosierungen die dann immer größer wurden !!
Claude


 Florian antwortete am 05.11.05 (04:43):

Hallo miteinander

Tja, nun habe ich einen Stein losgetreten und muß festststellen, daß er doch
ganz schön ins Rollen gekommen ist. Hätte ich nur Arbeitsdienst geschrieben,
hätte sicher bald jemand eine Verbindung zum dritten Reich hergestellt und
wir wären genau wieder da, wo ich angefangen habe . . .

Dank an Lissi für ihren wunderbaren Spruch.

Schorch kommt mit dem Projekt dem Sinn der Sache ziemlich nahe. Ob nun ALLe
eingebunden werden sollten, meine ich nicht unbedingt. Wer eine Lehrstelle
findet, wäre damit auch gut bedient.

Wenn Karl schreibt, daß es marketingmässig keine Glanzleistung war kann ich
ihm nur bedingt rechtgeben; wir wären sonst nicht so schnell u. schön ins
Gespräch gekommen. Zudem kann der Militär oder Zivildienst meist nicht gleich

nach der Schule angetreten werden.

Freue mich auch, in "utelo" einen gleichgesinnten gefunden zu haben.

York65 - Das Pilotprojekt in Hamburg von dem Du schreibst, finde ich großartig. Wollen wir hoffen, daß auch von der Stadt selber etwas rüberkommt. Sich wieder haraktermerkmale anzueignen bzw. zu festigen, bevor bei einigen durch ziel-
loses rumhängen die Selbdisziplin scheibchenweise abgebaut wird, ist mE. enorm wichtig. - Könnte mir auch gut vor- stellen, daß man sich bei Bewerbungsschreiben
gegenseitig unterstützt u. auch mal ein Vorstellunggespräch simuliert.

Wunderbar, was jetzt aus dem "alten Arbeitsdienst" geworden ist. - (Übrigens habe ich das Pflichtjahr vergessen) grins.

Mit YORK hoffen wir alle, daß das HH-Projekt auch anderorts Schule macht.

Mit besten Grüssen, Florian


 seniorin antwortete am 05.11.05 (04:52):

Wenn wir schon beim Austauschen unbeliebter Wörter (s. "Neger") sind:
weshalb nicht statt "(Reichs-)Arbeitsdienst" 'soziales Jahr'?

Vielleicht könnte man sich dann besser auf die beachtenswerte Idee von Florian konzentrieren.


 eko antwortete am 05.11.05 (15:32):

Nachdem Florian sich etwas deutlicher ausgedrückt hat, sieht das Thema schon ganz anders aus. Es ist halt so eine Sache mit Begriffen aus einer Zeit, die keiner von uns mehr wiederhaben möchte.

Dies als "Soziales Jahr" zu bezeichnen, finde ich schon wesentlich sympathischer und wäre sicher auch leichter rüberzubringen. Denn die Jugend ( und ich denke, um die geht es in erster Linie einmal) ist gar nicht soo schlecht, wie sie gerne hingestellt wird.

Allerdings glaube ich, das man das nur auf freiwilliger Basis machen könnte. Man könnte die Ableistung so eines sozialen Jahres auch als eine Art "Gütesiegel" oder wie immer man das nennen will, betrachten, die u.U. mit einer Bevorzugung bei Einstellungen dienen könnte.

Das Problem dürfte derzeit aber wohl die Finanzierung sein, wenn man so hört, wie groß das Finanzloch zu werden droht.


 Marina antwortete am 05.11.05 (18:10):

Zur Information: Das freiwillige soziale Jahr gibt es schon lange. Seit vielen, vielen Jahren. Von den Kirchen aus.


 seniorin antwortete am 06.11.05 (05:07):

Entzieht sich nicht meiner Kenntnis. Deswegen habe ich es hier ja erwähnt. Wenn auch nur als Vorschlag zum Wort-Austausch.
Letzteres hast Du vielleicht übersehen. Kann ja 'mal vorkommen.


 utelo antwortete am 06.11.05 (09:47):

Diese freiwillige soziale Jahr ist nicht die Lösung des wirklichen Problems. Dies machen ja Jugendliche, die über ihr Leben nachdenken und entweder aus wirklichen sozialen Gründen oder weil sie zu diesem Zeitpunkt noch keine Lehr- oder Studiumsstelle haben. Sie planen also ihr Leben!

Es geht um die vielen, vielen anderen, die denken dass sie mit rumgammeln, klauen, ohne jede Verantwortung ihr Ding durchziehen. Da die Eltern keinen Einfluss auf sie nehmen können oder wollen, müssen andere Instanzen eingreifen. Und dadür wäre eine Art Arbeitsdienst, Ordnungsschule, miteinander-ordentlich-umgehen-Schule sicherlich sinnvoll.
Die Kosten hierfür würden sich gegen die durch diese Kids verusachten Schäden sicher gut aufrechnen lassen.
Auch wenn Florian das falsche Wort gewählt hat, ist die Idee durchaus nachdenkenswert.

Schönen Sonntag noch an alle.


 Lars antwortete am 06.11.05 (10:43):

Genau so isses utelo, kann deine Ansicht nur unterstützen, bei manchen braucht es einen gewissen Druck! Die Kirche allein, kann da nicht viel ausrichten meiner Meinung nach. Natürlich ist " Reichs - Arbeitsdienst" total daneben, wäre interessant ein neues Wort dafür zu kreieren, Ideen dazu gäbe es sicher genug?


 Medea. antwortete am 06.11.05 (11:45):

Wie wär's denn mit "Lebensschule"?
oder "Runter-von-der-Straße-Aktion"?
oder "12 Monate für das Gemeinwesen"?


 Tobias antwortete am 06.11.05 (12:37):

Bei uns gibt es doch schon den Zivildienst, den kann man doch etwas erweitern.

Wäre doch möglich, diejenigen die diesen Dienst abgeleistet haben, werden bevorzugt in Firmen eingestellt oder haben geringere Gebühren zum Studium beizusteuer. Nur mal so u.a.angedacht.


 BarbaraH antwortete am 06.11.05 (13:11):

"Lebensschule" (Medea.) finde ich gut, nur wann sollte eine Schule für's Leben beginnen? Von Geburt auf an sollte ein Staat in seine Bürger investieren, sollte vorallem bereits in Kindergarten und Schule für die lt. Grundgesetz zustehende Chancengleichheit sorgen, die Begabungen von Kindern fördern und Menschen nicht sortieren in brauchbar und unbrauchbar.

Einen Arbeitsdienst für die zu fordern, für deren Bildung dem Staat das Geld nicht wert war, denen man am Beginn ihres Erwachsenenlebens keinerlei Perspektive für eine erfüllende Berufstätigkeit bietet, wird voll in die Hose gehen.

Schaut dieser Tage über die Grenze nach Frankreich. Dorthin könnte auch in unserem Land ein Druck auf Menschen führen, die sich aus unserer Gesellschaft ausgeschlossen fühlen. Druck erzeugt Gegendruck. Viele vergessen das.


 utelo antwortete am 06.11.05 (13:38):

BarbaraH, ich muss dir widersprechen. Erst einmal bekommen doch alle Kinder vom Staat her die gleichen Chance. Kindergarten und Schule sind für alle da. Da ist es gleichgültig, aus welcher sozialen Schicht die Kinder kommen, ob sie Deutsche sind oder Ausländer.
Die Eltern müssen diese Chancen für ihre Kinder wahrnehmen, was etliche einfach nicht tun. Warum? Aus Dummheit, Ignoranz, Widerspruch oder einfach nur Bequemlichkeit? Was auch immer der Grund ist, die Kinder zu vernachlässigen, ab einem bestimmten Alter sehen diese gar nicht mehr ein, zur Schule zu gehen und zu lernen oder andere Verantwortlichkeiten zu übernehmen.

Keinerlei Perspektive für eine e r f ü l l e n d e Berufstätigkeit, wer hat denn schon einen erfüllenden Beruf ausführen können. Erfüllung ist, wenn man sich und seine Familie ernähren kann und nicht auf andere oder den Staat angewiesen ist.

Die französischen Ausschreitungen kommen sicherlich nicht daher, dass man den Leuten Druck gemacht hat, nein im Gegenteil, sie haben eben keinen Druck bekommen und sich daher vernachlässigt gefühlt.

Und außerdem kann man doch nicht immer und alles den Staat
überlassen. Eigenverantwortung und -initiative sind gefragt und nicht nur immer Fordern und Nehmen.


 schorsch antwortete am 06.11.05 (17:53):

@ utelo: "...Erst einmal bekommen doch alle Kinder vom Staat her die gleichen Chance..."

Was nützt die Chance z.B. einem intelligenten Kind, das aber Eltern hat, die es 1. vom eigenen Intellekt und 2. von ihren finanziellen Mitteln her nicht genügend unterstützen können? Ich kenne "Kinder" (heute erwachsen), die intelligente Kinder waren, aber trotzdem einen Job als Handlanger annehmen mussten nach der Grundschule - weil sie den Eltern helfen mussten, das notwendige Kleingeld zu verdienen. Und ich kenne solche, die dank ihren vermögenden Eltern sich Nachhilfeunterricht leisten konnten, so trotzdem einen gehobenen Beruf erlernen konnten - und später die Chefs der Schulkameraden geworden sind, die damals zwar zu den Intelligentesten gehörten, es aber - siehe oben - einfach nicht weiterbringen konnten - weil sie zu viele Steine in ihrem Lebensweg fanden.
Ich selber gehörte zu jenen, die nur gerade die obligatorischen 8 Grundschuljahre absolvieren konnten. Einen Lehrabschluss zu machen war mir - mit äusserster Energieaufwendung - erst im 33. Altersjahr möglich.


 utelo antwortete am 06.11.05 (18:23):

Und ich kenne Kinder, die trotz Armut -damals waren die Meisten arm- Geld durch Nachhilfe verdient haben. Sie haben dann studieren können, indem sie in allen Fächern super gelernt haben und immer wieder Stipendien bekommen haben. Einer dieser Jungen war mit 36 Jahren bereits Professor.
Wir hatten auch nicht viel Geld, trotzdem haben wir, meine Geschwister und ich, mit 15 unsere Lehre gemacht. Unser Taschengeld haben wir seit dem 10 . Lebensjahr an der Tankstelle mit Auto waschen verdient. Studiert haben wir zwar nicht, aber immer unser Geld verdient.
Und meine Kinder haben trotz Armut nach der Scheidung gut gelernt und alle einen Beruf. Ich habe dann wieder angefangen zu arbeiten und trotzdem die Kinder nicht vernachlässigt. Als Eltern haben wir die Pflicht, die Kinder so zu beeinflussen, dass sie lernen und auch mal selbst Steine aus dem Weg räumen.
Wenn das nicht möglich ist -aus welchen Gründen auch immer- sollte dann halt von Staats wegen eingegriffen werden und entsprechende Einrichtungen in Anspruch genommen werden.


 poldi antwortete am 06.11.05 (19:14):

Also, meines Wissens gab es bereits vor 1933 einen Pflicht-Arbeitsdienst, für Leute ohne Job. Auch der Autobahnbau wurde bereits Ende der 20er Jahre gestartet. Wer weiß da näheres? Gruß Poldi


 BarbaraH antwortete am 06.11.05 (20:34):

utelo,

es trifft eben nicht zu, dass alle Kinder die gleiche Chance auf Bildung haben. Weil Schule immer mehr versagt, ist der Nachhilfeunterricht zu einem Milliardengeschäft geworden. Ca. vier Milliarden Euro geben Eltern jährlich dafür aus. Die Kinder, deren Eltern das Geld dafür nicht aufbringen können, sind schon einmal benachteiligt.

Die PISA-Studie hat folgenden Sachverhalt ergeben, für den Deutschland sich schämen sollte:

>>Nur in wenigen anderen Staaten sind die Leistungen der 15-Jährigen so stark an die soziale Herkunft gekoppelt wie hierzulande. Und das Kind eines Professors hat – bei gleicher Schulleistung in der vierten Klasse! – eine rund viermal so große Chance, aufs Gymnasium zu wechseln, wie das Kind eines Facharbeiters.<<

Quelle des Zitats: DIE ZEIT Nr. 45/2005
Ohne Fleiß kein Preis – das gilt auch für Lehrer
Von Thomas Kerstan

Internet-Tipp: https://www.zeit.de/2005/45/6Pisa_neu


 Florian antwortete am 06.11.05 (23:28):

Komme eben von kleiner Reise zurück und schaue ins Internet:

Zunächst Dank an ALLE, die sich wirklich mit dem Problem befaßt haben.
Bekomme beinahe Angst, vor dem Stein der ins rollen geriet. . .

Letzte Postings (ab ca. 24) konnte ich noch nicht lesen; werde aber vesuchen alles aufzuarbeiten.

„Nach-Schul-Programm“ könnte auch ein „Projekt-Name“ sein.

Das Projekt (mit dem Namen RAD) wurden von vielen ST-lern sehr ernst genommen. Es wurde erkannt, um was es wirklich geht, und viele gute Gedanken wurden eingebracht! –
Bin nicht ganz überrascht. - Aber ehrlich erfreut über die Resonanz.
Leider kann ich nicht auf jedes Posting eingehen. - (mir brummt der Kopf; Florian).

Satire zur Auflockerung:
Kurzeitig Herrn Berlusconi ausleihen, der dann die entsprechenden „Gesetzes-Änderungen“ durchboxt. Weiterhin beim „Arbeitsamt“ vorsprechen, das uns sicher preiswerte Vorschläge für „Name und Emblem“ für das neue Projekt unterbreiten wird. . . (Wie wir schon vorher wissen, bleibt für das eigentlche Projekt dann leider kein Geld mehr übrig . . .)

Habe etwas den Faden verloren. - Sehe nur den Notstand, der mich fast krankwerden läßt.

Das Projekt: (noch NO NAME) würde viel Geld beanspruchen; zunächst aber gestandene
Politiker, die in der Lage sind, diesen Notstand zu erkennen ! ! !

Wenn nach der Schule keine Arbeit, dann ins Projekt, (sonst keine „soziale“ Unterstützung).
Es könnte letztlich helfen, daß unserer „Nachfolge-Generation“ in der Lage ist, IHR Leben selbst zu meistern. - Diese Denk-Ansätze mögen radikal aussehen. - Wer hat bessere ?

Danke für Euer „mitdenken“
Florian

Eben noch mal kurz ins IT reingeschaut;
Lars und utelo: genau da liegt der Hase ganz tief vergraben in den Akten der Regierung; der Ministerien, der Arbeitsgremien, die für viel Geld „tagen“ (oder schlafen) und und und.

grussgruss florian


 BarbaraH antwortete am 06.11.05 (23:57):

>>für gänzlich illusorisch halten Union und SPD die Forderung der Grünen nach einem Kindergartenpflichtjahr, um den Spracherwerb von Migrantenkindern so früh wie möglich zu fördern. "Ich weiß gar nicht, was das kosten würde", sagte Bosbach.<<

Quelle: taz vom 07.11.05
Integration nur, wenn sie nichts kostet
von LUKAS WALLRAFF

Internet-Tipp: https://www.taz.de/pt/2005/11/07/a0076.nf/text


 jako antwortete am 07.11.05 (01:14):

„Nach-Schul-Programm“ gefällt mir als Bezeichnung am besten.

Aber ich habe sehr große Zweifel, ob so ein Programm überhaupt umsetzbar ist. Ich frage mich, woher man geeignetes Personal/Lehrkräfte hernehmen will, die kompetent sind, sich mit Jugendlichen auseinanderzusetzen, die aus sozialschwachen oder nicht integrierten Familien stammen.

Es gehört viel pädagogisches Können dazu, um gelangweilte Jugendliche zum Arbeiten zu motivieren und zu begeistern.

Ich selbst bin Jahrgang 26 und wurde Ende des Krieges zum Arbeitsdienst eingezogen. Man konnte zwischen Waffenfabrik und Landarbeit wählen. Ich ging auf einen Bauernhof. Es war reine Schinderei. Damals lernte ich körperlich zu schuften und Schwerstarbeit zu leisten. Im Winter ohne Strümpfe in Holzschuhen. Etwas anderes hatte ich nicht.
Solche Zustände sind heute weder erwünschenswert noch denkbar.
Etwas anderes kommt mir noch in den Sinn. Als ich in späteren Jahren in einem großen Zentrum für Sozialisierung Jugendlicher die Verantwortung für einen großen Gemüsegarten übernommen hatte, konnte ich unter hunderten von jungen Menschen nicht einen finden, der Lust hatte mitzuhelfen. Da alles auf freiwilliger Basis organisiert war, konnte ich also auch niemanden abkommandieren. Gottseidank hatte ich genügend eigene Freunde, die mir in ihrer Freizeit halfen.

Auf Grund dieser Erfahrungen frage ich mich, wie denn so ein Pflichtarbeitsjahr ohne Zwang organisiert werden könnte.


 Florian antwortete am 07.11.05 (01:18):

Hallo BarbaraH,

Die Ingnoranz seitens Union und SPD zum Thema: KG-Pflichtjahr usw. schlägt wieder mal dem Faß die Krone ins Gesicht. - Genau an dieser Stelle sollte schon angefangen werden zu arbeiten und zu erziehen. Wer das nicht erkennt und wahrhaben will, gehört nicht in die Regierung.

grussgruss florian


 fipsie antwortete am 07.11.05 (07:15):

Das Problem besteht doch auch hier in der Überregulierung des Staates. Ich bin Frührentnerin, wie ich glaube, der deutschen Sprache halbwegs mächtig, wie auch in einigen anderen Fächern. Ich mag Kinder und könnte freiwillig helfen. Doch leider habe ich keine pädagogische Ausbildung.
Ich habe jedoch Erzieher (Mann - älter - Frau - jünger)kennengelernt, die so etwas von daneben waren, dass ich glaube, es wäre besser, diese Menschen wären keine Erzieher.

Ich empfinde die Feststellung, dass Kinder (jedenfall im Westen)nicht die gleichen Bildungschancen haben, aus dem Mustopf kommend.
Sie hatten noch nie in Grossstädten die gleichen Bildungschancen. Bedingt durch ganz normale Wohngegenden, die nun einmal durch Mieten und/oder Eigentum abgegrenzt sind. Ein Kind aus sogenannten "guten" Wohngegenden hat auch gute Schulen und Lehrer und die Möglichkeiten von Nachhilfeunterricht und nicht zu unterschätzen, das Umfeld. Das Kind aus "schlechten" bzw. nicht so "guten" Gegenden, schlechtere Schulen, Lehrer, Umfeld und kein Geld für Nachhilfeunterricht.


 Karl antwortete am 07.11.05 (07:30):

@ fipsie,

das ist aber doch nicht Gott-gegeben. Die Skandinavier schaffen es offenbar besser als Deutschland, das in den benachteiligten Wohngegenden schlummernde Potential auszunutzen. Es ist doch - einmal rein wirtschaftlich betrachtet - eine enorme Resourcenverschwendung, den intelligenten Jungen oder das intelligente Mädchen aus einem Armenviertel nicht studieren zu lassen. Wollen wir Zustände wie in Frankreich?

Barbara hat recht und dies betont auch die Pisastudie: Es muss bereits im Vorschulalter mit der Förderung begonnen werden. Alles andere können wir uns nicht leisten. Es steht jedoch zu befürchten, dass unserer neuen Regierung der Wille fehlt (sie werden sagen "das Geld), um die Zustände zu ändern.


 eko antwortete am 07.11.05 (10:23):

Ich fürchte, dass das, was sich Karl so ausdenkt ( und natürlich auch gleich einen Schuldigen in der Regierung findet) sich zwar gut und wunderbar anhört, in der Praxis aber wahrscheinlich sofort zum Scheitern verurteilt wäre.

Viele dieser jungen Menschen sind bereits so verdorben, dass sie sich einer Resozialisierung widersetzen würden, ganz einfach deshalb, weil ihnen die Herumlungerei schon so zur zweiten Natur geworden ist, dass sie sich gar nichts anderes mehr vorstellen können.

Um es aber gleich mal klarzustellen, damit kein Missverständnis aufkommt: Es gibt, wie überall im Leben, solche und solche und es wäre falsch, alle und alles über einen Kamm scheren zu wollen. Nur, wie schon gesagt, Massnahmen zur Resozialisierung würden an denen scheitern, die schon verdorben sind und das meine ich nicht böse, aber ich befürchte es.


 Marina antwortete am 07.11.05 (12:31):

???


 schorsch antwortete am 07.11.05 (22:17):

@ utelo: "...trotzdem haben wir, meine Geschwister und ich, mit 15 unsere Lehre gemacht..."

Anders formuliert würde es für mich besser stimmen: "Trotzdem haben unsere Eltern uns ermöglicht, eine Lehre zu machen...."

Wir waren 7 Kinder. Von den Eltern aus durfte keines eine Lehre machen. Vater sagte: "Gott wird uns sowieso nächstens lebendigen Leibes zu sich nehmen...."


 Gevatter antwortete am 07.11.05 (23:25):

KARL:
"die Entlohnung von einem Euro ist oben drauf auf das Arbeitslosengeld, also eigentlich mehr als "1 Euro" pro Stunde."

Na mal langsam.
Da sollte man mal schon differenzieren.
Also derjenige, der, sagen wir mal, 30 oder 40 Jahre in die Sozialsysteme dieser guten alten Bundesrepublik eingezahlt hat, der sollte schon anders behandelt werden, als einer, der nichts oder nur wenig fürs Gemeinwohl entrichtet hat.
Ersterer hat selbstverständlich mit Recht einen erworbenen Anspruch auf ein RÜCKzahlung seiner jahrzehntelangen EINzahlung. DEN zu einem sog. 1-€-Job zwangs-zu-verpflichten... das ist nicht nur "Frühkapitalismus", das ist eindeutig Sklaverei!

Gevatter


 Medea. antwortete am 08.11.05 (06:18):

Es ist dieses vermaledeite Denken, das nur schwer ausrottbar ist: ich gebe, also habe ich auch wieder zu bekommen ....

Vielleicht auch einmal da versuchen, anzusetzen?


 utelo antwortete am 08.11.05 (08:58):

Guten Morgen Medea, wieso ist das ein vermaledeites Denken, wenn ich mein Leben lang gerackert und eingezahlt habe, in der Hoffnung dann irgendwann das Erworbene anfordern zu können? Da hat man doch ein Recht drauf. Andere die nicht gearbetiet haben und demnach auch nichts eingezahlt haben, fordern diese Dinge auch und bekommen sie auch. Wieso soll dieses Denken, erworbene Dinge auch anzufordern, ausgerottet werden. Wenn du etwas gespart hast, wilst du doch auch irgendwann dein Erspartes mit Zinsen für dich ausgeben können. Oder lässt du es großherzig von anderen verbraten?


 Lars antwortete am 08.11.05 (10:09):

Möchte dem utelo auf der ganzen Linie Recht geben mit seinem Schreiben.
Scheinbar fühlen sich etliche hier als "Gutmensch" und möchten, dass alle gleich provitieren sollen auf dieser Erde! Der Gedanke wäre nicht schlecht, lässt sich aber kaum verwirklichen, zu verschieden sind die Interessen von jedem einzelnen Menschen.
Bin der Meinung, obschon ich kein frommer Mensch bin, dass jeder, schon von der Zeugung weg, seinen Platz auf unserer irdischen Welt , zugeteilt bekommen hat, solange er lebt!


 utelo antwortete am 08.11.05 (13:42):

Ja Lars, immer wieder wollen Leute diskutieren, dass alles für alle da sein soll. Dies sind aber fast immer solche, die nie etwas getan sondern nur schmarotzt haben. Sollte irgend jemand mal was von solchen haben wollen, streiken sie. Kommunismus z.B. wird groß geschrien, wäre das einzige, was auch in Deutschland gut wäre. Haha, fragt man dann mal nach, wie das aussehen soll, ja keiner soll richtig reich sein und solange an Arme abgeben, bis sie selbst arm sind.


 pilli antwortete am 08.11.05 (21:46):

so ist et utelo :-)

sie predigen bescheidenheit und armut, nur weil sie den aufsprung net geschafft haben oder auch nicht arbeiten wollten und sich heute womöglich damit brüsten, wie geeignet doch teetage sind, den monat zu überstehen! :-)))

solche prachtexemplare, die anderen das erworbene madig machen wollen, habe ich viele kennengelernt, aber mich können die net zu demut und geizartiger bescheidenheit animieren...

das leben ist schön, wennz bissele klimpert in der börse!

:-)))


 utelo antwortete am 08.11.05 (22:21):

Hi Pilli,
Du sagst es, eben weil man für sein Geld gearbeitet hat, darf man auch das Ausgeben genießen. Wir sind lange Zeit immer nur so eben über die Runden gekommen, weil wir von meinem verdienten Geld leben mussten und keinerlei Unterstützung bekamen. Aber damit konnten wir unseren Stolz bewahren und heutzutage kann ich meinen Ruhestand genießen. Natürlich muss man immer noch überlegen, dass man sein Geld nur einmal ausgeben kann, eben nicht teure Klamotten kaufen und dann noch in Urlaub fahren oder noch ein neues Auto. Aber für solche Meinung wird man von diesen gewissen Leuten nur blöde angemacht und ausgelacht.