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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   SPAREN des Staates

 22 Antwort(en).

Ziesemann begann die Diskussion am 29.10.05 (08:35) :

SPAREN – groß geschrieben

So hören wir es jetzt täglich aus dem Mund der Großkoalitionäre.
Aber wir sollten sorgfältig hinschauen, was mit „Sparen“ jeweils gemeint ist. – Der Staat hat dafür drei Spartypen zur Verfügung:
1. Die Einnahmen vorwiegend aus Steuern übersteigen die Ausgaben, der so gesparte Rest wird als Reserve beiseite „auf die hohe Kante“ gelegt oder zur Schuldtilgung verwendet. – Dieser Typ wurde in der Geschichte der BRD nur ein einziges Mal praktiziert, nämlich 1969, und der damalige Bundesfinanzminister hieß Franz Josef Strauß (CSU).
2. Die Ausgaben in einem Haushaltsjahr werden gegenüber dem Vorjahr verringert – unabhängig davon, wie die Einnahmen und die Neuverschuldung sich entwickeln. Dies gelang Hans Eichel (SPD) als amtierender Finanzminister nur in den Jahren 2000 und 2001; seitdem sind die Staatsausgaben gegenüber dem jeweiligen Vorjahr wieder kräftig angestiegen.
3. Die Neu- (Netto-)verschuldung wird gegenüber dem Vorjahr gesenkt; aber die Gesamtschuld erhöht sich weiterhin. Auch dies gelang nur in den beiden genannten Jahren .
Was die Große Koalition vor allem plant, ist die Praktizierung von Typ zwei und drei. Nur muss man beachten, dass in dem dritten Fall der Begriff „Sparen“ einen fast schon absurden Bedeutungswandel durchmacht. Die Schuldenlast steigt weiter, nur nicht mehr ganz so schnell wie bisher. Würde man jemanden, der noch einen nicht getilgten Kredit von 100 Mille aus dem Vorjahr offen hat, und diesjährig nur noch 90 zusätzlich aufnimmt, einen Sparer nennen? Ist er nicht vielmehr jemand, der sich ständig weiter und höher verschuldet?


 Peter101 antwortete am 29.10.05 (20:50):


Vor allem müssen wir -Geld- sparen... ;-) mfg!

https://www.egon-w-kreutzer.de/Meinu...Zeitfragen.html

Unternehmer und Gewinn

Das Wirtschaften im Kapitalismus ist gekennzeichnet durch die strikte Gewinnorientierung des Unternehmers.

Nur wenn Unternehmen Gewinne machen, können sie Arbeitsplätze schaffen, Löhne und Steuern zahlen und sich als Wohltäter und Mäzene der Künstler und der Armen inszenieren.

Diese im Grunde vollkommen unhaltbare Aussage wird inzwischen weltweit kritiklos akzeptiert, denn sie wird uns durch beobachtbare Fakten tagtäglich tausendfach bestätigt. Genauso, wie uns die eigene Beobachtung Tag für Tag aufs Neue zu bestätigen scheint, dass sich die Sonne um die Erde bewegt.

Man muss nur für einen kurzen Moment die Scheuklappen der kapitalistischen Konsumenteneinfalt ablegen und versuchen, in größeren Zusammenhängen zu denken, dann wird offenbar, dass genau das Gegenteil der Fall ist.

Dann wird plötzlich einsichtig, dass ein Unternehmen mühelos mehr Menschen beschäftigen, höhere Löhne bezahlen, bessere Arbeitsbedingungen schaffen, trotzdem ordentlich Steuern zahlen und seine soziale und gesellschaftliche Verantwortung in Mäzenatentum und Wohlfahrtspflege wahrnehmen könnte, wenn es - bei gleicher wirtschaftlicher Leistung - nicht gezwungen wäre, Jahr für Jahr ganz erhebliche Beträge als "Gewinne" auszuweisen und an die Anteilseigner auszuschütten.

Die allgemein behauptete Notwendigkeit, Unternehmen müssten einen Gewinn erwirtschaften, hat eine andere, viel grundsätzlichere Ursache, nämlich den Kapitalismus als solchen.

Zum Geldwachstum: https://www.s-line.de/homepages/keppler/geld.htm

Dazu, also die Zeit als Fluss empfunden: https://www.pallast-publisher.com/frosch.htm

Wir sind in der Wahrnehmung nicht in der Lage langsam ablaufende Prozesse zu realisieren. Wenn, was in 10 Jahren nur stattgefunden hat, in zwei Minuten von unserem Hirn als Bedrohung realisiert worden wäre, hätten wir, also wir Nichtmillionäre, wie Heiner Geissler es formulierte, tatsächlich aufgeschrieen.

https://www.zeit.de/2004/47/Ohnmacht_2fArbeiter

Internet-Tipp: https://www.pallast-publisher.com/frosch.htm


 heinzdieter antwortete am 30.10.05 (11:48):

Ohne Tilgung ist die Finanzlage in der sich die BRD- also wir alle- nicht lösbar.
Die von unserer neuen Regierung vorgesehenen Sparnmaßnahmen werden sich auf die in von Ziesemann aufgeführten Aktionen 2 und 3 beschränken:
verlangsamte Dauerneuverschuldung
Die Pleite ist somit absehbar.
Es wird nichts anders übrigbleiben als

Abbau der aller Subventionen um X % /a

Einfrieren aller Ausgaben

Keine zusätzliche Subventionen

evt Erhöhung der Mehrwertsteuer

Ansätze für all diese Sparmaßen sind doch schon da (Finanzminister und Wirschaftminister)


 angelottchen antwortete am 30.10.05 (13:18):

man sollte die unseligen ungleichheiten bei der mwst vor allem endlich abschaffen, zumal wenn der unterschied an die kunden nicht weitergegeben wird und die firmen es sich einsacken. beispiel: wenn man bei mcdonal im restaurant kauft/isst, sinds 16% mwst - kauft man am autoschalter, ist es nur die hälte der mwst aber der preis ist der gleiche. unverständlich auch , wieso hundefutter usw mit niedrigeren mwst beleg twird. würde man das ändern, wär schon viel verdient. und die altersversorgung / pension der politiker sollte vielleicht mal überdacht werden ...


 rolf antwortete am 31.10.05 (10:19):

Da die Preisauszeichnungsverordnung Endpreise – incl. MwSt. vorschreibt bietet sich die Mischkalkulation an: Bei einem Imbiss mit ca. 70 % Verzehr vor Ort und 30 % außer Haus wird dann auf den kalkulierten Nettopreis für die MwSt. 13,3 % aufgeschlagen.
Mit 16 % ist auch der Verzehr vor dem Imbissstand, der mit einer Ablage ausgestattet ist, zu versteuern. Das gilt auch beim Drive in, wenn der Verzehr nicht außerhalb des Firmengrundstückes erfolgt, ist also vom Betreiber kaum genau zu überwachen, da ja bei unterschiedlichen Preisen jeder zum Mitnehmen bestellen würde.
Bei welchen Artikeln der ermäßigte Satz sinnvoll ist, wäre ein eigener Diskussionspunkt.


 Ziesemann antwortete am 31.10.05 (16:14):

@ Peter 101
Darf ich – ohne Dich damit kränken zu wollen – mit einem alten Militärwitz beginnen: Die ganze Kompanie hat den falschen Tritt, nur Schütze Meyer den richtigen. – Im Ernst: Wenn, wie Du schreibst, dass die Funktionsweise des Kapitalismus, wirklich „weltweit kritiklos akzeptiert“ wird, dann muss man doch fragen, woran das liegt? Sind die Milliarden Menschen, die in einem solchen System leben, alles Irrende, Irregeleitete? Sind unisono fast sämtliche Wissenschaftler, die Weltbank, die OECD, die EU, die diversen hochkarätigen Sachverständigen in Europa – in Deutschland die „Fünf Weisen“ alle auf dem Holzweg? Masse widerlegt nicht von vornherein ein These, aber ein Falsifizierung ist sie auch nicht gerade.
Schließlich deckt der Schlagwortbegriff „Kapitalismus“ höchst unterschiedliche konkrete Wirtschaftsordnungen ab. Kapitalismus ist etwa in China oder in afrikanischen Staaten und auch in den USA etwas völlig anderes als in Europa, erst recht im Vergleich zu Deutschland. Nicht mal unsere Verfassung würde einen schrankenlosen „Raubtierkapitalismus“ zulassen.

@heinzdieter
Dem ist nichts hinzuzufügen, alles sehe ich auch so; aber der Teufel steckt im Detail.

@angelottchen
Dein Beispiel von den Ungereimtheiten, der fehlenden inneren Stimmigkeit bei den Sätzen der MWSt ist ein schönes Exempel für das Chaos im deutschen Steuerrecht. Diese und andere haarsträubenden, völlig unsystematischen Differenzierungen wollte Paul Kirchhof beseitigen – das Ergebnis ist bekannt.

@ rolf
Genau! Das wäre sogar der eigentliche Diskussionspunkt, wenn man über die Höhe der Sätze der MWSt diskutieren wollte.

Vielleicht sollten wir mal eine Diskussion über das Chaos im deutschen Steuerrecht beginnen.


 Peter101 antwortete am 31.10.05 (23:46):

"Darf ich – ohne Dich damit kränken zu wollen – mit einem alten Militärwitz beginnen: Die ganze Kompanie hat den falschen Tritt, nur Schütze Meyer den richtigen."

Ich mag solche Fragen und ich bin oft schnell gekränkt, ernsthaft (!), und manchmal auch nicht.

Allein, die Frage nach der Möglichkeit an sich, würde ein "ja" nicht unmöglich machen. Aber die Wahrscheinlichkeit, eine Menge Soldaten zu sehen, die nichts merken ist im hohen Maße unwahrscheinlich. ;-)

Aber selbst die Physik tut sich bei dem Wort "Nichts" schwer.

Wie kann etwas Nicht-Sein und physikalische Eigenschaften erschaffen? Also da ja aus dem verbalen Wort "Nichts" etwas geschaffen wurde.

p.s. Ich würde liebend gerne mit Dir weiter reden. Ohne Angriff usw... Danke!


 heinzdieter antwortete am 01.11.05 (11:00):

@Ziesemann
Die "Sanierung" des deutschen Einkommenrechts wäre der erste Schritt.
Es gibt hierfür bereits einen Vorreiter Herrn Kirchoff
Die Streichnung aller Subventionen wird dem Staat in den darauffolgenden Jahren ( nicht in den ersten 2 Jahren ) Mehreinnahmen zufliesen lassen.


 Peter101 antwortete am 01.11.05 (11:39):

Um ganz kurz noch bei diesem Wort zu bleiben. Das Wort "Nichts" wird ja erschaffen in dem Wir es sagen.

Einige Theorien gehen dahin anzunehmen: Gott hätte Adam, so glaube ich jedenfalls, alle Wörter beigebracht. Wenn dem so ist, hat Gott Adam auch das Wort "Nichts" beigebracht.

Also ist Gott aus dem Nichts entstanden. Nein, natürlich nicht, denn Gott war schon immer. Sagt er jedenfalls. Das Nichts existiert also Parallel zum Sein, ließe sich mühelos folgern. Das könnte natürlich auch alles Nicht war sein und das ließe sich auch mühelos folgern.

Früher wäre man für derartige Gedanken angezündet worden. In Gottes Namen freilich und man hätte auch nicht gefroren, was, selbst positiv gedacht, auch nicht wirklich tröstet.

Aber um zum Kapitalismus zurück zu kommen. Er wird überall auf der Welt kritiklos akzeptiert, weil es besser ist den Schnabel zu halten. Glaube ich jedenfalls.

Internet-Tipp: https://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3548346294/qid=1130841360/sr=8-10/ref=sr_8_xs_ap_i10_xgl/028-9934546-0709333


 Peter101 antwortete am 01.11.05 (13:08):

"Nicht mal unsere Verfassung würde einen schrankenlosen „Raubtierkapitalismus“ zulassen."

Das ist ein ernstes Thema, ich weiss.

Gruss!

Zitat aus: Der Herr Eichel, die Haushaltslöcher und die Globalisierung

"Wenn's so einem Manager hier nicht passt, kauft er sich einen Politiker oder zwei. Oder er macht's wie der Herr Hartz von VW, und macht die Gesetze gleich selber. Oder einer von ihnen wird Boss im Staat, wie der Herr Bush in Amerika oder der Herr Berlusconi in Italien."



Internet-Tipp: https://www.jwdt.com/~paysan/bush.html


 Ziesemann antwortete am 01.11.05 (13:18):

@ heinzdieter
Genau! Nur wie es Kirchhof ergangen ist, wissen wir. Noch während des Wahlkampfes versteckte ihn die CDU fast und fraglos war er einer der entscheidenden Gründe für den Stimmenschwund der Partei. -
Nun, das Volk wird sich in Bälde an noch ganz andere Grausamkeiten gewöhnen müssen, als sie Kirchhof angeblich (!) verkündet hat.
@ peter101
Gern diskutiere ich mit Dir weiter, nur mach es mir/uns bitte nicht so schwer, Dich zu verstehen und bleibe vor allem beim Thema.
Die Sparnotwendigkeit in der BRD hat primär wenig mit dem Kapitalismus und mit Gott schon mal garnichts zu tun. Also...?
Ich habe übrigens bis jetzt nicht begriffen, ob Du den kleinen Scherz mit der Kompanie übel genommen hast oder nicht. Vielleicht ist es das "nichtende Nichts" (Heidegger), das dies so schwer macht - schmunzel.


 Peter101 antwortete am 01.11.05 (14:06):

@Ziesemann

"Ich habe übrigens bis jetzt nicht begriffen, ob Du den kleinen Scherz mit der Kompanie übel genommen hast oder nicht."

Ich auch nicht, das sollte Heidegger zufrieden stellen. ;-)

mfg!

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,382472,00.html


 Peter101 antwortete am 01.11.05 (16:18):


@Ziesemann

Immer muss alles "sachlich" sein.

Ja, wirklich! ;-)

mffg!

Internet-Tipp: https://www.unternimm-die-zukunft.de


 Peter101 antwortete am 01.11.05 (17:33):


Wenn etwas nicht logisch ist, drehen die Leute durch. Aber sie drehen auch durch wenn etwas logisch ist.

p.s. Ich hoffe wir kommen nicht vom Planeten Vulkan

Internet-Tipp: https://www.staatsverschuldung.de/panorama.wmv


 Peter101 antwortete am 01.11.05 (17:57):

Da tickt eine Gelduhr, hörbar. Wenn Geld Schulden sind. Dann Schulden wir Gott Geld, oder auch nicht.

Internet-Tipp: https://www.perlentaucher.de/buch/13355.html


 Lissi antwortete am 02.11.05 (12:36):

eine faire entscheidung fände ich- die einkommensteuer für selbständige sofort abzuschaffen-. Ich finde nichts faires daran, wer produziert,soll dafür bestraft werden!


 rolf antwortete am 02.11.05 (14:08):

Lissi,
was ist z. B. der Unterschied zwischen einem selbständig arbeitenden Buchhalter und einem angestellten?
Nach deinem Modell zahlt der eine Einkommensteuer, der andere nicht.


 Lissi antwortete am 02.11.05 (15:06):

ich bin generell bei jedem gegen einkommensteuer,mir kommt diese aktivität nach bestrafung von leistungen die erbracht wurden/werden nach.


 rolf antwortete am 02.11.05 (17:26):

Mit dem gleichen Argument kann man auch die Abschaffung der Verbrauchssteuern fordern:
Der Verbrauch fördert die Nachfrage und schafft Arbeitsplätze, das darf doch nicht bestraft werden.


 Lissi antwortete am 02.11.05 (18:17):

optimal wäre für mich,
hohe Staatseinnahmen durch tendenziell niedrige Steuern zu erreichen.Ich käme mir sodann nicht mehr wie eine ausgequetschte Zitrone vor, dem mühsam erarbeitetem nicht mehr beraubt.


 Ziesemann antwortete am 04.11.05 (11:03):

Die Diskussion ist in eine Steuerdebatte abgedriftet. - Das wäre ein neues Thema.
Zum Abschluss nur so viel: Die Einkommensteuer gilt in der Finanzwissenschaft als die "Königin der Steuer", weil sie als einzige Einkommenshöhe und Belastungen berücksichtigt. Dagegen sind alle Verbrauchssteuern, also auch die MWSt, im Grunde Kopfsteuern. ´Die arme Mutter eines Säuglings muss z.B. je Kilo Zucker dieselbe Steuerlast tragen wie ein reicher kinderloser Single. Sie ist also im höchsten Maße unsozial und damit ungerecht.


 schorsch antwortete am 04.11.05 (17:50):

Ziesemann, du magst Recht haben mit deiner Bemerkung von der Königin. Nun gibts aber dummerweise eine ganze Menge solcher Mitmenschen, die zwar kein Einkommen, aber riesige Vermögen (geerbt) haben, von denen sie in Saus und Braus leben können, ohne auch nur einen € Steuern bezahlen zu müssen - absolut legal.


 Peter101 antwortete am 05.11.05 (22:44):

Dazu noch kurz:

Internet-Tipp: https://www.spatzseite.de/