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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   "Recht und Ordnung" heißt sein Motto

 11 Antwort(en).

Medea. begann die Diskussion am 24.10.05 (16:32) :

Lech Kaczynski, 56, Oberbürgermeister von Warschau, ist der Wahlsieger bei der polnischen Präsidentenwahl. Er gilt als national-konservativ, nicht als besonderer Freund der Deutschen, der Russen und der Europäischen Union - ich bin gespannt auf den künftigen politischen Kurs der Polen.


 Tobias antwortete am 24.10.05 (17:25):

Dazu passt folgender Artikel von Peter Nowak.

Die Meinung von Rechtsruck in Polen

Peter Nowak 24.10.2005
Lech Kaczynski von der rechten Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) ist neuer polnischer Präsident
Wieder einmal gehören die Demoskopen zu den Verlierern. In allen Umfragen lag vor der zweiten Runde der polnischen Präsidentenwahlen der liberalkonservative [extern] Donald Tusk vor dem nationalkonservativen [extern] Lech Kaczynski leicht in Führung. Andere prognostizierten ein Kopf- an Kopf-Rennen zwischen den beiden Kandidaten aus dem rechten Parteienspektrum. Doch nun hat Kaczynski mit 54,47 Prozent gegenüber Donald Tusk mit nur 45,53 Prozent die Wahlen klar [extern] gewonnen.

Internet-Tipp: https://www.heise.de/tp/


 schulle antwortete am 24.10.05 (17:58):

Medea.,

ich bin nicht sehr gespannt, was uns von polnischer Seite erwartet, denn der neue Präsident hat schon mal auf Wiedergutmachung gepocht.


 Literaturfreund antwortete am 25.10.05 (12:15):

Die Polen haben einiges Recht - gegenüber den angekündigten Merkelismen (mit Vertreibungszentrum und pseudo-christlichen Rechthabereien und wirtschaftlichem Druck; die blöd-miefigen Gegenreaktionen sind üblich.)

Informationen: Der gefährliche Präsident

KOMMENTAR VON GABRIELE LESSER

Lech Kaczynski markiert gern den starken Mann. Vielleicht weil er glaubt, Polen sei in der Geschichte zu oft zu kurz gekommen. Also muss er insbesondere gegen die historischen Feinde Polens wettern, gegen Deutschland und Russland. Den starken Mann gegen die Bösen von einst zu markieren kommt bei den meisten Polen gut an. Weder Deutsche noch Russen sind in Polen übermäßig beliebt.

Aber - der künftige Präsident Polens ist auch Jurist. So fordert er die Todesstrafe, wohl wissend, dass er sie nicht einführen kann. Zuvor nämlich müsste die Regierung einige internationale Verträge kündigen, was in Polen niemand vorhat. Auch Kaczynski nicht. Aber die Polen hören es gerne. "Todesstrafe" - das klingt hart und gerecht. So will Kaczynski von seinen Landsleuten wahrgenommen werden.

Kaczynski ist zwar ein Populist, aber viel zu klug, um nicht zu wissen, dass in den Außenbeziehungen viel leichter etwas zerstört als wieder aufgebaut werden kann. Seine Forderung nach Kriegsreparationen durch die Deutschen ist fast so alt wie die nach der Todesstrafe. Denn auch das Präsentieren einer "offenen Rechnung" kommt bei den meisten Polen gut an. Das Trauma des Warschauer Aufstands 1944 mit seinen 200.000 Toten und der anschließenden Sprengung der Stadt durch die Nazis ist bis heute nicht überwunden. Die Rechnung in Höhe von 54 Milliarden Euro wird er den Deutschen wahrscheinlich nie präsentieren. Aber zur Drohung eignet sich die Reparationsforderung allemal. Die künftige Außenpolitik Kaczynskis ist kaum abzuschätzen - es wird aufschlussreich sein, welche Berater er um sich schart.

Gefährlich ist der neue Präsident allerdings für die Lage in Polen. In der angekündigten "moralischen Revolution" sollen Köpfe rollen, die "Wahrheits- und Gerechtigkeitskommission" soll alle bisherigen Privatisierungen erneut durchleuchten. Frühere Kommunisten sollen endgültig aus dem öffentlichen Leben entfernt, Verbrecher härter bestraft werden. für die große Abrechnung müssen in Polen Sondergerichte und neue Gefängnisse entstehen. Auf seine Wähler wirkt auch dies: hart und gerecht. Angenehmer oder sicherer wird das Leben in Polen künftig mit Sicherheit nicht."

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/IsEn0rHgf


 Medea. antwortete am 26.10.05 (08:57):

Nun ist Lech Kaczynski neuer Staatspräsident der Polen und wird natürlich erst einmal von allen Seiten beäugt, ob er seinen markigen Worten auch Taten folgen läßt. Demnach drohen nicht nur dem deutsch-polnischen Verhältnis schwierige Zeiten, auch Moskau soll sie zu spüren bekommen. Ein besonderer Dorn im Auge ist ihm das geplante Vertriebenen-Zentrum und die Entschädigungsklagen der 'Preußischen Treuhand', da will er Stärke demonstrieren. Er möchte Polen mehr Gewicht in Europa verschaffen, aber drängt er damit nicht vielmehr sein Land in eine politische Außenseiterrolle? Bisher gibt er sich als Europaskeptiker und Nationalist. Mal sehen, was für einen Beraterstab er um sich sammelt.


 schorsch antwortete am 26.10.05 (10:48):

Sie kommen und sie gehen.....


 dutchweepee antwortete am 26.10.05 (14:34):

warum beunruhigt mich eigentlich, daß die zwillinge kaczynski nun das land in der hand haben? wo in europa gibt´s denn noch so einen "katholischen familienbetrieb"?

.


 schorsch antwortete am 26.10.05 (17:48):

Wer von "Recht und Ordnung" spricht, meint meistens "Denen werden wir mal zeigen, wer der Herr im Hause ist"!


 Medea. antwortete am 27.10.05 (07:08):

Es sieht tatsächlich so aus, aus wolle Lech Kaczinsky
das tun. Er ließ von einer Expertenkommission die Höhe der Schäden berechnen, die 1944 bei der Zerstörung Warschaus durch die Wehrmacht entstanden sind. Sollten nun deutsche Vertriebene auf ihren Entschädigungsforderungen gegenüber Polen bestehen, will er diese Rechnung der Regierung in Berlin präsentieren.
Innenpolitisch genießt der ehemalige Generalstaatsanwalt
den Ruf eines Saubermanns. Im Sommer verbot er eine Schwulenparade, denn so eine paßte nicht in das Weltbild des streng katholischen Kaczinsky. Die Gefängnisse füllten sich während seiner Amtszeit mit Verbrechern und mit seinen Law- und Order-Reden wurde er schnell zu einem beliebten
Politiker.


 Medea. antwortete am 29.10.05 (09:09):

In Polen zeichnen sich ziemliche politische Turbulenzen ab, der Rechtsruck machts möglich. Da will Andrzej Lepper, Führer der "Selbstverteidigungspartei", die zehn reichsten Männer Polens ins Gefängnis bringen und die Preise wieder staatlich festsetzen, die "Liga polnischer Familien" hetzt offen gegen Juden und Ausländer und gegen die Freimaurer, der künftige polnische Präsident Lech Kaczinsky will über die Einführung des Euro in Polen ein Referendum abhalten lassen, obwohl sich Polen mit der Unterzeichnung des EU-Beitrittsvertrags auch zur Einführung des Euros verpflichtete. Entfernt sich Polen immer mehr von Europa?


 dutchweepee antwortete am 30.10.05 (01:32):

wisst ihr eigentlich, was die polnische nationalhymne besingt?

NOCH IST POLEN NICHT VERLOREN!

.


 seewolf antwortete am 30.10.05 (02:16):

Ist es ja auch nicht - Europa hält es fest und über Wasser :-)