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THEMA: Folteropfer erhalten eine Stimme
30 Antwort(en).
mart
begann die Diskussion am 24.09.05 (14:00) :
Dieser Thread dient - natürlich - nur dazu, vom brennenden Irak, und dessen Folteropfer abzulenken.
(für die, die das noch nicht wissen, ich bin eine CIA-Agentin. *g*)
Er könnte aber auch dazu dienen nachzudenken - über diverse Fragen, die die arabische Welt betreffen ....
Internet-Tipp: /seniorentreff/de/tl0YZAjxz
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mart
antwortete am 24.09.05 (14:06):
oh, je
Auch Marokko hat Erdölvorkommen --- also ist dieser Thread auch dafür da, Stimmung für einen neuen Erdölkrieg zu machen:-(
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Wolfgang
antwortete am 24.09.05 (14:07):
Fuer Folteropfer ist Human Rights Watch (HRW) eine Stimme. Mitarbeiter dieser Organisation beschuldigen jetzt Soldaten der U.S. amerikanischen 82nd Airborne Division der Folter:
Spiegel Online - 24.09.2005 GEFANGENE IM IRAK Misshandlungsvorwuerfe gegen US-Elitetruppe Die 82. Luftlandedivision gehoert zum Besten, was das US-Militaer zu bieten hat. Jetzt erhebt die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch schwere Vorwuerfe gegen die Elitetruppe. In einem Lager bei Falludscha sollen GIs irakische Gefangene schwer misshandelt haben. https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,376393,00.html
hrw.org - September 2005 Vol. 17, No. 3(G) Leadership Failure Firsthand Accounts of Torture of Iraqi Detainees by the U.S. Army’s 82nd Airborne Division https://hrw.org/reports/2005/us0905/
Internet-Tipp: https://hrw.org/reports/2005/us0905/
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mart
antwortete am 24.09.05 (14:10):
Wolfgang, willst du von Folteropfern in Marokko ablenken?
Verdienen diese nicht, auch eine Stimme zu bekommen und dazu einige der Tränen, die in der Welt fließen?
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Wolfgang
antwortete am 24.09.05 (14:54):
Das Thema heisst: Folteropfer erhalten eine Stimme. Von marokkanischen Folteropfern will ich nicht ablenken. Auf die US-amerikanischen Folteropfer will ich hinweisen. Einen Zusammenhang gibt es: Die marokkanischen Herrschenden sind beste Verbuendete der BUSH-Krieger. Sie gelten als 'unsere' Schurken. Der versammelte Westen unterstuetzt diese Schurken. Die BUSH-Krieger lassen sogar Gefangene dort foltern, damit sie selbst nicht mit ihren eigenen Gesetzen in Konflikt geraten.
Im Krieg ums Oel sind nicht nur die BUSH-Krieger die Boesewichte (obwohl sie aus vielerlei Gruenden Hauptzielscheibe unserer Kritik sein muessen). Im Krieg ums Oel foltern viele... Von den BUSH-Kriegern angefangen, ueber ihre marokkanischen, algerischen. aegyptischen, jordanischen (die Liste ist nicht vollstaendig) Verbuendeten, 'unsere' Schurken, bis hin zu den Putin- und Sharon-Kriegern.
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mart
antwortete am 24.09.05 (15:24):
Schön, daß du nun herausgefunden hast, die Bush-Krieger seien an den Folterungen in Marokko schuld.
Und ebenso an den Folterungen in Algerien, in Ägypten, in Jordan, in Rußland und in Israel.
Dann haben wir ja das Übel beim Namen, den Satan beim Haarschöpfel gefaßt.
Ohne Bushkrieger und ohne Israel würden also eitel Wonne herrschen, keine Folterungen, keine Menschenrechtsverletzungen, gerechte diktatorische System würden wie weiland herrschen. Der Reichtum aus dem Öl würde allen Menschen der arabischen Nation zugutekommen.
Ein wunderbares Bild des Paradieses also!
Kein Wunder, daß für die Vernichtung dieses Satans auf der Welt alle guten Menschen kämpfen.
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mart
antwortete am 24.09.05 (15:27):
Und der weitere Gedanke wäre:
Was, wenn weiterhin Millionen Menschen leiden --- Wer wird dann Schuld tragen?
Aber auch hier bin ich sicher, da findet sich dann schon jemand!
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Illona
antwortete am 24.09.05 (15:46):
Menschen leiden weltweit , auch diese hier Gruß Illona
Internet-Tipp: https://www.tdh.de/medien/2_2005/berlin.htm
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Marina
antwortete am 24.09.05 (16:33):
Wollen wir jetzt die Folteropfer gegeneinander aufrechnen? Folter ist immer etwas Furchtbares, weil sie das Ziel hat, einen Menschen zu zerbrechen, ihn nicht nur körperlich, sondern auch seelisch zu zerstören und ihm seine Würde zu nehmen. Laut amnesty international wurden in den vergangenen Monaten in über 130 Ländern Menschen gefoltert und misshandelt. Im Allgemeinen handelt es sich dabei um Staaten, die nicht demokratisch und keine Rechtsstaaten sind. Das Schlimme und Neue ist, dass sich mit den USA jetzt ein Rechtsstaat unter den Folterstaaten befindet, und zwar einer, der behauptet, andere Länder mit Demokratie und Menschenrechten beglücken zu wollen, und wenn sie nicht hören wollen, dann mit Gewalt. Wie kann man andere Länder von Demokratie und Menschenrechten überzeugen wollen, indem man sie selber nicht anwendet, sondern mit Füßen tritt? Gibt es dafür noch Rechtfertigungen? Hier der Auszug aus einem Artikel von amnesty international
„Zu keiner Zeit, an keinem Ort Warum wir heute über Folter in Rechtsstaaten sprechen müssen. Von Sylvia Hellwig
[. . . ]
Abu Ghraib ist einer der großen Menschenrechtsskandale der jüngsten Zeit. Der Skandal ist deswegen so groß, weil es ein Rechtsstaat ist, der hier foltern lässt – im Irak, in Afghanistan, in Pakistan. Und der Skandal wird täglich größer, weil sich die US-Regierung weiterhin weigert, die Verhörpraktiken im »Krieg gegen den Terror« unabhängig untersuchen zu lassen. Die Folgen: Anfang Mai dieses Jahres sprach das US-Militär gegen einen der damaligen Kommandierenden des Gefängnisses eine Rüge aus und verhängte eine Geldstrafe von 8.000 Dollar. Ein strafrechtliches Verfahren wurde nicht eingeleitet.“
Internet-Tipp: /seniorentreff/de/muk3a9Zg9
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Marina
antwortete am 24.09.05 (16:41):
Hier noch ein Artikel von ai zu Guantanamo mit weiteren Links und einem vorgefertigten Protestbrief:
"Guantánamo schließen – Die Wahrheit offen legen
Auf der US Militärbasis Guantánamo Bay auf Kuba sind weiterhin über 500 Menschen in Haft, ohne Anklage, ohne Aussicht auf ein faires Gerichtsverfahren - und ohne Garantie gegen Folter oder unmenschliche Behandlung. Guantánamo ist aber nur die Spitze des Eisberges. Im Namen des „Krieges gegen den Terror“ hält die US-Regierung in weiteren Haftzentren im Irak, in Afghanistan und anderswo eine unbekannte Zahl von Menschen gefangen – ohne Anklage oder ein ordentliches Gerichtsverfahren. Damit verstoßen die USA gegen die Genfer Konventionen und andere von ihnen selbst ratifizierte völkerrechtliche Verträge. Die Haftbedingungen in Guantánamo
Die Bedingungen, unter denen die Häftlinge festgehalten werden, sind grausam, unmenschlich und entwürdigend. Es gibt viele Hinweise darauf, dass Häftlinge in Guantánamo – sowie in Afghanistan, im Irak und anderswo – von US-Militärs gefoltert wurden und werden. Die Mehrzahl der Häftlinge ist bis zu 24 Stunden am Tag in kleinen Zellen in den Hochsicherheitstrakten untergebracht.
Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK), das mehrmals Delegationen nach Guantánamo entsandt hat, wies in einer öffentlichen Stellungnahme im Januar 2005 auf die besorgniserregende Verschlechterung der psychischen Gesundheit der Gefangenen hin.
Zuletzt beschrieben sogar FBI-Mitarbeiter, die selbst an Verhören beteiligt waren, die grausame Behandlung der Häftlinge. Die Gefangenen seien stundenlang bei extremen Temperaturen mit Händen und Füßen an den Boden gekettet worden. Außerdem seien sie extrem lauter Musik und grellem blitzenden Licht ausgesetzt sowie mit Hunden bedroht worden. Die USA handeln gegen ihre eigenen Werte Indem die USA das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit in Guantánamo und anderen Haftzentren vollständig missachten, schaden sie den Werten, die sie selbst hochhalten. Gleichzeitig senden sie damit ein fatales Signal an autoritäre Regierungen weltweit, die den „Krieg gegen den Terror“ als Legitimation für Menschenrechtsverletzungen anführen."
Internet-Tipp: /seniorentreff/de/naF8OvUIh
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mart
antwortete am 24.09.05 (17:32):
Lach,
Wer rechnet hier auf, frage ich mich?
für mich glaubwürdig ist das Engagement und die Ehrlichkeit von Protestbriefen für Guantanamo nur dann, wenn ebensolche Kampagnen für andere Folteropfer gestartet werden, z.B. wie die in Marokko.
Es gibt keine Folteropfer, die durch die Stellung ihrer Folterer privilegiert sind.
Gab es von deiner Seite, Marina, Protestbriefe gegen Saddams Foltereien?
Ansonsten ist das eben das wiederaufgewärmte Lied von "Ami raus". Schon unangenehm, wenn die Amis Europa zweimal befreien mußten - das werden wir denen niemals vergessen.
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BarbaraH
antwortete am 24.09.05 (18:40):
Immerhin lässt Mohammed VI. von Marokko diese kritische Stimme im TV zu, hat behutsam Reformen eingeleitet und seit dem vergangenem Jahr in einigen Schulen des Landes sogar Tamazight lehren lassen, die lange unterdrückte Sprache der berberischen Bevölkerungsmehrheit. Das empfinde ich als beachtenswert, denn schließlich distanziert er sich damit von der von Großvater und Vater ausgeübten Macht. Hier geht es um eine Monarchie, die offenbar einen Reformprozess hin zu mehr Bürgerrechten eingeläutet hat.
Die Bush-Krieger haben ebenfalls einen Reformprozess eingeläutet. Sie bauen im eigenen Land Bürgerrechte mehr und mehr ab, überfallen fremde Nationen mit Angriffskriegen und setzten weltweit anerkannte Gesetze für sich außer Kraft, z.B. Vorschriften der Genfer Konvention, wie mit Kriegsgefangenen umzugehen ist.
Wenn eine Monarchie die eigenen Bürger unterdrückt und foltert, ist das schlimm. Wenn die global stärkste Militärmacht weltweit foltern lässt, hat das jedoch ganz andere, nämlich globale, Auswirkungen: Krieg und Folter, Morden und Rauben sind wieder zu praktizierten Mitteln geworden. Amerika hat eine Vorbildfunktion, und die führt sie jämmerlich und global verheerend aus.
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Marina
antwortete am 24.09.05 (18:41):
Keine Sorge, mart, es gibt genauso die Petitionen zu Marokko und vielen anderen Folterstaaten. Nur dass im Gegensatz zu den USA Marokko nicht den Anspruch erhebt, ein demokratischer Rechtsstaat zu sein. Hier also wunschgemäß ein Auszu zu Marokko.
Systematische Folter in Marokko Neuer ai-Bericht über systematische Folter in marokkanischem Haftzentrum Témara / Regierung Marokkos leugnet Vorwürfe / UN-Kommission hat Vorwürfe bestätigt / Auch die Bundesregierung muss endlich Zusatzprotokoll UN-Anti-Folter-Konvention unterzeichnen Berlin, 24. Juni 2004 - Systematische Folter, Misshandlungen, Haft ohne Kontakt zu Anwälten oder zur Familie über Monate, Todesurteile nach unfairen Verfahren – dies ist der Alltag Hunderter von Häftlingen im Témara-Haftzentrum nahe der marokkanischen Hauptstadt Rabat. Anlässlich des UN-Tags zur Unterstützung von Folteropfern (26. Juni) hat amnesty international (ai) dazu heute einen Bericht veröffentlicht. Der Bericht belegt, wie Gefangene in Handschellen und mit verbundenen Augen verhört und geschlagen wurden. „Die Folterer drohten den Inhaftierten, sie würden ihre weiblichen Verwandten vergewaltigen“, sagte die Marokko-Expertin von ai, Ange-Marie Pioerron. „Einige mussten sich nackt ausziehen und wurden in schmerzhafter Position an der Decke aufgehängt.“
Internet-Tipp: /seniorentreff/de/pa8QnQxrO
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Marina
antwortete am 24.09.05 (18:58):
Wenn ich doch nur mal verstehen würde, warum es jemanden stört, wenn man die Verletzung der Menschenrechte eines Staates anprangert, der sich als demokratischer Rechtsstaat ausgibt und die Menschenrechte auf das Schwerste verletzt. Welche psychologische Mechanismen stecken dahinter? Will man sein gutes Bild nicht trüben lassen? Darf man solche widerlichen Verbrechen nur von den Ländern anprangen, die sowieso dafür berühmt und berüchtigt sind, die der westlichen Demokratien aber nicht, damit ihnen ihr Saubermann-Gewand erhalten bleiben kann? Wenn wir diese Praktiken nicht anprangern, unterstützen wir diese sie und entziehen den Opfern unsere Solidarität. So etwas kann nur gestoppt werden, wenn wir solidarisch mit den Opfern sind und Proteste bei den betroffenen Ländern einlegen. Und dazu sollten eben nicht nur die schon immer dafür bekannten Terrorstaaten, sondern auch die der angeblich demokratischen westlichen Staaten gehören. Menschenrechte sind unteilbar.
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mart
antwortete am 24.09.05 (19:46):
Marina,
Meine Antwort darauf ist kurz und bündig.
Bis jetzt habe ich im St. (fast) keine Erwähnung, Besprechung oder Verurteilung von Folterungen in anderen Ländern außer USA, England, Israel gelesen - Dadurch wird ein verzerrtes Bild erzeugt, das mir durchaus erwünscht zu sein scheint.
Es hat einfach Methode - ....., die Logik ist klar. Je öfter die USA als Folterstaat erwähnt werden, desto unerheblicher und noch verschwiegener werden die Folterungen in anderen Ländern. Das geht so weit, daß diese Staaten als sogar als Vorbilder hingestellt werden, wie zum Beispiel Kuba. Wie es in Venezuela steht, wird sich noch herausstellen; im Augenblick wird aber der unabhängige Journalismus sehr stark behindert. Putin wird sogar als wahrer Demokrat hingestellt - Wenn dadurch ein schiefes Licht auf das Engagement der Gutmenschen geworfen wird, liegt es in ihrem Bereich, diese möglicherweise falsche Wahrnehmung richtigzustellen.
Wenn du aber von mir eine eindeutige Feststellung wünscht:
Ich verurteile jede Folterung in jedem Land dieser Welt, wovon wir aber sicherlich nur einen Bruchteil erfahren.
Ich denke niemand hier wird Folterungen in Iraks alten Folterkammern entschuldigen oder billigen.
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BarbaraH
antwortete am 24.09.05 (20:54):
Es ist richtig, Folteropfern welcher Staaten auch immer eine Stimme zu geben:
>>Die Bilder von amerikanischen Soldaten, die die Gefangenen im Abu Ghraib-Gefängnis im Irak gefoltert haben, haben die Welt erschüttert. Dem palästinensischen Volk jedoch sind diese Bilder von Personen mit über den Kopf gestülptem Sack oder nackt keine Überraschung. Denn Zehntausenden von Palästinensern, die in israelischen Gefängnissen waren, kommen mit diesen Bildern die Erinnerungen an die eigene Folter wieder zurück. In vielen Fällen weist die Behandlung der Irakis in Abu Ghraib eine auffallende Ähnlichkeit zu den israelischen Foltermethoden auf. Beschuldigungen gehen nun durch die Weltpresse, dass israelische Geheimdienstleute tatsächlich beim Training privater (unter Vertrag stehender) US-Sicherheitsleute, die in den Irak gesandt wurden, beteiligt waren.
Egal, ob dies stimmt oder nicht, die Welt muss zur Kenntnis nehmen, dass Folter in Israel an der Tagesordnung ist.<<
Quelle: ZNet Deutschland 07.06.2004 Israels Anwendung von Folter muss auch enthüllt werden von Mustafa Barghouthi
Internet-Tipp: https://www.zmag.de/artikel.php?id=1145
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BarbaraH
antwortete am 24.09.05 (20:59):
>>Jahresbericht 2004 von amnesty international
ai: Widerstand gegen Angriffe auf Grundwerte leisten!
Regierungen relativieren Völker- und Menschenrechtsstandards / Selbst Folter ist in Rechtsstaaten kein Tabu mehr / Schwerste Menschenrechtsverletzungen durch bewaffnete Gruppen 2003 kaum wahrgenommen / Zivilbevölkerung, insbesondere Frauen sind Hauptleidtragende / für Deutschland unabhängige Kontrollstelle für Missbrauch von Polizeigewalt gefordert
Berlin, 26. Mai 2004 - „Das Handeln von Regierungen im Namen einer einseitigen Sicherheitsstrategie gerät zunehmend zur Kriegserklärung an menschen- und völkerrechtliche Grundwerte.“<< (Barbara Lochbihler, Generalsekretärin der deutschen Sektion von amnesty international)
Quelle: AG Friedensforschung an der Uni Kassel "Selbst Folter ist in Rechtsstaaten kein Tabu mehr"
Internet-Tipp: https://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Menschenrechte/ai-jb-2004.html
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Marina
antwortete am 24.09.05 (22:08):
mart, du schreibst: "Ich verurteile jede Folterung in jedem Land dieser Welt". Ich auch. Auf dieser Basis können wir uns treffen. Und dass du im ST "(fast) keine Erwähnung, Besprechung oder Verurteilung von Folterungen in anderen Ländern außer USA, England, Israel gelesen" hast, kann damit zusammenhängen, dass diese westlichen Staaten uns einfach näher sind und, wenn ich mal von meiner Person ausgehe, mich dadurch umso mehr berühren und entsetzen, weil sie sich als demokratische Rechtsstaaten ausgeben, von denen ich so etwas einfach nicht erwarte. Dass Marokko, Tunesien, Kuba etc. Unrechtsstaaten sind, ist mir klar, von denen erwarte ich nicht den Menschenrechtsstandard demokratischer Rechtsstaaten. An diese lege ich einen anderen Maßstab an als an diktatorische Unrechtsstaaten, und deshalb bin ich total entsetzt über die Foltergefängnisse, die die USA unterhalten. Das ist der Staat, der uns immer Vorbild war und jetzt seine eigenen Ideale verrät und laufend gegen völkerrechtliche Bestimmungen verstößt. Findest du das richtig? Entsetzt dich das nicht auch?
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hugo1
antwortete am 24.09.05 (22:52):
Das ist der Staat, der uns immer Vorbild war und jetzt seine eigenen Ideale verrät und laufend gegen völkerrechtliche Bestimmungen verstößt. Findest du das richtig? Entsetzt dich das nicht auch? geht zwar nicht an mich diese Frage -Marina- bringt mich aber auf eine ,vielleicht abwegige Idee. Was wäre wenn, diese Frage an Bush ging und/oder einen/eine Ihm sehr zugetane Person ? Welche Antworten könnt man da erwarten ? Vielleicht u.a. folgendes. Da wir Amerikaner ja keine Menschen in unseren Gewahrsam bringen z.B. in Guantanamo, sondern Terroristen, Al-kaida mitglieder, also nur Abschaum ,, ja natürlich hin und wieder mal aus Versehen ein paar zufällig Dazwischengeratene, hm naja zumindest vorerst Verdächtige, das sollte uns doch niemand ankreiden sondern unserer gewissenhaften Art des Umganges mit solchen Objekten zubilligen. Daraus folgt, das wir gar keine Menschen foltern sondern schlicht und einfach Terroristen in unserer ureigensten Form befragen, dafür sorgen das sie uns an ihren geheimen Plänen teilhaft werden lassen, sie aufmunternd in die Lage versetzt werden jederzeit Gesprächsbereitschaft zu signalisieren usw. Nee, daran kann doch nix anstößiges sein, das ist doch patriotisches Gebahren zum Nutzen und Frommen unserer heilen Welt,,, Dazu hat sich doch die Genfer Konvention mit keinem Wort geäußert, oder steht da was von Nichtmenschen drin und wie man damit umgeht bzw. nicht umgeht ? Deshalb gibts für die auch keinen Rechtsstatus (was ist,n das überhaupt Recht ? ) Aber da wir Amerikaner bekannt sind für Erfindungen Fortschritt und Hightech usw. na da kann es doch auch niemanden wundern wenn wir uns auch um die Weltspitze bemühen bei Befragungsmodalitäten für Rechtlose,,, Nun würde natürlich ein Gegenspieler vom Bushfreund zu Worte kommen müssen, aber dem verschlägts die Sprache bei dem was er im Internet alles zu lesen bekommt wenn er das Suchwort Guantanamo und Folter eingibt.
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Marina
antwortete am 24.09.05 (23:31):
Gerade heute abend wieder in der Tagesschau:
"Neuer Bericht über Misshandlungen durch US-Armee
Im Irak haben einem Bericht zufolge auch Angehörige einer berühmten Armeeeinheit Gefangene gedemütigt, misshandelt und gequält. Soldaten der angesehenen 82. US-Fallschirmdivision hätten irakische Häftlinge extremer Hitze oder Kälte ausgesetzt, ihnen nichts zu essen und zu trinken gegeben, sie nicht schlafen lassen, sie zu menschlichen Pyramiden aufgeschichtet oder sie mit Baseball-Schlägern verprügelt, berichtete die in New York ansässige Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW). Die Organisatiuon beruft sich auf US-Militärangehörige. Die Misshandlungen der Gefangenen habe teilweise einfach dazu gedient, bei den Soldaten "Stress abzubauen", hieß es in dem HRW-Bericht.
"Es war eine Art Sport" "Jeder im Lager hat gewusst, dass man nur in ein Gefangenen-Zelt gehen musste, wenn man seinen Frust loswerden wollte", berichtete ein Unteroffizier. "Es war eine Art Sport." Einer seiner Kameraden habe sich von einem Häftling einen Baseballschläger aus Metall geben lassen; dann habe er ihm befohlen, sich vornüber zu beugen und ihm das Bein mit dem Schläger gebrochen. "Solange es keine Toten gegeben hat, ist das eben vorgekommen", berichtete ein weiterer Unteroffizier. Ein Hauptmann habe 17 Monate lang wiederholt versucht, die Misshandlungen an höhere Stellen zu melden, hieß es in dem Bericht weiter. Die Meldungen seien dort aber nicht zur Kenntnis genommen worden. Vielmehr sei der Offizier ermahnt worden, an seine Karriere zu denken. Ein Armeesprecher sagte, eine interne Ermittlung sei eingeleitet. HRW: Selbst gut ausgebildete Soldaten misshandeln Die von HRW zitierten Misshandlungsfälle bezogen sich auf den Zeitraum von September 2003 bis April vergangenen Jahres. "Die Schilderungen legen nahe, dass die Misshandlung von Gefangenen durch das US-Militär sogar noch weiter verbreitet ist als bislang zugegeben wurde, selbst unter Soldaten, die zu den bestausgebildeten, meistausgezeichneten und hochgeachteten Einheiten der Armee gehören", stellte HRW fest."
Internet-Tipp: /seniorentreff/de/5VkkIeGvC
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Karl
antwortete am 25.09.05 (09:15):
Folteropfern wird es relativ egal sein, wer sie foltert. Folter wird nicht besser, ob sie in einem ökonomischen oder (nur) moralischen Entwicklungsland stattfindet.
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schorsch
antwortete am 25.09.05 (09:58):
Die Folterer schätzen die Weltöffentlichkeit so ein: Wenn die genug gelesen, gesehen und gehört haben, stumpfen sie ab und wollen nicht mehr lesen, sehen und hören.....
...und falls nicht: Meinen Orden habe ich auf sicher!
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Agnes
antwortete am 25.09.05 (10:33):
Diese endlosen Folterberichte foltern mich :-(
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Wolfgang
antwortete am 25.09.05 (10:53):
"Folteropfern wird es relativ egal sein, wer sie foltert." (Karl) - Dieser ewige Versuch des Ablenkens von den Ursachen fuer Mord, Totschlag, Folter und Raub ! Die naechste Stufe des Ablenkversuchs ist, der Mensch sei eben so.
Nein, egal ist es auch den Folteropfern nicht, wer sie foltert. Schon gar nicht egal sollte es denjenigen sein, die wissen wollen, warum gefoltert wird. Da ist festzuhalten: Die allermeisten der aktuellen Folteropfer werden in unserem Namen gefoltert... Im Namen des Westens... Garniert mit Worten a la 'Menschenrechte', 'Demokratie', 'Frieden', 'Fortschritt' - Worte, die mittlerweile voellig diskreditiert und wichtiger Teil der haesslichen Oelfratze geworden sind.
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Karl
antwortete am 25.09.05 (11:07):
Mein Text war auf den Eröffnungsbeitrag gemünzt, aber das nur nebenbei. Hauptsache mal wieder einen Tritt ausgeteilt, Wolfgang?
@ Agnes,
es ist gut zu lesen, dass du so empfindest. Diese Berichte sollten uns alle unter die Haut gehen. Deshalb ist der Titel dieses Threads auch wichtig, allerdings liest sich der Eröffnungsbeitrag von mart natürlich ganz anders. Ihr scheint es weniger um die Folteropfer zu gehen als darum, ST-interne Schelte zu verteilen.
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Marina
antwortete am 25.09.05 (11:31):
Natürlich ist es den Folteropfern relativ egal, wer sie foltert. Karl wollte damit ausdrücken, dass bei Folter nicht mit zweierlei Maß gemessen werden darf, auch eine Aussage von amnesty international. Und für Agnes, das heißt, nicht nur für sie, sondern für alle habe ich einen ganz besonders guten Artikel zu dem Thema von Roger Willemsen unter dem Titel: „Sich abwenden ist Teil der Folter" Ich empfehle unbedingt, ihn ganz zu lesen.
Hier nur ein Auszug: "Der Fernsehmoderator und Autor Roger Willemsen, 45, ist Botschafter von amnesty international. für das ai-JOURNAL hat er sich Gedanken zum Thema Folter und der Rolle der Öffentlichkeit gemacht.
Es kann Ihnen egal sein: Die Luft, die Sie atmen, riecht nicht nach Blut und Exkrementen, Sie hören nicht das Gellen von Schmerzens-, von Todes-Schreien, Sie müssen nicht sehen, wie den Gefolterten über der Flamme das Fett aus den Füßen tropft, wie sich die Tränenflüssigkeit blutrot färbt, wie das Fleisch der Genitalien unter Elektrostößen schmilzt. Sie erinnern sich zwar, wenn die Bilder nur drastisch genug sind, vage an die Tatsache, dass irgendwo irgendwelche Regime irgendwelche Regimegegner unter Aufwendung irgendwelcher Argumente zu Tode foltern, aber all das ist diffus, hat kein Gesicht, gehört irgendwie zur ethnischen Besonderheit bestimmter Länder und liegt irgendwo außerhalb der Zeit. Aber es geschieht jetzt, während Sie dies lesen, es geschieht hier, weil Sie gleich zur Tagesordnung übergehen werden, es geschieht immer, weil Sie sich im selben Augenblick abwenden, während die Folterer sich ihren Opfern zuwenden. Verstehen Sie: Ihr Abwenden ist Teil der Folter. Vor den Augen der Opfer erscheint dieser Gestus, mit dem alle Welt sich abwendet, als seien die Schreie noch nicht laut genug. Jeder Akt der Folter ist einer, den diese Weltöffentlichkeit nicht verhindert hat. Das muss sie sich eingestehen, und indem sie sich das eingesteht, bekennt sie auch, dass sie die Folter zwar nicht selbst gestattet, sie global aber zumindest toleriert. Als hätte der Schmerz eine Staatsangehörigkeit!"
Internet-Tipp: /seniorentreff/de/HEQcZ1YEQ
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Marina
antwortete am 25.09.05 (11:41):
für Wolfgang nochmal eine Wiederholunt des letzten Satzes: "Als hätte der Schmerz eine Staatsangehörigkeit!"
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mart
antwortete am 25.09.05 (11:46):
Hauptsache, du, Karl, hast wieder einmal einen Tritt ausgeteilt, in meine Richtung!
Interpretationen sind immer möglich und erlaubt; so, wie ich auch andere Beiträge interpretiere.
Da ich aber hier im ST. als Rassistin, als CIA-Agentin, als Zionistin, als Moslem-Basherin, als Bush-Fan, als Folterverteidiger bezeichnet wurde, muß ich doch meinem Ruf gerecht werden. (Welches Smiley ist hier richtig? Ich versuche es sicherheitshalber mit beiden, also:):-( und :-)
Du hast natürlich recht, es geht mir nicht um die Folteropfer!
Du hast natürlich recht, es geht mir um St-interne Schelte!
Vielleicht, wenn ich Zeit und Lust habe, versuche ich mich an einer ehrlicheren Antwort. Im Augenblick sehe ich aber darin keinen Sinn; vor allem, weil von möglichen Interpretationen sicherlich die schlechtere von dir vorgenommen wird.
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Karl
antwortete am 25.09.05 (12:02):
@ mart,
nun, ich freue mich, sollte ich dich missverstanden haben. Wenn du allen Folteropfern eine Stimme geben willst, bin ich auf deiner Seite.
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mart
antwortete am 25.09.05 (12:03):
Danke!
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BarbaraH
antwortete am 25.09.05 (22:57):
Eine Stimme auch für Ojeda Rios, Führer der Organisation Macheteros (»Zuckerrohrschneider«), Puerto Rico, der heute aus zwei Hubschraubern heraus von FBI-Leuten erschossen wurde.
>>»Ojeda Rios wurde gezielt umgebracht«, erklärte der Präsident der Frente Socialista, Jorge Farinacci, auf der Demonstration. »Das war Absicht, um uns einzuschüchtern. Man will uns klarmachen: Ihr habt keinerlei Recht auf die Unabhängigkeit!«<<
Quelle: junge Welt vom 26.09.05 Gezielter Mordanschlag aus der Luft Legendärer Kämpfer für die Unabhängigkeit Puerto Ricos in seinem Versteck vom FBI erschossen von Jürgen Heiser
Internet-Tipp: https://www.jungewelt.de/2005/09-26/008.php
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