Zur Seniorentreff Homepage
Google
Web  ST 

Neues ChatPartnersuche (Parship)FreundeLesenReisen LebensbereicheHilfe


Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Katrina reinigte New Orleans vom Abschaum....

 27 Antwort(en).

BarbaraH begann die Diskussion am 18.09.05 (10:28) :

Diese Meinung vertritt u.a. der gut betuchte Immobilienmakler Finis Shellnut, der sich die Hände reibt ob der winkenden, lukrativen Geschäfte, die ihm Katrina beschert hat. Endlich ist die Stadt von dem ganzen kriminellen schwarzen Gesorks befreit, deren Behausungen aufgrund der Schäden nun abgerissen werden müssen. Die Villen der "Shellnuts" hingegen haben kaum etwas abbekommen. Das kann doch nur ein Zeichen von oben sein? Shellnut hat eine gallische Sage gefunden, in der "Katrina" symbolhaft für eine Reinigung steht, die nur die puren Elemente einer Gesellschaft zurücklasse. Das passt doch....

Unterstützung erhält Shellnut ausgerechnet vom schwarzen Bürgermeister Ray Nagin, der verspricht, den "Abschaum" nicht in die Stadt zurückkehren zu lassen: "Wir haben nach dem Sturm eine Stadt ohne Drogen und Gewalt, und unser Willen ist es, dies so beizubehalten." für Kriminelle kündigte er ein "bitteres Erwachen" an, wenn sie in die Stadt kämen, die sie nicht wieder erkennen würden. Dabei hatte der Demokrat noch vor ein paar Tagen versprochen, die von Bush versprochenen Milliarden für eine Verbesserung des Schulsystems und eine Angleichung der Chancen von Weißen und Schwarzen einsetzen zu wollen. Aber das ist eben schon ein paar Tage her.

Quelle: SPIEGEL ONLINE vom 18.09.2005
Weißer, reicher, besser?
Von Matthias Gebauer, New Orleans

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,375201,00.html


 Sophia2 antwortete am 18.09.05 (14:05):

Der Abschaum der Menschheit - wie hier und drüben - sitzen ganz oben!!!! Deren Namen niemand bekannt sind. Die, die man per Namen gehört hat, sind nur Versallen. Ich weiss, glaubt wieder Keiner!


 seewolf antwortete am 18.09.05 (14:21):

Schaum befindet sich immer an der Oberfläche jeder Materie. Begreift man die menschliche Gesellschaft als Flüssigkeit (Masse von Molekülen=Individuen), so muß ihr (Ab-)Schaum an der Oberfläche - also oben - schwimmen. Erzeugt wird der Schaum durch Bewegung der Flüssigkeit... Die Menschen schaffen und regeln ihre Bewegungen selber... - folglich auch ihren (Ab-)Schaum.


 mart antwortete am 18.09.05 (14:54):

Also, so ganz kann das auch nicht stimmen, - der Abschaum kann auch untersinken - siehe untergäriges Bier:-))

(Entschuldige BarbaraH diese wahrlich kritisierbare Abweichung vom Thema!)


 schorsch antwortete am 18.09.05 (20:19):

Mancher Schaum verdeckt eine üble Brühe.....


 Lissi antwortete am 18.09.05 (20:36):

Wenn den Menschen (allen) in New Orleans ein würdiges Dasein geboten werden kann für die Zukunft,keiner hätte Veranlassung in einen Abschaum zu gleiten.


 dutchweepee antwortete am 18.09.05 (21:03):

uuuuuups! SCHORSCH ...blos gut, daß du nicht "dunkle brühe" gesagt hast. aber dann hättest du dich wahrscheinlich absolut als rassist geoutet.

.


 angelottchen antwortete am 18.09.05 (21:05):

Lissi: warum sollte sich Kriminalität nur in "unwürdigen" Behausungen entwickeln?


 seewolf antwortete am 19.09.05 (01:27):

... richtig - angelottchen. Die würdigsten Behausungen haben oft genug die übelsten Krimis animiert.

Darum gucken ja so gern so viele Leute so tolle TV-Sendungen mit so edlen Outfits...


 schorsch antwortete am 19.09.05 (10:53):

dutchweepee, ich habe absichtlich keine Farbe genannt (:-)

Wenn gleich: Braun wird ja auch schon wieder gesellschaftsfähig.....

...zumindest in deutschen Landen!


 BarbaraH antwortete am 19.09.05 (16:34):

>>Am Tag 20 nach der Katastrophe schlafen Menschen noch immer im Freien oder in zerstörten Häusern. Bitterlich beklagen sich die lokalen Verantwortlichen im Radio, sie hätten zwar bisher viele Zusagen aber keine konkrete Hilfe bekommen. Immer wieder scheint es innerhalb der Fema erhebliche Kommunikationspannen zu geben, jede Entscheidung muss von oben abgesegnet werden. "Die rechte Hand weiß nicht, was die Linke tut", klagte einer der Community-Chefs, "jedes Mal hat man jemanden anderen am Telefon und fängt wieder von Null an." (...)

Der bittere Beigeschmack der Vetternwirtschaft, ebenfalls bekannt aus der Auftragsvergabe im Irak, ist ein weiterer Kritikpunkt an der Fema. US-Zeitungen berichten, die Behörde hätte die ersten millionenschweren Aufträge für den Wiederaufbau sehr schnell und mit einem "eingeschränkten Bieterverfahren" vergeben. Unter den Nutznießern sind interessanterweise wieder einmal die üblichen Verdächtigen, die auch im Irak ein gutes Geschäft machen. So bauen die als regierungsnah eingestuften Unternehmen Fluor Corporation oder Bechtel National für jeweils mindestens 100 Millionen Dollar Notunterkünfte.

Das Ausbleiben einer Ausschreibung wäre theoretisch noch mit der gebotenen Eile zu erklären. Allerdings sollen wie am Tigris auch an der US-Golfküste marktunübliche Konditionen inklusive garantierter Gewinne gelten, unabhängig von den wirklichen Kosten für die Unternehmen. Auch die Firma Halliburton, einst geleitet von dem heutigen Vize-Präsidenten Dick Cheney, soll bei der dubiosen Auftragsvergabe ganz weit oben auf der Liste stehen.<<

Quelle: SPIEGEL ONLINE vom 19.09.05
Die hilflose Hilfsorganisation
Aus New Orleans berichtet Matthias Gebauer

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/panorama/0,1518,375421,00.html


 Felix antwortete am 20.09.05 (00:22):

Ich habe grosse Mühe mit diesem Gedankengang.

- Diese Katastrophe ist sicher nicht den Unterprivilegierten anzulasten ... eher den rücksichtlosen Geldsäcken.
- Bei Menschen von "Abschaum" zu sprechen zeugt von einer niederen Gesinnung, wie zur Zeit des "unwerten Lebens"!
- Auf einer kürzlich publizierten Darstellung fliegt Bush im Helikopter über ertrinkende Farbige ... und in der Sprechblase steht: "Ich bete für euch, dass ihr im nächsten Leben wenigstens als Weisse auf die Welt kommt ...."
- Die Schweiz hat spontan tonnenweise Hilfsgüter für die leidende Bevölkerung bereitgestellt und angeboten ... aber die hochnäsigen Amerikaner lehnten jegliche Hilfe ab ... Sie seien selber im Stande zu Helfen!

Was soll man davon halten?


 hema antwortete am 20.09.05 (22:53):

"Wir haben nach dem Sturm eine Stadt ohne Drogen und Gewalt, und unser Wille ist es, dies so beizubehalten." für Kriminelle kündigte er ein "bitteres Erwachen" an, wenn sie in die Stadt kämen.

Jetzt sagt mir einmal was daran schlecht ist? Ich hoffe, es gelingt ihm.

Es wäre auch schön, wenn ganz Europa oder die ganze Welt ohne Drogen und ohne Gewalt wäre.


 seewolf antwortete am 20.09.05 (23:13):

fürwahr.


 BarbaraH antwortete am 20.09.05 (23:38):

Schade, dass Australien schon besiedelt ist, sonst könnte man sie dorthin schaffen.... :-(

Aber nun ernsthaft:
Arme und Reiche, Gute und Schlechte, Gesetzestreue und Gestrauchelte mussten aufgrund schrecklicher Überschwemmungen ihre Häuser verlassen. Nachdem das Wasser zurückgeht sagt man: wir wollen nur noch die Guten, Reichen und Gesetzestreuen in unserer Stadt haben. Ihr anderen könnt sonstwo bleiben. Ihr seid uns egal. Wir lasssen euch nicht wieder rein.

Wollt ihr das tatsächlich sagen? Muss in Zukunft vielleicht auch bei uns ein Mensch seinen Heimatort verlassen, wenn er mit dem Gesetz in Konflikt gekommen ist? Ich kann mich nur noch wundern....


 Felix antwortete am 20.09.05 (23:54):

Und dann geschah es, dass die Erde durch eine grosse Katastrophe gereinigt wurde ...
von seinem schlimmsten Parasiten aller Zeiten ... dem Menschen.
Und sie erholte sich wieder und erstrahlte in neuem Glanze ...
zum Nutzen und Wohle der übrigen Lebewesen ... wiedervereinigt zum neuen Garten Eden ....!


 seewolf antwortete am 21.09.05 (00:32):

BarbaraH - ja: er muß das - schon heute auch bei uns. Er geht nämlich verdientermaßen in den Knast, und DER ist idR NICHT nebenan von Mama.


 hema antwortete am 21.09.05 (11:07):

Liebe BarbaraH!
Welche Wertvorstellungen hast du? Es wird ja keiner gezwungen zu dealen oder ein Verbrecher zu sein.
Es ist gut wenn endlich einmal einer sagt: "Euch wollen wir nicht!"
Wir wollen sie auch bei uns nicht und doch werden sie täglich mehr, weil die Polizei Order hat sie in Ruhe zu lassen. Ich weiß nicht welcher Teufel dahinter steckt, der solches fördert, anstatt es zu behindern!
Gott helfe uns!


 BarbaraH antwortete am 21.09.05 (11:09):

seewolf,

Leute, die gerade im Knast ihre Strafe absitzen, können schwerlich gemeint sein. Es geht um bisher freie Bürger einer Stadt, denen man unterstellt, straffällig geworden zu sein bzw. irgendwann einmal zu werden oder deutlicher gesagt um arme, schwarze Menschen, die man einfach als "Abschaum" bezeichnet und ihnen ihre Heimat nimmt. Was Katrina nicht geschafft hat, vollzieht gerade der US-Staat.


 BarbaraH antwortete am 21.09.05 (11:14):

>>Welche Wertvorstellungen hast du?<< (hema)

Die Frage geht an Dich, hema. für mich sind Menschen, die nicht verurteilt sind, noch immer freie Menschen. Gerade der US-Staat sperrt jeden hinter Gitter, der mit dem Gesetz in Konflikt kommt.

Stell Dir einfach einmal vor, Du wärest schwarz und arbeitslos. Vielleicht würden sich damit auch Deine "Wertvorstellungen" ändern....


 hema antwortete am 21.09.05 (18:23):

Meine Wertvorstellungen sind die ganz normalen:
Nicht stehlen, nicht rauben, nicht töten, nicht dealen und sich normal und anständig benehmen.

<Gerade der US-Staat sperrt jeden hinter Gitter, der mit dem Gesetz in Konflikt kommt.>

Ist doch richtig! Würde dir empfehlen als Sozialarbeiten nach N.O. zu reisen. Wäre eine gute Tat.

<Stell Dir einfach einmal vor, Du wärest schwarz und arbeitslos. Vielleicht würden sich damit auch Deine "Wertvorstellungen" ändern....>

Ich bin weiß und war mit 50 arbeitslos, ohne wieder Arbeit zu bekommen. Den Schwarzen wird es wohl nicht schlechter ergehen. Mir hat auch keiner weiter geholfen und ich habe meine Wertvorstellungen trotzdem nicht über Bord geworfen und mit dem Gesetz bin ich auch nicht in Konflikt geraten - bis heute nicht!


 dutchweepee antwortete am 21.09.05 (18:55):

@hema ...meine "wertvorstellung" ist: maximale lebensfreude, ohne anderen schaden zu zufügen! ...seit ich in holland wohne!

.


 hema antwortete am 21.09.05 (19:12):

Find ich auch OK wenn es dir so gefällt!


 Medea. antwortete am 22.09.05 (07:37):

Ein mehr als provozierendes Thema
und es wert, es einmal durchzuspielen. Das muß ja ein Zustand der Glückseligkeit sein, eine Stadt ganz ohne kriminelle Elemente neuzugründen, in der jeder Arbeitswillige sein gutes Auskommen hat, dunkle Elemente (kann weiß, schwarz oder bunt sein) von vornherein auszuschließen (wie soll das praktisch gehen?), eine Stadt in der Neid, Mißgunst, Gewalt, überhaupt die Verbrechen, draußen bleiben, in der alle Zugang zur Bildung genießen
und wo die Haustüren nachts wieder unverschlossen bleiben können?

Ich fürchte, da muß ein neuer Typ des Menschen her .... :-)

Mit Hema bin ich allerdings der Meinung, daß ihre Wertvorstellungen den meinen sehr nahekommen, denn es muß nicht zwangsläufig gemordet, gestohlen, vergewaltigt, zusammengeschlagen, gedealt, ausgeraubt, betrogen und dergleichen Schlimmes mehr hingenommen werden.
Wie das allerdings umgesetzt werden soll? Vielleicht ein wenn auch utopisch erscheinender Schritt des Bürgermeisters von New Orleans in eine mögliche Richtung?

Dann werden sich allerdings Texas und andere Staaten mit dieser besonderen sozialen Klientel zu beschäftigen haben, das wirft dunkle Wolken voraus .......

für 'maximale Lebensfreude, ohne anderen einen Schaden zuzufügen' kann ich mich sehr erwärmen. :-))


 BarbaraH antwortete am 24.09.05 (22:16):

Aus einem Interview in "DIE WELT" mit dem Soziologen Richard Sennett:

>>Sennett: Was in New Orleans geschehen ist, ist kein singuläres Ereignis. Es war der Endpunkt eines langen Degenerationsprozesses des amerikanischen Gemeindelebens und der Ausweidung des Staates. In Amerika ist der Staat - auf nationaler, bundesstaatlicher und lokaler Ebene - ausgehöhlt worden. Seine Leistungsfähigkeit wird seit dem Ende der "Great Society" vor einem Vierteljahrhundert bedroht. Was wir in New Orleans gesehen haben, ist kein vorübergehendes bürokratisches Gestümper bei einer Hilfsmaßnahme. Es ist das Ergebnis staatlichen Niedergangs.

Die Welt: Manche halten George W. Bush für den Schuldigen.

Sennett: Kummer macht mir dabei, daß die Schuldfrage personalisiert wird, als ginge es um dieses oder jenes Versagen Bushs oder irgendeines Gouverneurs oder Bürgermeisters. Das könnte zu einer Selbsttäuschung führen wie im Fall unserer Antwort auf den 11. September. Wir wollten jemandem die Schuld geben, also haben wir den Irak angegriffen, auch wenn das eine mit dem anderen nichts zu tun hatte. Aber die Schuld ist strukturell. Meine Hoffnung ist, daß wir statt dessen diskutieren, wie wir die Staatsmacht auf allen Ebenen wiederherstellen können.

Die Welt: Das klingt nach Krise ohne Ausweg.

Sennett: Die Unfähigkeit, diese Krise zu bewältigen, ist eines der ersten Anzeichen für den Verfall der USA. Ich spreche nicht von Dekadenz im römischen Sinne, aber im Sinne eines Unvermögens, sich der Realität zu stellen. Ein Mangel an Realismus hat Amerika erfaßt, von der Außen- bis zur Stadtpolitik. Nach 25 Jahren staatlicher Erosion scheinen wir als Gesellschaft die Fähigkeit verloren zu haben, die große Frage, wie der öffentliche Raum strukturiert werden soll, anzugehen.<<

Quelle: DIE WELT vom 24.09.2005
"Zeichen des Verfalls"

Internet-Tipp: https://www.welt.de/data/2005/09/24/779734.html


 Agnes antwortete am 25.09.05 (06:09):

>>>
...
Der Hurrikan Katrina war der unvermeidliche Funke, der das gefährliche Gemisch aus Unmenschlichkeit und Korruption zum Zünden brachte. Ob es um die am meisten gefährdeten und im Stich gelassenen Viertel geht, um die Behandlung der Flüchtlinge oder die Darstellung der Opfer in den Medien, überall ist die Rassenfrage präsent. ...
<<<

Aus einem mehrseitigen Text und Augenzeugen-Bericht
Jordan Flaherty
„New Orleans
Die große Wut
Die Notlage ist entstanden aus Rassismus, Nachlässigkeit und Inkompetenz“
in Zeit-Online vom 8.9.05

https://www.zeit.de/online/2005/37/neworleans_augenzeuge?page=1

Internet-Tipp: https://www.zeit.de/online/2005/37/neworleans_augenzeuge?page=1


 mart antwortete am 25.09.05 (10:37):

Ich weiß, daß ich hier wieder relativierend unterwegs bin; aber ich kann es mir einfach nicht verkneifen.


Der Umgang mit Katastrophen und Opfern in einem heute sehr umworbenen Land, China, ist sicherlich für den Ruf besser als die freie Berichterstattung in den USA.

Bisher veröffentlichte die Regierung Peking die Zahl der Opfer - etwa von Wirbelstürmen oder Erdbeben - nur über offizielle Kanäle, wie die Nachrichtenagentur Xinhua oder über staatliche Behörden.

Nicht genehmigte Versuche an die Zahlen zu gelangen, wurden als Diebstahl oder Weitergabe von Staatsgeheimnissen mit Gefängnisstrafen geahndet.

Aber es wird ja in Zukunft informativer werden, heißt es:

China will der Nachrichtenagentur Xinhua zufolge künftig die Folgen von Naturkatastrophen nicht mehr als Staatsgeheimnis behandeln. (Meldung von reuter, Mitte September 2005)


 BarbaraH antwortete am 25.09.05 (23:40):

Internet-Tipp: junge Welt vom 26.09.05
»Die Armen werden übers Land verteilt«

Bewaffnete Soldaten vor Notunterkünften im Süden der USA: Arme und schwarze Hurrikan-Flüchtlinge aus New Orleans wie in einem Gefängnis bewacht. Ein Gespräch mit Curtis Muhammad

Interview: Amy Goodman
Übersetzung: Wolfgang Pomrehn

Internet-Tipp: https://www.jungewelt.de/2005/09-26/021.php