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THEMA: "Economist" bejubelt deutsche Wirtschaft
26 Antwort(en).
James
begann die Diskussion am 19.08.05 (07:59) :
So etwas gab es seit Jahren nicht mehr: Der "Economist", das einflussreichste Wirtschaftsmagazin der Welt, bejubelt den Standort Deutschland. Den Aufschwung vermasseln, so mahnt das Blatt, könnten nur noch die deutschen Politiker.
Positiv beurteilt der "Economist" auch die Sozialreformen der rot-grünen Bundesregierung (Agenda 2010). Vor allem die umstrittene Hartz-IV-Reform habe dazu geführt, dass es für 1,8 Millionen Langzeitarbeitlose inzwischen "weniger kuschelig" zugehe.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,370313,00.html
Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,370313,00.html
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BarbaraH
antwortete am 19.08.05 (09:26):
BarbaraH antwortete am 18.08.05 (15:41) im Thread "Heiner Geißler....":
Gerade meldet der SPIEGEL, das der "Economist", das einflussreichste Wirtschaftsmagazin der Welt, den Standort Deutschland bejubelt. Das hört sich dann so an:
>>Vor allem die umstrittene Hartz-IV-Reform habe dazu geführt, dass für 1,8 Millionen Langzeitarbeitlose "weniger kuschelig" zugehe. Zudem hätten die verschärften Bedingungen die Angst deutscher Arbeitnehmer vor dem Verlust ihres Jobs erhöht. "Das hat die Verhandlungsposition der Firmen bei neuen Tarifabschlüssen gestärkt und die Macht der Gewerkschaften geschmälert"<<
Wahrlich ein Grund zum Jubeln, allerdings nur für Arbeitgeber. Aber das macht ja nichts. Gerade die haben es nötig, wo sie doch stets jammern, wie schlecht es ihnen hier in Deutschland gehe, so schlecht, dass sie am liebsten alle auswandern würden.
Quelle des Zitats: SPIEGEL-ONLINE vom 18.08.05 "Economist" bejubelt deutsche Wirtschaft von Thomas Hillenbrand
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James
antwortete am 19.08.05 (11:31):
In der Tat, es war zu kuschelig für viele...
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mart
antwortete am 19.08.05 (11:36):
Wurde diese Erkenntnis induktiv oder deduktiv gewonnen?
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James
antwortete am 19.08.05 (13:47):
Ja, natürlich.
Vier Jahre deduktiv als freier AA Trainer, erst kürzlich wieder beim einem gewerkschaftlich-orientierten Bildungsträger...
Zuviel Vollkasko-Mentalität ohne Selbstverantwortung. Der ständige Ruf nach dem Staat.
Diese Zeiten sind vorbei. Egal wer gewählt wird.
Der Realitätsknall kommt so oder so.
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mart
antwortete am 19.08.05 (16:34):
Daß ich nicht lache -- und das soll ein deduktiver Beweis! sein!
Enweder du hältst hier viele Leute für sehr dumm, oder du bist es selbst.
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Marina
antwortete am 19.08.05 (17:53):
Letzteres, mart. Ich habe ihn von Anfang an für einen Bluffer und Blender gehalten. Selber denken kann er sowieso nicht, nur wikipedia zitieren. Wer auf seine Fremdworte reinfällt, ist selber schuld. :-)
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schorsch
antwortete am 19.08.05 (17:58):
Jetzt sind wir doch schon ein paar, die das gemerkt haben.....
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Marina
antwortete am 19.08.05 (18:00):
Wer das nicht merkt, muss wirklich ein Oberdepp sein. :-)
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James
antwortete am 19.08.05 (18:42):
Eure Logik ist nicht nachvollziehbar, leere Behauptungen.
Nach den Hundertschaften als Stichprobe...?
Jedenfalls kann ich das vollumfänglich bestätigen, das was Niefer/FDP als Ex-Arbeitsamtberater zum Umfeld sagt.
Alles war genauso zu beobachten: Vetternwirtschaft, Verschwendung, Ziellosigkeit, Unwille etc.
Was haben die obige Maulhelden für empirische Stichproben? Nichts als das Beten und Tanzen eines Regenmachers, der kein Regen bringt...
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James
antwortete am 19.08.05 (19:50):
Dirk Niebel heisst er richtig...hier mehr Deduktives.
Sinnlose Weiterbildung
https://www.mdr.de/fakt/archiv/148525.html
Dirk Niebel FDP Bundestagsabgeordneter "Die bisher vorgeschlagenen Reformmaßnahmen reichen nicht aus, weil die selbstverwalteten Strukturen der Bundesanstalt nicht geändert werden. Darum herum hat sich eine Arbeitslosenindustrie gebildet, die davon lebt, dass das Geld im System bleibt. Und die Beteiligten haben kein wesentliches Interesse daran, dass irgendetwas geändert wird und die aktive Arbeitsmarktpolitik tatsächlich auf ihre Wirksamkeit überprüft wird, dass hätte man gleich mitändern müssen."
Genau so ist es...
Zu kuschelig. Vollkasko-Mentalität ohne Selbstverantwortung. Der ständige Ruf nach dem Staat.
Internet-Tipp: https://www.mdr.de/fakt/archiv/148525.html
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Lissi
antwortete am 20.08.05 (12:33):
Ich finde es schon eine Notwendigkeit, wenn der Bürger,jeder bei sich, hinterfragt, was hab ich unterlassen, oder sonst wie verkehrt gemacht, dass es möglich geworden ist, dass es eine Politik gibt,die abgewirtschaftet hat.
Wo ist das klare Denken des anständigen Bürgers hinversickert ? In die Bequemlichkeit ? Dadurch in mangelndes Selbstvertrauen ?
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Gevatter
antwortete am 20.08.05 (20:28):
<<Positiv beurteilt der "Economist" auch die Sozialreformen der rot-grünen Bundesregierung (Agenda 2010). Vor allem die umstrittene Hartz-IV-Reform habe dazu geführt, dass es für 1,8 Millionen Langzeitarbeitlose inzwischen "weniger kuschelig" zugehe.>>
<<Zu kuschelig. Vollkasko-Mentalität ohne Selbstverantwortung. Der ständige Ruf nach dem Staat.>>
Solch neoliberales Gesülze ist allmählich nicht mehr erträglich. Vor allem, wenn es stets von denen kommt, die es sich in VollkaskoMentalität überaus bequem gemacht haben. In Wahrheit sind diese Saturierten doch die Parasiten, die unsere Gesellschaft benutzen und zum eigenen Vorteil hemmungslos aussaugen. Die Prämisse heißt: Die Wirtschaft ist für seine Bürger da, nicht umgekehrt. Das Wohl des Volkes hat Vorrang vor dem shareholder value.
Gevatter
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James
antwortete am 21.08.05 (10:07):
Mancur Olson hat in den 90er Jahren entscheidend dazu beigetragen, dass das Paradigma, für Unterentwicklung sei vor allem ein >>Mangel an Geld<< verantwortlich, abgelöst wurde durch ein neues:
Entwicklung wird in erster Linie gehemmt durch >>schlechte Institutionen<<.
Überall dort, wo kleine Interessengruppen die Macht an sich gebracht haben und dafür sorgen können, dass die große Mehrheit der Bevölkerung beim Verteilungskampf um die Ressourcen der Gesellschaft zu kurz kommt, wird Geld von außen nur dazu führen, dass diese schädlichen Strukturen weiter verfestigt werden.
Die Rolle von Interessengruppen
In "The Logic of Collective Action" (1965) legt Olson die Grundlage für eine Theorie der Organisation sozialer Interessen. In modernen und sozial ausdifferenzierten Gemeinschaften bilden sich demnach Interessengruppen, um für ihre Mitglieder kollektive Güter zu beschaffen. Diese kollektiven Güter, vielfach in Gestalt formaler und informaler Ge- und Verbote, sind gleichsam die Spielregeln der Gemeinschaft und lenken in erheblichem Maße die Verteilung von Ressourcen. Arbeitnehmer schließen sich in Gewerkschaften zusammen, die ihnen zu höherem Lohn und weniger Arbeitszeit verhelfen sollen; Unternehmerverbände werden zu dem Zwecke gegründet, die Position der Unternehmer zu stärken, paramilitärische Gruppen dienen ihrer Klientel durch die Herstellung von Sicherheit und durch das gewaltsame Ausschalten unliebsamer Opposition. Auch die Gründung von Staaten verfolgt den Zweck, für die Staatsbürger kollektive Güter zu erstellen.
Olson zeigt, dass die Organisation gesellschaftlicher Interessen nicht symmetrisch ist, sondern dass die Sonderinteressen kleiner Gruppen sich wesentlich stärker durchsetzen als die Interessen großer Gruppen. Den Grund sieht er darin, dass große Gruppen schwieriger zu gemeinsamem (kollektivem) Handeln zu bringen sind als kleine Interessengruppen. Letztere sind demnach eher in der Lage, die Interessen ihrer Mitglieder zu bedienen, und sie setzen sich in bestimmten Gesellschaften so stark durch, dass das Wohl des Gesellschaftsganzen dadurch in Gefahr gerät.
Aufstieg und Niedergang von Nationen
Auf der Logik "kollektiven Handelns" aufbauend, widmet sich Olson in seinem zweiten Werk "The Rise and Decline of Nations" (1982) dem Problem der wirtschaftlichen Sklerose und entwickelt eine gesellschaftliche Theorie des Marktversagens. Aufstieg und Niedergang der Nationen werden demnach durch die Fähigkeit oder Unfähigkeit von Gesellschaften zu institutionellem Wandel geprägt, die sich wiederum aus dem Einfluss von Interessengruppen auf die Politik eines Landes ergeben.
Aus ordnungspolitischer Perspektive zeigt Olson, wie durch Rentseeking und Lobbyismus ein allmählicher Niedergang der gesamtwirtschaftlichen Produktivität und Anpassungsfähigkeit bewirkt wird.
Diese "institutionelle Verkrustung" ist es, die letztlich zum wirtschaftlichen Niedergang führt.
https://www.dse.de/zeitschr/ez1002-7.htm
Internet-Tipp: https://www.dse.de/zeitschr/ez1002-7.htm
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schorsch
antwortete am 21.08.05 (10:36):
Es ist leider heute in der Bevölkerung so Usus zu sagen: "Ich bezahle Steuern, Lohnabzüge für die Kranken- und Unfallkasse, und jede Menge anderer Abgaben. Da kann ich doch wohl vom Staat und den Politikern erwarten, dass sie für mich schauen, wenn ich Gefahr laufe, in Not zu geraten." Und wenn sie dann wirklich in Not geraten, dann sinds nur wenige, die sich aus eigener Kraft aus der Sch.... strampeln. Ich rede da nicht von denjenigen, die gar nicht mehr strampeln können, sondern von jenen, die es nicht wollen, sondern siehe oben......
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James
antwortete am 21.08.05 (10:54):
<<Zu kuschelig. Vollkasko-Mentalität ohne Selbstverantwortung. Der ständige Ruf nach dem Staat.>>
Kein Gesülz, sondern live in den Gruppen zu beobachten.
Eine Gruppe hat sogar den Arbeitsberater vor der Gruppe rundgemacht, dass der Staat die Praktikumsplätze zu besorgen habe, als der Präsenz-Kurs langsam dem Ende zuneigte. Die Eigenbemühungen waren jedoch zu schwach und zu spät.
Da musste ein Buhmann her. Es gibt so eine symbiotische und unsägliche Beziehung zwischen AA Berater und Arbeitsloser. Jeder braucht den Anderen und umgekehrt.
Einer der schlechtesten Beispiele hat einer produziert, als er progagierte, gar nicht im AA Datenbank nach Jobs zu suchen, sonst müsse man diese beim AA Berater melden und tatsächlich besuchen. Dies wurde er vermeiden indem er gar nicht sucht. Er war nicht representativ, aber er war doch ein Früchtchen diesbezüglich. Die Gruppe war auch geschockt.
Ich musste ihn aufklären, dass es ein Holschuld seinerseits gibt und kein einseitiges Bringschuld des AA Beraters gibt, insbesondere wenn die Jobs von einem Datenbank anrufbar sind. Das sind die Bedingungen einer Wissensgesellschaft mit Wissensarbeiter.
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Lissi
antwortete am 21.08.05 (11:31):
Ich denk jetzt mal so: wir das Volk haben es versäumt uns zu vergewissern, ob die Politiker denn auch das "noötige Fachwissen" für ihre Posten mitgebracht haben. Da ich aber noch nirgendwo gelesen habe, dass es eine exakte Politikerausbildung gibt für so einen verantwortungsvollen Job, müssen wir das Volk uns doch wieder mal bei der Nase nehmen. Ich denke es ist halt schon eine Gratwanderung auch, der Mensch verdient soweit gut, ist sozial-und krankenversichert, dard auf eine berechtigte Rente hoffen. Und die anderen, auch die Politiker lassen wir auch gut leben. War das offen und ehrlich gesagt, nicht schon eine verbreitete Grundstimmung im Volk ?
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James
antwortete am 21.08.05 (12:38):
Wir müssen von einer einseitigen Fiskalpolitik unter Ausblendung einer Wirtschaftspolitik, also die gleiche Buchhalter-Erbsenzähler- und Spar-Politik wie vor der Grossen Depression der 20er Jahre, wegkommen.
Die Zweite Grosse Depression klopft hausgemacht an.
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BarbaraH
antwortete am 21.08.05 (13:03):
Da hast Du direkt einmal Recht, James.
Deutschland ist noch immer Export-Weltmeister. Unser Export boomt. Exportabhängige Firmen verdienen sich dumm und dämlich. Das wäre kaum möglich, wenn unsere Preise im weltweiten Vergleich zu hoch wären.
In Deutschland hapert es an der Binnennachfrage. Die stärkt man, indem man die Löhne erhöht und nicht das Gegenteil macht, so wie es in den letzten Jahren praktiziert wurde.
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James
antwortete am 21.08.05 (13:34):
Solange der Exportboom noch anhält, die letzte Säule zum Festhalten...Vielleicht hilft der Boom der Anderen wieder mal...
Weltwirtschaftskrise Ursachen https://de.wikipedia.org/wiki/Weltwirtschaftskrise#Ursachen
Deswegen wird der amerikanische Börsenkrach von den meisten Forschern auch nicht als Auslöser für die Wirtschaftskrise in Deutschland angesehen, denn er beschleunigte die Entwicklung nur.
In Deutschland spielten vielmehr die folgenden Gründe eine tragende Rolle: Die Hyperinflation von 1922/1923 hatte in großem Umfang private Vermögenswerte vernichtet und das Vertrauen in den Staat nachhaltig untergraben. Reichskanzler Heinrich Brüning fühlte sich deshalb einem strikt deflationären Kurs verpflichtet. Fallende Preise erhöhten aber die Reallöhne und führten zu Massenentlassungen.
Dies verminderte den privaten Konsum und im Gefolge auch die Investitionsbereitschaft der Unternehmen, so dass die sinkende Nachfrage weitere Preissenkungen hervorrief. Die Auslastung der industriellen Produktionskapazität fiel von ungefähr 73 % in den nächsten drei Jahren kontinuierlich auf ca. 45 %, also auf die Hälfte der allgemein als optimal eingeschätzten Auslastung von 90 %.
>>Da es sich um eine weltweit auftretende Krise handelte, war es nicht möglich, durch den Export überschüssiger Waren einen Ausgleich zur rückläufigen inländischen Nachfrage zu schaffen, wie Reichskanzler Heinrich Brüning es eigentlich vorgehabt hatte<<
Durch Lohnsenkungen und Verbilligung der Lohnstückkosten wollte er den deutschen Export ausweiten, damit die Krise überwinden und den Reparationsgläubigern gleichzeitig beweisen, dass Deutschland nur auf diesem – für die Empfängerländer sehr unangenehmen - Wege zahlen könne.
Dieser Plan ging indes nicht auf, denn Zollerhöhungen, Handelsbeschränkungen und bald auch Abwertungen der Währungen zum Schutz der heimischen Wirtschaft standen überall auf der Tagesordnung. Der Welthandel insgesamt schrumpfte stark, und es ging das Schlagwort um: „Beggar thy neighbour“ – ruiniere deinen Nächsten wie dich selbst.
Daher konnte die deutsche Wirtschaft (trotz eines gewissen Exportüberschusses) nicht genügend Waren im Ausland absetzen, um die Überkapazitäten in der Produktion abzubauen.
Brüning hielt dennoch an seiner Deflationspolitik fest, die aber die Krise deutlich verschlimmerte.
Internet-Tipp: https://de.wikipedia.org/wiki/Weltwirtschaftskrise#Ursachen
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bernhard
antwortete am 21.08.05 (20:10):
sind wir jetzt nicht im falschen jahrhundert? und gibt es nicht jubel?
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James
antwortete am 21.08.05 (20:37):
Manche sinds und jubeln immer noch...
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Marina
antwortete am 21.08.05 (21:06):
"Fisches Nachtgesang oder James’ Blubber-Blubber-Luftblasen
- U U -- - U U U U -- - U U U U -- - U U U U -- - U U U U -- - U U -
Christian Morgenstern
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angelottchen
antwortete am 21.08.05 (21:15):
ich wette, Jameas arbeitet mit der überarbeiteten Version vom Fremdwortgenerator .. Da kann man dann so schöne Sachen wie progressive Kommunikationsebene immanente Drittgenerationskontingenz ambivalente Identifikationsproblematik oder objektivierte Interdependenztendenz basteln. Einfach mal selbst probieren :-))
das kleine Programm ist virenfrei und man kann es auf der MÄNNERSEITE herunterladen
Internet-Tipp: https://www.maennerseiten.de/fremd.htm
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James
antwortete am 22.08.05 (08:27):
Wette verloren...
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Karl
antwortete am 22.08.05 (09:35):
@ James,
hast du diesen Fremdwortgenerator eventuell programmiert oder warst du dem Programmierer Vorbild?
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James
antwortete am 22.08.05 (10:24):
Wette verloren...vielleicht warst du der Mastermind.
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