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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Robin Cook, ein Politiker mit ethischen Grundsätzen ist tot

 7 Antwort(en).

BarbaraH begann die Diskussion am 07.08.05 (09:20) :

Einer der wenigen Politiker, für die Politik und Moral keine Gegensätze bilden, ist gestern gestorben:

Der britische Ex-Außenminister Robin Cook ist nach einem Zusammenbruch während einer Bergwanderung im Alter von nur 59 Jahren gestorben. Er war von 1997 bis 2001 Außenminister Großbritanniens und trat zwei Tage vor Beginn des Irak-Krieges aus Protest zurück. Er galt als brillanter Redner und Hoffnungsträger für die Zeit nach Blair.

Wieder eine Hoffnung weniger für eine friedlichere Welt.....
Ich trauere um Robin Cook.

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,368678,00.html


 schorsch antwortete am 07.08.05 (10:02):

Ehre seinem Angedenken.


Aber: Aus Protest zurück treten ist einfach; aus Protest da bleiben und weiter gegen Unrecht kämpfen ist die andere, weit schwerere Aufgabe.


 BarbaraH antwortete am 07.08.05 (11:42):

schorsch,

überleg mal, was Du Robin Cook vorwirfst: er hätte lieber unter Protest als Außenminister an einem völkerrechtswidrigen Krieg teilnehmen sollen? Wie sollte das gehen?

Nein, Robin Cook ist aus Protest von seinem Amt zurück getreten, weil er dieses Unrecht nicht mittragen wollte und konnte. Er hat stets die Beteiligung seines Landes am Massenmord am irakischen Volk kritisiert und den Verantwortlichen dafür, Tony Blair, scharf angegriffen.

>>Zwischen seiner (der von Lord Butler, dem obersten Richter, der Tony Blair einen Persil-Schein ausstellte, Anm. abh) "maßvollen Tonlage" und der "brutalen Realität" der Sache, über die er sprach, bestand keinerlei emotionaler Zusammenhang. Immerhin, sagt Cook, ging es um die Geburt eines wirklichen Krieges. Auf seinen Schlachtfeldern seien zwischen 10 und 30 Tausend Menschen gefallen, manche von ihnen wurden von den größten konventionellen Bomben, die je gebaut wurden, "weggeblasen". für einige kam der Tod dankenswerterweise schnell, andere mussten vor dem Tod unerträgliche Qualen erleiden.
(...)

Cook erinnert nun an eine häufig gebrauchte Standardfloskel in Tony Blairs Reden, wonach "Verantwortung und Rechte" untrennbar verbunden seien. Nun stelle sich heraus, dass "Verantwortung" nur etwas ist für Jobsucher und Alleinerziehende, nicht aber für die "regierenden Klassen".<<

Dieser Mann hat sich meine Hochachtung verdient. Die Welt ist ärmer ohne ihn.

Quelle des Zitats: AG Friedensforschung an der Uni Kassel
Großbritanniens größte Geheimdienstschlappe und Lord Butler sagt, niemand sei schuld (vom 15.7.2004)
Britain's worst intelligence failure, and Lord Butler says no one is to blame
Von Robin Cook, ehemaliger britischer Außenminister
By Robin Cook, former Foreign Secretary
https://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Irak/butler-cook.html

Internet-Tipp: https://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Irak/butler-cook.html


 Marina antwortete am 07.08.05 (15:12):

Ich habe Robin Cook sehr respektiert wegen seines außerordentlich überzeugenden Rücktritts, der angesichts der Kriegstreiberei Blairs überhaupt nicht zu vergleichen ist mit dem von Lafo, und ich bedauere sehr, dass er gestorben ist. Er war eine der klügsten und vor allem charaktervollsten Persönlichkeiten des englischen Unterhauses.


 schorsch antwortete am 07.08.05 (16:21):

Es ist einfacher, aus der Regierung auszutreten - und damit auch aus der Verantwortung, als in der Regierung zu bleiben und tagtäglich den Finger auf das Geschwür zu legen.....

Aber: Wer aus Protest die Regierung verlässt, kann später mit Fug und Recht sagen. Ich war damals nicht mehr dabei, als die Regierung dieses Schlamassel verbrochen hat. Nun wählt mich wieder!


 BarbaraH antwortete am 07.08.05 (17:01):

Wer innerhalb einer Regierung die Verantwortung für einen völkerrechtswidrigen Krieg nicht mittragen will und den obersten Entscheidungsträger nicht umstimmen kann, muss zurücktreten. Das hat Robin Cook gemacht. Außerhalb der Regierung konnte er Blair öffentlich kritisieren und zum Umdenken auffordern. Als Außenminister hätte er nach außen hin schweigen müssen.

Kurz zum Rücktritt Lafontaines: an seinem Rücktritt kritisiere ich, dass er damals die wahren Gründe verschwiegen hat. Er hat vor den Fernsehkameras mit seinem Söhnchen herumgealbert und von seinen Aufgaben innerhalb der Familie gesprochen, er wolle nun sein Leben auf dem Lande genießen etc. Seinen Wählern gegenüber hätte er die Pflicht gehabt, klipp und klar zu sagen, dass er in seiner Verantwortung ihnen gegenüber nicht bereit sei, die neoliberale Politik Schröders mitzutragen. Das wäre geradlinig und verantwortungsbewusst gewesen.


 Marina antwortete am 07.08.05 (17:36):

Das hat Lafo klipp und klar gesagt, Barbara, du zeichnest hier ein falsches Bild. Es tut mir wirklich leid, dass ich dir schon wieder widersprechen muss, aber ich kann mich sehr gut daran erinnern. Trotzdem hat er sich damit kein Ruhmesblatt erworben, es war nichts als Kneifen. Denn es ist ein Unterschied, ob man eine Regierung nicht mehr unterstützen kann, weil man einen Krieg nicht mittragen kann und will (da bleibt einem als Außenminister nur der Rücktritt, das ist ganz klar), oder ob man eine Regierung verlässt, die man nur in einigen Punkten der sozialen Gerechtigkeit nicht mittragen kann. Da zu bleiben und weiter dagegen anzukämpfen, wäre eine bessere ALternative und glaubwürdiger gewesen.


 BarbaraH antwortete am 07.08.05 (18:21):

Nein, Marina,

Lafontaine hat seinen Rücktritt damals nicht klar und deutlich begründet. In seinen Büchern hat er später die Gründe nachgeliefert.

Ich denke trotzdem, dass Cook und Lafontaine ähnlichen ethischen Grundsätze folgten:
der eine weigerte sich, die Mitverantwortung für einen Krieg zu übernehmen,
der andere weigerte sich, die Grundsätze der Sozialdemokratie zu verraten.

Wahrscheinlich hätte Lafontaine damals eine Regierungskrise mit heißen Grundsatzdebatten ausgelöst. Das wollte er wohl verhindern. Gesünder wäre es sicher gewesen, für die SPD allemal.