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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   60 Jahre Hiroshima und Nagasaki

 16 Antwort(en).

Marina begann die Diskussion am 05.08.05 (16:10) :

60 Jahre Hiroshima und Nagasaki

Todenhöfer fordert Abrüstung der Atomwaffen

Der frühere CDU-Politiker Jürgen Todenhöfer hat sechzig Jahre nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima eine vollständige Abrüstung der Nuklearmächte gefordert. „Gegen die nukleare Apokalypse gibt es nur eine einzige Strategie: Alle Nuklearmächte müssen ihre Kernwaffenbestände schrittweise auf null reduzieren. Parallel hierzu muss mit erheblich größerer Konsequenz und Härte als bisher die Weiterverbreitung nuklearer Waffen verhindert werden. Erforderlich sind hierzu – wie der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde El Baradei zu Recht fordert – wesentlich schärfere internationale Kontrollen sowie die harte Bestrafung von Verstößen gegen das Verbot der Weiterverbreitung – notfalls auch militärisch, allerdings nicht durch nationale Alleingänge, sondern nur nach einem Beschluss des UN-Sicherheitsrats“, schreibt der heutige Medienmanager in der ZEIT. Jürgen Todenhöfer war in den 80er Jahren rüstungskontrollpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und damals ein entschiedener Verfechter des Nato-Doppelbeschlusses. Todenhöfer warnt davor, dass etwa muslimische Extremisten nach einem Machtwechsel in Pakistan in den Besitz von Atomwaffen kommen könnten. Auch der Einsatz von so genannten Mini-Nukes – kleine US-Atomsprengköpfe gegen Bunkeranlagen – könne die Schwelle zum Atomkrieg senken. „Wenn wir die Atomwaffen nicht beseitigen, werden sie uns beseitigen. Wenn nicht heute, dann morgen.“

DIE ZEIT Nr. 32 vom 4.8.05

Leider konnte ich nicht den ganzen Artikel einstellen. Im Netz war nur diese Vorabmeldung zu finden.

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/5tocfqL8f


 dutchweepee antwortete am 05.08.05 (16:13):

ich fordere díe abschaffung der handfeuerwaffen! ...immerhin sterben jährlich zig-tausende durch diese.

was soll der blödsinn? ...seit existens der atomwaffen sind die meisten menschen dagegen - was hat´s genützt?

.


 Ursula_J antwortete am 05.08.05 (16:30):

Ja, dutchweepee, weil es immer noch genug Leute gibt, die den Krieg wollen, siehe Irak-Krieg.
Es waren zu wenige, die dagegen waren.

Im "Stern" ist ein kurzes Interview mit Ted Van Kirk, der am 6. Aug. 1945 mit an Bord des US Bombers "Enola Gay" war.
Ob er Gewissensbisse oder Bedauern empfindet verneinte er.

Frage: "Sie zeigen wenig Emotionen für das Ereignis, an dem Sie vor 60 Jahren beteiligt waren und bei dem 140.000 Menschen Starben".
Antwort: "Es ist kein Tag der Freude, auch kein Tag der Trauer. Der 6. August 1945 ist ein einziger Tag in meinem Leben - mehr nicht....."


 Marina antwortete am 05.08.05 (16:38):

Zu dutchweepees "hochqualifiziertem" Beitrag hier noch eine Nachricht aus der SZ, leider auch nicht im Netz, deshalb nicht einstellbar:

In Hiroshima wurden etwa 140.000 Menschen sofort getötet oder erlagen ihren Verletzungen bis Ende des Jahres 1945. Die zweite Bombe, über Nagasaki abgeworfen, forderte rund 70.000 Menschenleben. Nimmt man die Zahl der an ihren Spätfolgen Verstorbenen hinzu, wurde über eine halbe Million Menschen getötet. Zusammen mit Auschwitz ist dieser „nukleare Holocaust“ das Gewaltsymbol und der universale Gedächtnisort des 20. Jahrhunderts.

Aus: Peter Reichel, Das „Geschenk des Himmels“ Süddeutsche Zeitung 5.8.05, S. 13


 dutchweepee antwortete am 05.08.05 (17:01):

@marina ...ich wurde drei jahre lang darauf trainiert, diese waffen in´s ziel zu bringen. ich bin heilfroh, daß ich es nicht tun musste. aber so wie ich, sind derzeit tausende spezialisten bereit diese waffen abzufeuern.

seit 60 jahren geht es allein darum, "unsere" politiker davon zu überzeugen, daß dies keinerlei vorteil bringt.

ich meinte, daß die idee von herrn todenhöfer keinesfalls eine innovation ist, sondern daß wir seit jahren gegen diesen einsatz kämpfen und weiter kämpfen müssen!

.


 BarbaraH antwortete am 05.08.05 (17:32):

Wer möchte, kann sich an friedlichen Aktionen beteiligen und damit ein Zeichen setzen:

>>Nacht der 100000 Kerzen

Bundesweit Aktionen zum 60. Jahrestag von Hiroshima und Nagasaki. Eine Terminübersicht<<

Quelle: junge Welt vom 04.08.05
https://www.jungewelt.de/2005/08-04/018.php

Internet-Tipp: https://www.jungewelt.de/2005/08-04/018.php


 Felix antwortete am 05.08.05 (18:44):

Was mir immer noch zu Denken gibt:

- Zur Zeit sieht man immer wieder Sendungen über die Hintergründe dieser zwei Atombombeneinsätze in Japan.
- Die USA und deren Sympathisanten versuchen noch heute dieses unmenschliche Verbrechen zu rechtfertigen.
- Es wird z.B. so argumentiert, dass damit der Krieg mit Japan beendet wurde und somit mehr Menschen verschont blieben als durch die Zerstörung von Hiroshima und Nagasaki!
- In Wirklichkeit war der amerikanischen Kriegsführung klar, dass Japan am Boden lag.
- Man hätte die Kapitulation Japans auch mit einer angekündigten Demonstration der nuklearen Zerstörungskraft erzwingen können.
- Heute weiss man, dass das US-Militär an den Folgen eines A-Waffeneinsatzes so sehr interessiert war, dass man bei der Auswahl der Ziele unmenschliche Kriterien in Kauf nahm.

* Die Ausdehnung der Städte musste grösser als der Schadenradius sein.
* Eine Gemischtbauweise war für die Schadenanalyse zweckmässig.
* Eine genügend dichte und weitverteilte ungeschützte Bevölkerung brauchte man für die Auswertung der Folgen.
* Kulturgüter von Weltbedeutung sollten vermieden werden.

- So kam es auch, dass sich die Siegermacht USA, die Analyse der Auswirkungen auf Menschen, Tiere, Gebäude, Materialien etc. für sich unter den Nagel riss.

Ich selber war in der Schweizerarmee Dienstchef im AC-Schutz in einem Regimentsstab. Ich hatte auch Zugang zu Informationen, die der Oeffentlichkeit nicht zugänglich waren.

Eine etwas ältere aber interessante zugängliche Publikation ist folgende:

Dr.med.Otfried Messerschmidt, Facharzt für Radiologie:
"Auswirkungen atomarer Detonationen auf den Menschen"
Aerztlicher Bericht über Hiroshima, Nagasaki und den Bikini-Fall-out
Verlag Karl Thiemig, München 1960

Was hält ihr von der Rechtfertigung?


 BarbaraH antwortete am 05.08.05 (18:51):

Hier ein Aufruf der Ärztinnen und Ärzte der Internationalen Friedensorganisation IPPNW:

>>Noch immer halten die USA auf deutschem Boden eine geheim gehaltene Zahl von B 61-Atombomben bereit, jede davon mit einer bis zu sechsfachen Sprengkraft der Hiroshima-Bombe ausgestattet, die vor genau 60 Jahren etwa 90.000 Menschen in der japanischen Stadt getötet, viele tausend andere schwer chronisch geschädigt hat. 89 Prozent der Deutschen erwarten laut Forsa-Umfrage die dringende Beseitigung dieser Waffen, die unsere Regierung aufgrund des Atomwaffensperrvertrages von 1968, Artikel II, ohnehin nicht hätte annehmen dürfen. Soeben haben die USA erneut die Erfüllung einer weiteren Verpflichtung aus diesem Vertrag verweigert, nämlich in Verhandlungen mit dem Ziel einer vollständigen nuklearen Abrüstung einzutreten.

Verlangen Sie von den Kandidaten, die sich in Ihrem Wahlkreis um Ihre Stimme bewerben, eine klare Stellungnahme zur Frage der atomaren Abrüstung allgemein und speziell zur Befreiung von diesen Waffen aus unserem Land. Lassen Sie sich nicht weismachen, es gehe hierbei um Antiamerikanismus. 17 hohe Generäle und Admiräle der USA und 75 amerikanische Pax Christi Bischöfe haben entschieden gegen die Fortsetzung einer auf Atomwaffen gestützten so genannten Sicherheitspolitik protestiert.<<

Quelle: Freitag Nr. 31 vom 05.08.05
Hiroshima und Nagasaki mahnen
von Horst-Eberhard Richter
https://www.freitag.de/2005/31/05310903.php

Internet-Tipp: https://www.freitag.de/2005/31/05310903.php


 Marina antwortete am 05.08.05 (18:53):

Ich möchte noch darauf hinweisen, dass Herr Todenhöfer sich seit Jahren sehr engagiert gegen den Irak-Krieg einsetzt, wie wahrscheinlich den meisten bekannt, und deshalb jetzt auch vehement vor den Atomwaffen warnt.
Ich zitiere noch einen Abschnitt aus seinem Artikel:

„Ich habe in den achtziger Jahren als Rüstungskontrollpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion den von Helmut Schmidt initiierten Nato-Doppelbeschluss mit unterstützt. Er war logisch innerhalb der nuklearen Logik – die leide eine Logik des Wahnsinns ist. Der Ost-West-Konflikt war allerdings eine zeitlich begrenzte Ausnahmesituation. Hier trafen zwei seltene Dinge zusammen: militärisches Gleichgewicht und Rationalität der politischen Führer. Von beiden kann heute keine Rede mehr sein.
Der damalige Staatsminister im Auswärtigen Amt, Alois Mertes, hat einmal gesagt, Nuklearwaffen seien Segen und Fluch zugleich. Ein Segen, wenn sie konventionelle Kriege verhinderten, ein Fluch, wenn sie zur Anwendung kämen. An den Fluch glaube ich heute noch, an den Segen nicht mehr.
Was geschähe, wenn muslimische Extremisten den pakistanischen Präsidenten Musharraf stürzten, in den Besitz von Atomwaffen gelangten und die USA angriffen? Was geschähe, wenn die USA eines Tages ein weiteres Mitglied der „Achse des Bösen“ präventiv angriffen und dabei – wie angekündigt – Bunker knackende Mini-Nukes einsetzten? Was geschähe, wenn dieses Land überraschenderweise selbst Atomwaffen besäße und diese gegen die USA oder Israel einsetzte? Wäre diese Eskalation noch kontrollierbar?“

DIE ZEIT Nr. 32 vom 4.8.05


 Felix antwortete am 05.08.05 (19:05):

@ dutchweepee

deine zynischen Bemerkungen zu dieser ernsten Frage ... finde ich deplaziert!

Ich habe sehr viel Zeit meines Lebens investiert, um Folgen solcher Katastrophen wenigstens zu mildern und die Verluste möglichst gering zu halten.
Mein Einsatz bestand vorallem in der Schulung meiner Eigenkompetenz in AC-technischen Fragen. In unzähligen Kursen gab ich mein Wissen an Milizoffiziere weiter und bildete AC-Spezialisten aus.
In Planungsspielen und Manövervorbereitungen plante ich realistische A- und C-Einsätze des angenommenen Feindes z.B. der WAPA-Staaten oder suponierte Gegenschläge der eigenen Armee.
Zum grossen Glück kam es nie zur Anwendung.... und ich hoffe sehr, dass dies auch weiterhin so bleibt!


 Marina antwortete am 05.08.05 (19:14):

Felix, zu deinem Beitrag über die Hintergründe nimmt Peter Reichel in seinem Artikel, der heute in der SZ war (s.o.), Stellung. Er schreibt:

"Die sog. orthodoxe amerikafreundliche Interpretation rechtfertigt den Bombenabwurf als Vergeltung für Pearl Harbour, vor allem aber als unvermeidlichen Schlag gegen das aggressive Kaiserreich.[ . . . ] US Präsident Harry Truman sprach gern von fiktiven "500.000 geretteten Amerikanern - eine willkürliche, aber propagandistisch wirkungsvolle Zahl.
Dem steht eine kritisch-revisionistische Sicht entgegen. Sie verweist darauf, dass der Einsatz der Nuklearwaffe schon damals als überflüssig angesehen wurde, übrigens auch von den hohen amerikanischen Militärs. Denn Japan war bereits geschlagen und durch die 'strategische Bombardierung' der Langstreckenbomber der Air Force schwer gezeichnet. Tokio, Kobe, Osaka, Nagoya und andere Städte lagen in Schutt und Asche. Hunderttausende Japaner hatten ihr Leben verloren. Millionen waren obdachlos geworden, als die Atombomben fielen. Machtpolitisch und geostrategisch aber galt die Bombe als unverzichtbar. Truman wollte den Krieg in Ostasien beenden, noch bevor die Sowjetunion Japan den Krieg erklären würde. Das sollte die Rolle der USA nicht nur im pazifischen Raum, sondern auch in Europa stärken. Wehe den Besiegten?"
Auch für die Besiegten hatte das Verhängnis einen politischen Nutzen. Die japanische Kriegsführung erkannte schnell, dass der 'Einsatz der Atombomben und der Kriegseintritt der Sowjetunion 'Geschenke des Himmels' waren. Die Bombe stabilisierte das Land innenpolitisch und entlastete die Japaner vor einer Auseinandersetzung mit den Gewaltverbrechen, die ihre eigenen Soldaten und Offiziere zu verantworten hatten, insbesondere das Massaker von Nanking, die sexuelle Versklavung koreanischer 'comfort women' und der Todesmarsch von Bataan auf den Philippinen. Der Bombenabwurf der Amerikaner machte aus einem Tätervolk buchstäblich mit einem Schlag eine Opfernation."

Aus: Peter Reichel, Das „Geschenk des Himmels“ Süddeutsche Zeitung 5.8.05, S. 13


 Felix antwortete am 05.08.05 (19:50):

Danke Marina für diese Ergänzung.

Es sind unrühmliche Seiten unserer erlebten Zeitgeschichte.... und ich bin noch nicht überzeugt, dass man allzuviel aus dieser traurigen Geschichte gelernt hat.

Noch heute ist der Glaube an die kriegerische Fortsetzung der Politik nicht verschwunden.

Unser Land ist in dieser Hinsicht vielleicht eine Ausnahme!


 dutchweepee antwortete am 05.08.05 (20:54):

@felix ...was ist zynisch an meinem beitrag? du hast selbst nix anderes gemacht, als dich auf einen ABC-krieg vorzubereiten, den wir zum glück nie geführt haben.

ich bin wirklich froh, daß die menschheit seit 1945 alle konflikte ausfechten konnte, ohne auf kernwaffen zurückzugreifen.

es ist nur in meinen augen sehr suspekt, wenn plötzlich am himmel schwarze friedenstauben auftauchen, wo DAS MERKEL schon fast den stahlhelm aufsetzt.

.


 BarbaraH antwortete am 05.08.05 (22:51):


ULRICH GOTTSTEIN heute auf der Hiroshima-Gedenkveranstaltung von IPPNW in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche:

>>Die größenwahnsinnige US-Administration - nicht das amerikanische Volk, dem wir uns eng verbunden fühlen - will der Welt weismachen, dass man terroristische Attacken von Fundamentalisten mit militärischer Macht und einer neuen Atomwaffenangriffsstrategie bekämpfen könne. Die USA sehen nicht, dass mit dem größer werdenden Potenzial an kleinen Atomwaffen das Risiko steil ansteigt, dass eines Tages auch Terroristen solche Atomwaffen in ihre Hände bekommen werden. Wir Ärzte erkennen in der Geisteshaltung der Bush-Administration eine Psychose.<<

Quelle: Frankfurter Rundschau vom 05.08.05
Die Haltung der US-Regierung ist ungeheuerlich
VON ULRICH GOTTSTEIN

Internet-Tipp: https://www.frankfurter-rundschau.de/ressorts/nachrichten_und_politik/thema_des_tages/?cnt=707921


 Marina antwortete am 06.08.05 (11:48):

Ich habe vor ein paar Tagen ein Interview mit Egmont R. Koch in „Kulturzeit“ gesehen, in dem er das Horroszenaro von Atomwaffen in den Händen von Terroristen als Schreckgespenst an die Wand malte. Man kann nur hoffen, dass er sich irrt.
Hier eine Artikel mit seiner Analyse:

die story: Das vierte Szenario ARD 20.07.2005 23:45
Hat Al Qaida die Atombombe?

tsch) Pakistan, nach einem Putsch fundamentalistischer Generäle: Eine US-Elitetruppe des Pentagon und des CIA setzen sich in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ins Landesinnere ab, entführen die Atombomben des Staates und bringen sie in amerikanischen Tresoren in Sicherheit. Hollywoodspektakel oder Zukunftsszenario - amerikanische Militärs und Geheimdienste exerzieren bereits den Ernstfall: Atomwaffen, die nach einer Machtübernahme in die Hände der Terrororganisation Al Qaida gelangen könnten, sind für die Strategen zur immanenten Bedrohung geworden. Der Geheimdienst-Kenner und WDR-Autor Egmont R. Koch liefert in der Reportage "die story: Das vierte Szenario" eine Analyse des Bombengeschäfts.
Schlüsselfigur der atomaren Bewaffnung ist der pakistanische Wissenschaftler Dr. Abdul Qadeer Khan: 2004 wurde der Taliban-Sympathisant in seinem Land unter Hausarrest gestellt. Bereits vor 20 Jahren jedoch begann Khan, sein Wissen und die nötige Technik an die so genannten "Schurkenstaaten" Libyen, Iran und Nordkorea weiterzugeben. "Im Fall eines Umsturzes in der pakistanischen Regierung in Pakistan wäre eine Weitergabe von Atomwaffen an Terroristen durch radikale Geheimdienstkräfte nicht auszuschließen", analysiert Journalist Koch, 55, die Lage. "Darauf bereitet man sich vor." Von aktiven Geheimdienstmitarbeitern - aus welchem Land sie stammen, verschweigt der Autor - erfuhr Koch von den internen Plänen des "Himmelfahrtskommandos". "Es gibt viele Leute, die erklären, den Amerikanern bleibe nichts anderes übrig, als die Bomben nach einem Putsch dort herauszuholen. Andere tun es als unmachbare Hollywood-Inszenierung ab", sagt Koch. Nach Szenario Nummer eins (Erhalt des Status quo in Pakistan, keine Bedrohung), zwei (Khan gab bereits spaltbares Material aus Pakistan weiter) und drei (Terroristen, beispielsweise in Afghanistan, verfügen bereits über eine von Khan besorgte Atombombe, die eingelagert wurde) stellt Nummer vier (Terroristen gelangen an das gesamte Arsenal der pakistanischen Regierung, rund 50 Kernwaffen) den "worst case" dar.
Egmont R. Koch (veröffentlichte 2005 das Buch "Atomwaffen für Al Qaida", Aufbau Verlag) geht der Frage auf den Grund, wie die Amerikaner im Falle eines Putsches in Pakistan reagieren würden, um die Bomben nicht in terroristische Hände fallen zu lassen. 1998 traf Koch bereits auf Abdul Qadeer Khan, eine erneute Einreise ins Land wurde ihm und seinem Team jedoch verweigert. Die damalige Berichterstattung war der Regierung zu kritisch gewesen.
Der Filmemacher interviewte für seine Reportage unter anderem den ehemaligen CIA-Stationschef in Pakistan, Milton Bearden, sowie Geheimdienst-Berater Richard M. Barlow, der für "Das vierte Szenario" erstmals vor die Kamera ging. "Barlow hatte den CIA bereits vor 20 Jahren vor den Aktivitäten Khans gewarnt, doch seine Analysen wurden nicht ernst genommen." Das Fazit des amerikanischen Nuklearterrorismus-Experten: "Die jetzige gefährliche Lage wurde von den Amerikanern selbst verschuldet, weil sie nicht auf Warnungen gehört haben."

Ingo Gentner

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/12EzzYJGi


 dutchweepee antwortete am 06.08.05 (14:02):

ich habe "das vierte szenario" auch gesehn ...besorgniserregend!

und wiedereinmal werden US-strategen die geister nicht mehr los, die sie riefen.

.


 Felix antwortete am 06.08.05 (16:42):

@ dutchweepee

zynisch fand ich deinen Vergleich mit der Abschaffung von Handfeuerwaffen.

Folgeschäden für die gesamte Biosphäre nach einem grösseren A-Schlagabtausch sind nicht mit noch so vielen Erschossenen und Schussverletzungen zu vergleichen!