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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Herumziehender Bandit versus Heuschrecken-Kapitalist

 3 Antwort(en).

James begann die Diskussion am 03.08.05 (10:06) :

Mancur Olson (1932 - 1998)
Warum sind manche Länder arm und andere reich? Die Rolle von Institutionen und Good Governance

https://www.inwent.org/E+Z/1997-2002/ez1002-7.htm

In Olsons wegweisenden Aufsatz von 1993 "Dictatorship, Democracy and Development" hatte er versucht, die systemimmanente Schwäche von Autokratien nachzuweisen. Hierzu führt er in einer an Hobbes angelehnten Argumentation die Metapher des "roving/stationary bandit" ein:

Der herumziehende Bandit sucht plündernd immer neu Gegenden heim und ist deshalb nicht am Wohlergehen der Bevölkerung interessiert; zum stationären Banditen wird er durch die Erkenntnis, dass es lohnender ist, von der immergleichen Bevölkerung Steuern zu erheben. Nun muss er ein hohes Interesse an wirtschaftlichem Wachstum haben, da dies seine Steuereinnahmen erhöht. Er wird also darauf achten, dass Verträge eingehalten werden, und er wird das Dorf vor anderen Banditen schützen. Auch die Dorfbewohner befinden sich in einer der Anarchie vorzuziehenden Lage, da bei erhöhter Rechtssicherheit geringere Transaktionskosten anfallen und damit starke Anreize für produktive Tätigkeiten existieren.

Mit dieser Argumentation zeigt Olson, dass Autokratien über einen gewissen Zeitraum zwar beachtliche Wachstumsraten erzielen können. Langfristig sind Autokratien jedoch den liberalen Demokratien aus vier Gründen unterlegen...

Internet-Tipp: https://www.inwent.org/E+Z/1997-2002/ez1002-7.htm


 Karl antwortete am 03.08.05 (15:33):

Hallo James,


Heuschrecken ziehen doch auch umher. Dein interessanter Text baut m. E. eher den Unterschied zwischen wandernden und stationären Banditen auf. Die stationären sind wesentlich angenehmer, da sie ein Interesse daran haben, dass die Ausgebeuteten nicht ausbluten.

Das ist wie der Unterschied zwischen virulenten und temperenten Phagen (den Viren der Bakterien). Die virulenten töten ihren Wirt und ziehen weiter, die temperenten integrieren sich und vermehren sich mit dem Wirt, es kann sogar zu Symbiose kommen.

Allgemein können Parasiten vom reinen "Schadenstier" zum "Nutztier" werden, wenn sie eine Symbiose mit dem Wirt eingehen. So haben wohl auch manche Rittersleut (als Parasiten) im Mittelalter auf ihren Burgen argumentiert, wenn sie den Zehnten von den umliegenden Bauern (ihren Wirtstieren) verlangten, gleichzeitig aber Schutz gegen die "umherziehenden Ganoven" versprachen ;-))


 Karl antwortete am 03.08.05 (15:37):

Noch etwas. Der Westen hat in seiner kolonialistischen Vergangenheit sicherlich häufig die Rolle des umherziehenden Banditen gespielt, der die lokale Bevölkerung vor allem ausbeuten wollte, ohne irgendein Interesse an deren Wohlergehen zu haben. Heute würden viele immer öfter gern dies alles ungeschehen machen, weil es sich beginnt gegen uns zu wenden.


 James antwortete am 04.08.05 (11:11):

Nun gibt es Good Governance und Corporate Governance...