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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Erstes Sozialforum in Deutschland vom 21. bis 24. Juli 2005 in Erfurt

 6 Antwort(en).

BarbaraH begann die Diskussion am 20.07.05 (23:52) :

Erstmals wird von heute an das Sozialforum in Deutschland stattfinden. Vier Tage lang wird in über dreihundert Vorträgen, Diskussionen und Aktionen in Erfurt über das Schicksal unsereres Landes und der ganzen Welt diskutiert.

Das Sozialforum ist eine politisch noch junge Form. Es ist keine Partei, keine feste Organisation, hat keine Vorsitzenden oder Sprecher. Engagierten linken Gruppen wird eine Plattform geboten, um Perspektiven "gegen die breite Front des neoliberalen Einheitsdenkens" zu entwickeln.

>> Nicht nur eine andere Welt, auch ein anderes Deutschland muss möglich sein, meinen die Veranstalter. "Die da oben" - damit meinen sie jene, die glaubten, "ihnen gehöre dieses Land". Das seien jene, welche auf Löhne, Renten und die Lebenslage "unserer Kinder" einen Angriff starteten und mit Hartz IV den "Arbeitsdienst" wieder eingeführt hätten. Außerdem auch diejenigen in Deutschland, die den Krieg wieder zu einem "normalen Mittel" der Politik gemacht hätten. <<

Spannend, was sich da tut.

Quelle der Zitate: Frankfurter Rundschau vom 21.07.05
Basar gegen den Neoliberalismus
VON BERNHARD HONNIGFORT

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/o6QKRqBv4


 dutchweepee antwortete am 21.07.05 (03:25):

@BarbaraH ...gut daß du den reichsarbeitsdienst erwähnt hast. ich habe heute im TV einen beitrag gesehn, daß der verkehrsminister verstärkt mittel einsetzt, um arbeitslose bauarbeiter bei autobahnbau projekten zu beschäftigen.

find ich toll, aber irgendwie kam mir die idee bekannt vor.

.


 Wolfgang antwortete am 21.07.05 (10:04):

Dass ein Sozialforum auch in Deutschland noetig ist, zeigt die wachsende Zahl der Armen (s. Grafik 'Armutsquote', Quelle: FR-InfoGrafik; der Fehler in der Grafik ist offensichtlich... es muss dort 2004 heissen).

Die Sozialpolitik der KOHL-Adminisitration bewirkte ueber die Jahre, dass die Armut in Deutschland sank. Dann kam die SCHROEDER-Administration mit ihrer abrupten wirtschafts- und sozialpolitischen Wende. Lohn- und Rentenklau wurde jetzt zentrales und aeusserst erfolgreiches Regierungsprojekt. Auch die Union wendete sich und machte mit. Die Folge blieb nicht aus: Seit SCHROEDER + Co. steigt die Armut - besonders die im Osten Deutschlands (die im Westen auch, aber dort nicht so stark).

Letztlich ist das der Grund, warum die betroffenen Menschen in Scharen sich von der Rot-gruen-schwarz-gelben grossen Koalition und ihrer Politik des Lohn- und Rentenklaus abwenden.

Webtipp...

Sozialforum 2005 in Deutschland
https://www.sozialforum2005.de/

Internet-Tipp: " target="_blank">


 BarbaraH antwortete am 21.07.05 (21:33):

In seinem ZEIT-Artikel sieht der Autor Jens Jessen den Kapitalismus bereits in seiner Endphase:

>>Fest steht allerdings, dass die Zustimmungsraten für den Kapitalismus überall auf der Welt, und selbst in seinen westlichen Ursprungsländern, dramatisch gesunken sind. Fest steht auch, dass er längst nicht mehr als ein Problem allein von Linken behandelt wird. Sämtliche Autoren, die wir in unserer Serie zur »Zukunft des Kapitalismus« befragten, ob Wissenschaftler, Philosophen oder Schriftsteller, ob aus Europa, Amerika oder der Dritten Welt, ob Konservative, Liberale oder Linke, waren sich darin einig, dass der Kapitalismus, der dem Westen Jahrzehnte märchenhaften Wohlstandes beschert hat, heute nur mehr als Bedrohung wahrgenommen werden könne.
(...)

Mit dieser vielleicht unheimlichsten, nämlich inneren Veränderung, die den neuen Kapitalismus selbst an seinen Produktionsstätten in die Nähe totalitärer Bewegungen bringt, kann unsere Zusammenschau wohl ihr Ende haben. Die Parallelen sind evident. Sie werfen allerdings die Frage auf, warum der Kapitalismus, der in seiner bisherigen Geschichte nahezu ohne Einschüchterung und ideologische Heilsversprechungen auskam, auf seiner letzten Wegstrecke die Zuflucht zu groben Propagandalügen und utopischen Programmen suchen musste.

Manche datieren den Umschwung auf das Jahr 1989 und das Ende des sozialistischen Herausforderers, der den Kapitalismus über Jahrzehnte gezwungen hatte, ein menschliches Antlitz aufzusetzen. Hat er also nun die Maske abgeworfen? Mit derselben Berechtigung ließe sich sagen, er habe erst jetzt die grimmige Maske aufgesetzt. Das wäre dann aber nicht 1989 geschehen, sondern mit dem Zusammenbruch der Neuen Märkte 2000 und dem Angriff des islamischen Fundamentalismus auf das World Trade Center, also in dem Moment, in dem offenbar wurde, dass der Kapitalismus auch untergehen könnte, jedenfalls Feinde hat, innere wie äußere, denen mit gutem Zureden nicht beizukommen ist. Es wäre nicht das erste imperiale System in der Geschichte, das im Moment seiner Bedrohung bös’ und zu einer Gefahr für die zivilisierte Menschheit wurde.<<

Quelle der Zitate: DIE ZEIT Nr. 30/2005
Fegefeuer des Marktes
von Jens Jessen
https://www.zeit.de/2005/30/Kapitalismusserie?page=all

Internet-Tipp: https://www.zeit.de/2005/30/Kapitalismusserie?page=all


 seewolf antwortete am 22.07.05 (02:57):

Was erzählt Ihr eigentlich Euren Kindern und Enkeln? Daß Ihr und Eure Vorfahren die Erde an die Wand gefahren habt? Oder daß das Leben ein Fluch ist? Oder daß alles eigentlich anders geplant war???

???


 dutchweepee antwortete am 22.07.05 (14:38):

ich sehe das übrigens ähnlich wie BarbaraH.

solange noch ein sozialistisches gegengewicht machtvoll bestand hatte, war auch die sogenannte soziale marktwirtschaft gezwungen, ein menschliches, attraktives antlitz zu zeigen.

jetzt sind die profitgeier von der kette los und jeder idiot glaubt, daß es so sein muss.

.


 BarbaraH antwortete am 29.07.05 (08:51):

>>Eine Schätzung geht davon aus, dass ein jährliches (und unerreichbares) Wachstum von drei Prozent 600.000 Arbeitsplätze schaffen könnte. Angenommen dies sei real, dann bräuchten wir, um alle sieben Millionen Menschen ohne Arbeit zu beschäftigen, ein jährliches Wachstum von 35 Prozent. Wie würden wohl wir und die Natur danach aussehen? Wo doch schon bei drei Prozent Zuwachs die nächste Generation doppelt so viel konsumieren müsste, wie wir heute. Und die übernächste das Vierfache ... Wozu?<<

Quelle: Freitag Nr. 30 vom 29.07.05
Daniela Dahn
Drei Stunden Arbeit am Tag werden genügen
AUS DEM DENKKäFIG AUSBRECHEN
für eine Wirtschaftsordnung, die jedem seine Würde lässt - ein Plädoyer auf dem Erfurter Sozialforum
https://www.freitag.de/2005/30/05300301.php

Internet-Tipp: https://www.freitag.de/2005/30/05300301.php