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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Mahnmal für die ermordeten Juden Europas

 71 Antwort(en).

Felix begann die Diskussion am 10.05.05 (15:20) :

Soeben wird die Einweihungsfeier aus Berlin übertragen. Sie hat mich emotional stark berührt.

Einige spontane Gedanken dazu:

- Die Gestaltung des Mahnmals finde ich aussergewöhnlich ... und sehr beeindruckend. Ueber Kunst lässt sich immer streiten!
- Der Weg bis zur Realisation war alles andere als geradlinig.
- Der musikalische Rahmen und die bisherigen Ansprachen empfand ich als dem Anlass angemessen und bewegend. Kann man dieses Volksverbrechen einem andern Volk gegenüber überhaupt erfassen und in Worten ausdrücken?
- Obwohl von Rednern auch erwähnt, stosse ich mich an der Ausklammerung der nichtjüdischen Opfer des Naziregimes. Weshalb muss das Mahnmal "für ermordete J u d e n" genannt werden?
Haben die andern keine mächtige Lobby?
- Ich befürchte, dass es Probleme damit geben wird, dieses schlecht bewachbare Werk vor Verschandelung zu bewahren.
- Auch hier vernimmt man nur die Stimme der Opfer ... natürlich auch die der unschuldigen verführten Deutschen ... wo sind eigentlich die hunderttausenden von Täter geblieben?


 iustitia antwortete am 10.05.05 (16:21):

Ja, danke für das Thema; hier aber mein Steinwurf-Leserbrief als Antwort auf den Artikel von Broder(im SPIEGEL):
https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,355267-2,00.html

Nein, diese künstliche, nicht künstlerische Steinwüstenei ist kein "authentischer" Ort (allein das Un-Wort "authentisch" ist nicht "authentisch"; es wird von den Schwätzern geklaut, die nicht wissen, was es heißt).
Bei tausenden von Steinklötzen, die diebisch "Stelen" genannt werden - fehlt alles, was ein Gedenken, ein Erschrecken, eine Mahnung sein könnte: Das hat als Stein, als Monument...., kein Gesicht, das hat keine Information, das heißt keine Humanität. Es ist lediglich die Perfektionierung der abstrakt-formalen Kunst der letzten hundert Jahre.
Jede kubistische Steinskulptur war erregender, schrecklicher.
Diese Art Fertigung und rechte Winkelung der Stelen-Stellage ist Pseudosprache, Dumm-Kunst, ist latent-frivole Frechheit.
Meine Bitte: alles Einebnen mit Schotter, mit Bruchgestein - z.B. aus dem KZ-Gelände von Flossenbürg oder aus dem Todes-Steinbruch von Buchenwald. - Aber soviel Bildung&Erinnerung&Phantasie&Lebendigkeit kann man bei Rosh, H. Modder-Broder und anderen seelenlosen Schwätzerpolitikern nicht voraussetzen.
*
Bitte, zum "Trauer-Fest" für heute&morgen: glänzend letal aufspielen und gerätselt - zu den "Pompes Funebres" für die Pompadour Rosh - und den - Politschreiberling Broder.

Und alle Idioten werden sich Jahrhunderte an den „Führerbunker" im Untergrund erinnern, der hier so auffällig "verbuddelt" werden sollte.
*
"Schwarze Milch der Frühe..." (P. Celan) - Quatsch, hier heißt es: Dumm Gestein, roh, industriell, vertausendfacht, der schwarze Beton-Schiss der Nachgeburten.
Nichts von Bildern, Noten, Zeichen - der Literatur, vom Leiden, von Worten und Schreien der Opfer dringt hervor - nicht davon ist hier im gewichsten Beton symbolisiert - nur die impotentia communicationis.
(Und, ob gewollt oder neurotisch-unwissend geplant: nur die Brutalsprache der Täter&Schweiger macht sich hier steinern-makaber-glänzend breit und bereit zur Verweigerung.)
*
URL - Originalunterschrift zum Bild:
"Prisoners working in the Flossenbürg Quarry. Source: U.S. Holocaust Memorial Museum"
*
Im Breloer-Film zu „Speer” spielt dieser Steinbruch von Flossenbürg noch eine große Rolle.

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/ScDNJxUFL


 dutchweepee antwortete am 10.05.05 (17:35):

das beeindruckendste mahnmal gegen den holocaust und den nazifaschismus ist für mich nach wie vor AUSCHWITZ.

wie viele DDR-schüler habe ich im rahmen einer jugendweihe-fahrt das KZ besucht und somit ein unauslöschliches schlüsselerlebnis gehabt (samt albträumen).

dort kann man den nazi-terror begreifen - ohne multimediashow.

egal in welchem rahmen (jugendweihe, konfirmation, schule etc.) ...jeder deutsche heranwachsende, sollte mit dem umfang der tötungsmaschine deutschland konfrontiert werden, um es zu BEGREIFEN!


 Kalibos antwortete am 10.05.05 (18:31):

Zitat Felix: Obwohl von Rednern auch erwähnt, stosse ich mich an der Ausklammerung der nichtjüdischen Opfer des Naziregimes. Weshalb muss das Mahnmal "für ermordete J u d e n" genannt werden?
Haben die andern keine mächtige Lobby?" Zitat Ende

Bin ich deiner Meinung Felix.

Ansonsten: Kunst?
Geschmackssache - habe es mir im April in Berlin angesehen.... na ja....

Mich hat es gestört, dass die deutsche Gedenkstätte ("für die Opfer der Mauer") wieder entfernt werden muss. Sie ist am ehemaligen "Check point".

Es soll nach Aussage von Berliner Bekannten über 100 jüdische Gedenkstätten in Berlin geben - jedoch 1 deutsche Gedenkstätte ist nicht "am richtigen Platz" - trotz vorheriger Genehmigung.

Macht mich schon sehr nachdenklich.

MfG
Kalibos


 iustitia antwortete am 10.05.05 (19:36):

Neben dem fast ganz leergeräumten Buchenwald war für mich das ehemal. KZ Dachau (bei München) die - vor zwölf Jahren - prägendste Erfahrung, mit verschiedenen Kirchenbauten, auch einem jüdischen Sakralhaus.

Neben den christl. Bauten - ist am beeindruckendsten der "Jewish Memorial Temple" (1965); man betritt einen in die Tiefe führenden kellerartigen, dunklen Vorraum und schaut dann durch einen schwarzen, einengenden Turm, wie durch einen verrußten Schornstein, zum "Himmel" auf.
*
URL.: https://www.scrapbookpages.com/dachau/DachauTour21B.jpg

Internet-Tipp: https://www.scrapbookpages.com/dachau/DachauTour21B.jpg


 dutchweepee antwortete am 10.05.05 (20:09):

@iustitia

warum greift ihr immer auf die kirchen zurück, um über vergangene verbrechen zu sprechen?

ein sozialistisches/antifaschistisches mahnmal in meiner geburtsstadt wolfen sagt:

DIE TOTEN MAHNEN UNS!

ich brauche keine synagoge oder kirche, um jederzeit gegen faschismus und militarismus die faust zu ballen. jeder einzelne kämpfer gegen den faschismus steht dann an meiner seite (im geiste).

...dazu brauche ich keinen beistand eines feigen pabstes.


 Immanuel antwortete am 10.05.05 (20:42):

Von Michael Naumann ist in der Zeit ein ausgewogener Bericht erschienen, dem ich persönlich zustimme, wogegen Broder gelegentlich schon sehr auf den Klotz haut.

Schon der Titel Naumann's trifft die Thematik im Zentrum:
Ohne Antwort, ohne Trost.

https://www.zeit.de/2005/19/Mahnmal


 Felix antwortete am 10.05.05 (23:01):

Irgendwie kann ich ja verstehen, dass für die "Deutsche Seele", wenn es überhaupt sowas gibt, jegliches Gespräch über den unseligen Holocaust oder die Judenfrage peinlich ist.
Bei der heutigen Einweihungsfeier fiel mir auf, dass den jüdischen Opfern nicht nur viel Platz eingeräumt wurde, sondern das Schicksal der übrigen Ermordeten kaum erwähnt wurde.
Auch die kultischen Rituale waren ausschliesslich jüdische.
Da drängt sich ein bitterer Beigeschmack auf. Sind Juden beklagenswertere Menschen als Nichtjuden? Spitzfindige Schlaumeier könnten in dieser Fragestellung einen versteckten Antisemitismus vermuten ... was in meinem Fall allerdings eine klare Fehlanzeige wäre!

Es fällt wirklich auf ... auch in Deutschland gibt es nur Opfer ... die unzähligen Täter aber bleiben verborgen. Ausser den wenigen angeprangerten Exponenten der Nazibewegung können sich die ausführenden Schergen in Sicherheit wähnen und sich einen angenehmen Lebensabend gönnen!
Es wäre wirklich zu begrüssen, gäbe es irgend wann einmal, eine ausgleichende Gerechtigkeit.


 abdu antwortete am 10.05.05 (23:34):

..fuer mich als araber kann man nicht ehrlich und ernst von frieden,freiheit und demokratie reden,gaebe es bis heute keine [auch fuer palaestinenser] ausgleichende gerechtigkeit.
man hat vom II grossen europaeischen krieg kaum was gelernt.


 iustitia antwortete am 11.05.05 (07:45):

Die entlarvten "Opfer" (die "Opfer" sein wollten nach der Schlacht), also die Täter, wie SPEER, die müssen wir uns ankucken, von klugen Männern wie Breloer und Königstein vorgestellt, die sich nicht bei ihrer angeblichen politischen Ehre packen ließen, sondern saubere Denker und gute Handwerker sind; nicht wie "Ich-bin-ein-deutsches-Fest" oder "Ich-bin-der-einzige-saubere-nationale-Deutsche-Siedler".
Und wie die tausend andere "Ich-möchte-mich-von-pseudojüdischem-Unsinn-betrügen-lassen-Mitmacher" - wie die feirlich-stumme Corona gestern am überschmierten, wetter- und anschlagfest gemachten Betonquader-Feld.
(Wo jedes Kind was merken müsste: da ist was drunter versteckt, was die Macher und Woller und Nichtsmerker nicht erklären können oder wollen.)
"Holocaust" - inszenierter, gefälschter Holocaust - als irre Post-Geschichte, als Retourkutschen-Betrug an der realen Gschichte der Deutschen und der von ihnen Gejagten!
Ja, irgendwie verquer-gerecht! Aber als diskursiv-kritische Aufgabe für Jugend und Kultur zu lösen!
Meidet diesen unjüdischen Blödsinn! Oder beauftragt den Verhüllungs-Priester mit Frau: Christus-Christa? Christo?
Ach, wie hieß er noch, der gute "Velator" - ja, so musste früher in Tempeln und Gotteshäuschen das "Unsagbare", das Nicht-Anfassbare, verhüllt werden mit einem "Velum".
*
Christo, erhöre uns! Und mach uns materiell arm und geistig
reich!
*
URL - altes Christo-Modell, als Vorschlag. Mit Sack und Pack - da wäre das Feld zu retten!

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/osubihRys


 schorsch antwortete am 11.05.05 (09:28):

Auf jedem Mahnmal, auf dem die Namen von Getöteten stehen - also auch auf jedem Mahnmal von gefallenen Soldaten einer Gemeinde - sollten auch die Namen der Tö(ä)ter und ihrer Hintermänner aufgeführt werden....


 schorsch antwortete am 11.05.05 (09:29):

Stellt euch mal vor, dass auf jedem Gefallenen-Mahnmal aufgeführt würde: Sie starben durch die Wahnsinnstat eines Grössenwahnsinnigen namens Adolf Hitler.....


 Marina antwortete am 11.05.05 (09:57):

Leider nicht nur durch einen Größenwahnsinnigen, wie viele Mitläufer glauben machen wollen. Der größte Teil eines Volkes hat mitgemacht, und zwar nicht nur gezwungenermaßen, sondern eifrig und willig.


 angelottchen antwortete am 11.05.05 (10:13):

Zur Frage "Obwohl von Rednern auch erwähnt, stosse ich mich an der Ausklammerung der nichtjüdischen Opfer des Naziregimes. Weshalb muss das Mahnmal "für ermordete J u d e n" genannt werden?" möchte ich ganz kurz meine Gedanken schreiben,die ich in ähnlicher Weise gestern in einer Talkshow hörte:

Natürlich muss allen Opfern gedacht werden und es darf keine "Hitparade des Leids" geben - das leid der Hinterbliebenen von Dresden ist nicht kleiner als das der Hinterbliebenen vergaster Juden, nicht geringer der Schmerz derer, die den Untergang der Gustloff überlebten aber ihre Familie verloren, auch nicht das Leid der Sinti und Roma, Homosexuellen, Behinderten - und auch nicht das Leid der Familien, die ihre Söhne Väter, Brüder Ehemänner in Stalingrad als deutsche Soldaten verloren - auch nicht die Polen und Russen, über die der Tod hunderttausendfach kam, litten weniger.

Aber - die Vernichtung der Juden wurde von langer Hand geplant, durchorganisiert und durchgeführt - ohne diese grausamen, mörderischen und menschenverachtenden Pläne und Taten hätte es die anderen Opfer doch gar nicht gegeben - und eben deshalb gehört ihnen ein solches Mahnmal, eine solche Gedenkstätte, zugesprochen. Nicht, um für alle Zeiten auf "unsere Schuld" hinzuweisen sondern auf "unsere Verantwortung".

Ein Vergleich, wenn er auch hinken mag:
Wenn zB eine Gedenkstätte für die Opfer der Sklaverei und der Verschleppung hunderttausender Menschen aus Afrika in Brasilien errichtet wird, dann würde niemand verlangen, hier auch gleichzeitig der ausgerotteten Ureinwohner und der an Tropenerkrankungen gestorbenen Eroberer und Einwanderer zu gedenken - eben weil dies der Geschichte der Sklaverei in ihrer Einzigartigkeit an Grausamkeiten durch so eine Sammelgedenkstelle nicht gerecht werden würde.


 Marina antwortete am 11.05.05 (10:24):

angelottchen, ich stimme voll mit dir überein, das hast du sehr gut formuliert.


 Karl antwortete am 11.05.05 (10:37):

@ angelottchen

ich möchte dir für deine angemessenen Worte danken. Ich persönlich halte das Mahnmal für notwendig und auch für gelungen soweit dies bei der Ungeheuerlichkeit des zu erinnernden Geschehens überhaupt gesagt werden kann. Sehr gut finde ich, dass das Stelenfeld jeden Menschen, der durch es hindurch geht, vereinzelt! So kann sich niemand scherzend unterhalten, sondern jeder bleibt mit seinen Gedanken allein und kann nachdenken. Ich weiß, dass es mich tief beühren würde, hindurch zu laufen, nicht weil ich persönliche Schuld als Nachgeborener empfinde, sondern wegen der Last "unserer Verantwortung" als Wissender.


 welsch antwortete am 11.05.05 (13:09):

So, wie "angelottchen" es formuliert hat, entspricht es auch meinen Ansichten. Ich wollte in ähnlicher Weise hier posten, nun ist es überflüssig geworden, mit diesem Beitrag ist alles gesagt.

Das Stelenfeld ist so angelegt, dass zu Beginn, wenn die Stelen noch überschaut werden können, alles noch recht harmlos aussieht. Begibt man sich jedoch tiefer hinein und die Stelen werden immer höher, überkommt einen mehr und mehr dieses absolute Verlorensein, die Ausweglosigkeit und das Unvermögen, diese Betonklötze aus eigener Kraft zu überwinden, die ja nichts anderes darstellen sollen als diese mörderische feindliche Macht der Nazis. Es soll die verzweifelte Gemütslage dieser in den Tod getriebenen Menschen darstellen.
Wer schon einmal in Yad Vashem war und durch diese Irrgänge gegangen ist, kann sich das gut vorstellen.


 Tobias antwortete am 11.05.05 (13:43):

Auf jedem Mahnmal, auf dem die Namen von Getöteten stehen - also auch auf jedem Mahnmal von gefallenen Soldaten einer Gemeinde - sollten auch die Namen der Tö(ä)ter und ihrer Hintermänner aufgeführt werden.... Ist ja ganz richtig was du schreibst Schorsch aber da hätten viele nach 1945 bei Ehrungen ihren eigenen Namen gefunden.


 Miriam antwortete am 11.05.05 (15:06):

An erster Stelle, einen herzlichen Dank an dich, Angelottchen, denn du hast ja den Sinn des Mahnmals verstanden. Und einen herzlichen Dank allen anderen, die diese Diskussion hier angeregt oder weitergeführt haben.

Ich möchte etwas sehr wichtiges hier nochmals ansprechen und auch unterstreichen: dieses Denkmal wurde von Deutschen Nichtjuden angeregt, die jüdischen Gemeinden oder andere jüdische Gremien - haben nichts mit dieser Initiative zu tun. Nicht die Überlebenden Juden haben den sechs Millionen Opfer ein Denkmal gesetzt - sondern diejenigen, die sich verantwortlich fühlen für das Wachhalten der Erinnerung, um zu warnen. Von Schuld kann natürlich nicht die Rede sein, aber es gibt eine moralische Verpflichtung, nicht zu vergessen.

Mir geht es hier in erster Linie um Folgendes: wieder wird in einem Beitrag die Frage nach der Lobby gestellt. Was hat diese Frage hier zu suchen? Nochmals: das Mahnmal wurde von Nichtjuden initiiert, wie es gestern trefflich auch Lea Rosh gesagt hat.
Lea Rosh ist keine Jüdin, hat sich diesen Namen zugelegt um ein Zeichen zu setzen:

"Lea Rosh, eigentlich Edith Renate Ursula Rohs, geb. 1936 Berlin Dahlem ...
Mit dieser Plakat-Aktion wollte Lea Rosh antifaschistisches Bewusstsein ...
www.inidia.de/rosh.htm - Ähnliche Seiten"

Ich muss gestehen, dass viele Juden gegen dieses gigantische Denlkmal waren. Ich gehörte ebenfalls dazu. Bis gestern. Als ich die ganze Übertragung der Feierlichkeiten verfolgt hatte, änderte ich meine Meinung.

Welsch hat vortrefflich beschrieben, was eigentlich die Absicht des Denkmals ist: etwas von dieser verzweifelten Auswegslosigkeit und Verlassenheit spürbar zu machen.


 Marina antwortete am 11.05.05 (16:20):

Ausschnitt aus einem Artikel der SZ im Hinblick auf die kritisierte "Kälte" des Mahnmals, den ich als Erläuterung doch sehr bedenkenswert finde:

Was uns die Stelen sagen
Am Rand der Mitte

Stelen-Kunst: kalte Grammatik oder kühle Dialektik?

Konservative Kritiker des Mahnmalentwurfs haben befürchtet, dass die "kalte Grammatik" des Ortes nichts vom Horror des Holocaust würde mitteilen können. Nun zeigt sich, dass gerade die kühle Dialektik zwischen Gräberfeld und stummer Form Räume für das Erinnern öffnet -- eben weil hier keine Handlungsanweisung zur Erinnerungskultur entstanden ist.

Wie bei der abstrakten Kunst des Minimalismus wird im Berliner Stelenfeld allein durch die Formation der steinernen Blöcke ein theatralischer Ort definiert, in dem man selbst zum einzigen Darsteller wird -- schließlich ist man schnell allein in der Mitte der schiefergrauen Quaderkolonnen. So wenig die dunklen, klarkantigen Kulissen von der grauenvollen Vergangenheit erzählen, deretwegen sie errichtet wurden, so wenig sie auch zum Gedenken zwingen wollen, so sehr laden sie zur kontemplativen Vereinzelung an einem Ort der Stille ein.

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/ObM134FH0


 Miriam antwortete am 11.05.05 (17:17):

Wer wenigstens virtuell einen Eindruck gewinnen möchte über das Holocaust Mahnmal und wie sich das "anfühlt" - kann dies tun, indem man die Internet Adresse des ZDF wählt:

https://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/0/0,1872,1000000,00.html

und von da, folgendes anklickt:

Holocaust Mahnmal Gedächnis aus Stein.

dann weiter auf:

"Kommen Sie mit auf einen virtuellen Rundgang durch das Stelenfeld" - klicken.


 rolf antwortete am 11.05.05 (17:38):

Der Link zum Anklicken

Internet-Tipp: https://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/0/0,1872,1000000,00.html


 Felix antwortete am 11.05.05 (17:50):

Danke für den Link.
Gerade mit den Panorama-Ansichten erhält man einen guten Eindruck von der Wirkung des Monumentes.
Ich werde mir anlässlich des Berlinertreffens die Sache in Natura ansehen!


 angelottchen antwortete am 11.05.05 (17:58):

Eine Frage und Antwort möcht ich aus dem Interview mit dem Architekten bei Spiegel online herauspicken:

SPIEGEL ONLINE: Jetzt, da das Mahnmal fertig gestellt und öffentlich zugänglich ist, wird es wahrscheinlich nicht lange dauern, bis das erste Hakenkreuz darauf gesprüht wird.

Eisenman: Wäre das denn so schlecht? Ich war von Anfang an gegen den Graffitischutz. Wenn ein Hakenkreuz darauf gesprüht wird, dann ist es ein Abbild dessen, was die Menschen fühlen. Wenn es dort bleibt, ist es ein Abbild dessen, was die Regierung davon hält, dass Menschen Hakenkreuze auf das Mahnmal schmieren. Das ist etwas, das ich nicht steuern kann. Wenn man dem Auftraggeber das Projekt übergibt, dann macht er damit, was er will - es gehört ihm, er verfügt über die Arbeit. Wenn man morgen die Steine umwerfen möchte, mal ehrlich, dann ist es in Ordnung. Menschen werden im dem Feld picknicken. Kinder werden in dem Feld Fangen spielen. Es wird Mannequins geben, die hier posieren, und es werden hier Filme gedreht werden. Ich kann mir gut vorstellen, wie eine Schießerei zwischen Spionen in dem Feld endet. Es ist kein heiliger Ort.
====

Recht hat er - und so lange irgend jemand auf der Welt noch Hakenkreuze schmiert, hat jede Gedenkstätte für die Greueltaten an den Juden seine Daseinsberechtigung!

Das ganze Interview hier:

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,355383,00.html


 mimosa antwortete am 11.05.05 (18:02):

Zunächst empfand ich die 2711 Stelen auch als kalt
und hässlich.
Bis ich in eine Zeitung einen Bericht las von
Edith Rabenstein.
Hier einen Auszug davon:

Zitat

Man kann dieses Denkmal von jeder Seite betreten
und von jeder Seite verlassen.
Es gibt keine Vorschrift, keinen Rundgang.
Die Wege sucht man sich selbst.
Von jedem Punkt in diesem Rasterfeld führen vier
Wege nach draussen.
Unbequem sind diese Wege. man glaubt sich zu verirren.
Man ist in einer anderen Welt, vor allem, wenn man durch die sehr hohen,
fast bedrohlichen Felswände geht.
Die Geschäftigkeit der Stadt, der Verkehrslärm
der Strasse sind wie abgeschnitten.
Die Begleiter sind verschwunden.
Man ist sehr bei sich und den eigenen Gedanken
und Gefühlen.
Diese Grossplastik führt den Besucher zur Reflexion,
zur Kontemplation und letztendlich zu einem Du,
dass hier aus sechs Millionen Menschen besteht.
Das Denkmal, das unübersehbar im Zentrum der Hauptstadt steht, ist ein Bekenntnis Deutshlands zu seiner
historischen Verantwortung.
Es ist von der Grösse monumental, von der Ästhetik
radikal und von der Gestik emotional.

Unberührt wird keiner durch diese Anlage gehen können.
Den Sensibliben wird sie mitten ins Herz treffen.
Zitat ende


Kann man von einem Mahnmal, dass an das
dunkelste und grausamste Kapitel in der Geschichte Deutschlands erinnert,mehr verlangen?


 Marina antwortete am 11.05.05 (18:14):

"SPIEGEL ONLINE: Jetzt, da das Mahnmal fertig gestellt und öffentlich zugänglich ist, wird es wahrscheinlich nicht lange dauern, bis das erste Hakenkreuz darauf gesprüht wird."

Ist schon passiert. Hier der Artikel der SZ:

Eine Form der Möglichkeit
Die offene Architektur des Mahnmals ist auf zwiespältige Weise bedeutsam.

GERHARD MATZIG

Das "Denkmal für die ermordeten Juden Europas" ist der Öffentlichkeit noch nicht übergeben, aber die erste Schmiererei ist bereits inmitten der 2711 Stelen zu sehen: Es ist ein Hakenkreuz. Man musste ja damit rechnen. Falls wir zu hoffen gewagt hatten, dass der Architektur des Berliner Holocaust-Mahnmals ein Moment der Unberührbarkeit innewohnen würde, so ist diese Hoffnung nun ebenso wie die bald zwei Jahrzehnte währende Entstehungsgeschichte des Mahnmals zu Ende gegangen. Als Zeichen ist das Denkmal vollendet -- zugleich aber fängt die Geschichte der Zeichen auf dessen Terrain erst an.

Das Hakenkreuz ist so groß wie die Hand eines Mannes, befindet sich etwa anderthalb Meter über dem Boden und wurde mit blauem Kugelschreiber offensichtlich in Hast auf die östliche Breitseite einer der größeren, beinahe haushohen Stelen gekritzelt. Es ist auf dem speziell beschichteten, fast samtig sich anfühlenden Grau nicht auf Anhieb zu sehen -- und doch ist es erschreckend einprägsam.

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/0lYahiEsc


 rolf antwortete am 11.05.05 (23:12):

Mich erinnert das Mahnmahl an das Steinlager eines Betonwerkes


 Miriam antwortete am 12.05.05 (00:04):

Rolf hat um 17:38 die ZDF-Internetadresse durch die man ans und sogar zu einen kleinen Rundgang durch das Holocaust Mahnmals gelangen kann.

Auf der selben Seite sehr empfehlenswert die Videoaufnahme des Gespräches mit Salomon Korn, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt.

Unter anderem darin die Aussage Korns, dass es besser gewesen wäre ein Mahnmal für ALLE Opfer der KZs zu errichten.


 Felix antwortete am 12.05.05 (00:57):

Miriam,

genau das finde ich eben auch!


 iustitia antwortete am 12.05.05 (09:27):

Ich glaube, ich achte andere Meinungen; sicherlich, aber in der Sache möchte ich hier einigen Stimmen widersprechen:
Dichter wie Hochhuth und Seligmann haben sich gegen diese stummen Stellagen ausgesprochen. Sie sind ja Geschichten-Erzähler und möchten nie Menschen zum Verstummen zwingen; insbesondere nicht, wenn Menschen tierisch-biologistischen Gründen industriell getötet wurden – und anderen Menschen das Nachdenken, das Sprechen, das Bewusstsein ermöglicht werden könnte, darüber sich zu verständigen: warum…, wieso – und weshalb: „nie wieder“! .
Deutscher Antisemitismus, ja schon vor 1900!
Schon früh - schon lange vor der Machtergreifung - starben Kommunisten, Sozialisten, Geistliche.... - ob Politiker, Musiker, ob Dichter, ob Parlamentarier - also öffentlich aufgetretene oder vermutete Widerständler gegen den Faschismus, der sich nicht einzig als antijüdisch gerierte, sondern generell als antidemokratisch, antihuman und pervers; das Antisemitische war d e r (auch) christliche Programmpunkt, der am leichtesten im "deutschen Volk" Widerhall fand und zur "sachlich-bürokratisch-mörderischen" "Endlösung" ausgebaut wurde - weil so viele mitmachten, auch ausländische Freiwillige in der SS.
Faschismus ist nicht notwendig nur antisemitisch gewesen; in Italien war er es gar nicht. In Amerika auch nicht, bis er dort verboten wurde; da war er gemanisch-bayerisch-trachten- und musik-vernarrt, idiotisch.
Nein, was hier - im betonen-abstrakten Blödsinn - zum Holocaust Memorial stilisiert wurde, ist ein Anti-Mahnmal.
Und was jeder denkt - indem er durch die Reihen geht oder sich zu zweit oder mit einem Idioten auf dem Buckel - ist absolut nicht "programmierbar"; und unvorhersehbar - ob „mann“ nachts spuckt, pinkelt oder Schlimmeres treibt.
*
Man wird "es" bewachen müssen - und die permanente Provokation und Unfrieden hat man sich eingehandelt - mit Un-Kunst und Un-Verstand, mit Un-Sinn.
Es waren in allen verfolgten Gruppen besonders wichtige, engagierte Menschen, die verbrannt wurden, Individuen, deren Lebensrechte es hier und heute und immer anzunehmen gilt; keine Gruppen oder Gattungsoperationen, bei den wir "selektieren" sollten, für das größte Anti-Faschismus-Mahnmal in unserer Hauptstadt!
(Da muss doch ein besonderes Schuldgefühl oder ein scheinreligiös-irgendwiewas-Gutgemeintes. Das Motiv dahinter ...? Nichts Zuende-Gedachtes; wohl vom schlechten Gewissen her.)
Ob Schwule, Widerständler, Politiker - Behinderte, Zeugen Jehovas - Juden oder zufällig massakrierte Opfer auf der Straße, in den Kellern - es waren eigenwillig verantwortliche, viele anklagende Menschen - in der Analyse gibt es Unterschiede, die das eigentümlich Christlich-Deutsche an der Menschheits-Mörderei sichtbar machen müssen - aber es kann keine Sonderrollen-Humanität geben, die einen solchen blinden Geschichtstrubel - an nackten Betonwänden - praktizieren soll oder wollen kann. Da fehlt jedes menschlich-kulturelle Merkmal, da gibt es kein menschliches, kein florales, kein animalisches, kein körpermäßiges Signum. Da herrscht Entsetzen, das sich nicht artikulieren kann, außer in Blablabla; das Empörung und Ignoranz und Störung und Aggressionen bei RECHTEN auslöst. (Und das sind auch noch unsere Mitbürger, die schon familiär, schulisch und in der Arbeitswelt zu kurz gekommen sind. So was Blödes, Unerzogenes ist ja nicht angeboren.)
*
(Forts. s. später!)


 iustitia antwortete am 12.05.05 (09:48):

Nichts, was den Holocaust erfassen könnte...
(Forts.)

Paul Celan sprach in einem Gedicht vom „Knochensperma“, dem Staub verbrannter Juden in den Lüften über Deutschland, der – so seine Intention, seine Hoffnung - noch zeugen, noch „fruchtbar“ werden könnte. Er selber aber verzweifelte daran. – Ich glaube nicht, dass er bei dieser „Fassade des un-sinnig und unsinnlichen Tausendfachen“ mitmachen würde.
Ich kenne keinen deutschsprachigen oder jiddischen Dichter des europäischen Judentums seit Mitte des 18. Jhs., der in seinem Stil und in seinen Intentionen etwas wie das Groteske dieser Stein-Semiotik präsentiert oder vorweggenommen oder vorgeformt hätte.
Es sind stumme, dumme, herrisch unkommunikative Menschen, die "sich" und ihren Gestus so verewigen wollten; und denen aus Hilflosigkeit und Scham oder gar Unbildung nicht genügend widersprochen ode das Geld verweigert wurde. (Martin Walser hat sich im Ton und in der Sache damals vergriffen und dem Humanen geschadet; schade!).
In Berlin hat man sich in zehn Jahren Diskussion, Verwaltung und Ausführung zum Mahnmal daneben benommen: Man hatte keine produktiven Ideen und kein Geld: Trotzdem hat man beides – in den negativen Versionen – verschleudert: So hat man "Schulden" produziert: geistige Schuld – und materiell zinsmäßige. – Wer zahlt das wohl ab?
Rosh und Eisenman und Co. verdienten daran.(„Sie“ als zänkische Möchtegern-Jüdin; „er“ als Konstrukteur von Schematismen, von geistigen und geschichtslosen Hilflosigkeiten.)
Aber da gibt es sehr viele Symptome von Traumata und Verhaltensstörungen bei den Machern und Durchsetzern und Begründern von Zwängen. Und solche Fehlqualifikationen, Dummheit und Unwissen dürfen nicht verschwiegen oder daran weitergebaut werden; man perpetuiert sie ja; man macht sie statt "denkwürdig" nur „ewig“; erhebt sie zum sturen Standard. Fein!
Ich sah in Berlin in der Vor-Stellung nur bestellte, ratlose Gesichter der Verantwortlichen, die sich gerne von der Sabina van der Linden, der Holocaust-Überlebenden, die nur 10 Jahre älter ist als ich, was menschlich Gesichertes erzählen ließen.
*
Also: Trotzdem dahinfahren, nein, pardon: nach Berlin fahren, auch mit jungen und für andere Menschen - und aus seiner moralisch-sprachlichen Überzeugung und seiner Verantrotung für "Gedenken und Trauern" keinen Hehl machen.
"Saxa loquuntur" - sagte Präsident Heuß in Bergen-Belsen, bei dem ersten großen, politischen Gedenken, nach dem Schweigen in der jungen BRD.
"Saxa loquuntur" - muss man heute anders übersetzen: Hier als "Mahnmal" ver-schweigen die Steine - worüber ich reden möchte. (Und dass die Konstrukteure d a s erreichen wollten...?)
*
URL - ein Beispiel für sprechende Steine...

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/m64F3MQnq


 Miriam antwortete am 12.05.05 (11:02):

Felix,

mir schien es wichtig einiges hier richtig zu stellen, da auch aus deinen Zeilen eindeutig hervorgeht, dass du dachtest, das Mahnmal sei auf jüdischer Initiative entstanden. Ohne Kritik auszuüben, habe ich deswegen den Gedanken der Lobby die dahinter stehen würde, zurückgewiesen. Auch unter diesem Aspekt sind die sehr differenzierten Worte von Salomon Korn wichtig.

Nochmals Felix: es ist keine Kritik gewesen, denn ich weiss es zu würdigen, dass du das Thema hier angesprochen hast.


 Miriam antwortete am 12.05.05 (12:47):

Zwei lesenswerte Links auf 3sat:

https://www.3sat.de/specials/78957/index.html

und:

Internet-Tipp: https://www.3sat.de/kulturzeit/themen/79161/index.html


 Felix antwortete am 12.05.05 (12:51):

@ Miriam

ich weiss zwar, dass die Initiative für die Schaffung dieses Mahnmals nicht von jüdischer Seite her kam.
Doch scheint mir, dass das Gewicht einflussreicher Juden verglichen mit andern Opfergruppen bedeutend dazu beigetragen hat, dass das Interesse ein solches Denkmal zuschaffen, sehr einseitig ist.
Sogar der jüdische Sprecher, hat in seiner Rede auch darauf hingewiesen, dass er nicht froh darüber ist, dass man die andern Opfer nicht einbezogen hat.
Eine starke Lobby kann eben auch indirekt wirksam sein!

@ iustitia

nichts gegen eine sachliche Kritik. Ich kann sehr wohl verstehen, dass dieses Werk nicht allen gefällt ... dein Zerriss aber ist unangemessen ... vorallem in der Wortwahl. Menschen, die in ihrem Urteil von dir nicht verstanden werden sind eben noch lange keine Idioten!


 iustitia antwortete am 12.05.05 (14:52):

>> felix - Ich habe niemanden der "Idiotie" beschimpft oder bezichtigt. Erst recht keinen hier Diskutierenden! D u richtest einen solchen Vorwurf dummerweise gegen mich!
Alle Vorwürfe, auch gegen Lea Rosh - kann man an vielen Stellen bestätigt finden, wenn man lesen will!
Hast Du je die vorgreifende, psychologische Argumentation von Rafael Seligmann gelesen? (Übrigens die einzige Antikritik eines jüdischen, deutschsprachigen Intellektuellen, die ich kenne...) Ich glaube: nicht! Dass D u Dich - weil Du mich beschimpfst - getroffen fühlst - na, bitte!
Auch Martin Walser ist ein "solcher", der solche Kritik verdient.
Dass Du mich verbal runterputzen willst, zeigt nicht, dass Du mich kognitiv verstanden hast. (Passiert Dir öfter - gemessen an Reaktionen gegen Marina u.a.)
*
Ja, Differenzierung und Wissen um das Holocaust-Thema seit 1953 - s. Präsident Heuß! - als es das Wort und die öffentliche Diskussion noch nicht gab, sind eben selten - für Deine Generation.
*
Tipp - habe ich schon mal unter "Kunst.." angeboten: von Alexander Mitscherlich die Dokumenation: "Medizin ohne Menschlichkeit". Lange vor "Die Unfähigkeit zu trauern" - kuck mal rein bei ihm! (Seit damals ist er als Intellektueller von vielen, vielen deutschen Ärzten auch so beschimpft oder totgeschwiegen worden, wie Du es hier willst; gechenkt! Er (A.M.)war eben Psychoanalytiker - und da versteht man die Motivation oder lernt sie zu verstehen - und wird "degradiert". - Da waren immer viele, viele "Speers", die Mitläufer und Lügner waren und Normal-Deutsche der 50er und 60er wurden. (Na, Du warst Schweizer...! Vielleicht weißt Du auch, was Max Frsich dazu gesagz hat...)
Lies also, bevor Du Dich wohl wieder - ersatzweise? - für einen "Idioten" gehalten fühlst! Denn: Warum kannst Du "das" für andere entscheiden? Es sind doch nur D e i n e schmalen Kriterien, die nicht stimmen.
Ich habe die Steine "stumm und dumm" genannt. Keine Personen! Nein...?
*
URL.: für Dich lege ich auch ein sprechendes Steinchen bei - so wie im Cartoon, von Haiko Sakurai!

Internet-Tipp: https://www.cicero.de/pic_gal/1115826141.gif


 Marina antwortete am 12.05.05 (18:29):

iustitia, in einem möchte ich dir absolut Recht geben: das ist die Kritik an der "Möchtegern-Jüdin" Lea Rosh. Man hat ja fast das Gefühl, dass sie die Juden um ihre Opferrolle beneidet. Ich habe gelesen, dass sie die Kritik eines Juden nicht zuließ, weil seine Eltern nicht im KZ umgekommen warren, das ist pervers. Und genauso pervers ist es, sich einen jüdischen Namen zuzulegen, wenn man keine Jüdin is. Nur noch absolut peinlich ist eine neue Nachricht, dass sie jetzt einen von ihr gefundenen Backenzahn mit gelbem Stern in den Stelen unterbringen will, so dass selbst die Juden sich von ihr mit Grausen abwenden (s. Auszug und Link mit vollst. Text).

Ansonsten kann ich auch Vorbehalte gegen das Mahnmal nachvollziehen, habe aber doch festgestellt, dass viele Leute mit den gleichen Vorbehalten ihre Meinung dann doch geändert haben, weil sie an Ort und Stelle sehr beeindruckt waren. In dem von Miriam eingestellten Link von 3 Sat gibt es ein Interview mit Leggewie, einem linken Politikwissenschaftler, hör es dir mal an, ich finde es doch bedenkenswert. Um sich ein endgültiges Urteil zu bilden, müsste man vielleicht doch mal hinfahren.

Hier kommt jetzt der Text der SZ, dessen Inhalt in Verbindung mit dem Mahnmal an Peinlichkeit kaum noch zu überbieten ist:

"Vor vielen Jahren fand Lea Rosh auf dem Gelände des Vernichtungslagers Belzec, nahe dem polnischen Lublin gelegen, einen Backenzahn und nahm ihn mit. Zur Eröffnung des Mahnmals für die ermordeten Juden Europas kündigte sie an, diesen Zahn in einer der 2711 Stelen unterzubringen, dazu auch einen gelben Stern, den ihr die Tochter eines Holocaust-Opfers in Amsterdam übergeben hatte.

Paul Spiegel, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, protestierte unverzüglich und nannte das Vorhaben „pietätlos“. Es grenze an Blasphemie. In scharfem Ton erklärte Albert Meyer für die jüdische Gemeinde Berlin, das Denkmal dürfe unter keinen Umständen „Friedhof oder Reliquienschrein“ werden: „Sollte dies geschehen, so müssen wir Juden überlegen, ob wir diesen Ort überhaupt betreten können.“

Vor vielen Jahren fand Lea Rosh auf dem Gelände des Vernichtungslagers Belzec, nahe dem polnischen Lublin gelegen, einen Backenzahn und nahm ihn mit. Zur Eröffnung des Mahnmals für die ermordeten Juden Europas kündigte sie an, diesen Zahn in einer der 2711 Stelen unterzubringen, dazu auch einen gelben Stern, den ihr die Tochter eines Holocaust-Opfers in Amsterdam übergeben hatte.

Paul Spiegel, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, protestierte unverzüglich und nannte das Vorhaben „pietätlos“. Es grenze an Blasphemie. In scharfem Ton erklärte Albert Meyer für die jüdische Gemeinde Berlin, das Denkmal dürfe unter keinen Umständen „Friedhof oder Reliquienschrein“ werden: „Sollte dies geschehen, so müssen wir Juden überlegen, ob wir diesen Ort überhaupt betreten können.“

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/QjmcIG91K


 Felix antwortete am 12.05.05 (18:30):

Oh Pardon iustitia ...

da wage ich deinen brutalen Zerriss zu kritisieren ... und es kommt sackstark herablassend zurück ... danke!
Wie willst du beurteilen ob meine Kriterien schmaler sind als deine. Auch habe nicht i c h mich als Idiot angesprochen gefühlt. Auch die hönische Diminuitivform meines Vornamens bei einem andern Thema erhöht dich in keiner weise.
Ich frage mich schon, wer von uns mehr Mühe hat andere kognitiv zu verstehen?
Was soll die Formulierung:" Na, Du warst Schweizer...! Vielleicht weißt Du auch, was Max Frsich dazu gesagz hat..."

Also ich w a r nicht Schweizer ... ich b i n Schweizer ... und Max Frisch, den du hier gemeint hast ... kenne ich recht gut! ... Erstaunt dich das etwa?
Du kannst von deinem hohen Ross ruhig wieder runtersteigen ... selbstgefällige iustitia!


 iustitia antwortete am 12.05.05 (18:34):

Der Backenzahn -

nein, nix mehr Persönliches, jedenfalls nicht über mich, von mir..
Wenn man ein TABU -mit abstraktem Nix - errichten will - und Scheinreligiöses mit Privatem vermischt.... - kann man nachlesen:

URL.:

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/,tt4m3/kultur/artikel/52/52999/


 Marina antwortete am 12.05.05 (19:10):

iustitia, eins hatte ich vorhin vergessen: Du kannst ja Kritik üben und kritische Schriftsteller und Intellektuelle als Zeugen präsentieren, dafür habe ich Verständnis und deren Meinung ist bestimmt wichtig und sollte nicht vom Tisch gewischt werden, aber bitte nicht mehr den Hochhuth (Seligmann ist von mir aus o.k.)! Es gibt bestimmt genug andere bedeutendere Intellektuelle neben Seligmann, die glaubwürdiger sind und auch dafür herhalten könnten, als ausgerechnet Hochhuth.


 dutchweepee antwortete am 12.05.05 (22:08):

rolf hochhuth ist einer von den "guten deutschen". ich bin der meinung, am verhalten und FÜHLEN gegenüber seinen zeilen scheiden sich die deutschen geister.

@mimosa ...ich habe das denkmal in berlin leider noch nicht persönlich erleben und begehen können, aber die luftbilder und aufnahmen von den besuchern erscheinen KALT.

für mich ist und bleibt auschwitz das unauslöschliche mahnmal für die schuld der deutschen täter. jeder deutsche sollte dort mindestens einen halben tag verbringen müssen, um die geschichte ZU BEGREIFEN.


 dutchweepee antwortete am 12.05.05 (22:21):

post scriptum:

MARINA: bist du etwa so katholisch, daß du rolf hochhuth die kritik am feigen verhalten und schweigen des popen gegenüber der judenvernichtung durch die nazis übel nimmst?
("der stellvertreter")


 Marina antwortete am 12.05.05 (22:25):

dutchweepee, ich bin weit davon entfernt katholisch zu sein. Sieh nach unter "Kunst-Kultur" den thread "Was ist los mit Rolf Hochhuth" dann erfährst du die Aufklärung und weißt, was ich meine.


 Marina antwortete am 12.05.05 (22:34):

Ist inzwischen im Archiv unter 07.04.05 (12:58)


 mimosa antwortete am 13.05.05 (09:14):

dutchweepee,
auch ich war noch nicht dort,hole das aber nach.
So negativ wie Einige hier möchte ich nicht sein.
" Nie wieder " liegt an jedem von uns.
Auch ganz ohne Mahnmal.
Niemand sollte Anderen ausgrenzen und entwürdigen
und Schlimmeres.
Nicht vergessen, es gibt auch noch den
" Ort der Information " nicht nur die Stelen.

In Auschwitz war ich ein paarmal,
(lebte in München ) immer mit Verwandten oder Freunden aus NL und
es tat jedesmal sehr weh.


 mimosa antwortete am 13.05.05 (09:21):

Sorry,
Habe Dachau gemeint, und Auschwitz geschrieben.
Dort war ich noch nicht.


 iustitia antwortete am 13.05.05 (11:09):

Also: Marina...
- Hochhuth ist zwar stellenweise senil durch den Wind - und trat schon mal uninformiert auf - aber er hat sich auch schon entschuldigt; und in Sachen Holocaust hat er mehr geleistet als jeder deutsche, nichtjüdische Dichter. (Erst recht mehr als jeder Naseweise hier.) Lies mal die Mitteilungen der E.L.SCH-Gesllschft, aus Wuppertal)

*
Nee, felix - lern erst mal l e s e n, d. h. "verstehen wollen“ - ob mich oder den Max Frisch! Gegen Selbstgerechtigkeit gibt es auch Mittel.
Nachhilfe...: „..war Schweizer“ - bezog sich auf die Zeit, als Du wohl vom Lebensalter her als Schweizer – unbetroffen und unparteiisch über die Grenze nach Deutschland kucken konntest... (War's ein Zumutung, die man lieber überliest..?Nein, keine Antwort darauf?)
**
Ich stelle in der Forts. einen Originaltext aus dem Jahre 1998 ein.
Mich interessiert hier jetzt aber nicht mehr, wie FELIX-Leserchen denn wohl diesen Brief versteht. ("Idiotie.." - wieder mal, Du Ignoranten-Jäger?)
Deine Optik ist eingestellt auf "FEIND" und da findet er immer STeine. - Amen - denk, was Du nicht verhindern kannst, weil es zwanghaft ist.
*
Hier wird nur nix mehr geleistet, analytisch!


 iustitia antwortete am 13.05.05 (11:11):

Original-Beitrag für das "DAS" - und als Kopie im Brief an Herrn Ralph Giordano, Berlin – verfasst 1998:

Ich habe mit Freude von Ralph Giordanos Verzicht auf ein Holocaust-Monument (in: Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt. Nr. 35/1998) und andere hilflose Beiträge zur Denkmalsdebatte (27/1998) gelesen.
Es kann m. M. nach kein ästhetisches Kunst-Äquivalent für den Holocaust geben kann; ein so absolut obszönes Verbrechen (ob in nationaler, politischer oder religionsgeschichtlicher Hinsicht) kann auch nicht durch ein Monument begreif- oder erinnerbar werden, das selbst grotesk-überdimensional und moralisch überzogen oder in seiner Intention spinnert und somit inhuman wirkt. Die bisherigen Vorschläge zum Schande-Mal würden Zuschauer (auch Gutgewillte und Interessierte) nur zu mentaler Ablehnung, Kopfschütteln, Schmierereien verführen, gar zu handgreiflichen oder technischen Versuchen, die man als kulturelles Attentat charakterisieren müßte.
Einen würdigen, gar nicht groß-pompösen ORT der BEGEGNUNG in Berlin, an dem jedermann, besonders LehrerInnen mit ihren SchülerInnen, direkt in Kontakt treten könnten mit Zeugen und Zeugnissen (auch Fachleuten und Erinnerungszeichen) des Holocausts, fände ich als Lehrer ein Angebot, das ich gerne bei Schulfahrten nach Berlin aufgreifen würde.
Solange noch Menschen, Zeitzeugen, Schriftsteller von sich und ihrem Schicksal in der NS-Zeit berichten können, müßte es einen kulturhistorischen Planungskalender geben, daß Interessenten einen Vortrag, eine Diskussion und/oder ergänzend einen Bericht, eine Verfilmung buchen können im Gedenken aller Menschheitsverbrechen. Der „Mensch“ sollte nicht länger nach jüdisch oder anderen Religionen oder Ethnien sortieren, sondern sich der Zukunftsaufgabe stellen, daß kein Auschwitz mehr sei, auch nicht im Kosovo.
Ich denke natürlich auch an das Schicksal Giordanos und an seine Leistungen, einschließlich der Verfilmung der "Bertinis". für die Zukunft müßte Spielbergs Angebot seiner Shoah-Video-Bibliothek offensiv pädagogisch genutzt werden, hoffentlich kommt sein Angebot nicht zu spät.
Ich nehme auch jeden Quengel- und Zimperlichkeits- und Nullperspektiv-Beitrag wie den von M. Walser zur Kenntnis, der die Geschichts- und Ästhetik-Huberei (mit zig Monolithen, zig Millionen DM, für etliche tausend qm Grund und beliebige Staffage) als moralisch komisch und künsterisch mißgestaltet ablehnt. (Seine rechte, undifferenziert nationale Gesinnung allerdings stört mich daran.)

P.S.: Beim alten Fontane fand ich:
"Es ist mit dem Sprechen-können wie mit dem Dichten, wie mit der Kunst überhaupt; wenn man's nicht ordentlich kann, so bleibe man davon, sonst verwandelt sich der Segen in Fluch.(Briefe an Martha F., genannt Mete; vom 16.3.1884)
*
Danach schrieb mir Giordano ein kurzes "Danke" für den Vorschlag - und er wolle ihn in Berlin weiterverfolgen.
Daraus entstand die Planung für das Info-Center, das unter dem Stelen-Feld jetzt eröffnet worden ist.


 Felix antwortete am 13.05.05 (16:28):


@ iustitia

Dann wird mir also nicht erspart bleibe als FELIX-Leserchen solange mich im Lesen und Verstehen abstruser Beiträge weiter zu trainieren, bis ich einmal fähig sein könnte, deine mit ach so brillanter Eloquenz verfassten Nettigkeiten richtig zu verstehen.
Aber du hast ja in deiner unermesslichen Bescheidenheit selbst eingeräumt, dass dich meine Meinung überhaupt nicht interessiert.

Mich nimmt nur wunder, weshalb du dir diesen anspruchsvollen Namen gegeben hast?


 schorsch antwortete am 13.05.05 (17:31):

justitia als Frau richtet mit verbundenen Augen; justitia als Mann richtet mit offenen Augen - aber nicht immer neutral. Aber wer von uns ist das schon?!


 dutchweepee antwortete am 13.05.05 (19:07):

ihr seid alle SOOO klug!
ihr seid alle SOOO intellektuell!

seid ihr auch DAGEGEN?

versteht ihr, was ich meine? es hilft nix, wenn man seitenweise beiträge und zitate bringt, die klug und teilweise verworren klingen.

SEID IHR WIRKLICH GEGEN DIE NAZIS?


 angelottchen antwortete am 13.05.05 (19:12):

@felix - von den 4 sigenannten "Kardinaltugenden" passt (Selbst)-Gerechtigkeit vielleicht am besten?
Denn die anderen 3 passen ja nun schon gar nicht zu Antonius... weder Temperantia, die Mäßigkeit, noch Fortitudo, die Stärke und auch Prudentia muss man da ein wenig absprechen, schon weil er sie so weit aus dem Fenster hängt ...


 Marina antwortete am 13.05.05 (20:01):

Also, was die Selbstgerechtigkeit betrifft, da steht ihr iustitia in nichts nach, möchte ich doch nur mal kurz erwähnen. Ich könnte genug Beispiele anführen, lasse ich aber anstandshalber. :-)


 angelottchen antwortete am 13.05.05 (20:30):

wenn - dann "wir" statt "ihr" - marina .. und: nicht jeder setzt sich solche Krönchen aufs Haupt :-)


 Marina antwortete am 13.05.05 (21:18):

o.k.: "wir"! :-) Ich bin ja selbstkritisch. :-)


 Senoritta antwortete am 14.05.05 (12:41):

Liebe Alle,

ich möchte eine höchst ungewöhnliche Bitte meines Sohnes Oliver weiterleiten.
Er liest in einem Forum mit dem Titel: Holocaust-Mahnmal mit und fände es sehr interessant, wenn sich Vertreter der älteren Generation daran beteiligen könnten.
Neugierig?

Dann geht es hier weiter: https://www.chatx.diesal.de/phpbb/viewtopic.php?t=2404&start=0


 Senoritta antwortete am 14.05.05 (12:46):

Ein Auszug aus dieser Diskussion:

"... Man muß das mal so sehen:
Die junge Generation hat kaum mehr einen Bezug zu den Geschehnissen. Sie sehen jetzt diese riesige Gelände und schütteln verständlich die Köpfe. Papa erzählt: das ist den Juden gedacht, die vor 60 +x Jahren in den Konzentrationslagern umgekommen sind. Sohnemann sagt: Das ist aber lange her, ich hätte lieber jetzt ein Dreirad.

Ich warte immer noch auf die Gedenkstätte für die Hexenverfolgung und andersdenkender Intellektueller im Mittelalter, Galillei, Kopernikus, Luther etc. ..."


 Ursula_J antwortete am 14.05.05 (13:51):

@Senoritta,

die Vernichtung der Juden war und ist einzigartig und nicht vergleichbar mit der Hexenverfolgung und der andersdenkender Intellektueller.

Egal was, wann und wie anderen Menschen auf dieser Erde Leid zugefügt wurde und immer noch wird, es macht es nicht weniger schlimm was hier in Deutschland von 1933 bis 1945 passiert ist.


 Miriam antwortete am 14.05.05 (14:53):

Diese selbstherrlichen, egomanen Beiträge, die nur der Profilierung dienen, scheinen mir richtig obszön, wenn es um ein Thema wie der Holocaust geht - und das Mahnmal kann man nicht trennen von dem, was es symbolisieren soll.

Ich verspüre ein richtiges Unbehagen, wenn ich die Beiträge von Justitia lese, die leider auch eine Polemik entfaltet haben.


 iustitia antwortete am 15.05.05 (09:30):

Ne, Miriam, dazu reicht es nicht: historische, ästhetische und auch noch "jüdische" Religion betreffende Kritik zu unterscheiden - von Polemik!
(Hast Du schon öfters für DICH - als Fachfrau - reklamiert, das Können, die Qualifikation, die einzigartige Legitimation. - Du lässt einfach weg, was Dir in dem Mechanismus von Leugnen und Moralisieren und Ignorieren (alles brummt immer zusammen) passt.

Ich habe nirgendwo und nirgends das "JÜDISCHE" angegriffen, nur den Missbrauch - im Namen von Dummheit, mit den Zeichen der "stummen Steinen", die eine ästhetische, mißbräuchliche Unkultur sind, zwar schon gewohnheismäßig... (Weil kaum einer widerspricht! Die ich genannt haben, interessieren Dich nicht!)
Worüber man nicht mit sprechenden, ausdruckssicheren Steinen dokumentieren und der Nachwelt (besonders der jungen..) Intentionen übergeben kann, darüber soll man schweigen oder den m e n s c h l i c h en Zeugnissen die Gelegenheit geben zu sprechen, auch den kritischen.
Und nicht irgendeinen "Zahn der Zeit", der Eitelkeit, präsentieren.
*
Da fehlt noch der Angriff gegen mich - als irgendwie "rechts"!
Nein - kein Wisssen - um Heuß' Anliegen, kein psychoanalytisches Verständnis, keine historische Verantwortung. Du müsstest ja auch in DICH selbst reinschauen, z.B. was Du weißt - und nicht wissen willst.
*
Der andere Quatsch, hier...? Geschenkt! Ich bin niemandem von Moralisten hier verantwortlich für meine 35 Jahre Kulturbegleitung als Buchhändler oder Lehrer oder Briefschreiber.
Wer soll mir denn h i e r die Themen und die Intentionen beibringen, rechtzeitig, d.h. bevor die "Weisesten" in den Foren sich damit brüsten? (... mit üblicher Ignoranz? Mit Senilias praecox? Mit Unbildung, was "saxa loquuntur" heißt, seit der Antike? Mit Sich-Brüsteln.)
*
Aber auf diese Grenzen von Kritik und Verständnis stoße ich hier - fast beliebig, wenn ich wirklich analysiere, worüber ich nicht schweigen will im Palaver und Gefühlsglämmer des Rechthabens (ja: Glamour, ich weiß) - was dann beleidigt, missvergnügt, empört .... n i c h t verstanden wird.
(Bis auf zwei Stimmen. D e n e n mein Dank!)
*
Mal ohne Bild - da wird's ja noch schwieriger, wenn die nicht "stumm" bleiben wollen.


 Senoritta antwortete am 15.05.05 (09:59):

Hallo Ursula, liebe Alle,

hast Du Dir die Beiträge in diesem Forum einmal komplett durchgelesen?

Es nennt sich chatx, ist hier zu finden:
https://www.chatx.diesal.de/phpbb/

Diese grauenhafte Diskussion ist zu lesen unter:
Modern Talking - Gäste - Holocaust-Mahnmal, oder direkt über: https://www.chatx.diesal.de/phpbb/viewtopic.php?t=2404&start=0

Anmerkung: Antworten sind ohne einloggen möglich, es ist ein extra Gästebereich.

Schöne Pfingsten
Senoritta


 Tobias antwortete am 15.05.05 (10:03):

Die Stielen stehen übersichtlich angeordnet, einfach gestaffelt, gerade aufgereiht in Berlin und hier überschlagen sich einige Schreiber/innen im Gestrüpp der Worte, da gibt es überhaupt keinen Zusammenhang mit dem Mahnmal mehr. Es geht doch in vielen Fällen gar nicht mehr um das Mahnmal sondern um Wichtigtuerei.


 angelottchen antwortete am 15.05.05 (11:47):

da kast du recht, tobias - manche wichtigtuerei hier ist geradezu obszön und absscheulicher als jede heimliche kritzelei auf einem mahnmal...


 Felix antwortete am 15.05.05 (16:39):

Ja angelottchen und Tobias ...

ich habe mir eigentlich hier auch einen anderen Verlauf der Diskussion erhofft, als ich dieses Mahnmal hier als Thema hineinstellte.

Aber eben ... es kommt oft so! Die eigenen Befindlichkeiten und die daraus entstehenden gruppendynamischen Effekte und Reaktionen liegen nun einigen Forums-Teilnehmer/innen näher als eine sachbezogene Stellungsnahme.
Irgendwie begreiflich ... aber schade!


 Senoritta antwortete am 16.05.05 (02:12):

Henricus Mundus hat sich in die aktuelle Diskussion eingeklinkt, vielleicht finden sich noch mehr >aktive< Senioren in dieser Diskussion ein:
Holocaust-Mahnmal
https://www.chatx.diesal.de/phpbb/viewtopic.php?t=2404&start=30

Wäre interessant zu lesen.


 Senoritta antwortete am 16.05.05 (02:13):

Ursula_J ???


 Felix antwortete am 16.05.05 (15:15):

# Senoritta

Querverbindungen zu Diskussionen in andern Foren können durchaus bereichernd sein ... komplizieren aber die Kommunikation.
Es wäre besser, wenn du als Teilnehmerin hier einfach mitdiskutieren würdest, statt auf die Meinung anderer hinzuweisen.
Es geht hier schon lange nicht mehr um mein Thema!


 Marina antwortete am 09.06.05 (13:03):

Tränen
VON HARRY NUTT

Hakenkreuze, so hieß es, seien bereits am ersten Tag gesprayt worden, aber bald standen die Stelenspringer im Zentrum der öffentlichen Erregung. Von Stein zu Stein seien sie gehüpft und hätten den nachdenklichen Ort in einen Tummelplatz juveniler Körperertüchtigung verwandelt. Seit gut einem Monat ist das Mahnmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin öffentlich begehbar, aber erst allmählich ebben die sensationistischen Bemächtigungsversuche ab. Von Backenzähnen ist nicht mehr die Rede und auch nicht von klaustrophobischen Momenten, die man zwischen den hohen Säulen in der Mitte des Feldes von Peter Eisenman durchaus erleben kann.

"Look at those tears", ruft eine amerikanische Spaziergängerin begeistert ihrer Begleiterin zu, "they are marveleous, aren't they?" Tränen am Holocaust-Mahnmal, natürlich, schoss es einem durch den Kopf, kann man an diesem Ort Tränen sehen. Aber es waren gar keine mysteriösen Gesichte, über die sich die Touristinnen austauschten. Ein Schauer war über das Mahnmal hinweggezogen und hatte auf den Steinen ein reiches Formenspiel hinterlassen. Auf den niedrigen Steinen hatten sich kleine Seen gebildet, expressionistische Körper, die sich in der eben wieder durchkommenden Sonne spiegelten. An den steileren Stelen hingegen schienen die unzähligen kleinen Tropfen wie von einem Lebensmitteldesigner aufgesprüht, das abwechslungsreiche Wasserspiel forderte an mehreren Wegfluchten Digitalkameras zu Schnappschüssen heraus. Freundin lugt hinter Stein hervor, Mann stellt Kind auf Stele oder Hobbyfotograf sucht den naturalistisch anmutenden menschenfreien Moment.

Das durch den Regen gespendete Schauspiel ist eine besondere Pointe des Mahnmals für die ermordeten Juden Europas. Auf der Oberfläche der Steine erzeugt dieses uniforme, sich gegen metaphorische Durchdringung wehrende, abstrakte Stelenfeld ein Meer an Deutungsfreude. Das hat Degussa gemacht, jene Firma, deren historischer Vorgänger das Nervengas Zyklon B hergestellt hat und durch deren Firmengeschichte das Mahnmalsprojekt beinahe noch einmal ins Wanken gebracht worden wäre. Ohne den Graffiti-Schutz von Degussa würde der Regen nicht abperlen, sondern in den Stein einziehen und mutmaßlich dunkle Flecken hinterlassen, die anschließend von Wind und Sonne wieder getrocknet würden. So aber dürfte es schon bald den ersten Fotoband geben, der das Mahnmal in seiner ganzen Vieltfalt zeigt, ein Ort, an den man gern geht und der schon jetzt eine der größten Touristikattraktionen Berlins ist. Wer etwas dagegen hat, verkennt die vollständige Funktion des Gedenkens. Das Mahnmal hat bereits nach einem Monat die Schwere der Debatte abgestreift.

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/EIYm7Za6K


 Lissi antwortete am 15.06.05 (00:16):

Gute Nacht Karl, du hältst das Mahnmahl für notwendig. Hast du dich bereits erkundigt, was das gekostet hat, wenn ja, wäre meine Frage, ob es dir Spaß gemacht hat, dies als Staatsbürger mitzufinanzieren, oder ob dir event. eine Idee käme, daß ein paar Millionen sinnvoller genützt hätten werden können.


 Karl antwortete am 15.06.05 (08:46):

Hallo Lissi,

angesichts besonders dieses Mahnmals halte ich die Kostenfrage für völlig deplaziert. Ich denke, keine Kosten sollten gescheut werden, um uns und unsere Nachkommen an jede abscheulichen Verbrechen zu erinnern, die Millionen Menschen das Leben (!) gekostet haben. Nein, diese Millionen hätten wahrlich nicht besser angelegt werden können.


 Marina antwortete am 15.06.05 (10:00):

Die Kosten sind von Sponsoren getragen worden, nicht von unseren Steuergeldern.


 Ursula_J antwortete am 15.06.05 (11:07):

Hallo Marina,

so hieß es eigentlich immer, dass es von Sponsoren bezahlt wird. Aber jetzt als es fertig war, habe ich gehört, dass es doch der Staat gezahlt hat.

Ist mir auch egal. Ich finde das Denkmal wichtig. Von mir aus hätte es noch größer und teurer sein können. Es wäre immer noch nicht angemessen, an dem Leid das wir der jüdischen Bevölkerung angetan haben.


 Lissi antwortete am 15.06.05 (13:44):

Ich könnte in meinem Herzen akzeptieren, daß die Überlebenden direkt unterstützt worden wären,auf induviduelle Weise.
In Berlin hätte ich an dieser Stelle lauter Bäume gepflanzt,davon hätte auch die Nachwelt was, zumindest natürliche Sauerstoffträger in einer Großstadt.