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THEMA: JOSCHKA FISCHER - eine merkwuerdige, fuer mich unerklaerliche Karriere
13 Antwort(en).
Wolfgang
begann die Diskussion am 25.02.05 (15:18) :
Er durfte straflos mit Dachlatten schlaegern und Steine schmeissen... Er durfte den Bundestagspraesidenten STUECKLEN straflos oeffentlich im Bundestag beleidigen ('Mit Verlaub, Herr Praesident, Sie sind ein Arschloch')... Er durfte straflos vor versammelter Mannschaft den Bundestag verleumden ('Der Bundestag ist eine Ansammlung von Alkoholikern').
Als er selber zur Charaktermaske wurde und sich im warmen Staatsarsch ein Plaetzchen sicherte und im Gegenzug dafuer half, einen Angriffskrieg zu inszenieren, verzieh ihm Otto Normalverbraucher. Heute ist er der beliebteste deutsche Politiker.
Gerade sinkt sein Stern, weil er wieder mal (wie so oft schon) versucht, die Oeffentlichkeit hinters Licht zu fuehren.
Trotzdem: Fuer normal halte ich es nicht, dass so einer Publikumsliebling wurde. Ich weiss keine Antwort drauf. Warum ist das so ?
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schorsch
antwortete am 25.02.05 (16:38):
Warum das so ist? Gegenfrage: Warum kann es vorkommen, dass der Mensch mit dem Alter weiser wird? Wenn wir uns in der deutschen Politszene etwas umschauen, finden wir noch einige Achtundsechziger, die mal alles neu erfinden wollten - und inzwischen gemerkt haben, dass abreissen zwar einfacher ist als aufbauen, aber niemandem etwas bringt.
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seewolf
antwortete am 25.02.05 (17:05):
... na ja - ich kenne hier im Forum einen, der offensichtlich mit größtem Vergnügen - "groehl" - ein deutsches Verfassungsorgan als "Bundesfuzzi" zu bezeichnen pflegt. Wesensverwandtschaft? Auch so beliebt?
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hugo1
antwortete am 25.02.05 (17:33):
Hallo wolfgang, da Du mich hier direkt angesprochen hast als "Otto Normalverbraucher" (so etwa verstehe ich mich , schade dass Du diesmal vergessen hast mich mit Mainstreamer zu knuddeln ) möcht ich auch meine Ansicht zur Person Fischer hier texten. Aus der Ferne und ohne betroffen zu sein konnte ich seine Entwicklung vom unangepasstem Jüngling zum Botschafter und Vertreter Deutschlands auf internationalem Parkett beobachten. ,,und ich muss zugeben, er schlägt sich recht passabel, hat keine erwähnenswerten Ausrutscher, es reichte bisher noch nicht mal für heisse Schlagzeilen im entsprechenden Blätterwald und ich fühl mich recht ordentlich (natürlich aus Ottosicht ) durch Ihn diplomatisch vertreten. Ich gönn Ihm seine Karriere und bin beeindruckt von seiner Willenskraft, die er mir dadurch bewiesen hat, das er mehrmals in seinem Leben einen Marathon durchstand. (alle Achtung) auch wenn die Zeiten verständlicherweise momentan sowas natürlich wohl nicht mehr zulassen. Ich bin nicht neidisch auf seine Karriere, ich möcht nicht so im Blickpunkt und Medienkreuzfeuer stehen wollen, als Ottonormalie wohl nachvollziehbar ? *gg*
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wanda
antwortete am 25.02.05 (17:55):
laut einer Meldung heute im Radio ist nicht mehr Joschka der Beliebteste, sondern Christian Wulf. für mich gilt das nicht. An Joschka finde ich gut, alle nur politisch orientierten mögen mir verzeihen, seinen ewigen Kampf mit dem Gewicht, das macht ihn so menschlich. Und das er trotzdem rennt, also ich mag den kleinen Mann in ihm.
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Wolfgang
antwortete am 25.02.05 (18:43):
Ich habe mir schon ueberlegt, dass der Herr FISCHER einfach deshalb so beliebt ist, weil er der fleischgewordene Opportunist ist. Kuschen vor den Maechtigen, sich anpassen, Rebellion verachten, zusammenruecken im warmen sozial gut abgesicherten Staatsarsch... Das ist in Deutschland ja geradezu DER Volkssport.
Wenn das jetzt auch noch einer (sogar gewinnbringend) macht, der zumindest fuer ein paar Jahre den Rebellen gemimt hat, ist Otto Normalverbaucher hocherfreut. Seht ihr, wird er sagen, er ist einer von uns geworden.
P.S.: Als 'Otto Normalverbraucher' schwebt mir die gleichnamige Figur (gespielt von GERT FROEBE) in dem Film 'Berliner Ballade' (1948) vor, in der Tat der anpassungsfaehige und anpassungswillige 'kleine Mann', der deutsche 'John Doe' eben, der seinen Oberen aehnlicher ist, als ihm lieb sein kann und ihm bewusst ist.
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tiramisusi
antwortete am 25.02.05 (19:06):
extra 3 (NDR) hat es gestern aufgedeckt:
Seit der Geburt getrennt: Josef Fischer und Helmut Kohl! Sie sind übergewichtig, haben beide ein äußerst schlechtes Gedächtnis, mögen Journalisten nicht besonders und haben nichts gegen Bauernopfer. Extra 3 enthüllt jetzt exklusiv das Schicksal des Jahres: Josef und Helmut - seit der Geburt getrennt ------------------------------- die Wiederholung sollte sich keiner entgehen lassen :-)
zB heute Nacht: 2.30 Uhr NDR
Internet-Tipp: https://www3.ndr.de/ndrtv_pages_std/0,3147,SPM2362,00.html?/
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dutchweepee
antwortete am 26.02.05 (02:55):
ich wünschte mir mehr streitbare politiker wie den fischer. (obwohl ich die partei der "strickpullover" nicht mag)
die laberzungen á la merkel hasse ich weit mehr, da sie ohne plan der stammtischmeinung hinterher jagen.
die sogenannte fischer-affäre steht jenseits seines aussenpolitischen feingefühls.
immerhin hätte uns ein STOIBER, oder ein MERKEL in den irak-krieg involviert.
DANKE JOSCHKA!
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Medea.
antwortete am 26.02.05 (06:54):
So übel kann ich den Joschka Fischer auch nicht sehen, auf politischem Parkett hat er Deutschland bisher gut vertreten, daß er die Turnschuhe, 'selbstkritisch' längst mit 'normalen' vertauschte, ohne deshalb 'angepaßt' zu sein, hat ihn nicht unsympatischer gemacht. Vor Marathonläufern ziehe ich den Hut, das durchzuhalten ist nun wirklich eine Leistung - zeigt aber auch einen bestimmten Grad von Besessenheit, etwas zuendezubringen. Vor ein paar Tagen gerade eine Frau kennengelernt, die daraufhin trainiert, in diesem Sommer ebenfalls dabei zu sein, es sei einfach die Krönung dessen, was man als Sportler erreichen könne, sagte sie mir. Joschka Fischer hat das durchgestanden, das zeugt von Zähigkeit, die er als Außenminister braucht.
Und nun kommt die Einreisevisageschichte, deren Praxis unleugbar auf den Prüfstand gehört und Verfehlungen in großem Maße aufzeigt. Da muß es sich zeigen, wie er diese Situation durchsteht.
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hugo1
antwortete am 26.02.05 (11:11):
Gestern sah ich eine Umfrage zum Thema Visageschichte (org-Ton Medea) Da wurde jedoch glatt schon von Affäre, von krimineller Energie, von Unfähigkeit im Amt, von Schuld usw gesprochen. Das ist doch wieder mal typisch deutsche Oppositions-Politik und Medienpuschung. Nachdem die ersten Kriminalstatistiken (von wegen Verbrechenszunahme ukrainischer Visa Schnorrer)nicht taugen dem Fischer eins reinzuwürgen, rudern CDU und FDP Anschuldiger schon mal auf Visa missbrauch und Schwarzarbeitszunahme zurück. Na ja zumindest hat’s dafür gereicht den deutschen Michel zu beeindrucken und ihn zu bewegen der SPD eine Wahlschlappe in SH beizubringen. Ein Kabarettist in Bayern brachte es gestern auf folgenden Punkt. Endlich wollen wir Grünen auch mal so richtig als deutsche Partei wahrgenommen werden. Dazu gehört standesgemäß ein Skandal. Endlich haben die Grünen "Ihren" Skandal, leider nur ein Skandälchen welches sich bald verwässern wird. Sie sollten mal bei CDU und CSU nachfragen wie und was da alles möglich ist, wie man so einen richtigen z.B. Schwarzgeldskandal einfädelt, durchsteht und gestärkt daraus wieder hervorgeht. (Fragt mal die Erfahrungsträger Strauss, Streibl, Kohl, Stoiber und co,,,) Da wird es für die Opposition nicht einfach diese Kampfreserve (Niedermachen des politischen Gegners mittels schwacher aber mächtig aufgeplusterter Anschuldigungen) bis zur Bundestagswahl am Kochen zu halten, da müssen beizeiten noch einige ähnliche Giftpfeile aus dem Köcher (oder der Schreibtischschublade) geholt werden. Diskriminieren ist wie man sehen konnte, immerhin einfacher als selbts mit guten Vorschlägen dazu beizutragen das die alte Regierung abgewählt wird. So kann es höchstens eine Neue unfähige Regierung geben. Die derzeitigen Probleme lösen wird sie nicht können, denn sie hat sich dann ja zwar am Niedermachen und zerstören der Vorgängerregierung und deren politischer Arbeit geübt und hervorgetan, jedoch keine Beweise geliefert, dass sie willig und in der Lage ist, es besser zu machen. Dadurch reduziert sich meine "Begeisterung" und Zustimmung für eine Partei auf deren außenpolitisches Wirken, ja und da ist meine Sympathie in Ermangelung noch besserer Kandidaten klar auf Fischers und Schröders Seite.
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Wolfgang
antwortete am 26.02.05 (12:20):
Das beruehmt-beruechtigte 'kleinere Uebel'... *gg*
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Peter101
antwortete am 18.03.05 (21:31):
Hallo
Der Mann war mir auch verdächtig, deswegen habe ich einmal eines seiner Bücher gelesen.
Aus: Risiko Deutschland, Joschka Fischer
...Souveränität, Staat und Regentschaft waren selbst in vorkonstitutionellen Zeiten an die Macht über Territorium und Bevölkerung gebunden gewesen. Territorium hieß Untertanen, hieß Macht, mehr Größe, und zudem winkten, was man als persönliches Motiv für nicht gering veranschlagen sollte, Ruhm und Unsterblichkeit. Denn in der Geschichte wird bis auf den heutigen Tag nicht dem Wohltäter und friedlichen Hausvater gedacht, sondern es werden immer noch vor allem die großen Eroberer und Bluthunde besungen...
...Aus der Geschichte lässt sich, weiß Gott viel lernen, und dennoch gehört es zu den seltenen Glücksfällen eben dieser Geschichte, wenn Völker und Nationen aus ihren historischen Erfahrungen gelernt haben. Meistens wurde und wird nur dasjenige gelernt (von sk: und gelehrt), was man jeweils aus der Geschichte lernen will, wird nur gesehen, was man beabsichtigt zu sehen. Passt die Historie als Legimitation in die jeweils aktuelle politische Absicht oder Tendenz, so kommt sie zu pass, wenn nicht, so deutet man sie um oder flieht in die abgründige Metaphysik irrationaler Begriffe, wie „Identität“, „Berufung“ oder gar „Schicksal“. Der Wille wird dann höher veranschlagt als die Ratio, der Wunsch mächtiger als die Wirklichkeit, und die Illusion verdrängt die Erfahrung. Am Ende landet man dann bei der „Vorsehung“, und spätestens dann wird die Politik zur Theologie und damit höchst gefährlich. Dieser Realitätsverlust ist keineswegs nur ein individualpsychologisches Problem, sondern ist nur allzu oft, als ein wirkungsmächtiges Gruppenphänomen in der Politik anzutreffen...
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Peter101
antwortete am 18.03.05 (21:34):
Zum Vergleich: Aus: „Das System“ Hans Herbert von Arnim 2001
Die politische Klasse kontrolliert die Spielregeln von Macht, Einfluss, Geld und Posten
Hinzu kommt, dass die großen Parteien sich im Kampf um die (alte oder »neue«) Mitte zunehmend programmatisch angleichen. Die überkommene politische Farbenlehre stimmt nicht mehr: Die Roten sind kaum mehr rötlich, die Ökopartei kaum grünlicher als die anderen, und die Schwarzen sind nicht einmal mehr grau. In der Mitte ist ein großes Gedränge entstanden, alle wollen das Zentrum besetzen, während die Flügel sich weitgehend entleeren und die Parteien, die sich dort ansiedeln, von den Etablierten zu »Schmuddelkindern« erklärt werden, mit denen die »Anständigen« nichts zu tun haben wollen. Damit erscheinen die Parteien immer austauschbarer, und es wird für den Wähler immer, weniger wichtig, welche Parteien gewinnen und wer an die Macht kommt. Zudem vermeiden es die Parteien, offen zu sagen, welche Politik sie vorhaben und umsetzen wollen (wenn sie es denn selbst vorher wissen). Die Regierung macht häufig Wahlversprechen, die sie nicht einhalten kann. Die Opposition kritisiert oft nur, um der Regierung zu schaden -macht es, wenn sie die Mehrheit erlangt, aber auch nicht anders. Man könnte allerdings versucht sein, die Angleichung der Parteien als indirekten Ausdruck funktionierenden Wettbewerbs zu interpretieren - falls die Bürger wirklich die Wahl hinsichtlich einzelner für sie wichtiger Programmpunkte hätten. Doch das ist nicht der Fall. Die Programme der Parteien weisen neben manchem Erwünschten auch vieles ihren jeweiligen Wählern Unerwünschte auf (wenn die Parteien überhaupt konkret werden). Die Wähler haben nur die Wahl zwischen »Paketen« und keinerlei Möglichkeit, ihr Missfallen hinsichtlich bestimmter Punkte kundzutun, schon gar nicht, wenn die Parteien sich insoweit einig sind und Änderungen gemeinsam abblocken.
Internet-Tipp: https://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3426776588/qid=1110614115/sr=8-1/ref=pd_ka_0/028-3966244-7648517
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Peter101
antwortete am 18.03.05 (22:10):
„Schmuddelparteien“ sind z.B.: https://www.bueso.de
oder unter: https://www.parteien-online.de https://www.appd.de (Parodie)https://www.humanwirtschaft.org/humanwirtschaftspartei/index.htm
Hier sind der Kreativität in einer Nochdemokratie sicher keine Grenzen gesetzt. Bürokratieabbau = Demokratieabbau? Nein Danke!
https://www.boeckler.de/cps/rde/xchg/SID-3D0AB75D-D9212D30/hbs/hs.xsl/320_30949.html
SWR-Media GmbH Mitschnittdienst 76522 Baden-Baden Telefon 07221-929-500 Telefax 07221-929 4511 Mail: Sendemitschnitt@swr.de
Ein Film von Hans-Peter Michel und Dietrich Krauß
Profitgier statt Jobs - Geht uns die Arbeit aus ?
Glockengeläut. Mehr als tausend Menschen im oberschwäbischen Leutkirch bilden eine Lichterkette, protestieren gegen den Abbau von Arbeitsplätzen in ihrer Stadt. Der Medizingerätehersteller Kavo will 700 Arbeitsplätze in Leutkirch und Biberach streichen - und das, obwohl es der Firma gut geht.
Doch der amerikanische Mutterkonzern Danaher möchte eine höhere Rendite sehen. Von 20%, statt der erreichten 10%, ist die Rede. Szenen wie diese spielen sich derzeit überall in der Republik ab. Trotz Rekord-Gewinnen drohen viele Unternehmen mit massivem Arbeitsplatzabbau und Verlagerung ins Ausland, vor allem in den EU-subventionierten Osten. Auch solche, die durch Managementversagen ins Straucheln gekommen sind oder einfach erklären, der Standort sei schlicht zu teuer, drücken ihre Sparprogramme rigoros auf Kosten der Arbeitnehmer durch. Gewinne rauf, Arbeitsplätze weg. Die Börse belohnt Jobkiller.
Die Globalisierung dient dabei als allfälliges Argument. Ein Meinungskartell aus Ökonomieprofessoren und Publizisten predigt, eine ganze Gesellschaft müsse funktionieren wie ein Aktienbetrieb. Das Wort "Reform" steht dann nur noch für Lohnverzicht und weniger Staat, sprich: Sozialabbau. Wer sich dieser Logik verweigert wird zum Ewig-Gestrigen erklärt. Den Abbau industrieller Arbeitsplätze aber verhindert diese Politik nicht. Im Gegenteil.
Die Dokumentation "Profitgier statt Arbeitsplätze" zeigt am Beispiel einzelner Firmen aus der Region Friedrichshafen, in welche Richtung sich unsere Gesellschaft zu verändern droht“
Internet-Tipp: https://www.parteien-online.de
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