Zur Seniorentreff Homepage
Google
Web  ST 

Neues ChatPartnersuche (Parship)FreundeLesenReisen LebensbereicheHilfe


Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Wie wird das Iran-Problem konstruiert und dann "gelöst"?

 15 Antwort(en).

Karl begann die Diskussion am 07.02.05 (22:51) :

- Zitat Anfang (Linktipp) -
"Es gibt eine unheimliche Ähnlichkeit mit den Ereignissen, die zum Irak-Krieg geführt haben", schrieb David Kay am Montag in der "Washington Post". Kay leitete die Suche nach Massenvernichtungswaffen nach dem Einmarsch der US-Truppen im Irak vor knapp zwei Jahren bis zu seinem Rücktritt im Januar 2004.
...
"Atomwaffen in den Händen des Iran wären zweifellos eine ernste Gefahr für die Welt", schrieb Kay weiter. "Zu bezweifeln ist allerdings die Fähigkeit der US-Regierung, ehrlich den atomaren Status des Iran einzuschätzen und Maßnahmen vorzubereiten, um die Gefahr in den Griff zu bekommen ohne militärische Aktionen durch die Vereinigten Staaten oder Israels."

- Zitat Ende -

Äußerungen wie die zitierten bestärken meine Skepsis gegenüber der "Charme-Offensive" von Frau Rice. So gern ich glauben möchte, dass nun ein anderer Wind weht, so wenig bin ich davon überzeugt, dass sich außer dem Ton tatsächlich etwas geändert hat. Hoffen wir, dass ich Unrecht habe.

Internet-Tipp: https://www.n-tv.de/5489005.html


 Karl antwortete am 07.02.05 (23:09):

Zu meiner Skepsis passt, dass die Militärausgaben in den USA weiter erhöht werden, auf 419,3 Milliarden Dollar (während an den Sozialausgaben und am Umweltschutz gespart werden wird). Der Gesamtetat der BRD für 2005 beträgt gerade mal 254 Milliarden Euro, das sind etwa 330 Milliarden Dollar.

Der Militäretat der USA wird also den Gesamtetat Deutschlands um ein Viertel übersteigen. Dass dies Friedensanstrengungen sind, glaube ich nicht.

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/Militaerausgaben


 BarbaraH antwortete am 07.02.05 (23:44):

Die gleichen Hintergründe erkenne ich auch: es ist die Gier nach Oel.

Da die Völker, die auf den letzten großen Oelvorkommen der Erde sitzen, dieses immer kostbarer werdende Gut den Amerikanern nicht ohne weiteres abtreten, sichert man es sich auf dem Kriegsweg.

>>Die Auflösung der Sowjetunion im Jahr 1991 eröffnete die Möglichkeit zur Ausdehnung des amerikanischen Einflusses nach Zentralasien, die Entdeckung riesiger Öl- und Gasreserven lieferte den Anreiz dazu.
(...)

Das Hauptproblem bei der Ausbeutung der Energieressourcen Zentralasiens besteht darin, das Öl und Gas aus dieser Region, die über keinen Zugang zu den Weltmeeren verfügt, auf den Weltmarkt zu bringen. Die amerikanische Regierung wollte dazu weder das russische Pipelinenetz benutzen noch den einfachsten Landweg, der quer durch den Iran zum Persischen Golf führen würde.<<

Der einfachste Weg führt quer durch den Iran...

Quelle: AG Friedensforschung an der UNI Kassel
War der Krieg in Afghanistan schon vor dem 11. September geplant?
Patrick Martin zu den möglichen Hintergründen
https://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Terrorismus/martin.html

Internet-Tipp: https://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Terrorismus/martin.html


 greisi antwortete am 08.02.05 (01:22):

Was ich hinten und vorne einfach nicht kapiere ist der Sinn der ganzen Sache. Muss man denn wirklich davon ausgehen, dass alle an den "Schalthebeln der Macht" komplette Idioten sind? Ginge es wirklich in der Hauptsache um Öl, wäre die Lösung die wesentlichen Infrastrukturen auf andere Energieträger umzustellen doch billiger, technologisch und kommerziell ertragreicher und ausserdem zumeist zukunftsfähiger als diese Unsummen fürs Militär zu verschleudern.
Ist nicht auch das Öl nur ein vorgeschobenes Argument?


 Karl antwortete am 08.02.05 (07:03):

Hallo greisi,

ich glaube, dass das Öl einen Beitrag liefert. Aber auch andere Rohstoffe werden knapp. Eroberungen in der Vergangenheit wurden aus allgemein wirtschaftlichen Gründen, aber auch aus purem Machtstreben angestrengt. Die Motive für Kriege haben sich nicht gewandelt.


 schorsch antwortete am 08.02.05 (09:02):

Eines Tages wird von Bush & Co. auch jedes Land Europas zur Gefahr für den Weltfrieden erklärt...und eines ums andere erhält zwangsweise den Frieden eingehämmert.

Nur wenn wir Europäer uns endlich vereinen, haben wir noch eine Chance.


 greisi antwortete am 08.02.05 (13:35):

Also ich glaube weder, dass BushCo wirklich jedem Land den Krieg erklärt, noch dass es Sinn macht sich gegen Amerika zu formieren. Im Gegenteil, man muss das Denken in Konfrontation und Parteinahme aufgeben. BushCo folgt halt so wie Karl meint, irgendeiner undurchsichtigen Wahnvorstellung von Macht gepaart mit einer reaktionären Weltsicht und kurzsichtigen Profitinteressen.

Die amerikanische Gesellschaft ist gefordert. Die dort natürlich vorhandenen weltoffenen liberalen Kreise müssen eine politischen Alternative formieren.

Wer das sein soll und kann, habe ich keine Ahnung, aber die Lösung liegt wohl in Amerika und nicht in Europa oder sonst wo.


 Tobias antwortete am 08.02.05 (18:21):

Hallo greisi, zu deiner Anmerkung schreibt ein US - Amerikaner der 8 Jahre in Europa gelebt hat folgendes :

Heim ins Reich?

Craig Morris 05.02.2005
Kulturschock USA - Teil I
Fast acht Jahre war ich nicht mehr Zuhause gewesen. Während dieser Zeit war viel geschehen. Aus Europa betrachtet schien die alte Heimat verrückt geworden zu sein - der Begriff "totalitär" wäre in mancher Hinsicht nicht fehl am Platz. Lange habe ich gehofft, dass meine Landsleute nicht hinter dem [local] Patriot Act und der Außenpolitik Bushs stünden, aber die Wahlergebnisse von 2004 haben gezeigt, dass die Hälfte der Wähler diese Entwicklungen begrüßte.

Der gesamte Artikel ist unter www.heise.de/tp/ nachzulesen.


 hugo1 antwortete am 08.02.05 (20:14):

Ich denke, dass all dies, was wir in den letzten Jahren unter dem Titel "Amerikanischer Aussenpolitik" beobachten konnten- 11. September 2001/Afghanistaneinmarsch/ Irakkrieg/,,,,nur ein behutsames Vorgeplänkel für das ist, was sich solch verkorkste Gehirne von selbsternannten Welterrettern aushecken, um möglichst schnell und nachhaltig weltweite gewinnträchtige Veänderungen und Sicherstellungen für die entsprechende "Elite" und deren Hintermänner herbeizuführen.
Es gibt für mich im Moment keinen triftigen, erkennbaren Grund anzunehmen dass diese "Helden" auch nur eine Minute eines jeden Tages sich mit dem weltweitem Unrecht, dem Elend, der Not von Millionen Menschen befassen, es sei denn, damit eine Ablenkung, einen Vorwand zur Verschleierung und Unterstützung der eigentlichen o.g. Ziele zu verfolgen.
Von den durch Karl genannten Unsummen an Militärausgaben dürften wohl nicht mal 0,X Prozent der Dollars bei den Hungernden der 10 ärmsten Ländern dieser Welt ankommen (z.B.: Tadschikistan, Niger, Malawi, Eritrea, Guinea-Bissau, Liberia, Sierra Leone, Burundi, Äthiopien , Kongo)
Diese Gelder -vor Allem direkt vom amerikanischem Steuerzahler vorgestreckt- sollen später über die erfolgreichen militärischen "Befriedungsaktionen" wieder ins amerikanische Staatssäckel und natürlich vervielfacht auf die Konten der zügelhaltenden Hintermänner fliessen.
,,hin und wieder stellte ich mir die Frage: War es Absicht, den Irak zu besetzen, um endlich die perfekte strategische Ausgangssituation (Umzingelung) für den geplanten Iranfeldzug zu bekommen, oder entsprang dieser ansonnsten völlig unnütze und unerklärliche Angriffsbefehl auf den Irak nur einem schlichtem Tipp-, oder Schreibfehler ? ,,wär ja vorstellbar dass ursprünglich gleich der IRAK (ohne K, dafür mit N) gemeint war ??



 Karl antwortete am 08.02.05 (23:23):

In Fankreich sprach Frau Rice von "uns", den Europäern und US-Amerikanern, die auf der "richtigen" Seite der Freiheit geboren seien und von denen, die auf der "falschen" Seite geboren sind. Es ist ja oft so, dass Menschen mit Sendungsbewusstsein von der Richtigkeit ihrer Seite überzeugt sind. In mir weckt solches Sendungsbewusstsein aber eher Sorge. Wer will schon so "erfolgreich" missioniert und demokratisiert werden wie die Indianer Amerikas?


 abdu antwortete am 09.02.05 (17:47):

noch ein zeichen:
saudi-arabien erhoeht ab naechste woche sein erd oel export auf taeglich 12 milionen barrel..kaum etwas inner saudisches erklaert diese erhoehung.
die vierer versammlung in sharm el schaich hat nebenbei[die sache iran]in "betracht"genommen.
ich rechne in diesem jahr mit keiner ausgeweiteten invasion irans..doch,was ich JEDEN TAG "erwarte" ist ein grosser israelicher luft angriff auf mehreren zielen in iran..es werden..1/staedte..2/forschungsanlagen..3/militaer kasernen durch die israeliche luftwaffe angegriffen..der angriff wird ueber 90%"erfolgreich"..mit einem equivalenten zurueckschlagen der iraner rechne ich nicht.
der sicherheitsrat der UNO wird diesen angriff[ohne USA veto mit der einfachen mehrheit ]fuer "nicht so nett" finden.


 aarleu antwortete am 09.02.05 (19:47):

Der Diener der Menschen

Du willst für mich da sein, machst stark Dich für mich
Du willst für mich kämpfen und streben
Das tust Du allein für mich, nicht für Dich
Doch in Wahrheit geht es Dir um Dein Leben!

Du bist mein Bruder, mein Diener ,mein Knecht
Verzichtest auf Orden, verzichtest auf Tressen
Bist vom gleichen Stamm ,vom gleichen Geschlecht
Und tarnst damit nur die eignen Interessen!

Glück willst Du, Wohlstand für die Welt
Daß alle Völker die Armut vergessen
Wärest gern für die Masse der große Held
Verbirgst geschickt die eignen Interessen!

Du hast Ideale, versprichst neuen Geist
Und bist vom Fortschritt besessen
Du bist es der allen Gutes verheißt
Im Hintergrund stehen Deine Interessen!

Du willst sie bringen die neue Zeit
Sie an der Vergangenheit messen
für niemand Verzicht, für niemand Leid
Schon garnicht für Deine Interessen!

Du agitierst unermüdlich von früh bis spät:
für Jeden Arbeit und ausreichend Essen
Wenn es dann in die Verwirklichung geht
Geht es nur noch um Deine Interessen!

Soldaten schickst Du in jedes Land
Auch wenns auf Deine Hilfe nicht versessen
Unwillige werden Terroristen genannt
Denn sie gefährden Deine Interessen!

Demokratie bringst Du mit Gewalt ins Land
Nach Maßen die von Dir eingemessen
Was dort richtig wäre ist Dir nicht bekannt
Denn Du kennst nur Deine Interessen!

Korrupte Regierungen stützt Du mit Gewalt
Und möchtest andere Meinungen fressen
Menschenrechte haben dann keinen Gehalt
Wenn es Dir geht um Deine Interessen!

Atomforschung sollen Andere nicht betreiben
Ihre Waffen soll am Besten der Reißwolf fressen
Denn Du willst für immer der Mächtigste bleiben
Das ist der Kernpunkt Deiner Interessen!

Wenn das alles verwirklicht Du hast
Und all Deine Widersacher gefressen
Kannst endlich Du abwerfen die Last
Stets zu verbergen Deine Interessen!

27.Juni 1996 Günter Adler


 abdu antwortete am 09.02.05 (21:06):

danke AARLEU fuer das "gedicht"..irgendwo habe ich es vor kurzem "gelesen".


 aarleu antwortete am 10.02.05 (16:39):

Guten Tag abdu Das halte ich für nicht sehr wahrscheinlich
Gruß aarleu


 Karl antwortete am 12.02.05 (11:01):

Irak und Iran werden jedenfalls völlig anders behandelt als Nordkorea. Über die Gründe darf spekuliert werden. Wahrscheinlich würde das anders aussehen, wenn Nordkorea auf großen Rohstoffvorkommen sitzen würde, was nicht der Fall ist.

Oder soll man den Nordkoreanern glauben, dass die Amerikaner sich nur durch den Besitz von Atomwaffen und nicht durch den unterstellten Wunsch danach abschrecken lassen?


 BarbaraH antwortete am 14.02.05 (23:40):

Ich möchte auf einen Artikel von Shirin Ebadi und Hadi Ghaemi in der WELT hinweisen. Shirin Ebadi erhielt 2003 den Friedensnobelpreis. Sie zeigen die verheerenden Folgen auf, die die Drohungen der USA bereits heute auf die Menschenrechtsorganisationen im Iran haben und warnen vor weitaus schwereren Auswirkungen, die ein Militärschlag mit sich bringen würde.

Dort heißt es u.a.:
>>Die amerikanische Außenpolitik gegenüber dem Nahen Osten und vor allem gegenüber dem Iran ist oft in die Sprache des Schutzes von Menschenrechten gekleidet. Niemand würde bestreiten, daß die Verfolgung dieses Ziels wichtig ist. Doch für die Menschenrechtsaktivisten im Iran und ihre Sache ist die Gefahr eines Militärschlags gegen ihr Land eine Katastrophe.
(...)
Unabhängige Organisationen sind unerläßlich für die Förderung der Menschenrechte im Iran. Doch die Drohung einer ausländischen Militärintervention liefert den Machthabern in Teheran einen denkbar guten Vorwand, jene Gruppen zu zerschlagen und ihren Aufstieg zu stoppen. Anhänger des Regimes, die gegen die Menschenrechte verstoßen haben, werden die Gelegenheit nicht ungenutzt lassen, die Kritiker zum Schweigen zu bringen und sie als Fünfte Kolonne des Feindes zu brandmarken.
(...)
Angesichts der jahrelangen Bereitschaft Washingtons, die Verletzung von Menschen- und vor allem von Frauenrechten bei Verbündeten wie Saudi-Arabien zu übersehen, fällt es schwer, den Verweis der Bush-Administration auf die schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen im Iran nicht für ein Deckmäntelchen zu halten und größere strategische Interessen Amerikas als eigentliche Triebfeder der jetzigen Iran-Politik zu vermuten. Die Achtung der Menschenrechte, in welchem Land auch immer, muß dem Willen des Volkes entspringen und Teil eines wahrhaft demokratischen Prozesses sein. Sie kann nicht mit militärischen Mitteln von außen aufgezwungen werden. Der Ansatz Washingtons ist in vielerlei Hinsicht ein Widerspruch in sich: Ein Einmarsch ausländischer Truppen würde nicht nur die in der iranischen Bevölkerung weitverbreitete Unterstützung für den Menschenrechtsaktivismus untergraben; er würde das zivile Leben, seine Institutionen und Infrastruktur zerstören und das Land dadurch in Chaos und Instabilität stürzen. Der Respekt für die Menschenrechte dürfte zu den ersten Opfern gehören.<<

Quelle: DIE WELT vom 12.02.2005
Intervention gegen Dissidenten
Ein Militärschlag gegen Teheran wäre eine Katastrophe für die Menschenrechtsgruppen im Iran
von Shirin Ebadi und Hadi Ghaemi
https://www.welt.de/data/2005/02/12/462321.html?s=1

Internet-Tipp: https://www.welt.de/data/2005/02/12/462321.html?s=1