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THEMA: Rückblick
13 Antwort(en).
aarleu
begann die Diskussion am 23.01.05 (21:34) :
Erfahrung
Nun bin ich achtzig und wende den Blick Immer öfter auf mein Leben zurück Ich schaue zurück auf ein langes Leben Was hat es gebracht,was konnte es geben?
Die Erkenntnis vielleicht,dass all die Thesen Von den guten Zeiten,die früher gewesen Von Ruhe und Frieden,von Romantik und Glück Nichts sind als Verklärung im Blick zurück.
Ich kann es nicht fassen und muss es doch sehen Nichts hat sich verändert am Weltgeschehen Die Menschheit bleibt gleich sie ändert sich nicht Und auch die Zeit wechselt nicht ihr Gesicht.
Der Hass ist geblieben,Selbstsucht und Neid Prüderie und auch Missgunst,Unbescheidenheit. Keine neuen Ziele hat sich die Menschheit gesetzt Es wird weiter getötet gesiegt und gehetzt.
Ist ein Widersacher niedergerungen Dann redet man mit Engelszungen Vom Frieden der Welt für alle Zeiten Um den nächsten Krieg schon vorzubereiten.
Auch ich glaubte diesen schönen Worten An das Ende der Barbaren und Kohorten Wie alle Menschen vor mir musste ich erfahren Dass das ganz leere Versprechen waren.
Man redete mir ein ,nach der Zeitenwende Seien nun alle Greuel zu Ende Mit Entsetzen aber bemerkte ich Sie waren nicht zu Ende,sie steigerten sich
Die Nazis die uns unsere Jugend verdorben Waren noch lange nicht ausgestorben Wir dürfen nicht reden und zeigen die Zeichen Die Nazis von damals mit denen heute vergleichen.
Die „Vorsehung“wurde durch einen Gott ersetzt Gegen Rassen,Völker,Andersgläubige wird gehetzt Städte,Dörfer und Häuser werden vernichtet Panzerkanonen auf Frauen und Kinder gerichtet
Land wird gestohlen und Rücksicht gibt’s kaum Denn es ist ja für ein“Volk ohne Raum“ Will der Besitzer sie hindern sich einzunisten Verfolgen sie ihn als Terroristen Die frommen Christen in diesen Zeiten Müssen dem Herrn die Ankunft bereiten Sie erfüllen ihre Bibel mit bestem Gewissen Auch wenn sie dabei toten müssen
Das ist nicht neu,das ist Tradition Das gab`s vor Jahrhunderten schon Kreuzzüge für das gelobte Land Rauben schon lange den Verstand.
Gottes eigenem Volk muss das Land man geben Alle Anderen vertreiben die da jetzt leben Schnell und gründlich muss man das besorgen Vielleicht kommt der Heiland ja schon morgen.
Und käme er wirklich würde zum Frieden er drängen Sie würden nicht zögern ans Kreuz ihn zu hängen Zu verbohrt die Wahrheit zu erkennen Werden sie Terrorist ihn nennen.
Da stehe ich nun vor dem Ende meines Lebens Die Hoffnung auf Frieden war völlig vergebens Die Menschen wählen Führer nach ihrem Bild Der hemmungslos Ideologien erfüllt
Dann begleiten wieder Fahnen die Zeit Vergessen ist alle Menschlichkeit Seid mir nicht böse – ich denke verstohlen Die verdammten Nazis will der Teufel nicht holen
Traurig die Bilanz und doch konnte mein Leben Im kleinen Kreis die Erfüllung uns geben Gut kann man sein Leben wohl nur gestalten Versteht man aus allem heraus sich zu halten!
Im November 2001 Günter Adler
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Karl
antwortete am 23.01.05 (22:21):
Hallo Günter,
dein Gedicht macht mich nachdenklich. Es ist arg pessimistisch. Ob der Probleme weniger werden, wenn wir uns aus allem heraushalten, das möchte ich jedoch bezweifeln. Nein, so resignieren sollten wir nicht. Es sind Menschen, die die Geschichte machen, und zwar nicht nur die "da oben", sondern auch wir, das "Volk".
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wanda
antwortete am 24.01.05 (07:59):
das sehe ich wie Karl, auf der anderen Seite kann ich vollkommen verstehen, dass man mit 8O in leichte Resignation verfällt. Man hat so viel gekämpft und irgendwann will man nicht mehr.
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schorsch
antwortete am 24.01.05 (09:50):
Hier der Rat eines alten Optimisten: Hör nicht auf Nörgler und Pessimisten!
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iustitia
antwortete am 24.01.05 (14:19):
Den V e r g l e i c h der Nazis mit den heutigen Regierungen, in jeder Demokratie - ja, den könnte man schon leisten, auch an Nachweis Selbstverstädnnis und Verantwortung und Lernfähigkeit. Aber wenn man die "Zeichen", die man einst bewunderte, nicht zeigen darf - da fehlt einem schon was, wo der Haken dran steckte. * URL - Strafbar, aus vernünftigem Grund!
Internet-Tipp: https://www.lokis-mythologie.de/bilder/haken.jpg
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aarleu
antwortete am 24.01.05 (16:48):
Hallo Ihr Lieben! Ja, wenn man mein Alter erreicht hat sieht man die Welt schon etwas anders. Aber um da von Pessimismus und Nörgelei zu reden müßte man erst mal beweisen daß es nicht so ist. Man müßte sich mehr mit dem Inhalt beschäftigen als mit dem Verfasser. Und den Nazi-Hammer zu schwingen zeugt von nicht sehr großer Denkfähigkeit. Über das was man verbietet kann man nicht urteilen oder aufklären, oder man hat Angst davor. Denn die Amoklaufenden Spießbürger sind noch lange nicht tot, sie beweisen es täglich neu. Wer noch ein wenig sehen kann sieht ihr Wirken auf der ganzen Welt. Denn sie tragen nicht nur verbotene Symbole vor sich her und finden Anhänger reichlich. Aber wegen solcher Ansichten hatte ich in meiner Jugend schon Ärger genug. Auch damals trug Justitia eine Binde vor den Augen! bedauert aarleu
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trux
antwortete am 24.01.05 (17:53):
@ aarleu Mit unserer Erde, so drehen wir im Kreise. Wo ist Anfang und wo das Ende? Gute- und niedere Instinkte bleiben auf unendlicher Reise. Bringen Erfahrungen die Wende? Kaum! Was bleibt ist Gedächtnisbewusstsein Durch Bücher, Denkmäler und heute IT. Appelle und Jammern, nur kurz ist ihr Schein, Lang zu leben und leben lassen, die bessere Idee. Von Trux
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iustitia
antwortete am 24.01.05 (18:54):
W e n n "aarleu" lesen will:
„Keine Träne für Dresden“ von Paul Kaiser (in: Cicero. 2/2005)
Der Untergang Dresdens in den Angriffswellen der amerikanischen und britischen Air Force am 13. und 14. Februar 1945 hat dem Mythos der sächsischen Barockstadt eine neue Dimension hinzugefügt – die des „deutschen Hiroshima“. Auch wenn andere Städte mehr Tote zählten, wurde die Katastrophe im Elbtal weltweit zum Exempel erklärt. Dabei basierte das von der NS-Propaganda noch geschürte Entsetzen auf der Illusion, in einem totalen Krieg werde niemand es wagen, das „deutsche Florenz“ anzugreifen. Den Irrglauben, der Krieg ginge gerade an dieser Großstadt vorbei, mussten nach seriösen Schätzungen 35000 Menschen mit ihrem Leben bezahlen.
Das Inferno in der Faschingsnacht machte Dresden zu einer „imaginären Stadt“, wie der Kultursoziologe Karl-Siegbert Rehberg meint. Zu einer Stadt, deren Identität sich bis heute aus ihrer Zerstörung speist. Aus diesem Grunde war das Gedenken an die Nacht der Auslöschung von Anbeginn politisch kontaminiert. Unter wechselnden Konstellationen instrumentalisierten Nationalsozialisten, sowjetische Machthaber und SED-Funktionäre das Inferno, wie ein soeben erschienener Sammelband eindrucksvoll belegt („Das rote Leuchten – Dresden und der Bombenkrieg“. Dresden: Edition Sächsische Zeitung 2005, ä 22,90, www.editionsz.de). Nach Gründung des Arbeiter-und-Bauern-Staates behaupteten die Ideologen in obskurer Verdrehung der Tatsachen, dass es die „amerikanischen Kriegshetzer“ waren, welche „den Sowjets keine unzerstörte Stadt“ überlassen wollten. Im antifaschistischen Musterländle, in dem ein halbes Tätervolk kurzerhand zu „Siegern der Geschichte“ erklärt wurde, passte das Bild von der Opferstadt zur offiziellen Geschichtslüge. (ö) * Sich über Nazitum oder -zeichen zu informieren, ist wahrlich nicht verboten, auch für justizgeschädigte Unter-Hundert-Jährige; es wird nur nicht mehr hingenommen, wenn diese braune Schei... zur Propaganda missbraucht wird, wie schon vor 1930! URL: Der Aufsatz von Kaiser, vollständig nachzulesen:
Internet-Tipp: https://www.cicero.de/97.php?ress_id=4&item=429
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Roby
antwortete am 25.01.05 (12:45):
Zunächst einmal freue ich mich über die ehrlichen, mit viel Lebensweisheit vorgetragenen Worte von aarleu. Vieles ist mir vertraut und verständlich. Ich empfinde seine Worte nicht als resignierend oder pessimistisch. Nein – ich sehe auch die Botschaft, die dahinter steckt. Und wenn man dann noch sieht, dass es sich um einen über 80 jährigen handelt, der seinen PC so gut beherrscht, dass er sich hier mit seiner Lebenserfahrung einbringen kann – dann sage ich (54): Alle Achtung! Das ist nicht selbstverständlich!
Und wenn ich das Gedicht lese, habe ich nicht das Gefühl, ein Gedicht zu lesen, sondern mir ist, als ob ich einer Erzählung lausche. Ich stolpere nicht über ungeschickt gewählte Reime. Ich höre auch nicht auf zu lesen und ertappe mich auch nicht dabei, quer zu lesen oder etwas zu überspringen. Und wenn ich fertig bin mit lesen, stütze ich mein Gesicht auf meine Hände und schaue eine Weile verträumt am PC vorbei. „Stimmt, Günter. Du hast Rechtö“ sage ich leise. Dann schaue ich wieder auf den Bildschirm und lese die Antworten.
Die von Karl und Wanda sind verständlich im doppelten Sinne. Darüber freut man sich – das spornt zu weiteren Beiträgen an. Nurö. Karl, du hast überlesen, dass sich aarleu seit frühester Jugend sehr intensiv in gesellschaftliche Vorgänge eingemischt hat, leider mit wenig Erfolg. Aber gerade das ist ja ein wesentlicher Teil der Botschaft: „Gebt nicht auf! Kämpft für ein besseres Leben ALLER Menschen. Mir waren sichtbare, messbare Erfolge nicht vergönnt. Zu kurz ist ein Menschenleben.“
Wandas Worte klingen warm und lieb.
Doch dann poltert schorsch herein und beginnt zu beleidigen. Schade. Hier wäre mehr als eine „gelbe Karte“ angebracht, Karl!
Ich glaube, iustitia ist unfähig sich klar und verständlich mitzuteilen. Vielleicht ist es auch besser, ihn nicht zu verstehen.
„ödie "Zeichen", die man einst bewunderte, nicht zeigen darf - da fehlt einem schon wasö“
häää? Wie bitte?!!! ö wünscht sich iustitia mehr Hakenkreuze in der Öffentlichkeit – oder wie soll das verstanden werden?
Bitte ärgere dich nicht über einzelne schlechte Beiträge, Günter. Und schon gar nicht über den von iustitia abgeschriebenen Unsinn eines Herrn Paul Kaiser („Keine Träne für Dresden“)ö Diesen Möchtegern Reich-Ranitzki und unverbesserlichen kalten Krieger muss man nicht unbedingt gelesen haben.
Es lesen hier viel mehr Leute, als die Wenigen, die dann auch antworten. Ich bin mir sicher, dass die Meisten sich über deinen Beitrag gefreut haben, so wie Karl, Wanda, trux und ich.
Robert
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Karl
antwortete am 25.01.05 (16:47):
Lieber Robert,
ich möchte mich bei Dir bedanken. Du wirst dem Gedicht von aarleu am besten gerecht. Ich träume davon, wir könnten alle versuchen den anderen zuerst zu verstehn, bevor wir urteilen. Ich übe selber noch und viel.
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aarleu
antwortete am 25.01.05 (20:10):
Dank für die netten Zuschriften. Es stimmt immer wieder traurig wenn einige unbelehrbare Zeitgenossen versuchen die Diskussion der Nazis ausgerechnet mit Nazi-Methoden zu unterdrücken. Daß Verbote nichts erreichen sollte eigentlich schon seit den Christenverfolgungen bekannt sein. Oder nach den Gulags, nach Tien an men, oder dem Fall der DDR. Trotzdem versuchen sie immer noch Aufklärung durch Verbote zu ersetzen. Ungeniert können heutige Machthaber und auch Staaten diese Politik weiter fortsetzen denn Niemand erkennt den Geist der ihre Handlungen steuert. Mit dem letzten Vers ist die persönliche Abstandnahme gemeint, nicht die des Staates. Aber es ist Pflicht der Alten zu warnen! Traurig auch, daß ausgerechnet die, die uns Mangel an Wachsamkeit vorwerfen jetzt mit geschlossenen Augen - oder aus Angst - dem Geschehen zusehen, aber auch sie werden ihren Enkeln einmal einige Fragen beantworten müssen! fürchtet aarleu
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schorsch
antwortete am 26.01.05 (09:30):
Lieber aarleu, dem wäre eigentlich nichts beizufügen, ausser dass die neu aufkommenden Braunen dankbar sind über jedes neue Gesetz, das gebrochen werden kann, weil diejenigen, dir für deren Einhaltung zuständig wären, nur halbherzig bei der Sache sind - und mit der anderen Hälfte des Herzens den Braunen Recht geben!
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lielo
antwortete am 26.01.05 (15:25):
Ich danke Dir aarleu für Deinen Lebensrückblick in Versform. Jeder Mensch lebt in seiner Wirklichkeit und es ist nötig seine Wahrnehmungen andauernd zu schärfen um wach zu bleiben bis ins hohe Alter. Ich denke, Dir ist es gelungen.
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aarleu
antwortete am 26.01.05 (18:49):
Hallo Schorsch! Ja so ist es. Man darf ihre Taten nicht mit denen der Braunen vergleichen, das haben sie verboten. aber was tun sie? Sie mißachten die Würde des Menschen, beschränken die Unverletzlichkeit der Wohnung, installieren eine Bundespolizei (Staatspolizei) sperren politische Gegner ein verbieten Parteien behindern die Meinungsfreiheit erstellen geheime Datenbanken setzen deutsche Soldaten im Ausland ein, verladen Waffen aus Deutschland in Kriegsgebiete usw, und das alles im Namen einer Demokratie. Wir haben das alles schon mal erlebt allerdings unter anderem Namen. Aber auch die Enkel dieser Generationen werden Fragen stellen und Antworten und nicht Verbote erwarten sagt aarleu
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