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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Putin, der "lupenreine Demokrat"

 8 Antwort(en).

mart begann die Diskussion am 21.12.04 (09:46) :

In einem Kommentar der heutigen Süddeutschen Zeitung stellt Daniel Brössler die Frage "Warum nett sein zu Putin?"


"...Es gibt mindestens drei gute Gründe, nett zu ihm zu sein. Sie heißen: Russlands Größe, Russlands Ressourcen und Russlands Raketen. Es gibt aber auch mindestens drei Gründe, weniger nett zu ihm zu sein."...

"... Schröder macht sich eine Verdrehung der Begriffe zu eigen, die kennzeichnend ist für das System Putin.
Jede Verfestigung der autoritären Herrschaft wird dort als Demokratisierung vermarktet. Dass Schröder sich dem anschließt, liegt begründet im Sonderverhältnis, das Putin zu ihm aufgebaut hat. Nach den Regeln dieser Spezialbeziehung verfügt der Kanzler über einen guten und kurzen Draht in den Kreml. Er enthält sich dafür jeder öffentlichen Kritik an Putin, oder lobt ihn – wenn nötig – gar über den grünen Klee..."


Wäre hier nicht die äußerst verlogene Haltung Deutschlands notwendig zu hinterfragen?


Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/36/44991/


 mart antwortete am 21.12.04 (10:04):

oder gilt auch hier:

Das Recht, seine eigene Meinung zu vertreten ist nur so lange in Ordnung, wie man die "richtige" Meinung vertritt!


 Karl antwortete am 21.12.04 (12:52):

Nein mart, seine Meinung sollte man immer vertreten und es ist angebracht, die Haltung von Schröder zu Putin kritisch zu hinterfragen.


 iustitia antwortete am 21.12.04 (13:25):

Ich bin mir da nicht sicher, auch nicht ohne Zweifel.
Aber ich glaube, es gibt Anzeichen und Hoffnung auf Veränderungen in demokratischer Hinsicht hinsichtlich der Diktatoren-Rolle Putins:
* Ukraine - dass dort die orangene Demokratie nicht militärisch "plattgemacht" wurde, kann nur mit russischer Rückversicherung gelaufen sein. (Was dort als westliche Einflussnahme wirkte, werden wohl erst nur die Akten der Geschichte offen legen. Putins Rolle und Aufgabe in diesem korrupten Russland, was jeder Tourist dort erleben kann, sind noch nicht zu Ende...)

* Dass in Tschetschenien Veränderungen möglich sind, deutet sich an; das erhoffe ich; obwohl ich da skeptischer bin hinsichtlich der Realisierungen.

Internet-Tipp: https://www.wieser-verlag.com/Gesamt/Europa_Erlesen/Russland/Russland%20(1).jpg


 hugo1 antwortete am 21.12.04 (17:04):

In welchen Schwierigkeiten Putin bis zum Halse steckt, hab ich an anderer Stelle schon geschrieben.
Es ist natürlich ein Leichtes, aus dem weichen Sessel eines deutschen gemütlichem Wohnzimmers heraus mit erhobenem Zeigefinger auf Putin zu deuten und aufzuzählen was er hinten und vorne und links und rechts noch verbessern muß.
Wie er das anstellen soll, welche Risiken dabei zu beachten sind, welche Unwegsamkeiten (von denen wir alle Zusammen nicht ein bisschen blassen Schimmer haben, aber tolle Ansichten verlautbaren) ihm dabei das Leben schwer machen, bis hin zu der Möglichkeit eines totalen Scheiterns, dazu können wir nur spekulieren, hoffen, bangen und so gut es geht staatlicherseits Unterstützung geben.
Natürlich muß dies einhergehen mit zwar wohlwollender, aber auch kritischer Betrachtung. ( Von Ausserhalb kann ein Rußlandexperte und unvoreingenommener Beobachter manchmal ja doch Gefahren früher erkennen als ein vor Ort in sämtliche tagespolitischen Probleme eingebundener russischer
Politiker).
Ich vermute mal, dass eine ständige nichtendenwollende Aufzählung von Wünschen, Forderungen, Hinweisen, ein Miesmachen und laufende Kritik nicht hilfreich sein würde. Im Gegenteil, dann wird die Gefahr groß, dass Rußland sich abwendet von Internationaler Zusammenarbeit und auf eigene Kräfte besinnt, dass nationalistische Strömungen die Oberhand bekommen, dass es aus westeuropafreundlicher Politik aussteigt und sich neue Freunde sucht,,,,
Es ist also eine, wenn auch schwierige, behutsame, aufmerksame Diplomatie gefragt und dabei kann (muß nicht zwangsläufig)eine Freundschaft unter Staatsmännern von ungeheurem Nutzen sein. -auch wenn dies einigen anderen Parteien aus verständlichen Gründen heraus nicht inden Kram passen dürfte *g*


 mart antwortete am 21.12.04 (17:40):

Mich amüsiert eigentlich besonders Schröders Ausspruch der Lupenreinheit - so da sind die 4 C, - Clarity bei 10 facher Vergrößerung kein Einschluß erkennbar und damit ist Putin mit einem offiziellem Wertheitszertifikat versehen, über Cut, Carat und Colour müßte auch noch mehr Klarheit erhalten werden.

Aber immerhin schließt wohl der Ausdruck "lupenrein" auch die synthetische Herstellung aus:-)

Ich fühle mich keiner deutschen Partei zugehörig - wie könnte ich auch -, nichtsdestotrotz bewundere ich Color und Cut der nichtgefärbten Haare.*g*, - fancy color heißt das wohl.

Behutsame Diplomatie? Na, ja - vielleicht kann mans auch so sehen:-)


 Tobias antwortete am 21.12.04 (18:02):

Ohne Zweifel hinkt die Demokratie in Russland vielen althergebrachten demokratischen Staaten hinterher. Wir sollten dabei nicht vergessen, dass die Anfänge der Demokratie in vielen Ländern blutig beendet wurden, bevor diese überhaupt zum Zuge kam. Hier denke ich auch an Deutschland nach dem ersten Weltkrieg. Auch nach dem Zweiten viel es vielen Deutschen schwer diese Demokratisierung zu akzeptieren. Meiner Ansicht nach, haben erst die 60er Jahre in Deutschland, den Durchbruch zur Demokratie gebracht. Die Seilschaften der NSDAP wurden aufgedeckt und zum großen Teil beendet.

Wenn heute das riesige Reich Russland demokratisch noch in den Kinderschuhen steckt sollte man hier nicht vergessen, dass diese Demokratisierung im ersten Anlauf bisher relativ friedlich verlaufen ist. Dies ist mehr als lobenswert und die Hoffnung, dass dieses Volk es schaffen wird, ist mehr als berechtigt. Wir sollten diesen Menschen Zeit geben, denn ihr Weg ist mit vielen Stolpersteinen gepflastert. Auch ihre alten Seilschaften suchen immer noch nach Macht, denn sie wollen keine Demokratie.


 hugo1 antwortete am 21.12.04 (20:10):

mag sein, das Putin früher oder später -was für russische Führer fast immer eingetreten ist und wohl auch z.T. durch die russische Volksseele erleichtert wird- dem Risoko eine Personenkultfigur zu werden unterliegt.
Im Moment spricht jedoch einiges dafür, das er erkannt hat, welches Potential eine demokratisch aufgebaute russische Föderation haben, und welches intensive Kopfnicken dafür aus den Ländern westlich seiner Grenzen erwartet werden kann.
Das allein genügt natürlich nicht und wenn er selbst auch noch so demokratiebesessen wie nur möglich wäre, den Umständen, den Gegebenheiten, den Voraussetzungen seines Riesenreiches muss auch er Rechnung tragen und entsprechend mit kleinen Schritten zufrieden sein (Auch wenn uns das nicht passt)
Auch der kühnste Bergsteiger muss oftmals erst durch das Tal vor dem Berg, ehe es ständig aufwärts gehen kann. *g*


 dutchweepee antwortete am 23.12.04 (01:48):

es gibt noch einen grund "NETT" zu putin zu sein:

als wir 1989 in dresden die ausreiszüge (von prag und genscher kommend) verabschiedet haben, als damals auch einige steine gegen die "vopos" geflogen sind, hat PUTIN in seiner dresdner KGB-zentrale beschlossen, nicht mit waffengewalt gegen die bürger vorzugehen.

ich finde putin toll. ohne ihn wäre ich vielleicht tot.