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THEMA: "priviligierte Partnerschaft" als neues Unwort
35 Antwort(en).
Karl
begann die Diskussion am 15.12.04 (08:24) :
Dieser Tage befindet sich eine Partei auf der verzweifelten Suche nach einem Erfolg versprechenden Wahlkampfthema. Die CDU sieht bei den "drohenden" Beitrittsverhandlungen der Türkei zur EU eine Verschlechterung der Sicherheitslage voraus und fürchtet um das christliche Abendland. Frau Merkel schlägt vor, der Türkei eine "priviligierte Partnerschaft" zu gewähren und droht bei Machtübernahme eventuell angelaufene Beitrittsverhandlungen zu stoppen.
Bei der nüchternen Analyse dieses Wortschwalls bleibt nichts an Argumenten übrig. Was anderes als ein priviligierter Partner ist die Türkei schon heute? Wohlweislich schweigt sich Frau Merkel völlig aus bei der Beschreibung dessen, was sie sich unter einer priviligierten Partnerschaft vorstellt. Warum sollte eine eingebundene, auf die Werte der EU verpflichtete Türkei die Sicherheitslage verschlechtern? Andersherum wird ein Schuh daraus. Es steht nicht zu erwarten, dass die Brüskierung der Türken in der Türkei und in Deutschland zur Sicherheit beiträgt. Einmal angelaufene Beitrittsverhandlungen würde auch eine CDU/CSU-Regierung nicht in der nächsten Bundestagsperiode stoppen können. Eine Entscheidung steht erst 2015 oder 2020 an.
Merkel/Stoiber steuern mit der Auswahl ihrer Themen die CDU/CSU ins Abseits. Zu glauben, das Volk sei dumm genug und die Bedienung der unterschwelligen Ressentiments gegen Einwanderer würde den Wahlsieg ermöglichen, dürfte ein großer Fehler sein. Argumentativ ist die Kampagne zu leicht auszuhebeln und das Einfangen der Wähler am rechten Rand dürfte viele in der Mitte vergraulen. Am Ende wird nichts gewonnen sein, nur viel verloren. Eine Kampagne gegen die Türkei und die Türken kann viel Porzellan zerschlagen und ist geeignet den innenpolitischen Frieden zu gefährden. Diese Kampagne ist definitiv ein Sicherheitsrisiko.
Die Integration der Türkei in die EU ist eine große Chance. Wir sollten nicht zulassen, dass dieser konsequente und folgerichtige Schritt nach Jahrzehnten der Annäherung durch politische Hasardeure zunichte gemacht wird.
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schorsch
antwortete am 15.12.04 (11:14):
Wenn jedem beitrittswilligen Staat ein Zückerchen verabreicht wird, wie z.B. "Ihr könnt weiterhin eure fundamentalistischen Gesetze haben", dann wird aus Europa ein verwässertes Sammelsurium von "Jeder kann alles, keiner muss nichts".
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Karl
antwortete am 15.12.04 (12:31):
Lieber schorsch,
welche fundamentalistischen Gesetze in Bezug auf die Türkei meinst du denn? Die Türkei hat die Trennung von Religion und Staat und seit Neuestem auch ein modernisiertes Strafrecht. Fundamentalistische Gesetze sind mir unbekannt.
Ich glaube es geht nicht darum, der Türkei Sonderwünsche zu erfüllen, sondern darum bei der Türkei die gleichen Kriterien zur Anwendung zu bringen wie anderswo.
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Karl
antwortete am 15.12.04 (17:29):
Das Europäische Parlament hat sich heute mehrheitlich für die Aufnahme von Verhandlungen ausgesprochen:
Internet-Tipp: https://kuerzer.de/Verhandlungsaufnahme
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schorsch
antwortete am 15.12.04 (18:12):
Was ich meine:
Die Türkei hat eine Altlast, die sie mit allen Mitteln unter Verschluss halten will: die fast 1 Million erschossener, erschlagener, erhängter, vergifteter Kurden. Trotzdem die türkische Regierung schon X-dutzend-mal aufgefordert wurde, endlich die damalige Untat (Genozid) zuzugeben, macht sie einfach auf stur und verurteilt jedermann/frau, die im Lande die Tatsachen auf den Tisch zu legen wagt, bis zu 10 Jahren Knast. Und wer schon von den Methoden gehört hat, die in türkischen Gefängnissen praktiziert werden, weiss, was ich meine.....
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Medea.
antwortete am 15.12.04 (18:22):
Wo bleibt das Eingeständnis an dem furchtbaren Völkermord an den Armeniern in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts und die Bitte um Vergebung für dieses grauenhafte Geschehen? Falls es für solche Taten überhaupt eine Vergebung geben kann.
(Juden und Deutsche gehen diesen schweren Weg.)
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Karl
antwortete am 15.12.04 (19:08):
@ schorsch & medea,
nun, wir Deutsche sind froh, dass man uns zubilligt, uns geändert zu haben. Das sollten wir den Türken auch zugestehen. Übrigens sind es gerade die Kurden, die den Beitritt der Türkei zur EU befürworten, weil sie sich dadurch weitere Erleichterungen erhoffen. Es darf nicht vergessen werden, dass bereits die Aussicht auf Beitrittsverhandlungen ihre Lage erheblich verbessert hat. Die Beitrittsverhandlungen werden das günstige Klima für Reformen aufrechterhalten. Was passieren würde, wenn wir der Türkei die kalte Schulter zeigen, kann jedoch niemand vorhersehen. Das wäre ein unkalkulierbares Risiko. Ich bin froh über die politische Vernunft des europäischen Parlaments und zuversichtlich, dass die Beitrittsverhandlungen eröffnet werden. Das wäre ein großer Tag für Europa!
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hugo1
antwortete am 15.12.04 (19:24):
tja schorsch und wenn Du noch ne Weile im Net nach türkenfeindlichen Texten und Überschriften suchst, wirste sicherlich noch ne Unmenge mehr finden. Es kommt eben drauf an was man letztendlich mit seinen Behauptungen (Wahren, halbwahren und unwahren, bewiesenen und von unfreundlich Gesinnten in den letzten Hundert Jahren sogar in Schulbücher gesetzte und als historisch 100 prozentig bewiesene Tatsachen hingestellt) bezwecken will. Einer der das Gegenteil erreichen möchte und gezielt nach Gegenargumenten sucht, wird natürlich auch sehr fündig werden. Frag speziell russenfeindliche Polen nach ihrer Meinung zu Rußland früher heute morgen und Du wirst seitenfüllende Darstellungen von Vergehen, Morden, Verbrechen usw durch Russen verübt an den ach so friedlichen, schutzbedürftigen Polen erfahren. Frag speziell polenfeindliche Russen,,,,, Wenns sein muss werden Ereignisse und Geschehnisse aus dem vorletzten Jahrhundert und früher heraufgezogen ,,und so kannste die Einen auf die anderen Hetzen obwohl, und das weiss ich aus eigener Erfahrung sehr genau, die Einen wie die Anderen von Natur aus sehr, sehr friedlich, freundlich gastfreundlich und human sind. Ich bin sehr glücklich, das die Türken gegenwärtig keine Anstalten machen mit widerwärtigen Behauptungen gegenüber Deutschland und den durch uns in den letzten hundert Jahren, (durchaus und mit gutem Recht bewiesen und behauptbar) begangenen Verbrechen, politischen Nektar zu ziehen. Warum tun wir das Ihnen gegenüber ? was ist das Ziel dieser Art Medienstrategie ?,,ich glaube, ich hab ne leichte Ahnung.,,in unserem Hinterkopf ist immer noch ein Rest des Übermenschen, des :"Mir san mir"˛ und diese "Kümmeltürken" können uns mal kreuzkümmelweise den sauberen teutschen Buckel runterrutschen. schorsch,,ich meine , daß Du das soo nicht ausgelegt haben möchtest, sondern eben "nur" auf Wunden den Finger legst, die -um es demnächst besser zu machen- nicht vergessen werden dürfen. denn jede Medaille hat eben zwei Seíten.
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hugo1
antwortete am 15.12.04 (19:42):
hallo Medea ,hast Du folgendes gewusst ? Der Genozid von 1915-16 Den bis heute am umfangreichsten bekannten Genozid an den Armeniern betrieben allerdings die Jungtürken. 1909 an die Macht gekommen waren sie erfolglos bei der Reformierung des Reiches. Wie ihre Vorgänger setzten sie bei der Reorganisation des Militärs auf deutsche Unterstützung. Neben dem Oberbefehlshaber Fritz Bronsart von Schellendorff hatten drei der fünf türkischen Armeen deutsche Oberkommandierende. (aus Wikipedia) Vielleicht sollten wir -besonders wir Deutsche- etwas zurückhaltend bei Kritiken zukünftiger guter Freunde sein. Verschweigen nein, verharmlosen auch nicht, aber bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit auftischen ??? und falls überhaupt, sollten wir das den Experten überlassen. ,,doch da bin ich auch dagegen, denn woher nähmen wir sonnst die interessanten Themen, mit denen wir uns gegenseitig hier im St so schön unterhaltsam und informativ in "die Wolle" kriegen können *g* also so eine Art privilegierte Partnerschaft auf Augenhöhe zelebrieren. *g*
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abdu
antwortete am 15.12.04 (19:58):
den ausdruck [juden und deutsche]lehne ich aus sachlichen/wissenschaftlichen gruenden ab.deutsche sind eine nation..juden sind anhaenger einer relegion. wenn die vergangenheit eine rolle bei der mitgliedschaft der EU spiele,dann muss das fuer alle mitglieder gelten..dann zaehlen wir mal,wieviel jedes mitgliede(vor kurzem!)an menschen umgebracht hat..hier ist ein beispiel:frankreich hat 1 500 000 algerier massakriert.nur ein beispiel. die tuerkei hat MEKKA abgelehnt..gott ist da..die tuerkei wird von bruessel abgelehnt.. die tuerkei war/ist/und bleibt ein orientalisches land..nichtes in der tuerkei[trotz dem freimaurer ATATUERK]ist westlich..nach samuel huntington ist die tuerkei einer der vielen verwundbaren beruehrungspuenkte in der von israel und g.w.bush angefangenen ersten welt-krieg/zusammenstoss der kulturen[die sog.1.und.2.weltkriege waren in wahrheit kriege unter europaern]..die klugen in europa wollen trotz[tuerkischem inhalt]die tuerkei bei der ermoeglichung der "schein"mitgliedschaft neutralisieren..die konservativen sind[wie moussellini eben]offen und faschistisch:sie rechnen die tuerkei zum selbst gemachtem feind bild(die tuerken sind anderes als wir)..sie sind nicht[egal was fuer illusionaere gruende auch immer]fuer den beitritt der tuerkei,der auch wenn geschieht durch die neuen konservativen nur formal gehalten wird.geopolitisch ist die zukunft der tuerkei misirable.nimm dir aegypten als beispiel..noch eine schwache stelle[moslems/christen..araber/nubier..geo-lage:asien/afrika]hier ist ein ansatzpunt fuer huntington(!)..die letzten laecherlichen abkommen zwischen den "israelischen"terroristen und die aegyptischen verraeter(marionetten des westlichen imperialismus/feinde des aegyptischen volkes)sind die anfaenge,wie die zionisten aegypten[ala afganistan]zerstoeren wollen..sie werden es doch schaffen,wenn wir 72 milionen aegypter fuer tot erklaeren.
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mart
antwortete am 15.12.04 (20:02):
Also haben nicht nur Araber eine Affinität zur guten deutschen Art der Umgangsweise mit anderen, sondern auch die Türken.-)
Allerdings ist diese Erkenntnis nicht ganz so neu, meine ich.
Hitler lernte jedenfalls von diesem konkreten Fall der Armenier, wie man mit mißliebigen Bevölkerungsteilen umgehen kann und wie schnell die Weltöffentlichkeit vergessen kann:-)
Und Hugo, du beweist es wiederum, ist doch nicht so wichtig - also Schwamm darüber, wir Deutschen haben doch auch Dreck am Stecken, warum die Nase in anderen Dreck stecken. Oder besser nur den Dreck dort sehen, wo es auch ins eigene Weltbild hineinpaßt.
So wie das neu eröffnete Museum in der Türkei, das den Armeniern gewidmet ist und daß es zusammenbringt zu informieren ohne die Frage des Genozids anzusprechen.-))
Pardon, das war ja kein Genozid sondern alles Lügengeschichten, sagen jedenfalls die Türken.
Ja, wer wird schon pinkelig-kleinlich sein, wenn es wiederum um so großartige Ideengespinste geht.
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ueberhaupt
antwortete am 15.12.04 (21:50):
1. Die privilegierte Partnerschaft nannte man früher EFTA. Zitat: "Die European Free Trade Association ist eine Vereinigung von vier europäischen Staaten, die alle nicht in der EU sind. Um wirtschaftlich nicht im Abseits zu stehen unterhalten sie innerhalb ihrer Organisation Freihandelsverträge (freier Verkehr von Gütern, Personen, Dienstleistungen und Kapital) 1. untereinander, 2. mit der EU und 3. mit Nicht-EU-Staaten. Gegründet wurde die EFTA, so die Abkürzung der Europäischen Freihandelsvereinigung, im Jahre 1960. Seit dem EU-Beitritt ihrer langjährigen Mitglieder Schweden, Finnland und Österreich 1995, setzt sie sich nur noch aus vier Ländern zusammen: Island, Liechtenstein, Schweiz und Norwegen. Die dynamische Entwicklung der EU hat in den vergangenen Jahren stark die Zusammenarbeit innerhalb der EFTA und zwischen der EFTA und der EU geprägt. Als zentrales Instrument der Zusammenarbeit dient dabei das Anfang 1994 in Kraft getretene Abkommen über den Europäischen Wirtschaftsraum. Dazu gehörten Schweden und Österreich." Zitatende.++++++ Und: In diesem Forum wird an allen Ecken und Enden daran erinnert, daß wir "nicht vergessen dürfen". Unter diesem Aspekt ist den Beiträgen von Schorsch (18.12 Uhr) und Medea (18.22 Uhr) wohl nichts hinzuzufügen. Gleiche Verpflichtung für alle.++Ich gebe denejenigen Recht, die eine privilegierte Partnerschaft HEUTE für sinnvoller halten, als alleine die Hoffnung auf eine Vollmitgliedschaft in 15 Jahren. Diesen Langfrist-Beschluß halte ich für einen schlechten politischen Scherz. Stellt Euch vergleichsweise vor, Euer Partner/Eure Partnerin erklärt Euch, daß er/sie Euch vielleicht in 12-15 Jahren einmal heiratet-----vielleicht aber auch nicht. Den Beschluß in Brüssel werte ich so: Die meisten, die dort abgestimmt haben, wissen, daß sie an der endgültigen Entscheidung nicht mehr beteiligt sein werden; und was sie in den nächsten Jahren hinter verschlossenene Türen in Sachen Türkei (geheim) abstimmen, erfährt kein Wähler mehr; aber die bescheuerten Abstimmungsschilder heute hat Europa ja gesehen. Das Fatale an der Geschichte ist nur, daß von seinem Glauben her kein Moslem eine christliche Partei (also keine unserer großen) wählen darf. Soll heißen: Auch die Parteien, die jetzt spektakulär "pro" gestimmt haben, dürften nicht die erhofften Wählerstimmen erhalten. Last, not least: Auch der türkische Bundestagsabgeordnete (Özdemir??) spricht von bis zu 15 Jahren Dauer und davon, daß eine DEMOKRATISCHE Türkei in die EU muß. Hier sollte also niemand der Türkei das Wort reden, die in den letzten Monaten vom Saulus zum Paulus mutiert ist (ich weiß leider keine vergleichbaren mulimischen Namen).
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Karl
antwortete am 15.12.04 (22:08):
@ überhaupt,
schon deine Formulierung "der türkische Bundestagsabgeordnete (Özdemir??)" gibt mir viel zu denken. Meines Wissens sitzen nur Deutsche im Bundestag. Verwechselst du hier nicht etwas?
Ansonsten teile ich nicht deine Auffassungen. M. E. kann niemand ernsthaft behaupten, die Türkei sei keine Demokratie. Die lange Dauer der anvisierten Beitrittsverhandlungen sind eine sehr gute Chance einen wichtigen Nachbarn dazu zu bringen, sich weiter zu modernisieren und unseren Strukturen anzupassen. Die priviligierte Partnerschaft zur EU besteht schon heute. Die Türkei ist assoziiertes Mitglied der EU und Vollmitglied der NATO. Wer der Türkei nicht die Vollmitgliedschaft in der EU zugestehen will, wenn sie die verlangten Auflagen erbringt, muss andere Gründe als rationale und politische haben. Ich frage mich, wo der Fundamentalismus zur Zeit durchbricht.
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hugo1
antwortete am 15.12.04 (22:58):
woher nehmen wir Deutschen uns überhaupt das Recht, die vielen über mehr als 40 Jahre zugesagten und Versprochenen Angebote an die Türken nun plötzlich als "Aprilscherz" abzutun und zu sagen: "Was schert uns unser Geschwätz...
Wenn es tatsächlich so ist, wie hier oft vermutet und behauptet wird, das ein Beitritt der Türkei lebensgefährlich für uns sei, das dadurch unsere Demokratie gefährdet werde, unsere ökonomischen Grundlagen zusammenbrechen würden, das Christentum seinen Todesstoß bekäme und, und, und dann frag ich mich doch allen Ernstes was sich unserer Politiker in den letzten 40 Jahren gedacht haben wo sie ihre Augen hatten, welcher Gefahr wir nun gerade entrinnen durch die aufopfernde Erkennnisoffenbarung selbsternannter Eu_Experten und Kenner des Türkischen Risikos. *g* Was steht dem entgegen mit den Türken sich an einen Tisch zu setzen und zu reden. Was steht dem entgegen sich gegenseitig die Meinung zu sagen Was steht dem entgegen die Erwartungen auf den neuesten Stand zu bringen, ausgehend von der gegenwärtigen Ausgangssituation (und nicht von irgendwelchen unklaren Zeiträumen ) Was steht dem entgegen zu sortieren was demnächst und in welchen Zeitabschnitten zu tun ist und erwartet wird.
So und dann gibts 2 mögliche Varianten. 1. Die Türkei erfüllt die Vorgaben 2. Die Türkei erfüllt die Vorgaben nicht mir scheint die jetzige Diskussion wurde ingange gesetzt da die Gegner befürchten das die Türkei tatsächlich die Erwartungen erfüllt und um dann das Gesicht nicht noch weiter zu verlieren wird mit fadenscheinigen Argumenten dagegengehetzt. Die echten Gründe oder Hintergründe einer plötzlichen Meinungsänderung sind unklar. (ich vermute mal, dass bei eidesstattlicher Erklärung sämtlicher türkischstämmiger in Deutschland lebenden Wahlberechtigten:"wir wählen begeistert die CDU,,,"die Diskussion wohl etwas anders geführt würde )*g*
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Medea.
antwortete am 15.12.04 (23:50):
Ja, mein lieber Hugo - ich gestehe es, ich weiß ein wenig in der Geschichte Bescheid - auch daß der spätere Ata Türk unter den sogenannten Jungtürken eine erhebliche Rolle spielte.
Als tolerante Frau gestehe ich selbstverständlich jedem seine eigene Meinung in der Frage 'Die Türkei in die EU' zu, erlaube mir dennoch meine Zweifel, ob dieses bezogen auf die Zukunft Europas eine weitervorausschauende ist.
- Der Zweifel ist ein Falk mit scharfen Klauen - ;-)
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schorschie2
antwortete am 16.12.04 (00:02):
Vor kurzem sah ich eine Sendung aus der Türkei(Istanbul)als man junge Türken befragte zu ihren Landsleuten in Deutschland.Sie sagten nach Deutschland ist die Unterschicht gekommen,mit denen hätten wir hier auch Probleme.Und sie können die Deutschen verstehen,wenn sie mit diesen Türken nicht klarkommen,soweit türkische Aussagen aus Istanbul.Das macht deutlich,dass hier eine Zuwanderung gestoppt werden muß,da dieser ungebildete Personenkreis niemals in Deutschland integrationsfähig ist und sie hier eine Kultur aufbauen,die im modernen Istanbul so nicht gelebt werden könnte.Ich schließe ausdrücklich eine Minderheit von Türken hier aus,die sich integriert haben und ein pro westliches Leben hier führen.Mit Türken leben die in Deutschland gut zusammen,die abgeschottet in ihren Villenvierteln leben.Der Deutsche der auf engstem Raum mit Türken lebt,wird seine deutsche Kultur und Lebensart vollkommen verlieren und wird sein Deutschland nach der Aufnahme der Türkei in die EU in einigen Jahren nicht wieder erkennen.Daher muß diese falsche Politik abgewählt werden und die Mehrheit der Deutschen wird auch dafür sorgen,davon bin ich überzeugt.
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Karl
antwortete am 16.12.04 (07:40):
Schon allein die Auswanderung an sich ist ein Qualitätsmerkmal. Nicht die bequemen, trägen Menschen ergreifen die Initiative als Gastarbeiter in ein fremdes Land zu gehen, es ist immer der aktivere und beweglichere Teil einer Bevölkerung, der weg geht. Insofern sehe ich deinen Beitrag als einen weiteren Beleg deiner unqualifizierten Diffamierungskampagne, schorschie2.
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uul
antwortete am 16.12.04 (10:22):
Lieber Karl, es kommen schon seit vielen Jahren keine "aktiven und beweglichen" Menschen mehr aus der Türkei nach Deutschland - es ist vielmehr ein Zuzug in die deutschen Sozialsysteme. Oder ist die Meinung von Altbundeskanzler Helmut Schmidt etwa auch Teil einer "unqualifizierten Diffamierungskampagne"? Er spricht deutlich aus, was viele Menschen denken! In einem Gespräch Ende der siebziger Jahre mit dem damaligen Ministerpräsidenten und späterem Staatspräsidenten Demirel sagte ihm dieser, daß "die Türkei noch 10 Millionen Türken nach Deutschland schicken müsse, weil die Türkei unter der hohen Geburtenrate leide ..." Helmut Schmidt ist ein vehementer Gegner einer türkischen EU-Mitgliedschaft und absolut unverdächtig, ein "Rechtspopulist" zu sein!
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schorschie2
antwortete am 16.12.04 (11:02):
Deine Antwort Karl ist lächerlich,denn es kommen in erster Linie Armutsflüchtlinge nach Deutschland und das sind anatolische Bauern und Analphabeten,dass geben selbst die modernen Türken aus Istanbul zu.Nur Du willst es nicht begreifen.Aber es muß auch Minderheiten wie Dich geben.
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ueberhaupt
antwortete am 16.12.04 (12:29):
@Karl: Nur der guten Ordnung halber: Mit dem "türkischen Bundestagsabgeordneten" meine ich natürlich den "türkischstämmigen". Und ich habe es nicht abqualifizierend o.ä. gemeint, wie Du es verstanden haben möchtest, sondern ich habe gemeint, daß selbst jemand, der mit der Türkei enger verunden ist, als wir es ein können, seine Bedingungen hat.++Es wäre übrigens nett, wenn Du nicht hinter jeder Formulierung gleich Unrat wittern, sondern lieber nachfragen würdest, wie's gemeint ist. Außerdem dürftes Du von mir bisher zwar andere als Deine Meinungen gehört haben ; aber nie etwas ausländerfeindliches; in sofern bin ich de Verkehrte für Verdächtigungen. Da gibt's hier im Forum andere, die Dir "viel zu denken geben" dürften.+++Und nun hast Du's mal wieder geschafft, daß ich mich aus einer interessanten Diskussion ausklinke.
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Medea.
antwortete am 16.12.04 (15:26):
Hallo Überhaupt:
bist Du ein 'Flüchter'? Ich denke nein und mit "Mißverständnissen" ist so mancher Pfad hier gepflastert ....
Das Thema TÜRKEI läßt im ST seit Jahren die Wogen hochgehen, - es scheint die einfache Formel 'Bist Du nicht für den Beitritt in die EU, dann bist Du ausländerfeinlich' zu gelten.
Ich gehöre - wie jeder hier weiß - zu den Ablehnern einer Vollmitgliedschaft, protegiere eine privilegierte Partnerschaft oder den sogenannten dritten Weg, der der Türkei große Möglichkeiten einräumt, eng mit der EU zusammenzuarbeiten.
Helmut Schmidt ist für eine deutliche Sprache bekannt, er scheut sich auch nicht, begangene Fehler einzuräumen, um daraus zu lernen, daß künftig nicht noch größere passieren.
Wer diese Meinung in die Ecke von Ausländerfeindlichkeit rückt, ist ganz bewußt auf Diffamierung aus.
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Karl
antwortete am 16.12.04 (16:10):
@ medea,
"- es scheint die einfache Formel 'Bist Du nicht für den Beitritt in die EU, dann bist Du ausländerfeinlich'
Wo hast du das gelesen? Warum eskalieren?
@ überhaupt,
die Sprache ist schon nicht unwichtig. Es denken ja viele so und vergessen, dass in Deutschlang bereits viele Deutsche türkischstämmig sind und für immer hier bleiben werden. Viel Menschen im Ruhrpot haben polnische Namen und niemand würde deshalb auf den Gedanken kommen, sie seien Polen. So wird das mittelfristig auch mit den türkischstämmigen Menschen laufen, wetten das?
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hugo1
antwortete am 16.12.04 (20:14):
hallo schorschie2 ,,na das find ich doch mal eine Interessante alternative Meinung. (Dein Beitrag kurz nach Mitternacht) Umfrageantworten Zusammenfassung:"Eine ungebildete, integrationsunfähige, problematische Unterschicht ist in Deutschland gelandet. Na und die guten Türken, die integrationsfähigen, die gebildeten unproblematischen sind also zuhause geblieben. Na dann also nix wie her damit rein in die EU mit den Besten, jetzt erst recht. Das ist doch mal ein echter Grund für eine Aufnahme der Türkei. Die misserabeln haben wir ja schon, was soll uns nun davon abhalten auch noch die brauchbaren, guten integrationsfähigen und willigen uns einzuverleiben. Die können dann ja hier positiv auf Ihre Landsleute Einfluss nehmen. Zum Anderen wundere ich mich aber nun, weshalb die guten Türken sich nicht gegen einen EU-Beirtitt vehemend mit Händen und Füßen wehren, was ja nach Ihrer Ansicht über die Verhältnisse in Deutschland sehr verständlich wäre. Hmm grübel,, müßten dann nicht wir für einen Beitritt und die Türken dagegen sein ?? Da würde es mich nicht wundern wenn diese befragten Türken einen Beitritt Europas zur Türkei befürworten würden (natürlich unter Ausschluß Deutschlands ) *g*
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ueberhaupt
antwortete am 16.12.04 (23:15):
@medea: Ich bin kein Flüchter vor einem Thema oder vor einer anderen Meinung; das wahrhaftig nicht. Ich habe nur keinen Bock auf Verdächtigungen und persönliche Untertöne. Das ist nicht meine Diskussionsebene, und das habe ich schon an anderer Stelle deutlich gemacht. Karl hat auch jetzt noch nicht akzeptiert, was ich dazu geschrieben habe. Stattdessen hat er unterschwellig nochmal "nachgelegt". Das tut einer ernsthaften Diskussion nicht gut, und das muß ich mir nicht antun. Andere steigen bei sowas auch aus; sagen es nur nicht offen.
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mart
antwortete am 16.12.04 (23:26):
@überhaupt
Eigentlich ist es ein Kompliment für dich, wenn Karl dich in dieser Weise anspricht.
Das tut er vor allem dann, wenn er die Auswirkungen von ernsthaften und profunden Beiträge, so wie deinen vom 15.12.04 (21:50), fürchtet.
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Karl
antwortete am 17.12.04 (00:05):
@ überhaupt,
warum so empfindlich?
@ mart,
glaubst du dir? ;-)
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mart
antwortete am 17.12.04 (00:31):
Das mit dem fürchten glaub ich natürlich nicht:-)), klingt aber doch gut, oder nicht? - erinnert so an Rotkäppchen und Wolf.
Aber es gibt verschiedene Stadien der Mißbilligung, vom Ignorieren, das dann zur Anwendung kommt, wenn etwas vollkommen indiskutabel und jenseits von Gut und Böse ist bzw. wenn jemand hier vergrault werden soll bis zu den Überzeugungsversuchen von denjenigen, die du noch für überzeugbar (in diesem Fall Pro Eu-beitritt) hältst.
Nun, und dazwischen liegen diejenigen Beiträge, die durchaus kritische Meinungen bringen, bei denen du dich aber auf kritisierbare Wörtern festhängst und dadurch nicht auf die wesentlichen Argumente eingehen brauchst.
So, sehe ich das - der Vorwurf des Rassismus berührt ein Tabuthema, das aber zunehmend als Argument erkannt wird, einem Meinungsgegner den Mund zu verstopfen und eine Diskussion abzuwürgen.
Und das ist eigentlich schade.
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ueberhaupt
antwortete am 17.12.04 (07:01):
@Karl: Ich antworte nur deshalb noch einmal, weil Du mir direkt eine Frage gestellt hast. Du kennst meine Meinung ganz genau. Streiten: Ja-durchaus auch hart; aber so, daß man sich (virtuell) immer noch in die Augen gucken kann. Und Du weißt, daß ich der Meinung bin, daß Du einem genau das manchmal schwer machst, weil selbst Du die Forumregeln (nicht in der Kleinen Kneipe) mitunter...nennen wir es mal... ein bißchen vergißt, wenn Du Dich an einem Thema festgebissen hast. Und ich darf durchaus empfindlich sein, wenn man mir ganz unterschwellig etwas unterstellt, was ich so wirklich nicht gemeint habe. Ich für mein Teil, habe meine Meinung deutlich gesagt; und nun, für mich, Schwamm drüber.
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Karl
antwortete am 17.12.04 (07:37):
Nach der Entscheidung der Staatschefs der EU heute Nacht sollten wir tatsächlich "Schwamm drüber" sagen. Die Karten werden neu gemischt. Machen wir das Beste aus der Integration der Türkei in die EU. Überlegen wir, was ist das Beste für die Menschen? Ein friedliches Nebeneinander der Menschen und Kulturen, kein Kulturkampf, Toleranz hüben wie drüben.
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schorsch
antwortete am 17.12.04 (09:23):
So lange ein Staat Sonderwünsche einfordert um beizutreten, so lange ist dieser Staat nicht bereit, als gleichberechtigtes Mitglied der Vereinigung mitzumachen. Nein, dieser Staat wird noch nach Jahrzehnten Sonderwünsche haben, also "überberechtigt" sein. Wo es aber "Überberechtigte" gibt, muss es zwansgläufig auch "Unterberechtigte" geben.
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Karl
antwortete am 17.12.04 (11:25):
Lieber schorsch,
Ihr Schweizer seid ja nur neidisch ;-))
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hugo1
antwortete am 17.12.04 (11:45):
hallo schorsch,,nun weiss ich nicht genau worauf Du mit "Sonderwünschen" anspielst (vielleicht das Gezerre um Zypern oder den Anspruch auf Posten in der EU entsprechend der Bevölkerungszahl oder ? ) na da mach ich mir keine Sorgen, das sind doch die üblichen Spielchen wenn Verhandlungspartner an einem tisch sitzen. Da kommts doch nur drauf an, was dazu die Verfassung der EU sagt und wie die Meinung der Mehrheit ist, was solls da für Privilegien geben? Nee im Gegenteil, wenn man den Türken privilegierte Partnerschaft verspricht, und vorausgesetzt die würden tatsächlich aus einer Laune heraus plötzlich jaaa dazu sagen, na was glaubst Du in welche Schwulitäten unsere kluge Angela und die gesamte EU kommen könnten ? Wenn ich Türke wär, mir würden ne ganze Menge Besonderheiten und Extrawürste einfallen, die ich gerne hätte. Wußtest Du, das die Türkei das einzige Land weit und breit in und um Europa ist welches sich z.B. in Sachen Ernährung ganz alleine versorgen kann? ohne jegliche Importe, ohne Zukäufe an Gewürzen, Spezialitäten, Südfrüchten usw.? Na klar würden sie gerne Ihren Überfluss an Früchten Baumwolle usw. veräußern. ,,übrigens ist Deutschland mit ca 17% der größte türkische Exportpartner (Import 14%)
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Illona
antwortete am 17.12.04 (13:36):
Nachdem eine Quadratur des Kreise nicht gelungen ist, können sowohl die bedingungslosen „ Hurra, Türkei“ Befürworter als auch die volksnahen Skeptiker als erfolgreiche Sieger dastehen und die beteiligten Politiker als beinharte Verhandler. Der Türkische Premier Erdogan verließ gerade noch rechtzeitig seine harte Linie. Sein Ziel sei zwar die Vollmitgliedschaft der Türkei in der EU,aber die Verhandlungen könnten „ ergebnisoffen“ sein. Erdogan sei Dank! Mit „ Wischi- Waschi“ – Formulierungen wie dieser können sich alle 25 Eu- Chefs anfreunden. Ob die Türkei in 15 oder 20 Jahren gleichberechtigtes Mitglied wird oder nicht, bleibt damit in Wahrheit offen. Aber das soll ja nicht die Sorge der jetzt agierenden Politiker sein. Denn die sind bis dahin schon im wohlverdienten Ruhestand.
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schorschie2
antwortete am 17.12.04 (23:17):
Die meisten von uns werden es nicht mehr erleben,dass diese Türkei in der EU landet.Sie wird sich in den weiteren Jahren selber entlarven,dass Sie sich mit den Werte-Verhältnissen der Europäer letzlich nicht anfreunden kann.Das vermischen so unterschiedlichder Kulturkreise wird niemals gelingen.Erdogan hat nur kurzfristig Kreide gefressen,denn in seinem Innersten ist er und seine Familie natürlich nicht pro westlich eingestellt und unsere Aufregung des für und Wider eines EU Beitritts ist ein bald vorübergehendes Schauspiel mit maskierten Schauspielern,die sich alle was vormachen.Neue politische Verhältnisse in den nächsten Jahren,werden dieses Theaterstück von der Bühne nehmen.
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Karl
antwortete am 18.12.04 (10:28):
@ schorschie2,
wenn alles gut läuft und nicht die Fundis hier oder drüben die macht übernehmen, dann wird dieser prozess der Integration der Türkei in die EU unumkehrbar sein. Auch eine CDU/CSU-Regierung würde nach einem möglichen Regierungsantritt dieses Rad der geschichte nicht mehr zurückdrehen. Das Ziel der Kampagne gegen die Türkei wäre mit Regierungsantritt bereits erreicht ;-) Danach würde sich wieder die Vernunft durchsetzen, wetten das? Ich bin voller Hoffnung, den Beitritt der Türkei zur EU noch zu erleben.
Ich möchte betonen, dass ich die Art und Weise wie die EU Demokratie und Rechtstaatlichkeit in ein islamisches Land exportiert wesentlich attraktiver und nachahmenswerter finde als die Methoden der USA.
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Karl
antwortete am 18.12.04 (20:13):
Zoff in der Union:
Mit ungewöhnlich scharfen Worten hat der CDU-Außenpolitiker Volker Rühe die Haltung der CDU-Chefin Angela Merkel in der Frage des EU-Beitritts der Türkei kritisiert. "Wenn Sie sich in Europa umsehen, dann bin nicht ich isoliert, sondern Frau Merkel, die ihre Linie noch nicht einmal bei den anderen konservativen Parteien durchsetzen konnte", sagte Rühe dem SPIEGEL.
Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,333431,00.html
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