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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   China im Aufwind?

 7 Antwort(en).

Karl begann die Diskussion am 09.12.04 (21:41) :

Heute war in den Zeitungen zu lesen, dass IBM seine PC-Sparte an die Chinesen verkauft hat. Besser könnte m. E. kaum demonstriert werden, welche Wirtschaftsmacht dort im fernen Osten heranwächst. Ich reibe mir verwundert die Augen. Wie schafft dieses System den intellektuellen Spagat zwischen Kommunismus (das ist immer noch die offizielle Lehre) und dem Manchester Kapitalismus, der die Kluft zwischen arm und reich dramatisch vergrößert?

Vor allem, ist es richtig, dass unser Kanzler - offensichtlich in dem Bemühen der deutschen Wirtschaft auf die Beine und sich hiermit zur nächsten Amtszeit zu verhelfen, jegliche Kritik an der Menschenrechtsfrage aufgegeben hat? Was eigentlich wird sein, wenn China mächtig und stark ist und sich seine Haltung zur Menschenrechtsfrage durch den Wirtschaftsaufschwung nicht geändert hat? Kann darauf vertraut werden, dass eine wachsende Bürgerschicht sich diese Rechte automatisch einfordern wird?

Ich habe viele Fragen und wenig Antworten. Es ist eine Überlegung wert, ob Interventionen von außen nicht eher kontraproduktiv wirken. Die Demokratisierung kann China sicherlich niemals aufgezwungen werden, sie muss von innen kommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass China noch lange die Zerreißprobe zwischen kommunistischer Idiologie und ungehemmten Kapitalismus aushalten wird.

Oder aber - und dies wäre eine Frage an vielleicht vorhandene Experten - ist der wirtschaftliche Erfolg gar nicht der Erfolg von Manchester Kapitalismus, wie man bei uns immer wieder lesen kann, sondern der Erfolg eines kommunistischen chinesischen Systems, das wir hier noch nicht richtig verstanden haben?


 hugo1 antwortete am 09.12.04 (22:53):

ich denke, daß wir geneigt sind, andere Länder mit unserer deutschen Sicht auf die Dinge zu sehen. Das mag bei den Tschechen, Holländern und Luxemburgern noch halbwegs funktionieren. Je weiter weg wir uns dabei aus unserem Umfeld entfernen, desto unwahrscheinlicher ist eine reale Sicht zu erwarten. Bei der Betrachtung der Tschetschenen Saudis, Iraner wird eine Kongruenz schon seltener und je weiter es nach dem Osten geht zu den Asiaten, gehen die deckungsgleichen Elemente mehr auseinander und gipfeln wohl im Nichthineindenkenkönnen in chinesische Verhältnisse.
,,ich stell mir folgende Situation/Spiel vor. Ich sitze am Tisch mit 2 Chinesen (einer aus Schanghai einer aus der Provinz) und ein neutraler Spielführer gibt für uns verständlich Begriffe vor.
ER sagt: .
: wie würden sie einen Pferdedieb bestrafen ?
: was soll Ihre Tochter einmal tun ?
: was verstehen Sie unter Kommunismus ?
: wie heilt man einen Schnupfen ?
: sie gewinnen 1000 Dollar, was tun sie damit ?
und,und, und
zum Schluss: schließen sie die Augen und stellen sie sich ein festliches Menue vor
Ich nehme mal an, die Antworten der beiden Chinesen liegen z.T. weiter auseinander als die zwischen dem Großstädter und mir.
zu politischen Entscheidungen kann folgende Begründung kommen: Siehe, wir Chinesen wurden weltweit geächtet, als unsere Regierung 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens, mit Panzern gegen unbewaffnete Zivilisten vorgingen und dabei 5 bis 8 Tausend (wer weiß das schon soo genau)umgebracht wurden. Aber wie soll ein Chinese -bei seinen Informationsmöglichkeiten- verstehen, daß die USA Truppen bis nach Bagdad und Falludscha fliegen/fahren/schwimmen müssen, um dort Zivilisten zu töten ?
Also tun wir mal das Gleiche (siehe auch Kyotoprotokoll) und mal liegen wir mit unseren Meinungen eben auseinander, aber früher oder später bekommen wir doch alles was wir wollen. Weltweite Anerkennung, Taiwan, die stärkste Wirtschaft der Welt egal ob dies unter einer sich kommunistisch nennenden Regierung geschieht, die jedoch meilenweit vom realen Kommunismusanspruch entfernt sein wird wie eh und je.


 dutchweepee antwortete am 10.12.04 (03:55):

@hugo eins

ich verneige mich vor dir!

du hast mit deiner sehr drastischen darstellung genau meine denke getroffen. ich wohne, arbeite und liebe seit 5 jahren im ausland und empfinde das deutsche schubladen-denken ähnlich schmerzhaft.

die deutschen regen sich über das enge zweiparteiensystem der us-amerikaner auf und denken gleichzeitig nur schwarz-rosa-grün-gelb. andere wege zu gehen kommt keinem in den sinn. alles andere ist entweder der verteufelte kommunismus, oder "rechts-populär".

die jahrtausende alte chinesische zivilisation braucht keinen schröder und erstrecht kein "merkel", um zu prosperieren.


 schorsch antwortete am 10.12.04 (10:56):

Wie wird der "Aufschwung" in China weitergehen? Ein mögliches Szenario:

Die grössten Städte öffnen sich nach Westen. Eine Klique macht sich die angenehmeren Seiten des westlichen Highlife zu eigen und bringt es unter rigoroser Missachtung der Umwelt zu unermesslichem Reichtum. Die Landbevölkerung aber wird noch ärmer. Es beginnt zu gären. Aufstände werden organisiert gegen die Ausbeuter. Diese Aufstände werden niedergeschlagen von der Armee, in deren Reihen zumeist Angehörige der Minderklassen sind, die froh sind, ihre tägliche Schale Reis zu kriegen. Ein paar hundert oder tausend "Rädelsführer" werden öffentlich mit Genickschüssen hingerichtet als abschreckendes Beispiel. Es gärt weiter. Die Regierung stockt die Armee ins Unermessliche auf. Eines Tages sind keine inneren Feinde mehr auszumachen. Die Armee rebelliert, weil sie 1. zu wenig Sold, 2. zu wenig Essen und 3. zu wenig Beschäftigung bekommt. Ergo: Die Beschäftigung muss ausser Landes gesucht werden.....

Lasst eurer Fantasie freien Lauf, wo diese Millionen von Soldaten ihre Beschäftigung finden werden.....


 Karl antwortete am 10.12.04 (11:49):

@ schorsch,


wer könnte leugnen, nicht schon einmal Horrorvisionen zu haben. Deren Realisierung aber gilt es durch kluge Politik zu verhindern. Wie kann diese China gegenüber aussehen? Birgt wirtschaftliche Verpflechtung nicht mehr Chancen als Risiken? Gute Handelspartner werden nicht aufeinander losschlagen - oder doch?
Nehmen wir einmal Taiwan. Warum ist Taiwan noch immer quasi unabhängig, obwohl das von den Chinesen auf dem Festland nicht akzeptiert wird? Was wird Taiwan vor Zerstörung besser schützen: Ihr Waffenarsenal oder der für China zu erwirtschaftende Profit im Handel? Vielleicht beides?


 schorsch antwortete am 10.12.04 (16:08):

Die Hoffnung stirbt zuletzt.....


 hugo1 antwortete am 10.12.04 (18:50):

na schorsch da haste wohl nicht so ganz Unrecht mit der Vermutung das es gärt. Ich denke im Riesenreich China Gärte es die letzten 100 Jahre ständig irgendwo und irgendwie. Neuerdings wirds für die restliche Welt gefährlicher, da es nicht nur Boxer oder knüppelbewaffnete Bauern sind die in Bewegung geraten könnten.,und das in China massenhaft Massen bewegt werden können, wurde in letzter Zeit mehrfach mit unwahrscheinlicher Vehemenz und ausartenden Ergebnissen deutlich:
Der große Marsch und die Kulturrevolution allein sind schon Beweis genug dafür, wie vormals träge Massen, nur durch die Kraft des Wortes bei entsprechender miserabler Situation in eine kaum mehr zu lenkende Bewegung geraten können.
Aber China im Aufwind kann sich sehr schnell zu einer wirtschaftlichen Kraft entwickeln, deren Auswirkungen auf uns und große Teile der westlichen Welt zwischen Segen für die Menschen und/oder Chaos und Katastrophe bewegen wird.
Ich denke, wir sind gut beraten -auch wenn wir die Augen einiger übergrünen und umweltbewußten Menschenrechtler etwas vernebeln müssen- den chniesischen Drachen nicht durch Überreaktionen und nichtsinnvolle unangebrachte Wuschvorstellungen und Forderungen u reizen.
So könnten die unseligen Zeiten eines kalten Krieges schnell wieder auf uns zu kommen, falls -mal angenommen- unsere bzw. die US amerikanische Außen und Militärpolitik die derzeit guten Beziehungen zerreißen lässt und die dann vergnatzten Riesen China und Russland in eine gemeinsame Allianz getrieben werden.
,,sehr viel diplomatisches Fingerspitzengefühl scheint hier doch angebracht.


 iustitia antwortete am 13.12.04 (08:07):

Gnädig-Ex-Kanzler Kohl, der als erster AUSLÄNDER das "chinesische" Tibet entdeckte -

die Taiwanesen, die sich auf den Angriff (auch mit deutschen Waffen?) einrichten müssen, wenn sie demokratisch-selbständig werden wollen -

die gemordeten Studenten -

die Millionen Armen -

neben den Millionen Soldaten, die auch Kohl schon studienhalber besuchte und lobte wg. der "revolutionären" Selbstversorgung mit Möhrchen, Kaninchen und Todesstrafe - "Selbstversorger" an allen Fronten - Fische im Ozean des Kampfes -

w e r dort Geschäfte macht, muss seine demokratische Verfasssung vergessen haben, an den Gewinnen direkt beteiligt sein und verschüchterten Arbeitern was vorschwatzen.
*
Dank fürs Thema - besonders auch für Schorschs Gedanken!