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THEMA: Erziehung zum Kadavergehorsam: Coesfeld 2004 - Algerien 1949/50
5 Antwort(en).
DietrichStahlb
begann die Diskussion am 25.11.04 (19:54) :
Soldaten werden dazu erzogen, wenn es befohlen wird, Gewalt anzuwenden, Waffengewalt, und andere Soldaten, wenn diese zu Feinden erklärt werden, zu töten. Deshalb werden während der Ausbildung Methoden eingeübt, die es dem Soldaten leichter machen, die jedem Menschen angeborene (?) Hemmschwelle zu überwinden. Dazu gehören solche Schikanen, wie sie in Coesfeld bei jungen Rekruten angewendet worden sind, und solche, wie ich sie selber 1949/50 in der Légion Étrangère erfahren habe.
Dass Coesfeld 2004 ein Einzelfall war, ist eine Behauptung, die zu beweisen wäre. Ein zweiter „Einzelfall“ nach Nagold, wo 1963 entsprechend dem Motto der Ausbilder: "Fallschirmjäger sind Diamanten, und Diamanten müssen geschliffen werden", Rekruten gedrillt wurden, bis einer den Hitzetod starb. Es wird sehr schwierig sein, die Öffentlichkeit über solche Vorgänge in der BW aufzuklären, denn eine auf die Prinzipien von Befehl und Gehorsam eingeschworene Gemeinschaft „hält dicht“, wenn „Dinge passieren, über die sich ein paar Zivilisten aufregen können“.
„Die Würde des Menschen ist unantastbar“, heißt es im Grundgesetz, Artikel 1,1. Sind Soldaten keine Menschen?
"Fallschirmjäger sind Diamanten, und Diamanten müssen geschliffen werden". Dieses Motto hätte aus der Légion Étrangère stammen können. Ich bin 1949/50 in Algerien zum Fallschirmspringer ausgebildet worden und berichte darüber in meinem Roman „Der Ritt auf dem Ochsen oder Auch Moskitos töten wir nicht“, Aachen 2000. Link unten!
Internet-Tipp: https://f27.parsimony.net/forum66372/messages/1939.htm
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dutchweepee
antwortete am 25.11.04 (20:08):
sorry, daß ich grad (fast zeitgleich) ein ähnliches thema eröffnet habe.
meine meinung dazu ist:
wer in einer armee DIENT ist keinesfalls weiterhin ein bürger mit allen rechten zur verweigerung und auf freiheit. alle freiheiten werden eingeschränkt und neue, völlig andersartige rechte treten in kraft.
das betrifft sicherlich nur den dienenden (armeeangehörigen) und darf keinesfalls auf betroffene zivilisten ausgeweitet werden.
ich meine damit: der soldat ist in jedem fall der angeschissene und muss aber die rechte JEDES zivilisten schützen. (ich verneine "cadaver-gehorsam --- das hat nichts mit soldatentum zu tun)
dass es innerhalb einer truppe (in jeder armee der welt) verletzungen von "bürger"rechten gibt ist normal und muss akzeptiert werden. eine armee ist eine hirarchie und ein soldat, nochdazu ein neuankömmling, ist so ziemlich die unterste stufe der leiter.
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schorsch
antwortete am 26.11.04 (10:57):
Soldat, wenn du endlich begriffen hast, dass du erst ein gutes Werkzeug deines Heimatlandes bist, wenn du jede menschliche Regung verloren hast, erst dann bist du ein guter Soldat und wirst mit Hurrageschrei in unseren Reihen aufgenommen....
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dutchweepee
antwortete am 27.11.04 (19:47):
ja sicher! ...jede andere einstellung eines soldaten, wäre blanker selbstmord, zumal schon jeder einsatz einem selbstmord gleichkommt.
eine "demokratische armee" ist nicht denkbar und solange es ein staat für nötig erachtet, menschen zu nötigen sich gegenseitig zu töten, ist der soldat teil einer unmenschlichen hirarchie.
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schorsch
antwortete am 28.11.04 (09:43):
Die USA und die UDSSR zeigen es: Soldaten, denen Jahre lang die Menschlichkeit ausgetrieben wurde, haben kaum mehr eine Chance, im Zivilleben wieder Fuss zu fassen - sie gehen vor die Hunde.
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dutchweepee
antwortete am 04.12.04 (03:47):
@schorsch ...in UK und holland gibt es wenigstens gemütliche heime für alleinstehende kriegsveteranen, wo diese staatlich finanziert, bei bridge und poker, über ihre realen und erdachten kriegsabenteuer erzählen können bis zum heldentod.
der kriegsgeile BUSH junior hat die staatlichen gelder für solche heime erstmal gestrichen.
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