Zur Seniorentreff Homepage
Google
Web  ST 

Neues ChatPartnersuche (Parship)FreundeLesenReisen LebensbereicheHilfe


Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Zweite PISA-Studie: Deutschland erneut in der unteren Haelfte der Leistungstabelle

 66 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 21.11.04 (17:57) :

Kaum etwas hat sich zum Besseren gewendet. Die zweite weltweite PISA-Studie bescheinigt dem deutschen Schulsystem allenfalls ein 'befriedigend'.

Schlimm sieht es aus, was die soziale Selektion betrifft... Wer als Kind in Deutschland reiche und gebildete Eltern hat, hat gute Aussichten auf gute Schulabschluesse.

Wer als Kind nicht so reiche oder sogar arme und nicht gebildete Eltern hat, hat schlechte Aussichten bei der eigenen Bildung.

Fazit der PISA-ForscherInnen: Das deutsche Schulsystem versagt bei der Foerderung von Kindern aus Arbeiter- und Migrantenfamilien.

Das ist in anderen Laendern anders. Warum ausgerechnet in Deutschland ? Letztlich ein Zustand ist das, der uns alle teuer zu stehen kommt. - Was meint ihr ? Was kann gegen die soziale Bildungsbremse getan werden ?


Karl antwortete am 21.11.04 (18:08):

Meines Erachtens wird bei uns die Lehrerschaft zu sehr gegängelt und sie ist deutlich überlastet. Dabei zeigt sich, dass Eigeninitiative oft erfolgreicher ist als teure staatliche Investionen. Als Beipiel möchte ich den von einem gemeinnützigen Verein betriebenen Bildungsserver ZUM.DE nennen, der ohne staatliche Zuschüsse allein durch die Eigeninitiative der LehrerInnen im deutschsprachigen Raum aufgebaut wurde und sich nun bereits im 10 Jahr seines Bestehens befindet.
Aus der langfristigen und nachhaltigen Entwicklung folgt, dass die Selbstorganisation der LehrerInnen trotz fehlendem Budget ein großer Erfolg ist. Hier wurde nicht auf staatliche Mittel gewartet, sondern einfach mit der Arbeit begonnen. Die LehrerInnen wurden nicht entmündigt wie durch manche landeseigenen Bildungsserver, sondern ihre Staatsexamen wurden anerkannt und ihr Material ohne allzu große Hürden aufgenommen. Der Besucher der ZUM, die Lehrerin, der Lehrer, entscheiden selbst über die Qualität des Materials und selektieren klug für ihren eigenen Unterricht. Der gemeinnützige Verein "Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet" ist mit dieser Strategie zu einem unentbehrlichen Helfer vieler LehrerInnen geworden.

Internet-Tipp: https://zum.de


Karl antwortete am 21.11.04 (18:14):

Ein anderes Problem ist die Förderung sozial benachteiligter Kinder. Diese liegt m. E. deshalb so im Argen, weil die frühkindliche Förderung schon im Kindergarten versagt. Obwohl staatlich garantiert, hat eben nicht jedes Kind einen Kindergartenplatz und es wurde viel zu spät erkannt, dass die Kindergärtnerinnen einen enorm wichtigen Beruf ausüben. Der Kindergarten sollte viel mehr sein als eine Verwahranstalt. Die Ausbildung und damit auch die Entlohnung der KindergärtnerInnen muss deutlich verbessert werden, sie benötigen das Rüstzeug, um zu erkennen, wo Förderung Not tut und vor allem, wie zu fördern ist.


BarbaraH antwortete am 21.11.04 (22:24):

Die oberste Aufgabe der Schule ist es, Wissen zu vermitteln und Begabungen zu fördern. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass so gut wie alle Kinder zum Zeitpunkt der Einschulung hochmotiviert sind. Bekannt ist auch, dass sich bereits am Ende des ersten Schuljahres ein ganz anderes Bild zeigt: nur noch etwa ein Drittel besucht die Schule gern. Der größte Teil nimmt die Schule als Pflichtübung hin und einige haben bereits zu diesem Zeitpunkt resigniert aufgegeben.

Schaut man in Länder mit gutem PISA-Ergebnis, ist diese negative Entwicklung dort nicht zu beobachten. Während in Deutschland von Anfang an sortiert und das Augenmerk auf Fehler gelenkt wird, nutzt man dort den von Natur aus vorhandenen Wissensdurst der Kinder ohne den erhobenen Zeigefinger. Zensuren entfallen bis zur neunten Klasse. Ein Sitzenbleiben ist nicht möglich. Man gibt Kindern Zeit, sich in Ruhe zu entwickeln und bietet Hilfe an, wo sie erforderlich ist.

Anstatt Grundlegendes unseres Systems in Frage zu stellen und sich auf Erfahrungen dieser Länder einzulassen, wurden seit PISA I in Deutschland lediglich weitere Tests eingeführt. Dass Kinder ohne Stress besser lernen, wird von den Verantwortlichen schlichtweg ignoriert.


Tessy antwortete am 21.11.04 (22:59):


Vor einigen Wochen habe ich versucht Interesse für solche Fragen zu wecken mit dem Thema "in Bildung investieren..", das Interesse war gleich null!

Erst die (schlechten) Ergebnisse der neuen Pisa-Studie rütteln scheinbar auf.

Ich habe eine Meinung dazu, gegründet durch Erfahrung mit drei Enkelkindern.
Nicht die Gründung einer Elite-Universität sollte am Anfang stehen sondern es wäre sinnvoll bei den ganz Kleinen zu beginnen.
Immer noch gibt es Klassen mit 25-27 Schülern, wie soll es einer Lehrkraft gelingen da auf das einzelne Kind einzugehen? Unmöglich.
Warum ist eine frühere Einschulung nicht möglich? Starr wird nach dem Geburtsdatum entschieden.
Warum werden Eltern nicht mehr in das Schulgeschehen eingebunden?
Warum wird nicht Schulkleidung (nicht Schuluniform) angedacht um das leidige Thema der Markenklamotten auszuklammern, Kinder mit nicht sooo betuchten Eltern leiden darunter! Das würde auch halbwüchsige Mädchen mit allzuviel freier Haut in die Schranken weisen.
Warum gibt es nicht Lerngruppen in privater Initiative?

Ich könnte die Liste noch lange weiterführen.
Meiner Ansicht nach kommen die Lehrer zu schlecht weg bei der Einschätzung der Möglichkeiten die Lage zu verbessern.


BarbaraH antwortete am 21.11.04 (23:48):

Eine Erfahrung aus meiner eigenen Schulzeit, die ja schon ein paar Jährchen zurück liegt, zur Frage, wie ein Lehrer mit 25-27 Schülern auf jedes einzelne Kind eingehen kann.

In unserer Klasse (42 Schüler) durften die Schüler, die den Stoff begriffen hatten, sich mit Schülern zusammensetzen, die ihn noch nicht verstanden hatten. Das brachte allen Vorteile. Die einen durften Lehrer spielen und beobachten, welche Fortschritte ihr "Schüler" unter ihrer Obhut machte, der Lehrer konnte unterdessen mit dem Gros der Klasse den Stoff in Ruhe vertiefen und der Belehrte durfte nach einem Weilchen stolz zeigen, dass er es Dank der Hilfe seines Klassenkameraden nun auch verstanden hatte. Hier stand die gegenseitige Hilfe im Vordergrund und nicht das Zeigen auf Fehler und auf den, der versagt hat.

Meine Philosophie finde ich in folgendem Zitat über das Schulsystem in Finnland bestätigt, das ja bekanntlich bei PISA stets sehr gut abgeschnitten hat:

>>Es gibt ein selbstverständliches Netzwerk von Förderung. Es geht nie um Auslese, Kinder werden nicht beschämt, sie werden nicht zurückgesetzt, wenn sie Lernprobleme haben, Noten setzen erst spät ein, Prüfungen sind keine Sackgassen.<<

GGG aktuell
Das Finnische Bildungskonzept
https://www.ggg-nrw.de/Aktuell/Ratzki.2002-06-08.Finnland2.html

Internet-Tipp: https://www.ggg-nrw.de/Aktuell/Ratzki.2002-06-08.Finnland2.html


Illona antwortete am 22.11.04 (06:00):

Aus meiner langjährigen Erfahrung wäre Ganztagsbetreung an Kindergärten und Schulen die beste Lösung. Allerdings nicht mit minimaler sondern maximaler Lehrerversorgung. Diese müssten zu ständiger Weiterbildung verpflichtet werden.
Die Lehrpläne gehörten lange auf den Prüfstand und angepasst.
Eltern können sich umfassende "Kindererziehung " aus Zeitgründen kaum noch " leisten", da beide arbeiten müssen, um in diesen Zeiten überleben zu können.
Es muss wohl erst noch viel schlechter werden ,ehe es besser wird!


Karl antwortete am 22.11.04 (08:29):

Das ist ein guter Punkt, illona. Ich weiß von Schulen, in denen die Nachmittagsbetreuung 20jährigen PH-AnfängerInnen überlassen wurde. Die Schüler wurden dann von den Bäumen gepickt, zudem mussten die eh schon überlasteten Lehrer einspringen als PHler absprangen.

Alle Maßnahmen im Bildungssystem hier in Baden-Württemberg hatten als Hauptstoßrichtung: Kosten sparen. Das ist eine denkbar schlechte Situation für den Start von Ganztagsschulen.


Medea. antwortete am 22.11.04 (08:38):

Vieles von Tessys Beitrag sehe ich genauso .....,
ergänzen möchte ich, was ich nun in über einjähriger Erfahrung als sogenannte 'Lesebotschafterin' in "meiner" Klasse beobachten konnte.

Eine hochmotivierte Lehrerin mit einer 24-Kinder-Klasse, fröhliche und wißbegierige Erst-, jetzt Zweitkläßner, bis auf zwei, drei Kinder, die bestimmte Schwierigkeiten haben, eine sozial ausgewogene Gemeinschaft. Es gibt eine kleine Chinesin, einen kleinen Türken, eine kleine Deutschrussin sowie eine kleine Kossovarin in dieser Klasse, alles integrierte Kinder ohne Probleme der deutschen Sprache.
Zu den von der Lehrerin anberaumten Elternsprechtagen kommt die überwiegende Zahl der interessierten Eltern, jedes Kind durfte an der 5-tägigen Klassenfahrt in diesem Jahr teilnehmen.

Leider sind jetzt Jajas Eltern (Chinesen)in einen anderen Stadtteil gezogen, alle bedauerten deren Weggang.

Ich kümmere mich um die beiden mit der Leseschwäche, das geht spielerisch, es gibt sehr gutes Material.

Da wir alle in der Klasse gemeinsam frühstücken, habe ich mancherlei Einblick in die Frühstücksdosen bekommen .....,
da allerdings bin ich schon so manchesmal überrascht, was Mütter ihren Kindern so mitgeben ......

In der bundesdeutschen Schullandschaft liegt so manches im Argen, das Verändern geht naturgemäß nicht von gestern auf heute -
aber mein jahrelanger Appel an die Eltern bleibt:

engagiert Euch mehr und gründlich, das ist nicht immer bequem,
ohne verantwortungsvolle und motivierte Eltern oder Mütter und Väter,
ohne liebevolle Betreuung bereits der Kleinsten, ohne Nestwärme und Verständnis, ohne gutes Vorbild zieht Ihr diese angstmachenden Kinder und Jugendlichen heran, die zum Teil unsere Schulen bevölkern, dort Schrecken verbreiten
und unserer Gesellschaft mehr zum Schaden denn zum Nutzen
geworden sind.

Ich wiederhole auch, daß ich es für unerläßlich halte, daß sogenannte "Elternschulen" eingerichtet werden - viel zu viele Eltern sind einfach nicht in der Lage, ihren Kindern
gerecht zu werden, sie zu fördern und zu ihrem Wohle dazusein.
Wie so manches in der Welt, muß eben auch 'Elternsein' gelernt werden.


Wolfgang antwortete am 22.11.04 (09:36):

Ich moechte noch einmal folgenden Sachverhalt erwaehnen (denn er erscheint mir als grundlegend fuer die deutsche Misere):

In keinem anderen vergleichbaren Staat der Welt - so die PISA-Studie - haengt der Schulerfolg so stark von Einkommen und Vorbildung der Eltern ab wie in Deutschland. Das deutsche Schulsystem versagt nach dem Fazit der Forscher bei der Foerderung von Arbeiter- und Migrantenkindern.

Kein privates Engagement hat es bisher geschafft, dem etwas entgegenzusetzen. Ich fuerchte, das wird auch so bleiben, weil privatem Engagement allzu enge Grenzen gesetzt sind.

Es muessen aber strukturelle Grenzen ueberwunden werden. Das koennen nur PolitikerInnen in die richtigen Wege leiten. Was aus meine Sicht daher wichtig ist, ist die flaechendeckende Installierung von Ganztagsschulen mit viel mehr LehrerInnen, in denen SchuelerInnen vom Morgen bis zum spaeten Nachmittag unterrichtet bzw. betreut werden, in denen sie unter Anleitung ihre Aufgaben machen koennen, eine Bibliothek im Haus benutzen koennen, einen persoenlichen Computer (jede(r) wohlgemerkt) mit Internetanschluss haben.

Das ist nur ein Punkt, der umgehend angegangen werden muss. Ich glaube, wenn das innerhalb eines Jahres geschafft waere, dann waere bis zur naechtsen PISA-Studie in drei Jahren schon die halbe 'Miete' drin.


schorsch antwortete am 22.11.04 (10:07):

Ich möchte einen Gedanken von BarbaraH weiter spinnen:

In jeder Klasse gibts nun mal gescheitere und weniger gescheite Kinder. Die "Dümmsten" sind frustriert, weil sie dem Stoff nicht folgen können, und die "Gescheitesten" sind frustriert, weil sie den Stoff in der halben Zeit bewältigen und dann gelangweilt herum sitzen.
Ich hatte mal eine Autorenlesung in jener Gemeinde, wo ich alle meine Schulklassen besucht hatte. Es war ein warmer Tag und die Kinder lagen und sassen draussen ohne Lehrer auf dem Rasen und hatten ihre Hefte und Bücher um sich gebreitet. Da ritt mich das Teufelchen; ich fragte sie, ob sie einander abschreiben würden? Sie schauten mich erstaunt an. Dann kam es aus mehreren Mündern geschossen: "Nein, wir machen Teamarbeit!"
Natürlich wollte ich mehr darüber wissen und bekam zu hören, dass sie Gruppen mit mehr und minder begabten Kindern bilden und dass die Schnelleren den Langsameren beim Stoff erfassen helfen.
Ich denke, das sollte heute Stand der schulischen Entwicklung sein. Der Lehrer wird so grosszügig entlastet und die Kinder lernen, im Team zu arbeiten, statt nach Einzelerfolgen zu streben. Und ganz langfristig dient dieses Zusammenarbeiten der Völkerverständigung. Denn meistens sind es ja Ausländerkinder, die Mühe haben, den Stoff in der vorgesehenen Zeit zu "schlucken".


ueberhaupt antwortete am 22.11.04 (13:49):

@Karl(kein Angriff!): Ich habe mit meinen vier Kindern mathematisch über 40 Jahre Schule auf dem Buckel und war stets Elternvertreter. Dabei habe ich zwar (subjektiv) überforderte Lehrerinnen und Lehrer kennengelernt; teil, weil sie noch zu jung waren, teils weil sie altersbedingt schon zuviel Kraft gelassen hatten, teils, weil sie ihren Beruf verfehlt oder ihn als "Job" angesehen haben. Nur: Eine gegängelte Lehrerschaft habe ich nie erlebt. Schon eher andersrum; nämlich, daß wir das Gefühl hatten, von ihnen beherrscht zu werden, wenn manche mehr ab- als anwesend waren, um zu Fortbildungen zu fahren, die eher weniger sinnvoll erschienen. DAS scheint sich inzwischen wohl geändert zu haben; darauf nehmen die Dienstherren jetzt wohl mehr Einfluß; und das finde ich gut so! Dann hatten wir auch noch reihlcih Lehrerinnen, die stets krank waren, wenn ihre Kinder krank waren. Ich will das nicht diskutieren; aber prickelnd war das wirklich nicht, und die Elternschaft war sich in deren Einschätzung sehr einig!++++ Zu den anderen Beiträgen: Wir sind mit unserer Jüngsten (10) einen anderen Weg gegangen: Sie ging an eine katholische Grundschule und geht jetzt an eine kath. Weiterführende Schule. Wir wollen sie nicht den ganzen Tag außer Haus haben; wollen an ihrer Erziehung voll beteiligt sein. Ich kann Euch versichern, daß sie in beiden Schulen sowohl gefördert, als auch gefordert wurde/wird. Außerdem steht übrigens auch kein Kid, sondern ein Kind). Unterrichtsausfall ist bis heute so gut wie Fehlanzeige. Die Lehrerschaft macht derzeit gerade Zug um Zug Fortbildung im Wochenblock;die verbleibenenen Lehrer vertreten. Fragt mich nicht, wie das geht-aber es geht. Dabei stört es mich nicht im geringsten, daß die zwei Stunden Sport von 2 Lehrern erteilt wurden und daß es am vergangenen Freitag mal keine Hausaufgaben gab. Gerade heute früh habe ich mit einer meiner älteren Töchter (32) über Pisa gesprochen. Sie hat ein Gutteil Schuld daran einem Teil ihrer alten Lehrerschaft gegeben. Mathe, z.B., hat sie in den Klassen 5-10 nur mager beigebracht bekommen. In der Orientierungsstufe hatte sie einen Mathelehrer, der gerne "Kumpel" der Kinder war und der froh war, wenn Feierabend war. Im Gymnasium hatten sie dann einen Lehrer, der schon ans seinem Beruf zerbrochen war. Lieb und nett.....aber total ausgebrannt. Er hatte den Kindern nix entgegenzuhalten. Und wenn ich an das eine oder andere (recht persönliche) Gespräch mit wirklich guten und engagierten Lehrerinnen denke, fällt mir halt auch ein, daß die an manchem Kollegen/Kollegin wenig gute Haare gelassen haben; aus den von mir o.a. Gründen. +++Ich kann und werde hier keine Ratschläge erteilen. Wir haben für uns ganz alleine die Schlußfolgerungen gezogen, die wir für gut und richtig halten. ++++ Abschließend noch ein Spruch den ich neulich losgelassen habe: Wenn ich Arbeitgeber wäre und zwei zensurenmäßig gleiche Bewerber hätte; einen von einer staatlichen, einen von einer konfessionellen Schule....Ich würde garantiert den von der konfessionellen nehmen, weil ich mittlerweile sicher wäre, daß er dort mehr gelernt hat; mehr sogar noch, als das Zeugnis aussagt.


Karl antwortete am 22.11.04 (14:44):

@ überhaupt,

das Bild, das du von der Lehrerschaft zeichnest, stimmt so auch in mir bekannten Einzelfällen. Ich gebe die Schuld am Ausgebranntsein nicht den LehrInnen, sondern der Schulbehörde, die der Stimme des Volkes und Sparzwängen folgend, ihnen immer mehr Stunden und immer größere Klassen zumuten. Wer wieder Klassengrößen von über 30 zu bewältigen hat, gleichzeitig das Deput aufgestockt bekommt und in der Öffentlichkeit an der ganzen Misere als Schuldiger ausgemacht wird, der verliert u. U. bald sein Engagement.

Ich kenne aber auch die anderen, die trotz der Zumutungen engagiert bis zum Umfallen ihrer Arbeit, in der sie eine Berufung sehen, nachgehen. Die fast alle Freizeit in Fortbildung und Unterrichtsvorbereitung stecken - oder in ehrenamtliche Webseiten wie die von ZUM.DE.


yankee antwortete am 22.11.04 (15:22):

Zum Schutz der Lehrer muß allerdings auch angeführt werden, daß bis zum Anfang dieses Schuljahres der Bildungsplan praktisch so angelegt war, daß die Lehrer nur ausführende Organe waren, die längst nicht so konnten wie sie wollten. Erst seit diesem Schuljahr wurde der Bildungsplan flexibler, sodaß in einem Drittel die Lehrer nicht nur die Lernmethodik selbst bestimmen können, sondern sogar die Themen selbst auswählen können.
Im Rahmen des Projektes "bewegte Schule" und der Forderung der Schulämter an die Schulen, ihr eigenes Schulprofil zu erstellen (zusammen mit Eltern und Schülern) habe ich zumindest die Hoffnung, das nun eine gewisse Dynamik in die Veränderungsbemühungen kommt.


Wolfgang antwortete am 22.11.04 (16:22):

Wie so oft, das geht aus der PISA-Studie ganz deutlich hervor, sind es nicht die Beteiligten - SchuelerInnen, LehrerInnen, Eltern - die versagen. Das gesamte Schulsystem Deutschlands gehoert veraendert.

Karl hat es schon angesprochen: Es ist eine Katastrophe, dass unser Schulsystem in erster Linie als Kosten verursachendes System angesehen wird, und nicht als Leistungen erbringendes System.

Dass sich Einzelne besonders engagieren ist lobenswert, reicht aber nicht, Deutschland bei den PISA-Studien nach vorne zu bringen.

Ein ganzes Land ist, was Bildung und Ausbildung betrifft, auf dem absteigenden Ast. In anderen Laendern ist das nicht so. Dort (in z. T. aermeren Laendern) investiert man mehr in Bildung und freut sich ueber die Rendite. Bei uns gelten 'Sparkommissare' (ich nenne sie lieber Sparbroetchen) als vorzeigbare und waehlbare Politiker.


yankee antwortete am 22.11.04 (16:38):

Wäre es ein Widerspruch, wenn gebildete Leute an der Bildung sparen ?

Fazit:
Entweder sind diese Leute, die sowas beschließen nicht gebildet, oder sie sind gebildet, trauen sich aber nicht gegen irgendwelche Lobbys den Bildungsetat entsprechend zu erhöhen.
Ergo sollten wir mutige ungebildete Leute in die entsprechenden Ämter wählen. :-)


Wolfgang antwortete am 22.11.04 (16:48):

Recht hast Du, yankee... Die Gebildeten, Saturierten, Satten, oben Angekommenen, Reichen koennen leicht an Bildung fuers Volk sparen. Die haben ja die Knete fuer teure Privatschulen, Nachhilfeunterricht, Auslandsaufenthalte, Computer etc. .

Es sind aber die nicht so Reichen und besonders die Armen - alles in allem gut 4/5 der Bevoelkerung -, die durch Sparmassnahmen um die Bildung und Ausbildung ihrer Kinder betrogen werden.


yankee antwortete am 22.11.04 (17:01):

@ Wolfgang

Ich würde die Bildung der verantwortlichen Politiker sogar als Einbildung bezeichnen. Da Statistiken ach so flexibel sind, glauben die Damen und Herren doch tatsächlich, daß das Durchschnittsvermögen pro Bürger z.B. in Baden-Württemberg bei 53.600,-- Euro liegt. Da kann sich doch jeder so eine Bildung leisten. Er/Sie braucht doch nur tiefer in die Tasche zu greifen, solange es dem Staat so schlecht geht, daß er laut Bundesrechnungshof auch dieses Jahr so ca. 30.000.000.000 Euro in den Sand gesetzt hat.


Wolfgang antwortete am 22.11.04 (17:13):

Mit Statistiken wird bekanntlich viel Schindluder getrieben. Das heisst nicht, dass die Statistiken nicht stimmen. Sie muessen aber erlaeutert und vor allem richtig interpretiert werden.

Tatsache ist, dass es immer weniger Arbeiterkinder auf unseren Hoeheren Schulen und Hochschulen gibt. Sie sind dort seit Jahrzehnten deutlich unterrepraesentiert. Tendenz der Unterrepraesentation: Steigend !


BarbaraH antwortete am 22.11.04 (19:29):

Endlich hat man die Schuldigen am schlechten Abschneiden Deutschlands gefunden:

>>Bernd Busemann (Kultusminister von Niedersachsen, CDU) hat "linke Politiker" im Verdacht. Die hätten die Ergebnisse gezielt gestreut, um neuerlich die gegliederte Struktur des deutschen Schulsystems in Frage zu stellen. "Man sollte nicht suggerieren, dass man durch einen Systemwechsel zu besseren Leistungen der Schüler kommt. Zu den Systemen steht in Pisa nichts", sagte Busemann. Der CDU-Politiker hat eine andere und eindeutige Erklärung für das schlechte Abschneiden Deutschlands: "Die Ausländer- und Aussiedlerkinder ziehen den ganzen Schnitt runter, das ist seit Jahren eine Erkenntnis aller Kutlusminister. Das ist kein Vorwurf an die Kinder, das ist einfach die Analyse."<<

Na also, bloß nichts an unserem altbewährten dreigliedrigen Schulsystem ändern. Ausländer- und Aussiedlerkinder aus der PISA-Studie entfernen und schon glänzen unsere "deutschen" Kinder. Schämen sollte sich ein Kultusminister, der die Unfähigkeit unseres Schulsystems in der Förderung dieser Kinder noch ihnen selbst in die Schule schieben möchte.

Aufgrund des seit Jahrzehnten andauernden ideologischen Kampfes zwischen GEW und Philologenverband bzw. zwischen SPD und CDU wird sich nie etwas ändern.

Die Begabungen benachteiligter Bevölkerungsgruppen lässt man ungenutzt verkommen. Das wird sich bitter rächen, nicht nur in PISA-Studien...

Quelle des Zitats: SPIEGEL ONLINE vom 22.11.04
"Schule ist ein schwerer Dampfer und kein Schnellboot"
Von Jochen Leffers
https://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,329128,00.html

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,329128,00.html


ueberhaupt antwortete am 22.11.04 (22:04):

Zur Behauptung, daß es immer weniger Arbeiterkinder an Gymnasien gibt: Was haltet Ihr von der These, daß es kaum noch "die Arbeiterkinder" gibt?


Wolfgang antwortete am 22.11.04 (22:15):

Kinder aus Arbeiterfamilien gibt's noch reichlich. Aber eben kaum noch an Hoeheren Schulen und Hochschulen. Genauso sieht's aus bei Kindern aus den den Arbeiterhaushalten vergleichbaren Angestellten- und Beamtenhaushalten. Ueberrepraesentiert sind dagegen Kinder aus den Haushalten ueberdurchschnittlich Verdienender (hoehere Angestellte, hoehere Beamte, akademisch ausgebildete Selbstaendige, Abgeordnete etc.).

Das dreigliedrige deutsche Schulsystem spiegelt perfekt das Bild einer Klassengesellschaft wider.

Sollte dieser Zustand nicht schon lange der Vergangenheit angehoeren ?


BarbaraH antwortete am 22.11.04 (22:46):

Im SPIEGEL-Artikel wird es so ausgedrückt:

>>Pisa II belegt offenbar erneut, dass in keinem anderen vergleichbaren Staat der Welt der Schulerfolg derart stark von Einkommen und Vorbildung der Eltern abhängt wie in Deutschland - und das Schulsystem bei der Förderung von Arbeiter- und Migrantenkindern versagt.<<

für ein Schulsystem ist das ein Armutszeugnis ohnegleichen. Trotzdem wird eine grundlegende Änderung aus ideologischen Gründen kategorisch abgelehnt... weil nicht sein kann was nicht sein darf.

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,329128,00.html


BarbaraH antwortete am 22.11.04 (23:14):

In Schleswig-Holstein hat man das rote Tuch vor den Augen CDU-naher Kreise beim Wort "Gesamtschule" inzwischen einfach weggezaubert:
man nennt sie fortan "Gemeinschaftsschule".

>>Die Ministerin (Erdsiek-Rave) will in Schleswig-Holstein vormachen, dass auch deutsche Kinder mit den in Skandinavien praktizierten Schulmodellen bessere Ergebnisse erzielen können. Die Landes-SPD hat auf ihrem Bildungskongress Anfang des Jahres beschlossen, das dreigliedrige System von Gymnasium, Haupt- und Realschule abzuschaffen und durch eine einzige Gemeinschaftsschule bis zur zehnten Klasse zu ersetzen. Schleswig-Holstein geht als erstes Bundesland diesen Weg.<<

Das macht Hoffnung. Wenigstens in einem Bundesland tut sich etwas. Immerhin konnten sich die Gesamtschulen im Lande von Jahr zu Jahr größerer Nachfrage erfreuen. So kamen in Lübeck in diesem Jahr auf 98 Plätze 427 Anmeldungen.

Quelle: Frankfurter Rundschau vom 23.11.04
"Schule für alle" als Ziel
VON JÖRN BREIHOLZ (HAMBURG)

Internet-Tipp: https://kuerzer.de/YosPB7hZl


heinzdieter antwortete am 23.11.04 (06:15):

Die Einführung einer Gesamtschule anstelle des dreigliedrigen Schulsystems ist doch prima.
Man stelle sich vor:
Eine Familie mit 3 schulpflichtigen Kindern eine(r)besucht das Gynasium, einer die Realschule und der letzte die Hauptschule .
Chaos für die Kinder.
Entweder man führt dieses System in allen Bundesländern ein oder man schafft für Familien mit schulpflichtigen Kindern Zustände, die eindeutig zu Lasten der Schüler gehen.
Also hoch lebe PISA. Wir schaffen doch noch den letzten Platz. Das wäre doch gelacht.


schorsch antwortete am 23.11.04 (10:02):

@ yankee: "...Wäre es ein Widerspruch, wenn gebildete Leute an der Bildung sparen ?..."

Nein, für sie bestimmt nicht. Denn der Satte glaubt bekanntlich dem Hungrigen nicht.

Das ist ja das Schlimmste an der Sache: Jene Politiker, die es an die Spitze gebracht haben, hatten nur selten die Gelegenheit festzustellen, dass es neben (Geld-)Elite auch noch jene des Herzens gibt. Sie beschränkten und konzentrierten sich auf ihre Karriere - und sahen dabei das Elend nicht, das in ihrer Nähe existierte. Und dann, wenn sie auf dem Gipfel ihrer Karriere sind, kaufen sie sich eine Villa in einem Villenviertel, wo es garantiert keine Armen gibt - es sei denn die Bediensteten. Aber mit denen haben diese Emporkömmlinge nichts zu tun - weil Hausmädchen und Köchin und Gärtner ja bereits aus dem Haus sind, wenn der gestresste Hausherr seinen Kurzbesuch im trauten Heim absolviert.....


lielo antwortete am 23.11.04 (10:15):

Heinzdieter, meine beiden Söhne haben die Staudinger Gesamtschule in Freiburg bis zu ihren gelungenen Abschlüssen durchlaufen und sind erfolgreich und lebenstüchtig. Sie haben alle Schichten unserer Gesellschaft in dieser Schule erlebt. Haben mit den schwierigsten Kinder Kontakt gehabt, sie verstehen gelernt. Dank der Hilfe von sehr engagierten Lehrern wurden Brücken gebaut. Dies ist meiner Meinung nach die Basis für das tolerante Miteinander in der Erwachsenenwelt.


wuschl antwortete am 23.11.04 (10:33):

ist es nicht eine tatsache das es in D: viel zuwenig ganztagsschulen gibt?
warum eigentlich?es ist doch ,auf lange sicht gesehen,"billiger" in bildung zu investieren als in ABM-maßnahmen.
hier liegt das system im argen.auch das jedes BL sich einen eigenen "bildungsminister"leistet,der nicht an die vorgaben des BM gebunden ist,ist auf lange sicht gesehen kontraproduktiv.wenn die rechte nicht weis was die linke tut, die lehrer demotiviert werden,das schadet nur dem bildungsauftrag.
nicht alles kann man mit "ausländerkinder blockieren das lernsystem" entschuldigen.vieles ist hausgemacht.
es wird auch viel zuwenig reagiert seitens der behörden,immer heißt es nur das wären "langfristige" maßnahmen.nun was den kindern nicht bleibt ist ZEIT,sie müssen heute lernen,nicht erst wenn sie schon selber kinder haben.
bitte verzeiht mir meine vergleiche,aber ich hatte ein kind in wien in der schule,nun eines in hessen,ich sehe den unterschied also mehr als deutlich.
das was mein kleiner hier gelehrt bekommt in der 7.das war ein stoff den mein großer in der 5.hatte.
oder irrt
wuschl da?


yankee antwortete am 23.11.04 (11:06):

Ich wage nicht, Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Ob der Stoff in der siebten Klasse in D dem in der 5.ten in Ö entspricht, kann unter anderem ja auch an der Reihenfolge liegen, die die Bildungssysteme vorschreiben. Was ich beobachtet habe ist, daß die Lernmethodiken sich unterscheiden. Natürlich herrschen in anderen Ländern auch andere Rahmenbedingungen. Ob sich all das, was in Finnland besser ist auf Deutschland übertragen läßt, darf zumindest bezweifelt werden. Wenn Kinder in der 5. Klasse das kleine Einmaleins nicht beherrschen, muß dies an der Lernmethodik liegen. Deutsche Kinder sind mit Sicherheit nicht weniger intelligent als andere. Dies wird auch dadurch belegt, daß in Deutschland aufgewachsene Kinder bei der Lösung von alltäglichen Problemen nach einer neuen Studie im europäischen Vergleich unter den besten 3 rangieren. Ich bin überzeugt, daß es nicht ausreichen wird, nur das Schulsystem, die Lernmethodik und viele andere Sachen, nur die Schule betreffend, zu ändern, sondern es ist auch schon eine gesellschaftliche Frage. Alle Eltern und Nicht-Eltern sind hier ebenfalls gefordert. Kinder sind in unserer Gesellschaft im Vergleich zu anderen Ländern viel zu wenig erwünscht, als daß grundlegende Änderungen in der Gesellschaft wirklich angestrebt werden.


Wolfgang antwortete am 23.11.04 (11:54):

Hier ein paar ausgewaehlte Zahlen aus der vorigen, der ersten PISA-Studie... Die Lesekompetenz (von 15-jaehrigen) lag im OECD-Durchschnitt bei 500 Punkten.

Besser als der Durchschnitt abgeschnitten hatten die Probanden aus Finnland (546), Australien (528), Grossbritannien (523), Japan (522), Schweden (516), Oesterreich (507), USA (504).

Schlechter als der Durchschnitt abgeschnitten hatten die Probanden aus der Schweiz (494), Italien (487), Deutschland (484), Portugal (470), Luxemburg (441).

Herausragend sind eigentlich nur zwei Laender: Finnische Probanden fuhren mit deutlichem Abstand das beste Ergebnis ein, luxemburgische mit deutlichem Abstand das schlechteste Ergebnis.

Quelle der Zahlen... PISA 2000 - Die Laender der Bundesrepublik Deutschland im Vergleich. Zusammenfassung zentraler Befunde (von BAUMERT et al.), Berlin: Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, 2002


BarbaraH antwortete am 23.11.04 (11:59):

yankee,

das Schulsystem in Deutschland hat versagt, nicht die Eltern. Das gerade zeigt doch Dein Hinweis

>>daß in Deutschland aufgewachsene Kinder bei der Lösung von alltäglichen Problemen nach einer neuen Studie im europäischen Vergleich unter den besten 3 rangieren<<

Es liegt eben weder an den Eltern, der mangelnden Intelligenz der Kinder noch an dem durch das Umfeld vermittelten Wissen sondern am Versagen der Schule.


Wolfgang antwortete am 23.11.04 (11:59):

Uebrigens: Lesekompetenz ist mehr als einfach nur lesen zu koennen. Unter Lesekompetenz versteht PISA die Faehigkeit, geschriebene Texte unterschiedlicher Art in ihren Aussagen, ihren Absichten und ihrer formalen Struktur zu verstehen und in einen groesseren Zusammenhang einzuordnen, sowie in der Lage zu sein, Texte fuer verschiedene Zwecke sachgerecht zu nutzen.


Wolfgang antwortete am 23.11.04 (12:12):

Hier sind die Zahlen fuer die Mathematikleistungen der 15-Jaehrigen in den PISA-Teilnehmerstaaten (OECD-Durchschnitt wiederum 500 Punkte):

Besser als der Durchschnitt abgeschnitten hatten die Probanden aus Japan (557), Finnland (536), Grossbritannien u. der Schweiz (529), Frankreich (517), Oesterreich (515), Schweden (510).

Schlechter als der Durchschnitt abgeschnitten hatten die Probanden aus Norwegen (499), USA (493), Deutschland (490).

Hier gibt es nur einen Ausreisser: Japanische Probanden schnitten ueberragend als Beste ab.

Quelle der Zahlen... PISA 2000 - Die Laender der Bundesrepublik Deutschland im Vergleich. Zusammenfassung zentraler Befunde (von BAUMERT et al.), Berlin: Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, 2002


yankee antwortete am 23.11.04 (13:04):

@ BarbaraH

für mich war es nie das wichtigste, ob meine Kinder besser oder schlechter in der Schule waren als andere geschweige denn in Finnland. Der Schwerpunkt lag immer darauf, daß sie lernen ihre Fähigkeiten zu entdecken und zu fördern und das sie das nötige Rüstzeug haben um das für sie Beste daraus zu machen.
Wenn Kinder lernen wollen, (und das wollen sie von Natur aus) muß man ihnen das WIE beibringen und nicht nur das WAS.
Die grundsätzlichen Dinge wie lesen, rechnen und schreiben stimmen ja schon nicht. Warum lesen wohl Kinder heutzutage so wenig ? Warum interessiert die Schule nicht mehr ?
Es mangelt doch sehr häufig an der Motivation und am Interesse. Und das liegt nicht alleine an dem Schulsystem. Hier sollte die Elterngeneration den Mut aufbringen sich selbstkritisch zu hinterfragen. Immerhin haben wir es zugelassen, daß das Schulsystem sich so fehlentwickeln konnte.


Medea. antwortete am 23.11.04 (13:57):

Mein Reden, Yankee -

bereits in meinem Elternhaus wurde viel gelesen,

später in meiner eigenen Familie ebenso -

meine kleinen Enkelinnen wachsen mit Büchern, kindgerecht für das jeweilige Alter, auf -

und sind schon jetzt ganz verrückt danach, schleppen bei jedem Besuch in ihren kleinen Rucksäcken Bücher mit ....

Die Begeisterung danach wird durch die Eltern vermittelt,

- ich betreue seit einiger Zeit erst Erst- jetzt Zweitklässler in puncto Lesen
und versuche, Interesse für das Buch zu wecken.

Schule, auch die beste, kann nicht alles leisten,
dazu ist ebenso die Unterstüzung durch die Eltern notwendig.


BarbaraH antwortete am 23.11.04 (14:13):

Theoretisch ist das recht weise gesprochen, yankee. Was machst Du aber, wenn Du beobachten musst, dass die Schule Deine Kinder nur nach ihrem Versagen sortiert? Es gibt Kinder, die nicht in dieses Schulsystem passen, die trotz größtem Bemühen, Kreativität und Anregungen das Lesen und Schreiben einfach nicht lernen, gleichzeitig in den naturwissenschaftlichen Fächern zu den Assen gehören.

Hier wären Pädagogen gefragt, die ein Kind nicht nur nach dem selbst unterrichteten Fach sondern als ganzen Menschen wahrnehmen und einschätzen. Fördert man die Stärken eines Kindes, kann es Selbstbewusstsein aufbauen und muss nicht an seinen Schwächen zerbrechen.

Unser Schulsystem gibt dem Lehrer wenig Gelegenheit, den jungen Menschen als Ganzes wahrzunehmen geschweige denn zu fördern. Das ist in den Ländern mit gutem PISA-Ergebnis anders.


BarbaraH antwortete am 23.11.04 (14:19):

Meinen herzlichen Glückwunsch, Medea.. Es gibt jedoch auch andere Gründe, wenn Kinder das Lesen nicht lernen. Diese Schuldzuweisungen an das Elternhaus bringen nichts. Vorallem nicht den Kindern, und um die sollte es doch gehen.

Schule sollte alle Kinder fördern und nicht nur diejenigen, die pflegeleicht sind und/oder unter guten Verhältnissen aufwachsen.


yankee antwortete am 23.11.04 (14:39):

@ BarbaraH

Diese Fälle, die du beschreibst, stimmen. Denken wir an Legasthenie. Das wars aber nicht was ich meinte. Ich bezweifle ja nicht, daß unser Schulsystem dringend geändert werden muß. Die derzeitigen Sortierkriterien und Fördersysteme müssen sicherlich grundlegend geändert werden. Was ich meinte war, daß die Motivation auf lernen, die Unterstützung beim lernen und die Verantwortung dafür, daß Wissen zu vergrößern nicht zum wichtigsten Lebensziel hochstilisiert wird, eine Aufgabe ist, die man nicht nur einer Behörde überlassen darf. Dies ist zum grössten Teil Aufgabe des Elternhauses. Von den moralischen Grundsätzen möchte ich jetzt gar nicht schreiben.
____________________________________________________________
Lernen besteht in einem Erinnern von Informationen, die bereits seit Generationen in der Seele des Menschen wohnen.
Sokrates


Illona antwortete am 23.11.04 (14:42):

Medea , BarbaraH,
So lange das Schulsystem weiterhin so angelegt bleibt, dass Kinder aus den vom Lehrer rot angestrichenen Fehlern lernen müssen, anstatt von eigenen selbst( mit Hilfe)erarbeiteten ,richtigen Unterrichtseinheiten, so lange nicht durch Lob und Zuspruch Wissen vermittelt wird, ändert sich alles nur zum Schlechteren.
Wenn Eltern vermehrt größte Sorgen um ihren Arbeitsplatz haben müssen,also um das nackte würdige Überleben kämpfen müssen, kann es keine Mithilfe für die Schule geben.
Lehrer können dies (wie in jedem Beruf )als begnadete Künstler mehr oder weniger versuchen auszugleichen, als stümperhafte Versager eben zu den negativen Ergebnissen der Pisa Studie beitragen


Wolfgang antwortete am 23.11.04 (15:20):

Unsere LehrerInnen sind in toto sicher keine 'stuemperhaften Versager' genausowenig wie finnische LehrerInnen in toto 'begnadete KuenstlerInnen' sind.

Ich meine: Weder SchuelerInnen, LehrerInnen, Eltern werden etwas an den PISA-Ergebnissen zum Besseren erreichen unter den gegegeben Bedingungen unseres Schulsystems.

Unser Schulsystem (was auch ein Abbild unseres Gesellschaftssystems ist) gehoert gruendlich veraendert. Es ist ein untragbarer Zustand, dass in Deutchland (und sonst nirgends) das Familieneinkommen massgeblich dafuer ist, welchen Schulabschluss die Kinder kriegen. So oder so aehnlich wird's auch in der neuen PISA-Studie stehen, die Anfang Dezember veroeffentlicht werden wird, und von der wir jetzt erst ein paar Bruchstuecke kennen.


yankee antwortete am 23.11.04 (15:56):

@ Wolfgang

Wie du vollkommen richtig schreibst, ist ein Schulsystem letztendlich auch ein Abbild eines Gesellschaftssystems.
Wenn also das Schulsystem geändert werden soll, was muß sich dann logischerweise ebenfalls ändern ? -Richtig - das Gesellschaftssystem. Und wer ist diese Gesellschaft ? - Richtig - wir alle !!!!


Wolfgang antwortete am 23.11.04 (16:32):

Unser Gesellschaftssystem ist viel mehr als die Summe von uns allen. Unser Gesellschaftssystem ist zuvoerderst durch (wirtschaftliche, rechtlichee, verwaltungstechnische etc.) Strukturen bestimmt. Auch unser vorherrschendes dreigliedriges Schulsystem gehoert dazu.

Innerhalb dieser Strukturen agieren wir. Aendere die Strukturen, und du wirst erleben, dass sich Menschen anders verhalten als in den alten Strukturen.

Im Gegensatz zu Menschen, die m. E. sich nicht aendern oder in nur sehr langen Zeitraeumen, koennen Strukturen innerhalb von ein paar Jahren grundlegend veraendert werden.

Um es ganz deutlich werden zu lassen: In Finnland z. B. haben wir ein voellig anderes Schulsystem als in Deutschland. Die Erfolge dort sind beeindruckend.

Unser dreigliedriges Schulsystem gehoert auf den Pruefstand. Aber, diese altersschwache und deswegen wohl heilige Kuh lassen die massgeblichen PolitikerInnen gemaechlich weitertrotten. Bis zur naechten PISA-Studie... Die wiederum feststellen wird: Deutschlands Schulsystem ist nicht effizient und benachteiligt die Kinder aus nicht so reichen und armen Elternhaeusern.


Illona antwortete am 23.11.04 (19:26):

Zur Änderung des Schulsystems ergänzend:
Die ersten Jahre habe ich in einer 1.Klasse ( 1.2.3. Schulstufe) und danach in einer 2. Klasse unterrichtet, die aus 4. 5. und 6 Schulstufe bestand. Da war es selbstverständlich nötig, dass jeder ältere Schüler ein "Mentor" eines jüngeren war.Das 1x1 Spiel wurde mit allen Schülern jeden Morgen ausgetragen, es gab(leider für mich) keine Taschenrechner.Diese Schüler konnten Kopfrechnen!
Ein späterer Versuch (5.Schuljahr in zwei Parallelklassen)hat ergeben , dass in beiden Klassen derselbe Lernerfolg zu verzeichnen war(Mathematik ), obwohl die eine Klasse täglich Hausaufgaben von mir bekam, die andere keine. Allerdings wurden diese Schüler immer wieder zu besonderer Mitarbeit und Konzentration im Unterricht aufgefordert.Dies klappte letztendlich dann auch nur, weil ja das Versprechen im Hintergrund lauerte, dass es bei Änderung der Zusammenarbeit bzw bei Aufkündigung derselben, es sofort wieder Hausaufgaben geben würde.
In diesem Fall waren die Lernbedingungen für alle Schüler gleich.
Aufgegeben werden mußte diese gute Sache lediglich nur deshalb, weil die Eltern der anderen Klassen den Lehrern, die auf Hausaufgaben nicht verzichten wollten,die Hölle heiß machten und diese dann mir.
Kooperative Gesamtschulen mit Ganztagsbetreuung würde vieles erleichtern und ändern, natürlich nur mit genügend Betreuungspersonal.(Hausaufgaben,Nachhilfe , Spielraum,Sporthalle...)


heinzdieter antwortete am 23.11.04 (19:38):

Ich bin der Meinung, daß das schlechte Abschneiden nicht im Schulsystem zu suchen ist, sondern einzig und alleine in der Zuasammensetzung der Schüler.
Betrachten wir doch einmal eine Schulkasse:
50% der Schüler sprechen nur gebrochen Deutsch.
Die Aufnahme des Lehrstoffes ist nicht groß
Eine Hilfe durch die Eltern gerade durch die Mutter ist nicht gegeben.
Diese Schüler dülpeln so durch den Unterricht.
Hierdurch leidet doch die ganze Klasse.
Der Sprachunterricht im Kindergarten ist das A und O.
Die Ganztageschule ist dann die Ergänzung.
Ich glaube durch diese Schritte wird sich in absehbarer Zeit eine Besserung einstellen.


Illona antwortete am 23.11.04 (19:47):

heinzdieter
Leider können auch die deutschen Kinder kein besseres Deutsch sprechen und schreiben als die anderen.
Da am Anfang fast keiner Englisch kann und es doch jeder irgendwie lernt, liegt es nur am Lernprogramm und an der Motivation. OK,es gibt mal bessere, mal schlechtere Klassenverbände, aber zur Lernwilligkeit ist jeder zu bewegen, wenn man selbst ein "Mitreißertyp" ist und nie nicht aufgibt.:-)


carla antwortete am 23.11.04 (21:36):

Immerhin v e r s t e h e n die deutschen Kinder die deutsche Sprache ohne größere Probleme - im Gegensatz zu vielen ausländischen Kindern.
Wenn eine Fremdsprache von Null an unterrichtet wird, sind die Verstehens- und Verständigungsprobleme für alle gleich. Da kann der LehrerIn auch gleich mitreißend agieren.
Bei deutschen Sprachproblemen aber langweilt sich doch schon wieder die Hälfte der Klasse, während der LehrerIn sich bemüht, den dt. Text überhaupt ertmal verständlich zu machen.
Der Sprachunterricht vor Beginn der Schule ist wirklich das A und O.


Illona antwortete am 23.11.04 (21:47):

carla
Ich widerspreche dir nicht, es erinnert mich bloß wieder an ein Anfängererlebnis:
Ich bat die Erstkässler , mir über ihr Lieblingstier zu berichten. Es kam so gut wie gar keine Antwort, was mich doch sehr wunderte. Dann sagte ein kleiner Junge: " Jo, mei liabste Tir is gelb!" Ich war ratlos.Ich fragte ihn , ob er ein kleines Küken meinte. Die verblüffende Antwort:
" Na , ich mag die Stubentir ( Türe) am liebsten."
Ich denke, dass echte Mundart nicht viel schwerer als deutsches Türkisch zu verstehen ist.


Wolfgang antwortete am 23.11.04 (21:49):

Illona hat recht... Die Tests wurden auch gemacht mit Probanden, deren Eltern BEIDE deutschsprachig waren. Das Resultat war dasselbe.

Die PISA-Studie kam zu dem Ergebnis, dass die soziale Auslese praktisch ausschliesslich auf das dreigliedrige Schulsystem zurueckzufuehren ist, auf haeufige Unterrichtsausfaelle, auf zu grosse Klassen, auf mangelnde Foerderung von Lernschwaecheren, auf fehlende Nachmittagsbetreuung.

Davon einmal abgesehen: Ein Schulsystem muss sich den wechselnden sozialen Gegebenheiten anpassen. Es ist hanebuechen, wenn gefordert wird, dass sich die sozialen Gegebenheiten an ein ein fuer allemal festgeschriebenes Schulsystem anpassen muessten.


Tessy antwortete am 23.11.04 (22:51):


Meinem eigenen Beitrag vom 21.11.04 zu diesem Thema stehe ich inzwischen sehr kritisch gegenüber ;-)

Dabei bin ich von meinen eigenen Möglichkeiten und denen meiner Kinder/Enkelkinder ausgegangen.
Inzwischen bin ich ein wenig klüger geworden durch Gespräche mit Kindern und Eltern deren Kinder verschiedene Schulen besuchen.

Fazit: es ist gut die eigene Meinung zurechtzurücken -
Erfolg: meine Schwiegertochter hat sich nach unserem Gespräch entschlossen sich mehr in der Schule zu engagieren.


heinzdieter antwortete am 24.11.04 (05:36):

Das Schulsystem ist ein feststehendes Ganzes.
Wenn sichdie Bevölkerungsstruktur in den letzten 50 Jahren fortlaufend verändert, kann doch das Schulsystem nicht mitziehen.
In der ehemaligen DDR bestand doch das einzügige Schulsystem. Diese hat bestimmt seine Vor- und Nachteile.
Der Knackpunkt bei uns ist doch, daß die Schüler aus verschiedenen Ländern stammen, nicht richtig Deutsch sprechen und vom Elternhaus keine Unterstützen erhalten können.
Es gibt Schulklassen mit über 80 % Anteile die der deutschen Sprache nicht mächtig sind.
Dieser Zustand muß dringend behoben werden. Erst dann werden wir von Platz 21/22 in der Pisabewertung aufrücken.


Karl antwortete am 24.11.04 (07:33):

@ heinzdieter,

du schreibst "Das Schulsystem ist ein feststehendes Ganzes.
Wenn sichdie Bevölkerungsstruktur in den letzten 50 Jahren fortlaufend verändert, kann doch das Schulsystem nicht mitziehen."

Selbstverständlich muss sich das Schulsystem wandeln. Es hat sich auch enorm viel in den letzten 50 Jahren getan. Das kann niemand bestreiten, aber es ist offensichtlich nicht hinreichend und andere haben sich besser an die modernen Zeiten angepasst als wir.

Du schreibst weiterhin: "Der Knackpunkt bei uns ist doch, daß die Schüler aus verschiedenen Ländern stammen, nicht richtig Deutsch sprechen und vom Elternhaus keine Unterstützen erhalten können."

Der Knackpunkt der jüngsten PISA-Ergebnisse ist in der Tat, dass die Schule nicht hinreichend die sozialen Unterschiede der Kinder ausgleicht. Zwar können wir fragen, um wieviel schlimmer wäre es ohne Schule, aber das ist nicht der Vergleichspunkt. Messen lassen müssen wir uns an den Lösungen anderer Länder (bei denen es auch unterschiedliche Elternhäuser gibt) und messen lassen sollten wir uns, an dem ideal gleicher Chancen für alle.

Um ein konkretes Beispiel zu nennen. Viele Kinder aus unterpriviligierten Schichten verfügen nicht über die Möglichkeit, sinnvoll an einem Computer zu arbeiten. Die Ausstattung der Schulen mit solchen Angeboten (außer bei manchen Vorzeigeschulen noch immer eine Trauergeschichte) ist absolut notwendig, um auch diesen Kindern an die neuen Technologien heranzuführen. Neben den Grundfähigkeiten Rechnen und Lesen wird immer mehr auch die Fähigkeit gefordert, sich zielsicher in und mit den neuen Medien zu bewegen. Schulen, die dieses Angebot auch nachmittags für ihre Schüler bereithalten, haben einen Schritt in di richtige Richtung getan.

Die Kunst guter Politik wird es sein, die Chancengleichheit nicht dadurch zu verwirklichen, dass den bisher gut Dastehenden ihre Chancen genommen werden, sondern es muss eine gezielte Förderung der Unterpriviligierten stattfinden. Eine Gesellschaft, die das dort schlummernde Potential nicht ausnutzt, kommt auf die Verliererstrasse und schafft sich zudem ein enormes Konfliktpotential und programmiert zukünftige Unruhen.


Wolfgang antwortete am 24.11.04 (09:44):

Ich denke, an dem vor mehr als hundert Jahren festgeklopften Schulsystem festzuhalten, zeigt sich die ganze deutsche Misere... Dass versucht wird, Strukturen zu retten, die laengst ineffizient, unproduktiv, ja kontraproduktiv geworden sind, weil die soziale Wirklichkeit ihnen davongelaufen ist.

Viel zu viele klammern sich an den alten Strukturen. Das gilt nicht nur fuer die Struktur unseres Schulsystems. Es ist die Krankheit, die zurecht die deutsche Krankheit genannt wird (weil es sie in diesem Ausmass woanders nicht gibt).

Aus Angst vor dem Neuen wird wider besseres Wissen auf das Alte gesetzt.


schorsch antwortete am 24.11.04 (10:55):

Jedes Jahr 2 X nehmen wir unsere Tochter mit ihrem Töchterchen (11) mit ins Tessin. Und ich weiss schon jedes Mal zum Voraus, dass mir der Auftrag zufällt, der Enkelin Nachhilfeunterricht im Schreiben zu geben. Das stinkt mir gewaltig - weil ich nicht der Opi sein möchte, der der Enkelin die Ferien vermasselt!

Nach den Ferien reduziert die Enkelin dann ihre Diktatfehler auf ein Minimum. Aber wie soll ein Kind die Korrekturen nachhaltig im Gedächtnis behalten, wenn es dann jeden Tag zuhause wieder Stunden lang mit dem Gameboy spielt?


Illona antwortete am 24.11.04 (11:45):

schorsch
Du müsstest deine "Nachhilfe" nur als etwas Spannendes aufwerten. Ich versichere dir, dass das Gameboyspielen nicht nur die Motorik deiner Enkelin verbessert, sondern auch Reaktionsfähigkeit und Transferleistungen steigert. Es ist ein sehr nützliches Spiel.Wenn du dann mit Kompromisslösungen beginnst, wie:" Wenn du mir z.B drei Sätze sagst, weshalb du dieses Spiel so gerne hast, dann spielen wir Gameboy gegeneinander ( es wird dir auch gefallen) .", dann wird es besser klappen. Danach übt ihr diese drei Sätze und dann spielst du mit ihr und du wirst sie nicht gewinnen lassen müssen, denn sie wird jedes Spiel gegen dich gwewinnen !
Und du bist dann der tolle Opa! Und bei jedem Gameboyspiel wir sie an dich und die geübten Worte dabei denken.
Da schlägst du zwei Fliegen mit einer Klappe.
Du müßtest halt nur Gameboyspielen lernen!!:-)


BarbaraH antwortete am 24.11.04 (12:33):

Na, Illona, ich weiß nicht...

Wer baut denn unseren schorsch wieder auf, wenn er ständig gegen seine Enkelin verliert?

Da fällt mir etwas ein, was meine Kinder damals gegen meinen Frust unternommen haben:
sie verlangsamten die Spiele derart, sodass auch ich eine Chance hatte.

;-)))


Illona antwortete am 24.11.04 (12:56):

BarbaraH
quod erat demonstrandum ( Anfänge beim Skatspiel)
Ich war eher sauer darüber, dass man mich aus Mitleid gewinnen ließ,weil ich die BUBEN immer durcheinander kriegte - wie im richtigen Leben.:-)))


wuschl antwortete am 24.11.04 (13:32):

nachdem ich mir nun alle eure beiträge durchgelesen habe,möchte ich sehr gerne nochmal etwas einbringen.
was mir an den deutschen schulen absolut fehlt sind sogenannte förder/stützgruppen.
soll heißen:
in den einzelnen UE können die kinder je nach begabung entweder gefördert oder gestützt werden.das funktioniert so simpel wie es klingt.
während der stunde sitzen die kinder je nach begabung in gruppen zusammen,wobei das hauptaugenmerk auf stützung gelegt wird.
sobald sich das kind in seiner leistung gesteigert hat,kommt es in die förderrunde.begreift es einen stoff nicht sofort kann es sich zu den gestützen setzen.das ist weder für das kind plamabel,noch für den lehrer sonderlich anstrengend.
mein großer sohn hat dieses system stets gut gefunden,und setze sich immer dort hin wo gerade sein freund saß..;-))
mein kleiner sohn hat diese möglichkeit gar nicht,und so muß er manches mal daheim ganz schön sitzen um den stoff aufzuarbeiten.
dieses system wird natürlich nur für die hauptfächer angewandt,aber ich fand es sehr gut.
hoffe ich konnte mich verständlich ausdrücken???
liebe grüsse
wuschl


heinzdieter antwortete am 25.11.04 (11:52):

Grundlage einer Schule ist das Vermitteln von Grundkenntnissen:
Mathematik
Lesen und Schreiben (nach Möglichkeit fehlerfrei)
Daraufaufbauend ertfolgt dann je nach Intelligenz- es gibt leider solche und solche- die weitere Vermittlung von Lehrstoff.
Alle Schüler über einen Kamm zu scheren, ist unmöglich- der eine ist sprachbegabt, der andere mathematikbegabt etc-
Auf diesen Erkenntnissen ist doch unser Schulwesen aufgebaut.
Es wird somit immer eine Sektion zwischen weniger Begabten Begabten uns mehr Begabten geben ( IQ 80 - 130)


Tessy antwortete am 25.11.04 (21:35):


Meine Befürchtung:

Bald flacht das Interesse an diesem Thema wieder ab - bis zum schlechten Ergebnis der dritten Pisa-Studie...


carla antwortete am 26.11.04 (08:41):

@heinz-dieter: eine neugierige Frage: ich nehme an, daß Du auf's Gymnasium gegangen bist? :-)

@Tessy: ja, das Thema ist ziemlich ausdiskutiert, scheint mir. Letzten Endes tritt auch bei diesem Thema eine Art "Politikverdrossenheit" ein. Viele wären für eine Änderung des Schulsystems, doch diese Gedanken sind ja alles andere als neu, und andere europäische Länder zeigen ja, daß das funktioniert. Nur die Schulpolitiker scheinen hier weiterhin zu schlafen.


Vorlesefunktion  wuschl antwortete am 26.11.04 (13:44):



@heinz dieter,
da stimme ich dir nur insoweit zu als es doch gerade darum geht kinder je nach ihren begabungen förderung oder stützung zukommen zu lassen.
wenn man nur stur einen stoff durchzieht,ohne sich die zeit nehmen zu können auf die bedürfnisse der kinder etwas einzugehen....dann sehe ich auch für die 3.studie schwarz.
es ist fünf vor zwölf für das schulwesen...wielange soll man noch diskutieren?
ich kann mir beim besten willen nicht vorstellen das schon fertige pläne da sind WIE man in den nächsten jahren das schul.-u-lernsystem verändern möchte.
es dauert viel zu lange bis es z.b.überall ganztagsschulen gibt.
es erzürnt mich wenn ich lese das D.dem irak schuldenerlass gewährt,aber keinen cent mehr für die bildung ausgeben kann/will.
ganztagsschulen auch für "normalbegabte" (hauptschüler) würden eine menge probleme beseitigen.
oder irre ich mich?
wuschl


 Illona antwortete am 01.12.04 (19:48):

Mehr fernlesen
Es besteht kein Zweifel daran, dass es die Praxis ist, die zur Meisterschaft in Lesen und Schreiben führt.
Also gehen wir es an: Ich schreibe, ihr lest.
Genauer gesagt, ihr lest, was ich so alles gelesen habe zu Pisa II.( Endlich habe ich mir gemerkt , was die Buchstaben bedeuten: Programme for International Student Assessment)
Zum Beispiel: Nicht das finnische Schulsystem hat zum besten Umgang mit dem Wort im Land der tausend Seen geführt, sondern das Fernsehen war es.
Ihr lest das und glaubt es nicht?
Des Rätsels angebliche Lösung: Weil im finnischen Fernsehen nur Filme ohne Synchronisation laufen, also nur Filme mit Untertiteln, müsste man eben viel lesen.
Das klingt so plausibel, dass man über mehr Schriftliches auf heimischen Bildschirmen ernsthaft nachdenken muss.
Die Kultusminister sollten gleich eine Initiative starten. Sie sollten uns ihre Weisheiten gleich in tiefstem Plattdeutsch oder Sächsisch oder Bayrisch mitteilen.
Wir würden es nicht lesen???
Dann aber keine Beschwerden mehr, wenn Pisa III über uns kommt.


 hugo1 antwortete am 01.12.04 (20:28):

hallo Illona,,,dann müßten ja die Tschechen auch gut lesen können.
Wenn wir früher mal in Prag waren, dann war auch ein Kinobesuch Pflicht. (Dort wurden die Filme geboten die bei uns nie auf die Leinewand -oder viele Jahre später -kamen)
,,und da es sich für die paar tschechischen Kinobesucher wohl nicht lohnte die vielen Filme zu synchronisieren wurden sie untertitelt.
Ja aber leider nur in tschechisch. Das störte mich weniger bei einem Beatlesfilm (Musikfilm)im Original, war bei den Winnetou-Filmen mit den langen Prologen usw. doch recht störend und gipfelte in der Prager Oper als wir Tosca sahen.
,,neuerdings werden dort sogar 2 Fremdsprachen als Text angeboten. Die Zauberflöte: englische und deutsche Untertitel, alle anderen tschechische und englische Untertitel,


 Illona antwortete am 01.12.04 (20:37):

hugo1
Müsste so sein , ja :
Weißt du, wie die Tschechen abgeschnitten haben; besser als wir auf jeden Fall, denke ich.
Ich hatte schon große Probleme mit dem Englisch bei dem mir endlos erscheinendem Film "Fahrenheit" mit deutschen Uuntertiteln.
Ich kann nicht beurteilen, ob es wirklich etwas für das bessere Lesen bringt, anstrengend ist es allemal.
In der Oper werden Texte angeboten ? Wußte ich auch nicht. Via Bildschirme oder wie sonst?


 hugo1 antwortete am 01.12.04 (22:22):

nee illona da wird eine Arte Schriftlaufband oberhalb der Bühne sichtbar,,,und bei Opern na das kennt man ja , werden viele Sätze oder Wörter manchmal sehr oft wiederholt,,,und das in drei Sprachen (einmal gesungen 2X geschrieben),da wird man ziemlich abgelenkt vom eigentlichem Geschehen,,*g*


 Illona antwortete am 02.12.04 (06:02):

hugo1
Das habe ich in den hiesigen Theatern noch nicht gesehen. Würde ich auch nicht wollen.Man kennt den Inhalt doch längst und braucht doch nicht noch Übersetzungen.
Na ja , wenn es für das Lesenlernen hilft??? Nur die , die es bräuchten, gehen nicht hin und die anderen - so wie wir !!- können lesen und schreiben- meistens- manchmal- verstehen aber oft beides nicht.:-)


 Illona antwortete am 03.12.04 (19:48):

Österreichs Revanche
Kein Tag ohne Horrormeldung aus Pisa
(für Geographieschüler: Das ist ein Vorort Venedigs, Wahrzeichen ist ein Turm aus Schiefer, in dem hat der italienische Präsident Casanova gelebt, der gewählt wurde, weil er die Pizza erfunden hat.)
Wer ist Schuld an dem Debakel?
42% sagen: das Schulsystem
28% tippen auf die Eltern
24% auf die Lehrer
(für Matheschüler: Prozent heißt Rabatt. Sollte jemand nicht wissen, was Mathematik bedeutet- es steht bei uns für Ver- Rechnen)
Die Opposition macht die Kultusministerin verantwortlich, die soll den Hut nehmen. Die ist aber im Gegensatz zu den Schülern ein Grammatikass und daher auf der Hut und schiebt den schwarzen Peter den vielen Ausländerkindern zu. Warum man diese im Unterricht so wenig fördert, ist ja klar: Je mehr Prozente es von ihnen gibt, desto mehr Rabatt muss man bei der Förderung einräumen, logo.
Aber es kann ja noch alles gut werden: Austria wartet gespannt auf die Resultate im Turnen, da ist der Tunaround(für Englischschüler: Rückrundung durch Turnen) drin.
Dann fordern wir sportliche Revanche von Pisa und demonstrieren, was wir ganz hervorragend können:
Anderen die Leviten lesen!