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THEMA: Kollektivschuld
17 Antwort(en).
Mechtild
begann die Diskussion am 13.11.04 (17:58) :
für mich gibt es schon eine Kollektivschuld, auch wenn ich mich persönlich nicht als Mörderin empfinde, u.a. weil ich damals ja noch nicht gelebt habe. Aber wenn ich gelebt hätte -- wäre ich im Widerstand gewesen? - Oder hätte ich einfach nur nicht den Mund aufgemacht und wäre dadurch Täterin geworden? Ich bin Deutsche, Christin usw, ich muss mit dafür sorgen, dass das was im Nationalsozialismus geschehen ist, nirgendwo auf der Welt wiedergeschieht. Das verstehe ich unter Kollektivschuld oder Erbsünde. Wir aufgeklärten kritischen Demokraten sagen, wir haben aus der Geschichte gelernt. Wenn das stimmt, muss man das an unserem Handel erkennen.
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carla
antwortete am 13.11.04 (19:41):
Ich lehne die KOllektivschuld ab. Natürlich sind die Deutschen durch ihre 3.-Reich-Vergangenheit besonders aufgefordert, anti-demokratische Tendenzen vor allem im eigenen Land aufmerksamst zu beobachten und soweit möglich dagegen anzugehen. Trotzdem finde ich z.B. das ständige Daran-ERinnert-Werden, was die Deutschen alles verbrochen haben, oft unausstehlich. Fast jedes Land dieser Erde hat in dem von Dir beschriebenen Sinn eine Erbsünde. Wenn alle daraus gelernt hätten, gäbe es keine Kriege und keine Genozide mehr. Aber anscheinend ist der Mensch vergeßlich. Leider !
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jeanny
antwortete am 13.11.04 (20:01):
für mich gibt es keine kollektivschuld.....
aber eine kollektivverantwortung es nicht zu vergessen
und zu verdrängen ,
und es dadurch wieder möglich zu machen.
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Tobias
antwortete am 13.11.04 (20:16):
jeanny da liege ich ganz auf deiner Linie.
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hugo1
antwortete am 13.11.04 (20:40):
so wie es ein kollektives Siegergefühl einer Fußballmannschaft gibt, so kanns wohl auch eine Kollektivschuld der gleichen Truppe beim mehrfachen kollektiven Versagen (nicht Ausrutscher einzelner Spieler)geben.--aber meistens hat das dann der Trainer auf seinen Buckel zu nehmen,,,,,, Bei einem Volk von Kollektivschuld zu sprechen ist wohl sehr gewagt und Erbsünde ist wohl noch veworrener und unangebrachter,,denn daraus leiteten frühere Halbwahnsinnige und Verwirrte das Recht zur Vernichtung von Menschen bis ins Siebente Glied ab. (zum Glück ist das zwar mathematisch möglich, doch tatsächlich nicht realisierbar) *g*
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jo
antwortete am 13.11.04 (22:01):
"Fast jedes Land dieser Erde hat in dem von Dir beschriebenen Sinn eine Erbsünde"
Ich glaube, das ist eine Bagatellisierung dessen, was im Dritten Reich geschehen ist. Die deutschen Verbrechen hatten Dimensionen, die man in der Menschheitsgeschichte - vermutlich vergeblich - suchen muß.
Und wenn ich als Deutscher in diesem Kontext angesprochen werde, dann fragt man nicht danach, ob ich Juden umgebracht habe, sondern man fragt mich als Angehöriger des Volkes, das diese Verbrechen begangen hat.
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julchen
antwortete am 14.11.04 (05:32):
Diese "vererbte" sogenannte Kollektivschuld wird doch vom Deutschen Staat selber dazu benutzt das Volk "weichzukloppen". Damit man verfahren kann wie man moechte und keiner muckt! Diese "Kollektiv Schuld" wird heute 100-fach mehr heraufzitiert wie der Mephisto, als vor 30 Jahren.
Im Namen der "Demokratie" begibt man sich kleinlaut und "schuldbelastet "auf deutsche Wege, die in einen Abgrund fuehren koennten. Finanziell ist man ja schon da...
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jo
antwortete am 14.11.04 (10:05):
Kollektivschuld ist sicher ein interessantes Diskusionsthema, und nicht nur die der Deutschen im Nazireich, sondern die Schuld jeden Volkes in jeder geschichtlichen Situation. Ich sehe nur nicht, daß das ein öffentliches Thema ist, und schon gar nicht in dem Sinne, wie Julchen das beschreibt.
Die deutsche Kollektivschuld wurde von den Besatzern 1945 erfunden oder zumindest propagiert, ich denke vornehmlich von denen aus US, deren Entscheidungen und Handeln heute wie damals von Vorurteilen und Pauschalierungen geprägt ist. Eine der Fragen in dem berühmten damaligen "Fragebogen" war die nach der Stimmabgabe bei den letzten freien Reichstagswahlen 1932 - als ob man die Richtigkeit der Angabe hätte nachprüfen können; ich würde mich nicht wundern, wenn da höchstens 10% NSDAP gewählt haben wollen - was ich als Verscheißerung der tumben Fragesteller begrüßt hätte.
Immerhin bleibt festzuhalten, daß die Nazis nur eine relative Mehrheit hatten, auf Koalitionen angewiesen waren und mehr als 50% der Deutschen n i c h t NSDAP gewählt haben. Daß diese über 50% nicht durchweg zum Helden und zum Märtyrer geboren waren, darf man ihnen wohl nicht zum Vorwurf machen.
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iustitia
antwortete am 14.11.04 (10:09):
Kollektivschuld - kein Verantwortlicher redet davon - Der Begriff wird heute in abwehrend-beleidigter Weise vorgeschoben, als seien Erpressungen im Gang. (Es ist neurotisch- blambles Getue wie "Haltet den Dieb!" - Hier: "Alle wollen an des Deutschen Nikolaus-Sack-und-Pack, in dem er doch Kant und Goethe - und sonst nur 'kleine Würstchen' hack, ah: hat...!")
Als unmittelbar nach der Kapitalution das Ausmaß der NS-Verbrechen bekannt wurde, wurde vereinzelt in der Auslandsöffentlichkeit der Vorwurf erhoben, das ganze deutsche Volk sei mitschuldig, trüge daher eine Kollektivschuld. Diese Sichtweise wurde von den Alliierten - sowohl von den westlichen Alliierten wie auch den Sowjets - als unhaltbar zurückgewiesen. Rechte bis rechtsextreme Kreise behaupten dagegen immer wieder eine solche Kollektivschuld, welche dem deutschen Volk angeblich auferlegt wurde. Wie widersinnig diese Behauptungen sind, wird insbesondere durch die Nürnberger Prozesse deutlich, in denen die Hauptverantwortlichen aufgrund der jeweils festgestellten individuellen Schuld verurteilt wurden. Im Verfahren gegen die I.G. Farben vor dem US-Tribunal in Nürnberg hieß es im Urteil: "Es ist undenkbar, dass die Mehrheit aller Deutschen verdammt werden soll mit der Begründung, dass sie Verbrechen gegen den Frieden begangen hätten. Das würde der Billigung des Begriffes der Kollektivschuld gleichkommen, und daraus würde logischerweise Massenbestrafung folgen, für die es keinen Präzedenzfall im Völkerrecht und keine Rechtfertigung in den Beziehungen zwischen den Menschen gibt." * Heuss, der erste Bundespräsident des neuen demokratischen Staates sprach hingegen von "Kollektivscham" über die im Namen der Deutschen verübten Verbrechen. Die juristische Aufklärung und Ahndung der NS-Verbrechen geschah allerdings nur sehr zögerlich, die Wiedergutmachungszahlungen an die Opfer des Nationalsozialismus waren gleichzeitig mehr als kärglich. * Ernst Wiechert, der alles erlitten hat von 1933-45, was menschlich und unmenschlich war - nur das KZ hat er überlebt, als gebrochener Mann – und der dann von den Deutschen (und auch von Erika Mann aus den USA) so gedemütigt wurde, dass er in die Schweiz „auswanderte“, sprach von dem „Kollektivmord“, der im deutschen Namen begangen wurde, der Judenvernichtung, für die er den Begriff Holocaust natürlich noch nicht kannte. Wiechert, ein einsam-vorbildicher Mensch, aus eigener, geistiger Selbstständigkeit, hat, wie einige Zehntausend andere auch, nicht dem Kollektivwahn gehuldigt. * Heute - s. bei julchen - wird dem Wahn "Kollektivschuld" nicht Erkenntnis, geschweige Sühne, sondern ihm als Fata mordana-germana werden Wut und Dummheit und Stolz gezollt. * URL - die Tafel an Wiecherts Geburtshaus in Kleinort/bei Pecki (PL)
Internet-Tipp: https://www.dumala.de/wiechert/bilder/tafel.jpg
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carla
antwortete am 14.11.04 (13:19):
@Julchen: kannst Du diesen Satz näher erklären?: "Diese "vererbte" sogenannte Kollektivschuld wird doch vom Deutschen Staat selber dazu benutzt das Volk "weichzukloppen". Damit man verfahren kann wie man moechte und keiner muckt!"
In welcher Form klopft uns diese Regierung weich mit dem Argument der Kollektivschuld? Ich war bisher der Meinung, daß ich gründlich Zeitung lese und mich informiere, aber auf diesen Gedanken bin ich noch nicht gekommen. Daß andere Staaten die sogenannte "Kollektivschuld" dazu nutzen, Deutschland immer wieder unter Schuld(en)-Druck zu setzen, scheint mir klar.
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iustitia
antwortete am 15.11.04 (00:55):
Soooo - eine URL: https://www.grundschulmarkt.de/LOGOs/lesepirat.gif
Habe schon viel über Schuld und Sühne gelesen, auch irgendwie hochstilisiert als "nationalistisch" oder "rassisch", aber die eigene Angriffslust, ja, auch die heimliche, heilige, unbewältigte Rache ist wohl das beste Instrument der Unversöhnlichkeit - und dass es zu weiteren Feldzügen in der nächsten Generation kommt.
Die Polizei müßte ein wachsames Auge auf die Moralisten haben, sie sind das für die Seele, was die Quacksalber sind für den Leib. (Ludwig Börne)
Internet-Tipp: https://www.grundschulmarkt.de/LOGOs/lesepirat.gif
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iustitia
antwortete am 15.11.04 (00:57):
S C U L H D
Heissa, das lustige ABC - als URL
Da kann sich jeder die Pfade seiner irdischen Unrast oder die Strecke Wegs, die Ziel seines Wanderns werden könnte, zusammenbuchstabieren....
Internet-Tipp: https://www.alws.de/fileadmin/user/spiele/abc/index.html
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julchen
antwortete am 15.11.04 (05:47):
Carla, es ist GERADE WEIL Du gruendlich Zeitung liesst, dass du nicht siehst, wie deutsche politiker ueber Jahre alles durchgedrueckt haben , was sie wollten.
Beschwer Dich doch mal in DE, dass Du 40 Jahre lange riesenabzuege fuer Krankenversicherung hattest, und nun doch sehr, sehr vieles selber berappen musst? Das Geld wurde "anderweitig" verwendet.
Die Einwanderungs Schar in ein winziges Land wie Deutschland ist ueberwaeltigent. Deutschland ist ein sozialer Staat, und Er uebernimmt sofortig finanzielle Verantwortlichkeit fuer diese Einwanderer - bis hin zu kinderfahrraedern, damit die Kinder sich nicht benachteiligt fuehlen muessen! (Viele dieser Kinder hatten Wochen vorher kein fliessendes Wasser).
Dass dies ein Riesenloch ist in der Webe des deutschen Sozial Beutels ist kein Geheimnis. Und bleibt doch nur damit duenn geflickt , dass Politiker den deutschen Vorgegaukeln: Die Welt kuckt uns zu und wenn auch bloss Einer/Eine murrt, ja dann sind wir wieder die boesen Nazis.
Diese boese Nazi Theorie kommt seit Langem schon nicht mehr aus dem Ausland, heute kommt diese von Inner Deutscher Politik und wird zunehmend dazu verwendet Deutschlands finanziellen Kopf in der Schlinge zu halten.
Politiker fahren Deutschlands Karre in den Dreck, jeden Tag ein bisschen tiefer - und reden dem Volk ein dass das so sein muss, denn die Welt hat immer noch Angst vor den Nazis.
So ein Schmarrn!
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heinzdieter
antwortete am 16.11.04 (06:08):
Kollektivschuld -- NEIN
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schorsch
antwortete am 16.11.04 (09:08):
Ich habe die Kollektivschuld in der Schule und im Militär schon verabscheut; da wird, um einen Schuldigen zu finden, eine ganze Klasse oder eine ganze Kompanie bestraft, in der Hoffnung, die Masse werde solchermassen Druck auf den wirklich Schuldigen ausüben, dass er sich zu erkennen gibt.
Es gibt aber auch jene Zeitgenossen, die damals - Nazizeit z.B. - eilfertig zur Stelle waren, als es galt, vom Vermögen der Juden einen Happen abzukriegen. Nach den 1000 Jahren Adolf war es dann keiner mehr, der das damals gebilligt oder davon profitiert hatte......
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carla
antwortete am 16.11.04 (09:32):
Julchen: Du schreibst, als ob dt. Politiker (nur deutsche?) völlig selbständig walten und schalten. Kannst Du mir auch noch erklären, warum sie Deiner Ansicht nach "alles durchgedrückt haben, was sie wollten"? Und zwar Politiker aller Couleur, da Du ja von den Jahren sprichst, in denen das so sei?
Nicht nur in Deutschland sind die sozialen Krankenkassen-Systeme am Ende. Es funktioniert eben nicht, bei relativ kleinen Beschäftigten-Zahlen immer mehr Kosten zu decken durch Beiträge. Das ist doch logisch. Gleiches gilt für die Rentenversicherungsbeiträge. Wobei hier tatsächlich der Griff in die Kasse da war. Sonst wären die Rentenversicherer noch nicht ganz so pleite. Den Kindern der Asylanten b zw. Asylbewerber gönne ich ein Fahrrad von Herzen. Ich glaube auch nicht, daß diese paar Fahrräder den Hauptteil der Gelder ausmachen, die bei Asylbewerbern und Asylanten landen. Welchen Vorschlag hast Du denn: sie kasernieren (das werden sie ja sowieso) und gleich wieder zurückschicken ohne überhaupt zu prüfen, warum sie hier sind und ob sie ein Recht haben, hier zu bleiben? Daß in diesem System Fehler drin sind, ist klar. Daß viele Fehler inzwischen behoben sind, auch. Im Zweifelsfall bin ich aber immer noch dafür, einen Menschen hier zu belassen, falls er in seiner Heimat gefoltert wird, wenn er zurückgeschickt wird, oder schlimmeres.
Deine restlichen Argumente kann ich nur teilweise nachvollziehen und sage auch "Schmarrn".
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ricardo
antwortete am 16.11.04 (09:37):
schorsch
Ich kann mich an solche Ereignisse noch gut erinnern. Die Klasse hielt in solchen Situationen zusammen und keiner hat es gewagt zu petzen, dem wäre es wohl übel ergangen.
Auf einem ganz anderen Blatt stehen die Denuntiationen von Juden oder Gegimegegnern, da gabs was zu erben.
Man sollte heute ja nicht denken, daß sowas bei uns nicht mehr möglich sei Hexenjagden sind sehr beliebt und Mobbing ist verbreitet. Der Mensch bessert sich im allgemeinen nicht, er wechselt nur das Thema!
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guenter
antwortete am 16.11.04 (23:13):
Hallo, wo ist denn die Kollektivschuld der USA? Ich spreche von der Ausrottung der Indianer, den Krieg gegen Mexico und Spanien, wegen Arizona, New Mexico, Kalifornien und Texas. Als die Japaner Pearl Harbor angriffen, hatten sie schon Stunden vorher die Kriegserklärung in den Händen und sie haben 100derte GIs im Hafen von Hawaii sterben lassen, nur um in den Krieg gegen Japan und letzendlich gegen Deutschland einzutreten. Im ersten Weltkrieg haben sie amerikanische Luxusliner benutzt um Waffen in das Vereinigte Königreich (Großbritannien) zu schicken, um in den Krieg gegen das damals Kaiserliche Deutschland eizusteigen (ein Intimfeid des dick verbündeten Großbrittaniens). Wo bleibt die Schuldzugabe bei der britischen Regierung gegenüber den deutschen Städten oder gegenüber der Zershlagung Türkei, die im ersten Weltkrieg unser Verbündeter war. Wo bleibt das Schuldbekenntnis gegenüber den Ureinwohnern Australien oder Neuseelands. Man kann die Schld der engländer, Franzosen oder der Nordamerikaner aendfüllend ausdehnen, aber das bringt nichts. Wir haben den zweiten Weltkrieg verloren und wir müssen die Schuld unser Großväter und Väter bezahlen. Da nützt es auch nichts zu Wissen, daß die USA mt dem Abkommen von Bretton Woods und der Gründung der Weltbank, den größten Betrug der Weltgeschichte durchführten, in dem sie heimlich Dollarnoten druckten, die keinerlei Golddeckung hatten, um damit ihre Kriegezu finanzieren. In fast jedem Krieg nach 1945 hatten die Yankees ihre schmutzigen Finger drinn. Die Schuld, die man uns Deutschen einredet, dient schlicht und einfach der Finanzierung der Kriege oder ihrer Folgen davon. Günter
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