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THEMA: Erinnern statt Vergessen
38 Antwort(en).
ricardo
begann die Diskussion am 13.11.04 (14:07) :
Unter dieser Überschrift bringt die Badische Zeitung heute einen erschütternden Zustandsbericht von der Universität. Was ich als ehemaliger Student schon seit langem ersehnt habe, wird nun kommen: Eine Aufarbeitung der skandalösen Vorgänge an unserer Hochschule in den dreissiger Jahren. Ich hoffe, die Medizin kommt nicht schon wieder zu kurz.
"Jahrzehnte lang hat die Albert-Ludwigs-Universität den Schleier des Vergessens über ihre eigene Geschichte und die Verstrickung ihrer Angehörigen in den Nationalsozialismus gebreitet. Klein geredet wurde die Verflechtung von Wissenschaft und Forschung mit der Diktatur, der Mantel des Schweigens über Schuld und Mitschuld gebreitet. Zwei Generationen dauerte es, bis sich die Institution zu diesem dunklen Kapitel ihrer Geschichte zu bekennen begann, und ihr heutiger Rektor von einem "historischen Versagen der Institution Universität" und einem "Sündenfall" spricht. Nur eine leere Stelle an der westlichen Fassade des Kollegiengebäudes I am Rotteckring erinnert an den einst hier prangenden Adler mit dem Hakenkreuz. Der verschwand 1945, einen wirklichen Neuanfang indessen gab es nicht. Die alten Eliten kehrten alsbald zurück an ihre Lehrstühle. Die wenigen Professoren, die Widerstand gegen Hitler und den Nationalsozialismus geleistet hatten, mussten als Aushängeschilder dafür her halten, dass in Freiburg ja alles nicht so schlimm wie anderswo gewesen sei. Doch es war schlimm, schlimmer noch, denn Freiburg war eine NS-Vorzeigeuniversität, wie jüngste Forschungsergebnisse zeigen. Nun wird ein Mahnmal an die verfolgten Universitätsangehörigen erinnern, ein Wandbild und ein transparenter Vorhang mit den Namen derer, die Opfer wurden. Namen von zwangsemeritierten Professoren, von Lehrenden, denen akademische Grade aberkannt wurden, von exmatrikulierten Studenten, von Mitarbeitern, die ihre Stelle verloren, von Menschen, die ermordet wurden. Die Aufarbeitung der eigenen Geschichte ist an Freiburgs Uni in vollem Gange - endlich. "
Hans-Henning Kiefer
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Karl
antwortete am 13.11.04 (15:07):
Endlich ein Thema, bei dem wir am gleichen Strang ziehen können. Erinnern ist wichtig und Voraussetzung dafür, die Konsequenzen zu ziehen. für mich gehört dazu, sich gegen jedes neue Unrecht zu stellen und den Anfängen braunen Denkens von Beginn an Widerstand entgegen zu setzen, sich gegen faschistoide Gewalt und Angriffskriege sowie gegen Rassismus jeder Spielart entschieden auszusprechen.
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Wolfgang
antwortete am 13.11.04 (15:23):
Leider bleibt es bei den meisten beim Erinnern (wenn ueberhaupt)... Die von damals bekannten Mechanismen und Erscheinungen - Propaganda, Luege, Angriffskriege, viel Mitlaeufertum, viele willige Vollstrecker, viel Glaeubigkeit gegenueber dem, was von 'oben' verkuendet wird, wenig kritische Vernunft und Unglaeubigkeit gegenueber dem, was von 'oben', verkuendet wird, wenig Widerstand und wenig Widerstaendler - werden aber nicht verinnerlicht únd bestimmen in aller Regel nicht das eigene aktuelle Handeln.
So kommt es zu einem merkwuerdigen Paradoxon:
Die 'Ricardos' koennen locker und leicht an damals erinnern und folgen doch heute wieder den gleichen Rattenfaengern und machen die gleichen Fehler und wollen wieder den grossen Krieg.
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ricardo
antwortete am 13.11.04 (16:36):
Karl
Unter <faschistoidem Denken> verstehe ich etwas ganz anderes als du. Insofern stehen wir uns auch hier gegenüber.
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Karl
antwortete am 13.11.04 (16:47):
Schade. Es gilt nicht nur die Vergangenheit zu erinnern, sondern die Zukunft muss gewonnen werden.
Mit mörderischen Attacken auf Großstädte wird das jedenfalls nicht gehen.
Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,327811,00.html
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carla
antwortete am 13.11.04 (17:12):
In seinem Buch "Heilen verboten, töten erlaubt" von Blüchel geht er ausführlich auf diese Problematik ein. Immerhin: Die Generation der Nazi-Ärzte, die auch nach dem Krieg noch hohe Ämter bekleideten, ist nicht mehr auf der Bildfläche. Daß sie sich so lange halten konnte, ist für mich unglaublich. Aber es bestätigt, daß eben tatsächliche die Vergangenheit nicht bearbeitet wurde sondern nur gedeckelt.
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Wolfgang
antwortete am 13.11.04 (17:36):
Genau, carla... Viel Widerstaendler gab es nicht damals in Deutschland. Dafuer gab es viele willige Vollstrecker und noch mehr Mitlaeufer.
Nach dem verlorenen Krieg logen dir die Hucke voll, wie schrecklich fuer sie das '3. Reich' angeblich war, und dass sie angeblich ja nie dafuer waren.
Mr. HITLER konnte sich auf viele Millionen Menschen verlassen. Die glaubten alle Luegen (weil sie sie glauben wollten). Die entschuldigten vor sich jede Schandtat (weil sie sonst nicht in Ruhe vor sich selbst haetten leben koennen). Die glaubten bis zum Schluss, dass sie einer guten Sache verbunden seien (sie wussten natuerlich, dass das keine gute Sache war, aber sie definierten sie vor sich selbst so, um zu den 'Guten' zu gehoren).
Diese Selbstbetrueger gab es millionenfach. Ohne sie haetten die Mitglieder der HITLER-Bande ihr blutiges unrechtmaessiges Werk nicht vollbringen koennen.
Wie schaut es heute aus ?
Wieviele Millionen westliche Menschen sind innerlich wieder dabei und begruessen das Schlachten von als Feind definierten Menschen (zur Zeit sind es IrakerInnen, das kann sich ausweiten).
Mr. HITLER war einmal. Mr. BUSH ist aber noch da. Die 'Ricardos' gibt es wieder zahlreicher denn je.
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ricardo
antwortete am 13.11.04 (22:02):
Sicher sind die Vorstellungen über den Nationalsozialismus bei den Historikern inzwischen ziemlich genau. und können nicht eingetauscht werden gegen wilde Spekulationen.
Niemand unter den Freiburger Historikern würde sich vermessen, das heutige Amerika als faschistoid, seinen Präsidenten als Kriminellen oder die amerikanische Amee als Mörderbande zu bezeichnen. Wer so redete, hätte die längste Zeit einen Lehrstuhl innegehabt.
Gottseidank ist die Alma Mater nüchtern genug, sich nicht auf derartig abernteuerliche Formulierungen einzulassen.
Und daher, Karl, sind unsere Vorstellungen in diesem Bereich ziemlich konträr.
Und dafür bin ich den Historikern dankbar!
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Wolfgang
antwortete am 13.11.04 (22:15):
Doch, ich kenne einige. Red' mit ihnen mal privat. Du wuerdest staunen. Den Grund, warum sie sich nicht oeffentlich so aeussern, nennst Du selbst: Sie haetten die laengste Zeit ihren Lehrstuhl innegehabt.
Wieder sind wir soweit, dass oeffentlich etwas anderes gesagt wird, als im vertrauten Kreis.
Und dafuer bist Du HistorikerInnen (allgemein WissenschaftlerInnen) dankbar, dass sie oeffentlich nicht die Wahrheit sagen, weil sie sonst gefeuert werden ?
Das ist die Wahrheit: Mr. BUSH ist ein mutmasslicher Verbrecher, einer der wegen Voelkermordes und Angriffskrieg auf die Anklagebank gehoert.
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Wolfgang
antwortete am 13.11.04 (22:20):
Uebrigens, Ricardo: Du kannst Dich ja als Denunziant betaetigen und WissenschaftlerInnen, die Du kennst, und die die Wahrheit sagen, bei ihrem Arbeitgeber anschwaerzen. Vielleicht gibt's einen Judaslohn dafuer.
Und solch eine armselige Gestalt will mir weissmachen, er waere einer, der Widerstand leistet und gegen Unrecht kaempft !
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Karl
antwortete am 13.11.04 (22:37):
So schwarz sieht es nicht aus. Die Wahrheit bzw. die persönliche Überzeugung darf an der
Uni schon noch gesagt werden und niemand von den Historikern würde heutzutage seinen Job verlieren, wenn er
die US-Soldateska als das bezeichnet, wofür er sie hält.
Ricardo lebt eben noch in einer Welt,
in der man der Obrigkeit auf das Maul schaute, weshalb er mutmasst, die Wahrheit wäre unterdrückbar.
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ricardo
antwortete am 13.11.04 (23:13):
Nochmals: Solche Bezeichnungen kann sich niemand in der Öffentlkichkeit leisten. Auch die Zeitungen nicht.
Ulrich Wickert hätte fast seine Position beim Fenrsehen verloren, als er Bush mit Bin Laden verglich und unsere Justizministerin mußte gottlob ihren Hut nehmen für ihren Hitlervergleich. Noch leben wir in einem Rechtsstaat.
Das ist üble Nachrede und würde auch für die Herren Historiker juristische Folgen haben
Aber hier im ST ist das ja was anderes da kann man"die Sau rauslassen"
Nicht jeder natürlich, wo kämen wir da hin!
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Karl
antwortete am 13.11.04 (23:36):
Nochmal, für mich ist das Vorgehen der US-Army in Falludscha mit dem Abschlachten der Männer in Sebrenica vergleichbar.
Über 1000 Terroristen mussten sterben. Terroristen? Tausende??? Arbeiten Terroristen nicht immer in Minigruppen? Bürger einer Stadt wurden umgebracht von der übermächtigen Armee gnadenloser Invasoren. Als Terroristen und damit als nicht lebenswertes Leben definierte Männer, umgebracht durch übermächtige Angreifer, die dort einfach nichts zu suchen haben.
Eine Großstadt wurde befreit und völlig zerstört. Die Bewohner sind geflohen oder tot. Ich bin nicht stolz auf unser westliches, ach so demokratisches Abendland.
Die Anspielungen von Dir Ricardo, dass man diese Wahrheit nicht sagen dürfe, man könne denunziert werden, sind einfach nur widerlich.
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ortie
antwortete am 14.11.04 (06:52):
"Niemand unter den Freiburger Historikern würde sich vermessen, das heutige Amerika als faschistoid, seinen Präsidenten als Kriminellen oder die amerikanische Amee als Mörderbande zu bezeichnen. Wer so redete, hätte die längste Zeit einen Lehrstuhl innegehabt." (ricardo)
Kennst Du dort einen? Wen? Wir werden jedenfalls nachfragen.
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ricardo
antwortete am 14.11.04 (08:04):
ortie ich empfehle dir, nachzufragen. Du riskierst dann allerdings, nicht für voll genommen zu werden, da es. wie jeder unschwer nachprüfen kann,noch nie vorgekommen ist, daß sich ein Mitglied des Lehrkörpers derart geäußert hat. Du kannst auch sämtliche Ausgaben der Badischen Zeitung durchblättern und solche Verleumdungen dort nicht finden. Das sollte selbstverständlich sein. Ich bin ein eifriger Leser der Zeitung. Und ich habe tatsächlich mit einem Historiker persönlich Kontakt aufgenommen, weil ich Nachforschungen betreibe, was das Berufsverbot meines Vaters im Jahre 1934 betrifft. Dabei wurde mir bekannt, daß die Geschichte Freiburgs im Nationalsozialismus neuerdings ein Thema ist, wie jetzt die BZ geschrieben hat.
Im übrigen weise ich darauf hin, daß wie hier geschehen mein Alter zum Anlaß genommen wurde, um mich zu diskriminieren, so hat Frank Schirrmacher in seinem Buch Methusalem-komplott darauf hingewiesen, es handele sich eindeutig um einen Rassismus gegen Alte, wenn sie wegen ihres Alters lächerlich gemacht werden.
Rassismus, man denke......
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Karl
antwortete am 14.11.04 (09:09):
Kann man die Vergangenheit wie ein Schild vor sich hertragen, um neue Berufsverbote zu bewirken? Steckst du so in dem Denken alter Tage, dass du glaubst hier damit argumentieren zu müssen, dass eine Gegenmeinung sanktioniert werden müsse?
Die Hilflosigkeit deiner eigenen Position wird dadurch deutlich, wenn du dir anders nicht mehr zu helfen weißt. Ich jedenfalls lasse mich nicht verbiegen. Ich sage die Meinung, von der ich überzeugt bin und lasse mich auch nicht durch versteckte Drohungen davon abbringen.
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Karl
antwortete am 14.11.04 (09:16):
@ ricardo,
niemand wird hier wegen seines Alters belächelt. Pilli hatte dir in einem anderen Thread sehr gut auf diesen deinen permanenten Vorwurf geantwortet:
--- es hat sie, ricardo
die starrsinnigen, senilen und infantilen alten, die mit vergnügen diskussionen in den foren tyrannisieren, nach mitleid heischen, wenn es keine argumente mehr hat und sich wohl fühlen, wenn sie meinen, tragik und leid in komik zu verwandeln.
aber es hat auch die anderen...und die respektiere ich.
es hat sie, die alten, die meinen, mit dem alter als argument im rucksack zu signalisieren, daß nun der torheit tür und tor geöffnet werden dürften und die keine hemmungen haben, das lautstark einzufordern.
aber es hat auch die anderen...und die respektiere ich.
es hat sie, die gefährlichen alten, die angst vor zu erwartenden politischen konsequenzen verstecken in den bereich ihres lässigen denkens, dem gnädiges "vergessen" dann hilft, die lachmuskel zu reizen.
aber es hat auch die anderen...und die respektiere ich.
es hat sie, die alten, die die kunst vortrefflich beherrschen, mit nichts als ihren erfahrungen zu glänzen und die es nicht schaffen, sich der selbst verordneten zwangsjacke gefüllt mit arroganz und tadelsucht zu entledigen.
aber es hat auch andere...und die respektiere ich.
...
Es gibt eigentlich Alt und Jung nur unter Dutzendmenschen; alle begabteren und differenzierteren Menschen sind bald alt, bald jung, so wie sie bald froh, bald traurig sind. (Hermann Hesse) --- Soweit Pilli. Gemessen wird nicht das Altern, sondern das was rüberkommt.
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mart
antwortete am 14.11.04 (09:44):
Und damit reihst du Karl, einen Mitdiskutanten unter den starrsinnigen, senilen,infantilen und gefährlichen Alten ein!
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ricardo
antwortete am 14.11.04 (09:52):
Ach Karl ich hätte dich für klüger gehalten! Mit so einer billigen Ausrede kommste doch nicht weg!
Mart ,danke, es ist so selten, dass man hier mal ermutigt wird. In Zukunft werde ich unbarmherzig gegen die Altendiskriminierung vorgehen. Man denke, in einem Seniorentreff! Ich fasse es nicht!
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Karl
antwortete am 14.11.04 (10:21):
Nicht Altersdiskriminierung, sondern das Ernstnehmen geäußerter Meinungen ist gefragt. Niemand darf für sich Narrenfreiheit proklamieren, nur weil er alt ist.
Drohungen werde ich mir hier schon gar nicht gefallen lassen. Unbarmherzigkeit gegenüber den Opfern deiner Gesinnungsgenossen durchzieht schon so jede deiner Argumentationen
Wer glaubt hier im ST mir permanent Drohen zu können mit übler Nachrede etc. darf sich aus dem ST verabschieden
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rut
antwortete am 14.11.04 (10:21):
Ich bin auch gegen die Verunglimpfung alter Menschen
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Miriam
antwortete am 14.11.04 (10:22):
Ich möchte doch zurück zum Thema, "Erinnern statt Vergessen".
In Köln fand eine sehr bemerkenswerte Ausstellung im Jahre 1985 statt, mit dem Titel: "Heilen und Vernichten im Nationalsozialismus".
Veranstalter waren: die Fachschaft Medizin an der Universität Köln, die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, Volkshochschule Köln, etc..
Aber, wie Ihr sieht, auch die Zuständigen an der Uni Köln. Den Katalog der Austellung habe ich und möchte Euch einiges daraus zitieren, natürlich nur die Teile, die sich auf den Aktivitäten der Medizinischen Fakultät der Universität Köln, beziehen.
Aus dem Kapitel "Wissenschaftler" nun einige Vorlesungen, so wie sie in den Vorlesungsverzeichnissen 1932 - 1943 standen:
Fächer "Hygiene und Bakteriologie", "Anthropologie" "Erbbiologie und Rassenhygiene", sowie Ankündigungen zweier öffentlicher Vorlesungen von Prof. Dr. Pesch:
"Rasse und Volk: Die Grundgesetze der Vererbung und ihre Anwendung auf den Menschen. Umwelt und Erbe. Auslese und Ausmerze. ...Verbrechen als Schicksal (Kriminalbiologie). Systematik und Bekämpfung der Erbkrankheiten. Sterilisation und Kastration.... Ursachen und Folgen der Vergreisung unseres Volkes. Aufnordung und Entnordung... Erziehung der gesamten Bevölkerung zu rassebewußtem Denken und Mitarbeit aller an den Problemen der Volksentartung und Volksaufartung beteiligten Kreise führen zur biologischen und seelischen Erneuerung des deutschen Volkes." Wintersemester 1935/1936
"Problem einer nationalen Biologie: ....Erbkrankheiten als völkische Gefahr...Wehrkraft und Gebärkraft...Das Rassenseelenproblem. Warum Bekämpfung des Judentums?...." Wintersemester 1936/37
Ich melde mich noch mit Beiträgen zur Universität Köln - Psychiater, etc...
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Tobias
antwortete am 14.11.04 (11:57):
Es ist schon verwunderlich ricardo, in welchen Forum du auftauchst, kommst du unter die Räder. Es ist doch nicht nur hier der Fall und auch nicht das erste Mal, dass du Mitschreibern das Wort im Munde umdrehst und nach Beifall verlangst. Wenn dies dann nicht so geschieht, wirst du ausfallend und böse. Aber du brauchst es möglicherweise so.
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Miriam
antwortete am 14.11.04 (12:15):
Weitere Auszüge aus dem Katalog der Ausstellung "Heilen und Vernichten im Nationalsozialismus", die in Köln in 1985 stattfand. (Siehe Beitrag von 10:22).
Die medizinische Fakultät der Universität Köln
Psychiater
Aus allen hier vorgestellten, werde ich beispielhaft Max de Crinis nennen. Sein Werdegang und andererseits die Zitate aus seinen Arbeiten sind schon erwähnenswert.
Max de Crinis
Studium und Habilitation in Graz Seit 1931 Mitglied der NSDAP 1934 Leiter der Psychiatrischen und Nervenklinik in Köln 1935 Leiter der Dozentschaft 1938 Leiter der Psychiatrischen und Nervenklinik Berlin; Referent im Ministerium für Wissenschaft, dort zuständig für die Medizinischen Fakultäten; Beteiligt an Planung und Gutachterkonferenzen der "Euthanasie".
Zitate aus de Crinis, Max, "Der menschliche Gesichtsausdruck und seine diagnostische Bedeutung", Leipzig 1942
Lungentuberkulose: "Nicht selten breitet sich eine Euphorie aus ... Das oft glänzende und halonierte Auge mit den langen Wimpern gibt den Kranken zwar einen lebhaften, sprechenden, aber doch nicht kranken Zug..."
Schwachsinn: "Der Schwachsinnige hat eine eigene Art zu lachen, an welcher sich besonders die Mundpartie in auffälliger Weise beteiligt. Im Gespräch, besonders dann, wenn der Schwachsinnige infolge seiner Geistesschwäche nicht folgen kann, verliert sich der Blick mit Öffnen des Mundes - er blickt "verloren" drein.
Psychopathie: "Mir fiel aber auf, daß bei Psychopathie nicht nur oft Gesichtsasymmetrien bestehen, sondern daß auch der Unterschied in Rechts- und Linksgesicht oft recht auffälig ist."
Epilepsie: "Gar nicht selten nimmt der Ausdruck eines Epileptikers etwas Brutales an, besonders wenn zornmütige Entladungen auftreten. ......hat sein Blick oft einen unheimlichen düsteren Ausdruck, von dem empfindliche Menschen von Schauer ergriffen werden."
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ricardo
antwortete am 14.11.04 (12:46):
Miriam Danke für deinen Beitrag Die Psychiatrie war ja bekanntermaßen ein besonders düsteres Kapitel. Eine Freundin von mir, Ärztin hat ihre Dissertation über die Geschichte des hiesigen psychiatrischen Landeskrankenhauses gemacht und dabei vieles aus der Zeit 33-45 entdeckt. Ihre Arbeit mit erschütternden Dokumenten hat wenig Aufmerksamkeit gebracht.Das Institut für Medizingeschichte war kaum interessiert.
Ich hoffe sehr, daß zukünftige Mediziner sich in dieser Richtung wieder mehr engagieren.
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