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THEMA:   Künstliches Leben - Artificial Life: Die virtuelle Spielewelt der Zukunft?

 57 Antwort(en).

Karl begann die Diskussion am 25.03.06 (13:21) :

Die Artificial-Life Company, geleitet vom deutschstämmigen Eberhard Schöneburg, hat mich seit dem Ende der 90ziger Jahre fasziniert. Aufmerksam wurde ich erstmals deshalb, weil ich im Netz nach Simulationen von Lebensprozessen suchte. Der Name "Artificial Life" wurde dann natürlich mit angeliefert.

Ursprünglich war wohl die Geschäftsidee dieser Firma Webseiten mit pseudo-intelligenten Figuren auszustatten, die Besucher durch die Webseite führen konnten. Ich hatte das einmal hier für den ST und auch für ZUM.DE angedacht, aber die damals von Artificial Life angebotene Testversion hat mich nicht überzeugt, es fehlte mir schlicht die Zeit, all die benötigten Information für eine halbwegs intelligente Konversation einzugeben.

Artificial Life war zu Zeiten des Internetbooms eine sehr schnell expandierende Firma mit steil steigendem Aktienkurs. Dann kam das Platzen der Internetblase und Artificial Life machte auch einen Schrumpfprozess durch - hat aber überlebt. Jetzt ist der Firmensitz Hongkong und die Firma befindet sich in einer neuen Phase der Expansion. Seit kurzem sind sogar die Aktien in Deutschland wieder handelbar.

Das neue Geschäftsmodell ist eine Diskussion hier wert, denn es stößt m. E. das Tor zu den Spielen der Zukunft auf. Wenige Senioren, da bin ich mir sicher, werden sich daran beteilgen, Zielgruppe sind eindeutig die Jüngeren. Trotzdem sollten wir uns mit dem Thema beschäftigen.

Die wichtigsten Softwareprodukte der Firma sind derzeit Spiele, die auf Handies laufen:

Virtual Pinguins
Virtual Girlfriend
Virtual Boyfriend

Letztlich sind es Weiterentwicklungen des Tamagotchi-Gedankens. Die Spieler interagieren mit virtuellen Pinguinen, Girl- oder Boyfriends und müssen diese entweder am Leben oder sich freundlich gesonnen halten. Die "Realität" des virtuellen Girl- oder Boyfriends geht so weit, dass sie Anrufe oder SMS-Nachrichten auf dem Handy hinterlassen. Natürlich erfreuen solche Spiele die Netzwerkbetreiber und einige haben begonnen, sie auf ihren Handies fest zu installieren oder im Vertrag gleich mit zu berücksichtigen. Eine deutsche Version der Spiele ist in Aussicht gestellt.

Ich sehe hier den Anfang einer Entwicklung, die die Realität und die Virtualität immer stärker miteinander verpflechten wird. Handy, Computer und Internet werden verschmelzen und Teil unserer "normalen" Erlebniswelt. In Spielewelten ist alles möglich, jeder wird dort zum King oder zur Queen, wenn er will. Für manche wird dies bedeuten, dass sie sich von der realen Wirklichkeit immer weiter entfernen und nur noch in ihren Spielwelten leben werden. Was meint ihr dazu?

Internet-Tipp: https://www.artificial-life.com/


 Heidi_hl antwortete am 25.03.06 (16:45):

Wenn du genau hinschaust, Karl, sind auch die zahlreichen Foren bereits 'Spielewelten'. Es gibt schon sehr viele Forenbesucher, auch unter den Senioren, die sich eine Rolle festlegen, den passenden Nick dazu wählen und sich dann, ihrer Rolle entsprechend, in den Foren tümmeln. ;-)

Solange sie mit Ausschalten ihres Rechners wieder in die reale Welt zurückkehren, sehe ich das nicht negativ.


 seewolf antwortete am 26.03.06 (01:27):

Karl - solange Leute noch eine reale Peristaltik haben, ist das alles Mumpitz. Arme Tröpfe, die ihr "Leben" als virtuelles von einem Netzwerk-Provider und einem E-Werk abhängig machen.

Homo "Jamba"?

Pfui Deibel...


 Karl antwortete am 26.03.06 (10:58):

Lieber Seewolf,

wahrscheinlich sind dir auch Fälle bekannt geworden, wo spielsüchtige Menschen vor dem Computer wegen Schlafentzug sogar gestorben sind. Arme Tröpfe sind das schon, aber sie sind nur die Spitze des Eisberges.

Liebe Heidi,

das Rollenspiel ist in der Tat auffällig. An sich ist das noch nichts Schlimmes daran. Leider legen nur einige alle Hemmungen und jeden Anstand ab und lassen im Schutz der vermeintlichen Anonymität die "Sau" raus. Dies gilt vor allem für die Chats, Foren sind glücklicherweise etwas weniger betroffen (auch deshalb, weil sie besser zu administrieren sind).


 Heidi_hl antwortete am 26.03.06 (11:55):

Ja, lieber Karl, es ist bedauerlich, dass die vermeintliche Anonymität zu manchen Auswüchsen führt.
Das Rollenspiel im Internet kann, wenn alle Beteiligten wissen, dass es eines ist, sehr viel Spass machen. Ich habe das selbst einmal in einem anderen Forum erlebt und auch hier in der KK finden sich nette Ansätze dazu. Das Spiel macht auch den Senioren Freude.

Weniger erfreulich finde ich die Ansätze der von dir genannten Firma. Da werden Jugendliche, die häufig noch nicht einmal in der Lage sind, mit ihrer realen Umwelt fertig zu werden, in eine virtuelle Welt gezogen.

Diese Spielwelten haben teilweise erschreckende Folgen auf die Entwicklung junger Menschen. Weitab von jeder Realität machen sich viele von ihnen die Regeln dieser Traumwelten zu eigen und sind nicht mehr in der Lage, im richtigen Leben zurecht zu kommen.


 Gemella antwortete am 26.03.06 (12:58):

Nicht vorschnell verdammen. Wir leben nun mal auch in einer virtuellen Welt, die sich durchaus mit der realen vereinbaren lässt.

Meine Enkelkinder haben ihre helle Freude an Nintendo Dogs(Dachshund und Labrador). Die reale Welt haben sie sowieso. Sie wachsen auf, mit realen Hunden, Schweine, Hühner und was sonst noch.
Heidi, es gab immer schon Jugendliche die nicht mit dem Leben zurecht kamen, ob da unbedingt die virtuelle Welt dafür verantwortlich ist? Oder ist einfach das Umfeld, das nicht die Regeln vorgibt.


 siegfried46 antwortete am 26.03.06 (13:53):

Die Virtualität kann uns sicher manche Unannehmlichkeiten des realen Lebens vergessen lassen und kann uns manches ermöglichen, was wir in Wirklichkeit nie erreichen können.
Ob wir etwas real oder virtuell erleben werden, ist sicher auch eine Frage der Kosten und der technischen Möglichkeiten:
Was ist billiger eine reale oder eine virtuelle Busfahrt?

In diesem Zusammenhang würde mich interessieren
1) Wie unterscheidet unser Gehirn zwischen Realität und Virtualität?
- Wenn ich z.B.im Kino einen Film über die Karibik sehe, dann bin ich real im Kino und virtuell in der Karibik?
2) Müssen mehrere Sinne betroffen sein, damit uns das Geschehen als real erscheint?
2) Genügt es, wenn wir unser Bewusstsein so beeinflussen, dass wir den Eindruck von Realität haben?

Internet-Tipp: https://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:S.ludwig/Leben


 schorsch antwortete am 26.03.06 (18:08):

Heute war ich mit meiner Minna im Basler Zoo - 5 Stunden laaaaangsaaaaam den Tieren nach.....

Ach hätte ich doch die Möglichkeit gehabt, das virtuell abhandeln zu können ):-(


 wanda antwortete am 26.03.06 (18:09):

zu 2) natürlich mehrere Sinne - im Kino sind es auf jeden Fall Ohr und Auge und wenn der Film in Afrika spielt, dann spüre ich u.U. Hitze oder auch Gefahr, wobei mir nicht ganz klar ist, welcher Sinn das ist, manchmal spüre ich auch Gerüche.

zu 2) ich glaube nicht, dass ich mein Bewußtsein beeinflussen kann. Wenn etwas real ist, ist es real.

"Der Realismus im Irrealen ist in jedem Augenblick eine Falle"
Jean Cocteau

Das ist der Titel einer Diplomarbeit, die wir filmisch umgesetzt haben. (drei Senioren halfen drei Studenten)!!!!!


 Karl antwortete am 26.03.06 (21:34):

Ich lese zur Zeit den neuen Roman von Frank Schätzing "Lautlos". Schon als Kind konnte ich beim Karl May Schmökern die reale Welt draußen ausklammern und mich voll auf die durch das Lesen im Kopf entstehende virtuelle Welt konzentrieren. Meine Mutter habe ich damit zur Verzweiflung getrieben, sie musste mir das Buch entreißen, um meine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Das ist z. T. noch heute so, ich kann alles um mich herum vergessen beim Lesen.

Die neuen Möglichkeiten der virtuellen Spiele hätten mich als Jugendlichen vielleicht gefährden können? Ich weiß es nicht, aber meine Sorgen gehen schon etwas in die Richtung von Heidi. Je "realistischer" und alle Sinne umfassender die Virtualität wird, umso tiefer werden viele eintauchen. Solange das Auftauchen kein Problem darstellt, ist vielleicht nur der Unterhaltungseffekt intensiviert worden, aber ab welcher Schwelle wird das Leben in der Realität tangiert und geht der Bezug zur Wirklichkeit verloren?

Ich bin niemand, der gegen Neuerungen ist, ich liebe sie, aber ich möchte dass wir wachen Auges auch die Gefahren beobachten und nicht einfach unkritisch und dann unvorbereitet alles auf uns zukommen lassen.


 seewolf antwortete am 27.03.06 (01:45):

Stichwort: "Tittytainment" - Karl. Dieser Begriff wurde vor über 10 Jahren geprägt. Ggf googlen.

Viele sind schon mittendrin und machen Klimmzüge wegen "besserer Grafikkarten" oder "hochauflösenden TV-Screens".

Oh oh ... (nachdenklich guck)


 schorsch antwortete am 27.03.06 (08:58):

Robinson Crusoe habe ich in meiner Jugend wohl 3 - 4 mal gelesen. Und jedes Mal, wenn die Szene mit den Kanibalen kam, die einen Gefangenen am offenen Feuer brieten, kam mir ein sonst nie gerochener Duft in meine virtuelle Nase. Vielleicht eine in meinen Genen liegende "Erinnerung"?


 siegfried46 antwortete am 27.03.06 (11:47):

@ schorsch:Viele Städte und Fremdenverkehrsvereine bieten im Internet virtuelle Stadtführungen und vielleicht auch Zoobesichtigungen an. Leider ist dies noch nicht sehr realitätsnah. Man bräuchte dazu einen Fahrsimulator und einen Datenhelm mit Kopfhörern und entsprechender Tonkulisse - vielleicht kann das jemand erfinden für den Hausgebrauch und zu einem annehmbaren Preis. Eine virtuelle Stadtbesichtigung ist vielleicht umweltfreundlicher und bequemer (keine Parkplatzsuche) als eine reale. Allerdings sind viele Arbeitsplätze auf reale Gäste angewiesen. Aber als Einstimmung und Vorinformation wäre so etwas sicher interessant.

@Karl : Mir ist es mit Büchern früher auch so gegangen. Deshalb sehe ich eigentlich keinen prinzipiellen Unterschied und erst recht keine Rangfolge zwischen Büchern und den neuen Medien.

@ seewolf: Ich habe gegoogelt, da ich den Begriff bisher noch nicht gehört hatte. Da kann man ja ins Philosophieren kommen:
- Was ist der Sinn des Lebens?
- Was ist Arbeit und was ist Vergnügen?
- Ist Arbeit der Zweck des Lebens?
usw. usw.


 Birgit antwortete am 02.04.06 (12:59):

Ich möchte diese Webseite empfehlen:
https://de.wikipedia.org/wiki/ELIZAund zur Erprobung zwei Versionen dieses Programmes ;)
https://bs.cyty.com/menschen/e-etzold/archiv/science/rat.htm
Für unsere Herren hier im Forum ;)
https://www.uib.no/People/hhiso/eliza/index.htm
Einen schönen Sonntag
Gruß Birgit


 Birgit antwortete am 02.04.06 (17:46):

Also irgendwie muß man wohl jede Internetadreße einzeln eingeben?

Internet-Tipp: https://https://de.wikipedia.org/wiki/ELIZA


 Birgit antwortete am 02.04.06 (17:49):

Die zweite Internetadreße

Internet-Tipp: https://bs.cyty.com/menschen/e-etzold/archiv/science/rat.htm


 Birgit antwortete am 02.04.06 (17:50):

Die dritte Internetadreße

Internet-Tipp: https://www.uib.no/People/hhiso/eliza/index.htm


 wanda antwortete am 03.04.06 (08:32):

@dutchweepee - ich weiß, hier ist es falsch, aber irgendwo habe ich Deine Seite gesehen und angeklickt - danke - das war das Einschalten wert und ich bewundere alle, die so etwas können. Ich habe mich darin verloren und die zeit vergessen - das passiert nicht oft. :-)))))


 Catty antwortete am 10.04.06 (06:56):

Da nach jüngeren Erkenntnissen u.a. Lebensstile unsere Gene steuern (s. bei Joachim Bauer: Das Gedächtnis Körpers), kann das Austoben in virtuellen Welten sicherlich seine bösen Folgen haben.

Internet-Tipp: https://www.amazon.de


 Catty antwortete am 10.04.06 (09:19):

Sorry:
es muß heißen "Das Gedächtnis d e s Körpers".


 Karl antwortete am 10.04.06 (10:31):

Ich möchte auch hier auf eine Frage von Siegfried eingehen, die unter "Virtualität versus Wirklichkeit" gestellt hat.

Siegfried fragt: "- Gibt es Merkmale von Realität oder könnte man sich eine täuschend echte Virtualität vorstellen?"

Natürlich kann man nicht nur, sondern das gibt es auch. Schizophrenie z. B. kann damit einhergehen, dass die Patienten Stimmen hören, die sie von realen Stimmen nicht unterscheiden können.

Die Grundlage für diese "Selbsttäuschung" wird letzlich dadurch gelegt, dass alles, was wir subjektiv erleben, erst in unserem Kopf als Empfindung entsteht. Normalerweise sind Außenreize die Auslöser, die Empfindungen werden aber immer auch durch Erfahrungen ergänzt. Die "Realität" wie wir sie wahrnehmen, ist immer virtuell, deshalb kann das System als Fehlfunktion eben auch völlig "real" Fantasien vorgaukeln.

Gehirnanatomisch ist in diesem Zusammenhang von Belang, dass die meisten Nerveneingänge in die Gehirnrinde aus der Gehirnrinde selbst stammen. Die Gehirnrinde ist also vornehmlich mit sich selbst beschäftigt. Nur ein ganz kleiner Teil des nervösen "Inputs" (Eingangsinformation) stammt von den Sinnesorganen.

Internet-Tipp: https://www.schule.suedtirol.it/blikk/angebote/nmedienlernen/se460.htm


 Catty antwortete am 10.04.06 (13:17):

" ... dass die meisten Nerveneingänge in die Gehirnrinde aus der Gehirnrinde selbst stammen ... "

Das ist nicht anatomisch gemeint -, oder?


 Karl antwortete am 10.04.06 (14:06):

Hallo catty,


doch, das ist durchaus anatomisch gemeint. Die Neocortex, unser Großhirn ist in extremer Weise vor allem mit sich selbst verkabelt. Das bedeutet, dass die meisten Axone von Pyramidenzellen der Hirnrinde wieder in andere Bereiche der Hirnrinde projizieren. Die Hirnrinde beschäftigt sich also vor allem mit sich selbst. Dem entspricht, dass wir auch bei geschlossenen Augen und verstopften Ohren denken können.

Anschaulich ist das z. B. von dem Gehirnanatomen Valentin Braitenberg in seinem Buch "Das Bild der Welt im Kopf. Eine Naturgeschichte des Geistes" dargestellt.

Internet-Tipp: https://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3825871819/derseniorentimin


 Catty antwortete am 11.04.06 (08:16):

Ich schreibe einmal hier weiter. Vorn hat sich das Thema von herb etwas abgewandelt.

„Die Hirnrinde beschäftigt sich also vor allem mit sich selbst“
So ganz kann ich mich dem noch nicht anschließen – oder ich verstehe da etwas falsch.

Das Gehirn produziert doch nichts Neues??
Es ist „mit sich selbst beschäftigt“ während des Denkens – dazu gehört das Erinnern -, weil es gespeicherte Informationen verarbeitet. (Möglicherweise trifft das auch auf das Träumen zu.)

Aber bei Eintreffen jeglicher Reize = „nervöser input“ (Wärme oder Kälte über die Haut, Musik über das Ohr, Frühlingsgrün oder Herbstbuntheit über das Auge) werden doch die Neurone jeweils neu in Gang gesetzt, wobei das Gehirn dann für die Verarbeitung evtl. auf gespeicherte Informationen zurückgreifen kann – das setzt Erinnerung in Gang - oder neu speichern und verarbeiten muß.

Das Gehirn hat Speicher von Erfahrenem. Und so können auch Stimmen, die ein Schizophrener „hört“, „erfahren“ sein: Die Stimme eines Mitarbeiters, der in der Einbildung des Kranken übel über ihn spricht, ist „erfahren“. Und wo einer die Stimme als die des Teufels bezeichnet, den es ja eigentlich nicht gibt, kann der „Teufel“ ebenfalls für eine erlebte Person stehen.


Ich komme nicht zurecht mit der Auffassung, daß alles um uns herum Virtualität sein soll bis es im Gehirn zur Realität gemacht wird.
Daß Farben real vorhanden sind, kann man doch nicht leugnen, auch wenn man sie als Grau-Abschattierungen bezeichnen würde. Die Bezeichnungen (grün, rot, blau) sind eine Angelegenheit der Erziehung, die nicht möglich wäre, wenn jeder einzelne Mensch virtuelle Abschattierungen individuell in seinem Hirn zu etwas für ihn Realem verarbeiten müßte. Sind also diese Abschattierungen (= Farben) für alle Menschen gleich, würde ich sie als „real“ bezeichnen. Und so muß das auch mit Tast- und Wärmeempfindungen sein. Und visuell? Mag sein, daß jemand meint, ein Baum sähe für jeden ganz anders aus als für einen anderen. Das wäre dann Virtualität. Weshalb aber zeichnet jeder Mensch den Baum genauso auf Papier wie i c h ihn sehe? Und man könnte m.E. auch keine Musiknoten nachspielen, wenn die Töne, für die sie stehen, nicht „real“ wären.


Was ich meine (soweit jemand mein unfachliches Kauderwelsch nicht versteht): ich persönlich kann mich der Auffassung nicht anschließen, alles sei Virtualität, bis es im Gehirn zur Realität gemacht wird.

Ich glaube, eine Diskussion über die „Virtualität des Internets“ gehört nicht in diesen Rahmen.

(„Biologische Psychologie“ – welch ein weites und noch ziemlich junges, unerforschtes Gebiet. Oder irre ich mich da?
Allgemeinpsychologen und Biologische Psychologen haben recht unterschiedliche Sichtweisen zum Beispiel über die Deutung der Sichtbarmachung von „Gefühlen“ mittels Hirnscan. Neuerdings wird gesagt, Areale färben sich zwar, aber was genau an „Gefühl“ die Färbung bedeutet, ist noch nicht bewiesen. Wahrscheinlich, weil die Zitronensäure nicht von jedem gleichermaßen stark empfunden wird. Also noch kein Ersatz für den Lügendetektor. – Aber das ist schon wieder ein anderes Thema.)


 siegfried46 antwortete am 11.04.06 (16:56):

@ Catty
Bei wikipedia ,,Realität" kannst du sehen wie viele Deutungen von ,,Realität" es geben kann - und nachher weisst du auch nicht mehr als vorher:

Realität als philosophischer Begriff: führt meiner Meinung nach zu keiner befriedigenden Erklärung: man kann eigentlich jegliche Realität in Zweifel ziehen und alles für Einbildung halten. Zuletzt zweifelt man noch am eigenen Verstand.

Realität in der Naturwissenschaft ist messbar und durch wiederholbare Nachweismethoden nachweisbar

Realität als Alltagsbegriff oder als psycholgischer Begriff ist wohl alles, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen können oder mit Hilfe technischer Geräte nachweisen können.

Realität in der Neurologie (oder wie du es nennst ,,Biologische Psychologie") vielleicht kennt jemand einen erhellenden weblink darüber, wie Realität in unserem Gehirn als Unterschied zur Virtualität entsteht.


 Catty antwortete am 11.04.06 (18:15):

Nur kurz:

Die Bezeichnung "Biologische Psychologie" stammt nicht von mir.
Es gibt z.B. einen "Professor für Biopsychologie" in Bochum: Güntürkün.


 Karl antwortete am 12.04.06 (17:49):

Hallo Catty,

meine Antwort auf deinen Beitrag vom 11.04.06 (08:16):

"Das Gehirn produziert doch nichts Neues??"

Doch, ständig. Gehirne produzieren ständig Neues in ihrem Bestreben die
Welt (die Realität da draußen) zu verstehen. Sinneseindrücke und Erinnerungen werden assoziativ verknüpft und dabei können auch "Dinge"
entstehen, die es so noch nie gegeben hat (z. B. gehörnte Katzen oder
giraffenhälsige Dackel).

"Und so können auch Stimmen, die ein Schizophrener „hört“, „erfahren“
sein".

Nein, nach allem was ich weiß, sind diese Stimmen, die ein Schizophrener
hört, keine Erinnerungen, sondern sie werden ähnlich de novo generiert
wie die Sprache der "Ich-Person". Sie stellen quasi alternative Personen
im gleichen Gehirn dar. [Aus den Experimenten von Sperry, der Epilektiker durch eine Durchtrennung der nervösen Verbindungen zwischen den Hirnhemisphären zu heilen versuchte, entstanden durch diesen Messerschnitt übrigens in beiden Hemisphären getrennte Persönlichkeiten, das Phänomen der Persönlichkeitsteilung kann also auch künstlich hervorgerufen werden, s. a. Psychopharmaka].

Du schreibst: "Ich komme nicht zurecht mit der Auffassung, daß alles um
uns herum Virtualität sein soll bis es im Gehirn zur Realität gemacht wird."

Das ist m. E. ein Missverständnis. Im allgemeinen wird als Realität "das
da draußen" verstanden, von dem wir versuchen uns ein Bild zu machen,
weil wir uns ja auch da draußen bewegen müssen. Unser Gehirn macht sich
von dieser Realität da draußen aber nur ein Bild (Höhlengleichnis von
Platon). Dieses Bild kann sehr fehlerhaft sein, immer ist es unvollständig. Unsere Sinne sind in der Evolution darauf spezialisiert worden, nur die Parameter zu melden, die für unser Überleben in der Welt relevant sind. Wir können z. B. im Gegensatz zur Biene gar kein UV sehen, weil wir keine UV-reflektierenden Blüten bestäuben. Wir hören und riechen sehr viel schlechter als Hunde, können dafür aber besser sehen. Für die Wahrnehmung von Radiowellen brauchen wir Apparate, weil die Wahrnehmung von Radiowellen für unsere Vorfahren nicht wichtig war. Viele Säugetieren sehen keine Farben, sondern nur Grauwerte, sind dafür aber viel besser in der Nacht, sie besitzen sozusagen Nachtsichtgeräte.

Unsere Sinne filtern also die Umweltreize in Bezug auf ihre Wichtigkeit
für unser Überleben. Diese Sinneseindrücke finden ihren Weg ins Gehirn
und dort wird versucht, aus diesen Eindrücken ein möglichst stimmiges
Bild der Außenwelt zu konstruieren. Wahrnehmungslücken werden durch
Assoziationen mit bereits Erfahrenem geschlossen, so genügt ein Zipfel
des Kleides der Großmutter um zu wissen, in dem Sessel da drüben sitzt
meine Großmutter. Möglichkeiten zur Täuschung gibt es tausendfach.

"Daß Farben real vorhanden sind, kann man doch nicht leugnen".

Die Farben entstehen erst in unserem Kopf durch die Verrechnung der Erregung von im Spektralbereich unterschiedlich empfindlichen Lichtsinneszellen (den Rot-, Grün- und Blau-Zapfen). Die wahrgenommenen Farben eines Gegenstandes beschreiben jedoch sehr gut dessen Eigenschaft, Licht unterschiedlicher Wellenlängen zu reflektieren. Ein grüner Sessel bleibt dabei grün, selbst wenn er im Licht der Abendsonne absolut gesehen mehr "rote" als "grüne" Quanten reflektiert, weil das Reflektionsverhältnis zur Gesamtzahl gemessen wird (Farbkonstanz).

"Weshalb aber zeichnet jeder Mensch den Baum genauso auf Papier wie i c h ihn sehe?"

Diese Ähnlichkeit in der Wahrnehmung beruht darauf, dass wir mit einander
biologisch verwandt sind. Unsere Gehirne sind fast identisch und sind das Ergebnis eines evolutiven Optimierungsprozesses. Unsere Gehirne sind optimal angepasst, um die wichtigen Parameter der Realität abzubilden.

Internet-Tipp: https://serendip.brynmawr.edu/bb/neuro/neuro00/web1/Vasiliadis.html


 Karl antwortete am 12.04.06 (18:03):

Noch eine Anmerkung zur Realität der subjektiven Wahrnehmungen.

"Daß Farben real vorhanden sind, kann man doch nicht leugnen".

Ich leugne das nicht, weil die subjektive Wahrnehmung ja in der Tat die primär erlebte Realität darstellt. Die wahrgenommenen Farben sind jedoch nur ein Korrelat der Eigenschaft eines Objektes in der Außenwelt und nicht mit dieser identisch.

Die sich im Gehirn abspielende Wahrnehmung kann von jedem realen Sinneseindruck entkoppelt ablaufen (Träume, Fantasie, im Extremfall Wahnvorstellungen) oder aber wir können den Sinnesorganen virtuelle Scheinwelten vorspielen (Kino, Internet, Videospiel).

Die subjektive Welt hat keine Grenzen. Alles ist möglich, Naturgesetze gelten auf dieser Systemebene praktisch nicht mehr.


 dutchweepee antwortete am 13.04.06 (17:33):

das die wahrnehmung von farben eine rein subjektive sache ist weiss jeder, der schonmal mit weichen drogen experimentiert hat.

wenn ich zu einem rockkonzert gehe, trinke ich prinzipiell keinen alkohol, sondern rauche lieber einzwei joints (cannabis).

die wahrnehmung der farben wird dann um ein vielfaches intensiver und nachhaltiger. auch die musik wird klarer aufgenommen. zuweilen höre ich jedes instrument einzeln (wenn ich will).

damit wollte ich keinesfalls drogenreklame machen, aber auch vor augen führen, daß unsere sinne durchaus auch vom gehirn BLOCKIERT werden können, weil wir es einfach so gelernt haben.

.


 Catty antwortete am 13.04.06 (19:18):

"Blockaden"?
Das verstehe ich nicht.

Es handelt sich hierbei (bei Drogen) um Halluzinationen, die als Erfahrungswerte im Gedächtnis gespeichert sind, allerdings nicht regelrecht abgerufen werden.


 dutchweepee antwortete am 13.04.06 (20:53):

@catty ...keinesfalls halluzinationen. nach dem gebrauch von canna ist für mich rot "röter" und blau "blauer" wenn du verstehst was ich meine.

auch mein gehör wird geschärft, beziehungsweise kann ich dann SELEKTIV hören. das bedeutet ich erfasse gefühlsmässig die klangstrukturen im einzelnen, so als ob du in einem wasserfall jeden tropfen einzeln fallen hören könntest.

.


 Catty antwortete am 13.04.06 (21:07):

Ja,
aber diese Farbvertiefungen sind durch Drogen hervorgerufene Warnehmungsstörungen.
Das Gehirn ist nicht "blockiert", sondern "verwirrt".
Bei "Blockade" käme gar nichts in Bewußtsein.


 Karl antwortete am 13.04.06 (22:48):

@ dutchweepee,

einmal in meinem Leben, als Student, habe ich Cannabis geraucht. Meine spätere Frau hätte mich und meinen Freund fast rausgeworfen, weil wir so unmotiviert albern waren. In der Nacht hatte ich den einzigen farbigen Traum meines Lebens (zumindest erinnere ich mich sonst nie an Farben im Traum).

Drogen zeigen eindrücklich, dass der biochemische Zustand des Gehirns wesentlich für dessen Informationsverarbeitung ist. Letztere wird durch Drogen verändert. Dass unsere subjektive Wahrnehmung von solch materiellen Dingen betroffen ist, beweist ein weiteres Mal das neurophysiologische Korrelat (die materielle Basis) unseres Bewusstseins. Ohne Gehirn keine Wahrnehmung, kein Bewusstsein. Verändertes Gehirn bewirkt veränderte Wahrnehmung, verändertes Bewusstsein.


 dutchweepee antwortete am 13.04.06 (23:23):

@CATTY ...wir staunen immer über "genies", die das absolute gehör haben, oder im farbspektrum unglaublich treffsicher sind.

vielleicht sind bei diesen menschen die sinne nicht in dem maße BLOCKIERT, wie sie bei uns "ottonormalverbrauchern" geschult wurden.

viele künstler in musik und malerei benutzen drogen und alkohol um "eine tür aufzustossen".

.


 Catty antwortete am 14.04.06 (06:27):

dutchweepee,
ich würde u.a. die Lektüre von
https://www.cannabislegal.de/cannabisinfo/thc.htm

sowie von
https://www.cannabisconsumers.org/reports/gettinghigh.php
s. unten
empfehlen.

Internet-Tipp: https://www.cannabisconsumers.org/reports/gettinghigh.php


 Catty antwortete am 14.04.06 (06:32):

"(zumindest erinnere ich mich sonst nie an Farben im Traum)."


Hallo Karl,
das führt zwar vom Thema weg, interessiert mich aber enorm:
soll dieser Satz oben heißen, daß Deine Träume üblicherweise in schwarz-weiß ablaufen???

(Auf Deine obigen Ausführungen komme ich auch noch zurück, habe nur dieser Tage wenig Zeit.)


 Catty antwortete am 14.04.06 (07:08):

Komisch,
in der Vorschau war das Bild vorhanden :-(

Internet-Tipp: " target="_blank">


 pilli antwortete am 14.04.06 (08:39):

veronika :-)

da du bekanntgemacht hast, du seist Syneastikerin, verzeihe ich dir deine entsetzliche farbwahl und das mehr als schlecht arrangierte farbspiel; warum nimmst du nicht bei jeanny ein paar lessons, die das programm doch m.e. zufriedenstellend beherrscht?

:-)


 Catty antwortete am 14.04.06 (09:46):

Auf diesem Bild geht es lediglich um "Halluzinationen".


"Syneastikerin" ... was ist das?


 Catty antwortete am 14.04.06 (09:50):

... und zu den "lessons":
wie wäre es hiermit?

Internet-Tipp: https://www.stufr.de/galerie/details.php?image_id=4936


 pilli antwortete am 14.04.06 (09:58):

grauslicher geht´s nimmer, meint frau und dann seh ich wieder watt von dir und es schüttelt mich!

rauch mal watt juuuttes, wie von dutchie empfohlen und dann wird´s schon!

:-)))


 Catty antwortete am 14.04.06 (10:45):

"Syneastikerin" ... was ist das?


 dutchweepee antwortete am 14.04.06 (11:11):

.

Internet-Tipp: " target="_blank">


 Karl antwortete am 14.04.06 (14:48):

Liebe Diskutanten,


ihr gebt mir Rätsel auf. Welches Bild darf ich mir von euch machen? ;-)

Ich sende euch einmal meine Ostergrüße:

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/grusskarten/ostern/apr14-000932908.html


 Catty antwortete am 14.04.06 (17:23):

Vielen Dank,
Wünsche und Grüße zurück ...
und schade um den Abbruch der zuerst so interessanten Diskussion.


Aber dadurch habe ich wenigstens wertvolle Tipps bekommen und mir folgende Bücher bestellt:

"Das Gehirn und seine Wirklichkeit" von Gerhard Roth
"Die Entstehung der Realität. Wie das Bewusstsein die Welt erschafft" von Jörg Starkmuth


 siegfried46 antwortete am 14.04.06 (18:33):

Je mehr ich mich aufgrund dieser Diskussion mit dem Thema Virtualiät befasse, umso mehr sehe, wie sehr wir schon von Virtualiät umgeben sind:
- Büchereien haben ihre Bestände in virtuellen Katalogen digitalisiert
- Museen haben alte Manuskripte und Kunstwerke gescannt und zeigen sie weltweit Interessenten im Internet
- wertvolle Originale werden eingescannt, um sie zu schonen und der Nachwelt zu erhalten aber dadurch trotzdem der Öffentlichkeit zu präsentieren
- Städte bieten virtuelle Stadtführungen zur Vorabinformation im Internet an
- MP3-player und GPS ersetzen reale Museums- oder Stadtführer
- Urlaubs- oder Familienbilder werden per Intenet ans andere Ende der Welt verschickt
- in der Medizin können Operationen in Echtzeit weltweit übertragen werden
- Firmenkonferenzen werden oft online über Internet geführt

Was bei der Virtualität noch weitgehend fehlt, ist die 3.Dimension und das Fühlen und Schmecken.

Auf jeden Fall frage ich mich, ob es aus Gründen des Umweltschutzes und des Verkehrsaufkommens oft nicht besser wäre, zugunsten der Virtualität auf manche Realität zu verzichten?!

@ dutchweepee
Drogenkonsum ist vielleicht auch eine Form der Virtualität, aber aus gesundheitlichen Gründen sicher nicht zu empfehlen


 nasti antwortete am 15.04.06 (15:27):

Ich bin eine Großstadt Fanatikerin. Ich klicke unendlich mit PC, Fotos, WebCam, alles Mögliches und unmögliches tue ich, damit ich meinem Hobby nachgehen kann. Wenn ich die Städte male, dann ist das auch kein Hobby am Endeffekt, eher eine Besessenheit.
Der reale Blick an eine Großstadt ist unersetzbar, und unvergleichbar.

Gestern Abend in Düsseldorf:

Spaziergang durch Altstadt, entlang Rhein, die Lichter und schatten, die Luft, die Cafes mit Kerzen draußen und in liebevolle Ecken , die Gesichter mit Kerzen Licht beleuchtete, genau wie in die Bilder beim Giorgino, die schwarze hängende Wolken und inzwischen das Königs Blau mit winzige und die letzte sparsame Sonnen Strahlen in Indisch Gelb, das herrliche Panorama Blick, es ist unersetzbar, gar kein Film kann das nachempfunden, die Menschen setzen in Schiff beim Barpult und Rotem Licht, und erfreuen sich das Leben, wir beobachten das alles, wir haben das Glück das noch sehen und das erleben , am Ende gehen wir in nach Chinesische Restaurant, mein Gott, wie schön ist das ganze.
Und danach das PC anmachen ist auch nicht schlecht. :O)))).


 nasti antwortete am 15.04.06 (16:58):

Wie mehr ich mich mit die Theorien beschäftige, so weniger kann ich ins „REALE“ /meine ich damit die Bildende Künste, was natürlich auch keine Realität ist :O)))/ umzusetzen.
Ich bewundere hier die in Forum schreibenden Mitglieder wegen die fantastisch gut gekonnte theoretischen Artikels.
Meine Frage wäre folgende, obwohl ich weiß, keiner wird mir antworten darauf, trotzdem probiere ich es:
Ob das Beherrschung d. Theorien hilft beim Herstellung eines live Projektes, meine ich damit: Ein Buch, Eine musikalische Komposition, ein Bild, eine erfolgreiche Studie, ein Film, etc.
Die erfolgreiche Künstler, welcher ich bis jetzt gekannt hatte, können nicht mal fließend sprechen, manche stottern, über schreib Künste sage ich lieber gar nichts. Natürlich gibt es ausnahmen, habe ich einige Bücher von Horst Janssen, Leonardo da Vinci, und viele anderen Künstler.
Die meiste „möchte gerne“ Künstler verlaufen Sie sich mit Theoretische Wissen, ganze Zimmer haben Sie mit „Hilfsmaterial“, unzählige Bücher und Notizen Sammlungen voll, am ende vergessen Sie, was Sie vorhatten. :O)))), oder verlieren Sie die Kräfte dazu, das live Projekt realisieren.
Hat das etwas damit zu tun, das Sie verlieren zum das „Reale“ /Erfolg????/ die richtige Anstellung?


 philos60 antwortete am 15.04.06 (17:25):

Realität und Virtualität
Jedes Individuum entwickelt von klein auf ein Vorstellungsmuster von seiner Umwelt, seiner Erlebnis- und Erfahrungswelt über die Sinnesorgane in seinem Gehirn. Da diese Sinneswelten individuell verschieden sind und auch individuell verschieden verarbeitet und interpretiert werden, ist für jeden Menschen die so genannte Realität subjektiv als evident im Wachbewusstsein bestätigt.
Wenn das so definierte Realitätsbewusstsein eines jeden Individuums völlig identisch wäre, dann gäbe es keine unterschiedlichen Betrachtungen, Meinungen und Beurteilungen desselben Gegenstandes der Betrachtung.
Es kann angenommen werden, dass ein Individuum ein hypothetisches Realitätsbewusstsein hat und dieses auch als Richtschnur im Vergleich zur Welt der Fantasie verwendet. Eine virtuelle Welt wird normalerweise als eine Abweichung von der subjektiven Realität erkannt.
Eine virtuelle Vorstellungswelt könnte dann nicht als eine solche erfasst werden, wenn das erworbene Realtätsbewusstsein vermindert oder gar zerstört ist.
Je normativer das entwickelte subjektive Realitätsbewusstsein ist, desto differenzierter ist auch die Unterscheidungsfähigkeit des Gehirns zu Vorstellungen, die nicht diesem Realitätsmuster entsprechen, aber als vorstellbar und virtuell betrachtet werden.


 siegfried46 antwortete am 15.04.06 (20:42):

@ nasti
Bei jeder Realisierung eines Life-Projekts muss man auch die Theorie (= von anderen schon ausprobierte Praxis und schriftlich formuliert) beherrschen: man kann nicht alles selbst ausprobieren.
Jeder Künstler sollte die voraussichtliche oder gewünschte Wirkung seiner Werke abschätzen können: Perspektive, Beleuchtung, Farbwirkung. Auch die Kunst ist sicher auch eine Form der Virtualität: sie versetzt uns in irgendeine Stimmung, sie ruft irgendwelche Emotionen in uns wach.
Dabei ist es sicher unerheblich,
-ob die Bildende Kunst selbst virtuell wird: mit dem Computer gemalte Bilder
-ob die Musik selbst virtuell wird: z.B. mit dem keyboard komponierte Musik (man glaubt es kaum, wie viele verschiedene Instrumente man auf einem guten keyboard virtuell spielen kann)

@philos60
Ich glaube es wird bald die Zeit kommen, wo es immer schwieriger wird, Virtualität und Realität zu unterscheiden. Wenn ich mich z.B. an einem Bild, einer Musik oder einer Stimmung erfreue, ist es mir eigentlich egal ob diese Empfindung (in meinem Gehirn) virtuell oder real veranlasst wurde.


 siegfried46 antwortete am 15.04.06 (21:38):

@ catty
Im Zusammenhang mit diesem Thread ist auch die Sendereihe ,,Geist und Gehirn" von Prof.Manfred Spitzer auf Bayern alpha jeweils Freitag 22.45 interessant.
In einer der letzten Sendungen wurde dort auch die Funktionsweise der Spiegelneuronen erklärt.

Internet-Tipp: https://www.br-online.de/alpha/geistundgehirn/


 Catty antwortete am 17.04.06 (06:50):

Danke, siegfried46 :-).


 Karl antwortete am 18.04.06 (21:39):

Gestern kam in Pro7 der Film Matrix. Dieser Film passt sehr gut zu unserem Thema.

Nach einem Atomkrieg, der den Himmel verdunkelt hat und die Solarenergie als Quelle der von den Maschinen benötigten Energie zum Versiegen gebracht hat, haben die Maschinen den Menschen versklavt. Sie züchten die Menschen nur noch zwecks Energieerzeugung in automatisch betriebenen Zuchtanstalten. Damit die Menschen gedeihen und glücklich sind, wird ihnen per Elektrode eine virtuelle Welt vorgespielt, die Matrix, in der sie einem "normalen" Leben nachgehen.

Einige Menschen haben sich dem Zugriff der Maschinen entzogen und leben unterirdisch in der "Realität" und organisieren den Widerstand gegen die Maschinenwelt.

So provokant der Gedanke des Gebrauchs des Menschen nur noch als Batterie gemeint sein mag, so überzeugend ist der Film bei der konsequenten Umsetzung des Tatbestandes, dass die Realität, in der wir uns zu bewegen glauben, uns vorgegaukelt werden kann, wenn man nur dem Gehirn die entsprechenden Reize vorzusetzen verstünde.

Internet-Tipp: https://de.wikipedia.org/wiki/Matrix_(Film)


 Catty antwortete am 19.04.06 (09:40):

"Künstliches Leben" ...,
dessen Vollendung wird daran scheitern, daß niemand ein "Bewußtsein" konstruieren kann.


 dutchweepee antwortete am 19.04.06 (12:59):

@KARL ...in diesem zusammenhang empfehle ich dir die kompilation ANIMATRIX (gibt´s garantiert in deiner videothek).

du wirst begeistert sein, von den perfekt umgesetzten varianten und gedanken verschiedener underground-künstler zum thema virtuelles leben.

am besten 10x gucken ...du entdeckst immer wieder was neues!

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 dutchweepee antwortete am 19.04.06 (13:01):

@CATTY ...die erschaffung kompletter virtueller welten scheitert im augenblick nur an der beschränkten rechner-kapazität. ...ist also nur eine frage der zeit!

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 siegfried46 antwortete am 19.04.06 (20:05):

Solange es in unserer Macht steht sollten wir verhindern, dass wir jemals von Robotern beherrscht werden - ich möchte weder von Menschen, noch von Robotern beherrscht werden!

Meiner Meinung nach sollte es bei Künstlichem Leben und Künstlicher Intelligenz doch vor allem darum gehen, wie uns Menschen damit das Leben erleichtert werden kann:
- Einsatz bei Erdbeben, Naturkatastrophen, Chemie-Unfällen usw.
- Organersatz infolge von Alter, Krankheiten, Behinderungen z.B.:
* direkt an Nerven angeschlossene Prothesen (Arme, Beine)
* Implantate z.B. ins Gehirn bei Parkinson oder vielleicht auch einmal bei Alzheimer
* vielleicht gelingt es einmal Gedächtnis- und Bewusstseins-Inhalte so auf Chips zu speichern, dass sie auch nach dem Ausfall von Nervenzellen noch abrufbar bleiben
* Hör- und Sehprothesen
Es ist dann wahrscheinlich auch eine Frage der Gewöhnung, in wie weit diese künstlichen Organe akzeptiert werden.
Wenn die Entwicklung von künstlichen Organen intensiver vorangetrieben würde, könnten viele Menschenleben gerettet werden und auf die Transplantation von Organen von verstorbenen Menschen verzichtet werden.
Oberstes Ziel sollte die Verbesserung der Lebensqualität sein.
Auch Künstliches Leben muss ethische Normen beachten!


 Catty antwortete am 19.04.06 (21:09):

1) 'Bewußtsein' wird man nicht herstellen und somit auch nicht speichern können.

2)" ... und auf die Transplantation von Organen von verstorbenen Menschen verzichtet werden."

Diese Organe sind vermutlich ähnlicher als künstliche und nicht so abstoßungsgefährdet.


3) " ... Künstliches Leben muss ethische Normen beachten!"

Ein bißchen umformuliert, und ich stimme zu:
'Auch bei künstlichem Leben müssen ethische Normen beachtet werden.'

Es wird bereits diskutiert im Rahmen der Neuroethik, ob wir künstliches Leben erzeugen dürfen/sollen. Man geht davon aus, daß auch künstliches Leben wird 'leiden können/müssen'. Dieses wäre besser zu vermeiden.