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THEMA:   Wieder etwas Neues zum Islam

 14 Antwort(en).

lola begann die Diskussion am 19.01.07 (18:24) :

Bei den Christen ist Gott als Trinität zu sehen: Vater - Sohn und Heiliger Geist!

Bei den Muslimen ist Gott ohne Mysterien. Sein Mysterium liegt nicht in seinem Wesen, sondern in seinem Handeln, in der unerforschlichen Art, in der er den Menschen lenkt oder bestimmte Dinge durch sein Gesetz zur Pflicht gemacht hat.
In der Offenbarung hat er sich selber über sein Wissen geäußert.

- er hat Eigenschaften, die Probleme aufwerfen, wenn sie zu menschlich werden.

Es gibt bei den Muslimen keine Lehrautorität! Der Konsens der Religionsgelehrten - vergleichbar mit den christlichen Konzilien - hat sich immer auf juristische Feststellungen, Grundsatzurteile beschränkt.
das heißt in dem Koran:

"Sag: er ist Gott, ein Einziger/ Gott, durch und durch,
er hat weder gezeugt, noch ist er selber gezeugt worden.
Und keiner ist ebenbürtig."

Muhammad ist Heilsbringer nur im Sinne der Information.

Es gibt kein Sakrament - keine Kultbilder,
keine Kirchenmusik -
Gott ist tranzendent,

Gott ist im Islam kein Depot,
er kann zwar über den Menschen verfügen, aber er tut dies im Sinne der Sorge. Er lenkt den Menschen, aber dieser empfindet sich deswegen nicht willenlos.

Die Liebe im Islam zu Gott, drückt eine Frau aus dem 8. Jahrhundert unserer Zeitrechnung aus der irakischen Stadt Basra so aus:

" Auf zwiefache Weise liebe ich Dich: in selbstischer Hingabe oder weil Du dessen wert bist.
Selbstische Hingabe heißt, daß ich aufgehe
im Gedenken an Dich, fern von allem außer Dir.
(Liebe) aber, die Deiner Wert ist, heißt,
daß Du die Schleier hebst, so daß ich Dich schaue.
Weder das eine noch das andere ist mein Verdienst;
für beides gehört Dir aller Preis."

widergegeben nach Josef van Ess.


 Enigma antwortete am 20.01.07 (09:34):

Hallo lola,

ich gehe mal nur auf Deinen letzten Absatz ein .

Hier ist auch eine “Liebeserklärung” einer Frau, einer “Braut” (der Seele), die mit ihrem “Bräutigam” (Christus) spricht.
Ist es nicht erstaunlich, wie sich die Texte gleichen?
(....)

"10. O eile, meines Herzens Pein zu enden,
Denn niemand lindert sie als du allein. –
Auf dich soll meiner Augen Blick sich wenden;
Denn einzig du kannst Leuchte für sie sein;
Nur dir, dir ganz allein will ich sie weih’n.
11. Eil’, deine Gegenwart mir zu enthüllen,
Laß mich vom Anblick deiner Schönheit sterben;
Denn sieh, mein Liebesschmerz ist nur zu stillen,
Wenn du den dichten Schleier hebst, den herben,
Und mich den Anblick läßt deiner Gestalt erwerben."
(....)

Was sagst Du dazu?

Wen es interessiert, der Internet-Tipp erschließt den Text!

Internet-Tipp: https://www.deutsche-liebeslyrik.de/gottesli/johan1.htm


 pilli antwortete am 20.01.07 (11:34):

ich habe gleich gestöbert in den christlichen lyrik-zeilen die sich einer beschreibung der liebe zu Gott annähern und fand dort die

"Mechthild von Magdeburg (1210-1283)

19. Gott liebkost mit der Seele in sechs Dingen

Du bist mein Lagerkissen,
Mein Minnebett,
Meine heimlichste Ruhe,
Meine tiefste Sehnsucht,
Meine höchste Herrlichkeit.
Du bist eine Lust meiner Gottheit,
Ein Trost meiner Menschheit,
Ein Bach meiner Hitze."

mehr zu:

"Gertrud die Große von Helfta (1256 – 1302), deutsche Nonne, Mystikerin und asketische Schriftstellerin", die im link von dir Enigma ebenso zitiert ist, bietet der textauszug aus (https://www.philos-website.de/)zur "Berufungsvision" von Gertrud:

"Der Abgrund der unerschöpflichen Weisheit ruft den Abgrund der bewundernswürdigen Allmacht [nach Ps. 42,8], sie rühmen die wunderbare Güte, aus der seine überströmende Barmherzigkeit in das tiefe Tal meines Elends geflossen ist.

Es war am 27. Januar, dem Montag vor dem Fest der Reinigung deiner allerreinsten Mutter Maria, in meinem 26. Lebensjahr. Die Dämmerung brach herein, denn es war die begehrte Stunde nach der Komplet.

Du Wahrheit, du Gott, der du leuchtender bist als jedes Licht, tiefer als jedes Geheimnis, du hattest beschlossen, die Nacht meiner Finsternis zu erhellen. Du begannst einschmeichelnd und sanft. Du hast den Sturm gestillt, den du im Monat vorher — es war zu Beginn der Adventszeit — in meinem Herzen erregt hattest. Heute glaube ich, du wolltest mit dieser Verwirrung meine bisherige Beschäftigung — ich hatte mit dem Einsatz aller Kräfte studiert, war mehr als wißbegierig, und meine geistige Überheblichkeit glich fast einem Turm zu Babel —, du wolltest sie zu dem führen, was sie in Wahrheit war: nichts. Ich habe also nutzlos das Ordensgewand getragen, mich sinnlos Nonne genannt. Du hast den Weg gefunden, mir dein Heil zu zeigen [Ps. 50,23].

Ich stand in jener Stunde im Schlafsaal und erhob gerade den Kopf wieder — gemäß der Ordensregel hatte ich eine ältere Schwester gegrüßt —, da sah ich an meiner Seite einen liebenswürdigen zartgliedrigen, etwa 16jährigen jungen Mann stehen von schöner Gestalt, wie er damals für meine äußeren Augen wünschenswert gewesen wäre und ihnen gefallen hätte. Mit strahlendem Gesicht und milden Worten sprach er zu mir: »Bald wird dein Heil kommen [Jes. 56,1]. Warum verzehrst du dich in Trauer? Hast du nicht einen Ratgeber, da der Schmerz dich verändert hat?« [Mich. 4,9; Responsorium des 2. Adventssonntages.] Während er so zu mir sprach, da war es mir, als sei ich im Chor, in jener Ecke, in der ich mehr mechanisch mein Gebet zu verrichten pflegte, und ich hörte die Worte: »Ich erlöse dich und ich werde dich retten, fürchte dich nicht [nach Ps. 7,2]«.

fortsetzung

Internet-Tipp: https://www.philos-website.de/index_g.htm?autoren/al_halladsch_g.htm~main2


 pilli antwortete am 20.01.07 (11:34):

Während ich dies hörte, sah ich, wie seine zarte rechte Hand die meine nahm, wie um das Versprechen zu bekräftigen, und er fügte hinzu: »Mit meinen Feinden hast du die Erde geleckt [Ps. 72,2] und Honig unter Dornen geleckt. Kehre endlich zu mir zurück, und ich werde dich trunken machen durch den Strom meiner göttlichen Wonne«. [Ps. 36,9.]

Als er dies zu mir sagte, sah ich mich um. Ich bemerkte zwischen ihm und mir — ihm zur Rechten und mir zur Linken — einen unendlich langen Zaun. Auf den Spitzen dieses Zaunes war eine so dichte Masse von Dornen aufgehäuft, daß sich für mich nirgends ein Durchgang öffnete, durch den ich hätte zu dem jungen Mann zurückkehren können. Da stand ich zögernd, vor Sehnsucht brennend und fast vergehend. Plötzlich ergriff er mich ohne jede Schwierigkeit, erhob mich in die Höhe und stellte mich neben sich. In der Hand, aus der ich das Versprechen empfing, erkannte ich die heiligen Male der Wunden, wodurch die Handschriften aller ausgetilgt wurden [Kol. 2,14]. Ich lobe und preise deine weise Barmherzigkeit, und ich sage Dank, und ich bete an deine barmherzige Weisheit: Du, mein Schöpfer und Erlöser, hast so meinen widerspenstigen Nacken unter dein sanftes Joch [Mt. 11,30] gebeugt und du hast meiner Schwäche entsprechend einen angemessenen Trank des Heils bereitet."

S.134f. Aus: Mystische Texte des Mittelalters. Ausgewählt und herausgegeben von Johanna Lanczkowski
Reclams Universalbibliothek Nr. 8456 . © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

....

die verzauberung, von der frauen...hüben wie drüben...durch die jahrhunderte weg berichten, kann sie inbrünstiger geschildert werden?

:-)


 Medea. antwortete am 20.01.07 (17:10):

Mich begeistert immer wieder das Hohelied Salomons:

Er küßte mich mit dem Kusse seines Mundes, denn deine Liebe ist lieblicher als Wein; es riechen deine Salben so köstlich, dein Name ist eine ausgeschüttete Salbe, darum lieben dich die Jungfrauen.
......Siehe meine Freundin, du bist schön! Siehe, schön bist du! Deine Augen sind wie Taubenaugen zwischen deinen Zöpfen. Dein Haar ist wie eine Herde Ziegen, die gelagert sind am Berge Gilead herab.
Deine Zähne sind wie eine Herde Schafe mit beschnittener Wolle, die aus der Schwemme kommen, die allzumal Zwillinge haben, und es fehlt keiner unter ihnen.

Deine Lippen sind wie eine scharlachfarbene Schnur und deine Rede lieblich. Deine Wangen sind wie der Ritz am Gratnatapfel zwischen deinen Zöpfen.
Dein Hals ist wie der Turm Davids, mit Brustwehr gebaut, daran tausend Schilde hangen und allerlei Waffen der Starken.
Deine Brüste sind wie zwei junge Rehzwillinge, die unter den Rosen weiden.
Bis der Tag kühl wird und die Schatten weichen, will ich zum Myrrhenberge gehen und zum Weihrauchhügel.
Du bist allerdings schön, meine Freundin und ist kein Flecken an dir.


 lola antwortete am 21.01.07 (16:37):

Ja, wenn man sich etwas mehr mit der Mystik des Islam beschäftigt, dann scheint es uns so,daß die Liebe stark im Vordergrund steht!
Und doch ist sie keine Liebe zwischen gleichwertigen Partnern, sondern eine Liebe, in dem einer der Partner - nämlich Gott - sich allmächtig ganz an die Stelle des anderen setzt.
Für den Menschen bedeutet sie da also nicht das "Einswerden sondern das Entwerden, Erfüllung im Sinne der Entpersönlichung."
Letztlich schwingt unübersehbar in dieser Liebe das Element der Unterwerfung mit!

Das aber wiederum entspricht nicht unserer Meinung von der Liebe!?

das denkt Ihr bestimmt genau wie die Lola.


 Enigma antwortete am 23.01.07 (08:53):

Hallo lola,

womit hast Du denn nun ein Problem?
Mit den lyrischen Bekenntnissen der Liebe zu Gott, die wir hier eingestellt haben oder damit, ob und unter welchen Bedingungen solche Bekenntnisse auch gelebt wurden?

Aber bei Deiner Toleranz halte ich es doch für selbstverständlich, dass Du da jedem die Entscheidung selbst überläßt!
;-)

Noch ein Beispiel gefällig??

Aus:
Khalil Gibran, Der Prophet
Die Reden des Propheten


Von der Liebe

Da sagte Almitra: Sprich uns von der Liebe.
Und er hob den Kopf und sah auf die Menschen, und es kam eine Stille über sie Und mit lauter Stimme sagte er:


Wenn die Liebe winkt

Wenn die Liebe winkt, folge ihr, sind ihre Wege auch schwer und steil.
Und wenn ihre Flügel Dich umhüllen, gib Dich ihr hin,
Auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert Dich verwunden kann.
Und wenn sie zu Dir spricht, glaube an sie,
Auch wenn ihre Stimme Deine Träume zerschmettern kann
wie der Nordwind den Garten verwüstet.
Denn so, wie die Liebe Dich krönt, kreuzigt sie Dich.
So wie sie Dich wachsen läßt, beschneidet sie Dich.
So wie sie emporsteigt zu Höhen
und die zartesten Zweige liebkost, die in der Sonne zittern,
steigt sie hinab zu Deinen Wurzeln
und erschüttert sie in ihrer Erdgebundenheit.
Wie Korngaben sammelt sie Dich um sich.
Sie drischt Dich, um Dich nackt zu machen.
Sie siebt Dich, um Dich von Deiner Spreu zu befreien.
Sie mahlt Dich, bis Du weiß bist. Sie knetet Dich, bis Du geschmeidig bist,
und dann weiht sie Dich ihrem heiligen Feuer,
damit du heiliges Brot wirst für Gottes heiliges Mahl.
All dies wird die Liebe mit Dir machen,
damit Du die Geheimnisse Deines Herzens kennenlernst,
und in diesem Wissen ein Teil vom Herzen des Lebens wirst.
Aber wenn Du in Deiner Angst nur die Ruhe und die Lust der Liebe suchst,
dann ist es besser für Dich, Deine Nacktheit zu bedecken
Und vom Dreschboden der Liebe zu gehen.
In der Welt der Jahreszeiten, wo Du lachen wirst,
aber nicht Dein ganzes Lachen-
und weinen - aber nicht all Deine Tränen.
Liebe besitzt nicht noch lässt sie besitzen, denn die Liebe genügt der Liebe.
Wenn Du liebst, sollst Du nicht sagen: Gott ist in meinem Herzen,
sondern: Ich bin in Gottes Herzen.
Und glaube nicht, Du kannst den Lauf der Liebe lenken,
denn die Liebe, wenn sie Dich für würdig hält, lenkt Deinen Lauf.
Liebe hat keinen anderen Wunsch als sich zu erfüllen.
Aber wenn Du liebst und Wünsche haben musst,
solltest Du Dir dies wünschen:
Zu schmelzen und wie ein plätschernder Bach zu sein,
der seine Melodie der Nacht singt.
Den Schmerz allzu vieler Zärtlichkeiten zu kennen.
Vom eigenen Verstehen der Liebe verwundert zu sein
und willig und freudig zu bluten.
Bei der Morgenröte mit beflügeltem Herzen zu erwachen und für
einen weiteren Tag des Liebens Dank zu sagen.
Zur Mittagszeit zu ruhen und über die Verzückung der Liebe
nachzusinnen.
Am Abend mit Dankbarkeit heimzukehren und dann einzuschlafen
Mit einem Gebet für die Geliebte im Herzen
und einem Lobgesang auf den Lippen.

(Khalil Gibhran)

Internet-Tipp: https://www.i-bahmueller.de/xprophet/#Von%20der%20Liebe


 lola antwortete am 23.01.07 (13:56):

Hallo, enigma,

Rührend: Du machst Dir Sorgen, ob ich Probleme habe und dazu noch, womit ich "Probleme habe"??? Rührend!

So eine Fürsorglichkeit! Ne - das kann ich ja gar nicht annehmen!

Aber nun pass mal schön auf, was ich Dir hier jetzt nun mitteile:
Durch diese vielen Probleme, die die Muslime mit uns und wir(???) mit den Muslimen haben, darum beschäftigt es mich, ich möchte Genaueres wissen! Nur - ausnahmslos darum - holte ich mir das mich aufklärende Büchlein von Hans Küng und Josef van Ess - einem Islamwissenschaftler!
Da ich mir denke, daß es auch hier im Forum einige gibt, die so gut wie gar nichts über die reale Situation der Muslims wissen, darum berichte ich Euch die neu erfahrenen und mir äußert wichtig scheinenden Darstellungen - und da sind noch einige, die uns etwas mehr Klarheit und Verständnis bieten. Ist es nicht eine wesentliche Voraussetzung einem Frieden mit den Muslims näher zu kommen, wenn wir wenigstens ein bißchen wissen, worum es wirklich geht, welche Glaubensvoraussetzungen die Muslims im Gegensatz zu uns Christen zu verarbeiten haben!

Wenn Du dieses - mein Interesse - als "mein Problem" ansiehst, dann kennst Du es nun!?

Lola.


 lola antwortete am 23.01.07 (21:24):

Hallo, Enigma,

Ich sehe gerade im Fernsehen - Programm: Arte - eine Aufnahme des Prozesses gegen Saddam Hussein!
Du, wenn man nun einiges weiß über das, was dort üblich war, dann versteht man doch alles wesentlich besser!

Und das ist der Grund meiner Auseinandersetzung mit dem Islam!

Lola!


 Medea. antwortete am 24.01.07 (07:53):

Hallo Iola,

ich verstehe sehr gut, daß Du Dich nach vielen Seiten hin informierst, das tue ich auch. Ich gebe Dir mal einige Buchempfehlungen:
Terror in Allahs Namen - von Peter Heine,
Muslime in Deutschland - Ursula Spuler-Stegemann
Gott ist mit den Furchtlosen - Katajun Amirpur
Der Islam - Alltagskonflikte und Lösungen - Mathias Rohe
Feindbild Christentum im Islam - Ursula Spuler-Stegemann
Abschied von Multikulti - Stefan Luft
Islamistische Terroristen - Mark A. Gabriel, ehemals
Professor an der Al-Azhar Universität in Kairo,
Ausländerpolitik in Deutschland - Stefan Luft
Deutschland - die überstrapazierte Nation - Hans-Hermann Gockel

alles seriöse Bücher, die nicht im Verdacht stehen, in populistischer Weise zu agieren.

Annemarie Schimmel sollte nicht vergessen werden, die die blumenreiche Lyrik und die sinnverwirrende Poesie des Islam und des osmanischen Reiches wiederauferstehen läßt.


 lola antwortete am 25.01.07 (11:04):

Hallo, Medea,

Danke für Deine vielen sicherlich sehr aufschlußreichen Hinweise!
Ich bin zunächst noch - und das für länger - bei meiner Auswahl:
Hans Küng, Josef van Ess
"Christentum und Weltreligionen
Islam"

aus dem Piperverlag ISBN-13; 978-3-492-21908-2
Falls Du auch daran Interesse hast!

Die Zusammenhänge, die dort dargestellt werden empfinde ich als sehr aufschlußreich!

Aber - vielen Dank für Deine Angebote!

Gruß von lola.


 lola antwortete am 25.01.07 (16:20):

Hallo, Medea,
Bevor ich mich tiefer mit irgendeiner islamischen Mystik befasse, bleibe ich erst noch einmal mehr bei den islamischen Sitten und Gebräuchen, die m.E. wichtig sind, um überhaupt zu verstehen, was da gesagt und gemeint ist!

So stoße ich zunächst auf die sozialen Verhältnisse im Islam,die dort keineswegs revolutionär sind!
So zweifelt aus religiösen Gründen heraus kein muslimischer Jurist an der Sinnhaftigkeit der Sklaverei.

Auch die Benachteiligung der Frauen vom Gesetz her,
- die Familie in der Mittelmeerwelt hat traditionel eine patriarchalische Struktur:
Der Fortbestand der Familie wird primär von den männlichen Nachkommen bestimmt.

Erst im 20. Jahrh. - durch wachsenden europäischen Einfluss wurden problematisch gewordene Punkte im Eherecht neu formuliert.
Die Polygamie ist im Islam ausnahmslos nur ein Vorrecht de Mannes!
Die Stellung der Frauen ist von äußeren Umständen abhängig und somit nicht allgemein geregelt!
So ist die Situation
- der Sesshaften anders als die der Nomaden
- der bäuerlichen Frauen anders als die der aus städtischem und bürgerlichem, gar aus industriellem Milieu.

Darüber hinaus unterscheiden sich die Stellungen der Frauen in unterschiedlichen Bezirken.
Z.B. sind in der Türkei und in Ägypten weitaus mehr Frauen im Lehrkörper einer Universität beschäftigt und genießen eine entsprechende Anerkennung!

Der Schleier auch hat im Islam gar nicht mehr die Stellung.
In den Südostasiatischem Islam kennt man den Schleier nicht.
In Indonesien und Malysia etc. leben mehr als dreimal so viele Muslime wie im ganzen arabischen Raum zusammen.
Das zeigt, daß der Koran nicht leicht überall gleich verstanden und durchgehalten werden kann.
Die Emanzipation in unserem Sinne ist dort ein Phänomen der städtischen Kleinfamilie und in der industriellen Gesellschaft. In dem hergebrachten orientalischen Milieu befreit sich die Frau nicht gegenüber dem Mann, sondern gegenüber der Schwiegermutter.

Ihr seht, in dieser gegenwärtigen Lebenssituation ist noch derartig viel zu klären und zu bewältigen, da finde ich im Moment noch keine Möglichkeiten, selber Verständnis aufzubringen!

Ich habe noch viel zu tun, bevor ich mich mit der Mystik oder anderen Ausdrucksmöglichkeiten von diesem oder jenem dort auseinandersetzen kann!?

Bis bald
Gruß von lola.


 Medea. antwortete am 25.01.07 (17:25):

Hallo Iola,

ich finde auch, daß die orientalische Mystik und die Märchen aus 1001 Nacht wenig mit dem täglichen realistischen Islam in Zusammenhang zu bringen sind.
Wenn es Deine Zeit erlaubt, sieh einmal bei https://www.ahmadiyya.de herein, das ist eine islamische Gruppierung, die den Koran sehr liberal auslegt, Gewalt ablehnt und Apostaten nicht mit dem Tode bedroht. Sie scheinen aber wenig Gefallen (ähnlich wie die Alewiten) bei den hartlinern des Islam zu finden.


 schorsch antwortete am 26.01.07 (10:02):

Medea, die orientalische Mystik und die Märchen aus 1001 Nacht haben aber sehr viel mit der Entstehung der Bibel zutun.....


 lola antwortete am 27.01.07 (10:17):

Mir ist es doch wichtig, hier noch etwas zur Stellung der Frauen im Islam zu sagen!
Küng schreibt, daß der Muhammad die Stellung der Frauen durchaus akzeptiert,
also: die Praxis der Polygamie.sowohl wie die Möglichkeit, der einseitigen Verstoßung der Frauen ohne Gerichtsurteil - sprich: ohne weitere Versorgung! durchzuführen.

Muhammad selber lebte zunächst monogam, dann aber besaß er das Dreifache an Frauen, was der Koran gewöhnlichen Sterblichen erlaubte, und hatte zusätzlich noch weitere Konkubinen.
Diese Situation kann der Würde der Frauen nicht gerecht werden!

Allerdings sind die Frauen des Islam auch nicht alle brav untergeordnet!
Z.B. habe ich über die Marrokkanerin Fatima Mernissi eine Arbeit gemacht! Sie war im Harem geboren. Aber sowohl ihre Mutter als auch ihre Großmutter unterstützten sie in ihrem Ziel freier zu leben! So gelang es ihr, nicht nur an der Universität zu studieren, sondern sie erreichte es sogar als Professorin in Rabat sich darzustellen. Auch war sie einige Zeit in der USA, zur Weiterbildung in ihrem Fach.
Ich habe sie selber an der Buchmesse in Frankfurt kennen gelernt, als dort die Araber als Ehrengäste geladen waren.
Viele Bücher aus dem Libanon etc. etc. und natürlich auch von Fatima Mernissi berichten über die ursprüngliche Situation der Frauen und auch über das aktive Bemühen der dort lebenden Frauen, sich zu emanzipieren.
Wenn man einige Bücher von diesen Araberinnen gelesen hat, dann weiß man, wie stark sie sind, wie sie einst zu leiden hatten, aber wie sie sich heute aktiv zu Wort melden!

Das Wort "Kismet" ist wohl mehr aus den herrlichen Werken des Karl May, aber diese sind eben kein wirklicher Einblick in das reale dortige Leben.

Ich bleibe am Ball und berichte das, was mir wichtig erscheint!
Aber, ich empfehle sehr von der Fatima Mernissi das Buch: "Frauen im Wandel der islamischen Welt,- Die vergessene Macht" zu lesen!
Es bietet unbedingt Einblick in das Leben der Frauen des Islam, wenn natürlich auch nur aus diesem Bezirk, in anderen muslimischen Bereichen wird es wohl soweit noch nicht sein!?

Seid alle gegrüßt von lola.