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THEMA:   Westfalen-Nordrhein

 24 Antwort(en).

Literaturfreund begann die Diskussion am 25.08.06 (22:45) :

Oder?
Nordrhein-Westfalen..?

60. Geburtstag?

Und das Land Lippe wird vergessen, das von den Engländern mit eingebunden wurde in NRW, wenn auch nicht sprachlich, aber wappenmäßig-symbolisch..!
Wie? Tja - kann jeder im Landeswappen sehen. S. URL.

Ich biete hier - nach einer Senioren-Club-Lesung "Wallhecken, Johanniskraut, Martinsofen, Grubenpferd ..." - zu dem Stichwort "Westfalen-Nordrhein" eben mehr Westfälisches; wer Lust hat, kann ja zu den Autoren Stellung nehmen - und selber andere Texte bieten - zum Jubiläum:

Wer schrieb:

Der Theologe
(Münster, Juni 1890)

Wir saßen stets auf einer Bank zusammen,
Und schrieben treulich voneinander ab,
Gleichzeitig sengten uns die Liebesflammen,
Gleichzeitig sank der Liebestraum ins Grab;
Wir teilten Bude, Geld und Taschentücher
Und logen füreinander in der Not,
Wenn uns für Kneiperei und Ketzerbücher
Der Karzer oder das Konsil gedroht –
Stets:, hab' ich deinen stolzen Geist verehrt,
Auch heut noch bist du mir bewundernswert.

»Gymnasium, du Seelenfolterzelle!«
So fluchtest du. »Nur noch ein halbes Jahr,
Dann schäumt um mich die bunte Lebenswelle,
Kühn tret' ich an der Freiheit Hochaltar,
Und jauchzend werf ich in das Freudenfeuer
Die Kette der erzwungnen Heuchelei,
Dann fest gepackt des Lebenskahnes Steuer,
Das Segel los, und frei bin ich, bin frei!« -
Begeistert hab' ich oft dir zugehört,
Auch heut noch bist du mir bewundernswert.

Wie bleich warst du, wie knirschten deine Zähne,
Wenn vor den Beichtstuhl uns der Schulzwang stieß,
Wie schwoll am Hals dir Aderstrang und Sehne,
Wenn dich der Lehrer Lump und Lümmel hieß –
Die Kette riß, es kam die Freiheitsstunde,
Du sangst das Hohelied vom Mannesruhm,
Und feurig sprachst du in der Freunde Runde
Von Wahrheit, Licht und freiem Menschentum; -
Begeistert habe ich dir zugehört,
Auch heut noch bist du mir bewundernswert.

Und gestern hast du dein Primiz gelesen,
Woher kam dir so plötzlich der Beruf?
Kein Paulusruf von oben ist's gewesen,
Der aus dem Spötter einen Priester schuf;
Dein Ohm ist Bischof - eine fette Pfründe,
Die Arbeitsscheu und freies Studium,
Dafür vergißt man Kampf mit Lug und Sünde
Und lächelt über freies Menschentum –
Wie hab' ich deinen freien Geist verehrt,
Auch heut noch bist du mir bewundernswert.

Internet-Tipp: https://www.knoop.de/_borders/NRW-Wappen.jpg


 Marina antwortete am 26.08.06 (17:25):

Literaturfreund, ich weiß es leider nicht, obwohl mir das Gedicht sehr gut gefällt. Vielleicht weiß es Enigma? Die ist sowieso in Lyrik bewanderter als ich. :-)

Von wem ist denn dieses Gedicht hier?

Ich glaub nicht an den Himmel,
Wovon das Pfäfflein spricht;
Ich glaub nur an dein Auge,
Das ist mein Himmelslicht.

Ich glaub nicht an den Herrgott,
Wovon das Pfäfflein spricht;
Ich glaub nur an dein Herze,
'nen andern Gott hab ich nicht.

Ich glaub nicht an den Bösen,
An Höll und Höllenschmerz;
Ich glaub nur an dein Auge,
Und an dein böses Herz.


So wie ich dich kenne, Literaturfreund, ist das für dich eine der leichtesten Übungen. :-)


 Marina antwortete am 26.08.06 (23:02):

Lieber Literaturfreund, mir ist gerade aufgefallen, dass du die letzte Strophe persönlich nehmen könntest. Das war wirklich nicht so gemeint, entschuldige, wenn das missverständlich war.
Ich hatte das Gedicht nur eingestellt, weil es sich auch mit Gott und den "Pfaffen" beschäftigt, ähnlich wie deins.
Also glaub mir bitte, dass es ein Missverständnis wäre, wenn du meinen würdest, ich hätte dich mit diesem Gedicht gemeint. Inzwischen habe ich festgestellt, dass hier manches ganz anders aufgefasst wird, als es gemeint ist und dass kleine Scherze als "Schmähkritiken" (in einer anderen Diskussion) oder ähnliches aufgefasst werden. Ich hoffe, du bist mir jetzt nicht böse wegen dieses Gedichtes. Es sollte wirklich keine "Schmähung" gegen dich sein. :-)


 Literaturfreund antwortete am 27.08.06 (01:14):

No, nein, nein, wirklich nicht, Marina!
(Tippen hier so viele Mimöschen, im ST...?)

Aber ich musste erst - nachdem ich von der Geburtstagsfeier bei Tobias (19 J.!) heimkehrte, überlegen und lieber nachkucken, als mich blamieren:
Ja, der hier ist wahrlich auch Rheinländer: Heinrich Heine (in: Nachgelesene Gedichte 1812 - 1827)

*
"Mein" Westfale war Hermann Löns; der hat als kritischer, dann als grüner Bursche umwerfend gedichtet!

Hermann Löns (1866-1914):
Die Wallfahrt nach Cevelaar
- Münster, Mai 1890 -

Der alte Pfarrer von Dusterbusch
Ein frommer Priester war,
Als „ceterum censeo“ predigte er:
»Geht, Kinder, nach Cevelaar!

Macht reuig und büßend die Fahrt ihr mit
Zum heiligen Wallfahrtsort,
So nimmt von eurem Kücken auch
Gottvater die Sünden fort.« -

Der alte Pfarrer von Dusterbusch
Im Beichtstuhl Beichte hört:
Nun, liebes Kind, was zögerst du,
Was stockst du so verstört? -

Hochwürden, von allen Sünden mein
Tut keine mir so leid,
Als daß ich fuhr nach Cevelaar,
Aufrichtig es mich gereut. —

O liebes Kind, nicht sündhaft ist
Die heilige Prozession,
Gott nimmt dir dafür die Sündenlast,
Ich geb' dir die Absolution.

Vom Beichtstuhl weg die Kleine geht,
Ihr Auge traurig blickt:
Ach, nähme auch Gott die Last von mir,
Die unterm Herzen mich drückt! -

Eine zweite, dritte, vierte kommt,
Eine fünfte, sechste gar,
Sie alle beichten zerknirschungsvoll:
Ich fuhr nach Cevelaar!

Der Pfarrer stutzt und inquiriert,
Was eigentlich dort passiert –
„Saptenti sat“ - ein Realist
Hät's breiter ausgeführt.

Der alte Pfarrer von Dusterbusch
Ein frommer Priester war,
Nie sprach er von der Kanzel mehr:
Geht, Kinder, nach Cevelaar!
*
Das erinnert natürlich an Heines "Wallfahrt nach Kevelaer"!

URL: Das Kevelaerer Gnadenbild

Internet-Tipp: https://bedevaartweb.com/kevelaerb.jpg


 Enigma antwortete am 27.08.06 (09:43):

Guten Morgen,

ich hatte tatsächlich kurz an Löns gedach, war mir aber absolut nicht sicher.
Bei Heinrich Heine schon eher. :-))

Auf wen spielt denn Löns an in dem Gedicht? Weiß das jemand? Wen hat er verehrt und spottet etwas über die “Berufung” des Schulfreundes? Löns hat ist ja auch Jahre in Münster zur Schule gegangen und hat dort Abitur gemacht.

Etwas einbringen zu Westfalen? Etwas Typisches?

Vor vielen Jahren habe ich mich immer amüsiert über Anekdoten über den “Tollen Bomberg”, der ja eigentlich Gisbert von Romberg hieß und auf Schloß Buldern lebte.
Durch seine tollen Streiche, teils vielleicht wahr, teils wahrscheinlich auch erfunden, hat er sich einen Namen gemacht.
Und besonders wurde er einem breiten Publikum bekannt durch den Schelmenroman von Josef Winckler.

Baron von Romberg hatte nicht viel "mit dem Adel am Hut", wie wir heute sagen würden. Er stand meist mehr auf der Seite des einfachen Volkes und verspottete den Adels-Stand häufig und gerne.

Fortsetzung!


 Enigma antwortete am 27.08.06 (09:49):

Fortsetzung!


Ein schönes Beispiel ist die folgende Anekdote:

Die Lektion an den Hochmut des westfälischen Adels
Im westfälischen Landtag erregte der Graf Golen einen großen Tumult unter dem Volk mit seinem berühmten Ausspruch:
“ Der westfälische Adel steigt nicht ins Volk herab!”
Am folgenden Morgen hielt der Baron Bomberg mit seinem sechsspännigen Landauer und wehenden Federbüschen vor einem Friseurladen auf der Hauptstraße in Münster. Er selbst saß in einem prächtigen gelben Gewand neben seinem Diener auf dem Kutschbock. Dieser sprang herunter und holte den Barbier, der den Baron auf offener Straße auf seinem Kutschbock rasierte.
Im nu war die Straße voller Leute, die sich bogen vor Lachen. Als der Barbier seine Arbeit beendet hatte, ließ der Tolle Bomberg erhobenen Hauptes, zwei Münzen in die Schürze des Lehrjungen fallen. Sein Diener schmetterte einen Tusch auf seinem Krummhorn und erklärte mit feierlicher Miene;
“Der westfälische Adel steigt nicht ins Volk herab!”
unter viel Gelächter donnerte die Kutsche davon.

Sehr schön ist aber auch die Geschichte über die Bahnstation von Buldern. Die könnt Ihr bei Interesse auch lesen - she. Internet-Tipp!

Internet-Tipp: https://www.kiekin.de/leute/sagen/bomberg/bomberg.htm#adel


 Literaturfreund antwortete am 27.08.06 (12:34):

Von der Droste-Hülshoff kann man fast alles im Internet lesen. - Enigma – Dank für diese Adresse, mit diesem „ersten Gedicht“ der Gräfin:

https://www.kiekin.de/leute/annette/ersteged/ersteged.htm

*
Hier & heute:

Wilhelm Vershofen:
Zwischen Ruhr und Lippe

Hinaus glitt unser Schiff ins weite Land,
Auf dem der Dämm’rung Schleier lagen;
Und nah und weit begann der Öfen Brand
rotglühend in die Nacht zu schlagen.

Den Horizont nur säumte bleiches Licht,
hinein die schwarzen Schlote stiegen,
Rauchwolken sanken langsam, Schicht um Schicht,
und blieben stickend an der Erde liegen -

Und rascher schien der Räder Wechselspiel
auf hohem Förderstuhl zu sausen,
und lauter an des schnellen Schiffes Kiel
begann die bunte Flut zu brausen:

Kein Ohr vernahm der Abendglocke Klang,
kein Bleichbemühter durfte Atem holen,
nur der Triumph der steten Arbeit sang,
und aus den Schächten quoll die Kraft der Kohlen.
*
Etwa 1924. Aus: Die Rote Erde. Von Wilhelm Uhlmann-Bixterheide. Verlag Weidlich. (S. 286f.)
Vershofen (1878 - 1958 ), Rheinländer wie Jakob Kneip und Josef Winckler, ein Wirtschaftwissenschaftler und Lyriker und Erzähler; seine Romane (z. B „Poggeburg“ 1934), wurden von meiner Münsteraner Lehrerin, Frau Prof. Renate von Heydebrand, als „eindruckvolle Bilder Westfalens“ beschrieben. (Ich lerne ihn jetzt erst als Lyriker kennen, der genau meinen Lebensraum hier zwischen der unteren Ruhr und der sich öffnenden westfälischen Landschaft an der Lippe und Ems beschrieben hat, vor 1930.


 Literaturfreund antwortete am 28.08.06 (10:04):

Einer unjser leblenden Atuoren, an Ruhr und Emscherund Ems:
JOSEF REDING: Der Automat und der Tramp

Er kannte die Stadt. Sechzig Trampjahre hatten Philip C. Lowell gelehrt, was eine Stadt ist. Ein Paradies, solange die Dollarnoten in der Tasche knisterten. Ein höllischer Asphaltdschungel, der eitlen erbarmungslos krepieren ließ, sobald kein Nickel mehr klimperte und man nichts anderes mehr am Leibe trug als einen dreimal abgetragenen Anzug, das Almosen eines Baptistenpredigers. Am Leib, das ist verdammt nicht das Schlimmste, aber innen! Drei Tage lang nichts anderes als dieses brackige Leitungswasser von der Bahnhofstoilette! Wenn man wenigstens noch betteln könnte! Aber hab' mir diesen Weg ja selbst verbaut. Ist ja auch 'ne Idiotie, 'nein Jungen im Drugstore beim Untergrundschacht die Geldtasche wegreißen zu wollen! Pah, vor drei Tagen! - Der Trampgreis hustete hart, spuckte Blut in einen Stofffetzen. - Bei Gott, ist nichts für 'nen alten Mann. Der scharfe Hunger und die Nachtkälte, jetzt, und das verfluchte Gehetztsein in dieser dreckigen City. - Und wieder der Bluthusten! - Fängst schon wieder an, deinen Lebenssaft zu verlieren, Philip! Warum hast du dich reinlocken lassen in diese Steinwüste? In ein paar Stunden gehst du hier ein wie 'ne Ratte, bei irgend'nem Müllkasten. Bist selber nur noch 'ne Schaufel Müll! Verflucht, hör auf! - Der Tramp stemmte sich mühsam an der Abfalltonne hoch. Noch ist's nicht aus mit dir, Philip! Du musst bloß hier raus! Fünf Meilen nach Westen, dann siehst du die erste Farm! Reiß dich zusammen, old fellow! - Der Alte keuchte und ein Zucken unendlicher Anstrengungen lief über das dichtstoppelige Gesicht des Tramps. Dann stand er: Doch als hätte ihn ein elektrischer Schlag getroffen, drehte er sich blitzschnell wieder herum und starrte auf den Fleck, auf dem er eben gesessen hatte. Das Klingeln da, das war doch -! Und fast zärtlich nahm er den Halbdollar, auf dem er die ganze Zeit gelagert hatte, in das orangene Licht, das von irgendeiner Reklame in diesem Hinterhof sickerte. Fünfzig Cents! Das ist Nahrung. Das heißt neue Kraft. Leben! - Und ich Dussel hab' da draufgehockt!
Der Alte stolperte die nächtliche Straßenschlucht hinunter.
(...)
[Nein, keine Geschichte aus dem Ruhrgebiet; auf den ersten Blick...
Der Text ist ein bisschen zu lang, für das Eingabefenster...; wen er interessiert, s. u.!)

*
(Quelle: JOSEF REDING: Nennt mich nicht Nigger.Kurzgeschichten aus zwei Jahrzehnten, Würzburg 1995)

*
Die Geschichte des Dortmunder Autors, der hier im Grenzbereich Ruhr/Westfalen lebt, war Prüfungsthema in Bayern an Realschulen:

URL.: Hier der ganze Text - und, was Lehrer so als Anforderungen stellen.

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/fucP9VtZr


 Enigma antwortete am 28.08.06 (10:45):

Ja, den Josef Reding kenne ich noch von früher her; er war ja auch Kinder- oder Jugendbuchautor.

Aber ich komme noch nicht weg von Münster und seinen Originalen, wie z.B.von Hermann Landois, der eine weitere interessante Figur in der westfälischen Region war:
Prof. Dr. Hermann Landois, Zoologieprofessor, suspendierter Theologe, Lehrer, Heimatdichter und Original aus dem Münsterland.
Er gründete 1874 den „Westfälischen Zoologischen Garten“ in Münster, dessen Direktor er wurde.
Um weitere Mittel zur Unterhaltung und Erweiterung des Zoos zu bekommen, ließ er sich verschiedene Aktionen einfallen, z.B. auch die Begründung der Theatergruppe „AZG“ (Abendgesellschaft Zoologischer Garten), die durch Aufführungen einiges an Geld zusammenbekam.
Die Theatergruppe soll immer noch existieren und plattdeutsche Stücke spielen.

Aber Prof. Landois ist auch in der Überlieferung als der "unwiese Professor", das Original aus Münster, erhalten geblieben.
Über ihn gibt es eine Anzahl von Anekdoten und Geschichten.
An verrückten Einfällen scheint es ihm nicht gemangelt zu haben und auch nicht an der Bereitschaft, Alkohol zu konsumieren. :-))

Hermann Löns, der sein Schüler war, hat ihn angeblich einmal als „den volkstümlichsten Mann Westfalens“ bezeichnet.
Eine tolle Geschichte von Hermann Landois ist die über die Gründung einer Sprachschule für Hunde. Jedenfalls wird behauptet, dass sie von ihm stammt.
Und da sie mir so gut gefällt, möchte ich sie hier gerne einstellen:

„Die wohl schönste Geschichte von Dr. Hermann Landois ist die Gründung seiner Sprachschule für Hunde.
Davon hatte auch Bauer Schulte-Niehoff gehört, der nun bald ein Gespräch mit Landois suchte. Bei seinem nächsten Treffen in der Stadt mit seinem Jagdhund Tasso, war er denn auch bald nach einer Einkehr in "Stuhlmacher" am Prinzipalmarkt, bei "Lepper`s in Hals" fündig geworden. "Herr Professor" sagte er, "ich wollte mal fragen ob sie meinen Tasso nicht das Sprechen lehren könnten?"
Landois, der den Schulten gut kannte, und auch wusste, wie reich der war, sah den Schulten an und sagte: "Möglich ist das schon, aber das kostet einen Haufen Geld." "Da kommt es nicht drauf an", sagte Schulte Niehoff, "das hab ich bald wieder heraus, wenn der Hund mir immer sagen kann, was auf dem Hof gesprochen wird, wenn ich nicht zu Hause bin."


Fortsetzung!

Weitere Informationen zu Prof. Landois she. Internet-Tipp!

Internet-Tipp: https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Landois


 Marina antwortete am 28.08.06 (10:46):

Danke für die vielen Texte, ihr seid mal wieder oberfleißig. Ich möchte zur Abwechslung aber mal wieder einen Rheinländer einstellen, die liegen mir doch näher als die Westfalen oder „Ruhrländer“. :- ) Und zwar nicht nur Rheinländer, sondern sogar Düsseldorfer, was will man mehr? :-)
Seine „Grotesken“ habe ich ja schon immer geliebt, jetzt habe ich sogar entdeckt, dass er Fabeln geschrieben hat.
Hier ist eine. Ich glaube, ich brauche nicht zu erwähnen, von wem sie ist, oder?


Die Rangierlokomotive und der Prellbock

»Sie sind mir im höchsten Grade unsympathisch, um mich nicht schärfer auszudrücken«, sagte die Rangierlokomotive zum Prellbock.
Es war eine Rangierlokomotive ältester Konstruktion, die nur noch dazu verwandt wurde, auf dem Hauptgüterbahnhof Waggons, die entladen werden sollten, in ein sogenanntes »totes Gleis« zu ziehen, an dessen Ende der Prellbock stand.
»Unsympathisch sind Sie mir«, knirschte sie und rannte absichtlich hart gegen den Prellbock.
»Lassen Sie mich doch, bitte, nicht immer unter Ihrer Unzufriedenheit leiden; ich kann doch nichts dafür, daß man Sie hier auf den Rangierbahnhof gesteckt hat«, meinte der Prellbock gutmütig, »ergeben Sie sich doch in Ihr Schicksal.«
»Ergeben – ergeben – so ein dummes Gewäsch! Man möchte explodieren, wenn man es mit ansehen muß, wie man heute unreifen, unerfahrenen Laffen von Maschinen, kaum der Werkstätte entwachsen, Züge anvertraut. – Einen roten Streifen um den Schornstein und all die anderen Firlefanzereien habe ich nicht – Gott sei Dank, es täte mir leid – ich bin eine solide Person. – Ich, ausgerechnet ich, bin dazu verdammt, blöde ungebildete Güterwagen auf und ab auf diesem idiotischen Gleise zu ziehen. – Veraltet sei ich! Ha – Ha – ha! Ich veraltet! – Und Sie«, fiel sie plötzlich über den Prellbock her, »Sie haben nicht das geringste Verständnis für die Tragik in meinem Leben. – Ihre langweilige Physiognomie immer vor Augen, das geht mir, weiß Gott, auf die Nerven. – Sie sind schuld! Sie versperren mir den Weg in die Welt! Ha, wie würde ich den Herren vom grünen Tisch zeigen, was die veraltete Lokomotive zu leisten vermag; hätte ich nur freie Fahrt vor mir. – Sie – Sie versperren mir den Weg – Sie Reaktionär!! Wenn Sie wüßten, wie ich Sie hasse, vom Grund meiner Seele aus hasse. – Glotzen Sie nicht so dumm!« Sie rannte wütend gegen den Prellbock.
»Immer Ruhe, Ruhe«, suchte der Prellbock die Aufgeregte zu beschwichtigen. »Sie verbiegen sich nur die Puffer, und das ist schmerzhaft.«
Sein Phlegma erhöhte nur ihren Zorn. Rasend vor Wut pfiff sie gellend auf. – –
Tag für Tag wiederholten sich diese Szenen, und die Ausfälle gegen den guten Prellbock wurden immer heftiger, so daß es schließlich diesem, der doch eine Seele von einem Kerl war, zuviel wurde. Als wieder mal die Lokomotive in der gemeinsten Weise über ihn hergefallen war und ihn unter anderem ein »reaktionäres Mastodon« genannt hatte, riß dem Prellbock, der zwar nicht so recht wußte, was ein Mastodon sei, jedoch das Empfinden hatte, daß es ein sehr verletzendes Schimpfwort sein müsse, die Geduld, und er brüllte plötzlich los: »Lossen's mir mai' Ruah! Mai Ruah will i hob'n!«
»Sprechen Sie Hochdeutsch mit mir, Sie Flegel!« schrie die Lokomotive und kam in voller Fahrt haßerfüllt auf den Prellbock losgefahren, um sich in einem empfindlichen Stoß zu rächen. – Fast berührten ihre Puffer den Prellbock, als dieser blitzschnell zur Seite sprang; die Lokomotive sauste durch, vergrub sich mit den Rädern im Dreck, überschlug sich und explodierte mit furchtbarem Knall.
»Mastodon. So eine Gemeinheit. Diese freche Person«, murmelte vor Erregung keuchend der Prellbock und hüpfte wieder an seinen alten Platz.


 Enigma antwortete am 28.08.06 (11:02):

Fortsetzung!

Landois ließ sich tausend Taler Anzahlung geben und sagte, in drei Wochen sollte der Bauer Samstag zehn Uhr kommen und den Hund mit Examenspapieren abholen. Landois hatte sich mit Lepper und Franz Essink noch einige Altbier und Korn genehmigt und ging danach mit Tasso an der Leine durch den Hals (der kleine Verbindungsweg von der Schützenstraße zur Promenade) in Richtung Zoo nach Hause. Das mehr als reichlich getrunkene Altbier tat dann bald seine Wirkung. Der Hund riß sich von der Leine, raste über die Schützenstraße und wurde von einem Pferdefuhrwerk überfahren und war tot. Was nun? Es müßte nicht Landois sein, wenn er nicht weiter wüßte. So wartete er an dem fraglichen Samstag pünktlich um zehn bei Leppers auf Schulte-Niehoff. Der kam auch bald, sah Landois ohne Hund und fragte irritiert: "wat is los"?
Landois ohne Hund? Landois hatte ihm sofort gesagt, dass der Hund schon sehr weit sei, allerdings fehlte zum Examen noch der letzte Schliff. Voller Stolz zahlte er die zweite Rate von tausend Taler gab noch eine Runde Altbier aus und ging mit dem Gefühl, in 14 Tagen einen studierten Hund mit Examen zu besitzen. Am fraglichen Abholtermin sah Schulte-Niehoff, Franz Essink, Franz Eichel und Landois im fröhlichen Verbund an der Theke bei Altbier und Korn. Schulte-Niehoff, der seinen geliebten Tasso immer noch nicht sah, konnte seine Enttäuschung nicht verhehlen, zumal er allen auf dem Hof schon von seinem examinierten Wunderhund erzählt hatte. Landois kam auf Schulte-Niehoff zu und sagte ihm auf seine Frage nach dem Hund, es habe ein Problem gegeben. Er sei heute morgen an den Zwinger gekommen, um den Hund zu holen, darauf habe Tasso ihn wie wild angesprungen und dauernd gesagt : "Ich komm nach Haus, ich komm nach Haus, was der Alte wohl sagt, wenn der mich so reden hört? Schulte-Niehoff war platt, als er das hörte und sagte immer wieder, "das gibt’s doch nicht, das gibt’s doch nicht." " Ja" , sagte Landois " nu kommt aber das Dilemma. „Das erste, was ich den Alten frage ist, ob er immer noch so scharf hinter der Großmagd herstreicht.“ Da sagte Landois, habe er einen Knüppel genommen und den Hund tot geschlagen und Schulte-Niehoff sagte: "Landois, wat sin ich froh, dat de Rüe daut ist."

Geschichte entnommen (mit Erlaubnis) einer Internet-Seite - she. Internet-Tipp!

Dieser Seite kann man auch gleich Informationen über den Karneval in Münster entnehmen. Ja, denn den gibt es nicht nur in Düsseldorf und Köln etc...... :-))






Internet-Tipp: https://www.offizierscorps.de/html/aolt_monsters_originale.html


 Marina antwortete am 28.08.06 (11:45):

Enigma, ich glaube, ich bin dir mit meiner Geschichte in die Quere gekommen, im wahrsten Sinne des Wortes. :-)
Danke für deine, die werde ich gleich genüsslich lesen. :-)


 Enigma antwortete am 28.08.06 (11:53):

@Marina

Macht doch nichts. Inzwischen habe ich Deinen Beitrag schon genießen können. :-)


 Literaturfreund antwortete am 28.08.06 (13:12):

Sein Grab kann man Westfalen besuchen, in Gladbeck:
Sigismund von Radecki.
Hier sein Gedicht:
"Frühlingsabend"

Die vielen tausend schwarzen Winteräste
erschauern nun im Grün;
vorüber flattern kleine Sommergäste,
und andre stehn und blühn.

Ich will dir jenen Lärchenbaum noch zeigen,
im Blau so unbewegt,
wie er sich doch mit allen seinen Zweigen
im Lüftchen regt.

Und sieh auch, welchen schönen Tageslohn
der Himmel beut:
die Sterne, eine Hand voll Silbermohn,
dem Schlafe hingestreut.

Daß Sigismund von Radecki ein baltischer Dichter ist und bleibt - obwohl sein Werk, seine Essays und Interpretationen, allen, nicht nur regionalen Erscheinungen deutscher Sprache und Kultur galten - ist auch unter Spezialisten der deutschen Literaturgeschichte nur noch wenigen bekannt; und kein geneigter oder bemühter Leser kann mehr ein Büchlein oder ein Buch von ihm im Buchhandel erstehen und es Freunden oder sich selbst schenken. (Nur noch seine meisterhaften, lebendig gebliebenen Übersetzungen zu Nikolai Gogols Erzählungen gibt es im Diogenes-Taschenbuchverlag, Zürich.) In May Redlichs „Lexikon deutschbaltischer Literatur“ stehen für v. R. 56 verschiedene Original-Buchveröffentlichungen eingetragen, einschließlich der Übersetzungen; sie warten auf eine Wiederauferstehung.
Sein hier vorgestelltes Gedicht ist allerdings eine Besonderheit, da nur drei solcher Natur- und Liebestexte von ihm überliefert sind, aus der Frühzeit seines Schaffens. Alle erschienen im Baltisches Dichterbrevier. Hrsg. v. Werner Bergengruen. Berlin/Leipzig 1924. Radeckis lyrischer Ton ist ein eigener, er nimmt Anleihe an Mörikesche Sprachformen. Und prägt eine Metapher, die keine lyrisch Seele vergessen mag:
"die Sterne, eine Hand voll Silbermohn,
dem Schlafe hingestreut."
„Silbermohn“ oder Islandmohn - eine Blumengarten-Spezialität nordischer Länder und ihrer kurzen, sonnenüberglänzt-intensiven Sommerzeit, von der S.v. Radecki im Petersburg-Essay 1939 schrieb:“ Und erst der Frühling! Die Südländer, zum Beispiel die Berliner, können ja gar nicht wissen, was Frühling ist! (Von Petersburg aus gesehen, stößt Potsdam fast an den Äquator.) Der Frühling macht hier kurze Revolution - in einem Tag ist alles grün! O, dieser Sommer weiß ganz gut, daß er nur zwei Monate zu leben hat ...“
Sigismund von Radecki, geboren in Riga/heute in LT 1891...
s. URL.:

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/IPg5iTMp


 Enigma antwortete am 29.08.06 (08:45):

Heute will ich nun vordringen „ins Lippische“, das ja, wie von Literaturfreund eingangs erwähnt wurde, schon mal vergessen wird. Aber selbstverständlich gehört es zu Nordrhein-Westfalen. :-)

Und in dieser Region kommt man kaum an einem bekannten deutschen Denkmal vorbei, das bereits Heinrich Heine bedichtet hat:

Heinrich Heine

Das ist der Teutoburger Wald,
Den Tacitus beschrieben,
Das ist der klassische Morast,
Wo Varus steckengeblieben.

Hier schlug ihn der Cheruskerfürst,
Der Hermann, der edle Recke;
Die deutsche Nationalität,
Die siegte in diesem Drecke.

Wenn Hermann nicht die Schlacht gewann,
Mit seinen blonden Horden,
So gäb es deutsche Freiheit nicht mehr,
Wir wären römisch geworden!

In unserem Vaterland herrschten jetzt
Nur römische Sprache und Sitten,
Vestalen gäb es in München sogar,
Die Schwaben hießen Quiriten!

Der Hengstenberg wär ein Haruspex
Und grübelte in den Gedärmen Von Ochsen.
Neander wär ein Augur
Und schaute nach Vogelschwärmen.

Birch-Pfeiffer söffe Terpentin,
Wie einst die römischen Damen.
(Man sagt, daß sie dadurch den Urin
Besonders wohlriechend bekamen.)

Der Raumer wäre kein deutscher Lump,
Er wäre ein röm'scher Lumpacius.
Der Freiligrath dichtete ohne Reim,
Wie weiland Flaccus Horatius.

Der grobe Bettler, Vater Jahn,
Der hieße jetzt Grobianus.
Me hercule! Maßmann spräche Latein,
Der Marcus Tullius Maßmanus!

Die Wahrheitsfreunde würden jetzt
Mit Löwen, Hyänen, Schakalen
Sich raufen in der Arena, anstatt
Mit Hunden in kleinen Journalen.

Wir hätten einen Nero jetzt,
Statt Landesväter drei Dutzend.
Wir schnitten uns die Adern auf,
Den Schergen der Knechtschaft trutzend.

Der Schelling wär ganz ein Seneca,
Und käme in solchem Konflikt um.
Zu unsrem Cornelius sagten wir:
"Cacatum non est pictum."

Gottlob! Der Herrmann gewann die Schlacht,
Die Römer wurden vertrieben,
Varus mit seinen Legionen erlag,
Und wir sind Deutsche geblieben!

Wir blieben deutsch, wir sprechen deutsch,
Wie wir es gesprochen haben;
Der Esel heißt Esel, nicht asinus,
Die Schwaben blieben Schwaben.

Der Raumer blieb ein deutscher Lump
In unserm deutschen Norden.
In Reimen dichtet Freiligrath,
Ist kein Horaz geworden.

Gottlob, der Maßmann spricht kein Latein,
Birch-Pfeiffer schreibt nur Dramen,
Und säuft nicht schnöden Terpentin
Wie Roms galante Damen.

O Hermann, dir verdanken wir das!
Drum wird dir, wie sich gebühret,
Zu Detmold ein Monument gesetzt;
Hab selber subskribieret.


Offenbar ist von politischen Gruppierungen verschiedentlich versucht worden, das Denkmal für politische Zwecke „einzuspannen“.
Heute soll das Denkmal jedoch „als Mahnmal für den Frieden" dienen, so will es der Lippische Landesverband.

Mehr she. Internet-Tipp!

Internet-Tipp: https://de.wikipedia.org/wiki/Hermannsdenkmal


 Medea. antwortete am 29.08.06 (14:23):

Der Taxifahrer, der mich unlängst zur Reha-Kur nach Bad Eilsen (Lipper Land) brachte, erzählte mir diese kleine Anekdote:
Einmal im Jahr lud der Kaiser "seine" Fürsten zum Fürstentag; kurz bevor der Kaiser den Saal betrat, erschien der Baron Rothschild und alle Anwesenden, bis auf den Fürsten zu Lippe, erhoben sich zum Gruße. Der stand erst auf, als der Kaiser durch die Türe kam. Befragt ob seines Verhaltens erwiderte er, sein Respekt gelte lediglich dem Kaiser - er schulde dem Baron Rothschild nicht einen roten Heller.

Die übrigen Fürsten standen dort in hoher Kreide.
Der Taxifahrer erwähnte weiterhin, daß nach allgemeiner Kenntnis die Lipper Fürsten auch heute noch schuldenfrei seien.
;-)


 Literaturfreund antwortete am 29.08.06 (20:36):

Danke fürs Mitmachen, Medea!
Enigma, danke! - Ja, das Lippe-Gebiet. Da bereite ich auch noch Texte vor, zur Varus-Schlacht oder Hermannsschlacht…
*
Zum südlichen Westfalen gehört seit der Jahrhundertwende der Kohlenbergbau am nördlichen Rand des Ruhrgebiets.
An diesem Kulturbereich beteiligt ist auch ein östlicher, manchmal deutlich polnischer Spracheinschlag, der aber auch durch das Niederdeutsche des norddeutschen Sprachraums geprägt ist, z.B. in den Witzen von „Antek und Frantek auf Zeche“:

Frantek war das erste Mal in die Grube eingefahren. Nach der Schicht geht er in Schwarzkaue zum Duschen; bald steht er schon in Weißkaue und trocknet sich ab.
Erstaunt sagt Antek: „Frantek, warum trocknest du dich schon ab? Du hast doch ein weißes und noch ein schwarzes Bein!"
„Herrje", sagt Frantek, „da habe ich sicher in Aufregung statt mein Bein das Beinchen von Kumpel gewaschen!"

In Gelsenkirchen, auf Zeche Westerholt:
Ein neuer Reviersteiger begrüßt seine zukünftigen Kumpels. Einer nach dem ändern stellt sich vor: Prczycha, Siemanczik, Cielinski, Koslowski, Skudlarek, Skrzypczak - so geht es eine geraume Zeit weiter.
Schließlich ruft der Steiger: „Ist denn kein geborener Gelsenkiiiircher unter euch?"
"Doch, ein Schalker!" wird gerufen.
"Soll melden!"
„Klar doch", ruft einer, „ich!"
„Und wie heißt du?" fragt der Steiger.
Aus voller Brust kommt die Antwort: „Pieontek!"

S. URL.:

Internet-Tipp: https://www.aufschalke2006.de/media/ge_westerholt.jpg


 Enigma antwortete am 30.08.06 (09:10):

Ja , Bergbau. Den gab es bei uns auch.
Wie er ja auch in Nordrhein-Westfalen noch in der jüngeren Vergangenheit eine bedeutende Rolle spielte.
Ich hatte einige Male die Möglichkeit einzufahren, u.a. in einen Schacht, in dem noch abgebaut wurde.
Das war schon ein Erlebnis besonderer Art, das Tageslicht zu verlassen und den Arbeitsplatz der Bergleute und ihre speziellen Arbeitsbedingungen kennenzulernen.
Denn wenn auch inzwischen Maschinen (z.B. Kohlehobel und Schrämmaschine) die Muskelkraft der Menschen weitgehend ersetzten und so Arbeitserleichterungen brachten, so waren doch andere Anforderungen an den Körper (und die Psyche), wie z.B. die Zwangshaltungen (im Streb), Arbeiten bei Kunstlicht ,Maschinenlärm usw. nicht auszuschließen und brachten Belastungen mit sich.
Aber die Kumpel verdienten auch nicht schlecht und konnten ihre Familien einigermaßen gut ernähren.
Es gab auch die Zechensiedlungen/Zechenhäuser als Wohnraum für die Bergleute. Wenn sie Glück hatten, gehörte dazu ein Gärtchen, in dem sie etwas für den täglichen Bedarf, z.B. Gemüse, anbauen konnten.
Heute sind die alten Zechenhäuser zum Teil renoviert und oftmals begehrte Kaufobjekte.
So hat der Sohn einer Freundin ein wunderschönes, altes Zechenhaus in Dortmund gekauft und mit seiner Lebensgefährtin teilweise mit eigenen Händen selbst renoviert. Aber es hat sich gelohnt .
Oftmals stehen die Häuser auch unter Denkmalschutz und dürfen nicht abgerissen werden, was manchen Spekulanten die Suppe versalzen hat.

Jedenfalls war ich immer froh,das Tageslicht wieder zu erblicken nach dem Einfahren.
Und als Abschluß konnten wir auch noch Bekanntschaft machen mit einem alten bergmännischen Brauch,dem “Schnupfen”, nein, nicht von Koks (den es zwar auch im Bergbau gab), sondern von Schnupftabak. Da Rauchen und jede andere offene Flamme untertage streng verboten waren, benutzten die Bergleute als Ersatz Schnupftabak. Der hielt auch die Nase oder die Atemwege etwas frei vom Kohlestaub.

Aber ich will mal aufhören mit meinen nostalgischen Betrachtungen.

Aber nicht, ohne das “Steigerlied” hinterlassen zu haben, zumindest einer Version davon, denn es gibt mehrere:

Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt .
Und er hat sein helles Licht bei der Nacht,
schon angezündt` .

Schon angezündet`‚.Das gibt einen Schein,
und damit so fahren wir bei der Nacht,
ins Bergwerk ein.

Ins Bergwerk ein, wo die Bergleut' sein,
die da graben das Silber und das Gold bei der Nacht,
aus Felsgestein.

Aus Felsenstein, hau'n wir das Gold,
doch dem schwarzbraunen Mägdelein, bei der Nacht,
dem sein wir hold.

Ade, nun ade! Lieb' Schätzelein!
Und da drunten in dem tiefen finst'ren Schacht, bei der Nacht,
da denk' ich dein.

Und kehr ich heim, zum Schätzelein,
dann erschallet des Bergmanns Gruß bei der Nacht,
Glück auf, Glück auf!
Volksliedgut
Die vorstehende Fassung soll die Urform sein.

Von den über den Link zu erreichenden Vertonungen könnt Ihr Euch , wenn Ihr wollt, die Eurer Wahl aussuchen und anhören.
- she. Internet-Tipp!















Internet-Tipp: https://www.knappenverein-tecklenburger-land.de/Steigerlied/steigerlied.htm


 Enigma antwortete am 30.08.06 (09:44):

Noch eine Ergänzung:

Wenn ich das Wort "nostalgisch" benutzt habe, soll das absolut nicht heißen, dass ich die schweren Arbeitsbedingungen der Bergleute und die damit oft einhergehenden gesundheitlichen Schädigungen (wie z.B.die der Steinstaublunge) in irgendeiner Weise verklären will.
Aber unsere "Malocher hier im Pott" waren - glaube ich - immer sehr realistisch und nahmen auch Arbeit mit diesen Bedingungen an, wenn es keine andere gab.
Und diesem Typ Mensch fühle ich mich absolut verbunden, weil ich ihn oft als zupackend, ehrlich und mit Mutterwitz gesegnet empfinde und schätze.


 Literaturfreund antwortete am 30.08.06 (09:55):

Schne Txte!

Schöne, starke Welt der fleißigen Bergleute - auch wenn sie hart und gefährlich und nicht immer ein Zuckerschlecken war...:

Noch Nachtrag zu besonderen "Kumpeln":

Ede und Hannes haben am Sonntag Brandwache auf Zeche. Plötzlich erfolgt eine Explosiom, und sie sehen mit Erschrecken, daß in einem Streb ein Brand ausgebrochen ist. Ede sagt zu Hannes, er solle schnell den Reviersteiger anrufen. Da Hannes aber stottert, macht er Ede darauf aufmerksam, daß der Steiger den Anruf bei seinem Gestotter als Scherz auffassen würde. Darauf gib! Ede ihm den Rat, er möge doch singen, dann brauche er doch nicht zu stottern.
Gleich wetzt Hannes ans Telefon.
Als sich der Reviersteiger meldet, fängt Hannes an zu singen: nach der Melodie „Ein Vogel wollte Hochzeit machen": „Die Grube brennt, die Grube brennt, es steht schon alles unter Qualm!"
Worauf der Reviersteiger einstimmt: „Fiderallala, fiderallala, iderallalalala!"

*

Frantek kann wegen eines Unfalles nicht mehr unter Tage arbeiten. Da er aber intelligent ist, setzt man ihn im Lohnbüro ein. Am nächsten Zahltag drückt man ihm eine Lohnliste zur Auszahlung in die Hand. Selbstbewußt ruft er:
„Meyer!" - „Hier." - „60 Mark."
„Duzak!" - „Hier." - „56 Mark."
„Dirri'ek!" - „Hier." - „62 Mark."
So geht es weiter bis zum Ende der ersten Seite. Nun blättert er um und ruft: „Ibbertrag! - Ibbertrag! Ibber-trag! Mensch, wo ist der Ibbertrag, der Kerl? Der kriegt das meiste Geld und meldet sich nicht! - Wir seine Frau schimpfen. Und es abholen bei mir wollen."


„Ede", sagt Frantek, du brauchst doch wegen Staublunge nicht mehr arbeiten. Kannst du mir nicht geben deine Hose?"
„Kannst du haben meine Hose", sagt Ede, „aber -meine Hose ist dir bestimmt zu weit!"
„Ede, hast du doch bald gleiche Figur wie ich, ist mir Hose bestimmt nicht zu weit. Du willst sie mir bloß nicht geben."
„Doch, kannst du haben meine Hose, mußt sie nur selbst holen."
„Wo hast du denn deine Hose?"
„Weißt du, zuletzt habe ich gearbeitet auf Zeche Hansemann in Dortmund. Da liegt auf 7. Sohle meine Hose in Gezähe-Kiste. Kannst dich holen."
„Verdammt, Ede, das ist aber weit!"
„Ja, habe ich dir nicht immer gesagt: Meine Hose ist dir zu weit!!"


Antek war als Versemacher beim Betriebsrat bekannt.
So sollte er anläßlich des Zechenjubiläums auch einen Vers über Umfallverhütung machen und vortragen.
Als nun beim Jubiläum der Bergwerksdirektor, der Obersteiger und ein Mann vom Betriebsrat gesprochen hatten, trat Antek vor das Mikrofon.
Mit feierlicher Stimme verkündete er: „Kameraden! Umfallverhütung! Still gestanden und aufgepasst!
Erster Lährsatz:
Halbe Schicht buttern, halbe Schicht drieten,
kannst du am besten Unfall verhieten!"

*
Weitere Witze:

Internet-Tipp: https://www.mattern-online.info/schlesien2/html/body_schlesische_witze.html


 Literaturfreund antwortete am 01.09.06 (08:59):

Ein etwas großklotziges Medienpakt, zur Geschichte, Kultur und Wirtschaft des Landes NRW - von der WAZ, dem Klartext Verlag und dem WDR lanciert:

Ich glaube, da muss man auswählen, um sich die Regale nicht vollzumüllen:

Wichtig die eigenen Kassetten zu Keunes "Nach Mitternacht" und eine zu Heine... - Glück gehabt, dass sich hier nicht Handke als Ersatzmann fürs Düsseldorfer Terrain der Neukultur durchsetzen konnte.
Ob Kabarett, Oper, Rau-Rhetorik, ob Theater, Ruhr-Fernsehfilme (ja: Schimanski in Duisburg), Fußball.
Zu Weihnachten gibt es besonders viele Angebote: vier Kassetten (ich hoffe: Erträgliches..!).
S. URL.

Internet-Tipp: https://www.wir-in-nordrhein-westfalen.de/landinsicht.html


 Medea. antwortete am 02.09.06 (07:58):

Noch ein kleiner Witz aus meiner Erinnerung:

Mutter ruft: Antek, Frantek raufkumma, Sallet essen -
Papa braucht Schissel zum Füßewaschen .....


 Tabaiba antwortete am 17.09.06 (12:31):

@Literaturfreund

Und das Land Lippe wird vergessen, das von den Engländern mit eingebunden wurde in NRW, wenn auch nicht sprachlich, aber wappenmäßig-symbolisch..!
Wie? Tja - kann jeder im Landeswappen sehen. S. URL.

Das stimmt nicht ganz, das NRW Lied beinhaltet im Refrain auch das Lipperland siehe unten:

Hier an Rhein, Ruhr und in Westfalen an Sieg und Ems, im Lipperland.


 pilli antwortete am 17.09.06 (13:56):

magst du die URL angeben tabaiba?

:-)


 Literaturfreund antwortete am 17.09.06 (19:09):

Gefunden habe ich das Liedblatt als Datei hier:

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/cHqcRMAiz