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THEMA:   Jawohl...! Genau!

 14 Antwort(en).

Literaturfreund begann die Diskussion am 11.05.06 (11:05) :

Genau so:
Intelligente Diskussion unter jung gebliebenen Freunden!
Übung 1: Wie man es vermeiden kann, »genau« zu sagen

Es tobt der Kampf gegen die Klischees und Füllwörter, die unsere Umgangssprache verwässern. Eins davon ist, wie man weiß, das Wörtchen »genau«.
Alle sagen heute immer und überall »genau«, wenn sie ihre Zustimmung ausdrücken wollen. Die Unsitte ist durch die ersten Fernsehquize verbreitet worden, bei denen man, um die richtige Antwort zu bezeichnen, direkt aus .dem englischen »that's right« oder »that's correct« übersetzte. Mithin ist es nicht grundsätzlich falsch, »genau« zu sagen, nur zeigt damit, wer es sagt, daß er seine Sprache aus dem Fernsehen gelernt hat. »Genau« zu sagen ist ungefähr so, wie wenn man in seinem Wohnzimmer eine Enzyklopädie ausstellt, die bekanntermaßen nur als Zugabe beim Kauf eines bestimmten Waschmittels erhältlich ist.
Um denen entgegenzukommen, die sich das Genau-Sagen abgewöhnen wollen, lasse ich hier eine Reihe von Fragen oder Behauptungen folgen, auf die man gewöhnlich mit »genau« antwortet, und füge in Klammern die statt dessen benutzbare Alternativbejahung hinzu.

Übungsfragen:

Napoleon ist am 5. Mai 1821 gestorben. (Bravo!)
Entschuldigen Sie, ist dies hier die Piazza Garibaldi? (Ja.)
Hallo, spreche ich mit Max Müller? (Wer spricht da, bitte?).
Hallo, hier Fritz Meyer, spreche ich mit Max Müller? (Am Apparat, was gibt's?)
Dann schulde ich Ihnen also zehntausend Lire? (Ja, zehntausend.)
Was haben Sie gesagt, Herr Doktor? Ich? – Äh: ich …- Aids? (Tja, tut mir leid.)
Sie rufen bei unserer Sendung „XY – gesucht!“ an, um zu sagen, daß Sie dem Verschwundenen begegnet sind? (Wie haben Sie das nur erraten?)
Polizei spricht uns an: „Sind Sie Herr Müller?“ (Frieda, bitte das Köfferchen!)
Aber, Nina, dann trägst du gar keinen Schlüpfer! (Na, endlich hast du's bemerkt!)
Sie wollen zehn Millionen von mir als Lösegeld? (Wie soll ich sonst mein Autotelefon bezahlen?)
Wenn ich recht verstehe, hast du einen ungedeckten Scheck über zehn Millionen ausgeschrieben und mich als Bürgen angegeben? (Ich bewundere deinen Scharfsinn.)
Ist der Check-in-Schalter schon zu? (Sehen Sie; den kleinen Punkt da am Himmel?)
Sie sagen, ich sei ein Halunke? (Sie haben's getroffen.)
Wie? Ältere Menschen sollte man nicht „Alte“ nennen? Ja, ge-, äh, pardon, jawoll, das ist der neueste Euphemismus!
Heißt das, Sie raten uns, wird man mich fragen, niemals »genau« zu sagen?
Sehr wohl! Äh: Genau!

*
Genau: unbekannter Autor...!


 Literaturfreund antwortete am 11.05.06 (11:08):

Übung 2 – über Neuwörter:

... S i m p l e x i t y

Im Jahre 334 vor Christus kam Alexander der Große auch durch Gordion, die alte Hauptstadt Phrygiens. Im dortigen Heimatmuseum hatten sie den Streitwagen König Gordios", dessen Deichsel durch einen unauflöslichen Knoten mit dem Zugjoch verbunden war. Von diesem Knoten hieß es, dass, wer ihn aufdröseln könne, Herrscher über ganz Asien würde. Alexander, damals schon der geborene Winner und ein Macher wie kein Zweiter, nahm sein Schwert und schlug den Knoten kurzerhand entzwei. Wäre er nicht weitergezogen, um zur Keilerei von Issos zurechtzukommen, hätte ihn vielleicht jener Brief noch erreicht, mit dem ihn das Hamburger Trendbüro zum 11. Deutschen Trendtag einladen wollte. Er findet diesen Donnerstag statt, beschäftigt sich mit der üüSimplexity", und Alexander hätte als Hauptredner respektive üüKeynote-Speacher", wie man unter Trendsettern sagt, der Tagung sicher den gewünschten Drive geben können.

Die Simplexity ist gewissermaßen der Spagat zwischen der simplicity und der complexity. Anders ausgedrückt: Je weiter die Schere zwischen der Einfachheit und der Komplexität auseinander geht, desto simplexier sollte der Mensch werden, will er nicht unter die Räder des Fortschritts kommen. Hört sich gefährlich an, nicht aber für die Leute vom Trendbüro. Deren Weizen wächst genau da, wo Spagat und Schere den Boden bereitet haben, und wie der alte Odysseus schippern sie weit offenen Ohres an den Sirenen des Zeitgeists vorüber. Was sie dort über die Simplexity gehört haben, geben sie nun folgendermaßen zu Protokoll. Das Leben ist zu kurz und seine Umstände zu verwickelt, als dass es mit absehbarem Erfolg bewältigt werden könnte. Insofern sollten wir zu unserer Unzulänglichkeit stehen und, statt nach dem Bestmöglichen zu streben, das nehmen, was gut genug ist. Wüsste man nicht von den Trendforschern, dass es sich hierbei um eine neue Balance zwischen beschleunigter Alltagskomplexität und persönlicher Zufriedenheit handle, könnte man glatt meinen, es sei wieder einmal vom Spatz in der Hand und von der Taube auf dem Dach die Rede.

Es gibt ein zweites historisches Beispiel bewusst gelebter Simplexity. 1493 war Kolumbus zu Gast bei Kardinal Mendoza, der ihn wegen der Entdeckung Amerikas aufzog: Das könne doch jeder. Kolumbus fragte daraufhin, wer von den Anwesenden ein Ei auf der Spitze aufstellen könne, und als es keiner schaffte, besiegte Kolumbus die Alltagskomplexität der Aufgabe dadurch, dass er, zu seiner und der Nachwelt Zufriedenheit, das Ei auf den Tisch schlug, so dass es stehen blieb. Es ist nicht überliefert, ob es ein rohes oder ein gekochtes Ei war, aber wenn es roh war, kann die Frage auch des lesenden Trendforschers nur lauten: Kolumbus schlug ein Ei auf den Tisch, dass es stand. Wer wischte den Dreck weg?
*
(„Streiflicht“; in der Süddeutsche Zeitung. Nr.108, Donnerstag, den 11. Mai 2006 , Seite 1)


 Enigma antwortete am 11.05.06 (15:48):

Nach erfülltem “Hausarbeitstag” ist es mir ein Anliegen (genau!), mich an dem “Genau-Vermeidungs-Spiel” zu beteiligen.

Los geht`s!

Du willst mir also kein Geld mehr leihen, weil Du bald selbst pleite bist?
(Wieso bald?)

Der Pianist hat wundervoll gespielt.
(Da capo!)

Woody Allen hat Dich also in der Rolle als Stadtneurotiker überzeugt?
(Ich kann mir keinen besseren denken...)

Du hältst Dich also für schön und intelligent?
(Zweifelst Du daran?)

Immer soll ich an allem schuld sein!
(Das tut mir auch leid...)

Freud hätte sich sicher Deiner Probleme angenommen.
(Mist, dass der schon tot ist!)

Deine Mutter will also, dass Du endlich heiratest?
(... Die hat gut reden!)

Wie, Sie behaupten, dass Sie die Fälschungsmethode erst im Knast gelernt haben?
(Da gab`s eben hervorragende Spezialisten!)

Und Deine Angebetete behauptet wirklich, dass Du Dich wie ein Stalker benimmst?
(Gemein, dabei hatte ich an dem Tag höchstens 37mal angerufen...)

Was, mein eigener Vater ist hinter Dir her?
(Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!)

Du sagst, dass Du Dich mit der Psyche Deines Kampfhundes auskennst?
(Die ist identisch mit meiner!)

Deine Schwester soll Dir ja sehr ähnlich sehen!
(Ein Unglück kommt selten allein....)

Ich habe gehört, dass du Dich von Deinem Freund getrennt hast?
(Ende gut, alles gut....)

Ja, 13 sind`s , genau!!

Abergläubisch?
(Denkste, no, no....)

PS
Und bitte alles nicht zuuu ernst nehmen! :-)))


 rolf antwortete am 11.05.06 (15:48):

Na und?


 Literaturfreund antwortete am 11.05.06 (19:00):

Aber ...

... für den "rolf" war das nicht gedacht - mit den hübschen Fragen und den ironischen I-Tüpfelchen als Antworten...? (Z.B., um ihm was zu signalisieren...?

Könnte ich voraussetzen, dass er das internalisieren kannn?

Was heißt das denn?

G e n a u - wusste ich doch, dass mich hier keiner versteht!


 Catty antwortete am 12.05.06 (06:15):

"wusste ich doch, dass mich hier keiner versteht"

Genau.


 Gudrun_D antwortete am 12.05.06 (07:14):

...da fehlt dem 'genau' nur noch das 'so'

;-)


 Catty antwortete am 12.05.06 (12:10):

so genau wollte ich gar nicht sein :-)


 Marieke antwortete am 12.05.06 (16:43):

Literaturfreund:
Danke!

Lange nicht mehr so gelacht (ja: Genau!)


 kropka antwortete am 13.05.06 (11:00):

Literaturfreund,

Jawohl...! Genau!.
Ich d a n k e auch!
kropka

Genau besehn

Wenn man das zierlichste Näschen
Von seiner liebsten Braut
Durch ein Vergrößerungsgläschen
Näher beschaut,
Dann zeigen sich haarige Berge,
Daß einem graut.

Joachim Ringelnatz (1883-1934)


 eleisa antwortete am 13.05.06 (14:18):

so ist es ...


 dutchweepee antwortete am 13.05.06 (14:38):

die probleme mit den belanglosen füllwörtern hatte ich besonders während der ersten monate in holland, da die meisten deutschen füllwörter hier garnicht funktionieren.

so konnte ich sie mir relativ schnell abgewöhnen. nur das erstaunte "ach so" rutscht mir ab und an noch raus und outet mich als deutschen.

.


 Enigma antwortete am 13.05.06 (16:27):

Und jetzt was zur Simplexity:

Ja, ich wollte doch gerne wissen, worum das Trendbüro sich denn nun Gedanken macht, worum es sich eigentlich sorgt..
Zu meinem Erstaunen habe ich erfahren, dass es sich um mich sorgt, um mich als Konsumentin, deren Träume durch die “Neue Ästhetik” Gestalt annehmen können/sollen.
Das ist nett von denen. Da muss ich mir doch nicht selbst so viele Gedanken machen, wie meine Träume erfüllt werden könnten.

Aber entscheiden darf ich mich alleine. Besonders in etwas unüberschaubaren Situationen, wenn mir eigentlich die Informationen, die ich zur Entscheidung dringend benötigen würde, noch fehlen.
Aber so ein Informationsprozeß dauert und kostet Zeit.
Da gehe ich doch einfach nach dem Motto vor: “Besser als die beste Lösung ist die schnelle Lösung, die gut genug ist.“
Na also, warum alles nur unnötig komplizieren!
Ich habe zwar nicht das Produkt bekommen, das ich mal haben wollte, aber dank
Simplexcity konnte ich mich „smart und schnell entscheiden“.
Nachdem ich „als Konsumentin verzaubert wurde„, versteht sich!

Ein alter Freund von mir hat mir mal empfohlen, bei neuen Strategien oder Ideen immer zuerst die Frage zu stellen: „Wem nützt das Ganze?“

Ist doch klar, oder....?

She. Internet-Tipp mit Tagesordnung für ein „Simplexity-Seminar“

Internet-Tipp: https://www.trendbuero.de/2006/index.php?f_categoryId=28


 solamente antwortete am 14.05.06 (10:07):

..guten Morgen.... bin neu.... ja .(stimmt)
hab mich köstlich amüsiert.....(..) witzig und ironisch )
werde mich beteiligen.... richtig...(..) so ist es :_)


 Literaturfreund antwortete am 14.05.06 (20:27):

Muss ich euch ja nicht stecken.
Wisst ihr ja!
Alles klar! (Wusste ich doch! Ihr denkt mit! Genau! Alles klar auf der ST-Doria!):

Muttertag gleich simplexity-day!

Simpel - pardon: simple - informations from The Trendbüro

Internet-Tipp: https://www.trendbuero.de/trend/index_flashenabled.php