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THEMA:   Pygmalion

 14 Antwort(en).

Enigma begann die Diskussion am 04.04.06 (08:57) :

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
PYGMALION
Eine Romanze

Es war einmal ein Hagenstolz,
Der hieß Pygmalion;
Er machte manches Bild von Holz,
Von Marmor und von Ton.
Und dieses war sein Zeitvertreib
Und alle seine Lust.
Kein junges, schönes, sanftes Weib
Erwärmte seine Brust.
Denn er war klug und furchte sehr
Der Hörner schwer Gewicht;
Denn schon seit vielen Jahren her
Traut man den Weibern nicht.
Doch es sei einer noch so wild,
Gern wird er Mädchen sehn.
Drum macht´ er sich gar manches Bild
Von Mädchen jung und schön.
Einst hatt er sich ein Bild gemacht,
Es staunte, wer es sah;
Es stand in aller Schönheit Pracht
Ein junges Mädchen da.
Sie schien belebt, und weich, und warm,
War nur von kaltem Stein;
Die hohe Brust, der weiße Arm
Lud zur Umarmung ein.
Das Auge war emporgewandt,
Halb auf zum Kuß der Mund.
Er sah das Werk von seiner Hand,
Und Amor schoß ihn wund.
Er war von Liebe ganz erfüllt,
Und was die Liebe tut!
Er geht, umarmt das kalte Bild,
Umarmet es mit Glut.
Da trat ein guter Freund herein,
Und sah dem Narren zu,
Sprach: Du umarmest harten Stein,
O welch ein Tor bist du!
Ich kauft ein schönes Mädchen mir
Willst du, ich geb dir sie?
Und sie gefällt gewißlich dir
Weit besser, als wie die.
Sag, ob du es zufrieden bist -
Er sah es nun wohl ein,
Ein Mädchen, das lebendig ist,
Sei besser als von Stein.
Er spricht zu seinem Freunde: Ja.
Der geht und holt sie her.
Er glühte schon, eh er sie sah,
Jetzt glüht er zweimal mehr.
Er atmet tief, sein Herze schlug
Er eilt, und ohne Trau
Nimmt er - man ist nicht immer klug-
Nimmt er sie sich zur Frau.
Flieht, Freunde, ja die Liebe nicht,
Denn niemand flieht ihr Reich:
Und wenn euch Amor einmal kriegt,
Dann ist es aus mit euch.
Wer wild ist, alle Mädchen flieht,
Sich unempfindlich glaubt,
Dem ist, wenn er ein Mädchen sieht,
Das Herze gleich geraubt.
Drum seht oft Mädchen, küsset sie,
Und liebt sie auch wohl gar;
Gewöhnt euch dran, und werdet nie
Ein Tor, wie jener war.
Nun, lieben Freunde, merkt euch dies,
Und folget mir genau;
Sonst straft euch Amor ganz gewiß,
Und gibt euch eine Frau.


 Enigma antwortete am 04.04.06 (09:20):

Ihr erinnert Euch sicher an die Geschichte des einsamen Bildhauers aus der griechischen Mythologie, der sich eine Frau aus Elfenbein schnitzt, die er Galatea nennt. Er verliebt sich in die von ihm geschaffene Figur und Aphrodite ist gnädig und haucht Galatea Leben ein. Auch Galatea verliebt sich in ihren "Schöpfer". Beide heiraten, und geboren wird der Sohn Paphos.
Damit ist die Geschichte erst einmal beendet, aber nicht für die Nachwelt, denn das Thema taucht in Variationen wieder auf,
z.B. in Form von Bildern she. Internet-Tipp!

Internet-Tipp: https://ods.schule.de/schulen/gvb/GvB/Hauptmenu/Fachbereiche/Latein/PygmalionProjekt/Bildergalerie.htm


 Enigma antwortete am 04.04.06 (09:42):

Auch George Bernard Shaw hat die Geschichte aufgegriffen und in der gleichnamigen Komödie verarbeitet. Ihr erinnert Euch sicher an die herrliche Geschichte des Professors Higgins, der wettet, dass er die Blumenverkäuferin Eliza Doolittle zu einer "Dame der Gesellschaft" machen kann, indem er ihr beibringt, wie "man richtig spricht".

Mehr nachzulesen she. Internet-Tipp!
"Kommentar:
Witzige Komödie über ein durchaus ernstes Thema: Ein versnobter englischer Wissenschaftler beweist seine Theorie, die gesellschaftliche Stellung eines Menschen sei eine Funktion seiner Sprache, ohne sich Gedanken über Folgen seines Experiments für die Versuchsperson zu machen...."


Internet-Tipp: https://www.dieterwunderlich.de/Shaw_Pygmalion.htm


 Enigma antwortete am 04.04.06 (10:15):


Erst bei meiner heutigen Suche nach Verfilmungen des Stoffes stieß ich auf einen ganz alten Film von 1935 mit Jenny Jugo (eine Schauspielerin, von der mir meine Mutter mehrfach erzählt hat) als Elisa und Gustav Gründgens als Professor Higgins. Mal sehen, ob ich da noch irgendwie mal an eine Kopie komme.
https://german.imdb.com/title/tt0141753/

Bekannter wird sicher die Verfilmung “My Fair Lady” sein. Besonders gefallen hat mir da der Cukor-Film mit der unvergessenen Audrey Hepburn und Rex Harrison.
She. Internet-Tipp!

Internet-Tipp: https://www.prisma-online.de/tv/film.html?mid=1963_my_fair_lady


 Enigma antwortete am 04.04.06 (10:29):

Aber ich glaube, dass es auch eine deutschsprachige Verfilmung gab mit Karin Hübner und Paul Hubschmid (Theater des Westens)?
Oder erinnere ich mich da nur an die Melodien??
Wer weiß mehr dazu oder zum Thema überhaupt?

Gruß Enigma


 schorsch antwortete am 04.04.06 (16:48):

Auf Schwizerdütsch gibts einen Film, der auf dem gleichen Stoff aufbaut: "Sennetuntschi".


 dorant antwortete am 04.04.06 (17:46):

Ja, enigma, es gibt diesen Film "My fair Lady" mit Karin Hübner und Paul Hubschmidt. Ich habe sogar die danach produzierte Schallplatte noch. Werde gleich mal schauen, ob mein Plattenspieler noch funtioniert, denn diese Musik weckt herrliche Erinnerungen.
Gruss dorant


 Enigma antwortete am 05.04.06 (08:35):

Guten Morgen

@ Schorsch
Ist die Vorlage dazu von diesem Schriftsteller (den ich übrigens nicht kenne...)?

„Hansjörg Schneider, 1938 geboren, zählt zu den bekanntesten und erfolgreichsten Schriftstellern der Schweiz. Schneider wuchs in Zofingen AG auf, promovierte bei Walter Muschg und lebt seit vielen Jahren in Basel. Er schieb Theaterstücke (u.a. "Sennetuntschi") und Romane. Seine letzten Bücher: "Tod einer Ärztin", ein Hunkeler-Krimi (Zürich 2001), "Im Café und auf der Strasse", Geschichten (Zürich 2002), "Das Wasserzeichen", Roman, Neuausgabe (Zürich 2003). Im Sommer 2003 wurden in Escholzmatt sein Stück "Bauernkrieg 1653" und in Muri AG "Der heilige Burkard und die bösen Weiber von Muri" aufgeführt. Schneider ist Träger des Basler Literaturpreises.“

https://www.peterknechtli.ch/Allgemein/SchneiderKolumne.htm
Wenn ja, habe ich wieder was gelernt.... :-))

@dorant
Schön, von Dir zu hören. Waren die Lesungen erfolgreich?
Inzwischen habe ich auch in meinen alten in einem Karton befindlichen Schallplatten (nicht CDs)gekramt und bin fündig geworden in Form einer alten Scheibe des Original-Soundtracks aus dem englischsprachigen Film, auf der noch das Aufklebe-Etikett "Oscar 1965 für das beste musikalische Arrangement" klebt.
Ja, so holt die Vergangenheit uns manchmal ein. :-)))
Und die schmissige Musik höre ich gerade.


 schorsch antwortete am 05.04.06 (14:25):

Enigma, richtig.....


 dorant antwortete am 05.04.06 (16:32):

ja, enigma, ich fand es auch schön, mal wieder hier zu sein. Aber noch hat der Stress nicht nachgelassen, vielleicht nach dem 23. April (Welttag des Buches, diesmal ein SONNTAG), denn an genau disem Tag findet hier meine 4. feierliche Buchpremiere statt. Und bis dahin gibt es noch eine Menge zu organisieren.
Trotzdem, es macht Spass, mal wieder richtig durchzustarten - ist auch nicht ganz so einsam wie die Schreiberei.
Das Beste: Mein oller Plattenspieler funktioniert noch, jetzt läuft gerade "Ich hätt´ getanzt heut´ nacht ...". Manchmal knarrt es aber doch extrem aus dem Gerät.
Viele Grüße
dorant


 Enigma antwortete am 06.04.06 (08:29):

@schorsch
Danke. Wenn Du mal ganz viel Zeit hast, kannst Du uns ja etwas über das Bühnenstück erzählen....

@dorant
Dann viel Erfolg für den 23. April und die vorherigen Vorbereitungen.

Und hier zwei deutschsprachiger Texte aus "My Fair Lady":

BIN EIN MANN WIE JEDER MANN

HIGGINS:
Ich bin ein Mann wie jeder Mann,
und ich wünsche mir nicht mehr
als dass man mir die Chance gibt
zu leben so wie’s mir gefällt
und nur zu tun, was mir beliebt.
Jawohl, ein Durchschnittsmensch,
der nie exzentrisch lebt,
und der nur eins begehrt, unbeschwert,
das zu erreichen, wonach er grade strebt.
Nur ein Mann wie jeder Mann.
Doch laß ein Weib an dich heran,
dann gib es auf, dein eignes Ich,
bis zum Dach vom Keller aus
dekoriert sie neu dein Haus,
und am Ende jubiliert sie,
denn dann renoviert sie dich!
Oh, laß ein Weib an dich heran
Und du bist schutzlos ohne Schild!
Wenn du irgend etwas planst,
plant sie das, was du nicht ahnst,
und weil du nicht willst, was sie will,
und sie das, was du willst, nie will, wirst du wild.
Du redest gern von Wilde und Milton,
sie nur von „Love“ und das mit dir.
Und im Theater bis zur Pause
suchst du den Handschuh nur von ihr!
Oh, laß ein Weib an dich heran,
dann fängt dein Kampf um’s Dasein an!
Viele macht der Trauring froh,
mir gefällt mein Finger so!
Lieber laß ich mir tagtäglich
zwanzig Zähne zieh’n womöglich,
aber nie laß ich ein Weib an mich heran!
Bin ein äußerst sanfter Mann,
der aus Güte keine Klagen über seine Lippen bringt
und der die Milch der frommen Denkensart gern literweise trinkt.
Ein Mann von Toleranz, der niemals ungerecht,
der nie und nirgendwo, irgendwo,
jemanden beleidigen wird, selbst wenn er’s möcht.
Bin ein äußerst sanfter Mann!
Doch laß ein Weib an dich heran,
dann wird die Streitaxt nicht mehr ruhn,
ja, und fragt sie dich um Rat,
und du gibst ihn ihr privat,
scheint sie Wert darauf zu legen
und dann geht sie um das Gegenteil zu tun.
Du warst ein Mann, dem die Erziehung
jedwege grobe Wort verbot

Fortsetzung!


 Enigma antwortete am 06.04.06 (08:43):

Fortsetzung!

und jetzt auf einmal, wenn du loslegst,
wird sogar ein Seemann rot.
Oh, laß ein Weib an dich heran,
schon fängt das Messerstechen an.
Manche Männer jedenfalls
Legen den Strick sich um den Hals,
ich dagegen trete eher hundert Folterknechten näher,
doch ich lasse nie ein Weib an mich heran.
Bin ein friedfertiger Mann,
der gern abends hockt im Zimmer,
ungestört, ein Buch im Schoß,
still wie im unentdeckten Grabe eines alten Pharaos.
Ein Mann, der denken kann,
von Philosophen lernt,
studiert und meditiert, redigiert,
weit vom unmenschlichen Lärm der Welt entfernt.
Nur ein friedfertiger Mann!
Doch laß ein Weib an dich heran
Und die Vernunft lässt dich im Stich,
denn dann kommt sie statt mit Kant
mit Bekannten angerannt,
und die reden über jeden
und die ganz besonders Blöden: über dich!
Und die Familie, die sie mitbringt,
und obendrein noch Frau Mamas,
oh, welch walkürenhafte Stimme:
wenn die flüstert, klirrt schon Glas!
Oh, laß ein Weib an dich heran,
laß ein Weib an dich heran,
laß ein Weib an dich heran!
Nein, ich lasse nie ein Weib an mich heran!


Und hier hat Eliza sich von ihm emanzipiert: :-))

OHNE DICH

ELIZA:
Oh, wie dumm ich war,
oh wie demutsdämlich dumm.
Für Gott im Himmel hielt ich dich.
Oh, wie dumm ich war,
wie total bedudelt dumm.
Welch ein hammelhaftes Schaf war ich.
Nein, mein vokalverrückter Held,
du bist nicht für mich A und O der Welt!

Es wird Mai jedes Jahr ohne dich,
England ist, was es war, ohne dich,
es gibt Blüten am Strauch,
im Kamin gibt es Rauch,
Tee und Zwieback gibt es auch – ohne dich!
Es gibt Musen für Kunst ohne dich,
Shakespeare bleibt populär ohne dich,
und das Grün grünt so grün,
wenn in Spanien Blüten blühen,
weil sie blühn in dem Grün ohne dich.
„Ick“ heißt „ich“, ohne dich!
Alter Freund, du sprichst so schön
Sage du doch: Hartford, Hereford und Hampshire!
Auch das Land wird regiert ohne dich.
Und das Volk, es pariert, ohne dich.
Auch die Queen, glaube ich,
die hält’s aus sicherlich, ohne dich.
Die Flut wird weiter steigen ohne dich,
der Walfisch weiter speien ohne dich,
der Geiger weiter geigen ohne dich,
und wenn’s die alle können, Schnucki,
kann’s auch ich!
Ich bleib ich, ja und wie, ohne dich,
denn ich kenne mich gut ohne mich.
Ja, und schwatz keinen Kohl, denn ich fühl mich so wohl
ohne dich!

Gruß Enigma

Internet-Tipp: https://libretto.musicals.ru/text.php?textid=618&language=1


 schorsch antwortete am 06.04.06 (10:48):

"Sennetuntschi" in Kurzfassung:

Zwei Sennen, Monate lang ohne Frauen, basteln eine Puppe aus Holz und Frauenkleidern. Sie benutzen sie als Sexpuppe. Plötzlich gefällt das der Puppe so, dass sie lebendig wird und die beiden Sennen mit ihren Wünschen in den Wahnsinn treibt.....


 Enigma antwortete am 07.04.06 (09:57):

Danke schorsch.
Die Kurzfassung kommt klar rüber! ;-))

Ich habe auch noch etwas gefunden zu dem Thema "Why can`t a woman be more like a man?":

"Anders von Anfang an

Jahrzehntelang glaubten Pädagogen an die Gleichheit der Geschlechter. Aber die Hirnforschung belegt, dass die Unterschiede in den Chromosomen über die Art des Denkens bestimmen Von Christine Brinck

Es gab eine Zeit, da hieß es, man müsse den kleinen Jungen bloß Puppen und den kleinen Mädchen Autos schenken, und schon wären sie überwunden, die leidigen Geschlechterrollen: Sozialisation war alles, Biologie oder Veranlagung galten bestenfalls als schlechte Ausreden. Diese blauäugigen Zeiten emanzipatorischer Ideologie haben alle, außer vielleicht einige Hardcore-Feministinnen, hinter sich gelassen.

Mädchen sind anders als Jungen, und das nicht nur infolge fehlgeleiteter Erziehung. »Why can’t a woman be more like a man?«, Professor Higgins Stoßseufzer in My Fair Lady wird trotzdem noch vielfach gen Himmel gerichtet. Pech! Frauen sind nicht wie Männer, das belegt inzwischen ein ganzer Berg von Forschungsliteratur aus 30 Jahren – zum Beispiel aus der Feder von Eleanor Maccoby oder Diane McGuiness. Sie und viele andere haben über Unterschiede im Sozialverhalten von kleinen Kindern geforscht und kamen allesamt zu dem Schluss, dass Mädchen weit sozialer veranlagt sind als Jungen......"

Bei Interesse weiterzulesen in einem Artikel, den "Die Zeit" 2003 abgedruckt hat - she. Internet-Tipp!

Ob`s stimmt? Keine Ahnung!

Internet-Tipp: https://www.zeit.de/2005/10/Erziehung_1?page=all


 Enigma antwortete am 07.04.06 (10:18):

kleine Korrektur:
Der Artikel wurde natürlich 2005 (nicht 2003) abgedruckt.
Sorry...