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THEMA:   Konfliktbearbeitung

 1 Antwort(en).

DietrichStahlb begann die Diskussion am 26.02.06 (16:43) :

Während meiner Dienstzeit in der französischen Fremdenlegion (1949-54) gab es anfangs zwar keine religiös motivierte, aber ethnische und nationale Konflikte unter den Legionären. Wie solch ein Konflikt gelöst wurde, habe ich selber erlebt:

>- Wir haben uns in Algerien kennengelernt, bei einem Fallschirmspringerlehrgang in Philippeville.

Ich saß mit fünf oder sechs anderen Legionären aus meiner Gruppe in einem Bistro am Tresen. Wir waren aus Nord-, Süd-, West- und Ostdeutschland und hatten uns während der extrem harten Grundausbildung, bei der nicht nach Rasse, Nation oder Region unterschieden wurde, so weit aneinander gewöhnt, daß wir einander akzeptierten. Wir fanden die verschiedenen Dialekte, in denen wir, je mehr Rotwein in uns hineinfloß, um so lauter aufeinander einredeten, sogar ganz lustig.

Wenige Meter neben uns saßen rund um einen kleinen Tisch vier andere Legionäre aus unserem Lehrgang. Drei von ihnen spielten Skat und hauten zunehmend lauter auf den Tisch. Sie sprachen tschechisch. Wir und sie trugen die gleiche Uniform und waren in gleicher Weise in dem Qualm schwarzer Gauloise eingehüllt; dies war aber auch das einzige, was uns hier im Bistro zu verbinden schien. Denn einer der Deutschen begann über die Tschechen zu schimpfen. Sie seien »heimtückisch« und »brutal«. Er sprang von seinem Barhocker herunter und war mit einem Satz bei ihnen, schrie sie an und schlug mit schwerer Faust auf ihren Tisch.

Ich habe nicht gesehen, wer zuerst sein Messer gezogen hat.

Ebenso schnell wie dies passierte, schlug, bevor einer von den beiden zustoßen konnte, der vierte der Tschechen, der beim Skat zugeschaut hatte, seinem Landsmann das Messer aus der Hand und sagte - auf deutsch: »Hier sind wir alle gleich, du und du und du und du und du...« Und, den deutschen Messerhelden mit seinem Blick festnagelnd: »Hast du das noch nicht kapiert? Die Nationalität ist in der Kleiderkammer abzugeben! Und was soll das auch?! Schau, mein Vater war Tscheche, meine Mutter ist Deutsche. Du glaubst doch wohl nicht, daß sie deshalb einander umgebracht hätten.«

Der Angesprochene, etwas ernüchtert, klappte sein Messer zu und steckte es weg. Seine Hand zitterte, und er stotterte: »Das wollte ich ja nicht.«

Der Tscheche, der interveniert hatte: »Wir wollen das vergessen. Übrigens, ich bin Miroslav. Ihr könnt mich Miros nennen.«

Er streckte ihm und uns seine Hand entgegen. Bald saßen wir alle zusammen an einem großen Tisch, und Miros übersetzte aus einer Sprache in die andere. Die Wolke, die uns einhüllte, wurde immer dichter. So sind wir Freunde geworden. -<

[Aus: «Der Ritt auf dem Ochsen oder Auch Moskitos töten wir nicht», Aachen 2000, S. 14 f.]

Mehr über den Roman und weitere Texte im ZEITFRAGENFORUM I: Link unten!

Internet-Tipp: https://www.dietrichstahlbaum.de


 schorsch antwortete am 27.02.06 (09:45):

In unserer Betriebskantine gingen mal 2 Ausländer in einer Diskussion mit den Essmessern aufeinander los. Ich stand auf, ging zu ihnen, drückte jedem eine Gabel ind die Hand und sagte: "Bei uns isst man mit Messer und Gabel". Die beiden waren perplex - und setzten sich.