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THEMA:   Weihnachts-Mitteilungen

 38 Antwort(en).

Literaturfreund begann die Diskussion am 19.12.05 (08:58) :

Ich sammle gerne - gezielte oder vermeintliche christliche Zeugnisse zu wichtigen historischen oder mythischen Themen; aktuell eben zu Advent oder Weihnachten.
Heute Morgen hörte ich im wdr 3 einen Text aus der Reihe "Kiche im wdr", der sich weiterzuschenken lohnt:

Hans Dieter Osenberg:
Weihnachten - was ist das?

Letzte Woche vor Weihnachten. Der Einkaufsmarathon kommt auf den Höhepunkt. Mistelzweige und Plätzchenduft. Weihnachtslieder und Lichterketten. Spendenrummel und Vereinsfeiern.

Ich stelle mir einmal vor, man könnte alles, was sich bei uns für diese Wochen so angesammelt hat, abschminken. Ablösen wie mehrere dicke Farbschichten von einer alten Wand. Was käme dann zum Vorschein? Was bleibt, wenn man sogar einmal absieht vom Glauben?

Es bleibt ein Ereignis, das gewiss Mühe hätte, überhaupt in die Schlagzeilen der Presse oder des Fernsehens zu geraten:

In einem römisch besetzten Land des Vorderen Orients wird ein Junge geboren. Ein kleiner Jude. Wo? Weiß man nicht genau. In Nazareth, in Bethlehem? Auf jeden Fall in einem kleinen Provinznest. Wann? Weiß man auch nicht so genau. Irgendwann zwei oder drei Jahre vor oder nach dem Beginn unserer Zeitrechnung.

Das Kind wächst heran, und der junge Mann, der schließlich daraus geworden ist, lässt sich in einer jüdischen Sondergemeinschaft taufen. Abseits des Tempels, in freier Natur. Er sammelt ein Dutzend Männer und Frauen um sich und zieht mit ihnen durchs Land. Mutter und Geschwister verstehen ihn nicht, halten ihn für überspannt.

Sein Auftreten ist bescheiden. Aber Asket ist er nicht. Er isst und trinkt gern und ist nicht wählerisch, was seine Gesellschaft angeht. Die von anderen Gemiedenen ziehen ihn am meisten an. Kranke befreit er von Dämonen. Aber was viele von ihm erwarten - nämlich einen politischen Umsturz im Land herbeizuführen - daran denkt er nicht. Seine Reden in knappen, bilderreichen Worten hält er in einer jüdischen Dialektsprache. Er fühlt sich zwar in seiner Religion zu Hause, aber von frommen Leistungen, mit denen man sich brüstet, hält er gar nichts.

Deshalb und weil er auch noch mit anderen öffentlich geäußerten Meinungen Unruhe stiftet, lauert man ihm auf. Er wird verhaftet. Seine Sympathisanten lassen ihn im Stich. Nach einem Prozess, den man im einzelnen nicht mehr aufklären kann, wird er von den Besatzern des Landes hingerichtet. An einem wieder nicht genau gesicherten Datum. Aber seine Freunde sagen drei Tage später, er lebe, ohne dass man es beweisen kann.

Wie gesagt, wenn man das ganze weihnachtliche Lametta einmal weg lässt, bleibt dieser nackte Lebenslauf. Zweitausend Jahre und drei Flugstunden von hier entfernt.

Und nur der Glaube verbindet mit diesem Leben, das höchstens ein bis zwei Jahre ein öffentliches Leben war, - nur der Glaube verbindet mit diesem Leben Gott.

Ich wollte es nur noch einmal sagen. Es könnte ja sein, dass manche nicht mehr so genau wissen, warum sie sich diese Woche ins Getümmel begeben und warum aus den Lautsprechern der Kaufhäuser ein Liederteppich über uns ausgebreitet wird. Und dann könnte es sich ja vielleicht sogar ereignen, dass einzelne für sich ganz andere, ganz neue Folgen ziehen aus diesem Leben zwischen Mittelmeer und Jordan. Andere Folgen, als die Reichen jedes Jahr zu Weihnachten immer nur noch reicher zu machen.
*
https://www.kirchezumhoeren.de
*
URL.: ...Kirche im Radio als Quotenkiller:

Internet-Tipp: https://www.ibka.org/artikel/rundbriefe00/prediger.jpg


 Marina antwortete am 19.12.05 (10:20):

Danke für diesen Text, Literaturfreund. Er gefällt mir sehr gut, weil er nicht so kitschig-sentimental ist. Und er ist trotz der christlichen Botschaft in keiner Weise missionarisch oder pathetisch oder aufdringlich. Ich glaube, dass er selbst denen, die keine Christen sind, etwas geben kann.


 wanda antwortete am 20.12.05 (07:52):

Adventskalender aus der Internetkirche St. Bonifatius in Funcity.de - online lesen: www.kirche.funcity.de

hier bekomme ich jeden Morgen etwas zum "Aufwärmen"


 Enigma antwortete am 20.12.05 (08:45):

Ja, mir gefallen die Texte auch, und ich höre die Sendung auch oft.
Der nachfolgende Beitrag kommt zwar erst am 21.12., aber man kann ja die Texte schon vorher abrufen.
Aber "anhören" werde ich ihn auch noch.

"21.12.05, 7.50 Uhr, Hans Dieter Osenberg


Musik - der Weg zu Gott

Zum Lob Gottes werden wir einmal keine Orgeln mehr benötigen. Auch renommierte Chöre und Vokalsolisten oder berühmte Orchester werden dazu nicht mehr gebraucht. Stereoanlagen

DVD-Player, die den Lobgesang Marias von Heinrich Schütz oder das Halleluja aus Händels Messias vervielfältigen, werden ihre Zeit gehabt haben.

Ein merkwürdiger Redeanfang, werden Sie denken. Jetzt, ausgerechnet jetzt, wo Kirchen und Konzertsäle von Weihnachtsmusik schon rundum singen und klingen und die Plakatwände alle möglichen Kostbarkeiten der Musikliteratur anzeigen.

Aber wenn wir einem adventlichen Text des Propheten Jesaja folgen, dann speist sich das Lob Gottes einmal aus ganz anderen Quellen:

Da sind Wüsten und Elendsgebiete der Erde ein einziger Klangkörper und Resonanzboden für das Gloria. Blinde Augen und taube Ohren werden geöffnet und lösen Jubel aus. Sprachlose stimmen Lieder an und Gelähmte tanzen. Verdorrtes Land verwandelt sich in ein Blütenmeer und Schmerzensschreie in fröhlichen Gesang.

So real und bodenständig ist das, was christlicher Glaube von der Zukunft erwartet. So hautnah ist das, was er "Erlösung" nennt. Was immer Komponisten und Instrumente an Harmonie hervorbringen können, es ist letztlich auf dieses Ziel ausgerichtet. Auf ein Ziel also, wo sich jedes Instrument überflüssig macht, weil das ganze Leben eine einzige Harmonie ist. Zwischen den Menschen und Gott. Zwischen Mensch und Tier. Zwischen Mensch und Natur. Kein Missklang, nirgends. Darunter, unter diesem Ziel, tut es der Glaube nicht.

Und alles, was in diesen Tagen erklingt, vom schlichten Kinderweihnachtslied bis zum strahlenden Eingangschor "Jauchzet, frohlocket" des Bach'schen Weihnachtsoratoriums, wäre ohne Sinn - wenn wir nicht letztlich auf die Gemeinschaft der Erlösten hofften. Auf die Wiederaufrichtung der Elenden. Auf die Resozialisierung der Einsamen und Depressiven. Auf die Ausrottung der Sucht. Auf des Ende von Gebrechen und Siechtum.

Wirklich, zum Jubeln und Frohlocken werden wir einmal keine Instrumente und Chöre mehr benötigen. Aber noch - noch brauchen wir sie! Dringend sogar. Weil sie uns einen Vorgeschmack der endzeitlichen Harmonie ins Ohr bringen. Weil das Wort allein die Erlösung, die uns versprochen ist, nicht fassen kann. Weil Musik, wie wir bezeichnenderweise sagen, "ins Blut geht". Weil Töne die Seele oft eher erreichen, als Predigten. Weil unter den Händen aller, die ein Instrument spielen und unter dem Atem aller, die singen, sich Heilungen vollziehen. Heilungen, die weder Medikamente noch Worte erreichen konnten. Weil Musik Verkrampfungen löst und zum Weinen befreit. Weil über Musik und Wort Gott gleichsam "in beiderlei Gestalt" zu uns kommt, wie in Brot und Wein beim Abendmahl.

Ein alter jüdischer Rabbi sagte es einmal so:
"Von den himmlischen Hallen ist die Halle der Musik die unterste und kleinste. Aber wer sich Gott nähern will, braucht nur diese Halle zu betreten."

Über die Rolle der Musik, wie sie in diesem Beitrag beschrieben wird, bin ich mir für mich persönlich sicher.
:-)


 Marina antwortete am 20.12.05 (10:12):

Danke, Enigma, das war ein ganz besonders schönes Morgengeschenk und ganz in meinem Sinne, da ich selber auch zu Weihnachten wieder mit meinem Chor singen werde und die Kirchenmusik das Einzige ist, was mich in die Kirche treibt. Er hat das wirklich in wunderbaren Worten ausgedrückt, genauso empfinde ich das auch. Wer mal das Weihnachtsoratorium von Bach, den Messias von Händel, das Requiem von Brahms oder Mozart oder ähnliche Werke mitgesungen hat, weiß, was er meint. Ich empfinde seine Worte auch schon fast wie Musik, und aus dem, wie er sich ausdrückt, geht hervor, dass er selber nicht nur Theologe, sondern auch ein aktiver Musiker sein muss. Also noch einmal - danke!


 Marina antwortete am 20.12.05 (22:15):

Hier kommt eine Weihnachtsmitteilung von mir:

FÜNF BEWEISE,DASS ES DEN WEIHNACHTSMANN NICHT GEBEN KANN
Eine wissenschaftlicher Betrachtung von Peter Roetscher

Obgleich die periodisch auftretende Frage nach der Existenz des Weihnachtsmannes wohl nie gänzlich wird geklärt werden können, sollte man dieses Thema, welches die Geister der Nation gerade in der Adventszeit beschäftigt, nicht aus dem täglichen Gedankengut verbannen. Die folgenden Überlegungen sollen dem Leser helfen, sich gezielt mit dem Thema auseinanderzusetzen ...
1) Keine bekannte Spezies der Gattung Rentier kann fliegen. Aber es gibt 300.000 Spezies von lebenden Organismen, die noch klassifiziert werden müssen, und obwohl es sich dabei hauptsächlich um Insekten und Bakterien handelt, schließt dies nicht mit letzter Sicherheit die Möglichkeit einer der Existenz bisher unbeschriebener fliegender Rentiere aus, die nur der Weihnachtsmann bisher gesehen hat.
2) Es gibt 2 Milliarden Kinder (Menschen unter 18 Jahren) auf der Welt. Aber da der Weihnachtsmann (scheinbar) keine Moslems, Hindu, Juden und Buddhisten beliefert, reduziert sich seine Arbeit auf etwa 15% der Gesamtzahl - 378 Millionen Kinder (laut Volkszählungsbüro). Bei der durchschnittlichen Kinderzahl von 3,5 pro Haushalt ergibt das 91,8 Millionen Häuser. Wir nehmen an, daß in jedem Haus mindestens ein braves Kind lebt.
3) Der Weihnachtsmann hat einen 31-Stunden-Weihnachtstag, bedingt durch die verschiedenen Zeitzonen, wenn er von Osten nach Westen reist, (was logisch erscheint). Damit ergeben sich 822,6 Besuche pro Sekunde. Somit hat der Weihnachtsmann für jeden christlichen Haushalt mit braven Kindern 1/1000 Sekunde Zeit für seine Arbeit: Parken, aus dem Schlitten springen, den Schornstein runterklettern, die Socken füllen, die übrigen Geschenke unter dem Weihnachtsbaum verteilen, alle übriggebliebenen Reste des Weihnachtsessens vertilgen, den Schornstein wieder raufklettern, und zum nächsten Haus fliegen.


 Marina antwortete am 20.12.05 (22:17):

Fortsetzung:

Angenommen, daß jeder dieser 91,8 Millionen Stops gleichmäßig auf die ganze Erde verteilt ist (was natürlich, wie wir wissen, nicht stimmt, aber als Berechnungsgrundlage akzeptieren wir dies), erhalten wir nunmehr 1,3 km Entfernung von Haushalt zu Haushalt, eine Gesamtentfernung von 120,8 Millionen km, nicht mitgerechnet die Unterbrechungen für das, was jeder von uns mindestens einmal in 31 Stunden tun muß, plus Essen usw. Das bedeutet, daß der Schlitten des Weihnachtsmannes mit 1040 km pro Sekunde fliegt, also der 3000fachen Schallgeschwindigkeit. Zum Vergleich: das schnellste von Menschen gebaute Fahrzeug, der Ulysses Space Probe, fährt mit lächerlichen 43,8 km pro Sekunde. Auch wenn der Name "Rentier" hier und da für Verwirrung sorgen mag, ein gewöhnliches, handelsübliche Rentier schafft höchstens 24 km pro STUNDE.
4) Die Ladung des Schlittens führt zu einem weiteren interessanten Effekt: angenommen, jedes Kind bekommt nicht mehr als ein mittelgroßes Lego-Set (etwa 1 kg), dann hat der Schlitten ein Gewicht von 378.000 Tonnen geladen, nicht gerechnet den Weihnachtsmann, der übereinstimmend als übergewichtig beschrieben wird. Ein gewöhnliches Rentier kann nicht mehr als 175 kg ziehen. Selbst bei der Annahme, daß ein "fliegendes Rentier" (siehe Punkt 1) das zehnfache des normalen Gewichtes ziehen könnte, braucht man für den Schlitten nicht acht oder vielleicht neun Rentiere. Man braucht 216.000 Rentiere. Das erhöht das Gewicht - den Schlitten selbst noch nicht einmal eingerechnet - auf 410.400 Tonnen. Nochmals zum Vergleich: das ist mehr als das Vierfache des Gewichtes der Queen Elizabeth.
5) 410.400 Tonnen bei einer Geschwindigkeit von 1040 km/s erzeugt einen ungeheuren Luftwiderstand - dadurch werden die Rentiere aufgeheizt, etwa so wie ein Raumschiff, das wieder in die Erdatmosphäre eintritt. Das vorderste Paar Rentiere muß dadurch 16,6 Trillionen Joule Energie absorbieren. Pro Sekunde. Jedes. Anders ausgedrückt: sie werden praktisch augenblicklich in Flammen aufgehen, das nächste Paar Rentiere wird dem Luftwiderstand preisgegeben, und es wird ein ohrenbetäubender Knall erzeugt. Das gesamte Team von Rentieren wird innerhalb von 5 Tausendstel Sekunden vaporisiert. Der Weihnachtsmann wird währenddessen einer Beschleunigung von der Größe der 17.500fachen Erdbeschleunigung ausgesetzt. Ein 120 kg schwerer Weihnachtsmann (was der Beschreibung nach lächerlich wenig sein muß) würde an das Ende seines Schlittens genagelt - mit einer Kraft von 20,6 Millionen Newton.
Damit kommen wir zu dem Schluß ...
Wenn der Weihnachtsmann irgendwann einmal die Geschenke gebracht haben sollte, hat er das nicht überlebt.

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/IXdF1CCPB


 Marina antwortete am 20.12.05 (22:22):

Entschuldigung, jetzt sehe ich gerade, dass die Geschichte wohl so ungefähr die gleiche ist wie die von Wanda eingestellte unter "Advent". Die hatte ich noch nicht so genau gelesen. :-) Da hat wohl einer abgekupfert, kann das sein? :-)


 pilli antwortete am 21.12.05 (07:37):

oh bitte Marina :-)

sieh es wanda nach, wenn sie das nennen der autoren nicht so wichtig findet; das procedere copyright ist so manchem der user fremd; sicherlich wollte sich wanda nicht mit fremden federn schmücken!

:-)

eine angenehme zeit für dich!


 wanda antwortete am 21.12.05 (07:46):

nee, abgekupfert, das wäre nicht mein Stil. Diese kleine Geschichte wurde mir zugeschickt, war kein Verfasser genannt. Wenn ich einen Verfasser habe, für alles was ich hier einstelle, dann nenne ich den auch.
Wenn es von mir ist, schreibe ich das auch, aber unter einen anderen Namen.


 wanda antwortete am 21.12.05 (07:51):

Es gibt Momente

da wünschte ich,

ich wäre Sonnenstrahlen für dich
Sonnenstrahlen, die deine Hände wärmen
deine Tränen trocknen;

Sonnenstrahlen, die dich an der Nase kitzeln
und dich zum Lachen bringen
Sonnenstrahlen, die deine dunklen Winkel
in deinem Innern erleuchten
deinen Alltag in helles Licht tauchen
die Eisberge um dich zum Schmelzen bringen.

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Und plötzlich bist Du da.
Unerwartet.
Ungeplant.

Erfüllst mich mit unglaublicher Freude
Trägst mich mit Deiner unendlichen Liebe
Überwältigst mich mit Deiner spürbaren Nähe

So stehe ich staunend vor Dir
In dem Augenblick,
wo sich Himmel und Erde zärtlich berühren.


Teresa Schubert


 Marina antwortete am 21.12.05 (09:20):

Wanda, sei mir nicht böse, ich meinte nicht Dich mit dem "abgekupfert". Das war mir klar, dass du die Geschichte irgendwo her haben musstest. Ich meinte denjenigen, der sie ins Netz gestellt und leicht verändert haben muss.

DAS WEIHNACHTSFEST WAR NAHE
Eine Geschichte von Marie von Ebner-Eschenbach

Das Weihnachtsfest war nahe, wir konnten die Tage bis zum 24. Dezember schon an den Fingern abzählen, als sich etwas begab, das uns in die größte Aufregung versetzte. Vor unsern Nasen gleichsam verschwanden unsere Puppen. Auf einmal waren alle fort. Eine vollständige Puppenauswanderung hatte stattgefunden.
Das Bett, in das Fritzi gestern noch ihre älteste Tochter, die große Christine, schlafen gelegt hatte - leer. Die Angehörigen Christines hinweggefegt, als ob sie nie dagewesen wären. Meine blonde Fanchette, die freilich von der Blondheit nur noch den Ruf besaß - denn keine geduldige Friseurin war ich -‚ ebenfalls unauffindbar. Wir kramten vergeblich nach ihr in unseren Laden, durchforschten alle Schränke und Winkel. Wir liefen ins Kinderzimmer und klagten die armen kleinen Brüder des Raubes unserer Puppen an.
Daß wir auch im vorigen Jahr kurze Zeit vor Weihnachten den selben Jammer erlebt und dann unter dem Christbaum ebenso viele Puppen, als wir vermißt hatten, mit glänzend lackierten Gesichtern, reichem Gelock und schön gekleidet sitzen sahen, fiel uns nicht ein. O wir waren dumme Kinder! Ich glaube nicht, daß es heutzutage noch so dumme Kinder gibt.


 schorsch antwortete am 21.12.05 (09:30):

Schon gewusst, dass...

....der Weihnachtsmann nur die (noch) naiven Kinderchen besucht?

....


 schorsch antwortete am 21.12.05 (09:31):

....es Erwachsene gibt, die noch an den Weihnachtsmann glauben?

....


 mart antwortete am 21.12.05 (10:22):

<<nicht jeden beitrag liebster schorsch :-)

nach schwachpunkten durchforsten!<


 Enigma antwortete am 21.12.05 (12:55):

Der Weihnachtsmann in der Lumpenkiste
Erwin Strittmatter

In meiner Heimat gingen am Andreastage, dem 30. November, die Ruprechte von Haus zu Haus. Die Ruprechte, das waren die Burschen des Dorfes, in Verkleidungen, wie sie die Bodenkammern und die Truhen der Altenteiler, der Großeltern, hergaben. Die rüden Burschen hatten bei diesen Dorfrundgängen nicht den Ehrgeiz, friedfertige Weihnachtsmänner zu sein. Sie drangen in die Häuser wie eine Räuberhorde, schlugen mit Birkenruten um sich, warfen Äpfel und Nüsse, auch Backobst in die Stuben und brummten wie alte Bären: »Können die Kinder beten?« Die Kinder beteten, sie beteten vor Furcht kunterbunt: »Müde bin ich, geh zur Ruh … Komm, Herr Jesu, sei unser Gast … Der Mai ist gekommen …« Lange Zeit glaubte ich, daß das Eigenschaftswort »ruppig« von Ruprecht abgeleitet wäre.
Wenn die Ruprechthorde die kleine Dorfschneiderstube meiner Mutter verließ, roch es in ihr noch lange nach verstockten Kleidungsstücken, nach Mottenpulver und reifen Äpfeln. Meine kleine Schwester und ich waren vor Furcht unter den großen Schneidertisch gekrochen. Die Tischplatte schien uns ein besserer Schutz als unsere Gebetchen zu sein, und wir wagten lange nicht hervorzukommen, noch weniger das Dörrobst und die Nüsse anzurühren.
Diese Verängstigung konnte wohl auch unsere Mutter nicht mehr mit ansehen, denn sie bestellte im nächsten Jahr die Ruprechte ab. Oh, was hatten wir für eine mächtige Mutter! Sie konnte die Ruprechte abbestellen und dafür das Christkind einladen.
Jahrsdrauf erschien bei uns also das Christkind, um die Ruppigkeit der Ruprechte auszutilgen. Das Christkind trug ein weißes Tüllkleid und ging in Ermangelung von heiligweißen Strümpfen – es war im Ersten Weltkrieg – barfuß in weißen Brautschuhen. Sein Gesicht war von einem großen Strohhut überschattet, dessen breite Krempe mit Wachswatte- Kirschen garniert war. Vom Rande der Krempe fiel dem Christkind ein weißer Tüllschleier übers Gesicht. Das HOLDE HIMMELSKIND sprach mit piepsiger Stimme und streichelte uns sogar mit seinen Brauthandschuhhänden. Als wir unsere Gebete abgerasselt hatten, wurden wir mit gelben Äpfeln beschenkt. Sie glichen den Goldparmänen, die wir als Wintervorrat auf dem Boden in einer Strohschütte liegen hatten. Das sollten Himmelsäpfel sein? Wir bedankten uns trotzdem artig mit DIENER und KNICKS, und das Christkind stakte gravitätisch auf seinen nackten Heiligenbeinen in Brautstöckelschuhen davon.
Meine Mutter war zufrieden. »Habt ihr gesehn, wie’s Christkind aussah?«
»Ja«, sagte ich, »wie Buliks Alma, wenn sie hinter einer Gardine hervorlugt.«
Buliks Alma war die etwa vierzehnjährige Tochter aus dem Nachbarhause. An diesem Abend sprachen wir nicht mehr über das Christkind.

Fortsetzung!


 Enigma antwortete am 21.12.05 (12:56):

Fortsetzung!
Vielleicht kam die Mutter wirklich nicht ohne den Weihnachtsmann aus, wenn sie sich tagsüber die nötige Ruhe in der Schneiderstube erhalten wollte. Jedenfalls erzählte sie uns nach dem mißglückten Christkindbesuch, der Weihnachtsmann habe nunmehr seine Werkstatt über dem Bodenzimmer unter dem Dach eingerichtet. Das war eine dunkle, geheimnisvolle Ecke des Häuschens, in der wir noch nie gewesen waren. Eine Treppe führte nicht unter das Dach. Eine Leiter war nicht vorhanden. Die Mutter wußte geheimnisvoll zu berichten, wie sehr der Weihnachtsmann dort oben nachts, wenn wir schliefen, arbeitete, sodaß uns das Herumtollen und Plappern vergingen, weil sich der Weihnachtsmann bei Tage ausruhen und schlafen mußte.
Eines Abends vor dem Schlafengehn hörten wir den Weihnachtsmann auch wirklich in seiner Werkstatt scharwerken, und die Mutter war sicher dankbar gegen den Wind, der ihr beim Märchenmachen half.
»Soll der Weihnachtsmann Tag für Tag schlafen und Nacht für Nacht arbeiten, ohne zu essen?«
Diese Frage stellte ich hartnäckig.
»Wenn ihr artig seid, ißt er vielleicht einen Teller Mittagessen von euch«, entschied die Mutter.
Also erhielt der Weihnachtsmann am nächsten Tage einen Teller Mittagessen. Mutter riet uns, den Teller an der Tür des Bodenstübchens abzustellen. Ich gab meinen Patenlöffel dazu. Sollte der Weihnachtsmann mit den Fingern essen?
Bald hörten wir unten in der Schneiderstube, wie der Löffel im Teller klirrte. Oh, was hätten wir dafür gegeben, den Weihnachtsmann essen sehen zu dürfen! Allein, die gute Mutter warnte uns, den alten wunderlichen Mann zu vergrämen, und wir gehorchten.
Von nun an wurde der Weihnachtsmann täglich von uns beköstigt. Wir wunderten uns, daß Teller und Löffel, wenn wir sie am späten Nachmittag vom Boden holten, blink und blank waren, als wären sie durch den Abwasch gegangen. Der Weihnachtsmann war demnach ein reinlicher Gesell, und wir bemühten uns, ihm nachzueifern. Wir schabten und kratzten nach den Mahlzeiten unsere Teller aus, und dennoch waren sie nicht so sauber wie der Teller des HEILIGEN MANNES auf dem Dachboden.
Nach dem Mittagessen hatte ich als Ältester, um meine Mutter in der nähfädelreichen Vorweihnachtszeit zu entlasten, das wenige Geschirr zu spülen, und meine Schwester trocknete es ab. Da der Weihnachtsmann sein Eßgeschirr in blitzblankem Zustande zurücklieferte, versuchte ich, ihm auch das Abwaschen unseres Mittagsgeschirrs zu übertragen. Es glückte. Ich ließ den Weihnachtsmann für mich abwaschen, und meine Schwester war nicht böse, wenn sie die zerbrechlichen Teller nicht abzutrocknen brauchte.

Fortsetzung!


 Enigma antwortete am 21.12.05 (12:58):

Fortsetzung!

War’s Forscherdrang, der mich zwackte, war’s, um mich bei dem Alten auf dem Dachboden beliebt zu machen, ich begann ihm außerdem auf eigene Faust meine Aufwartungen zu machen.
Bald wußte ich, was ein Weihnachtsmann gern aß: Von einem Rest Frühstücksbrot, den ich ihm hinaufgetragen hatte, aß er nur die Margarine herunter. Der Großvater schenkte mir ein Zuckerstück, eine rare Sache in jener Zeit. Ich brachte das Naschwerk dem Weihnachtsmann. Er verschmähte es. Oder mochte er es nur nicht, weil ich es schon angeknabbert hatte? Auch einen Apfel ließ er liegen, aber eine Maus aß er. Dabei hatte ich ihm die tote Maus nur in der Hoffnung hingelegt, er würde sie wieder lebendig machen; hatte er nicht im Vorjahr einen neuen Schweif an mein altes Holzpferd wachsen lassen?
So, so, der Weihnachtsmann aß also Mäuse! Vielleicht würde er sich auch über Heringsköpfe freuen. Ich legte drei Heringsköpfe vor die Tür der Bodenstube, und da mein Großvater zu Besuch war, hatte ich sogar den Mut, mich hinter der Lumpenkiste zu verstecken, um den Weihnachtsmann bei seiner Heringskopfmahlzeit zu belauschen. Mein Herz pochte in den Ohren. Lange brauchte ich nicht zu warten, denn aus der Lumpenkiste sprang – mur, marau – unsere schwarzbunte Katze.
Ich schwieg über meine Entdeckung und ließ fortan meine Schwester den Teller Mittagessen allein auf den Boden bringen.
Bis zum Frühling bewahrte ich mein Geheimnis, aber als in der Lumpenkiste im Mai, da vor der Haustür der Birnbaum blühte, vier Kätzchen umherkrabbelten, teilte ich meiner Mutter dieses häusliche Ereignis so mit: »Mutter, Mutter, der Weihnachtsmann hat Junge!«

Internet-Tipp: https://de.wikipedia.org/wiki/Erwin_Strittmatter


 wanda antwortete am 22.12.05 (07:48):

Advent - das ist Bahnhof

Ja, Sie lesen vollkommen richtig. Advent hat was mit Bahnhof zu tun. Und falls sie in diesen Tagen eine halbe Stunde Zeit übrig haben, dann gehen Sie einfach mal zu einem Bahnhof- und schauen und hören sie hin:
Menschen, die warten- dass ein Zug ankommt, ein Zug abfährt, manche ungeduldig, andere ganz gelassen.
Da steht einer, der sich auf das Wiedersehen mit einem Freund freut; eine andere, müde und abgeschafft, will nur noch heim. Da wird Abschied genommen- und willkommen geheißen. Da bricht einer einer auf, und da kommt eine an.
Das ist Advent.
Warten. Ungeduldig oder gelassen- je nach Typ. Aber warten.

Auf die Abfahrt des Zuges- oder auf die Ankunft. Aber warten.

Ankommen oder abfahren.

Advent heißt: Da kommt was. Da ist uns was zugesagt. Da wird was geschehen.

Advent heißt: Die Sehnsucht wachsen lassen- die Sehnsucht, aufzubrechen,und die Sehnsucht anzukommen.
Ja Sehnsucht kann wehtun.Das ist Advent. Warten, hoffen, vertrauen.
Sehnsucht muss wehtun.
Wie sonst soll ich die Kraft bekommen,in meinem Leben etwas zu ändern?

Andrea Schwarz


 schorsch antwortete am 22.12.05 (09:30):

Advent ist auch, mich bewusst werden, dass mein restlicher Lebensweg bildlich gesehen etwa der Zeitspanne zwischen Weihnachten und Jahresende entspricht.....


 Literaturfreund antwortete am 22.12.05 (10:11):

Und nach dem "Altjahrsabend" kommt doch das Frühjahr...!
Das hast du doch noch nicht vergessen - schorsch!

*
...sich mal kurz "linken" lassen..!

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/aZ9lPoRsj


 Literaturfreund antwortete am 22.12.05 (10:12):

Weihnachten,
hinter dem satirischen Türchen im Adventskalender:

„Denkt Euch, ich habe das Christkind gesehn
es kam aus der Kneipe, es konnte kaum stehn.
Auf Geschenke braucht Ihr nicht zu hoffen;
es hat das ganze Geld versoffen.
Es wankte hin zum Tannenwald,
es hatte den Arsch voll Hannen Alt.
Gestern hab ich es wieder getroffen:
denkt nur, es war schon wieder besoffen!“

**

Von der Seite des „X-man“:

Internet-Tipp: https://www.weihnachtshasser.de/x-mas.html


 Literaturfreund antwortete am 22.12.05 (10:16):

Zum heutigen Tag von der Seite "kirchezumhoeren", von Hans Dieter Osenberg:

Die Gottesherrschaft wie ein Kind empfangen

In Ordnung war die Welt vor zweitausend Jahren wahrhaftig nicht. Genau so wenig wie heute. Der König Herodes lässt immerhin drei eigene Söhne töten und innerhalb von

nur fünfzig Jahren werden drei römische Kaiser ermordet.
Da hätte es eigentlich eines ausgewachsenen Menschen mit besonderem politischen Geschick und Verstand bedurft, um Recht und Gerechtigkeit herzustellen.
Aber es kam ein Kind!
Das Kennzeichen für die Hirten auf den Feldern von Bethlehem:

"Ihr werdet ein Kind finden." Gewiss, Jesus bleibt kein Kind. Er wird erwachsen und macht ja auch erst dann von sich reden. Aber von der neuen Gottesherrschaft, die er bringt, sagt er: Man kann sie nur wie ein Kind empfangen oder überhaupt nicht.

Wie ein Kind. Ein Kind hat etwas Entwaffnendes. Denken Sie nur an das Märchen "Des Kaisers neue Kleider". Da starren die Menschen auf einen Kaiser in Unterhosen und wagen nicht zu sagen, was sie sehen. Weil Scharlatane ihnen eingetrichtert haben, der Kaiser trüge die kostbarsten Gewänder. Bis ein Kind ungeniert ruft: "Aber er hat ja gar nichts an!"

Kinder haben etwas Entwaffnendes. Auch unter uns stolzieren Herrschaften in eingebildeten Kleidern herum. Sie tragen ihr politisches oder wirtschaftliches Glaubensbekenntnis wie einen Hermelin oder ihre unbeugsamen moralischen Grundsätze wie eine Stola. Sie wandern damit von einer Talkshow in die andere, und alle sind wie hypnotisiert. Wer verhilft uns zu dem entwaffnenden Schrei des Kindes: Aber ihr habt ja gar nichts an!?

Ein Kind hat etwas Entwaffnendes. Aber auch - wenn man es ihm nicht ausgetrieben hat - ein unverletztes Selbstvertrauen. "Die Großen", schreibt eine Neunjährige, "können nicht Seilhüpfen und Indianer spielen. Ich bin froh, dass ich ich bin." Wenn man das doch könnte: Richtig einschätzen, was man kann und was man nicht kann, und dann mit dem Eigenen froh und spielerisch umgehen, ohne Neid gegenüber anderen. Es gäbe dann ein paar Fanatiker weniger in der Welt.

Ein Kind, wenn wir es nicht dressieren, fragt unbefangen und rücksichtslos, weil es seine Welt begreifen will. "Ich kann nicht verstehen", schreibt ein Achtjähriger, "dass manche Leute sagen, der liebe Gott würde alles gerne tun. Bestimmt würde er nicht gerne in eine explodierende Bombe hineingeraten." Wann lassen wir in einer Welt voller Terror, Hunger und Flüchtlingen die einfachen Fragen wieder zu? Wie sie in aller Einfalt ein Kind stellt. Damit wir nicht länger unter faulen Ausreden das Elend in der Welt immer nur vergrößern.

"Das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind." Was den Hirten von Bethlehem angezeigt wird, steht uns fortwährend bevor:

Das Kind finden. Das Kind in mir, das sich gerne beschenken lässt und nicht immer alles selbst in die Hand nehmen will. Das Kind, das entwaffnend und ungeniert fragt. Das Kind, das sich nicht größer machen will, als es ist.
Wer die Gottesherrschaft nicht empfängt wie ein Kind, sagt Jesus, der wird nicht hineinkommen.


 Literaturfreund antwortete am 22.12.05 (10:24):

Die evangelische und die katholische Kirche versorgen auch EINS live beim wdr mit Kirchen-Texten:

Für heute – den Tag vor dem „23.“ - von Kerstin Hanke

Traditionen

„Junge“, sagte mein Vater, „du bist alt genug. Weihnachten machen deine Mutter ich mal endlich eine Kreuzfahrt.“
Ich war 18 und fand diese Idee ziemlich großartig.

Endlich mal keine Familienfeier. Keinen Gänseebraten, keine Geschenkorgie und keinen ordentlichen Mittelscheitel extra für Oma ziehen. … „Fahrt ihr nur. Viel Spass…!“

Den Morgen vom Heiligen Abend verbrachte ich erst mal mit ausschlafen. Die Christmas Party am Vorabend war lang, laut und lustig gewesen. Mittags stand ich dann mal auf. Der Kühlschrank - leer. Ich ignorierte den knurrenden Magen und machte es mir vor dem Fernseher gemütlich. Das komplette Bescherungsprogramm: „Wir warten aufs Christkind….“

Vier Stunden später war ich das leid. Irgendwer musste doch auch da sein und nicht alleine feiern wollen. Also rief ich sie alle an. Meine Freunde. Ingo, Carsten, Chris, Ina, Henry….“Du, keine Zeit. Ich muss zu meinen Eltern. Frohe Weihnachten.“ Kriegte ich achtmal zu hören.

Weihnachten alleine feiern ist öde. Ich packte das Geschenk aus, das meine Eltern dagelassen hatten. Dann bin ich einfach wieder in Bett gegangen. Weil ich mich unendlich leer und einsam fühlte. Auch wenn ich mir das nicht so richtig eingestehen wollte. Am nächsten Morgen um neun klingelte das Telefon:

Es war Oma. „Um 12 Uhr steht das Essen auf dem Tisch. Sei pünktlich!“ Da habe ich mir das erste Mal so richtig gerne einen Mittelscheitel gemacht. Und was begriffen. Dass manche Dinge, die nervig sind, einem schrecklich fehlen können.
*

Internet-Tipp: https://www.kirchezumhoeren.de


 Literaturfreund antwortete am 22.12.05 (10:30):

....Weihnukka...!

Ich weiß, der Begriff hat sich noch nicht durchgesetzt.
H i e r kann man sich aber mal umsehen.

Internet-Tipp: https://www.weihnukka.de


 Literaturfreund antwortete am 22.12.05 (10:33):

Weihnachten in China - das gibt's auch.

Internet-Tipp: https://www.jackiechankids.com/files/Christmas_in_China.htm


 Marina antwortete am 22.12.05 (11:01):

Jetzt hast du uns aber versorgt, Literaturfreund, fleißig, fleißig. Danke, ich werde mich all dem genüsslich widmen. :-)


 Marina antwortete am 22.12.05 (16:23):

Feiertage

Mutter ist nervös
Vater ist nervös
Kind ist nervös
Oma ist nervös

Oma ist gekommen
um Mutter zu helfen
Vater hat gesagt
sei nicht nötig gewesen

Kind steht im Weg
Mutter steht im Weg
Oma steht im Weg
Vater steht im Weg

Alle ham geschafft
mit allerletzter Kraft

Vater hat gebadet
Mutter hat gebadet
Kind hat gebadet
Oma hat gebadet

Alle ham gepackt
Und alle sind gerannt
Und schließlich hat
Der Baum gebrannt

Mutter ist gerührt
Vater ist gerührt
Kind ist gerührt
Oma ist gerührt

Und dann werden
Die Pakete aufgeschnürt

Mutter ist gekränkt
Vater ist gekränkt
Kind ist gekränkt
Oma ist gekränkt

Denn jeder hat dem anderen
Was Falsches geschenkt

Schwiegertochter kommt
Patentante kommt
Lieblingsbruder kommt
Großneffe kommt

Kuchen ist zu süß
Plätzchen sind zu süß
Marzipan ist zu süß
Und der Baum ist mies

Mutter ist beleidigt
Vater ist beleidigt
Kind ist beleidigt
Oma ist beleidigt

Friede auf Erden
Und den Menschen ein Unbehagen

Vater hats am Magen
Mutter hats am Magen
Kind hats am Magen
Oma hats am Magen

Kann nichts mehr vertragen
Nach all diesen Tagen

Mutter ist allein
Vater ist allein
Kind ist allein
Oma ist allein
Alle sind allein

Doch an Ostern
Wollen alle
In jedem Falle
Wieder zusammensein.

Hanns Dieter Hüsch


 Enigma antwortete am 22.12.05 (16:45):

Ja, wenn alle hier so schöne Geschenke machen, muss ich ja auch noch etwas schenken: :-))

Großstadt-Weihnachten ...

Nun senkt sich wieder auf die heim'schen Fluren
die Weihenacht! die Weihenacht!
Was die Mamas bepackt nach Hause fuhren,
wir kriegens jetzo freundlich dargebracht.

Der Asphalt glitscht. Kann Emil das gebrauchen?
Die Braut kramt schämig in dem Portemonnaie.
Sie schenkt ihm, teils zum Schmuck und teils zum Rauchen,
den Aschenbecher aus Emalchglase.

Das Christkind kommt! Wir jungen Leute lauschen
auf einen stillen heiligen Grammophon.
Das Christkind kommt und ist bereit zu tauschen
den Schlips, die Puppe und das Lexikohn.

Und sitzt der wackre Bürger bei den Seinen,
voll Karpfen, still im Stuhl, um halber zehn,
dann ist er mit sich selbst zufrieden und im reinen:
"Ach ja, son Christfest is doch ooch janz scheen!"

Und frohgelaunt spricht er vom 'Weihnachtswetter',
mag es nun regnen oder mag es schnein.
Jovial und schmauchend liest er seine Morgenblätter,
die trächtig sind von süßen Plauderein.

So trifft denn nur auf eitel Glück hienieden
in dieser Residenz Christkindleins Flug?
Mein Gott, sie mimen eben Weihnachtsfrieden ...
"Wir spielen alle. Wer es weiß, ist klug."

Kurt Tucholsky


 wanda antwortete am 23.12.05 (07:57):

Zeit


In einem Atemzug ist
Zukunft Gegenwart
Gegenwart Vergangenheit
Vergangenheit Geschichte.

Während die Musik der Worte erklingt,
wird der Klang, kaum daß er geboren,
eilig davon gezerrt.

Nur der, der den Herzschlag der Stille
in sich hinein nimmt,
kann sich einlassen
auf die Flüchtigkeit
von Zeit, Raum, Wort -
begreift, daß
vermeintlich leere Seiten
für das Auge unsichtbar
augenblicklich neu geschrieben werden.

Und nichts geht verloren.


 majanna antwortete am 23.12.05 (12:47):

Verbunden mit freundlichen Grüße zu den Feiertagen.


ein "Schmankerl" von Bergengruen



Werner Bergengruen

Wärst du, Kindchen, im Kaschubenlande,
Wärst du, Kindchen, doch bei uns geboren!
Sieh, du hättest nicht auf Heu gelegen,
Wärst auf Daunen weich gebettet worden.

Nimmer wärst du in den Stall gekommen,
Dicht am Ofen stünde warm dein Bettchen,
Der Herr Pfarrer käme selbst gelaufen,
Dich und deine Mutter zu verehren.

Kindchen, wie wir dich gekleidet hätten!
Müßtest eine Schaffellmütze tragen,
Blauen Mantel von Kaschubischem Tuche,
Pelzgefüttert und mit Bänderschleifen.

Hätten dir den eignen Gurt gegeben,
Rote Schuhchen für die kleinen Füße,
Fest und blank mit Nägelchen beschlagen!
Kindchen, wie wir dich gekleidet hätten!
Kindchen, wie wir dich gefüttert hätten!
Früh am Morgen weißes Brot mit Honig,
Frische Butter, wunderweiches Schmorfleisch,
Mittags Gerstengrütze, gelbe Tunke.

Gänsefleisch und Kuttelfleck mit Ingwer,
Fette Wurst und goldnen Eierkuchen,
Krug um Krug das starke Bier aus Putzig!
Kindchen, wie wir dich gefüttert hätten!

Und wie wir das Herz dir schenken wollten!
Sieh, wir wären alle fromm geworden,
Alle Kniee würden sich dir beugen,
Alle Füße Himmelswege gehen.

Niemals würde eine Scheune brennen,
Sonntags nie ein trunkner Schädel bluten, -
Wärst Du, Kindchen, im Kaschubenlande,
Wärst du, Kindchen, doch bei uns geboren!


 Marina antwortete am 23.12.05 (13:18):

Das Weihnachtsbäumlein

Es war einmal ein Tännlein,
Mit braunen Kuchenherzlein
Und Glitzergold und Äpfeln fein
Und vielen bunten Kerzlein:
Das war am Weihnachtsfest so grün,
Als fing es eben an zu blühn.

Doch nach nicht gar zu langer Zeit,
Da stand´s im Garten unten,
Und seine ganze Herrlichkeit
War, ach, dahin geschwunden.
Die grünen Nadeln war´n verdorrt,
Die Herzlein und die Kerzlein fort.

Bis eines Tags der Gärtner kam,
Den fror zu Haus im Dunkeln,
Und es in seinen Ofen nahm -
Hei! tat´s da sprühn und funkeln!
Und flammte jubelnd himmelwärts
In hundert Flämmlein an Gottes Herz.

Christian Morgenstern


 Enigma antwortete am 24.12.05 (07:43):

"Zum ersten Male
Es muß im Jahre 1912 gewesen sein, am 23. Dezember. Wir fuhren von Göttingen bis Eichenberg mit der Bahn, ein Dutzend Jungen, und wateten dann durch den hohen Schnee querfeldein auf die Burgruine Hanstein zu. Noch war sie nicht in Sicht. Wir zogen über Berg und Tal, durch Wälder, durch Schluchten und an Hängen hin. Manchmal gab es kleine Raufereien, der eine und andere wurde im Schnee herumgewälzt und mit Schnee gewaschen. Wenn das Gelände es erlaubte, gingen wir schneller und sangen. Die Sonne schien matt durch den frostigen Nebel, der über der Erde stand. Schweigend lagen die Dörfer im Tal.Wir zogen dahin, sangen und waren guten Mutes.
Jede Fahrt ein Abenteuer
Damals hatte die Jugend gerade Gefallen am Wandern gefunden. Jede Fahrt bedeutete noch ein Abenteuer. Jugendherbergen gab es noch nicht. Und wenn es sie gegeben hätte, wären wir an ihnen vorbeigegangen. Noch lag der Glanz des Neuen, ja, des Unerhörten über allen Unternehmungen. Man entdeckte die Landschaft, die Freiheit, die Lieder, die Spiele, die Tänze, die Freunde, sich selbst, die Welt, alles. Ich war damals vierzehn Jahre alt und erst wenige Wochen bei der Gruppe. Wir dachten nicht viel über das Leben nach, aber wir lebten. Gerade weil wir nicht über das Leben nachdachten, lebten wir. Wir waren ein Teil des Lebens. Ich fürchte, die klugen jungen Menschen von heute würden nicht viel von uns gehalten haben. Wir von ihnen übrigens auch nicht.
Eine bewegende Weihnachtsfeier
Um die Abenddämmerung trafen wir auf der Ruine ein. Und alsbald begann im Saal, den eine Balkendecke, verglaste Fenster und ein offener Kamin bewohnbar machten, eine bewegende und erregende Weihnachtsfeier. Für mich war sie deshalb so bewegend, weil fast alles, was geschah, unter dem glücklichen Zeichen des "Zum ersten Male" stand. Zum ersten Male sah ich einen Weihnachtsbaum, der keinen andern Schmuck als einige wenige Kerzen trug und mit seinem weit ausladenden, stark duftenden Gezweig so waldhaft, so unberührt wirkte. Zum ersten Male vernahm ich die Weihnachtsgeschichte in der Sprache des alten Heliand-Dichters. Zum ersten Male ließ die unbegreiflich süße, von Geigen und Blockflöten umjubelte Melodie des "Susani Susani" mein Innerstes erbeben. Zum ersten Male erfuhr ich, was das ist, eine Gemeinschaft. Zum ersten Male war ich nicht mehr allein. Und dann kam noch ein anderes, ein unvergeßliches "Zum ersten Male".

Fortsetzung!


 Enigma antwortete am 24.12.05 (07:45):

Fortsetzung!

Ein großes Glück ...
Ehe wir uns im aufgeschütteten Stroh schlafen legten, tastete ich mich die dunkle Stiege im Turm empor. Als ich oben ins Freie trat, flimmerte ein winterlich klarer Sternenhimmel über mir. Ich erkannte die vielen Sternbilder: den Orion, den Fuhrmann, den Großen Bären, ich erkannte Perseus, den ich vor allen andern liebte, Andromeda und Kassiopeia. Zu meinen Füßen lagen die verschneiten Bergrücken und Wälder. Dort unten im Tal strömte die Werra. Jenseits erhob sich der Ludwigstein, damals noch eine unbekannte Burg. Nahebei lagen dunkel die Häuser des Dorfes. Unmittelbar unter mir dämmerte hinter den Fenstern des Saales ein rötlicher Kerzenschein. Dort summten und sangen die Kameraden. Und da überkam mich plötzlich ein ganz tiefes Glücksgefühl. Wie traumverloren war das mattsilberne Bergland mit seinen Schatten, wie geheimnisvoll die Grenzenlosigkeit der Nacht mit den strahlenden Sternbildern! Wie abgründig das Schweigen! Wie liebte ich das alles! Wie liebte ich die Welt!
... und die Suche nach Frieden
Aber seltsamerweise brachte das Glück, das Übermaß von Glück, keinen Frieden in meine Seele, sondern Unruhe und Traurigkeit. Es war das Glück, ohne Frage. Ich glaubte sogar zu wissen, daß ich nie wieder so glücklich sein könnte wie in dieser Stunde. Und doch war es nicht genug. Es fehlte etwas. Ich zitterte vor Glück, und ich zitterte gleichzeitig vor Unzufriedenheit und Sehnsucht. Eine Ahnung überkam mich, daß nichts, was ein Mensch auf Erden erlebt, imstande ist, die Ruhelosigkeit in ihm zu stillen. Auch in ihrer schönsten Schönheit war die Welt nicht vollkommen, nicht heil, nicht tröstlich im letzten. Es gab etwas in mir, in meinem bebenden Knabenherzen, das sich über den flimmernden Glanz der Welt, über jedes Maß an irdischer Seligkeit hinaus nach einer Seligkeit und Schönheit und Wahrheit verzehrte, die ohne den Hauch der Schwermut, ohne die Gebrochenheit, ohne das Ungenügen sein sollte. In jener Nacht auf dem Turm der Burg Hanstein erfuhr ich zum ersten Male, unbestimmt nur und jungenhaft, wie es ist, wenn ein Mensch von dem Verlangen nach Gott überwältigt wird."
Manfred Hausmann (10.9.1898 - 6.8.1986)


 pilli antwortete am 24.12.05 (12:14):

kölsche weihnachtsgedanken:

Irjendjet stemmp nit.
Irgendwas stimmt nicht.

Meer hät alles parat un alles bedaach,
Wir haben alles bereit und alles bedacht,

der Baum es jeschmück för de hellije Naach.
der Baum ist geschmückt für die heilige Nacht.

Meer ödemp deef durch un denk: "Jetz es Rauh,"
Man atmet tief durch und denkt: "Jetzt ist Ruhe";

doch, irjend jet stemmp nit, dat spör ich jenau.
doch irgendwas stimmt nicht, das spüre ich genau.

Do sin och noch Minsche, die han keine Fredde,
Da sind auch noch Menschen, die haben keinen Frieden,

sin nor ungerwächs un nirjends jeledde.
sind nur unterwegs und nirgends gelitten.

Asylante, met Püt´che; se sollen erus,
Asylanten mit Kindern, sie sollen ´raus

doch wo wollen se hin? Se han kei Zohus.
doch wo sollen sie hin? Sie haben kein zuhaus.

Nobersch Moslem heelt jrad singen Rhamadan,
Nachbar Moslem hielt gerad´ seinen Rhamadan,

wo hä herkütt, vun do komen Kreechsbilder aan.
wo er herkommt, von dort kamen Kriegsbilder an.

Zweschen hillijer Naach un de hillije Woche.
Zwischen heiliger Nacht und den heiligen Wochen

laach d´r Kreech sich kapott, es de Wohrheit zerbroche.
lacht der Krieg sich kaputt, ist die Wahrheit zerbrochen.

Kalfakter met Schlips un Nodelstriefe,
Kalfaktor mit Schlips und Nadelstreifen

sät dir, wie du häss de Welt ze bejriefe.
sagt dir wie du hast die Welt zu begreifen

Rund wör se op eimohl un jlobaliseet
Rund wär sie auf einmal und globalisiert

un, meer künnt alles kaufe, och d´r Fridde op Aäd.
und, man könnt´ alles kaufen, auch den Frieden auf Erden

Dann sin do noch "Aahle", met joot 50 Joor,
Dann sind dort noch "Alte", mit gut 50 Jahren

Kapottjebrasselt, met Brell un dönn Hoor.
Kaputtgearbeitet, mit Brille und dünnem Haar

Hann vill schon jesinn em berufliche Levve;
Haben viel schon gesehn im beruflichen Leben,

die schmieß meer erus, wenn se Widderwöd jevve.
Die schmeißt man ´raus, wenn sie Widerworte geben.

E Büggelsche Euro, blänkich poleet,
Ein Beutelchen Euro, blinkend poliert

litt unger d´r Christbäum, et aale Jeld jeht.
liegt unter den Christbäumen, das alte Geld geht

Alles koss bal de Hälfte, doch d´r Luhn es och halv
Alles kostet bald die Hälfte, doch der Lohn ist auch halb

un, dr Danz bliev derselve, öm et joldene Kalv
und der Tanz bleibt der selbe, um das goldene Kalb

Doch meer feere Chreßdaach, wat soll dat dann och,
Doch wir feiern Weihnacht, was soll das dann auch,

meer hatt met Jeschenke doch Brassel jenoch.
Wir haben mit Geschenken doch Umstand genug

Meer jon en de Chreßmett, meer wollen uns Rauh,
Wir gehen in die Christmette, wir wollen unsere Ruhe

- doch, irjend jet stemmp nit, dat weis ich jenau.
- doch irgendwas stimmt nicht, das weis ich genau.

(gefunden im netz)


 Marina antwortete am 26.12.05 (19:49):

Winter

Ein weißes Feld, ein stilles Feld.
Aus veilchenblauer Wolkenwand
Hob hinten, fern am Horizont,
Sich sacht des Mondes roter Rand.

Und hob sich ganz heraus und stand
Bald eine runde Scheibe da,
In düstrer Glut. Und durch das Feld
Klang einer Krähe heisres Krah.

Gespenstisch durch die Winternacht
Der große dunkle Vogel glitt,
Und unten huschte durch den Schnee
Sein schwarzer Schatten lautlos mit.

Georg Trakl (1887-1914)


 nasti antwortete am 27.12.05 (19:22):

Hi Wanda!

Hast du recht, ich war 23-te Dezember in Bahnhof, Richtung Budapest wo viele Pannen waren. In Wien wartete ein Zug, ein serbischen Zug nach Belgrad, mit Budapest stopp.
Ich dachte, bin nach 2-ten Weltkrieg angekommen!!! Eiskalte Wagons, 3-mal gewechselte Wagons, die Menschen so viele, und so eigenartigen Schlag, mit so großen Paketen, lustig, lebensfroh, unbeschreibbar, war ich direkt in meine Kindheit versetzt. Es war trotzdem sehr interessant.
Zurück mit Germanwings Flug, Budapest-Köln, ganz anders. Zwischen 2 Welten bummeln ist auch nicht verkehrt. Die Flüge sind billiger wie die Züge.
Weihnachten auf Bahnhöfe ist für mich das Beste. Natürlich nicht gerade 24-te. Ich glaube, werde ich das auch ausprobieren.


Grüsst

Nasti


 wanda antwortete am 28.12.05 (08:55):

oh nasti - ich glaube, es ist drei Jahre her, als ich mit dem Zug am 24. unterwegs an die Ostsee war. Überall nur Omas in den Abteilen, die zu ihren Kindern fuhren. Es herrschte fürchterliches Wetter - Schneesturm - teilweise mussten die Leute aus den Fenstern heraus die Züge verlassen, weil die Türen nicht mehr aufgingen. Ich selbst musste in Uelzen über eine Stunde warten, d.h. mehrere Omas - und dann tranken wir auf diesem traumhaften Bahnhof Glühwein - nach ca. 3 Stunden Verspätung kam ich dann doch noch an. Morgen - es schneit schon wieder wie verrückt - fahre ich nach Breslau, erst Berlin-Ost, dann weiter. Am 2.1. dann wieder zurück. In den Zügen Richtung Osten ist es im Speisewagen wunderbar, alles preiswert, die Leute in bester Laune, usw. auf jeden Fall immer ein Abenteuer.... LG wanda


 schorsch antwortete am 28.12.05 (09:59):

nast, musst es unbedingt mal mit dem Zug 2996 am 23. Juli versuchen......